Was mich an Beethoven fasziniert......

  • Da ich die neuen "Was mich an .. so fasziniert" heute gesehen habe, MUSS ich einfach - weil ich im Themenverzeichnis meinen Lieblingskomponisten nicht fand - damit starten.


    Also Beethoven ist eine alte Jugendliebe und wurde meine Altersliebe.


    Was mich so fasziniert ist einfach, daß seine Musik unverwechselbar, nicht austauschbar, nie um die gleiche Idee kreisend, sondern immer neu ist.
    Ich habe mich so eingehört, daß Beethoven mir - natürlich im Zusammenhang von einiger biographischer Kenntnis (3 m Bücherregal, fast alles gelesen) - Geschichten erzählt. Ich kann inzwischen viele Chiffren, Motive erkennen und in Zusammenhänge setzen. Dieses Puzzlespiel macht mir viel Spaß.


    Kein anderer Komponist macht mir ein so intellektuelles Vergnügen.
    Mein Ding ist es nicht, mich hinzusetzen und mich mit nur schöner Musik in den Schlaf wiegen zu lassen - oder, wie eine sehr nahe Verwandte es beruftsmäßig macht und sehr gut kann - mich damit in Trance versetzen zu lassen.


    Bei Beethoven bin ich - auch wenn ich das Stück schon zig-mal gehört habe - immer hellwach auf Entdeckungsreise.


    Das heißt nicht, das ich nicht in helles Entzücken geraten kann, wenn ich ein mir sowie schon vertrautes himmlisches Adagio höre und mir dabei denke, wie ein Mensch auf so etwas Schönes gekommen ist.


    Beethoven ist für mich einer der Höhepunkte, die unsere menschliche Evolution hervorgebracht hat.


    Nebenbei ist mir durch meine Arbeit mit Behinderten auch mehr als bewußt, was Beethoven für eine Leistung vollbracht hat. Das Handicap ist wohl nicht zu toppen.


    So, nun bin ich auf Eure Meinungen gespannt. Sie liegen sicher auf sehr differenzierten Ebenen, die meinige ist sicher auch sehr subjektiv.


    Mit lieben Gruß aus der Geburtsstadt Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Hallo Stabia,


    ich gehe einmal davon aus, dass dein Avatar das Geburtshaus Beethovens zeigt, dessen Besuch mich vor zwei Jahren sehr bewegt hat. An Beethoven faszinieren mich viele Dinge. Als Person einerseits die vielen Spekulationen und (Halb?)-Wahrheiten über seine Taubheit, seinen angeblich unrühmlichen Charakter und die vielen leeren Stellen auf dem Papier, die schlussendlich kein Biograph endgültig hätte füllen können. Demgegenüber aber eine Musik, die mir als Bauwerk mit mindestens zwei Stockwerken höher erbaut zu sein scheint, als das , was zeitgemäß üblich war. Und dass diese zusätzlichen Etagen nicht nur bewundernswertes handwerkliches Können kennzeichnen, sondern mit einem emotionalen Inhalt erfüllt worden sind, der mich immer wieder packen kann.


    Beethoven erwischt mich persönlich in der Breite seiner Werke am häufigsten an den sensiblen Punkten. Dass nicht ich als Hörer nach etwa 200 Jahren dem Komponisten in die Seelenlage schaue, sondern er mir - das verstört mich, aber auf wunderbare Weise. Und das wird auch dafür sorgen, dass Menschen nicht nur nach 200, sondern auch nach 500 Jahren oder mehr dieser Musik eine Bedeutung geben werden. Fernab von subventionierten Konzerten oder gesteuerten Plattenproduktionen. Barenboim sagte unlängst im Interview, dass er ein beeindruckendes Konzert mit Beethovens Neunter in Ghana gegeben hätte. Vor vielen Tausend Menschen, die möglicherweise kaum wussten, wen oder was sie dort gerade hörten und nicht die vorgefertigten kulturellen Parameter der "westlichen Welt" im Hinterkopf hatten. Und die trotzdem (oder gerade deshalb?) mit ungeheurer Konzentration das Konzert verfolgt hätten.


    Ich denke, die Wirkung der Beethovenschen Musik auf jedes einzelne Individuum wird nicht nur heute jede kulturelle oder ethnische Grenze überschreiten, sondern auch die der Zeit. Komme was wolle: Wer Ohren und Herz hat, wird auch in jedweder Zukunft die Musik Beethovens als erstens großartig konstruierte Werke und zweitens als universelle Aussagen zu verstehen wissen.


    LG
    B.

  • ...eine wirklich g e l ö s t e Kindheit / Jugend sieht anders aus als die Meine...
    Der sprichwörtliche goldene-Einzelkind-Käfig
    ...einschliesslich Geige-spielen-"dürfen" bis zum Abwinken
    :wacky:


    SEHR vieles, was mich seinerzeit an Musik aus Klassik/Romantik faszinierte, ist heute irgendwie verschütt`gegangen...
    mit 2 gewichtigen Ausnahmen: italien. Oper - u. Beethovens Klaviersonaten !!


    Letztere für mich DER Ausdruck von "Schönheit und Ausgewogenheit aus alter Zeit" - gepaart mit einer guten Portion Eigensinn (...kommt mir sehr bekannt vor ;)) und gelegentlich kaum gebändigter Aggression......


    Beethoven war ja wohl (u. wohl mehr als ein paar Jährchen) das, was heute ein "Messie" genannt wird - was ICH erstmal (u. hoffentlich für alle Zeiten !!!!) hinter mir habe...
    Dass mir "Agression a la Beethoven" so nahe ist ("per Klavier" !! - der Orchester-Beethoven ist nicht mehr meine Welt - wie überhaupt wenig Orchestermusik von Haydn-R.Strauss), mag durchaus auch an dieser biographischen Nähe zwischen ihm und mir liegen...


    Aktuell sind Solomons Aufnahmen der Sonaten op.109 u. 110 heisse Kandidaten für die einsame Insel - anderes könnte folgen...
    Und Andreas Staiers 1. (recht schütter besuchtes :() Konzert beim diesj. "Klavierfest Ruhr" - u.a. mit allen Sonaten op.10 - war für mich eines DER LIVE-Erlebnisse dieses Jahres !!


    "möge es zu Herzen gehen"
    pieter (alias Micha)

  • Hallo,
    der Ludwig fasziniert mich weil er mir so nahe ist. :D
    Kein Wunderkind, keine Schönheit, kein Mozart :pfeif:, ein Knuddler (jemand der alles solange rumfriemelt bis es passt) und Tüftler....ja, ich fühle mich seelenverwandt mit ihm :yes:
    Seine Musik baut mich auf :jubel:


    Gruß
    embe

  • An Beethoven liebe ich seine Fähigkeit aus einfachen Themen grandiose Stücke zu spinnen. Letzten Endes kocht er zwar nur mit Wasser, aber was er uns auftischt schmeckt immer vorzüglich.


    Ebenfalls sehr ansprechend finde ich den teils grotesken Humor in seinen Werken, der dann plötzlich von brutaler Dramatik weggefegt wird.


    Wie bereits von anderen gesagt, ist mir auch der Mensch Beethoven (oder das Bild, das wir von ihm haben) symphathisch. Er war kein Schönling, kein Liebling aller, kein Star. Er wurde teilweise massiv angefeindet, war über weite Strecken seines Lebens unglücklich, grantig, konnte nicht mit Geld umgehen, jähzornig und doch im Innersten ein hochsensibler Mensch. Das alles hat in aber nie daran gehindert "sein Ding durchzuziehen", wie man heute sagen würde.


    Einzig einem Werk kann ich bis jetzt gar nichts abgewinnen: Die Missa Solemnis. Weder Gardiner noch Bernstein haben daran bisher etwas zu ändern vermocht. Das Werk ist mir zu langatmig, hat keinen roten Faden und endet für mich ebenso nichtssagend wie es begonnen hat.

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

  • Für mich ist Ludwig van Beethoven der Symphoniker schlechthin.
    Und er hatte hohe Ideale, die sich in seiner Musik widerspiegeln.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Alles, was Ihr bisher geschrieben habt,kann ich so unterschreiben.
    Barbirolli, die "weißen" Stellen sind nur ganz wenige, wahrscheinlich die einzige wirkliche die Adressatin der drei wunderbaren Liebesbriefe von 1812, wobei es so aussieht, daß man schon weiß, wer, aber, wie das bei Wissenschaftlern üblich und richtig ist - ich meine die vom Beethoven-Geburtshaus (mein Avatar) - wenn man nicht die schriftlichen Beweise des gleichzeitigen Aufenthaltes von Beethoven und Josephine geb.Brunswick findet, dann wird es eben immer als nicht gesichert gelten.
    Ansonsten sind gesundheitliche Dinge schon ganz gut aufgeklärt, darüber habe ich in einem anderen Thread schon mal gechrieben.


    Daß der Mensch als solcher nicht zum stilisierbaren Idealbild taugt, ist sicher ein Trost.
    Aber, daß seine Musik die ganze Menschheit berührt - da braucht man sich nur mal 1 Tag vor das Geburtshaus stellen und erstaunt sehen, daß Menschen aller Hautfarben und Augenformen geradezu dahin pilgern.
    Ältere Japanerinnen sah ich die Schuhe ausziehen und in Strümpfen das Haus zu besuchen, sie bestanden darauf.


    Die Geschichte mit Barenboim in Ghana könnte man sicher um viele derartige Konzerte bereichern.
    Um so schlimmer finde ich, daß die EU ihre offizielle Hymne kürzlich bei dem Debakel-Treffen gleich mit abgeschafft hat - das ist jedenfalls mein Wissensstand.


    Lieben Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • ich kanns zwar nicht musiktheoretisch erklären, aber ich finde beethovens musik ist am persönlichsten. ich finde sie ist einfach nicht austauschbar - das macht die musik im allgemeinen nicht unbedingt besser, ich mag diesen temperamentvollen, arroganten, aber auch ehrlichen stil halt.


    nach dem motto "ich schreibe ein werk wie ich es für richtig halte und wenn ihr es nicht mögt, weil ihr banausen seid, dann wird das nächste voller aggression sein" :rolleyes:

  • ...das sind seine Werke und die unverblümte Art, Widmungen zurückzuziehen. Soetwas kommt mir im Moment gerade sehr Recht:


    Zitat


    Daß der Mensch als solcher nicht zum stilisierbaren Idealbild taugt, ist sicher ein Trost.


    Die Schroffheit und das Unwirsche - jedenfalls ist es ja so überliefert - trifft auf mich im Moment auch sehr zu. Wenn etwas nicht gleich klappt, wird sofort drauf herumgehauen - dann klappts zwar erst recht nicht, aber es bringt Genugtuung. Damit ich nicht soviel kloppen muß, höre ich Beethoven. :D


    Der ernste Teil folgt zu einem späteren Zeitpunkt [wenn ich wieder "normal" bin].


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich finde es einfach unglaublich, dass ein völliger tauber Mensch zum Schluss seines Lebens noch einmal eine ganze Kraft zusammengenommen hat und so großartige Werke komponiert hat, obwohl er wusste, dass er sie niemals hören kann.
    Da entsteht bei mir außer purer Bewunderung einfach auch ein großes Mitgefühl... und tiefe Beeindruckung.


    Dann ist es immer das "gewisse Etwas" eines jeden Werkes. Kein Werk von ihm ist einfach so ein Werk. Nicht einfach - wie eine Mozartklaviersonate oder eine Haydnsinfonie - ein schönes Werk, Musik, die man sich anhört und schön findet. Jedes Werk hat zusätzlich etwas, was es besonders macht, einen gewissen Kick gibt und das Werk vom "Otto-Normal-Werk" abhebt. Nicht umsonst, denke ich, spricht man in fast allen Gattungen - Sinfonie, Streichquartett, Klaviersonate, etc. - von wie vielen Werken unterschiedlichster Komponisten, erwähnt dann aber die Beiträge Beethovens noch einmal extra als etwas ganz besonderes.

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

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  • Als relativer Beethoven-Neuling


    - zweimal Neunte "aktiv"
    - den Rest der Symphonien erarbeite ich mir gerade "passiv"
    - Fidelio (sowohl passiv als auch auszugsweise aktiv)


    fällt mir spontan die enorme Kraft ein, die in seinen Werken steckt, selbst in den leisen, ruhigen Passagen.
    Einige Sätze seiner Symphonien (insb. der zweite der Neunten) scheinen mich regelrecht in sich hinein zu ziehen. Schwer zu erklären....


    Vermutlich ist es das, was mich an seiner Musik fasziniert.


    LG
    Rosenkavalier

  • Embe hat etwas mich betreffendes Essenzielles bereits gesagt:
    "SEINE MUSIK BAUT MICH AUF!"


    Sie ist ein ideales Mittel gegen Depressionen und Aggression.
    Violoncellchen schrieb in einem anderen Thread - ich meine es war jener über Mozart aus der gleichen Serie wie dieser - sie empfände Beethovens Musik als aggressiv.
    Das mag durchaus sein. Nun ist Agression ja an sich kein negatives Attribut - allenfalls ein übertriebenes, falsch eingesetztes.
    Es ist die letzte Konsequenz von "Antrieb" bzw Angriffslust ("Jetzt nehmen wir diese Projekt mal in Angriff" - Man sieht wie vielschichtig die deutsche Sprache sein kann) Ohne Angriffslusst passiert de facto nichts Schöpferisches.
    Allein.- Die Dosos maxcht das gift - we schon Parazelsus sagte - bzw gesagt haben soll. Über Beethovens Charakt können wir an anderer Stelle schreiben - ich erinnere mich dunkel einen solchen Threads mal gestartet zu haben....


    Fasziniert hat mich immer wieder seine Musik.
    Und hier vorrangig seine Sinfonien, die ich über jene meines Lieblingskomponisten Mozart gestellt habe - und natürlich seine Klavierkonzerte und das Violinkonzert. Ich gehöre auch zu jenen, die das Tripelkonzert schätzen.
    Die Klaviersonaten sind der in meinen Augen der Gipfel dieses Genres - n ur von Franz Schubert einigermaßen erreicht.


    Beethoven beherrscht in meinen Augen das Kunststück, kraftvoll dramatisch und dennoch eingängig zu komponieren, was ja an sich ein Widerspruch sein sollte. Ein weiteres Kunstück, das Beethoven gelang, war, einerseits unverwechselbar zu sein (Sieht man von Ries ab, der aber BEWUSST Beethovens Stil annahm) andrerseits sich nicht zu wiederholen.


    Ach ws, ich kann das Phänomen Beethoven in Bezug auf meine Person gar nicht beschreiben.....


    mfg
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo zusammen,


    Beethovens Klavierkonzert Nr.5 war eines der ersten klassischen Musikwerke die ich gehört habe. Was mich an seine Musik fesselt, kann ich nicht beschreiben. Möglicherweise die Dynamik mit der die Musik auf mich zu kommt.
    Fakt ist, das seine Musik mich fesselt. Egal ob es die Sinfonien oder die Klavierwerke sind.


    LG


    Maggie

  • Hallo zusammen,


    dass Beethovens Kunst für Viele von uns überaus faszinierend ist, ist wohl klar. Gute Gründe dafür wurden auch bereits genannt. Hier ein paar weitere Thesen und Gründe für die bislang ungebrochene Wirkung seines Werks:


    1. Beethoven ist der erste ganz Große einer Epoche, in der wir heute noch leben. Bach war ganz sicher der Vollender einer Epoche. Für Haydn und Mozart lässt sich dies zwar nicht so einfach belegen, aber im Grunde stimmt es doch: beide gehörten in irgend einer Form der gerade zu jener Zeit untergehenden Epoche des Feudalismus an, was auch durch die Tatsache, dass bei beiden Aspekte der neuen bürgerlichen Zeit sichtbar werden (bei Haydn z.B. in den für ein bereits bürgerliches London geschriebenen zwölf Sinfonien, bei Mozart in den Da-Ponte-Opern, von denen zumindest zwei eine Ahnung der heraufziehenden Umstürze in sich tragen), nicht widerlegt wird.
    In Beethovens Schaffen ist die Heraufkunft des bürgerlichen Zeitalters unverkennbar - und zwar in seiner frühen und deswegen auch optimistischen Phase. Trotz der Grausamkeiten der französischen Revolution, trotz des Revanchismus in der Metternich-Zeit: Beethovens Werk spiegelt irgendwie den Glauben daran, dass sich das Schicksal des Menschen zum Besseren wenden wird. Und für uns, die wir guten Grundes die Angst haben müssen, dass diese unsere bürgerliche Welt im Begriffe ist unterzugehen, ist das ein wunderbarer Traum. Beethoven hat ihn uns "in status nascendi" vorgeträumt, als er rechtens annehmen konnte, dass es kein Traum bleiben müsste.


    2. Beethovens Musik ist nie zynisch. Ich kenne kein Werk von ihm, welches man auch nur im Entferntesten mit diesem Adjektiv belegen könnte; in welchem "Mensch sein" herabgewürdigt würde. Humor der verschiedensten Arten: ja - manchmal auch mit dem "Brecheisen". Zynismus: nie. (Bei Mozart sieht das ganz anders aus: man schaue sich das Menschenbild an, welches er sich im Don Giovanni oder in der Nozze di Figaro macht. Und die Musik bringt das Ganze auf den Höhepunkt.)


    3. Beethovens Musik ist zugänglich für das Verständnis eines jeden Interessierten, weil er vom seinem Publikum verstanden werden wollte. Beim Hören Beethovenscher Musik habe ich nie das Gefühl, vom Verständnis ausgeperrt zu sein - wie abstrakt sie auch sei, und manchmal ist sie sehr abstrakt. Zwar kann ich von keinem Werk sagen, ich hätte es "verstanden", aber ich kann auch von keinem Werk sagen, dass ich gar keinen Zugang gefunden hätte. Beethoven wollte verstanden werden, und er wollte Erfolg beim Publikum. Die Haltung mancher Komponisten, insbesondere des zwanzigsten Jahrhunderts, ihr Publikum zu ignorieren, kannte er nicht. Selbst wenn die Menschen, die zu seiner Zeit die Hammerklaviersonate oder die späten Streichquartette zum ersten Mal hörten, den Eindruck haben mussten, ihm nicht mehr folgen zu können: letzten Endes war breites Verständnis doch sehr schnell da - und es ist bis heute geblieben.


    4. Beethovens Werk ist hochaktuell. Bei viel von Beethovens Musik habe ich den Eindruck, dass sie nicht etwa nurmehr historisch fassbar ist, sondern nach wie vor hochaktuell. Dies geht bei einigen Werken, etwa bei op. 106 oder der Missa, so weit, dass dies sogar für den kompositionstechnischen Aspekt gilt - für meine Ohren spielt bei diesen beiden Werken Geschichtliches gar keine Rolle, während, nur als Beispiel genannt, viel Musik von Bernstein, obwohl zu meinen Lebzeiten entstanden, für meine Ohren bereits "historische Patina" ansetzt (was im Einzelfall nicht bedeutet, dass ich das Werk nicht liebe oder es mir nichts mehr sagt).
    Dies ist wohl das größte Geheimnis Beethovens: bislang ist der Großteil seiner Musik nicht gealtert, sie hat sich den "utopischen Stachel" bis heute bewahrt. Und deshalb bedarf sie auch Interpreten, die diesen Stachel fühlbar machen.


    Gruß
    Pylades

  • Dem schließe ich mich sofort an.


    Die Internet-lose Woche habe ich genutzt, um noch einmal Gülkes schwierig zu lesendes Buch "Immer das Ganze vor Augen.." nach den Texten zum Beethovenkongress 1977 zu lesen.


    Gülkes Stil ist kenntnisreich, aber wegen der vielen Anspielungen schwer zu verdauen. Aber auch hier wurde meine Hochachtung vor dem Geist, der in Beethoven wirkte, bestätigt.


    Die Lesefrüchte werden anderweitig noch wiederkommen.


    Lieben Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Hallo


    Was mich an Beethoven fasziniert, ist seine Kunst aus einfachsten Rhythmen (oft da-da-da-daaaa) ein Lebenswerk zu schaffen. In dieser Kunst ist er auch unübertroffen... :jubel: :jubel: :jubel:


    Von seinen Werken v.a. seine Klaviersonaten ( :jubel:) und (die meisten) Sinfonien...einfach bewundernswert... :beatnik: :lips:


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

  • - starke Kontraste auf engem Raum (z.B. letzter Satz von op. 131)


    - Auflösung bzw. Verfeinerung klassischer Strukturen


    Viele Grüße