Schostakowitsch – Sinfonie Nr. 10

  • 1. Geschichtlicher, biographischer Hintergrund


    Eigentlich war alles gut. Das erste Scherbengericht („Chaos statt Musik“) lag lange zurück und Schostakowitsch hatte sich seine herausragende Stellung zurückerobert. Mit der Leningrader Sinfonie war er zum verdienten Volkskünstler geworden und hatte er für seine Werke verschiedenste Auszeichnungen erhalten (u.a.: 1942: Stalinpreis I. Klasse für die Symphonie Nr. 7, 1946: Stalinpreis II. Klasse für das Klaviertrio, Leninorden, 1947: Volkskünstler der RSFR).


    Dann jedoch, 1948, wurde Schostakowitsch der Boden unter den Füßen weggezogen.


    Am 20.02.1948 beschloss das ZK der KPdSU (zitiert nach Gojowy: „Schostakowitsch“, S. 75 f.):


    „Schon im Jahre 1036 wurden im Zusammenhang mit der Oper Die Lady Macbeth von Mzensk in der Prawda die formalistischen, volksfremden Verzerrungen im Werke Schostakowitschs einer scharfen Kritik unterzogen und die Gefahr und Schädlichkeit dieser Richtung für die Sowjetmusik enthüllt…Ungeachtet dieser Warnungen und entgegen diesen Weisungen… traten keinerlei Veränderungen in der sowjetischen Musik ein… Besonders schlecht steht es um das sinfonische und um das Opernschaffen. Es handelt sich dabei um Komponisten, die die formalistische, volksfremde Richtung weiter aufrechterhalten. Ihren stärksten Ausdruck fand diese Richtung in den Werken von Komponisten wie Gen. Schostakowitsch, Prokofjew, Chatschaturjan, Popow, Mjaskowski und anderen, in deren Werken formalistische Verzerrungen und antidemokratische Tendenzen, die dem Sowjetvolk und seinem künstlerischen Geschmack fremd sind, besonders anschaulich vertreten sind… Diese Musik hat ihren Geist vollständig der zeitgemäßen, übermodernen bürgerlichen Musik Europas und Amerikas überantwortet, die die Altersschwäche der bürgerlichen Kultur widerspiegelt… Die formalistische Richtung in der Sowjetmusik erzeugte bei einem Teil der Komponisten eine einseitige Begeisterung für schwierige Formen der instrumentalen, sinfonischen textlosen Musik und eine geringschätzige Einstellung zu Musikgattungen wie Oper, Chormusik, volkstümliche Musik für kleinere Orchester, für Volksinstrumente, Gesangsensembles usw.“


    Es folgte ein Komponistenkongress, auf dem die Vorgabe umgesetzt wurde. Chrennikow fiel zu Schostakowitsch u. a. ein (abermals zitiert nach Gojowy, S. 77):


    „Eine eigentümliche Chiffriertheit und Abstraktheit der musikalischen Sprache verbirgt oftmals im Hintergrund Gestalten und Emotionen, die der sowjetischen realistischen Kunst fremd sind: expressionistische Übertreibung, Nervosität, eine Hinwendung zur Welt der degenerierten, abstoßenden pathologischen Erscheinungen.“


    Die Angriffe setzten sich fort. Schostakowitschs Werke wurden faktisch mit einem Aufführungsverbot belegt (mit wenigen Ausnahmen). Er verlor seine Lehrämter, geriet in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Seine Frau musste wieder arbeiten.


    Galina Wischnewskaja schildert die damaligen Vorgänge in ihrer Biographie („Galina“) wie folgt (S. 214 f.):


    „Im edlen Wettstreit, die Musiker mit Dreck zu bewerfen, bestieg ein Maulheld nach dem andern die Rednertribüne. Und weil es in einem Ein Parteien-System nach solchen Attacken keine Überlebenschancen für den Betroffenen gibt, ist alles, was Schostakowitsch und Prokofjew je geschaffen hatten, an einem Tag zerstört worden. An wen hätten sie sich wenden können – eine Opposition existierte ja nicht. Gewiss gibt es manche, die sich abseits halten und an der Schlägerei nicht teilnehmen, doch kommen auch sie dem Opfer nicht zu Hilfe. Wohin also soll einer gehen? Zur Presse? Die ist fest in den Händen der Partei. Und sollte ein einzelner sich entschließen, ihm beizuspringen, wären ihm von da aan sämtliche Türen zu den Regierungsbüros verschlossen. Auch ein Versuch des Opfers, sich durch Plakatanschläge an die Öffentlichkeit zu wenden, wäre zum Scheitern verurteilt, er zöge seine sofortige Verhaftung nach sich. Ebenso sinnlos wäre es, sich bei einer Versammlung zu Wort zu melden: die organisierte Mehrheit brächten den Redner schnell zum Schweigen.


    Schostakowitsch saß in jener Februar-Versammlung, in deren Gedränge keine Stecknadel mehr Platz gefunden hätte, allein in einer leeren Sitzreihe. Das ist bei uns so üblich: Niemand setzt sich neben das Opfer – wie bei einer öffentlichen Hinrichtung. Und das war eine. Mit dem einzigen Unterschied, dass sie dich bei einer Hinrichtung umbringen, hier aber gnädig mit dir verfahren. Sie lassen dich leben. Für diese Gnade aber musst du hier sitzen bleiben, angespuckt wie du bist, und dir alles anhören, was sie dir um die Ohren hauen. Und du musst bereuen. Nicht etwa für dich allein und privat. Nein, du musst dich auf die Rednertribüne begeben und mit lauter Stimme bereuen, deine Ideale in der Öffentlichkeit verraten! Mehr noch, du musst der Partei, der Regierung und dem Genossen Stalin persönlich dafür danken.“


    Zweiundvierzig Jahre war Schostakowitsch alt, als ihm das widerfuhr. Er befand sich auf der Höhe seiner schöpferischen Kunst. Was er nun gezwungenermaßen schrieb, war Filmmusik. Als Belohnung für sein Wohlverhalten erhielt Schostakowitsch 1950 den Stalinpreis I. Klasse für das Lied von den Wäldern. Man kann nur den Kopf schütteln. Werke höheren Anspruchs komponierte Schostakowitsch nur noch für die Schublade.


    Endlich dann, im März 1953, stirbt Stalin, über den es in Schostakowitschs Memoiren (nach Wolkow) heißt (S. 226):


    „Stalin war eine Spinne, die jeden, der in die Nähe ihres Netzes geriet, umbrachte.“

    Die Reaktion von Schostakowitsch: Schon im Juli beginnt er seine 10. Sinfonie. Acht Jahre lang hatte er keine Sinfonie mehr geschrieben, die längste Zeit seines Lebens. Im Oktober ist Schostakowitsch fertig. Im November wird die Sinfonie Nr. 10 unter der Leitung von Mrawinski uraufgeführt.



    2. Werkbeschreibung


    Die Sinfonie besteht aus vier Sätzen: Moderato, Allgero, Allegretto und Andante. Sie dauert insgesamt rund fünfzig Minuten.


    Auffällig ist ein zeitliches Missverhältnis insbesondere zwischen den ersten beiden Sätzen. Während die Sätze drei und vier rund zwölf Minuten lang sind, ist der erste rund dreiundzwanzig, der zweite nur viereinhalb Minuten lang.


    Die zehnte Sinfonie ist eine von denen, über die man streiten kann: Inwieweit liegt ihr ein Programm zugrunde? Der zweite Satz beinhaltet ein Porträt von Stalin, darüber dürfte vor dem Hintergrund der Memoiren nach Wolkow Einigkeit bestehen. Gibt es aber im dritten Satz ein weiteres Porträt? Sind auch die Sätze eins und vier programmatisch zu verstehen? Haben sie, hat die Sinfonie insgesamt eine außermusikalische Aussage oder Thematik?


    Im Booklet der Barshai-CD heißt es: „This personal motto [gemeint ist das DSCH-Motiv] has amongst other signs and the reminiscences given to Solomon Volkov at the end of Shostakovich´s life, led to a suggestion that the Tenth Symphony is a programmatic attack on the Stalin Years. Thus, the first movement represents repression and frustration, the second is a portrait of Stalin as the evil tyrant, the third shows the uncaring State whilst the fourth rather obviously represents hope growing from the dark days”.


    In diese Richtung denke ich auch, mit deutlichen Unterschieden bzgl. der Sätze drei und vier. Ich erlaube mir daher, die einzelnen Sätze mit schlagwortartigen, in den Klammern hinter den Satzbezeichnungen zu findenden Überschriften zu versehen.



    1. Satz: Moderato (Repression und Frustration)


    a) Von Beginn an ist die Musik bedrückend und schwermütig. Sie wird es den gesamten Satz über bleiben. Schostakowitsch verwendet in diesem Satz ganz überwiegend dunkle Töne – mit Ausnahme der Pikkolo-Flöte am Ende – und erzeugt auf diese Weise ein negativ gefärbtes Grundgefühl, ein Gefühl der Niedergeschlagenheit, der Beklemmung, der Frustration.


    Eröffnet wird die Sinfonie von Celli und Bässen. Das von ihnen vorgetragene erste Thema besteht aus sechs Noten, die sich unterteilen in zwei aufsteigende Phrasen aus jeweils drei Noten. Den gesamten Satz wird uns dieses Motiv begleiten. So wichtig ist es Schostakowitsch, dass es rund zwei Minuten lang durchgehend präsent ist.


    Ab 2:12 (die Zeitangaben beziehen sich wie stets auf die Barshai-CD) spielt die Klarinette eine überaus sangliche, schöne (Viertelnoten-) Melodie, die bei 2:37 von den Violinen übernommen und fortgeführt wird.


    Sodann beginnt eine langsame Steigerung. Instrumente treten hinzu. Die Intensität wächst. Bald ist der der erste Höhepunkt erreicht. Auf diesem spielen die Hörner mehrfach die Umkehrung des Anfangsmotivs (ab 4:16), d. h., die drei Noten sind nicht mehr steigend, sondern fallend.


    Es folgt ab 4:53 eine kurze choralartige Überleitung, nach der die Klarinetten ab 5:09 erneut ihre Weise spielen


    Das zweite Thema erklingt (bei 6:04) in der Soloflöte vor Pizzicato-Hintergrund. Auch hier übernehmen die Violinen die Melodie (6:40). Auch hier kommt es zu einer Steigerung, die jedoch schon im Ansatz wieder abebbt. Die Violinen reichen das Thema weiter zu den Klarinetten (bei 7:30).


    Das Fagott beginnt bei 8:52 die Durchführung. Meisterhaft mischt Schostakowitsch die Themen durcheinander. Motive, Motivteile erscheinen in immer neuen Zusammenhängen. Doch nie entsteht der Eindruck eines Mischmasches. Vielmehr entwickelt sich alles vollkommen natürlich, klingt alles, als gehörte es so.


    Innerhalb der Durchführung kommt es zum zweiten, zum großen Höhepunkt des Satzes. Auch hier spielen die Hörner an exponierter Stelle mehrfach die Umkehrung des Anfangsmotivs (ab 12:21). Immer wieder fahren die drei Töne hinab, begleitet von gewaltigen Schlägen auf das Tam-Tam und wiederholten Posaunencrescendi. Das Blech schreit (bei 13:52).


    Erst bei 15:28 führen die Streicher die Musik vom Erregungsgipfel hinab. Bei 15:51 (dann wieder bei 16:08 ) ist erneut der Überleitungschoral zu hören. Hoffnung keimt auf. Gleich, so denkt der Hörer erleichtert, werden wir wieder die Klarinetten mit ihrer schönen Melodie hören. Aber nein! Zwar ertönen die Klarinetten (bei 16:18 ). Doch die Musik, die sie spielen, ist nicht mehr schön, nicht mehr sanglich, sondern auf eigentümliche Weise substanzlos, fahl und schaurig.


    Ab 19:52 beginnt die Coda mit leisem Paukenrollen. Die Pikkolo-Flöte bringt den Satz leise zu Ende und erinnert uns an das Gewesene.


    Beim nochmaligen Durchlesen dieser Beschreibung habe ich den Eindruck, dass ich dem Satz nicht gerecht werde. Das liegt nicht daran, dass man noch ein drittes Thema benennen und die motivische Arbeit exakter beschreiben kann, denke ich. Vielmehr scheint mir der Eindruck, den dieser Satz hervorruft, weniger durch die einzelnen – durchaus beachtenswerten – musikalischen Vorgänge hervorgerufen zu werden, sondern wesentlich durch die verwendeten Klangfarben und den tragischen Tonfall der Musik. Der Hörer wird den Satz daher gefühlsmäßig selbst dann verstehen, wenn er sich keinerlei Gedanken über einzelne Motive macht.


    b) Was bedeutet nun dieser erste Satz?


    Ich erinnere mich an ein Interview mit Kurt Sanderling. Der Interviewer fragte, ob die heutigen Hörer, die die Stalinzeit nicht kennen gelernt hätten, diesen Satz überhaupt begreifen könnten. „Nicht wirklich“, antwortete Sanderling sinngemäß. „Wir, die wir damals gelebt, die wir Zeit durchlitten haben, verstanden die Musik unmittelbar, ohne jede weitere Erklärung. Dieses Verständnis geht verloren.“


    Ein solch unmittelbares Verständnis nehme ich für mich selbstredend nicht in Anspruch. Jedoch höre auch ich deutlich heraus, dass die Musik düster, dass sie beklemmend ist. Vor dem geschichtlich-biographischen Hintergrund der Sinfonie ist es daher meines Erachtens mehr als nahe liegend in der düsteren Stimmung des ersten Satzes eine Entsprechung der düsteren Zeiten des Stalinismus zu sehen. „Repression and frustration“, ja, das ist passend.


    Man kann noch weiter gehen und sich Gedanken über die Bedeutung des Dreitonmotivs machen. „Climb…, only to slide back“, heißt knapp es zur Beschreibung des aufsteigenden Dreitonmotivs in Blokker/Dearlings Buch über die Sinfonien („The Music of Dmitri Shostakovich, The Symphonies“). Und in der Tat erscheint es möglich, das aufsteigende Dreiton-Motiv als Symbol für das Bemühen des unterdrückten Individuums (Schostakowitschs?) in der Diktatur zu verstehen, standhaft zu bleiben, sich stets wieder aufzurappeln, nicht aufzugeben. Die Umkehrung des Dreitonmotivs stünde dann folgerichtig für die Niederwerfung des Individuums durch das Regime (für das Scherbengericht Schostakowitschs? Ist es nur ein Zufall, dass es zwei Scherbengerichte gab, genau wie es im ersten Satz zwei Ausbrüche gibt). Am Ende, darauf sei in diesem Zusammenhang ausdrücklich hingewiesen, erklingt das Anfangsmotiv in ursprünglicher Form, rappelt sich das Individuum (Schostakowitsch?) erneut wieder auf.


    Interessant an dieser Interpretationsmöglichkeit ist die Erkenntnis, dass Gutes (das Aufsteigen) und Schlechtes (Das Niederwerfen) aus demselben Material bestehen (dem Dreitonmotiv).



    2. Satz: Allegro (Stalin)


    Der zweite Satz ist ein rasendes, brutales Allegro. A short ride in a fast machine, könnte man meinen. Tatsächlich aber heißt es in den Memoiren (S. 230):


    „Ich konnte keine Apotheose auf Stalin schreiben, konnte es einfach nicht. Mir war klar, worauf ich mich einließ, als ich die Neunte schrieb. Stalin habe ich später dennoch in Musik gesetzt, und zwar in meiner nächsten Symphonie, in der Zehnten. Ich komponierte sie unmittelbar nach Stalins Tod. Und niemand hat bis heute erraten, worum es in dieser Symphonie geht: um Stalin und die Stalin-Ära. Der zweite Satz, ein Scherzo, ist, grob gesagt, ein musikalisches Porträt von Stalin. Natürlich enthält der Satz auch noch sehr viel anderes. Aber er basiert auf diesem Porträt.“



    3. Satz: Allegretto (Rettung aus tiefster Einsamkeit und wieder gewonnene Zuversicht)


    Den dritten Satz eröffnen abermals die Streicher. Ein ruhiges und beschwingtes Thema stellen sie vor (die zweiten Violinen als Kanon, 0:22). Nach einer Minute ertönt in den Klarinetten und im hohen Holz ein kecker Marsch. Eine Spielzeugkapelle, könnte man meinen. Innerhalb dieses Marsches, von dieser Kapelle wird (1:06 und 1:12) ein ganz besonderes Motiv eingeführt: DSCH (S = Es) - Schostakowitschs Initialen.


    Die Violinen übernehmen das Themas (1:37), werden unterbrochen durch eine Klarinettenüberleitung (2:06), die wieder zurückführt zum beschaulichen Anfangsthema (2:29). Dieses übernehmen bei 2:48 die Holzbläser, die es scheinbar ziellos fort spinnen, so dass der Hörer sich fragt, wo die Musik hin will.


    In diesem Moment taucht plötzlich (bei 3:11) in den Celli und Bässen erneut das DSCH auf, nicht exponiert, aber unüberhörbar.


    Exkurs: Wir erinnern uns. Am Anfang des ersten Satzes wird das aufsteigende Dreitonmotiv ebenfalls von den Celli und Bässen gespielt. Dort, so hatten wir überlegt, könnte das aufsteigende Dreitonmotiv für ein unterdrücktes Individuum, für Schostakowitsch stehen. Hier nun, im dritten Satz, wird uns mitgeteilt: Celli + Bässe = DSCH. Liegt es da nicht nahe, die Gleichung zu erweitern: aufsteigendes Dreitonmotiv = Celli + Bässe = DSCH? Ende des Exkurses.


    Nachdem das DSCH erklungen ist, nimmt die Musik gewissermaßen Anlauf, um dem folgenden Hornruf eine angemessene Bühne zu bauen. Eindringlich und gebieterisch ruft das Horn (3:32). Es gemahnt uns an… Ja, an was?


    Exkurs: Elmira Nazirova war neunzehn Jahre alt, als sie, eine vielversprechende aserbaidschanische Komponistin, 1947 in Schostakowitschs Komponistenklasse aufgenommen wurde. 1948, nach dem zweiten Scherbengericht, bewies sie Zivilcourage, indem sie sich in einem Moskauer Konzert in Schostakowitschs Nähe setzte, dorthin, wo die Plätze üblicherweise frei blieben. „Haben Sie keine Angst?“, fragte Schostakowitsch erstaunt. Die beiden kamen sich näher. Elmira kehrte 1948, nachdem sie geheiratet hatte, nach Baku zurück. Dort besuchte Schostakowitsch sie in den folgenden Jahren regelmäßig. Es entstand eine tiefe Freundschaft. Schostakowitsch tauschte sich mit Elmira über die jeweiligen musikalischen Projekte intensiv aus, auch über die Sinfonie Nr. 10 (eine Behauptung, die mich an der ganzen Geschichte etwas zweifeln lässt, liest man doch ansonsten überall, dass Schostakowitsch es stets vermied, über seine Musik zu reden). In der Zeit von 25.06. bis zum 30.10.1953, also während der Entstehungszeit der zehnten Sinfonie, schrieb Schostakowitsch Elmira achtzehn Briefe! Am 21.08 teilte Schostakowitsch Elmira mit, dass das Thema im dritten Satz ihren Namen tragen werde. Und tatsächlich: Betrachtet man die Noten des Hornrufs, stellt man fest: E L(a) MI R(e) A. Zufall ausgeschlossen. Einzelheiten zur Beziehung zu Elmira Nazirova findet man hier: http://www.dschjournal.com/journal17/10thsy.htm. Nähere Hinweise zum Gebrauch musikalischer Signaturen hier: http://azer.com/aiweb/categori…1_melodic_signatures.html. Ende des zweiten Exkurses.


    Der Hornruf gemahnt also an… Elmira! Allerdings neige ich dazu, dieses „Elmira“ nicht wörtlich, sondern symbolisch zu verstehen. Das Horn ruft nach meinem Verständnis zurück zur Humanität, weg vom Unrecht. Es erinnert an menschliche Werte. Der Hornruf steht für das Gute, für Optimismus, für Zuversicht.


    Einmal wird der Hornruf wiederholt. Dann antworten die Streicher, und zwar mit einem aufsteigenden Dreitonmotiv!!! (3:55).


    Ich bin in Anlehnung an den oben genannten Interpretationsvorschlag versucht zu behaupten, dass Schostakowitsch mittels dieses Dreitonmotivs auf den Hornruf, auf den Optimismus Elmiras antwortet. „Ja, ich stehe wieder auf“, scheint Schostakowitsch zu antworten. Der Hornruf an dieser Stelle ist a brick in the wall, könnte man in Anlehnung an Pink Floyd formulieren.


    Immer wieder, unermüdlich ruft das Horn. Das Orchester erprobt verschiedene Antworten, weiß nicht wirklich mit dem Ruf umzugehen. Erst nach drei Minuten greift das Englischhorn das Anfangsthema wieder auf (6:27).


    Bei 7:34 ist das zweite Thema, ist der Marsch erneut zu hören, laut und lärmend. Es ist, als ob die lärmende Welt mit Macht hereinbricht (Schostakowitsch steht hier ganz in der Nachfolge Mahlers). Schostakowitsch hört auf, sich einzuigeln, öffnet die Fenster und lässt das Leben wieder an sich heran, könnte man interpretieren. Doch die Musik kippt um, verliert ihre Fröhlichkeit, wird aggressiv. Es kommt zu einem brutalen Ausbruch (8:49), zu einer Passage von größter Eindringlichkeit.


    Wir erinnern uns an den ersten Satz. Dort hatte auf der Höhe des Ausbruchs das Regime in Gestalt des fallenden Dreitonmotivs obsiegt. Hier aber, im dritten Satz, obsiegt Schostakowitsch. Immer wieder ertönt laut sein DSCH, immer wieder aufgefordert, angefeuert vom Elmira des Horns (9:13, 9:21).


    Ab 9:46 kommt die Musik zur Ruhe. Pauken sind zu hören, dann erneut, um nochmals klarzustellen, wer gewonnen hat, der Hornruf.


    Die Solovioline spielt erneut das Anfangsmotiv (10:14). Die Pauke verleiht der gesamten Passage Bedeutung. Erneut der Hornruf. Und schließlich, am Ende des dritten Satzes spielen Pikkolo-Flöte und Flöte noch drei Mal das Motiv Schostakowitschs: DSCH!


    The Uncaring State? Nein, damit hat das Alles nichts zu tun. Rettung aus tiefster Einsamkeit und wieder gewonnene Zuversicht, das ist die Thematik des dritten Satzes, wie ich ihn verstehe.



    4. Satz: Andante (Das Gute siegt)


    Zu Beginn des Finales versetzen uns Celli und Bläser erneut in die bedrückende Stimmung des ersten Satzes. Bei 0:21 beginnt die Klarinette einen Klagegesang, den die Flöte übernimmt (1:21). Das Eingangsthema wird wiederholt (1:40). Ein Fagott spielt, angekündigt von einem Pizzicato, ein Solo (1:52). Einwürfe von Oboe und Flöte folgen. Ab 3:12 scheint sich eine neue Melodie zu entwickeln. Es geht damit aber nicht recht voran.


    Abrupt beginnt bei 4:08 ein Allegro voller Freude. Die Musik wird zunehmend ausgelassener und turbulenter, behält aber noch ihre fröhliche Natur. Dieser Abschnitt mag uns, zudem er auch Marschmotive beinhaltet, an den Marsch aus dem dritten Satz erinnern (auch dieser war bei 7:34 urplötzlich hereingebrochen), so wie uns der Anfang des vierten Satzes im Tonfall an den ersten Satz der Sinfonie erinnert. Die Frage liegt nahe, ob es auch eine Erinnerung an den zweiten Satz geben wird. Wir werden sogleich sehen, es wird.


    Die Turbulenzen werden stärker. Die Musik bekommt einen bedrohlichen Unterton, wird wilder und wilder. Aggressivität macht sich breit, Panik gar. Und dann, ganz deutlich bei 8:20, bekommt das hier erneut nach der Macht greifende Böse ein Gesicht. Es ist ein Thema aus dem zweiten Satz, das wir hören, die Fratze Stalins, die wir sehen.


    Doch das Gute siegt. Mit einem einzigen gewaltigen DSCH, machtvoll und lautstark vom Orchester unterstützt, bringt Schostakowitsch das Böse zum Schweigen (8:28 ).


    Eine längere ruhige Phase folgt, bis, vorbereitet ab 9:48 vom Schlagwerk, die Fröhlichkeit zurückkehrt.


    Die Machtverhältnisse sind geklärt. Als bei 11:19 noch einmal der zweite Satz seine Rückkehr versucht, weisen ihn die Hörner mit einem sechsfachen, sich beschleunigenden DSCH in die Schranken – die Hörner waren es auch, die das Elmira-Motiv gespielt hatten, erinnern wir uns.


    Sieghaft und freudvoll geht der Satz zu Ende. Zuletzt wiederholen die Pauken nochmals das sechsfache DSCH. Und Schostakowitsch ruft uns zu: „Der Sieg ist mein!“



    3. Interpretationen auf CDs


    Zunächst sei auf die unter diesem link zu findende Zusammenstellung hingewiesen.


    Ich besitze neun Aufnahmen der Sinfonie, sehe jedoch vorerst davon ab, diese hier jeweils zu benennen und zu bewerten. Zum einen, um den Rahmen dieses Beitrags nicht zu sprengen. Zum anderen, weil mir daran liegt, zunächst über das Werk selbst zu sprechen.


    Lasst uns also bitte die Interpretationsvergleiche zurückstellen. Zu den Fragen, ob Karajans Einspielungen gut sind, ob nur Roschdestwenski es versteht, den Schrecken des zweiten Satzes zu vermitteln und ob Mrawinskis Aufnahme trotz des nicht konkurrenzfähigen Orchesters bestehen kann, kommen wir noch früh genug.



    4. Schlussbemerkung


    Abschließend möchte ich noch einige Gedanken zur musikgeschichtlichen Einordnung der Sinfonie in den Raum stellen. Alfred Schnittke äußert in dem Gesprächs-Buch „Über das Leben und die Musik“ auf Seite 107:


    „Als ich Schostakowitsch noch ziemlich kritisch gegenüberstand, unterhielt ich mich einmal mit Solmon Wolkow, der mich davon überzeugte, dass dank Schostakowitsch es zu einem Kontakt zu nicht mehr existierenden Welten und zu hingeschiedenen Menschen kommt, die darin weiterleben. So ist es tatsächlich.“ Und auf die Frage Alexander Iwaschkins, was er meine, wenn er von Hingeschiedenen spreche, ergänzt Schnittke: „Wen du willst: Sollertinski, Achmatowa – die ganze Umgebung, die im Begriff war zu gehen oder schon fortgegangen ist. Das sind die zwanziger, die dreißiger, die vierziger, die fünfziger und auch die sechziger Jahre – all das existierte bei ihm weiter – als Reflexion. Und wir spürten das. Deshalb kam es auch zu einer gewissen Entfremdung, zu einem abnehmenden Interesse an Schostakowitsch… Der Eindruck, dass man Schostakowitsch bereits müde geworden sei, war [im Jahre 1975] allgemein.“


    Dieses Zitat benennt, was ich vor der Lektüre nur erfühlt hatte. Die zehnte Sinfonie ist eine zeitgeschichtliche Zäsur. Mit ihr wird das Kapitel Stalin – und das seiner Opfer – abgeschlossen.


    Die Aussage, dass Schostakowitsch fortan nichts mehr zu sagen hatte, wäre allerdings falsch, hat er doch auch nach der zehnten Sinfonie herausragende Werke geschaffen.


    Nur wird Schostakowitsch in der öffentlichen Wahrnehmung mehr und mehr als ein außerhalb des Systems Stehender, gar als Regimekritiker verstanden – ob er das wirklich war, soll hier nicht diskutiert werden. Und diese spezielle Rolle des Widerparts Stalins, die der Stimme des Leids und der Opfer der stalinistischen Schergen, die endet mit der 10. Sinfonie (mag Schostakowitsch später auch noch weiterhin regimekritisch tätig gewesen sein, man denke an Babi Yar und die jüdische Volkspoesie). Insofern, und das empfinde ich ganz deutlich, ist die zehnte Sinfonie ein Abgesang.


    Freundlich grüßt
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    Deine Beiträge zu den Schostakowitsch-Sinfonien werden von Sinfonie zu Sinfonie intensiver, tiefgehender und ausfürhrlicher --- Danke - :jubel: einfach Klasse.
    :] Ich finde gut das Deine Schostakowitsch-Beiträge nun auch bei TAMINO Einzug finden.


    Ich habe den Beitrag diesesmal ausgedruckt um so eine bessere Text-Übersicht zu haben.


    Deinen ausführlichen Ausführungen gibt es kaum etwas hinzuzufügen.
    Doch ein Punkt klingt negativ, wenn Du bei den Satzlängen von einem "Mißverhältnis" schreibst.
    Ich finde gerade diese unterschiedlichen Satzlängen für das Werk sehr abwechlungsreich und auflockernd.
    Bei Schostakowitsch ist dieser Längenkontrast zwischen den Sätzen ja eigendlich öfter praktiziert worden - z.Bsp.auch auffallend in der Sinfonie Nr.8.
    Ich finde es so sehr gut.


    :hello: Zu den Interpretationsvergleichen kommen wir in den späteren Beiträgen.
    ;) Wie Du weißt interessiert mich dieser Punkt immer brennend.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Vielen Dank, Barezzi und Teleton.


    teleton: Du findest gut, dass meine Schostakowitsch-Beiträge nun auch bei TAMINO Einzug finden. Tja, ich habe dir ja bereits mitgeteilt, dass ich die Schostakowitsch-Reihe andernorts zu Ende führen möchte, obwohl ich mich mittlerweile - ebenso wie du - hier heimisch fühle. Da es hier aber zu der 10. Sinfonie - erstaunlicherweise, wie ich finde - noch keinen Thread gab, lag es mehr als nahe, (auch) hier zu posten, zumal die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Austausch über die Sinfonie selbst kommt, hier deutlich höher ist als dort.


    Zu dem "Missverhältnis" zwischen den Sätzen eins und zwei möchte ich ergänzen, dass ich das Missverhältnis nur zeitlich empfinde, nicht inhaltlich, wobei ich nicht mehr erinnere, wie ich es emfpunden habe, als ich die Musik kennenlernte. Heute jedenfalls sehe ich die zeitliche Kürze des zweiten Satzes durch den nach Art einer Tsunami alles wegfegenden Inhalt kompensiert.


    Bezüglich diesese zeitlichen Missverhältnisses bietet sich ebenfalls eine Deutung an: Man könnte den zweiten Satz als Ursache des ersten ansehen. Das bedeutet: Das Wüten Stalins (zweiter Satz) dauert bezogen auf dasjeweilige Opfer in zeitlicher Hinsicht nur kurz. In seinen Auswirkungen auf das Opfer (Schostakowitsch), dauert es hingegen sehr lang (erster Satz).


    Das mit den Programmen bzw. Thematiken ist übrigens so eine Sache. Keineswegs denke ich beim Hören der Sinfonie jedesmal das Programm mit. Im Gegenteil erlebe ich beim normalen Hören in der Regel nur die reine Musik, blende ich die Thematik aus. Hilfreich zum Verständnis des Werkes finde ich die Kenntnis der zugrundeliegenden Thematik aber schon. Insbesonere werden wir uns bei der Erörterung der Aufnahmen zu fragen haben, was der Maßstab für das Gelingen einer Einspielung ist. Reicht es aus, wenn die Noten richtig gespielt werden oder ist es erforderlich, dass die jeweilige Einspielung der Bedeutung des Werkes im oben genannten Sinne gerecht wird?


    Lieben Gruß
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    danke für deinen fabelhaften Eröffnungsbeitrag! Ich glaube, die Zehnte habe ich erst einmal gehört, von CD, allerdings war ich in Bezug auf den Dirigenten (K.) etwas skeptisch und kann mich an die Musik kaum mehr erinnern. Was für eine gute Gelegenheit, mir den Thread zum Anlass zu nehmen, die Symphonie kennenzulernen! Ich habe bis jetzt die Symphonien-Boxen mit Barshai und Jansons im Regal.


    Zitat

    Original von ThomasNorderstedt


    Das mit den Programmen bzw. Thematiken ist übrigens so eine Sache. Keineswegs denke ich beim Hören der Sinfonie jedesmal das Programm mit. Im Gegenteil erlebe ich beim normalen Hören in der Regel nur die reine Musik, blende ich die Thematik aus. Hilfreich zum Verständnis des Werkes finde ich die Kenntnis der zugrundeliegenden Thematik aber schon.


    Ich bin so froh, dass das mal jemand so formuliert. Mir geht es nämlich genau so. Die Thematik hilft mir beim Verstehen, aber während des Hörens möchte ich diese Informationen nur im Hintergrund, halb-bewusst, wahrhaben; ich konzentriere mich voll auf die Musik. Ich kann in einem Konzert beim Hören der Musik auch nicht das Programmheft lesen - da kann ich die Hälfte der Musik verpassen.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Soeben habe ich in meinem Eröffnungsbeitrag einen kleinen Fehler entdeckt.


    Ich schrieb zum Hornruf des dritten Satzes: "Der Hornruf an dieser Stelle ist a brick in the wall, könnte man in Anlehnung an Pink Floyd formulieren."


    Jedoch meinte ich das Gegenteil. Der Hornruf ist gerade kein weiterer Stein in der Mauer, sondern der Anstoß, um die Mauer wieder einzureißen.


    Auch dir, Melot, vielen Dank für die netten Worte.


    Thomas

  • Lieber Thomas,
    :jubel: :jubel: :jubel:
    Ich wünsche, solch einen Eröffnungsbeitrag hätte ich schreiben können!


    Vor allem finde ich einen Punkt extrem wichtig - ich greife ihn nur deshalb auf, um Deine Ausführungen zu unterstreichen: Daß die Zehnte nämlich eine ähnliche Zäsur darstellt wie die Fünfte.


    Die Symphonien 1-4 waren die Werke eines unbehelligten Komponisten, der keine Verschlüsselungen brauchte. 5-10 sind die verschlüsselten Werke, die sich mit Stalin direkt oder zumindest mit den Auswirkungen seiner Politik auseinandersetzen (am wenigsten die 6., am intensivsten wohl die 10.).
    11, 12 und 13 befassen sich mit der Sowjetunion an sich, wobei ich die 11 nicht ganz so unrefelektiert finde, wie man es allgemein darstellt.
    14 und 15 befassen sich dann mit dem eigenen Tod und bringen die politischen Aussagen nur in Zusammenhang mit der Autobiografie.


    Die Bedeutung der 10. besteht also sowohl durch ihre Stellung im Gesamtschaffen als auch durch ihr musikalisches Gewicht.


    :hello:

    ...

  • Vielen Dank auch dir, lieber Edwin, für dein Kompliment,


    Zur Sinfonie selbst möchte ich noch Folgendes bemerken:


    Die oben gegebene Interpretation ist nur ein Interpretationsangebot. In der Sinfonie steckt noch viel mehr als das oben Ausgeführte. Wollte man sämtliche Bezüge herausarbeiten, wäre man sehr, sehr lange beschäftigt.


    Illustriert sei dies am Beispiel des Hornrufes aus dem dritten Satz:


    Oben habe ich dazu geschrieben:


    "Der Hornruf gemahnt also an… Elmira! Allerdings neige ich dazu, dieses „Elmira“ nicht wörtlich, sondern symbolisch zu verstehen. Das Horn ruft nach meinem Verständnis zurück zur Humanität, weg vom Unrecht. Es erinnert an menschliche Werte. Der Hornruf steht für das Gute, für Optimismus, für Zuversicht."


    Das aber ist nur eine von mehreren Bedeutungsebenen.


    In einem Brief an Elmira Naziraova weist Schostakowitsch auf die Ähnlichkeit des Hornrufs aus dem dritten Satz der Zehnten mit dem Ruf des Affen im ersten Satz des „Lied von der Erde“ hin. Im englischen Wikipedia-Artikel (mit Notenbeispiel) ist zu lesen, dass beide Motive dieselben Noten verwenden und beide wiederholt vom Horn gespielt werden. Außerdem findet sich der Hinweis, dass der Affe in dem von Mahler vertonten Gedicht den Tod repräsentiere und auch das Elmira-Motiv zusammen mit der „Totenglocke“ des Tam Tam auftrete.


    Und angelehnt an eine mir unbekannte Untersuchung des Musikwissenschaftliches Georg Borchardt, in der dieser die vielfältigen Bezüge der Zehnten Sinfonie zur Mussorkskijs Oper „Boris Godunow“ herausgearbeitet und mit Bedeutung versehen hat, weist ein Klassikfreund (s.bummer) anderenorts darauf hin:


    „Im 3.Satz wird das Hornsolo auf den Tönen E, A und D, kurz EAD, dem DSH beiseite gestellt. Es ist die Fortsetzung des Motivs des Mönchs Pimen (Erzählung des Pimen), der derjenige ist, der um die Verbrechen Boris wußte und sie aussprach. In seiner Instrumentierung der Oper hat DS das Motiv übrigens ebenfalls an das Horn gegeben. Die Gegenüberstellung am Höhepunkt des 3. Satzes von DSCH und EAD bedeutet damit nicht mehr und weniger, dass DS die Rolle des Zeitzeugen der Stalin Ära, also die des Pimen annehmen wollte. Das EAD ist übrigens fast so oft zu hören wie das DSCH.“


    Wir sehen, es gibt noch viel zu entdecken.


    Viele Grüße
    Thomas

  • Der eine oder andere mag sich mittlerweile mit der Sinfonie beschäftigt haben - was ich doch sehr hoffe. Ihn wird vielleicht interessieren, dass auf der Homepage von BBC - Radio 3 eine 43-minütige, gelungene Einführung zur zehnten Sinfonie online anhörbar ist - das Englisch ist leicht verständlich. Hier der link (nach unten scrollen; zum Anhören wird der RealPlayer benötigt):


    Code
    1. http://www.bbc.co.uk/radio3/discoveringmusic/audioarchive.shtml


    Besonders hinweisen möchte ich auf die dortigen Ausführungen zum zweiten Satz (ab 26:06). Der Sprecher stellt den engen Zusammenhang zwischen Motiven des zweiten Satzes und Motiven aus "Boris Godunow" dar. Er weist darauf hin, dass es im Boris Godunow unter anderem um die Kluft zwischen den Herrschern und dem leidenden Volk gehe, dass das von Schostakowitsch verwendete Motiv für das leidende Volk stehen könne. Bei diesem Verständnis sei es möglich, dass der zweite Satz nicht ausschließlich für Stalin stehe, sondern weitergehend für das ewige russische Problem der Kluft zwischen den Herrschenden und dem Volk. Stalin wäre bei diesem Verständnis nur der letzte Exponent dieser Herrscher, er stünde in der direkten Nachfolge der (ebenfalls) unterdrückenden Zaren.


    Allerdings hält der Sprecher dieses Verständnis letztlich nicht für überzeugend. Denn er hört im zweiten Satz nicht nur Schrecken, sondern auch Begeisterung heraus.


    Das DSCH-Motiv ziert übrigens Schostakowitschs Grabstein:



    Gruß
    Thomas

  • Nachdem genug Gelegenheit bestand, sich über das Werk auszutauschen, dürfte es nun an der Zeit sein, über Aufnahmen zu sprechen.


    Zunächst möchte ich die Einspielung Ancerls empfehlen. Sie ist eine der ganz großen Aufnahmen der 10. Sinfonie.



    Ancerl hat in den Konzentrationslagern der Nazis Schreckliches erlebt – seine Eltern, seine Frau, sein Sohn starben. Es ist diskutierbar, ob Ancerl gerade deshalb prädestiniert dafür war, das Leid der zehnten Sinfonie zu verstehen und darzustellen. So oder so macht seine Einspielung deutlich, dass er die Sinfonie unmittelbar verstand, dass er also der Nachhilfe der Musikwissenschaftler nicht bedurfte, um eine noch heute gültige Interpretation zu finden.


    Abgesehen von dem superben Spiel der Tschechischen Philharmonie, besonders die Streicher und Holzbläser ragen heraus, beeindruckt mich am meisten, wie sehr Ancerl es versteht, den Hörer zu packen, in einen Schraubstock zu zwingen. Die wesentlichen Mittel dafür sind eine hohe Geschwindigkeit, markante Tonansätze vor allem der Holzbläser und eine präzise Attacke. Scharf wie Peitschenhiebe klingen bestimmte Stellen des zweiten Satzes, ein Satz übrigens, der einen ob der spielerischen Klasse des Orchesters sprachlos macht. Überhaupt ist gar nicht genug zu loben, dass die Genauigkeit des Spiels, die Durchhörbarkeit unter dem hohen Tempo nicht im Geringsten leidet.


    Das Bedrückende, die Düsternis des ersten Satzes ist bei Ancerl derart intensiv, dass sich mir beim Zuhören der Hals zuschnürt. Düsternis beherrscht bei Ancerl auch den Anfang des vierten Satzes. Das Ende der Sinfonie klingt bei Ancerl deutlich weniger sieghaft als z.B. bei Barshai. Von Fröhlichkeit ist da keine Spur. Im Gegenteil wirkt der Sieg schwer erkämpft, ist noch nicht einmal klar, ob der Kampf wirklich schon gewonnen ist.


    Der Klang ist für eine Mono-Aufnahme ausgesprochen gut. Selbst sensible Ohren brauchen die Einspielung nicht zu scheuen.


    Thomas

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  • Hallo Thomas,


    die Schostakowitsch: Sinfonie Nr.10 habe ich jetzt schon längere Zeit nicht mehr gehört.
    Interessant auch Deine Eindrücke zur Ancerl-Aufnahme zu lesen.
    Das scheint ja eine der besten Interpretationen zu sein, die durch Ancerls Erlebnisse ihren Ausdruck fanden. Schade das es die Sinfonie später nicht nochmal in Stereo aufgenommen hat.


    Interessant wird es nun weiter gehen, wenn wir die verschiedenen Aufnahmen der Sinfonie Nr.10 betrachten.


    ;) Aus der Erinnerung heraus ist ja schon klar welche Aufnahmen ich favorisiere.
    Ich werde aber in nächster Zeit nochmal in verschiedene Aufnahmen hineinhören um mehr dazu schreiben zu können.
    Nach Deinen Beiträgen kann man nicht mehr schreiben: "Die finde ich am besten und fertig !"


    Meine Aufnahmen hier in der Reihenfolge der Gunst, soweit ich es in Erinnerung habe. Ein schlechte Aufnahme ist nicht dabei, die sind alle als sehr gut zu beurteilen, sonst würden diese sich auch nicht mehr in meiner Sammlung befinden.
    Kondraschin / Moskauer PH (AULOS/Melodyia)
    Roshdestwensky / Moskauer PH (Eurodisc)
    Karajan / Berliner PH (DG)
    Barshai / Kölner RSO (Brillant)
    M.Schostakowitsch / Prager SO (Supraphon)


    :hello: Gespannt bin ich was Du zu Roshdestwensky schreibst, die ja jetzt auch zu deinem Bestand gehört. Sicherlich wieder mit die härteste Sichtweise der Interpreatation.


    :hello: Genauso interssant wird es sein, die Stimmen zur Karajan-Aufnahme zu lesen.
    Hat Karajan den Kern der Sinfonie getroffen ?
    Mir gefällt sie außerordentlich gut, sodaß ich bedauere keine weiteren Schostakowitsch-Aufnahmen von ihm zu haben.
    Aber vielleicht liege ich unbewußt falsch ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo teleton,


    es freut mich, dass du dich hier nochmals zu Wort meldest. Und das hier: "Ich werde aber in nächster Zeit nochmal in verschiedene Aufnahmen hineinhören um mehr dazu schreiben zu können", freut mich noch viel mehr.


    Schon wegen des geringen Interesses am Thread habe ich nicht vor, der Reihe nach alle meine Aufnahmen vorzustellen bzw. zu besprechen (ich besitze: Ancerl, Barshai, Jansons, Karajan (beide Aufnahmen), Kondrashin (Medoiya), Mrawinskij, Roschdestwenskij und Sanderling), zumal die Zehnte nicht meine Lieblingssinfonie von Schostakowitsch ist, das ist, wie du vielleicht erinnerst, die vierte.


    Für besonders erwähnenswert halte ich die Aufnahmen von Roschdestwenskij, Mrawinskij und als ständiges Streitthema auch die von Karajan - die beiden Einspielungen von ihm unterscheiden sich nur unwesentlich.


    Momentan plane ich, zu diesen drei Aufnahmen noch etwas zu schreiben. Mal sehen, wann ich dazu komme.


    Lieben Gruß
    Thomas

  • Hallo,


    gerade lese ich den schönen Eröffnungsbeitrag, da ich nach langer Zeit diese Sinfonie "wieder" kennenlerne.


    In meiner Jugend hörte ich diese Sinfonie einige Male, allerdings ohne besondere Wirkung. Seitdem höre ich sie heute wieder zum ersten Mal, und zwar vom London Sinfonie Orchester unter André Previn.


    Zu meiner Empfindung dieser Musik kann ich natürlich noch nicht viel sagen; ich werde mich in Zukunft noch ein wenig damit beschäftigen.


    Meine erste Reaktion ist sehr positiv. So ist der erste Satz ja ziemlich ausgedehnt, wirkt aber dennoch sehr konzentriert; das ist interessant. Das spricht wohl dafür, dass alles von vorne bis hinten innerlich durchlebt ist; da wirkt nichts notdürftig übergeleitet oder lückengestopft.
    Wenn ich den gesamten Verlauf betrachte, habe ich, und das liegt bestimmt nicht nur am Hintergrundwissen, den Eindruck, dass unheimlich viel vermittelt wird. Die Musik ist sehr intensiv. Es mag sein, dass sie von viel Leid, Resignation und Wut spricht; dies aber in einer starken und disziplinären Sprache übermittelt.


    Ob ich es wahrhaben will oder nicht: ein beträchtlicher Teil meiner Lust an dieser Musik entsteht durch den durch oben geschilderten starken Emotionsausdruck gelockten Seelenvoyeurismus (wie z.B. in ähnlicher Weise auch bei einigen Werken bei Allan Petterssons).


    Dies zu meinem spontanen ersten Höreindruck.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Hallo Thomas und alle Schostakowtsch-Freunde,


    im Gegensatz zu den anderen Taminos habe ich diesen Thread, bei dem es nun um die verschiedenen Aufnahmen gehen soll, nicht vergessen. Denn seit September habe ich mir so nach und nach alle meine Aufnahmen angehört:


    Kondraschin / Moskauer PH (AULOS/Melodyia)
    Roshdestwensky / Moskauer PH (Eurodisc)
    Karajan / Berliner PH (DG)
    Barshai / Kölner RSO (Brillant)
    M.Schostakowitsch / Prager SO (Supraphon)


    Ich habe jetzt keine Lust und Zeit eine große Analyse anzustellen, so wie es Thomas machen würde, da mir dazu die Zeit fehlt.
    Es ist aber noch eine der wichtigsten Aufnahmen dazugekommen, die ich mir zurückgeholt habe (der Beschenkte hört jetzt nur noch die Barshai-Aufnahmen auf CD).
    Es ist die Aufnahme mit
    Swetlanow / Staatliches SO der UDSSR Moskau (Eurodisc - LP)


    Vor Thomas´s Beitrag der Sinfonie Nr.10 habe ich das Werk mehr als absolute Musik gehört und mich wenig um eventuelle Inhalte gekümmert. Ich denke die meisten Hörer (und wer ehrlich ist), werden dies genau so gemacht haben, da Schostakowitsch hier ja eigendlich keine Programmmusik geschrieben hat, wie bei den Sinfonien Nr.11 und 12.


    Thomas Beitrag hat mich bei meinen Hörsitzungen aber jetzt begleitet.
    Mit diesem Hintergrund kann man nur den drei russischen Aufnahmen den wirklichen Vorzug geben:
    Keiner peitscht den 2.Satz so hochdramatisch hoch wie Swetlanow(Eurodisc), als wolle er Stalin in "die ewigen Jagdgründe" schicken. Auch an anderen dramatischen Stellen ist Swetlanow unerreicht und deckt die bedrückende Düsternis schonungslos auf (so wie Ancerl nach den geschriebenen Worten).
    Man merkt an der Eurodisc-LP wie verwöhnt man heute mit der CD ist, denn die alte LP(Aufnahme aus den frühen 70ern) ist klangllich weit zurück; das klangliche potential ist aber da, sodaß ein anständiges CD-Remastering diese Aufnahme so gut wie Kondraschin (AULOS) hinbekommen würde.


    Kondraschin (AULOS) ist dann auch der zweite, der den Inhalt der Sinfonie Nr.10 voll trifft, genau wie Roshdestwensky(Eurodisc), der natürlich ebenfalls wie Swetlanow den 2.Satz absolut umwerfend gestaltet und die bessere Klangtechnik für sich zu verbuchen hat.


    Die beste West-Aufnahme ist für mich Karajan(DG), aber da fehlt mir letztendlich der russische Orchesterklang, den die 3 o.g. in geradezu autentischer Weise bieten.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Liebe Schostakowitsch - Freunde,


    In der Zwischenzeit haben sich von meinem Lieblingskomponisten von der Sinfonie Nr.10 bei mir eine ganze Menge Aufnahmen angesammelt.
    Meine Aufnahmen hier in der heutigen Reihenfolge der Gunst:


    Kondraschin / Moskauer PH (AULOS/Melodyia, ADD)
    Roshdestwensky / Moskauer PH (Eurodisc, 1984, DDD)
    Swetlanow / Staatliches SO der UDSSR Moskau (Eurodisc - LP)
    Karajan / Berliner PH (DG, 1967, ADD)
    Karajan / Berliner PH (DG, 1982, DDD)
    Ashkenazy / Royal PO (Decca, 1991, DDD)
    Mrawinsky / Lenigrader PH (Erato, 1976, ADD)
    Barshai / Kölner RSO (Brillant, DDD)
    M.Schostakowitsch / Prager SO (Supraphon, 2005, DDD)



    :angel: Meine letzte Aufnahme, die erst diesen Monat (Juni 2009) neu dazugekommen war, ist die
    Karajan-Analogaufnahme von DG 1967, die mich sehr beeindruckt hat.
    Mir war bisher klar, das Karajan mit seiner 1982er-Aufnahme, die ich seit Jahren habe und gerne höre eine der besten Westaufnahmen des Werkes vorgelegt hat.
    Aufgrund von Besprechungen kompetenter Schostakowitsch-Kenner Loge und Thomas Pape im Thread "Lieblingsaufnahmen von Herbert voin Karajan" über Karajan´s 1967er-Aufnahme wurde ich stutzig und habe sie mir Anfang des Monats aus USA bestellt (Die DG-CD aus USA und Made in USA war billiger als hier in Deutschland :faint:).


    Ich höre nicht gerne die unschönen Worte von "Karajan und geglättet, poliert und Schönklang" und dieser ganze Blödsinn. Aber die Unmittelbarkeit, die Karajan in seiner weitaus unbekannteren Analalogufnahme von DG 1967 an den Tag legt ist einmalig und fabelhaft; wie er den 2.Satz (Lenin) durchpeitscht ist genial und erinnert an Mrawinsky (dort in desolater Klangtechnik), aber bei Karajan mit einer Präzision und Innenspannung - einfach Klasse.
    Karajan war immer Klangtechnisch sehr interessiert und war natürlich nach
    Einführung der CD darauf bedacht dieses von ihm hochgeschätze Werk auch digital auf CD zu bannen. In diesem Falle brachte die Neuaufnahme keine Vorteile.
    :yes: Damit ist diese ältere Aufnahme, der sicherlich auch ihre Vorzüge zeigenden DDD-Aufnahme von 1982, klar vorzuziehen.


    Die Spielzeiten im Vergleich (die hier aber wenig Aussagekraft haben, denn beide sind höchst angemessen):
    DG 1982......DG 1967
    22:30..........21:47 1.Satz
    04:09..........04:05 2.Satz
    11:38..........11:16 3.Satz
    13:03..........13:39 4.Satz




    DG, 1967, ADD ......................................DG, 1982, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • Vor einigen Tagen fiel mir beim Second Hand Händler diese Aufnahme der 10. mit Solti und dem CSO in die Hände, 1992 live aufgenommen, was man am Ende auch nicht überhören kann. Und obwohl mich seine Aufnahme der 8. nicht richtig überzeugt hatte (wir haben hier ausgiebig im Forum darüber diskutiert und greifen das bitte nicht wieder auf), interessierte mich nun doch, was er aus der 10. macht. Und das Fazit ist kurz: alles richtig. :jubel: Ganz tolle Aufnahme, wird gleich neben Svetlanov, Mravinsky und Karajan II gestellt. Die live Atmosphäre trägt sicher dazu bei und wenn Solti und sein Orchester gut drauf sind und das sind sie hier, dann ist das Ergebnis einfach spitze. Warum gerade diese Aufnahme wohl seit langen nicht greifbar ist, ist mir schleierhaft. Ich wusste deshalb auch gar nichts von ihrer Existenz. ;(

  • Eine sehr gelungene Aufnahme der 10. gibt es auch von Kurt Sanderling, wobei da nicht nur die Interpretation sondern auch das Cover sehr gelungen ist.





    John Doe
    8-)

  • Hallo Lutgra,


    diese Decca-CD mit dem CSO (Beitrag 16) mit der 10 suche ich auch seit langem zu einem akzeptablen Preis.
    Ich habe und kenne nur die Solti-Aufnahme mit dem Bayerischen RSO München, auch LIVE. Diese ist bei YT in 8Dateien eingeteilt, was natürlich den sauberen Musikfluss bei Hören etwas stört.
    :thumbup: Aber Solti in Bayern ist auch erste Klasse bei der Sinfonie Nr.10.


    Besonders beim 2.Satz (in 4:20) bleibt "kein Auge trocken"; da kann er mit den Besten (Kondraschin, Swetlanow, Roshdestwensky, Mrawinsky) ohne weiteres mithalten.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • diese Decca-CD mit dem CSO (Beitrag 16) mit der 10 suche ich auch seit langem zu einem akzeptablen Preis.


    Lieber Wolfgang
    wenn Du Interesse hast, kann ich Dir gerne eine "vorläufige" Kopie erstellen. Kontakt könntest Du über Alfred, Johannes Roehl oder Holger Kaletha herstellen.
    Beste Grüße
    Lutgra

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  • Kondraschin und Karajan haben sicher sehr gute Einspielungen vorzuweisen. Die 10. Sinfonie von Schostakowitsch ist natürlich eine seiner beeindruckendsten und zugleich erschütternsten Sinfonien. Eigentlich nicht weniger gut ist die Aufnahme, die Vasily Petrenko vorlegt:

    Schon wegen des nur 4minütigen "Scherzos" lohnt sich das Ganze, was Petrenko hier an wütendem Furor entfacht, erlebt man nicht alle Tage. Man hört die wütende Verzweiflung des vom allmächtigen Zentralkomitee abgestraften Komponisten. Und zuvor der monumentale klagende Eröffnungssatz!
    Nach dem Teufelsmarsch des Scherzo stellt Schostakowitsch im Allegretto, aber auch im Finalsatz mit dem Viertonmotiv sein eigenes Porträt gegenüber. Deutlicher geht es kaum. Eine sehr überzeugende Aufnahme, deren Erwerb bei diesem Preisniveau kein Risiko bedeutet, wohl aber großen Gewinn.
    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Ich hab mir gestern die Einspielung der Sinfonie Nr 10 mit dem RSO Köln unter Barshai angehört. -ohne sie direkt mit anderen Aufnahmen zu vergleichen. Sie ist in den Fortissimo-Stellen gradezu Brachial, hat eine giganische Dynamik und reicht bis tief in den Basskeller. - Ob sie der Idealinterpretation nahe kommt, das weiß ich nicht. Ich habe mit vorher auch den brillianten Einführungsbeitrag zu diesem Thread durchgelesen. In der Tat sehr informativ.
    Indes ist es schon sehr interessant wie die Beschreibung zu dieser Sinfonie in den einzelnen Konzertführern abweicht - und wie uneinig sich die "Experten" über das Werk schon zu Anbeginn waren. Wenn diese Sinfonie, wie Schostakowitsch und Zeitzeugen später behauptet gaben quasi eine codierte Abrechnung mit dem Stalin-Regime darstellt, dann war dies sehr geschickt unkenntlich gemacht. Und das wäre im Falle des Falles auch lebensnotwendig gewesen. Ich finde in einem Konzerführer von ca 1975 die Bezeichnung "Sinfonie für den Weltfrieden" - eine kühne Behauptung - denn sehr friedlich kling dieses Werk ja nun wirklich nicht. Immerhin zitiere ich die Bemerkung zum 4. Satz: Der 4. Satz schildert ein friedliches Land im sicheren Schutz friedliebender Menschen.....
    Auch die Beschreibungen von Harenberg und Csampai/Holland halten sich eher bedeckt.
    Ich habe versucht, die Sinfonie ohne "programmatrischen" Hintergrund zu hören. Manches war beeindruckend, vieles düster.
    Die "heiteren" Sätze kann man - speziell durch die immer wieder auftretenden "Störungen" im 3. Satz ziemlich willkürlich deuten. Schostakowitsch muß mit verdecken Karten gespielt haben. Die Frage ist lediglich: Wem gegenüber ? Dem Stalin Nachfolger - Regime gegenüber, bzw dem Publikum der Uraufführung "In diesem Werk wollte ich menschliche Gefühle und Leidenschaften wiedergeben" - das hat man ihm scheinbar von Beginn an nicht geglaubt. Aber auch seine Position als "Regimegegner" ist eher eine anzuweifelnde. (?)


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Schostakowitsch war Kommunist und hat sich als solcher natürlich zur Sowjetunion und ihrem System bekannt. Das steht nicht im Widerspruch zu seiner kritischen bis ablehnenden Haltung gegenüber Stalin und dem Stalinismus, da selbigem doch mehr als genug Genossen zum Opfer gefallen sind.


    Bei uns im Westen neigt man nun die letzten Jahre immer mehr dazu, Schostakowitschs antistalinistische Haltung in eine antikommunistische umzuinterpretieren, mit der Folge, dass Schostakowitsch zu einem permanent verfolgten und unterdrückten Schmerzensmann auf der einen und einem rückgradlosen Opportunisten auf der anderen Seite mutiert. Und seine Musik wird auf der Suche nach doppelten, dreifachen, vierfachen, was weiß ich wievielfachen Böden derart hinterfragt, dass sie, wenn man das alles ernst nimmt, keinerlei Substanz mehr hat. Bloß hat sie die halt, weswegen ich es mir schon seit langem angewöhnt habe, das alles zu ignorieren und sie erst einmal so zu hören, wie sie ist
    .
    Und mit Verlaub, wenn es ein Werk Schostakowitschs gibt, dass Stalin und sein System demaskiert, dann ist das keine Sinfonie und kein Streichquartett, sondern "das Lied von den Wäldern", diesem Lobgesang auf Stalin, der in seiner reinen Schönheit einen derartigen Kontrast zu der damaligen Realität bildet, dass es schon weh tut.


    John Doe

  • Um nocheinmal in Ergänzung zu oben Gesagtem auf Schostakowitschs 10. zurückzukommen, meines Wissens nach soll der erste Satz die Situation, den Zustand der Gesellschaft während der letzten Jahre Stalins beschreiben, während der zweite Satz die Ursache dafür darstellt: Stalin und das von ihm geschaffene System des Stalinismus. Die Sätze drei und vier beschreiben dann das individuelle sich frei Machen vom Stalinismus. Man muss sich jetzt nicht mehr so verhalten, wie unter Stalin, man braucht diesen Apparat nicht mehr zu bedienen, weder aktiv noch passiv oder kurz gesagt, man braucht nicht mehr Opfer zu sein und auch nicht mehr Täter.
    Dass diese Botschaft der ja immer noch existierende und durchaus funktionierende Apparat nicht gerne gehört hat, versteht sich von selbst, weswegen es auch zu schwerwiegenden Auseinandersetzungen im Komponistenverband diese Sinfonie betreffend gekommen ist, bei denen letztendlich Stalins Garde unterlegen ist.

    Die "heiteren" Sätze kann man - speziell durch die immer wieder auftretenden "Störungen" im 3. Satz ziemlich willkürlich deuten. Schostakowitsch muß mit verdecken Karten gespielt haben. Die Frage ist lediglich: Wem gegenüber ?


    Chruschtschow hat zu der Zeit wahrlich andere Probleme gehabt, als sich um die Kulturpolitik im Allgemeinen und um die neueste Sinfonie Schostakowitschs im besonderen zu kümmern.
    Und ich nehme in dieser Sinfonie auch nichts doppelbödiges wahr, sondern eher so etwas ähnliches, wie einen langsamen Neuanfang, in dem so Vertreter des alten Systems, wie Chrennikow und Konsorten hineinzupfuschen versuchen.
    Wenn ich diesbezüglich überhaupt etwas wahrnehmen will, denn ein ganz großer Nachteil solcher Überlegungen liegt darin - ganz besonders auch noch, wenn man sie untermauern will - dass die Musik dann meistens eher zu Ende ist, als man selbst mit seinen Deutungsversuchen und man auch noch erstaunlich wenig von ihr mitbekommen hat.


    John Doe
    :D

  • Im Januar und vor wenigen Tagen erreicheten mich zwei CD-Neuzugänge der Sinfonie Nr.10:


    Solti / Chicago SO (Decca, 1992 LIVE, DDD)
    und
    Roshdestwensky / SO des Kultusministeriums der UDSSR Moskau (Brillant, Melodiya 1984 LIVE, ADD).


    Die Solti-Aufnahme glänzt durch die absolut perfekte Decca-Klangtechnik und Soltis wunderbares Gespür für das Werk.
    Herzlichen Dank an Lutgra, der sich auch in Beitrag 16 mit Recht positiv über diese Aufnahme geäussert hat. Bei Solti glaube ich aber nicht, dass es alleine den Live-Umständem zu verdanken ist, das die Int zu einem packenden Ergebnis wurde - der hat auch im Studio immer seine Klasse !


    Im Vergleich zu Roshdestwensky muss ich nun sagen: Es nützt bei allen positiven Worten alles nichts - auch die Solti-Aufnahme bleibt letztendlich eine "Westaufnahme".
    Man muss Beide hören um überhaupt zu glauben, dass nach Solti noch mehr Emotion und Gänsehaut möglich ist. :hail: Die Musiker aus Moskau spielen so, als ginge es um ihr Leben. Eine wahnsinns Wucht in den Extreemstellen; Roshdestwensky peitscht bis an die Grenzen der aufnahmetechnischen Möglichkeiten. Ergebnis ist der absolute Wahnsinn !
    Das reisst mit, dass man nach dem Werk erst mal ruhig im Stereosessel sitzen bleiben muss, um das Gehörte zu verdauen - Gänsehaut pur - wirkt noch lange nach. (Ähnliche Worte hatte ich schon mehrfach bei tamino geschrieben, wenn es um Roshdestwensky und Schostakowitsch ging.) Das ist Musik - das ist Hörspass in Vollendung !


    Diese Wahnsinnsaufnahmen finden sich in der bereits in anderen Threads genannten Brillant-10CD-Roshdestwensky-Box, die neben (für mich auch) uninteressanten Werken, die Schostakowitsch-Sinfonien Nr.1, 4, 7, 9, 10, sowie tolle unbekannte Werke von Shebalin, Shaporin, Rakov, sogar Volkman und Spohr enthält.



    Brillant, 1964-1989, ADD/DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • In der letzten Zeit beschäftigte ich mich mit zwei Aufnahmen der 10. Symphonie von Schostakowitsch. Zum einen mit der als "moderne Referenz" gehandelten nagelneuen Aufnahme des Boston Symphony Orchestra unter seinem frisch ernannten Musikdirektor Andris Nelsons, zum anderen mit der als "Geheimtipp" geltenden knapp 50 Jahre alten Aufnahme des Chicago Symphony Orchestra unter dem Gastdirigenten Leopold Stokowski.



    Boston Symphony Orchestra
    Andris Nelsons
    Aufnahme: Symphony Hall, Boston, April 2015


    Spielzeiten: 25:39 - 4:22 - 12:44 - 13:30


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    Chicago Symphony Orchestra
    Leopold Stokowski
    Aufnahme: Orchestra Hall, Chicago, 24. März 1966


    Spielzeiten: 23:33 - 4:02 - 11:16 - 13:30


    Die Nelsons-Aufnahme ist problemlos erhältlich, was man bei der Stokowski-Aufnahme leider nicht sagen kann. Sie erschien vor 25 Jahren in der Box "Chicago Symphony Orchestra: The First 100 Years" und wurde seither nicht mehr aufgelegt. Dank eines amerikanischen Kontakts kam ich dennoch an sie — Gott sei Dank, wie sich zeigen wird.


    Was fällt bereits auf den ersten Blick auf?


    Die Spielzeiten unterscheiden sich nicht wahnsinnig. Am extremsten sind die Unterschiede im Kopfsatz, in welchem sich Nelsons zwei Minuten mehr gönnt. Auch im 3. Satz kommt er auf eine anderthalb Minuten längere Spielzeit. Der Unterschied im 2. Satz ist marginal, im Finale weisen sie sogar exakt dieselbe Spielzeit auf (jeweils abzüglich des Applauses).


    Previn ist im Kopfsatz deutlich schneller, dafür im Finale langsamer (21:28 - 4:31 - 11:16 - 14:34). Karajan ähnelt eher Stokowski (22:35 - 4:16 - 11:44 - 13:08), Sanderling eher Nelsons (24:23 - 4:39 - 12:40 - 13:41). Kondraschin ist besonders schnell unterwegs (21:25 - 4:09 - 12:05 - 11:23).


    Die Tonqualität der Chicagoer Aufnahme ist sehr gut, USA-typisch bereits damals in Rundfunk-Stereo eingefangen. Die aktuelle Aufnahme aus Boston klingt weniger direkt, dafür etwas räumlicher. Was man besser findet, ist wohl subjektive Wahrnehmung. Jedenfalls gibt es in keinem Fall Anlass zur Kritik.


    Stellt die Aufnahme von Nelsons bereits absolut zufrieden, zeigt Stokowski, dass sogar noch eine Steigerung möglich ist. Besonders im fetzigen Allegro geht Stokowski trotz gerade einmal 20 Sekunden weniger Spielzeit noch energischer zur Sache. Und auch im Finalsatz versteht er es, noch ein Quäntchen mehr Energie aufzubringen.


    Sowohl das Boston Symphony Orchestra als auch das Chicago Symphony Orchestra zeigen sich von ihrer besten Seite. In Boston wird man zurecht an die goldenen Zeiten zurückdenken, wenn man hört, was Nelsons dem BSO zu entlocken weiß. Das CSO spielt selbst für seine Verhältnisse Weltklasse. Das fiel bereits den Zeitgenossen auf. Am Ende des Konzerts erhielt Stokowski einen Tusch, was bekanntlich höchst selten vorkommt. Mochte damaligen Rezensenten Schostakowitschs Zehnte auch noch recht fremd erscheinen, so lieferte Stokowski doch ein solch feurig-glutvolle Interpretation ab, dass dem Werk auch in Amerika der Weg geebnet war.


    Fazit: Nelsons sehr gut, Stokowski exzellent.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich verweise auf eine ganz aktuelle Rezension von Werner Theurich im "Spiegel".


    Zitat: "Bei diesem Schostakowitsch stimmt alles, nicht nur die Präzision, sondern auch der Enthusiasmus."


    Ein Kommentator unter dem Artikel sah das ein wenig anders und nahm auch Bezug auf Stokowski: "Immer wieder schön zu sehen, wie Herr Theurich fröhlich dem Mainstream huldigt und alles über den grünen Klee lobt, was die Klassikdinosaurier auf den Markt werfen. Vielleicht sollte er sich aber einmal anhören, was Leopold Stokowski und das Chicago Symphony Orchestra aus der 10. Sinfonie machen, oder wie Kurt Sanderling die Berliner Philharmoniker in der 8. und 15. Sinfonie Maßstäber setzen, die dieses blasse Boston Symphony Orchestra schon richtig ärmlich dastehen läßt."

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Edward Seckerson im Gramophone schreibt:


    Be in no doubt that this is one of the finest performances that I have ever heard of this great piece (it must surely bid fair for ‘best in catalogue’) and to say that it augurs well for Nelsons’s future with the Boston Symphony is an understatement and then some. This was a shrewd appointment.


    Und Bostonian radio moderator Keith Powers weiß zu berichten:


    This begins a new era. Shostakovich will serve as one focus, among many, during Nelsons’ tenure at the BSO; the music of Mahler, Bruckner, Strauss and others seem to be predilections as well. But these recordings could serve as a benchmark for the relationship, and for a new look at this fantastic music, music that needs to grow out of its historical restrictions.


    The upcoming releases from Deutsche Grammophon include double-album sets in May 2016 and in the summer of 2017. The first will have symphonies 5, 8 and 9, along with the incidental music to “Hamlet.” The last will include the monumental Symphony No. 7 (“Leningrad”) and No. 6, as well as the suite from “King Lear.”



  • Nach vier Jahren habe ich mich wieder ein wenig mit der zehnten von Schostakowitsch befasst. Es ist notwendig seinen Geschmack alle paar Jahre zu überprüfen, wenn na in einem Forum schreibt. So erinnere ich mich, daß ich Karajans Aufnahme, els ich sie in meiner Jugend gehört hatte, als schrecklich empfand, das lag aber eher an meiner Einstellung zur Musik des 20. Jahrhunderts als an Karajan.
    Sie blieb die Aufnahme Jahrelang ungehört im Archiv, wurde aber in CD Zeitalter - aus welchen Gründen immer - erneut angeschafft.
    Eine - übrigends tontechnisch schlechte - Aufnahme unter Mravinsky konnte mich indes überzeugen. Das ist viele Jahre her - und ich müsste sie erneut hören um die Ursache zu ergründen. Eine inzwischen unter Rudolf Barschei eingespielte Aufnahem hat mich auch tief beeindruckt und ich habe das auch weiter oben im Thread schriftlich festgehalten.
    Heute bekam ich die inzwischen angeschaffte Aufnahmen unter Petrenko in die Hände. Eigentlich wollte ich sie vergleichslos durchhören -habe mich dann aber doch fürs vergleichende Hören entschieden - und somit lediglich den ersten Satz verglichen.
    Die Eindrücke sind subjektiv und erheben keinen Anspruch auf "letzte Wahrheit" oder dergeichen.
    Die Petrenko Aufnahme für Naxos ist die neueste der in meinem Besitz befindlichen Aufnahmen. Sie wurde lediglich angeschafft um über eine AKTUELLE Aufnahme zu verfügen. Ich empfand das Orchester ein wenig zu "dick" mit leicht überzogenen oberen Bässen, die allerdings nicht allzutief hinabreichten. Auffallend ist die extreme Dynamik, man beachte den aggressiven Ausbruch be etwa Minute 12, der von unvergleichlicher Brutalität (vor allem im Hochtonbereich) ist.
    Entgegen meiner ursprünglichen Absicht auf Vergleiche zu verzichten, legte ich den ersten Satz der Karajan Aufnahme die DGG (1967) in den Player.
    Der Gesamteindruck war ungleich positiver als jener in meiner Jugend, mit Ausnahme vielleicht, daß - wie bei DGG nicht unüblich der Klang vergleichsweise domestiziert aus den Lautsprechern kam - zumindest vergleichsweise mit der Petrenkov Aufnahme. Toningenieur war hier einmal mehr Günter Hermanns, der auch alle drei der Karajan Beethoven Zyklen für DGG zu verantworten hatte. Klang stets ausgewogen und schlank, durchsichtig aber eher flächig als räumlich in die Tiefe gehend
    Zuletzt eine Hörprobe in die Barschai Aufnahme. Meiner Meinung nach stellt sie einen gelungenen Kompromiss aller entscheidenden Parameter dar.
    Ein schlankes, einigermaßen räumliches Klangbild, das das Orchester nicht aufblähte und genügend Attacke bei den erforderlichen Stellen (hier insbesondere Minute 12 ff) und gleichzeitig musikalische Ausgewogenheit, Die Gesamtaufnahme aller Sinfonien von Schostakowitsch mit dem WDR Sinfonieorchester aus der Philharmonie Köln soll ja angeblich Barshais "Meisterwerk" sein - seine beste Aufnahme.
    Um das zu beurteilen kenne ich zu wenig von ihm,
    Fazit. Alle drei im Schnellverfahren (lediglich 1. Satz) abgehörten Einspielungen sind Aufnahmen, die MINDESTENS das Prädikat "gut" - oder besser verdienen.
    Der "AUCH" Schostakowitsch Hörer wird keine allzugroßen Unterschiede hören. Der Spezialist wird sowieso alle drei - und mehr Einspielungen in seiner Sammlung haben.


    mfg aus Wien
    Alfred


    PS. Die oben gezeigte Box mit der Gesamtaufnahme unter Barshai ist in der BRILLIANT- AKTION derzeit um 14.99 Euro zun haben !!

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !