Musik für seine Exzellenz - Gönner, Auftraggeber und Mäzene

  • Manchmal liest man die Widmungen, die Komponisten auf der Titelseite ihrer Erstdrucke anbringen liessen - und oft denkt man sich nichts dabei.


    Dabei ist die Frage interessant: Wer waren denn all die Auftraggeber, Förderer und Hintermänner, welche ein Werk in Auftrag gaben - oder es zumindest anregten.


    Natürlich gab es auch Widmungen, welche ziemlich willkürlich vergeben wurden, aber etliches hatte doch reale Hintergründe, seien es versprochene, erwartete oder tatsächlich erfolgte finanzielle Zuwendungen, erhaltene oder erwartete Titel oder Positionen und was es dergleichen mehr auf Erden gibt.


    Dieser Thread soll ein kleine WHO ist WO der Sponsoren von Komponisten der Vergangenheit sein. Begeben wir uns auf eine interessante Abenteuerliche Reise - und schaun wir was dabei herauskommt.


    Es können natürlich auch CD - Empfehlungen von erwähnten Werken ausgesprochen werden. Wenn es eine kurze Story zu Werk, Komponist und Widmungsträger gibt, dann wäre das ntürlich ideal.


    Sinn des Threads ist, speziell interessierten Mitlesern zu zeigen wie wichtig Muisik in vergangenen Jahrhunderten genommen wurde - welch ein Luxus sie war - und wer sie für sich "gepachtet" hatte......



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • also das thema könnte wirklich mal interessant werden.


    und ich als vielleicht aktivster mitleser der forums :D bin schon gespannt.
    es ist natürlich ein weites feld, bei dem kaum jemand lust haben dürfte, auf all das einzugehen, was darauf gewachsen ist, aber ... woran ich als erstes denke, um mal das vielleicht populärste beispiel zu benennen und euch die möglichkeit zu geben, auf weniger populäre werke hinzuweisen ;) wären die rasumoswky-quartette beethovens.

    Zitat

    Im Jahr 1808 widmete Beethoven dem Grafen die drei
    Streichquartette op. 59, die heute unter dem Titel "Rasumowsky-Quartette" bekannt sind. Auch Beethovens Fünfte Sinfonie op. 67 und seine Sechste Sinfonie op. 68 sind Rasumowsky (gemeinsam mit dem Fürsten Lobkowitz) zugeeignet. (S.B.)


    Zitat

    Der russische Graf Andreas Kirillovich Rasumowsky, der 1815 in den Fürstenstand erhoben wurde, war in diplomatischen Diensten für den Zaren tätig. (...) Der Graf war sehr kunst- und musikliebend, spielte selbst Geige, und war ein Verehrer und Förderer Ludwig van Beethovens.


    Quelle:http://www.beethoven-haus-bonn…van%20Beethovens&_seite=1


    ausserdem muss ich noch an das "Erzherzogtrio" in b-dur op. 97 denken,
    das dem erzherzog rudolph von österreich gewidmet war.


    Zitat


    Erzherzog Rudolf von Österreich (auch: Rudolf Johann Joseph Rainer, Erzherzog von Österreich; * 8. Januar 1788 in Florenz, Italien; † 24. Juli 1831 in Baden bei Wien, Niederösterreich) war Erzbischof von Olmütz sowie Kardinal.
    Rudolf war der jüngste Sohn des Großherzogs der Toskana und späteren Kaisers Leopold II. Er trat 1805 in den geistlichen Stand, wurde 1819 Erzbischof von Olmütz und 1820 zum Kardinal erhoben.


    Rudolf war ein großer Kunstfreund und -förderer. Er spielte selbst Klavier und komponierte auch. Er war der prominenteste Schüler (1803-04) und bedeutendste Förderer Ludwig van Beethovens. Er zahlte ihm eine jährliche Rente von 1500 Talern, um ihn in Wien zu halten. Beethoven widmete seinem Freund und Gönner mehr Kompositionen als jedem anderen: das Klavierkonzert Nr. 4 op. 58, das Klavierkonzert Nr. 5 op. 73, die Klaviersonate Nr. 26 op. 81a (Les adieux), die Violinsonate Nr. 10 op. 96, das Klaviertrio Nr. 7 op. 97, die Klaviersonate Nr. 29. op. 106, die Klaviersonate Nr. 32 op. 111, die „Große Fuge“ op.133, ein Klavierarrangement der „Große Fuge“ op. 134 und die Missa Solemnis (Opus 123, zur Inthronisation Rudolfs als Erzbischof von Olmütz).


    Rudolf starb im Alter von 43 Jahren in Baden bei Wien und wurde in der Kapuzinergruft beigesetzt. Sein Herz wurde in der Kathedrale von Olmütz bestattet.


    Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/R…n_%C3%96sterreich-Toskana


    nun zu meinen favorisierten cd-aufnahmen:
    (ark! ich find meine favorisierte cd nicht. das kommt davon, wenn man sich die dinger ausnahmsweise mal brennt, obwohl man ja an sich so süchtig ist, dass man immer nur das original haben will und für den preis lieber auf andere dinge verzichtet)


    zwar etwas verrauscht, aber die solisten (cortot, thibaud, casals) sprechen für sich:

    Wenn ich mir vorstelle, was es für Deutschland bedeuten würde, wenn die heilige Kuh zu uns käme, welches Glück und welcher Segen ginge von allgegenwärtigen heiligen Kühen aus!

  • Guten Tag


    J.S. Bach widmete seine sechs "Brandenburgischen Konzerte" 1721 mit einer schönen Widmung



    dem Markgrafen Christian Ludwig von Brandenburg.


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag


    Cl. Monteverdi widmete seine "Marienvesper" 1610 dem Papst Paul V.



    und sein 8. Madrigalbuch 1638 dem Habsburger Kaiser Ferdinand III.


    Gruß aus der Kurpfalz



    Bernhard

  • Ich fange mal mit ein paar Auftraggeber, Gönnern und Freunden Mozart an.
    Domenico Guardisoni, ital. Opernunternehmer in Prag, gab " La clemenza di Tito", KV 621 in Auftrag.
    Sigmund Haffner,gab die " Haffnersinfonie" D-Dur in Auftrag.
    Franz-Georg Graf Walsegg-Stuppach schließlich das Reqiem, KV 626, um nur drei zu nennen.
    Gottlob hatte Mozart auch viele Gönner und Förderer, die meistens im Stillen, ohne großes Aufsehen agierten, und für ihn und seine Familie eine große Stütze waren. Stellvertretend seien erwähnt:
    Dr. Sigmund Barisani, Freund von Mozart.
    Gräfin Baumgarten, Gönnerin.
    Abbe' Josef Bullinger,Freund der Familie Mozart.
    Johann Christian Cannabich, Komponist und Kapellmeister.
    Joseph Deiner Kellner und Faktotum.
    Josepha und Franz Xaver Duschek.
    Johann Lorenz und Maria Theresia Hagenauer,Salzburger Kaufmannsfamilie und Freunde.
    August Klemens Graf Hatzfeld.
    Franz Hofdemel, Justizkanzlist.
    Gottlieb von Jacqiun, Freund von Mozart.
    Karl Fürst Lichnowsky, Freund.
    Lodron, Salzburger Adelsfamilie und Gönner der Familie Mozart.
    Michael Puchberg, Kaufmann und Hauptgläubiger von Mozart.
    Robinig von Rottenfeld, Salzburger Familie und Freunde der Familie Mozart.
    Benidikt Schack,Tenorist und Komponist in Wien.
    Anton Stadler, Klarinettist und Freund.
    Gottfried van Swieten, österreichischen Diplomat und Förderer.
    Maria Wilhelmine Gräfin Thun, Gönnerin.
    Maria Elisabeth Baronin von Waldstätten, Gönnerin.
    Raimund Wetzlar Freiherr von Planckenstein, Freund.
    Franz Yppold, Salzburger Hopfkriegsrat und Freund der Familie.
    Natürlich gab es mehr, Gönner und Förderer. offensichtlich haben hat das alles nichts genutzt.
    Viele Grüße
    Padre :hello:



    .

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  • Zitat

    Original von Padre
    offensichtlich haben hat das alles nichts genutzt.


    Naja :rolleyes: so ein paar hundert Werke sind schon dabei herausgekommen.


    Beispielsweise:


    Josepha Duschek diverse Arien


    Gottlieb von Jacqiun KV 542, KV 498


    Lodron, Salzburger Adelsfamilie Lodronsche Nachtmusik


    Anton Stadler KV 581, KV 622


    Gottfried van Swieten div. Fugen, Händelbearbeitungen


    ...


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Wunderbar Ulli,
    ich wollte nur die Steilvorlage geben,und wollte damit auch nur sagen, dass trotz der Aufträge, Freunde, Gönner und Förderer, finanziell wenig übrig blieb. Eigentlich waren die Vorausetzungen doch günstig.
    Gruß
    Padre :hello:

  • Zitat


    ich wollte nur die Steilvorlage geben,und wollte damit auch nur sagen, dass trotz der Aufträge, Freunde, Gönner und Förderer, finanziell wenig übrig blieb. Eigentlich waren die Vorausetzungen doch günstig.


    Wenig? - 8o


    Ich meine eher, dass Mozart - außer dem Engpass in den späten 1780er Jahren - auf etwas großem Fuß lebte. Aber das war sicher kein Fehler: Hätte er gespart und armselig vor sich hingehaust, hätte er ja gar nichts davon gehabt.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Da hast du natürlich recht, bei Hauser und Mosler, Pferd, Billard und teuren Frock mit goldenen Knöpfen und viele mehr. :rolleyes:
    Padre

  • Aber auch im direkten Vergleich stand Mozart keineswegs unbetucht dar: Mozart erhielt ein Gehalt von jährlich 800 Gulden, wofür er lediglich ein paar Menuette abliefern mußte. Salieri erhielt hingegen 853 fl. - war aber rund um die Uhr beschäftigt. Wenn man noch Mozarts Nebeneinkommen [Schüler, Academien, Opern] hinzurechnet, steht er vielleicht besser dar, als ein Oberdirektor des Allgemeinen Krankenhauses, der pro Jahr 3.000 fl. abzockte. Universitätsprofessor und Pfarrer hat er mit seinen 800 fl., die man in Anbetracht der "großen Aufgaben" durchaus als Geschenk betrachten darf, bereits deutlich in den Schatten gestellt. Für das Requiem erhielt er allein 50 Dukaten Anzahlung = 225 Gulden [mehr als ein Viertel seines Jahresgehaltes!]. Im Vergleich dazu kostete seine Wohnung in der Domgasse jährlich 460 Gulden. Mozart wohnte also auf Basis seines höfischen Gehaltes quasi kostenlos in bester Lage in einer großzügigen Wohnung und konnte tun und lassen was er wollte. Seine Opern wurden - Kurzfassung - alle genehmigt, "mit allerhöchster Erlaubniß" [= auf höchsten Befehl] gegeben und dafür erhielt er zu den üblichen Operneinnahmen noch [schätzungsweise] jeweils 150 bis 200 Gulden im Schnitt obendrauf.


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • die wohl größten Auftraggeber Frankreichs waren wohl ohne Übertreibung die Bourbonen.




    angefangen von Henri IV.



    der das Ballet de Cour am frz. Hof etablierte und den genialen Musiker Eustache du Caurroy zum Oberintendanten der Musik machte.
    Die Sammlung "Terpsichore" die Michael Prätorius in Deutschland herausgab gründet sich zum größten Teil auf die Musik,
    die Heinrich IV. in Auftrag gab, bei seinen Hofmusikern.


    Nicht zu vergessen die älteste erhaltene Oper "Euridice" von Jacopo Peri, wurde für seine Hochzeit mit Maria de Medici in Auftrag gegeben!




    Louis XIII


    war ebenso musikbegeistert er gründete das allererste feststehende Orchester der Musikgeschichte.




    nicht vergessen werden darf



    Jules Mazarin


    der als Premierminister Louis XIII und Louis XIV die Künste besonders förderte.
    Er war begeisterter Anhänger der italienischen Oper.
    Und seinem Sponsoring ist es zu verdanken, dass einige der vorzüglichsten Werke der Epoche in Paris aufgeführt wurden:


    1643 "Orfeo" von Luigi Rossi
    1654 "Le nozz di Teti e Peleo" von Antonio Caproli
    1660 "Xerxes" von Francesco Cavalli
    1662 "Ercole amante" von Francesco Cavalli





    ganz besonders natürlich Louis XIV


    der die Musik als seine bevorzugte Kunst erklärte. Namen wie Lully, Delalande, Marais und Couperin sprechen für sich.
    Man kann sagen dass diese Komponisten, ganz besonders Lully und Delalande ihr Lebenswerk dem Sonnenkönig widmeten.


    Das repertoire das der König in Auftrag gab umfasste alle Gengres und es kaum überschaubar: Kammermusik, Militärmusik, Festmusiken, Lieder, Ballette, Opern, Kantaten, Motetten, Orgelmessen.


    Zu seiner Zeit waren nicht weniger als 300 Musiker am Hof beschäftigt.
    Kein Hof in Europa konnte da auch nur ansatzweise mithalten.



    und Louis XV


    war nicht weniger Musikbegeistert, er ernannte Rameau zum Kammermusiker und verplichtete einige der besten Komponisten an seinen Hof:


    Francoeur
    Colin de Blamont
    de Mondonville
    Leclair




    Louis XVI interessierte sich nicht besonders für Musik, das besorgte dann meist die Königin Marie Antoinette....

  • Guten Tag


    Antonio Vivaldi widmente 1727 zwölf Violinkonzerte Op. 9 dem Habsburger Kaiser Karl Vi.
    Ein Jahr später reiste Vivaldi von Venedig extra nach Triest, um Karl VI. persönlich seine Aufwartung zu machen und ihm nochmals eine handschriftliche Fassung des Op. 9. zu überreichen. Vivaldi erhoffte sich wohl den Titel eines kaiserlichen Hofkomponisten. Der Kaiser -dem von allen Künsten die Musik die liebste war, es lag wohl in den Genen- und Vivaldi haben sich, so im einem Brief aus der Zeit zu lesen "Er hat mit Vivaldi lange Gespräche über Musik geführt, es heißt, er habe mit ihm vierzehn Tage mehr zu reden gehabt als mit seinen´Ministern.." auf musikalischer Ebene gut verstanden.


    Eingespielt sind einige Concertos for the Emperor auf dieser



    CD.


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag




    Cl. Monteverdi unterhielt vielfältige freundschaftliche Beziehungen zu den Habsburgers, auch seine großartige Sammlung geistlicher Musik, die Selva morale e spirituale hatte er 1641 der Kaiserin Eleonora -einer Tochter Vincenzo Gonzagas- , der Mutter Ferdinand III und Witwe Fedinand II gewidmet.
    Monteverdis Verehrung und Freundschaft zu den Habsburgern wurde nicht immer gern gesehen. In einem anonymen Brief an die Inquisitoren des Staates Venedig, verfasst von einem Sänger der Capella San Marco (!), schriebt der Denuzant:


    "An die erlauchten und vortrefflichsten Herren Inquisitoren des Staaates


    Mein Eifer für die Erhaltung meines Vaterlandes und Ihrer Durchlaucht veranlasst mich dazu, ihnen mitzuteilen, dass sich in dieser Stadt ein aus Cremona stammender Claudio Monteverde befindet, der zur Zeit als Kapellmeister in der Markus-Kirche dient. Dieser hat gesagt, dass er die Hoffnung nicht aufgegeben hat, ein Adler möge anstelle des Symbols des heiligen Markus diesen Platz beherrschen. Bei seinen Worten waren Ottavio Vicentino und Francesco dal Orso, Barbiere mit dem Bären-Ladenschild auf dem Marktplatz, anwesend. ...hat er auch gesagt, er wünsche, die durchlauchtigste Republik möge zum Heil der Seelen unter das Joch des spanischen Königs kommen und dabei waren Antonio Paolan, Giovanni Battista de Sante Maria und der Zinkspieler Pietro Furlan anwesend."


    Die "Signori inquisitatori di stato" legten diese Angelegenheit zu den Akten. Was wäre wohl geschehen, wenn die Inquisitatoren dieser Anklage Beachtung geschenkt hätten; wäre Monteverdis Leben anders verlaufen ?( ?(


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag


    1733 ließ J.S. Bach seine "Missa", bestehend aus Kyrie und Gloria, in handgeschriebenen Stimmen dem sächsischen Kurfürsten Friedrich August II. von Sachsen in Dresden überreichen. In einem Begleitschreiben, unterschrieben mit unterthänigst-gehorsamsten Knecht Johann Sebastian Bach bat er die
    "Ew. Königliche Hoheit, mir die Gnade zu erweisen und ein Prädicat Dero Hoff-Capelle conferiren [...] Solche gnädiste Gewehrung meines demüthigsten Bitten wird mich zu unendlicher Verehrung verbinden ."


    Allerdings musste Bach bis 1736 warten, bevor man ihm ein Dekret übersandte, wonach


    "Ihre Königliche Hochheit Majt. das Praedikat als Compositeur bey Dero HoffCapelle, allergnädigst erthelit."


    Bach sich Hofkompositeur nennen durfte


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

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  • Dann werde ich auch mal was zu diesem interessanten Thread schreiben.
    Zunächst mal sollte man sich klar machen, was eine Widmung eigentlich ist und dazu muss man schon ein wenig ausholen (es geht jetzt hauptsächlich um die erste Hälfte des 19. Jh. und etwas davor, also die Zeit "um Beethoven").
    Man sollte sich zunächst klar machen, dass die allermeisten "Komponisten" dieser Zeit (von den wenigen berühmten Ausnahmen, wie Beethoven) nicht in erster Linie Komponisten waren, sondern Hofmusiker, Kapellmeister oder ähnliches. Sie haben dann aus verschiedenen Gründen (etwa Geldmangel) auch etwas komponiert und das als einen Teil (!) ihrer Gesamtarbeit gesehen. Wenn er dann etwas komponiert hatte spielte er es wohl zunächst in eigenen Konzerten. Nun wollte er vielleicht, etwa weil es beim Publikum gefallen gefunden hatte, dieses Werk drucken lassen und dann kommt die Widmung ins Spiel. Seinem Arbeitgeber (einem Adeligen) konnte er es widmen, zugespitzt gesagt, wenn er auf eine Gehaltserhöhung hoffte. Das war aber nicht die Regel. Die Widmung war eher eine Art Werbung. Das Stück verkaufte sich natürlich besser, wenn es einem berühmten Menschen gewidmet war. Das musste aber kein Auftraggeber oder Gönner sein. Er musste sein Werk einer berühmten Person schicken und diese Fragen, ob er das Werk ihm Widmen dürfe. Eine Widmung ohne die Person vorher darum gebeten zu haben, wäre ein Skandal gewesen!!! Diese Person entschied dann (wohl mit Hilfe von Menschen, die etwas von Musik verstanden), ob das Werk würdig war, ihm gewidmet zu werden. Wenn dies der Fall war gab der, dem das Werk dann gewidmet war, dem Komponisten eine Art Dankgeschenk. Der Komponist wünschte sich natürlich Geld, das bekam er aber nicht immer. Es konnte auch mal eine Uhr sein (es gibt ein Zitat, ich weiß grad nicht von welchem Komponisten, indem er sich darüber ärgert, dass der dem gewidmet wurde, ihm nur eine Golduhr mit Wappen geschenkt hat, die er wegen des Wappens nichtmal verschärbeln konnte).
    So jetzt wird auch klar warum eine Widmung "Werbung" war, nämlich weil eine berühmte Persönlichkeit es für würdig empfunden hatte, dieses Werk sich widmen zu lassen!
    Mit freundlichen Grüßen
    Michael

  • Da fällt mir ein, dass ich noch schnell was zu dem letzten Post von Bernhard schreiben könnte (das über Bach).
    Der Grund warum sich Bach um diesen Titel (und es ist ja einfach nur ein Titel und nicht etwa ein "Beruf") bemühte, war folgender:
    Bach war von 1708-1717 als Hoforganist und Kammermusiker in Weimar engagiert und danach bis 1722 als Hofkapellmeister in Köthen. Das heißt er war immer "bei Hofe" beschäftigt, was für einen Musiker eigentlich das angesehendste war (wir befinden uns in dieser Zeit ja in einer Klassengesellschaft!). Nun musste er aber aus Geldmangel 1722 als Thomaskantor nach Leipzig gehen, weil er dort einfach mehr verdiente. Das war damals aber ein gesellschaftlicher Abstieg (vom höfischen Kapellmeister zum bürgerlichen Kantorat), und das hat er wohl nie so ganz verkraftet. Darum versuchert er wenigstens einen höfischen Titel zu erlangen, was ihm dann nach langem Bemühen auch gelang. Es brachte (nebenbeibemerkt) übrigens einige weitere Nachteile mit sich, dass er nun Kantor war. Er hatte viele andere Aufgaben, musste viel Kirchenmusik komponieren und hatte auch kein "Profi"-Orchester mehr zur Verfügung.
    Nochmal viele Grüße
    Michael

  • Händel - die großartigen Chandos Anthems, die er für den Duke of Chandos komponierte, ein Auftraggeber, der eine etwas ungewöhnliche Zusammenstellung von Instrumenten in seinem Orchester hatte - deshalb werden die Anthems heute auch nur noch selten aufgeführt, was außerordentlich bedauerlich ist

  • Der Titel dieses Threads bezieht sich auf die Geldgeber der Vergangenheit, Exzellenzen, Könige, Würdenträger.


    Und wie gestaltet sich die Finanzierung heute?


    Im Konzertbereich prangen die Logos grosser Unternehmen in den Programmheften der Aufführungen und Festivals. Sie haben eine wichtige Funktion, denn ohne Geld ist keine Aufführung möglich, was Publikum und ausführenden Musikern zu gute kommt. Preise werden an Künstler verliehen, die sich besondere Verdienste für die Musik erworben haben. Bis man zu solchen Ehren gelangt, hat man unter Umständen eine lange Durststrecke zu überstehen.


    Der Ernst von Siemens Musikpreis ist eine solche Fördermöglichkeit. Wikipedia weiss mehr: "Geehrt wird ein Komponist, Interpret oder Musikwissenschaftler. Neben dem Hauptpreis werden noch drei Förderpreise vergeben. Der Preis ist derzeit (2013) mit 3 Millionen Euro dotiert, wovon 250.000 Euro auf den Hauptpreis und der Rest auf die Förderpreise entfallen. Er wird gelegentlich als „Nobelpreis der Musik“ bezeichnet." Auf der Wikipedia Seite ist auch eine Liste der Begünstigten und Geehrten zu finden. Einzelne Projekte werden ebenfalls unterstützt.
    Auf der Website der Ernst von Siemens Stiftung sind die geförderten Projekte der zeitgenössischen Musik erwähnt. Die Vergabe der Fördergelder ist geregelt und kann auch auf der Webseite eingesehen werden. Ich setze ausnahmsweise diesen Link, weil das für den einen oder anderen Mitleser von Bedeutung sein könnte.


    http://www.evs-musikstiftung.c…en/foerdertaetigkeit.html


    Klickt man auf Preise > Förderprojekte erfährt man mehr über die für eine Finanzierung würdig befundenen laufenden Projekte.


    Gibt es lebende Komponisten, die einen Mäzen an ihrer Seite haben?


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928