• Kennt ihr das? Ihr kommt abends von der Arbeit nach Hause, habt Lust auf Oper, steht vor dem CD-Regal und fragt euch, was ihr jetzt noch hören könntet. Für eine CD habt ihr Zeit, nicht aber für zwei.


    Mir geht es oft so.


    Selbstredend besteht die Möglichkeit, von einem größeren Werk nur den ersten Akt zu hören. Das tue ich auch regelmäßig. Glücklich werde ich mit dieser Vorgehensweise allerdings nicht. Habe ich die Fortsetzung im Ohr, ist der Abbruch des Hörvergnügens regelmäßig unschön.


    Genussbringender ist da der Griff nach der 1-CD-Oper, in der Regel werden es Einakter sein. Welche 1-CD-Opern aber gibt es, die sich lohnen?


    fragt
    Thomas


    Hinweisen möchte ich auf den bestehenden Thread: Rossinis komische Einakter. Die dort hingehörigen Opern bitte ich weiterhin dort zu besprechen.

  • Lieber Thomas,


    vor mir liegt gerade ein bezaubernder, relativ unbekannter Einakter von Domenico Cimarosa: "L´Impresario in angustie" (Der Operndirektor).


    Wenn Du Verismo magst, bieten sich z.B. an:


    Puccini Le Villi


    Leoncavallo I Pagliacci


    Mascagni Cavalleria rusticana


    :hello:


    Elisabeth

  • An erster Stelle fallen mir die beiden wunderbaren Kurzopern von Maurice Ravel ein: "L'heure espagnole" und - unvergleichlich und im Wortsinn zauberhaft! - "L'enfant et les sortilèges".


    Beide Werke auf 2 CDs vereint mit vorzüglicher Besetzung und souverän geleitet von Lorin Maazel (solche Stücke liegen ihm, zumindest lagen sie ihm):





    Seit einiger Zeit gibt's beim gleichen Anbieter die beiden Opern in ebenfalls schöner, wenn auch nicht ganz so brillanter Aufnahme unter Leitung von Ernest Bour und Georges Truc für sagenhafte 3,99 Euro:





    Viele Grüße


    Bernd

  • Sehr kurz, sehr lohnend, Tag und Nacht:




    Nur mehr eine halbe CD: Erwartung.



    Liebe Grüße,
    Gerald

    "Das Höchste in der Kunst - vor Gott besagt's nicht viel.
    Hat doch die Welt zuletzt nur ein moralisch Ziel."
    (Hans Pfitzner)

    2 Mal editiert, zuletzt von Gerald ()

  • Purcell: "Dido & Aeneas" (3 Akte, aber nur ca. 50 min) keine Note zu viel oder zu wenig, ein eingängiges und ergreifendes Stück


    Puccini: "Gianni Schicchi" Den Rest des Trittico kenne ich nicht, aber die ist wirklich nicht schlecht, tatsächlich komisch, nicht so dick aufgetragen wie sonst häufig bei diesem Komponisten.


    Bartok: "Herzogs Blaubarts Burg"


    Zwei Einakter, evtl. knapp zu lang für 80 min, dennoch hörens- oder sehenswert: Zemlinsky: "Eine Florentinische Tragödie" und "Der Zwerg"


    Weill: Die Dreigroschenoper (wenn man sich auf die Musiknummern beschränkt)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Von den zahlreichen Kurzopern, die auf 1 CD passen, würde ich Dir folgende empfehlen:



    Abu Hassan
    (Carl Maria von Weber)
    Aufnahme: 10.–14.12.1973, Studio
    Spieldauer: 47'03
    Dirigent: Wolfgang Sawallisch
    Orchester der Bayerischen Staatsoper München
    Chor der Bayerischen Staatsoper
    Chorleitung: Wolfgang Baumgart
    Dialog-Regie: Gisela Schunk
    Product Code: cpo CD: 999 551-2


    Rollen und Sänger


    Abu Hassan: Nicolai Gedda
    Fatime: Edda Moser
    Kalif Haroun Al Raschid: Peter Brand
    Omar: Kurt Moll
    Zemrud: Manuela Renard
    Zobeide: Heidi Forster


    Natürlich gibt es von dieser kleinen Oper noch weitere Einspielungen (Witte/Bohnen/Schwarzkopf 1944 z.B.), aber wo kann man Kurt Moll, Edda Moser und Nicolai Gedda sonst noch zusammen hören?

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Bei Puccinis Il Trittico darfst du lediglich nicht zu lange für die Entscheidungsfindung benötigen!
    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Och,


    da gibt's schon einige lohnenswerte:



    Paisiello La Serva Padrona


    Bima, Salomaa
    RO München
    Hirsch



    Gluck: Orfeo ed Euridice


    Biel, Boog, Avemo
    Drottningholm Theatre Orchestra & Chorus
    Östman



    Martín y Soler: La Madrileña
    Aragon, Pitarch , Ramon
    Chapelle des ministres
    Magraner

    Hier sind sogar gleich zwei drauf:



    Mozart: Der Schauspieldirektor
    Diverse Der wohlthätige Derwish


    Sieden, S. Baker, Meek, Aler, Deas, Ewing
    Boston Baroque
    Pearlman


    Ansonsten vielleicht Opernquerschnitte? :wacky:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • In so kurzer Zeit schon so viele Nennungen, sehr schön!


    So unbeleckt, wie ich auf manche offenbar gewirkt habe, bin ich in Sachen Oper dann doch nicht. ;) Ich fand nur, es wäre schön, wenn wir die 1-CD-Opern mal sammeln könnten.


    Die Idee zum Thread kam mir beim Hören dieses sehr schönen Werks:



    Korngold: Der Ring des Polykrates


    Ein fieser kleiner Schocker, den ich ebenfalls empfehlen möchte, ist:



    Dallapiccola: Il Prigioniero
    (Leider nur noch gebraucht zu bekommen, die Aufnahme ist sehr gut).


    :hello:
    Thomas

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  • Wenn du schon bei Korngold bist, kannst du auch gleich der Violanta einen Besuch abstatten!


    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Gustav Holst (1874 - 1934)


    The Wandering Scholar op. 50





    Ralph Vaughan Williams (1872 - 1958)


    Riders to the Sea


    Verachtet mir die Meister nicht

  • Wenn Gustav Holst ins Spiel kommt, könnte man glatt auch noch Savitri aufs Tapet bringen!


    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Von Gluck gibt es eine Anzahl von Einakter, die auf 1 CD erschienen sind, in einem Fall zwei Einakter, die in einer CD-Box mit 2 CD herausgegeben wurden.


    Ich fange an mit


    Le nozze d'Ercole e d'Ebe (Die Hochzeit von Herkules und Hebe), ein Werk, dessen Aufführung in Dresden Johann Sebastian Bach wohl miterlebte.


    [amx=B000028E8V]300[/amx]


    Le cadi dupé (Der betrogene Kadi)



    Il parnaso confuso


    [amx=B0001LYEVE]300[/amx] [amx=B00005N8CV]300[/amx]


    Le Cinesi


    [amx=B0007XT4M0]300[/amx]


    La corona



    La Danza (zusammen mit La corona)


    [amx=B000028AYN]300[/amx]


    Liebe Grüße Peter

  • Eine 1-CD-Oper habe ich noch nachzutragen, die mit Gluck in einer gewissen Beziehung steht. Gluck hat in seiner Reihe der opéra comique-Bearbeitungen auch "L'ivrogne corrigé" komponiert. Diese Oper ist aus vielen Gründen interessant, zwischen der Ouvertüre von "L'ivrogne corrigé" und der von Mozarts "Bastien und Bastienne" bestehen Beziehungen, die wohl nicht zufällig sind. Der Trauerchor der Höllengeister weist schon auf den Klagechor von Orfeo voraus, die Personen sind sorgfältig musikalisch charakterisiert, da gibt es eine parodistisch aufgefasste c-moll-Arie sui generis, wie überhaupt die Parodie der opera seria den Erfolg der opéra comique ausmachte. Dazu kommen die auf das deutsche Singspiel vorausweisenden lyrisch gestimmten Arien, die mit ihrer Innerlichkeit und menschlichen Nähe vermeiden, dass hier eine grobschlächtigen Posse entsteht.


    Eine Oper, auf die ich mich sehr freute, als die Einspielung für mich erreichbar war. Aber sie ist leider in die Hand der Bayerischen Kammeroper Veitshöchheim geraten, die ihre Auffassung gleich einmal so vorstellt:


    Uns allen war klar, daß ein Trunkenbold, der feierlich schwört, nie mehr zu trinken, eine langweilige Gestalt für ein Theaterstück wäre, besonders, wenn die Produktion in Mainfranken zum Leben kommt, in einem Land, wo sich der Wein wirklich trinken läßt.


    Das Stück wurde so umgemodelt, dass es mir schwer fiel, anhand der Partitur der Aufführung zu folgen. Vieles, was in der Partitur stand, erklang nicht, anderes wurde (etwa aus dem Don Juan) ausgeliehen. Wie Dr. Blagoy Apostolov zusammenfasst:


    Wir wissen nicht, was Ritter Gluck zu unserer Fassung sagen würde, doch Eines wissen wir: das Wichtigste im Opernhaus ist das Publikum, und ihm zu gefallen, ist unser oberstes Gebot.



    Na, dann prost ...


    Liebe Grüße Peter


    Ein kleiner Nachtrag: Die Premiere dieser Fassung fand im Staatlichen Hofkeller Würzburg statt. Die CD entstand in den Mainfrankensälen Veitshöchheim anlässlich einer Fernseh-Live-Aufzeichnung.

  • Kurt Weill: Der Zar läßt sich fotografieren. Opera buffa in einem Akt, op.21
    (es gab mal eine Einspielung bei Capriccio [Barry McDaniel, Carla Pohl, u.a., Kölner Rundfundchor und -orchester, Jan Latham-König], ist aber wohl gestrichen).
    Das Libretto ist mal nicht von Brecht sondern von Georg Kaiser.
    Tolle, witzige Oper (der auf Staatsbesuch in Paris befindliche Zar möchte ein professionelles Foto von sich in einem Fotostudio machen lassen. Dieses ist aber von einer Gruppe von Anarchisten übernommen worden, die ihn zu ermorden trachten. Dummerweise entspinnt sich zwischen dem Zaren und einer als Fotografin getarnten Terroristin eine kleine Romanze. Köstliches Libretto (»Zar: Bei Nacht noch interessanter, Paris! Versunken in der Tiefe. Und dort das Ei der Kuppel vom Invalidendom. Da ruht Napoleon. Der ist nun tot, ganz tot. [Zu der vermeintl. Fotografin gewandt, dicht vor ihr] Ich möchte nicht in diesem Augenblick Napoleon sein.«)! Mitreißende Musik!


    Und dann noch diese:


    Franz Schreker: Flammen



    Frühes Bühnenwerk (1901 entstanden, 1902 konzertant aufgeführt; ich glaube, es war gar Schrekers erste Oper - da gibt's hier aber Kompetentere, die das genau sagen können ;) ).
    Das Libretto (einmal kein Schreker O-Ton sondern aus der Feder der später in Auschwitz ermordeten Dora Leen) ist etwas arg schwül und ätherisch geraten (Setting: Zeit gegen Ende des 1. Kreuzzugs. Thema: erzwungene Gattentreue [mit Gouvernante, Keuschheitsgürtel und allem toten Teufel] und wildes Begehren), die Musik gemahnt noch an Wagner, läßt aber doch schon hier und da den Schreker des »Fernen Klangs« durchhören. Mir gefällt's!
    Die oben gezeigte, bei CPO gelabelte Aufnahme ist ein Live-Mitschnitt einer Inszenierung der Kieler Oper. Geboten wird die Originalfassung mit großem Orchester (bei Marco Polo ist mal eine Fassung mit Kammerorchester erschienen - ich glaube die Bearbeitung ist aber nicht von Schreker selbst). Man hört Bühnengeräusche, die Sänger sind nicht immer optimal zu den Mikros positioniert, die Ensembleleistungen sind nicht herausragend aber solide. Würde die Aufnahme trotz der Einschränkungen empfehlen...


    Auf die Zemlinskyschen Kurzopern hat JR ja schon hingewiesen...


    Ganz herzlich,
    Medard

  • hallo!


    Auch in der Belcanto-Opern Literatur finden sich einige Einakter, die auch nur auf eine CD passen:


    von Donizetti:

    Rita



    I Pazzi per progetto



    Il Campanello



    Il giovedi grasso


    Rossini



    Signor Bruschino (da gibts ziemlich viele Aufnahmen)
    L´inganno felice
    Cambiale di Matrimonio
    L´Occasione fa il ladro
    La scala di seta


    oder am besten die Box hier:

    Obwohl hier drei Opern auf zwei CDs aufgeteilt sind :rolleyes:, sie gingen sich jedoch auf eine aus! :D


    LG joschi

  • Als ein erstes Beispiel für die Gattung des Melodrams hier Jewstignej Ipatowitsch Fomins mitreißendes Orfey i Evridika. Allein schon die Ouvertüre (8:25!) ist den Kauf dieser CD wert, das Booklet bringt den Text in Deutsch und Englisch, Russisch wäre mir auch nicht unlieb gewesen, aber bei diesem Preis-/Leistungsverhältnis sollte man darüber nicht kritteln, nicht zuletzt, weil die Aussprache der Solisten gut verständlich ist.


    [amx=B00005JT5C]300[/amx]


    LG Peter

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  • da kann ich auch noch einige beisteuern:



    Desmarest: Venus et Adonis
    La Simphonie du Marais



    Charpentier: Acteon
    Les Arts Florissants / Christie



    Lully: Idylle sur la Paix
    La Simphonie du Marais / Reyne



    Locke: Psyché
    The New London Consort / Pickett



    Händel: Alceste / Comus
    The Academy of Ancient Music / Hogwood



    Rameau: La Guirlande & Zephire
    Les Arts Florissants / Christie


    - zwar 2 CD's, aber auch 2 Werke :D



    Rameau: Pygmalion / Nélée et Myrthis
    Les Arts Florissants / Christie


    und noch einige ohne Cover:


    Charpentier: Les Arts Florissants
    Les Arts Florissants / Christie


    Clérambault: Le Triomphe d'Iris
    Le Concert Spirituel / Niquet


    Rameau: Anacreon
    Les Arts Florissants / Christie

  • Zitat

    Original von Siegfried
    als alter Verismofreund greife ich gerne zu dieser:


    dankenswerterweise hat schon Elisabeth auf die Cavalleria rusticana hingewiesen. Von mir dann noch ein Vorläufer der Così, die opéra bouffon von Antoine Dauvergne: "Les Troqueurs". Hier beschleißen zwei Männer einen Frauentausch - aber die Reaktion ihrer Frauen bringt sie schmerzhaft auf den Boden der Wirklichkeit zurück - köstliche Musik!



    LG Peter

  • Einige kürzere Opern, die man problemlos auf eine CD bekommt, hat auch Manuel de Falla geschrieben. Ich kenne allerdings bisher nur zwei. Nämlich diese:


    El Amor Brujo (1915)



    und seine wohl berühmteste Oper:


    La Vida Breve (1904/05)



    Die Werke de Fallas aus den 1920er und 1930er Jahren (da kenne ich allerdings auch nur Orchesterwerke und den »Dreispitz«) finde ich eher gewöhnungsbedürftig, aber diese früheren Opern atmen noch ein wenig impressionistisches Flair - gepfeffert aber mit einem deutlich spanischen Idiom. Eigentlich werden diese schönen Werke viel zu wenig wahrgenommen...


    Ganz herzlich,
    Medard

  • Zitat

    Original von Klawirr
    Frühes Bühnenwerk (1901 entstanden, 1902 konzertant aufgeführt; ich glaube, es war gar Schrekers erste Oper - da gibt's hier aber Kompetentere, die das genau sagen können ;) ).
    Das Libretto (einmal kein Schreker O-Ton sondern aus der Feder der später in Auschwitz ermordeten Dora Leen) ist etwas arg schwül und ätherisch geraten (Setting: Zeit gegen Ende des 1. Kreuzzugs. Thema: erzwungene Gattentreue [mit Gouvernante, Keuschheitsgürtel und allem toten Teufel] und wildes Begehren), die Musik gemahnt noch an Wagner, läßt aber doch schon hier und da den Schreker des »Fernen Klangs« durchhören. Mir gefällt's!


    Aber das ergänze ich doch gerne: die quasi Uraufführung ist mit "konzertant" nett umschrieben - es handelte sich um eine Aufführung im Wiener Börsendorfer-Saal, die nur von einem Flügel begleitet wurde. Tatsächlich ist es Schrekers erste Oper. Dora Leen (bürgerlich: Pollock) war eine Jugendliebe von Franz Schreker und der gemeinsamen Oper gingen einige Lieder von Schreker voraus, deren Texte von Dora Leen stammten.


    Zu Schrekers Lebzeitzen gab es keine Aufführung mehr, eine szenische Uraufführung fand erst vor etwa zwanzig Jahren in Wien statt, allerdings auch nicht in der Originalgestalt - es war eine Einrichtung für Kammerorchester zu hören.


    So betrachtet ist tatsächlich die erwähnte Aufnahme aus dem Opernhaus Kiel ein Mitschnitt der Uraufführung des Werkes in der vollständigen Gestalt.


    Interessant ist, das hier schon viele Handlungselemente vorkommen, die man bei Schreker später wiederfinden wird: die Figur des Künstlers (hier noch als namenloser "Sänger" vorgestellt) z. B., aber auch schon das Symbol der lodernden Flamme für die glühende, alles verzehrende, sexuelle Leidenschaft findet sich hier in diesem Erstling.


    Zehn Jahre sollte es dauern, bis Schreker dann mit dem "Fernen Klang" der Durchbruch gelang - aber das ist ein anderes Thema...

  • Zitat

    Original von ThomasNorderstedt
    Auf meiner Einkaufsliste steht noch:


    Auf meiner Einkaufsliste hab' ich auch noch eine:



    Gian-Carlo Menotti (1911-2007): The Telephone


    Hier handelt es sich um einen knapp halbstündigen Einakter. Zum Werk selbst kann ich nicht besonders viel sagen, da ich es ja noch nicht gehört habe. Die Story ist - wie ich Rezensionen entnommen habe - jedenfalls recht witzig: Ein Mann, der zu einer Reise aufbrechen muß, will der Dame seines Herzens seine Liebe gestehen - doch er kommt nicht dazu, weil alle Nase lang das Telefon klingelt und die begehrte Dame, die ein Telefonjunkie ist, immer dran geht. Ergebnis: er reist ab und ruft die Dame von unterwegs aus einer öffentlichen Telefonzelle an und sagt, was er zu sagen hat. Naja, im Handyzeitalter wirkt das antiquirt (heute geht sowas ja beinahe standardmäßig per SMS... ;) ) - aber in der Sache finde ich die Idee grandios und soooo wahr!!!
    Menottis Stil kenne ich von einigen Orchesterwerken: er zitiert sich nonchalant durch die Musikgeschichte - manche nennen das Eklektizismus, andere Postismus. Ich neige zu letzterem, schlicht weil mir sein auf unanstrengende Weise origineller Mixstil, dem es gelingt aus vielen Versatzstücken immer etwas Neues und Eigenständiges zu schaffen, sehr gut gefällt. Werde die CD auf jeden Fall anschaffen.


    Ganz herzlich,
    Medard

  • Hallo Medard,


    wie wir wissen, ist es kein Zufall, dass dir dieses Menotti-Werk einfällt, wenn du "La Voix humaine" liest. Der Zusammenhang besteht darin, dass "La Voix humaine" von einem vierzigminütigen Monolog einer Frau am Telefon handelt.


    Das wäre doch mal ein interessantes Abendprogramm (im Gegensatz zu der allerorten zu hörenden Pagliacci-Cavalleria-Kopplung) und eine Herausforderung für die Regie: Erst Menotti und nach der Pause Poulenc. Mobiltelefone bitte ausschalten!


    Freundlich grüßt
    Thomas


  • Hallo Thomas,
    das ist ja gespenstisch! Ich habe bei dem Poulenc Titel gar nicht bewußt an ein Telefon gedacht (kenne die Poulenc-Oper übrigens auch gar nicht)! Basiert das Libretto auf dem gleichnamigen Theaterstück von Jean Cocteau? Da geht die Story übrigens - so meine ich mich jedenfalls zu erinnern - ganz schön krude aus: am Ende des Monologs stranguliert sich die einsame Dame mit der Telefonschnur...
    Ganz herzlich,
    Medard

  • Hier in Lille gab es das in der letzten Saison :Menotti und Poulenc an einem Abend. Dei Idee ist also en vogue! =)
    Allerdings zwei andere Opern:


    Das Medium


    Les mamelles de Tiresias



    Beides hat mir nciht sonderlich gefallen, was aber vielleciht eher gegen die Inszenierungen spricht.
    F.Q.

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