Hans Hopf – Ein deutscher Nachkriegsheld

  • Hans Hopf war in der Zeit von etwa 1950 bis 1965 einer der meistgefragten deutschen Heldentenöre. Mittlerweile steht er nach meiner Wahrnehmung etwas im Schatten anderer Sänger. Er deckte ein relativ weites Spektrum deutscher und italienischer Opern ab und bewies dabei eine Vielseitigkeit wie nicht viele Sänger seiner "Gewichtsklasse". Wenn man sich darüber beschwert, dass heute viele Rollen zu leicht besetzt werden (müssen), kann man in Hopfs alten Aufnahmen recht häufig erleben, wie sich ein schwer gepanzerter Held im lyrischen oder Zwischenfach herumschlägt – das allerdings meistens ziemlich eindrucksvoll.



    Hans Hopf wurde am 02.08.1916 in Nürnberg geboren. 1936 debütierte er als Pinkerton am Bayerischen Landestheater. Weitere Stationen seiner Karriere waren Augsburg, Oslo sowie die Sächsische Staatsoper (Semperoper Dresden), wo er sich schrittweise vom lyrischen ins Heldenfach vorwagte. Eine der frühesten Aufnahmen von Hans Hopf aus dieser Zeit dürfte eine deutsch gesungene Aufnahme von Don Giovanni unter der Leitung von Carl Elmendorff sein (1943), in der Hopf als Don Ottavio eher männlich markant als elegant zu Werke geht. Ein hörbar kerngesunder junger Mann, dem der altersschwache Giovanni von Mathieu Ahlersmeyer sicher im Ernstfall keine Probleme bereitet hätte. Auch wenn Hopf seine Stimme nach Kräften zurücknimmt und sich in der Arie "Folget der Heißgeliebten" (Il mio tesoro) für einen späteren Tristan erstaunlich beweglich zeigt, bleibt diese Besetzung sicher eine Kuriosität.


    Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war Hans Hopf dann endgültig im schweren Heldenfach angekommen und in diesem machte er auch international Karriere. Er trat regelmäßig an den Staatsopern in Berlin, München und Wien auf, gastierte aber auch an der New Yorker MET und auch an den Opernhäusern in Mailand und Buenos Aires. Als die Bayreuther Festspiele 1951 von Furtwängler mit Beethovens 9. Sinfonie musikalisch wiedereröffnet wurden, sang er den Tenorpart. In derselben Bayreuther Saison übernahm er unter Herbert von Karajans musikalischer Leitung die Rolle des Stolzing in den Meistersingern von Nürnberg. Den Bayreuther Festspielen blieb Hopf bis in die späten 1960er Jahre treu. Insbesondere sein Siegfried 1960 wurde viel beachtet. Vor allem im Herbst seiner Karriere sang er auch viel Strauss, zum Beispiel den Kaiser aus der Frau ohne Schatten oder den Bacchus.


    Nach seinem Bühnenabschied war er als Musikpädagoge tätig. Hans Hopf starb am 25.06.1993 in München.



    Hans Hopf war vielleicht einer der letzten echten unermüdlichen Heldentenöre von der Art wie sie der deutsche Wagnergesang über Jahrzehnte hervorgebracht hatte. Er verfügte über eine durchschlagskräftige Stimme mit ausgeprägtem baritonalen Fundament und einer sicheren Höhe. Damit war er sicherlich mit einem deutlich besseren Material ausgestattet als sein Zeitgenosse Wolfgang Windgassen, hinter dem er aber meines Erachtens hinsichtlich der Rollengestaltung etwas zurückbleibt. Besonders in seinen späteren Aufnahmen fällt ein relativ breites Vibrato auf, das beim ersten Hören vielleicht nicht unbedingt angenehm ist, mich aber letztlich nicht weiter stört. Nach meinem Eindruck neigt Hopf ein wenig zum Aspirieren und auch um die Textverständlichkeit ist es manchmal nicht zum Allerbesten bestellt. Trotz alledem hat die Stimme etwas, das mir recht gut gefällt. Sein altmodischer pathetischer Vortrag und diese steife, sehr individuelle Diktion mit dem gerollten R – das scheint manchmal doch eher nach Vorkriegsbayreuth zu passen, hat aber für mich durchaus einen gewissen Reiz. Die metallische Strahlkraft von Hopfs Stimme und die Mühelosigkeit, mit der er auch schwierige Partien meisterte, sind jedenfalls seither von nicht allzu vielen seiner Nachfolger erreicht worden.


    Wegen dieser Eigenschaften gefällt er mir sehr gut als Pedro in Eugen d’Alberts Oper Tiefland. In Rudolf Moralts Aufnahme (1957) ist er für mich annähernd ideal in dieser Rolle. Pedro ist ein rauher reizbarer Geselle, der mit eigenen Händen einen Wolf erwürgt und zunächst in seinen zerlumpten Hirtenkleidern auf seine eigene Hochzeit gehen will. Hopfs Stimme besitzt da ausreichend Kraft, um diesen wilden, unbehauenen Charakter glaubhaft zu machen. Die Aufnahme ist zur Zeit wohl leider schwer erhältlich.


    Die Rolle, in der Hopf wohl am besten dokumentiert ist, ist der Max in Webers Freischütz. Es gibt einen Mitschnitt von den Salzburger Festspielen 1954 unter Furtwängler und eine ehemals von Decca vertriebene Aufnahme unter Otto Ackermann. Auch wegen Elisabeth Grümmer und dem Dirigenten Erich Kleiber dürfte eine Aufnahme von 1955 vom damaligen NWDR besonders interessant sein. Gerade im Vergleich zu anderen Sängern der etwas jüngeren Zeit (z.B. Schreier, Wottrich) ist es schon ziemlich bemerkenswert, wie kraftstrotzend Hans Hopf da durch die Wälder und die Auen zieht.


    Vielleicht seine bekannteste Aufnahme ist der Tannhäuser, den er 1960 in unter der Leitung von Franz Konwitschny eingesungen hat. Leider ist das eine Aufnahme, die wohl nicht unbedingt zu Hopfs besten gehört. Er klingt hier für meine Begriffe gepresst, unangenehm guttural und auch die Gestaltung der Rolle ist etwas schlicht ausgefallen. Gerade die berühmte Romerzählung wirkt auf mich stimmlich zwar überaus souverän, ansonsten aber eher hausbacken als subtil. Wahrscheinlich waren es eher die weniger sensiblen Charaktere, die Hopf besonders gut lagen.


    Mit Hans Hopf gibt es darüber hinaus ziemlich viele deutsch gesungene Radioaufnahmen italienischer Opern, an die ich mich aber bisher kaum gewagt habe. Als Otello unter Eugen Jochum (1955) hat er praktisch keine Probleme mit der schwierigen Partie und glänzt mit strahlenden Spitzentönen, auch wenn er nie ganz den Wagnertenor verleugnen kann. Sehr gut, wenn auch in weiten Teilen unverständlich, scheint mir sein Andrea Chenier unter Wolfgang Sawallisch (1956). Hopf bringt hier nicht nur Stimme sondern auch einiges an Engagement mit. Diese Neuveröffentlichung von Walhall würde ich durchaus wegen Hopf empfehlen.



    Für mich also insgesamt ein Tenor vom alten Schlag mit Ecken und Kanten, der manchmal vielleicht etwas zu sehr nach Flügelhelm und Bärenwams klingt, aber aufgrund seiner eindrucksvollen Stimme und der breiten Palette seiner Einspielungen durchaus etwas Aufmerksamkeit verdient hat.


    Wie ist Eure Meinung zu diesem Sänger?






  • Lieber Zauberton,


    Das Wesentliche hast Du schon selbst gesagt. Hopf war kein Mann der Nuancen, des sinnlichen Schmelzes, eher ein geradliniger Gestalter, dessen Stimme für einen Spieltenor zu voluminös war und für die Helden ein bißchen zu wenig verführerisch - das alles bei einer an sich beeindruckenden Anlage. Sein Pech ist wohl, daß man nicht genau weiß, wo man ihn hinordnen soll (man soll es natürlich gar nicht). Aber er war eben nirgends der Beste, echtes Gutsein reicht nicht immer. Seinen Tannhäuser finde ich etwas zu trocken, aber eindrucksvoll - passend für die typische Zweitaufnahme sozusagen. Für Liebhaber herber Stimmen ist er aber ziemlich richtig.


    LG


    Waldi

  • Hans Hopf war ein phänomenaler Tenor. Sein Repotoire war riesig.
    Es fing bei Mozart an und es reichte über fast den gesamten Verdi,
    Wagner, Puccini und Strauss. Dazu kamen unzählige andere Partien.
    Erwähnen möchte ich nur noch den Florestan, den Max den Pedro
    den Don Jose, und natürlich den Canio.Man muß natürlich
    sagen, daß er ein "Stimmprotz"war.Aber er konnte auch mit seiner
    großen raumfüllenden Stimme protzen. Ich habe ihn einmal auf der
    Bühne in Köln als Don Jose erlebt und das war eines meiner großen
    Opern-Live-Erlebnisse.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Wenn man den ausgezeichneten Mitschnitt von Rudolf Kempes Bayreuther Ring von 1960 kennt, bekommt man mit Hopf den vielleicht besten Siegfried seit Suthaus zu hören. Überzeugender habe ich diese mörderischen Rollen nach 1950 nicht mehr gehört. Nicht zuletzt vermag er auch durchaus zu schattieren: in der Erzählung macht er bei "Schlafend ein wonniges Weib" ein Riesendiminuendo, an dem etwa ein Kollo oder Jerusalem kläglich scheitern würden. Auch seine Ausflüge ins italienische Fach sind durchaus beachtlich ; neben den schon genannten kenne ich Ausschnitte aus "Manon Lescaut" und "Turandot".

  • Danke, Zauberton, für diesen spannenden, aufschlussreichen und dabei sehr persönlich gehaltenen Einführungsbeitrag!


    Hans Hopf lässt m. E. aufhorchen, und das nicht nur, weil er für unsere heutigen Hörgewohnheiten sehr ungewohnt klingt. Sicher findet nicht jeder diese Stimme „schön“, und auch mir erschließen sich die Besonderheiten nur nach und nach, zumal Hopf seine Bühnenlaufbahn schon lange beendet hatte, als ich anfing, in die Oper zu gehen. Jedenfalls ist derart solides Stimmmaterial bei den heutigen – dünn gesäten – Heldentenören (leider) nicht mehr zu finden.


    Der von Dir angesprochene Tannhäuser unter Konwitschny war meine erste Begegnung mit dieser Stimme, gefolgt vom Andre Chenier unter Sawallisch, bei dem neben Hopf auch Metternich begeistert – eine Aufnahme nicht nur für die Freunde deutschsprachiger Einspielungen!


    Aus eigenem Hören kenne ich noch folgende Aufnahmen mit Hopf, die ich allesamt für hörenswert halte und die ich in der zeitlichen Reihenfolge nenne, in der sie mir begegnet sind.


    Zunächst Soltis Turandot aus Köln, die ich auf der Suche nach „löschsicheren“ CDs auf dem amerikanischen Markt fand – geraume Zeit, bevor sie auch auf dem hiesigen wieder verfügbar war.


    Giacomo Puccini (1858-1924)
    Turandot (in deutscher Sprache)
    Goltz, Schiebener, Schirp, Stich-Randall, Hopf, Günter,
    Orchester des WDR Köln, Solti Label: Capriccio , ADD/m, 1956



    Verdis Aida liegt mit Hans Hopf in einer Aufnahme aus der Premierenwoche der Neueröffnung der Wiener Staatsoper 1955 in deutscher Sprache vor. Die Tonqualität ist für diese zeit überraschend gut, und das großartige Sängerensemble sucht in vielen später entstandenen Aufnahmen seinesgleichen! Hopf ist ein selbstsicher-kraftvoller, metallischer Radames auf der Höhe seiner stimmlichen Möglichkeiten.


    Giuseppe Verdi (1813-1901)
    Aida (in dt. Spr.)
    Rysanek, Madeira, Hopf, Frick, London,
    Wiener Staatsopernorchester, Kubelik Label: Walhall , ADD, m



    Ein überraschender Ausflug in die Operette, der Laune macht:


    Franz von Suppe (1819-1895)
    Banditenstreiche
    Böhme, Köth, Töpper, Hoppe, Kuen, Kuhn, Grosskurth, Hopf,
    RSO München, Schmidt-Boelcke Label: Walhall , ADD, m




    Wagners Siegfried mit Hopf kam als Ergänzung meiner George-London-Sammlung ins Haus – die Schmiedelieder habe ich nie eindrucksvoller gehört:



    Richard Wagner (1813-1883)
    Siegfried
    Birgit Nilsson, Hans Hopf, George London, Jean Madeira,
    Paul Kuen, Ralph Herbert, Gottlob Frick, Metropolitan Opera
    Orchestra, Erich Leinsdorf Label: GoldenMelo , ADD, 1962






    Wer kennt weiteres aus der umfangreichen Diskographie oder kann von Bühnenerlebnissen berichten?



    LG, Elisabeth

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  • Auf der Bühne habe ich ihn natürlich nicht mehr erlebt, aber Meister Fischer berichtete uns gerne von einem Erlebnis. Hopf gastierte als Siegfried in Saarbrücken und lieferte einen routiniert-mittelprächtigen ersten Akt ab. als er nach dem Amboßspalten von der Bühne kam, sagte er "Die san ja guat, da muaß i mi ja anstrengen!", ging zum zweiten Akt auf die Bühne und drehte dann groß auf ; Fischer meint noch heute, daß dies eine der eindrucksvollsten Aufführungen wurde, die er je erlebt hat.

  • Sorry: der hier schon gelegentlich erwähnte Jens Malte Fischer, mein langjähriger Chef. Seine Mutter sang zur betreffenden Zeit in Saarbrücken und war die Erda der Vorstellung.

  • Ich fand Hans Hopf eigentlich immer ein bißchen knödelig und hölzern. Aber ich kenne viele dieser Live-Aufnahmen nicht. Ich habe lediglich seine Luisa Miller (1943), Cavalleria (1945) und Manon Lescaut (1950 oder so). Diesen Aufnahmen nach zu urteilen muß ich sagen: wirklich nicht gerade mein Liebligstenor.

  • Ich gehöre der Generation an, die Hans Hopf noch live auf der Bühne sehen konnte. Die Deutsche Oper am Rhein war eine seiner Heimatbühnen, von 1950 bis 1976 war er diesem Haus durch Gastspielverträge verbunden. Hier durfte er alles singen. Da hier auch die Wagner-Tradition immer gepflegt wurde, konnte er seine Siegfriede usw. oft genug vortragen.


    Ich erinnere mich an einen "Bajazzo", den ich als ganz junger Mensch mit ihm gesehen habe. Wenn er seinen großen Auftritt hatte, stand die Handlung still, er kam an die Rampe und brüllte seine Arie ins Publikum. Auch beim Schlußapplaus mußte er immer als einziger ganz vorne die Ovationen in Empfang nehmen - in der "Tiefland"-Premiere mit Astrid Varnay 1964 sollen es über 70 Vorhänge gewesen sein (behauptet er in der "da capo"-Sendung bei August Everding).


    Sollte jemand diese Sendung kennen - da strotze er nur so von Selbstherrlichkeit - fast unerträglich!


    Ich habe Dutzende von Aufnahmen von ihm im Schrank, allein 3 mal "Tielfland", 4 x "Freischütz", Carmen, Tannhäuser , Aida, Florestan, Fra Diavolo usw. usw. bis zur "Heirat wider Willen" von Engelbert Humperdinck.


    Zu seiner Zeit hatte er als Heldentenor keine Konkurrenz zu fürchten. Aber mögen muß man ihn trotzdem nicht unbedingt!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Ich bin "Zauberton " dankbar, dass er die Erinnerung an Hans Hopf wieder erweckt hat.
    Seiner Charakterisierung der Stimme kann ich in vielen Punkten zustimmen. Widersprechen möchte ich allerdings seiner Kritik an der Textdeutlichkeit. Ich fand sie immer tadellos. Nachdrücklich widersprechen möchte ich der Einschätzung, Hopfs Stimme sei in erster Linie für einen "wilden, unbehauenen Charakter" geeignet gewesen. Nach eigener Aussage hat er noch 1956 an der Wiener Staatsoper den Tamino gesungen und auf seine alten Tage brillierte er gerade mit technisch anspruchsvollen und piano-Stellen.
    Ich habe Hans Hopf nur noch in seiner späten Zeit (1968 – 1978 ) auf der Bühne erlebt. Er war nicht in allen Rollen und an allen Tagen gleich gut, legte aber doch noch eine ganze Reihe von eindrucksvollen Vorstellungen hin, als Siegmund, als Tristan, als Florestan und vor allem als Tannhäuser. Unvergesslich ist mir ein – nach mäßigem Venusberg – glanzvoller Tannhäuser vom Februar 1973. "Was schreibt die Presse? – Ewige Jugend!", strahlte er hinterher beim Autogrammholen und spielte damit vielleicht auch auf die Kritiken an, die er als Siegfried im Rahmen des Rennert-Rings 1969 bekommen hatte ("Jubel um Hans Hopf"; ich war leider nicht drin). Wenn Hopf als Tannhäuser sang: "EinWunder ist's, ein unbeschreiblich hohes Wunder", dann war es wirklich ein Wunder, dann stand der Opernhimmel offen.


    "Zauberton" sollte sich ruhig auch an Hopfs Gesamtaufnahmen von italienischen Opern wagen. Als Othello und Chenier, aber auch als Bajazzo (unter Sawallisch), als Kalaf (unter Solti), Radames oder als Manrico hat Hopf, glaube ich, keine Konkurrenz zu fürchten. Er kam eigentlich vom italienischen Fach, gab dieses aber mehr und mehr auf, als es usus wurde, in der Originalsprache zu singen. Das konnte oder wollte er offenbar nicht. Seine letzte italienische Rolle und seine letzte Premiere (die vorletzte war der Tristan in Wien 1973 unter Carlos Kleiber!) war 1975 ein glanzvoller Canio am Münchner Gärtnerplatztheater.


    Wie ist es zu erklären, dass Hans Hopf heute weitgehend vergessen ist oder zumindest war, bis in den letzten Jahren doch eine ganze Reihe von Gesamtaufnahmen aus seiner Glanzzeit wieder erschien?
    Sicher, er war kein großer Darsteller, obwohl er für mein Empfinden rein stimmlich durchaus eindringlich und anrührend gestaltete. Vielleicht liegt es daran, dass er für Intendanten, Regisseure und Dirigenten wohl nicht immer ganz einfach zu nehmen war. "Ich war immer ein nissiger Kerl", sagte er in einem persönlichen Gespräch einmal, - was immer das auf Fränkisch genau heißt, - aber so etwas Ähnliches wie "schwierig" heißt es schon.


    Der letzte Auftritt von Hans Hopf war meines Wissens 1983, als er im Rahmen eines Benefizkonzerts für die Restaurierung des Prinzregententheaters das Rienzi-Gebet sang, immer noch mit einer für seine (damals) 67 Jahre erstaunlichen Strahlkraft. "Erz in der Stimme hat man oder man hat's nicht; Hans Hopf hat's" schrieb Karl Schumann danach in der "Süddeutschen Zeitung"


    Für mich – und nicht nur für mich – war Hans Hopf einer der ganz großen Heldentenöre der 20. Jahrhunderts.

  • Schön, dass dieser Thread doch recht gut angenommen wird und dass wir jetzt mit Galeriefan einen echten eingefleischten Hans Hopf-Anhänger im Forum haben. Herzlich Willkommen!


    Ich habe Hans Hopf nicht live hören können und muss mich daher bei meinem Urteil auf die mir bekannten Tonträger verlassen. Das ist natürlich immer gefährlich. Gerade bei so einem vielseitigen Sänger wie Hopf bleibt es nicht aus, dass da auch einiges dabei ist, was vielleicht nicht ganz ideal ausgefallen ist. Beeindruckend ist aber sicherlich, dass er bis in die 1970er Jahre ein hohes Niveau in einer Vielzahl von Rollen halten konnte.


    Was die Textverständlichkeit angeht, kann ich nur nochmals beispielhaft auf den Andrea Chenier verweisen. Da versteht man wirklich nicht viel von dem, was Hopf singt. Ich will das jetzt nicht überbetonen, denn gerade diese Aufnahme gefällt mir nichtsdestotrotz wirklich sehr gut. Auf jeden Fall ist jetzt mein Interesse an Hopfs Aufnahmen von italienischen Opern geweckt. Bisher kenne ich nur den Otello und den Chenier, aber da wird sicherlich bald noch einiges hinzukommen. Eure Hinweise geben mir da einen Leitfaden vor.


    Jedenfalls verdient dieser Tenor mit den stählernen Stimmbändern freundliche Beachtung.

  • Ganz neu auf dem Markt ist eine Recital- CD mit Hans Hopf, die Preiser records gerade veröffentlicht hat.


    Hans Hopf singt Arien
    (Erscheinungstermin: 15.10.2007)
    von Wagner, Beethoven, Verdi, Leoncavallo, Puccini, Smetana
    Label: Preiser , ADD/m, 52-56




    Ich bin gespannt darauf….



    LG, Elisabeth

  • Hopf-Recitals gibt es schon lange (Link dazu weiter unten auf dieser Seite: )


    HAMBURGER ARCHIV FÜR GESANGSKUNST:




    Da ist so ziemlich sein gesamtes Repertoire drauf, und mit 15 EUR pro Platte nicht teurer als bei Preiser.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Auf Wunsch von Elisabeth will ich mich kurz zu der Don Giovanni-Aufnahme von 1943 mit Hopf in der Rolle des Don Ottavio äußern. ;)



    Zitat

    Original von Zauberton
    Eine der frühesten Aufnahmen von Hans Hopf aus dieser Zeit dürfte eine deutsch gesungene Aufnahme von Don Giovanni unter der Leitung von Carl Elmendorff sein (1943), in der Hopf als Don Ottavio eher männlich markant als elegant zu Werke geht. Ein hörbar kerngesunder junger Mann, dem der altersschwache Giovanni von Mathieu Ahlersmeyer sicher im Ernstfall keine Probleme bereitet hätte. Auch wenn Hopf seine Stimme nach Kräften zurücknimmt und sich in der Arie "Folget der Heißgeliebten" (Il mio tesoro) für einen späteren Tristan erstaunlich beweglich zeigt, bleibt diese Besetzung sicher eine Kuriosität.


    Dem kann ich mich weitgehend anschließen, obschon ich Ahlersmeyer nicht als "alterssschwach" bezeichnen würde - ganz im Gegenteil, er entspricht irgendwie dem Bild des Don Giovanni, das mir vorschwebt (deswegen habe ich mir die Aufnahme damals auch gekauft). M.E. eine tolle Leistung von Ahlersmeyer!
    Aber nun zu Hopf und zum Don Ottavio: Ich muß ehrlich sagen: Ich kann dieser Rolle generell wenig abgewinnen, die interessantesten Akteure der Oper sind m.E. Don Giovanni und Leporello. Natürlich macht Hopf seine Rolle dennoch sehr gut, ja hervorragend. Die Stimme ist wirklich in Topform, es klingt nach einem Jüngling.
    Ich habe also kein Problem mit Herrn Hopf, sondern mit der Rolle des Don Ottavio allgemein. ;) Aber das soll Dich, liebe Elisabeth, nicht vom Kauf abhalten.


    P.S.: Die Tonqualität ist überraschend gut!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Bei dieser Gelegenheit ist es an der Zeit, Hans Hopf als "Manrico" vorzustellen:



    DER TROUBADOUR


    Aufnahme: 1953, Studio
    Dirigent: Ferenc Fricsay
    Orchester des WDR Köln
    Chor des WDR Köln


    Rollen und Sänger
    Azucena: Ira Malaniuk
    Conte di Luna: Josef Metternich
    Ferrando: Wilhelm Schirp
    Leonora: Christel Goltz
    Manrico: Hans Hopf


    Rundfunkaufnahme in guter (Mono-) Qualität, unbedingt hörenswert!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Zauberton,


    Hans Hopf hatte eine urgesunde, machtvolle, baritonal gefärbte Stimme, die in allen Lagen perfekt ansprach. Kein Wagnertenor in seiner Zeit hatte auch nur annnähernd dieses Stimm-Material. Zur Demonstration höre man nur seine Siegfriede in dem permanent unterschätzten Bayreuther-Ring von 1960 - 1964 an. Übrigens für mich die beste Regieleistung von Wolfgang Wagner, großartig dirigiert von Rudolf Kempe. Hopf hielt die Riesenpartien nicht nur mühelos durch, er brillierte sängerisch und konnte neben den Ausnahmekünstlern Birgit Nilsson, Brünnhile und Gottlob Frick Hagen glanzvoll bestehen.
    Vielleicht sind Beispiele, die ich selbst in Bayreuth erlebte für einige Probleme von Hans Hopf bezeichnend. Zunächst ließ er sich wegen einer Indisposition entschuldigen und sang dann wie ein junger Gott. Ergebnis, dass in jeder Kritik auf dieses angebliche Defizit hingewiesen wurde. Schlussbeifall und Solistenvorhänge am Ende der Götterdämmerung. Alle Solisten nahmen vornehm den jubelnden Beifall entgegen. Hans Hopf kam mit erhobenen Armen beifallheischend auf die Bühne und prompt kassiert er als einziger Buhs.
    Meines Erachtens war er ein großartiger Sänger, der stimmlich, darstellerisch und persönlich ein allzu großes, an Überheblichkeit grenzendes Selbstvertrauen zur Schau stellte. Dabei soll er wie Gottlob Frick berichtete ein ganz lieber Mensch und verlässlicher Kumpel gewesen sein. Aber was ist Schein und Wirklichkeit?
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Vor einiger Zeit habe ich schon mal über diese "Da Capo"-Sendung ausgelassen, 3sat wiederholt sie nächste Woche (zu nachtschlafener Zeit):


    3sat, Sonntag, den 14.09.2008 - 03:20 Uhr (eigentlich schon Montag!)


    da capo: Hans Hopf


    im Gespräch mit August Everding
    (Erstsendung 19.9.1987)


    Zitat

    Hans Hopf (1919 - 1993) erhielt seine Ausbildung in München bei dem Bassisten Paul Bender. Bereits 1936 debütierte er in München am Bayerischen Landestheater, dem heutigen Gärtnerplatztheater. Hopf war einer der wenigen deutschen Tenöre, die sich Weltgeltung verschaffenkonnten. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte der Sänger zu den deutschen Künstlern, die an die Metropolitan Opera nach New York eingeladen wurden. Dort feierte er in den 1950er Jahren vor allem als Wagner-Interpret große Erfolge.
    1987 war Hans Hopf zu Gast im "da capo"-Studio, wo er gemeinsam mit August Everding auf seine Sängerkarriere zurückblickte.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Mir hat er eigentlich schon gefallen kann mich an die Aida noch gut erinnern, da wurde zum Teil, an der WSO nach 1955 im Haupthaus, noch Deutsch gesungen.



    Hat sich erst nach und nach, speziell unter Karajan 1956, eingebürgert die ital. Oper, auch auf Italienisch zu singen.


    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

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  • Lieber Peter,


    ich bin einer der Anhänger,wo es nur geht deutsch zu singen. Die Hürde für Neulinge und Opernunkundige wird noch mehr erhöht, wenn kein Textverständnis vorhanden ist. Nicht zuletzt dadurch wird die Oper zum elitären Ereignis für Priveligierte hoch stilisiert. Deutsche Obertitel stellen für mich immer eine Notlösung und einen schlechten Kompromiss dar.


    Natürlich weiß ich, dass beim heutigen internationalen Stagione-Betrieb wahrscheinlich keine andere Lösung möglich ist, es sei denn das Wunder einer Rückbesinnung auf das Ensembletheater würde geschehen.
    Übrigens waren Oskar Czerwenka und Gottlob Frick glühende Kämpfer für deutsche Sprachkultur in der Oper. Frick hat sich sogar auf eigene Kosten eine sehr gute, sangbare deutsche Übersetzung von Don Carlos machen lassen, die u. A. mit riesigem Erfolg bei Freilicht- Festspielen vor dem Dom in Passau aufgeführt wurde.
    Herzlliche Grüße nach Wien :hello:
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Operus!


    Vollkommen richtig, hat doch Franz Werfel eine schönere deutsche Übersetzung von der "Macht des Schicksals" gemacht,


    als es das italienische Original ist, nur wurde das dann verboten. ( 1923 - 1945).


    Werfel war ja ein glühender Verdi - Freund, kann nur seinen Roman empfehlen: Verdi.


    [am]ISBN-103596294568[/am]

    Liebe Grüße nach Heilbronn sendet Dir Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Meine Lieben!


    Höre eben den Freischütz aus Wien 1951


    und hier ist, wie an der Staatsoper an der Volksoper,


    Hans Hopf der Max,


    und auch die andere Besetzung kann sich hören lassen, noch dazu bei ausgezeichneter Tonqualität.



    Liebe Grüße Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Lieber Harald :



    in der Deutschen Oper am Rhein hat hans H o p f nicht nur aussgewöhnliche Wagner - Interpretationen gesungen . sondern 1973 / 1974 auch einen mitreissenden Otello .


    Sein "Tiefland" dürfte bis heute ebensowenig übertroffebn sein wie sein Max ( "Fer Freischütz" )


    Grüsse ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Lieber Frank,


    an Hopf als Othello kann ich mich auch noch erinnern.
    Die Rolle hat er auch im Kölner Funkhaus für den WDR aufgenommen. Die Doppel-CD ist jetzt erschienen:



    Giuseppe Verdi (1813-1901)
    Otello

    Hans Hopf, Claire Watson, Josef Metternich, Richard Holm, Peter Witsch,
    RSO Köln,
    Georg Solti
    Walhall , ADD/m, 1958


    Dank Metternich, Watson und Holm eine gute (deutschsprachige) Aufnahme, vor allem eine orchestrale Glanzleistung dank Georg Solti!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Lieber Harld ,



    vielen Dank , dass Du Dich noch an "unseren" Hans Hopf als Othello ( diesmal mit h ) erinnert hast .


    Wenn wir überlegen , welche Aufführungen es in Düsseldorf , Duisburg und Köln bis in die 1970er Jahre , auch in Deutsch , gegeben hat , so kann man nur dankbar sein eine Reihe dieser Opernabende miterlebt zu haben und zweitens , das es bei "Walhall" inzwischen eine Reihe dieser Aufführungen auch auf Tonträger gibt .


    In den Archiven des WDR Köln wimmelt es nur so von Bandmaterialien herausragender Abende .


    Danke sehr für diesen Hinweis !


    Dir einen schönen Abend .



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Zitat

    Original von Frank Georg Bechyna



    Wenn wir überlegen , welche Aufführungen es in Düsseldorf , Duisburg und Köln bis in die 1970er Jahre , auch in Deutsch , gegeben hat , so kann man nur dankbar sein eine Reihe dieser Opernabende miterlebt zu haben.
    Frank


    Irgendwo habe ich mit Hopf sogar noch einen Düsseldorfer "Ring" herumliegen, mal schauen wo... Symonette als Wotan, Ernest als Siegmund und so weiter...

  • Dass "Närmbercher" natürlich einen Menge Hopf haben ( müssen / sollten ) liegt auf der Hand . Randolph Symonette müsste Dich eigentlich überzeugt haben . Er hat viel hier gesungen .


    Und ich denke noch eines : Man sollte Hans Hopf nicht auf einen Sänger der 1950er Jahre festlegen !


    Er hat lange grosse , tragende und schwierige Rollen gesungen und auch darstellerisch beeindrucklend gemeistert . Eine verstorbene Cousine von mir war voller begesiterung ( bei über 1 000 LPS ! ) "Hopfianer-IN" gewesen . Leider hat sie mir nie eine LP geliehen ; nur meine Mutter , ihre Patentante , durfte frei über ihren "Grünen Hügel " der Interpretationskunst verfügen !


    Sie kannte auch nur drei komponisten : Mozart , Wagner und R. Strauss .


    Hans Hopf hat sicherlich weit über die 1950er Jahre das Tenorfach mitbestimmt !


    Ich gabe es offen zu , dass ich häufig an ihn denken muss .


    Danke für Deinen für mich wichtigen Hinweis und einen schölnen Abend noch !


    Grüsse mir bitte die Berg- und Burgstrasse in N. . Danke :



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Aus den USA kommt jetzt ein wichtiger Baustein der Diskographie - nicht nur von Hans Hopf - zu uns:



    Das ist der Soundtrack zu einem alten Fernsehfilm, den man als Video oder DVD auch nur schwierig - über die USA - bekommen konnte. Auch für Fans von Marcel Cordes oder Melitta Muszely eine wichtige Aufnahme.



    Man kann die CD bestellen, man kann sie aber auch direkt im Netz downladen.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Gar viel und schön wurde hier geschrieben.
    Daher füge ich nur die Listung meiner GA mit Hans Hopf an. Kritiklos, wie ich bin, es gefallen mir alle sehr gut.
    Meine Frage an die Taminos:
    Kaiser in „Frau ohne Schatten“ – höre ich den Hopf, ist er der Kaiser, höre ich den King, ist er es…
    Wie geht es Euch damit?


    Richard Strauss:
    1. Frau ohne Schatten – Kaiser (Studioaufnahme auf DECCA, Live-Aufnahme auf Orfeo) - beides 1955 – Dirigent: Karl Böhm
    2. Salome (Aufnahme 1953) – Narraboth – Bella Voce
    Salome (Live-Aufnahme 1972) – Herodes – RCA – Dirigent: Karl Böhm


    Mussorgsky: Boris Godunov, deutsch (1957) – Der falsche Dimitrii – Dirigent: Eugen Jochum (Hans Hotter als Boris im Match über 5 Sätzen) - Myto


    Wagner: Tannhäuser – Konwitschny-Aufnahme – EMI


    PS: In den Allerwertesten beiße ich mir heute noch, daß ich nicht die Live-Aufnahme Tristan aus der Wiener Staatsoper (Dirigent Carlos Kleiber) erstanden habe.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

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