Weltpremiere! Oder nicht?

  • Zu den immer wieder ärgerlichen Ereignissen für einen Klassikhörer der eher unbekannten Komponisten (und wohl auch des einen oder anderen bekannten) zählen groß angekündigte Weltpremieren, welche dann keine sind oder zeitgleiche Premieren.
    Gerade eben geschehen bei der an sich hervorragenden CD Bohemian Baroque. Die Sinfonie von Vent, als Weltpremiere deklariert gab es schon 1997 auf "Mozart and his Czech friends" (Oldrich Vlcek). Auch bei der einen oder anderen LMP CD fiel dies auf (z.B. Richter. Gossec).
    Zu den unnötigen Dopplungen zählen die nahezu gleichzeitig auf Naxos und cpo erschienenen Fagott Konzerte Rosettis und die auf Chandos und cpo im selben Monat aufgenommenen Sinfonien Mysliveceks von 1772.
    Welche derartige unechte Weltpremieren sind euch untergekommen, werte Taminioaner??


    :hello:

    HERNEN

  • Ab und an finde ich bei meinen Streifzügen - am Sonnabend im Beethovenhaus - Aufnahmen vonBeethoven mit "Weltpremieren".


    Da ich nun mal Fan bin lege ich mir das zu und bin oft sehr erstaunt und erfreut über das, was aus Skizzenbüchern herausgeholt wird oder sonst irgendwo als herausgerissenes Blatt auftaucht, manchmal Schätzchen, manchmal verzichtbar.


    Ich denke, es ist legitim, Sachen zu veröffentlichen, die der Komponist verworfen hat oder nicht weiter verfolgte, weil es nicht ins aktuelle Konzept passte.


    Ich habe jedenfalls Vergnügen daran.


    Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Zitat

    Original von Stabia



    Ich denke, es ist legitim, Sachen zu veröffentlichen, die der Komponist verworfen hat oder nicht weiter verfolgte, weil es nicht ins aktuelle Konzept passte.
    :


    Fragmente haben auf jeden Fall ihre Berechtigung - Wenn auch die Bearbeitung oder Ergänzung manchmal recht unterschiedliche Ergebnisse zeitigt (siehe sinfonische Fragmente von Schubert).


    Das Problem, welches ich ansprechen wollte dreht sich eher um groß angekündigte "Weltpremieren" die dann doch schon das eine oder andere mal vorher aufgenommen wurden, wahrscheinlich wurde da schlampig recherchiert


    Grüße aus Nußdorf

    HERNEN

  • Zitat

    Original von Helge Faller
    Fragmente haben auf jeden Fall ihre Berechtigung - Wenn auch die Bearbeitung oder Ergänzung manchmal recht unterschiedliche Ergebnisse zeitigt (siehe sinfonische Fragmente von Schubert).


    Hallo,


    ich denke allerdings, dass es auf den Komponisten ankommt. Bei Schubert ist das keine Frage, dass Fragmente ihren eigenen künstlerischen Wert haben, bei Beethoven mE schon. Die Rekonstruktion der 10., die ich in meinem Regal stehen habe, ist überhaupt nicht überzeugend. Beethoven, das zeigen seine Skizzenbücher, hat in der Regel um die gültige Lösung gerungen, die Zwischen- oder halben Lösungen können einen Musikwissenschaftler interessieren, haben aber selten einen eigenen Wert. Bei all den Verlusten etwa, die die Weiterentwicklung der Leonore mit sich brachten, es gibt kein Stück im Fidelio, das man mit einer vorherigen Variante ersetzen möchte.


    Zitat

    Das Problem, welches ich ansprechen wollte dreht sich eher um groß angekündigte "Weltpremieren" die dann doch schon das eine oder andere mal vorher aufgenommen wurden, wahrscheinlich wurde da schlampig recherchiert


    Ich hatte jetzt auch den Fall mit Glucks "Il parnaso confuso". Ich fürchte fast, die Plattenkonzerne verlassen sich auf die Uninformiertheit der Käufer - die vorherige Aufnahme sollte von einem "Profi" gekannt sein. Also, nicht Schlampigkeit - Betrug!


    LG Peter