• Mit erstaunen stelle ich fest, dass der sympathische Sänger - heuer 60 geworden - noch keinen eigenen Thread hat.


    Nachdem ich neulich im Konzerthaus den amüsanten Liederabend mit dem Thema "Wein, Weib und Wachau" genoss, in dem Robert Holl gemeinsam mit einigen anderen Sängern sowie David Lutz und Midori Ortner am Klavier seine zweite Heimat (oder sogar "erste" Heimat) in Liedern von Schubert u. a. besang, bestellte ich mir jetzt endlich die "Sonderedition Robert Holl" von Preiser Records (9 CDs).



    «Wein, Weib und Wachau» (Liederabend im Konzerthaus, 16.10.2007)
    "Heitere Quartette und Terzette von Franz Schubert sowie Lieder vom Wein und der Wachau aufgezeichnet und bearbeitet von Robert Holl"

    Franz Schubert
    Cantate zum Geburtstag des Sängers Johann Michael Vogl D 666 (1819)
    Die Advokaten D 37 (1812)
    Der Hochzeitsbraten D 930 (1827)
    Ständchen D 920 (1. Fassung)
    Trinklied D 356 «Funkelnd im Becher» (1816)
    Trinklied D 148 «Brüder, unser Erdenwallen» (1815)

    Lieder vom Wein und der Wachau, aufgezeichnet und bearbeitet von Robert Holl

    Ernst Schandl: Mein Donautal

    Karl Viktor Ludwig: Wachauer Weinlied

    Ernst Schandl: An der Donau; Wachau, du Träumerin

    Rudolf Süß: Wachaulied; Daheim am Donaustrand

    Franz Schubert
    Trinklied D 267 «Auf! jeder sei nun froh» (1815)
    Trinklied D 183 «Ihr Freunde und du gold'ner Wein» (1815)
    Trinklied D 75 «Freunde, sammlt euch im Kreise» (1813)
    Licht und Liebe D 352 «Nachtgesang» (1816 ?)
    Cantate zur Feier der Genesung von Fräulein Irene von Kiesewetter D 936

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Neben dem hervorragenden Lied- und Oratorieninterpreten Robert Holl sollte man auch dem Opernsänger die gebührende Referenz erweisen.


    Hier zeigt Holl nämlich ein - deutlich vom Liedgeang beeinflusstes - Einfühlungsvermögen und eine Textbezogenheit unter Auslassung jeglicher zirkushafter Attitüde, die ihresgleichen sucht. Besonders beeindruckt hat mich sein "König Marke" - kein donnernder Machtmensch sondern eine verzeifelte, beinahe schwache, Figur, tief getroffen von einem Treuebruch, den er nicht einmal ansatzweise zu begreifen vermag.
    Eine ungewohnte Darstellung, jedoch ungemein überzeugend dargeboten und keineswegs im Widerspruch zum Text.


    Leider hat insbesondere das Wagner-Publikum in Wien wenig Interesse an reflektiert singenden(!) Bässen sondern hängt Publikumslieblingen im Spätherbst ihrer Karriere an, die ihre Rollen überwiegend nur noch brüllen (etwa K.R.).

  • Was Robert Holl als Opernsänger betrifft, kann ich Martello nur unterstützen. Als Wagnersänger hat er seine Meriten, auf meiner "Holländer"-Aufnahme uner Barenboim (Berlin 2001) singt er den Daland sehr ordentlich. Als Hans Sachs in Bayreuth 1999 habe ich ihn auf Video, und auch 2001 und 2002 hatte er - ich habe es nicht gesehen, nur im Radio gehört - eine gute Figur gemacht, und als Gurnemanz in der "Parsifal"-Inszenierung von Christoph Schlingensief in den Jahren 2004 und 2005 waren, soweit ich gelesen habe, auch die Kritiken recht ordentlich!


    Dass das Wiener Publikum das nicht zu schätzen weiß, verwundert mich eigentlich (er lebt doch schon lange in Österreich und hat die Musikfestspiel auf Schloß Grafeneck ins Leben gerufen).

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Anläßlich des - etwas aus dem Ruder gelaufenen - Threads über Schuberts "Winterreise" habe ich mir ein paar meiner Aufnahmen angehört. Dabei ist mir diese Einspielung mit Robert Holl positiv aufgefallen:



    Das ist eine von mindestens 3 Aufnahmen, die Robert Holl im Laufe seiner Karriere gemacht hat.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • So unbestritten der Lied- und Oratoriensänger Robert Holl ist, am Opernsänger scheiden sich die Geister. Obwohl ich zugebe, dass er mir in der letzten Zeit in diesem Metier besser zu gefallen beginnt. Ich habe ihn einige Male auf der Opernbühne erlebt, aber wirklich begeistert hat er mich nicht. Das beste, was ich zu diesen Auftritten sagen kann, ist, er hat nicht gestört. Seinen Sachs in Bayreuth habe nur im Radio gehört, der hat mir allerdings recht gut gefallen.


    Was mich bei Holl verwundert, ist, dass er den umgekehrten Weg gegangen ist. Er begann seine Karriere als Konzertsänger - ich habe wunderbare Liederabende und Orchesterkonzerte mit ihm gehört - und machte erst relativ spät auf der Opernbühne Karriere. Üblich ist doch eher der andere Weg - erst erfolgreich in der Oper und dann die ersten Versuche als Liedsänger (obwohl jede Ausnahme die Regel bestätigt).


    viele Grüße
    Michael 2

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  • Zitat von brunello

    So unbestritten der Lied- und Oratoriensänger Robert Holl ist, am Opernsänger scheiden sich die Geister.


    Kannst du bitte konkretisieren, inwiefern sich am Opernsänger die Geister scheiden?

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Robert Holls Sachs von 2002 (Bayreuth) ist wirklich nicht schlecht, sogar gut. M. E. erreicht er die Spitzenvertreter in der Rolle aber nicht ganz. Etwas nasal klang er schon damals. Wie das heute ist, weiß ich nicht.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Holl gab bei den heurigen Bayreuther Festspielen m. E. einen recht respektablen König Marke.


    Wie empfandet ihr ihn?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Melot,
    ich teile Dein Erstaunen, dass Robert Holl in diesem Forum nicht mehr Präsenz hat.
    Ja, er ist 60 geworden, ich darf das wie folgt präzisieren:


    Das Programmheft der Schubertiade 2006/2007 weist folgenden Eintrag aus:


    ROBERT HOLL
    Samstag, 10. März 2007
    Markus-Sittikus-Saal
    Franz Schubert
    (Anlässlich des 60. Geburtstages von Robert Holl an diesem Tag)


    Robert Holl ist ein ausgezeichneter Lied-Sänger, ich möchte das ausdrücklich bestätigen!


    In den letzten Jahren konnte ich ihn öfter live bei der Schubertiade in Schwarzenberg erleben; es sind immer Sternstunden des Liedgesangs.
    Gerade im Bereich des Lied-Gesangs bietet Robert Holl eine reichhaltige Fülle von CD-Aufnahmen an, eine wahre Fundgrube in diesem Genre.


    Wer sich dafür interessiert, findet eine recht gut aufgemachte Homepage mit vielen interessanten Details.

  • Zitat

    Original von hart
    Robert Holl ist ein ausgezeichneter Lied-Sänger, ich möchte das ausdrücklich bestätigen!


    Holls Interpretation der "Winterreise" ist u.a. auf dieser sehr preiswerten Box zu finden:



    Bei der sehr großen Konkurrenz von Fi-Di, Quasthoff, Prey u.a. hat mich Holl durchaus positiv überrascht.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Zitat

    Original von Harald Kral
    (er lebt doch schon lange in Österreich und hat die Musikfestspiele auf Schloß Grafeneck ins Leben gerufen).


    Dachte Grafenegg macht Rudolf Buchbinder?

  • Am 17. April ist Robert Holl, der eigentlich mit den Wiener Philharmonikern und Thielemann in Luxemburg auftreten sollte (Beethovens Neunte), wegen des ausgefallenen Flugverkehrs aber in Wien bzw. Niederösterreich festsaß, für den woanders festsitzenden Sergei Alexashkin kurzfristig in Schostakowitschs Dreizehnter eingesprungen (Konzerthaus, Orchester des Mariinski Theaters St. Petersburg unter Gergiev). Das war vielleicht eine Freude! Das Konzert war erwartungsgemäß sehr bewegend, obwohl vor der Pause schon die aufwühlende Vierte gespielt worden war. Holl stieß zu Beginn seines Auftritts ein volles Wasserglas um, das neben seinem Pult stand. Gergiev schaute vorwurfsvoll, Holl drückte in Mimik und Gestik "Ich kann gar nichts dafür" aus - eine herrliche Pantomime ...

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Hallo,


    Winterreise mit Konrad Richter
    Winterreise mit Naum Grubert



    Darbietung:
    trotz seiner gelegentlichen Ausflüge ins Wagner-Fach
    erstaunlich geschmeidig, detailgenau ausbalanciert,
    einfühlsam und modulationsfähig geblieben.


    Auch seine Opernaufnahmen (Fliegende Holländer,
    Die Meistersinger und Don Giovanni) sowie die
    Mitwirkung bei Beethovens Neunter, Misa solemnis
    und Die Schöpfung überzeugen mich.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Robert Holl singt am Freitag, 10.03.2017 im Brahmssaal des Wiener Musikvereins Schuberts Winterreise. Am Klavier: Oleg Maisenberg.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Lieber Melot,


    das ist eine gute Nachricht, die Du da eingestellt hast - danke!
    Diesen Abend kann man nur empfehlen, einer der ganz großen Liedsänger.

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  • Robert Holl ist ein ganz großartiger, eigenartiger Weise nicht so im Mittelpunkt stehender Liedersänger.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Meine bleibenden Eindrücke von Robert Holl sind einmal der Liedersänger (Winterreise!), zum andern sein Bayreuther Hans Sachs, den er, unbeeindruckt von allen Unbilden der Regie, ganz im Legato-Gesang durchgehalten hat. Eine Seltenheit bei dieser Partie, die viele zum Sprechgesang verführt!


    Das meint Sixtus

  • Ich kenne ihn von seiner Zusammenarbeit mit Nikolaus Harnoncourt her als hervorragenden Bach-Sänger. Manche Partien, die er bekleidete, sind für mich immer noch komplett unerreicht.


    Aus seiner Winterreise habe ich Ausschnitte gehört. Es ist gegenüber FiDi und anderen ein sehr eigenständiger, aber mich durchaus sehr ansprechender Ansatz. Schade, dass ich die Konzerte aufgrund der großen Entfernung nicht hören kann.



    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Bisher wurde wohl noch nicht auf seinen Gurnemanz hingeweisen, den er auf der Gesamtaufnahme von Zweeden mit großer Eloquenz und Intensität singt.
    Die Zeiten, als man für die Partie einen Talvela oder Moll hatte, sind halt vorbei. Deshalb finde ich Holl eine gute Besetzung für die Partie.



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Aber aktuell kommt er wohl für diese Partie nicht mehr infrage, da er meines Wissens seine Bühnenkarriere vor etwa zwei Jahren beendet hat.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Lieber Stimmenliebhaber,


    den Gurnemanz hat er wohl 2014 zum letzten Mal gesungen. In Budapest.


    Eine Aufzeichnung der oben erwähnten Aufführung gibt es auch auf Youtube.
    Man sollte allerdings die SACD hören. Der Klang ist schon großartig! Ausserdem sind "Nachbesserungen" vorgenommen worden.


    Trotzdem:


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Robert Holl singt am Freitag, 10.03.2017 im Brahmssaal des Wiener Musikvereins Schuberts Winterreise. Am Klavier: Oleg Maisenberg.

    ... das ist eine gute Nachricht, die Du da eingestellt hast - danke!
    Diesen Abend kann man nur empfehlen, einer der ganz großen Liedsänger.


    Dabei sollte man seine Aufmerksamkeit aber auch auf den Riesen am Klavier lenken! Eine derart hochkarätige Kombination hat Seltenheitswert...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • und so schön, dass er nach seiner Erkrankung wieder dieses hohe Niveau erreichen und halten kann. Bei dem Konzert mit jungen Sängern, das ich im Schloss Schönbrunn mit ihm machen durfte, erwies er sich als äußerst liebenswürdiger Partner, der von sich aus darauf achtete, dass ich die gleich lange Redezeit wie er bekam.
    Eine solche Haltung ist selten.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • der von sich aus darauf achtete, dass ich die gleich lange Redezeit wie er bekam.


    Lieber Operus,


    Es ist wohl bekannt, dass ich ein großer Verehrer von Holls Gesangskunst bin, aber hier musste ich doch lachen ...
    Also ein großer Redner war Robert Holl nie und wird es wahrscheinlich auch nicht mehr werden. Als er im letzten Herbst in der Stuttgarter Oper die Laudatio auf seine Kollegin Elly Ameling hielt, hatte er ganz schön mit seiner Loseblatt-Sammlung zu kämpfen. Im Verlaufe seiner Rede kam Holl auch auf eine uralte Mühle zu sprechen und illustrierte seine Ausführungen mit einer verhaltenen Gesangseinlage aus der »Müllerin«. - da war er dann wieder in seinem Element ...

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