Visionäres und Prophetisches in der Musik

  • Heute morgen hörte ich die kürzlich erstandene Aufnahme der beiden Symphonien von William Walton - die zweite Symphonie war mir bekannt, die erste nur in Auszügen (die erstandene Mackerras-Aufnahme ist mir etwas zu gleißend und blechlastig).
    Beim Hören der ersten Takte der bekannt gewordenen 1. (b-moll)-Symphonie versuchte ich, meinen Eindruck von dieser Musik in Worte zu fassen. Stolz kam die Musik daher, erhaben. Aber es steckte für mein Dafürhalten mehr in der Musik - dann wußte ich es: diese Musik drückt Visionäres aus. Und IMO nicht zu wenig!


    Nun, in welcher Musik steckt für euch die Kraft des Visonären, die Gabe des Prophetischen??


    :hello:
    Wulf

  • Hallo, Wulf!


    Ganz spontan fällt mir Beethovens "Große Fuge" op. 133 ein - die Orchesterbearbeitung sollte es allerdings nicht sein.


    Beethoven hat, ohne dass er seine späte Tonsprache wirklich verleugnet hätte, ohne dass sich ein deutlicher Bruch finden würde gegenüber - sagen wir - dem Quartett, op. 131, der neunten Sinfonie, den späten Bagatellen für Klavier, rund fünfzig, siebzig Jahre Romantik übersprungen und den Anschluss an Bartok oder Webern erlaubt, ohne dass es beispielsweise der Tristan-Harmonik bedurfte.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Zitat

    Original von Wulf
    Nun, in welcher Musik steckt für euch die Kraft des Visonären, die Gabe des Prophetischen??

    ... vielleicht überall dort, wo ein Komponist Visionen oder Prophezeiungen vertont?

  • Hallo zusammen!


    Manche wird das befremden, was ich jetzt schreibe, aber für mich steckt sehr viel Visionäres und Prophetisches in der Musik Gesualdos. Er nimmt z.B. in seinen Madrigalen sehr vieles vorweg, was erst später in die Musik einfließt, und hat für seine Zeit absolut kühne Harmonik. Ich bin keine Musikschaffende, aber ich höre in seiner Musik so viel Zukünftiges wie kaum bei anderen Komponisten.