"Mein Applaus gehört mir!" – Eine Streitschrift für die Emanzipation der Nebendarsteller.

  • Sie stehen ganz unten auf dem Besetzungszettel, nach der Vorstellung treten sie als erstes vor den Vorhang - und dann meistens ganz schnell wieder ab. Im Zuschauerraum wird getuschelt: "Wer war das noch mal?" Ein hartes Los! Aber es geht noch schlimmer: Wer im letzten Akt nichts mehr zu singen hatte, geht manchmal einsam und ohne den verdienten Applaus nach Hause. Und auch die Tonträgerindustrie kennt keine Gnade: Auf dem Cover von Operngesamtaufnahmen tauchen sie nie auf, nicht selten sind sie noch nicht einmal im Kleingedruckten erwähnt.


    Die Nebendarsteller haben im heutigen Opernbetrieb einfach keine Lobby. Dabei haben sie es auf der Bühne doch schwer genug:


    Sie sind so gute Freunde und so gute Zuhörer! Mary muss sich gleich drei Strophen von Sentas Holländer-Ballade anhören und erntet nicht mal ein paar dürre Dankesworte. Leonora erzählt Inez schwülstige Geschichten vom Troubadour, diese zeigt höfliches Interesse. Alisa leistet Lucia di Lammermoor ohne erkennbares Eigeninteresse freundlich Gesellschaft und wird, als Edgardo dann endlich erscheint, einfach weggeschickt. Pedro jammert zuerst, wie einsam es doch in den Bergen sei, nur um dann ins Tiefland zu ziehen und Nando allein in der Einöde zurückzulassen. Ein toller Freund! Nein, das ist alles nicht die feine Art.


    Oder all diese hart arbeitenden Helfer! Was wären die gefeierten "Opernhelden" ohne sie! Scarpia lümmelt träge im Palazzo Farnese herum, während Spoletta draußen die Drecksarbeit erledigen muss. König Marke schickt erst mal Melot vor, damit dieser statt seiner von Kurwenal massakriert wird. Und der Dank? Marke hat nur Tränen für Tristan übrig. Das ist einfach ungerecht! Auch Monostatos weiß wohl bis heute nicht, wofür er 77 Sohlenstreich' bekommen hat.


    Ob all dieser Zurücksetzungen sind bereits einige in die innere Emigration gegangen. Als Hirten oder Seeleute senden sie uns melancholische Botschaften von unerfüllter Liebe und gemahnen so den Opernbesucher daran, dass es abseits des Kerngeschehens noch andere Menschen mit Gefühlen und Leidenschaften gibt. Alle Rufe verhallten bislang ungehört. Am Ende interessieren sich doch alle wieder nur für Tosca und Cavaradossi, Tristan und Isolde, Senta und den Holländer.



    Es gibt einfach keine Gerechtigkeit in der Opernwelt. Aber jetzt ist Schluss! Die ewige Unterdrückung muss ein Ende haben! Dieser Thread gehört daher den wackeren Comprimarii und vernachlässigten Nebendarstellern, die nur darauf warten, von ihrem Image als gesichtslose Ansingstationen befreit zu werden.


    Also, Forianer, hört die Signale:


    Wer sind die Entrechteten, für deren Probleme sich bisher niemand interessiert hat? Welche unerkannten Schicksale verbergen sich in altbekannten Opern? Wer hat für seine Treue oder seine harte Arbeit endlich einmal besonderen Dank verdient?


    Welche Interpretationen von Nebenrollen auf Tonträgern haltet Ihr für besonders gelungen? Welche Sänger schaffen es, mit wenigen Zeilen aus dem langen Schatten der Primadonna oder des Primo Tenore herauszutreten?



    Jetzt ist es an Euch, den ewig Unbeachteten ihre Individualität zurückzugeben!

  • Hallo,


    und danke für diesen interessanten thread!


    Auf die Schnelle fällt mir ein langgedienter Comprimario ein (ohne einzelne seiner Rollen nennen zu wollen), ohne die viele Vorstellungen und Aufnahmen nicht möglich gewesen wären:


    PIERO DI PALMA


    Aber eigentlich will der thread ja vor allem die Rollen nennen....


    LG, Elisabeth

  • Hallo Elisabeth,


    danke für die prompte Antwort. Hier sollen natürlich auch die Interpreten gewürdigt werden.


    Piero de Palma (Jahrgang 1916) ist wohl wirklich der Comprimario, der der italienischen Oper über 30 Jahre lang seinen Stempel aufgedrückt hat. Schon 1951 ruft er in Tebaldis erster Bohème "Ecco i giocattoli di Parpignol." Bis etwa 1980 kommt er dann in so ungefähr jeder dritten Operngesamtaufnahme vor - und das quer durch die Labels. Wenn man Placido Domingo mal ausklammert, dürfte es wohl nicht viele Tenöre mit mehr Gesamtaufnahmen geben. Dabei hat es de Palma immer verstanden, auch den unbedeutendsten Nebenrollen ein Gesicht zu geben. Auch für mich ist das einer der ganz, ganz großen "Kleinen". Ausgezeichnet ist er beispielsweise als hinterlistiger Heiratsvermittler Goro:


  • Die beiden Geharnischten in Böhms zweiter Zauberflöten-Einspielung von 1964 waren eine Luxusbesetzung:
    James King und Martti Talvela, die üblicherweise als Protagonisten aufgetreten sind.
    Wer flicht ihnen die Kränze für diese kleinen, aber "tragfähigen" Rollen?

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Da fallen mir zwei Beispiele aus dem Opernhaus meiner Heimatstadt ein: "Trovatore": Ruiz begleitet Leonora zum Kerker, in dem Manrico sitzt. Es ist die letzte Zeile, die Ruiz zu singen hat, wenn ich nicht ganz irre, unbegleitet vom Orchester. Einmal wollte wohl der Sänger auch aus dem Schatten treten und auffallen: er fügt seinem letzten Wort eine gekonnte Verzierung bei, sein Rezitativ klingt elegant, geschmeidig, fast ein wenig kühn in dieser Version. Das Gesicht des Dirigenten wirkte versteinert...


    "Don Carlo": gerne etwas im Schatten: Il Conte di Lerma. Aber: er kündigt den Grossinquisitor an: "Il grand´Inquisitor", tönt er in den zu dem Zeitpunkt stillen Raum. Mir ist eine Aufführung erinnerlich, wo der vorgesehene Sänger diesen Auftritt (er ist ja auch wirklich kurz) schlichtweg vergessen hat. Er war einfach nicht anwesend und: auch nicht aufzutreiben. Der Regie-Assistent tönte die wenigen Silben aus der Nullgasse heraus, ohne dabei aufzutreten....

  • Hallo Zauberton,


    ein schöner thread, in dem ich endlich einmal meinen Lieblingscomprimario Paul Franke unterbringen kann.


    Ich habe ihn auf einigen Studio-Aufnahmen der 50er Jahre (EMI und RCA) und bin der Meinung, dass er dort aus seinen kleinen Rollen wirklich hörenswerte Momente macht, insbesondere als Parpignol in der Beecham Bohème mit Björling und de los Angeles.


    Die Rufe "Ecco i giocattoli di Parpignol" habe ich nie suggestiver gehört; ich mag die Marktszene der Bohème mit ihrer impressionistischen Vielstimmigkeit sowieso sehr gern und "warte" in dieser Aufnahme immer auf die Rufe des Parpignol, bei denen man wirklich den Eindruck hat, sie kämen aus der Ferne immer näher heran.


    Auch das Ständchen des Beppe in den "Pagliacci" singt er sehr süß und charmant; außerdem fällt mir noch sein Ruiz im Trovatore unter Cellini ein.


    Geboren wurde er 1922 in Boston, und er debütierte 1948 an der MET, deren Ensemble er über 20 Jahre lang angehörte.


    Das Zitat aus dem Sängerlexikon von Kutsch/Riemens, Bern 1975, er habe "zumeist Comprimario-Rollen" gesungen, "die er in meisterhafter Weise vortrug", kann ich aus meinen Aufnahmen nur bestätigen.


    Eine seiner Buffo-Partien ist wohl der Monostatos gewesen, den ich aber von ihm noch nicht gehört habe (eine Rolle, in der ich Gerhard Stolze unerreicht finde), und den ich mir eigentlich mit dem feinen lyrischen Tenor Frankes nicht so recht vorstellen kann.


    Paul Franke wirkte 1954 auch an der MET-Erstaufführung von Strawinskys "The Rake´s Progress mit".


    :hello: Petra

  • Zitat

    Original von Zauberton
    Aber es geht noch schlimmer: Wer im letzten Akt nichts mehr zu singen hatte, geht manchmal einsam und ohne den verdienten Applaus nach Hause.


    Regelmäßig aber deshalb, weil sie heim gehen wollen. Sie haben keine Lust zu warten. Viele Theater sehen das sogar sehr ungern und erachten es als Unhöflichkeit gegenüber dem Publikum. Aber nur wenige erzwingen das Bleiben bis zum Schluss.


    Thomas

    "Dem Volke zur Freude und Erhebung"
    Widmung Georgs II am Giebel des Meininger Theaters

  • Zitat

    Wer im letzten Akt nichts mehr zu singen hatte, geht manchmal einsam und ohne den verdienten Applaus nach Hause


    Mir kommen die Tränen..... :D
    Als Opernorchestermusiker geht man immer einsam und alleine nach Hause.
    :angel:
    Michael

  • Eine klassische Nebenrolle, deren Darsteller es schwer haben, gegen das Unsympathische in ihr aufzukommen, ist der Monostatos. In Wien hatten seinerzeit August Jaresch (1902-1984) und Peter Klein (1907-1992) diese Partie förmlich gepachtet. Beide brachten es zu Kammersängern, wurden aber trotzdem nie zu strahlenden Publikumsfavoriten, obwohl sie wirklich sehr überzeugende Monstatosse waren (im Gegensatz etwa zu Martin Vantin, der in der sonst wunderschönen Fricsay-"Zauberflöte" keinen Bösewicht suggerieren kann).


    Bei den Italienern fällt mir beispielsweise noch Ivo Vinco ein, der mit seinem Baß in kleineren Verdi-etwa Rollen sehr gut anzuhören ist.
    Auch unter den Tosca-Mesnern finden sich immer wieder beeindruckende Interpreten, die man nur wenig würdigt. Dabei können schlechte Sänger in solchen Rollen die entsprechenden Szenen richtig schmeißen, auch wenn der Cavaradossi und der Scarpia brillieren.


    LG


    Waldi

  • Wenn wir schon mal bei Wien sind: mir ist Ewald Aichberger in der Erinnerung hängengeblieben: der sang auch immer die "kleinen" Partien, verfügte aber über eine hinreichend kräftige Stimme, dass ich mir gut hätte vorstellen können, dass der an anderen Häusern auch "Erstes Fach" hätte singen können.


    Dies gelang dem Bassisten Walter Fink: in Wien in kleinen Partien eingesetzt, sang Fink in Bremen alle grossen Partien, z. B. von Verdi und Wagner.


    Noch ein Name: Bojidar Nikolov, in Wien z. B. als Herold im "Don Carlo" zu erleben, sang in Darmstadt die Titelrolle im gleichen Stück und - Jahre später - in Frankfurt den Pinkerton

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Meine Erinnerungen an Ewald Aichberger sind etwas andere. Selbst in kleinen Rollen versuchte ich immer wegzuhören. In größeren (und schon gar nicht in großen) hätte ich ihn mir nie vorstellen können und wollen.
    Walter Fink singt in der Zwischenzeit auch in Wien erstes Fach - und das durchaus überzeugend und mit Erfolg.



    Im "Don Carlo" fallen mir zwei Rollen ein, bei denen man sicher diskutieren kann, ob sie in die Kategorie Nebenrolle fallen - der Mönch und die Stimme vom Himmel (in dieser Partie hörte ich an der Wiener Staatsoper als damals ganz junge Sängerin noch Edita Gruberova). Und den Marcese di Calaztava in der "Forza" würde ich auch in diese Liste aufnehmen. Ich bin übrigens der Meinung, dass diese drei genannten Rollen mit sehr guten Sängern besetzt werden müssen und nicht zum Absingen von Abenden geeignet sind.

    Grüße aus Wien
    Michael 2

  • :hello:


    der schöne Thread gibt Gelegenheit, an einen wohl recht fleissigen Nebendarsteller der Rheinoper D`dorf/Duisburg zu erinnern............


    1996 ist er während der Proben zur "Trovatore"-Premiere verstorben...


    die Jahre davor dürfte ich ihn wohl etliche Male erlebt haben - ohne ihn recht zu registrieren.........


    bye
    piet


    ps
    @michaelS: Also so GANZ stimmt das nicht ;)
    Ich habe durchaus schon Orchestermusikern applaudiert, wenn sie mir n`Viertelstündchen danach irgendwo draussen über den Weg liefen ... mitunter registrierten sie`s kaum - sei `s dass sie zu ausgepowert waren, sei`s dass ??

  • Zitat

    Original von brunello


    Im "Don Carlo" fallen mir zwei Rollen ein, bei denen man sicher diskutieren kann, ob sie in die Kategorie Nebenrolle fallen - der Mönch und die Stimme vom Himmel (in dieser Partie hörte ich an der Wiener Staatsoper als damals ganz junge Sängerin noch Edita Gruberova). Und den Marcese di Calaztava in der "Forza" würde ich auch in diese Liste aufnehmen. Ich bin übrigens der Meinung, dass diese drei genannten Rollen mit sehr guten Sängern besetzt werden müssen und nicht zum Absingen von Abenden geeignet sind.

    Grüße aus Wien
    Michael 2


    Lieber Michael,


    Bei Un frate/ Karl V und auch beim Marchese würde ich Dir widersprechen wollen - denn m. E. meint diese thread die ganz kleinen Comprimarii, die nicht besonders auffallen, solange ihre wenigen Sätze sauber gesungen sind.


    Der Marchese ist nach Kloiber/Kornold zwar (IMO noch) kleine Partie, aber schon zu tragend für einen Comprimario.


    Und Karl V wird dort bereits als mittlere Partie aufgeführt.


    Gute Sänger sind unbedingt erforderlich!


    LG, Elisabeth

  • Hallo Piet,

    Zitat

    mitunter registrierten sie`s kaum - sei `s dass sie zu ausgepowert waren, sei`s dass ??


    Das mit dem ausgepowert kommt schon hin, dazu kommt vielleicht noch, daß ein Orchestermusiker durchaus schnell Abstand gewinnt zu dem, was eben noch gespielt wurde.
    Schließlich ist u.U. am nächsten Morgen gleich wieder Probe mit etwas völlig anderem.
    Schlußendlich kann es natürlich auch sein, daß der Kollege soeben zu hören bekam:
    "Egal, was alle sagen, ich fand dein Solo schön......" :pfeif:


    Bei uns gab es vor ein paar Jahren mal eine Diskussion, da sich die Statisten beim Schlußapplaus übergangen fühlten.
    Sobald man OBEN auf der Bühne steht, fangen halt u.U. auch die Eitelkeiten an, sich zu entwickeln.


    UNTEN in der Gruft dagegen entwickelt man eher eine gewisse Resignation.
    Mein Mitleid mit dem armen, armen Sänger, der, nachdem er ein paar Sätze gesungen hat einsam und alleine, vergessen von der Welt und der Zuneigung des Publikums beraubt, nach Hause geht, hält sich also in Grenzen.


    Außerdem hat tmichelmgn mit seiner Anmerkung absolut Recht.


    :angel:


    Michael

  • Hallo Michael, deshalb finde ich es auch toll, dass Barenboim sein Orchester zum Schlussapplaus immer auf die Bühne holt (Hat er auch beim Salzburger "Onegin" gemacht), denn ich finde es völlig richtig, dass sich die Musiker ihren Applaus auch von oben holen dürfen, nicht nur durch Aufstehen in ihrem Graben.
    lg Severina :hello:

  • Liebe Severina,,

    Zitat

    dass Barenboim sein Orchester zum Schlussapplaus immer auf die Bühne holt


    Das ist ja eine wirklich bemerkenswerte Geste von Barenboim-ich wußte das nicht!


    LG, :hello:
    Michael

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    Liebe Severina,,


    Das ist ja eine wirklich bemerkenswerte Geste von Barenboim-ich wußte das nicht!


    LG, :hello:
    Michael



    Das habe ich allerdings schon mehrfach erlebt, z.B. nach Sylvain Cambrelings Frankfurter "Ring", oder auch nach seiner Salzburger "Katia Kabanowa".


    Viele Grüße


    Bernd

  • Meine Lieblingspartien aus dem Bereich "kleine Partien" sind zweifelsfrei Käthchen und Brühlmann aus Massenets "Werther":


    Brühlmann: Klopstock!


    Käthchen: Divin Klopstock!


    Das ist alles, was die zwei den Abend über zu singen haben...


    Von einer Sopranistin, die diese bemerkenswerte Partie "Käthchen" in einer Plattenaufnahme singt, wollte ich wissen, wie das denn so war, mit dem berühmten Titelrollentenor bei der Aufnahme... Ich musste erfahren, dass selbiger bei genau dieser Sitzung nicht anwesend war. Aber die Sängerin war begeistert, dass ich diese, ihre Aufnahme kannte. Sie habe die Stelle Freunden mehrfach vorgespielt, ohne dass die Rezipienten sie, die Sängerin, gehört hätten, das frustriert verständlicherweise :wacky:

  • Zitat

    Original von Zwielicht


    Das habe ich allerdings schon mehrfach erlebt, z.B. nach Sylvain Cambrelings Frankfurter "Ring", oder auch nach seiner Salzburger "Katia Kabanowa".


    ganz besonders beeindruckend: nach unserem Meininger "Ring" (an vier Tagen hintereinander) standen dann gleich zwei komplette Orchester auf der Bühne, weil der Ring zwischen ihnen aufgeteilt wurde.


    Thomas

    "Dem Volke zur Freude und Erhebung"
    Widmung Georgs II am Giebel des Meininger Theaters

  • Der begrüßenswerte Brauch, nach Ende der Vorstellung auch das Orchester auf die Bühne zum Schlußapplaus zu holen, geht meines Wissens auf Bayreuth zurück, wo das Orchester am Ende einer Ring-Session ebenfalls vor den Vorhang trat. Barenboim übernahm dieses Ritual für seine Bühne. Es ist mittlerweile auch an anderen Häusern anzutreffen, bleibt aber wohl besonderen Anlässen vorbehalten. M. E. ist es nur eine Frage der Zeit, bis der "Auftritt" des Orchesters allgemein üblich wird. Ich erinnere mich noch an Zeiten, da dem Chor der Schlußapplaus verweigert wurde.


    Florian

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • tmichelmgn hats zwar schon erwähnt, trotzdem...


    viele Nebendarsteller sind einfach froh, wenn sie nach ihrem 13minütigen Auftritt im ersten Akt nicht über 2 Stunden warten müssen...
    darin liegt auch der Vorteil solcher Rollen: früher fertig zu sein, ist auch ein Privileg.


    ich finde die Idee der Streitschrift eher gut gemeint als gut; was sollte denn Emanzipation bedeuten?
    es gibt nun mal die erste Garde, dann die zweite usw...
    Wer die schweren Arien singt, hat eben mehr Applaus verdient, was solls?


    Als eins der Extrembeispiele mögen die Meistersinger dienen:
    die Partie von Hans Sachs ist eine der längsten Partien überhaupt...
    hingegen hat der Ulrich Eißlinger gerade ein solistisches "Hier!" und ein paar Ensemblestellen...


    hingegen sollten kleine Partien von den Sängern nicht unterschätzt werden; man benötigt wesentlich mehr Präsenz und Energie, als bei langen Szenen...


    in dieser Hinsicht sieht man dem Sachs manche mißlungene Viertelstunde nach, wenn die Schlußansprache gut ist, aber der Sänger der kleinen Partie kann wirklich auffallen, wenn er 100% gibt. Er kann die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn auch nur für einen Moment.


    Wem es gelingt, einen Hauptdarsteller kurzfristig an die Wand zu spielen, ist auf dem richtigen Weg...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Liselotte Maikl sang weit über 20 Jahre die Mini - Partie der Gräfin Ceprano im "Rigoletto",


    und ist "vielleicht" mit ihren Wiener Liedern außerhalb Österreichs bekannt geworden.


    Liebe Grüße sendet Peter aus Wien. :hello::hello:

  • Lieber Peter,


    hier tust Du einer großen Sängerin Unrecht!


    Lieselotte Maikl stammt aus einer berühmten Sängerfamilie - Großvater war der "Jodelkönig" von Tirol, Vater Georg Maikl ein berühmter Tenor. Die Tochter stand als Postchristl mit ihm schon in jungen Jahren auf der Bühne - während er den Adam sang.
    Sie hat alle großen Rollen - auch die Gilda im Rigoletto, die Martha, Olympia, Nedda usw. - selbst gesungen; und erst gegen Abend ihrer Karriere übernahm sie die kleineren Rollen - wie die Leitmetzerin oder Frasquita, Najade und Arsena.


    LG


    :hello: :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald!


    Bei Dir wusste ich es ja, aber in meinem Thread über sie, wurde erwähnt, dass sie realtiv unbekannt wäre.


    Stimmt, sie hat noch mit ihrem Vater die Gilda gesungen, die Arsena, die Ital. Sängerin in "Capriccio", die Briefchristl im "Vogelhändler" u.a.m.


    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus dem nassen Wien. :hello: :hello:

  • Lieber Peter,


    dass die liebe Lieselotte Maikl so gut wie vergessen ist, mag wohl daran liegen, dass sie die großen Rollen nie auf Platten gesungen hat. Nicht jede Sängerin hat nun mal die Möglichkeit, alles aufzunehmen!
    Dabei gibt es mindestens 30 Opern-Gesamtaufnahmen mit Lieselotte Maikl, aber nur in Rollen wie Sandmännchen, Taumännchen, Barbarina, Küchenjunge uvm.


    LG


    :hello: :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald!


    Liselotte Maikl hat unter Karl Grell viel Wiener Musik aufgenommen, ich besitze 3 LPs von und mit ihr.


    InLinz habe ich sie als Gilda, mit ihrem Vater, gehört und gesehen.


    Schade eigentlich, dass siedasnieaufgenommen hat, bzw. es diePlattenstudiosnicht interessiert hat,da war sie eben nur für Wiener Musik zuständig.


    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Zitat

    Original von Alviano
    Da fallen mir zwei Beispiele aus dem Opernhaus meiner Heimatstadt ein: "Trovatore": Ruiz begleitet Leonora zum Kerker, in dem Manrico sitzt. Es ist die letzte Zeile, die Ruiz zu singen hat, wenn ich nicht ganz irre, unbegleitet vom Orchester. Einmal wollte wohl der Sänger auch aus dem Schatten treten und auffallen: er fügt seinem letzten Wort eine gekonnte Verzierung bei, sein Rezitativ klingt elegant, geschmeidig, fast ein wenig kühn in dieser Version. Das Gesicht des Dirigenten wirkte versteinert...


    In der ersten Aufführung von "Il trovertore", die ich erlebt habe, hatte die Regie in diese Szene eine eigene Idee eingebaut, die mir gut gefallen hat. Als Leonora Ruiz auffordert zu gehen, gibt sie ihm ihre Hand und er steckt ihr den Giftring an und drückt diese dann.

    Il mare, il mare! Quale in rimirarlo
    Di glorie e di sublimi rapimenti
    Mi si affaccian ricordi! Il mare, il mare!
    Percè in suo grembo non trovai la tomba?

  • Lieber Harald , lieber Peter !



    Haebn wir nicht fast alle sehr viele sehr gute Sänger(innen ) erlebt , von denen es erstaunlichicherweise selbst als es den Plattenfirmen noch finanziell gut ging ( und nicht nur wenigen desaströsen Managern ) , kaum odr sogar keine Lp oder CD ( mehr ) gibt .


    Harald wird mir vielleicht bestätigen , das es i Düsseldorf alleine als Conte di Luna mit Hugh Beresford ind Viktor Braun zwi sehr überzeugende Interpreten gab .


    Von Viktor Braun habe ich noch die Todesanzeige hier . Von Hugh Beresford , der in Düsseldorf mehrere Jahre auch eine Wohnung Ecke Am Wehrhahn / Pempelforter Strasse hatte mit seiner charmanten Gattin , gibt es allenalles noch unter den älteren früheren Opernbesuchern eher wehmütige Erinnerungen an diese Zeiten .


    Aber ich kenne zum Beispiel von H. Beresford keine einzige allgemein erhältliche Aufnahme .


    V. Braun ist auf einigen GAs immer noch präsent .


    Ist das alles nur eine Frage des jeweiligen Managements ?


    Hier würde mich Eure Meinung sehr interssieren . Danke .


    Beste Grüsse ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Lieber Frank,


    es gibt Aufnahmen (erst diese Woche bei Saturn am Werhahn in der Hand gehabt):



    Hier singt er den Valentin (damals noch als Bariton).


    Viele Grüße


    Harald


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ein Bassist (ich glaube Kurt Rydl oder Kurt Moll) hat einmal in einem Interview erzählt, dass er in einer Oper aufgrund von Ausfällen zuletzt einmal bei einer Aufführung 5 verschiedene kleine Rollen gesungen hat und dafür genau so viel Gage wie die Sängerin der Titelrolle bekommen hat.
    _____________


    Was den Weg auf das Cover einer Aufnahme betrifft, frage ich mich allerdings manchmal, nach welchen Kriterien das bei einer Rand- oder Nebenfigur erfolgt.


    Ein Beispiel dazu: "La fanciulla del west", ohnehin eine jener Opern, bei der es wie eben auch in den "Meistersingern" sehr viele kleine Rollen gibt.


    Auf den Covers der Gesamtaufnahmen sind gewöhnlich die Sängerin der Minnie und der Sänger des Johnson/Ramerrez angeführt, meistens auch noch der Sänger des Sheriffs.


    Wird dagegen noch ein vierter Name angeführt, ist es gewöhnlich der Sänger des Barkellners Nick oder des Bankelsängers.


    Der Bänkelsänger hat zwar im ersten Akt eine etwas längere Stelle zu singen (zumindest mit Blick auf die in dieser Oper üblichen Arienlänge), aber er kommt in den anderen beiden Akten nicht mehr vor.


    Nick ist zwar in allen Akten anwesend und als Figur nicht unwichtig, ist er doch Vertrauter von Minnie (die er unterstützt und wesentlich am Ausgang beteiligt) oder Gesprächspartner von Rance, aber das gilt auch für andere Figuren wie Ashby, der in jedem Akt auftritt, Sonora (sozusagen der Anführer der Goldgräber und eindeutig ein Bewerber um Minnie und am Ausgang mitbeteiligt) oder den Indianer ebenfalls.

    Il mare, il mare! Quale in rimirarlo
    Di glorie e di sublimi rapimenti
    Mi si affaccian ricordi! Il mare, il mare!
    Percè in suo grembo non trovai la tomba?

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose