"Wer soll das noch singen können?" - Übersteigt die neue Vokalmusik das technisch machbare?

  • Ich möchte auszugsweise aus einem Focus Interview mit Cecilia Bartoli zitieren. Bartoli wurde u. a. gefragt....." Würden Sie nicht auch gerne Werke singen, die speziell für Sie geschrieben wurden?
    Bartoli:" Das würde ich sehr gern. Aber das hat mir bis jetzt noch kein Komponist angeboten. Zeitgenössische Komponisten arbeiten meinem Eindruck nach genau andersherum: Sie schreiben ihre Musik und überlassen es den Opernhäusern, geeignete Interpreten zu finden. Mozart und Rossini passten dagegen ihre Stücke immer den vorhandenen Sängern an.


    Focus: Ist das auch der Grund dafür, dass sich zeitgenössische Werke beim Publikum oft schwertun?


    Bartolie: Das ist sicher eine Ursache. Oft ist diese Musik schlicht unsingbar.Die dafür geeigneten Stimmen gibt es einfach nicht. Das ist der große Unterschied zum Pop: Hier singen die meisten Künstler Musik, die für sie geschrieben wurde. Früher machte genau das auch den Erfolg der klassischen Musik aus. Darauf müssen sich die heutigen Komponisten wieder besinnen."
    Deshalb möchte ich fragen.
    1. Hat Bartoli mit ihrer Einschätzung recht?
    2. Wer fühlt sich in der Lage und traut es sich zu für die Bartoli eine musikalisches Werk zu schreiben?
    3. Wie würdet ihr das Werk nennen?
    Gruß
    Padre

  • Hallo Padre, eventuell könntest Du dem Thread eine etwas weniger allgemeine Überschrift geben?

    Zitat

    Original von Padre
    Oft ist diese Musik schlicht unsingbar. Die dafür geeigneten Stimmen gibt es einfach nicht.


    Ich weiß nicht, welche Neue Musik Bartoli gesungen hat. Ich nehme fast an, dass sie manche Klassiker der Oper des 20. Jahrhunderts als unsingbar bezeichnet? (Ich denke z.B. an die Soldaten)


    Ich traue es mir zu, für jeden etwas zu schreiben(*), unterlasse es aber, wenn keine Aussicht auf Aufführung besteht ...
    :D
    (*) OK, z.B. für Personen, die nicht Noten lesen können, wirds schwierig ...

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Ich weiß nicht, welche Neue Musik Bartoli gesungen hat. Ich nehme fast an, dass sie manche Klassiker der Oper des 20. Jahrhunderts als unsingbar bezeichnet? (Ich denke z.B. an die Soldaten)


    Ich halte die kolportierten Äußerungen für Unsinn. Ich könnte jetzt eine Vielzahl von Komponisten nennen, die ihre Stücke in enger Zusammenarbeit mit den Sängern erarbeiten, die Kompositionen auch während der Proben anpassen. Es fängt wahrscheinlich schon damit an, was unter "Neuer Musik" zu verstehen ist, da hast Du schon mit Recht den Finger auf die Wunde gelegt. Aber wie es für alles Spezialisten und Generalisten gibt, dass eine Bartoli vielleicht vor der Stimmakrobatik einer Cathy Berberian die Flagge streichen muss, hat weniger mit der "Neuen Musik" als mit der Ausbildung und Spezialisierung der Bartoli zu tun.


    Zitat

    Ich traue es mir zu, für jeden etwas zu schreiben, unterlasse es aber, wenn keine Aussicht auf Aufführung besteht ...
    :D


    Das kenne ich auch von sehr bekannten jetzt noch lebenden Komponisten, sie mögen einiges von ihren Solisten fordern, aber aufführbar ist die Musik auf (fast) jeden Fall.


    LG Peter

  • Hallo KSM,
    welche Überschrift würdest du vorschlagen? Zu diesen Personen, die nicht Noten lesen können zähle ich mich auch, aber dass soll deinen Tatendrang nicht schmälern, komponiere lustig drauflos.
    Ich werde Frau Bartoli vorschlagen, Sie solle einen Komponistenwettbewerb ausschreiben.
    Padre :hello:

  • Wie wärs mit "Neue Kompositionen für Cecilia Bartoli"?

    Zitat

    Original von Padre
    Ich werde Frau Bartoli vorschlagen, Sie solle einen Komponistenwettbewerb ausschreiben.


    Mach keine Witze.
    :D
    Wenn ich schreibe, dass ich mir zutraue, für jeden Musiker etwas zu schreiben, meine ich, dass ich etwas schreiben kann, was er dann auch spielen/singen kann. Wenn es darum geht, etwas zu schreiben, was dem Adressaten gefällt, bin ich natürlich nicht bereit, mich darauf einzulassen, jedem Musiker als Adressaten "nach dem Geschmack zu komponieren" - wobei ich den von Cecilia Bartoli ja gar nicht kenne.
    :hello:

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  • Hallo Peter, Hallo KSK,
    nun habe ich ein Problem. Ich kann Frau Bartoli nicht fragen was sie mit unsingbar meint?
    Es geht ihr doch genau darum, dass die Komponistionen genau auf den Sänger zugeschnitten sind.
    Wenn ich sie richtig verstanden habe, möchte sie ein Musikwerk geschrieben haben, was genau zu ihrer Mezzosopran und zu ihrem Typ passt.Sie sagt doch: dass Belcanto Opern vom wahren Leben handeln und zeitgenössische Musik unsingbar ist.
    Vielleicht wäre es deshalb an der Zeit, Frau Bartoli vom Gegenteil zu überzeugen!
    Peter, deine Kritik ist ziemlich hart!
    Padre :yes:

  • Zitat

    Original von Padre
    Peter, deine Kritik ist ziemlich hart!


    Lieber Padre,


    ich bin ein ausgesprochener Bartoli-Fan, vor allem wenn sie Gluck singt :) Aber die Zeiten von Gluck bis Rossini sind nun lange vorbei - und das Repertoire von Frau Bartoli reicht nicht über die Rossini-Grenze hinaus, wenn ich das recht sehe. Das ist ja auch gut so, nur muss man nicht heute noch Stücke à la Salieri und Co. komponieren - die gibt es schon - und zwar im Original.


    Wenn ich das mal mit der angesprochenen Cathy Berberian vergleiche: die hatte ein Repertoire von Monteverdi bis Berio. Und andere Sängerinnen, die dazu fähig und bereit sind, moderne Kompositionen zu singen, sind oft genug auch nicht auf die Moderne beschränkt. Nehme mal Christine Schäfer: Die singt Boulez' fantastisches (aber auch fantastisch schweres) Pli selon pli. Und wenn Du mal ihr Repertoire anschaust ... Da würde ich mich doch an Stelle von Cecilia Bartoli in Grund und Boden schämen. Oder einfach schweigen. O si tacuisses ...


    LG Peter

  • Lieber Peter,
    mit Sicherheit fehlt mir der Sachverstand, Cecilia Bartoli beurteilen zu können, dass war hier auch nicht die Ausgangsfrage. Die Bartoli widmet sich vergessenen Werken und Künstlern. Demnächst will sie etwas von Maria de la Felicidad Malibran, franz. Mezzosopranistin "la Malibran" singen. Ich fühle mich außerstande zu beurteilen, über welche gesanglichen Qualitäten eine Sängerin verfügen muss, um die Partituren der la Malibran beherrschen zu können.
    Die Frage lautete........würden Sie nicht auch gern Werke singen. die speziell für Sie geschrieben wurden? ( Focus)
    Das würde ich sehr gern! ( Bartoli)
    KSM fühlt sich durchaus in der Lage so ein Stück schreiben zu können lehnt es aber ab, nach Geschmack zu komponieren. Ein Stück sollte doch nicht nur den Adressaten, sondern auch dem Komponisten selbst gefallen.
    Und Sie sagte noch etwas:" Perfekte Technik ist kein Selbstzweck. Schon Rossini verlangte , dass man singt, was man in der Seele fühlt."
    Können die Zeitgenössischen Komponisten, mal andersherum ( wie Sie sagt)schreiben?
    Padre :rolleyes:

  • Hallo Padre!


    Vorschlag für Neubennung deines threads:


    " Zeitgenössische Vokalmusik - stimmlich noch zu realisieren?"


    ("Das Manko der Singbarkeit zeitgenössischer Vokalmusik")


    "Wer soll das noch singen können?" - Übersteigt die neue Vokalmusik das technisch machbare?


    etc.


    :hello:
    Wulf

  • Ich unterstelle, daß Cecilia Bartolis Aussagen Ausreden sind.

    Es gehört mittlerweile zum guten Ton der Interviewer, nach der zeitgenössischen Musik zu fragen. Und wenn dann der Sänger (oder Dirigent oder Instrumentalist) zugibt, daß er davon nichts hält, kommt irgendeine Killerfrage nach. Anna Netrebko etwa, die ihre Abneigung sehr ehrlich bekundete, wurde sofort gefragt, welche zeitgenössischen Komponisten sie kennt. Das Interview wird dann zur Prüfung, und, so wie in der Mittelschule jeder Lehrer jeden Schüler auf Nichtgenügend prüfen kann, kann jeder Interviewer den Interviewten gerade bei solchen Themen schlecht aussehen lassen.


    Also erklärt man als Ausführender, "ich würde ja so gerne, aber niemand mag mich". Daß Cecilia Bartoli, wenn sie wirklich etwas Zeitgenössisches machen will, von sich aus an Komponisten herantreten könnte, versteht sich schließlich von selbst. Insgesamt also heiße Luft.


    Und wenn es um Sangbarkeit Neuer Musik geht - es muß ja nicht gleich Zimmermann sein. Es gibt genug jüngere und ältere zeitgenössische Komponisten, die sehr sangbar schreiben.


    :hello:

    ...

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  • Bartoli singt doch jetzt schon nur noch Stücke, die sie sich speziell auswählt. Warum sollte man ihr noch mehr "Gegackere" schreiben (ich schreibe das absichtlich so provozierend :evil: )?


    Meine Erfahrung mit zeitgenössiger Musik ist nicht groß, aber singbar war alles davon.


    Gruß
    Rosenkavalier

  • Lieber Edwin,
    da weißt, ich schätze deine Meinung sehr. Ich als Kunstkritischer Laie, nehme das so auf ,wie es da steht. Deshalb danke ich dir, dass du eine Lanze für die jungen zeitgenössischen Komponisten brichst. Ich finde , dass das auch erforderlich ist, denn diese Komponisten brauchen auch eine Lobby.
    Padre :yes:

  • Zitat

    Original von Padre
    Hallo Wulf ,
    ich bin mit deinem Vorschlag einverstanden. Vielleicht kann der Moderator das ändern.
    Padre


    Ich habe mich für Wulfs zweiten Vorschlag entschieden. Vielleicht birgt die Frage noch mehr Diskussionspotenzial.



    Gruß, Peter.

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  • Vielleicht kann man das auch auf die Spielbarkeit der Instrumentalwerke ausweiten und nicht nur die Vokalmusik betrachten.


    Das ging ja schon in alten Zeiten los, dass die Komponisten immer waghalsiger geschrieben haben und die Ausführenden dann stets an ihren Grenzen gehalten wurden.
    Tschaikowskijs Violinkonzert galt lange Zeit unter den Geigern als unspielbar.
    Einige Jahrzehnte später schrieb beispielsweise Bartók im 4. Streichquartett einen Satz mit einer irrsinnigen Tempoangabe, die normalerweise gar nicht realisierbar ist.
    Aber immer wieder gab es dann Interpreten, die sich gefunden haben und auch den schwierigsten technischen Anforderungen gerecht wurden.


    Wie sieht es bei den zeitgenössischen Kompositionen aus? Ist wirklich irgendwann die Grenze der Spiel- oder Singbarkeit erreicht oder sind die Ausführenden zu noch besseren Leistungen fähig (wahrscheinlich dann nur gedopt)?



    Gruß, Peter.

  • Auch Mozart wollte sich nicht mit dem Bardengesang von Denis auseinandersetzen. Er sprach von einem "geheimnüss" und qualifizierte das Stück ab ( siehe Mozartforum)
    Padre

  • Zitat

    Original von Padre
    Auch Mozart wollte sich nicht mit dem Bardengesang von Denis auseinandersetzen. Er sprach von einem "geheimnüss" und qualifizierte das Stück ab


    Darf ich Dich so verstehen, dass Sined/Denis etwas komponierte? Von welchem "Stück" sprichst Du? Die "Lieder Sineds des Barden "sind auf jeden Fall Gedichte. Vorbild war der Ossian, den Denis ins Deutsche übertragen hatte. Was das nun in diesem Thread zu suchen hat, entzieht sich meiner Fantasie. Mozarts Problem, Sineds Ode auf Gibraltar zu vollenden, liegt in der Schwülstigkeit, in der übertriebenen Sentimentalität des Textes, nicht in seiner Schwierigkeit. Auseinandergesetzt hat er sich aber, sonst gäbe es das Fragment KV 386d nicht ...


    LG Peter

  • Peter, ich habe mir das noch mal überlegt. Denis hat hier nichts zu suchen. Ich möchte meinen Thread nicht zumüllen.
    Möchte aber noch mal fragen, ob jemand, unabhängig von Bartolis Meinung in der Lage ist, für Sie Speziell ein Gesangstück zu schreiben?
    Gruß
    Padre

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  • Zitat

    Original von Padre
    Peter, ich habe mir das noch mal überlegt. Denis hat hier nichts zu suchen. Ich möchte meinen Thread nicht zumüllen.
    Möchte aber noch mal fragen, ob jemand, unabhängig von Bartolis Meinung in der Lage ist, für Sie Speziell ein Gesangstück zu schreiben?
    Gruß
    Padre


    Dazu müsste man doch erstmal wissen, was Frau Bartoli sich dabei vorstellt. Sie hat sich auf Koloraturstücke spezialisiert. Wenn es nur darum geht, ähnliches zu komponieren, das dürfte doch für einen Komponisten kein Problem sein. Viele Noten - Schnelles Tempo! Ob das dann wirklich als "neue Vokalmusik" gilt, ist fraglich.


    Gruß
    Rosenkavalier

  • Hallo Rosenkavalier,
    du sprichst aus der Praxis. Wenn B. sagt:" Mozart und Rossini passten dagegen ihre Stücke immer den vorhandenen Sängern an", dann habe ich auch Zweifel, was sie eigentlich damit meint.
    Bei Mozart gibt es zahlreiche Aussagen, dass er seine Stücke nur deswegen anpassen musste, weil die Sänger nicht gut genug für seine Musik waren.
    Insoweit ist diese Feststellung von Frau Bartoli nur schwer nachvollziehbar!
    Gruß
    Padre :hello:

  • Zitat

    Original von Padre
    Bartoli wurde u. a. gefragt....." Würden Sie nicht auch gerne Werke singen, die speziell für Sie geschrieben wurden?
    Bartoli:" Das würde ich sehr gern. Aber das hat mir bis jetzt noch kein Komponist angeboten.


    Was ind das für Penner... :motz: morgen geht die Post nach Bartoliland... :D

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von petemonova
    Ist wirklich irgendwann die Grenze der Spiel- oder Singbarkeit erreicht oder sind die Ausführenden zu noch besseren Leistungen fähig (wahrscheinlich dann nur gedopt)?


    Ich würde sagen, dass das ein zentrales Thema des Schaffens von Brian Ferneyhough
    ist. Insofern wäre ein Versuch, das zu beantworten, eine direkte Stellungsnahme zu Ferneyhoughs Werken ...

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  • Hallo, zusammen,


    hier mein verspäteter Senf (kann meistens nur abbends zuhause schreiben, aber tagsüber manchmal lesen) zur Ausgangsthematik:


    Das Interview ist mir vorgestern in der Arztpraxis zufällig in die Hände gefallen. Es umfasst eine locker bedruckte "Focus" - Seite und wirkt auf mich insgsamt schlaglichtartig; ein kleiner Anheizer nebenbei für ein Opernthema an sich. Besonders wird auf ANs Marketing eingegangen.


    Das weckt sicherlich Leserinteresse, aber Tiefgang kann in solchem Kontext wohl kaum geleistet werden, und - das ist meine persönliche Ansicht - "Focus" leistet diesen ohnehin eher selten.


    Unabhängig davon, dass ich mir inzwischen gönne, das lange Zeit künstlerisch begangene Terrain der zeitgenössischen Vokalmusik zu verlassen, um mich mit Lust den "älteren" Klassikern zuzuwenden, will ich die Interviewaussagen so generalisiert nicht stehenlassen.


    Meine Efahgrung geht eben schon dahin, dass sehr häufig Kooperationen zwischen KomponistInnen und InterpretInnen (Chöre, Solisten, Instrumentalisten) stattfinden und oft speziell für diese geschrieben wird. All dies zumindest ist singbar und völlig Unsingbares ist mir nur einmal untergekommen und das wurde dann geändert, auh in Benehmen mit Experten.


    Auch ist nicht alles atonal, die klanglichen Ausdrucksformen sind enorm vielfältig. Somit spiegelt zeitgenössische Musik ja auch Zeitgeist wieder, genauso wie es zu Lebzeiten der alten Meister auch war.


    Es is relativ logisch nachzuvollziehen, dass mit deren Tod diese Musik eben nicht mehr anzupassen und tradiert ist. Hier ist eben zumindest bei der musikalischen Wiedergabe "Werktreue" gefragt. Der Respekt vor der überlieferten Arbeit und der Urheberschaft gebietet das. Moderne KomponistInnen bestehen zu Recht auch darauf, wenn das Werk fertiggestellt und uraufgeführt ist.


    Cecilia Bartoli erwirbt sich in der Tat Verdienste bei ihrer "Ausgrabungsarbeit" im Spektrum ihres Stimmfaches, aber sie klammert wohl die nicht so genehmen Stile aus und generalisiert dabei in diesem Interview so verkürzt - was vielleicht auch an der am Anfang genannten Intrviewkontext lieg, dass es zu Recht kritische Stimmen heraufbeschwört.


    Grüße,


    Ulrica

  • Hallo Ulrica,
    du schreibst......:" aber Tiefgang kann in solchen Kontext wohl kaum geleistet werden, und- das ist meine persönliche Ansicht-" Focus"leistet diesen ohnehin eher selten.
    Meinst du das nur auf diesen Artikel bezogen oder generell?
    Das es erfolgreiche Kooperationen gab, wurde ja nicht bestritten und was die Werktreue anbelangt, gebe ich dir völlig recht.
    Vielen Dank
    Padre

  • Liebe Ulrica,


    vielen Dank für Deinen schönen Beitrag, der beim ursprünglichen Ausgangsthema beginnt und gute Stichwörter für die weitergehende Diskussion bietet.


    Zitat

    Original von Ulrica
    Das Interview ist mir vorgestern in der Arztpraxis zufällig in die Hände gefallen. Es umfasst eine locker bedruckte "Focus" - Seite und wirkt auf mich insgsamt schlaglichtartig; ein kleiner Anheizer nebenbei für ein Opernthema an sich. Besonders wird auf ANs Marketing eingegangen.


    Das weckt sicherlich Leserinteresse, aber Tiefgang kann in solchem Kontext wohl kaum geleistet werden, und - das ist meine persönliche Ansicht - "Focus" leistet diesen ohnehin eher selten.


    Padre: Da kann man nichts anderes lesen, als was da steht: das ist eine Wertung des gesamten Focus-Stils, nicht dieses einzelnen Artikels. Zur Beurteilung dessen, was darin steht, hat Edwin mE das Notwendige gesagt: eine nichtssagende Antwort auf eine überflüssige Frage.


    Doch nun zum Thema:



    Zitat

    Unabhängig davon, dass ich mir inzwischen gönne, das lange Zeit künstlerisch begangene Terrain der zeitgenössischen Vokalmusik zu verlassen, um mich mit Lust den "älteren" Klassikern zuzuwenden, will ich die Interviewaussagen so generalisiert nicht stehenlassen.


    Meine Efahgrung geht eben schon dahin, dass sehr häufig Kooperationen zwischen KomponistInnen und InterpretInnen (Chöre, Solisten, Instrumentalisten) stattfinden und oft speziell für diese geschrieben wird. All dies zumindest ist singbar und völlig Unsingbares ist mir nur einmal untergekommen und das wurde dann geändert, auh in Benehmen mit Experten.


    Das deckt sich mit meinen Erfahrungen. Es gibt eine Menge von Auftragsarbeiten einerseits, von für bestimmte Künstler geschriebene Literatur andererseits. Häufig wird schon während der Komposition mit den Künstlern ein reger Austausch gepflegt, spätestens aber wenn das Stück erarbeitet wird, legt der Komponist auch noch letzte Hand an sein Werk, Insofern ist das Geschriebene selbstverständlich technisch machbar, wieviel es allerdings noch an Arbeit kostet, sich das Stück zu erarbeiten, hängt von dem Schwierigkeitsgrad der jeweiligen Stimme ab. Bei Instrumentalisten dürfte eher deutlich mehr eingefordert werden als bei Vokalisten, aber das hängt nun auch von dem Charakter des konkreten Stückes ab.


    Zitat

    Auch ist nicht alles atonal, die klanglichen Ausdrucksformen sind enorm vielfältig. Somit spiegelt zeitgenössische Musik ja auch Zeitgeist wieder, genauso wie es zu Lebzeiten der alten Meister auch war.


    Das Atonale ist nicht unbedingt automatisch das schwieriger ausführbare, abgesehen davon gibt es zwischen Tonalem und Atonalem einen riesigen Zwischenbereich (bitonal, polytonal, mit Vierteltönen usw.). Ich kann mir vorstellen, dass die Motivation eines Künstlers bei einem eigens für ihn geschriebenen Stück auch sehr groß ist, vor allem, wenn es im richtig "in die Stimme" geschrieben worden ist, bzw. ihn ganz spezifische Stärken virtuos verwirklichen lässt.



    Zitat

    Es is relativ logisch nachzuvollziehen, dass mit deren Tod diese Musik eben nicht mehr anzupassen und tradiert ist. Hier ist eben zumindest bei der musikalischen Wiedergabe "Werktreue" gefragt. Der Respekt vor der überlieferten Arbeit und der Urheberschaft gebietet das. Moderne KomponistInnen bestehen zu Recht auch darauf, wenn das Werk fertiggestellt und uraufgeführt ist.


    Wobei es nun auch "legitime" Möglichkeiten gibt, wie etwa Henzes Orchestrierung der Wesendonck-Lieder für eine Altstimme. Zumindest in der Vergangenheit war es üblich, eine große Anzahl an Zufügungen und Änderungen in die Singstimme einzubauen (etwa die ganzen Zusätze in der Belcanto-Literatur) wie man sie bis in die 50er, 60er immer noch hören konnte, bevor eine Bereinigung des Notenmaterials in Richtung auf Originalkomposition stattfand. Inzwischen ist man da tatsächlich werkgetreuer geworden.


    Zitat

    Cecilia Bartoli erwirbt sich in der Tat Verdienste bei ihrer "Ausgrabungsarbeit" im Spektrum ihres Stimmfaches, aber sie klammert wohl die nicht so genehmen Stile aus und generalisiert dabei in diesem Interview so verkürzt - was vielleicht auch an der am Anfang genannten Intrviewkontext lieg, dass es zu Recht kritische Stimmen heraufbeschwört.


    Auch das, liebe Ulrica, kann ich aus meiner Sicht unterstreichen.


    LG Peter

  • Bei Instrumentalisten dürfte eher deutlich mehr eingefordert werden als bei Vokalisten, aber das hängt nun auch von dem Charakter des konkreten Stückes ab.


    ______________________________________________________________


    Lieber pbrixius,


    was die Intrumentalisten betrifft, kann ich das nicht umfassend im Vergleich beurteilen, aber mir schwant, dass dies etwas hinkt. Ich denke, für jedes untemporierte Instrument, wozu auch die Stimme gehört, ist atonale Musik eine Herausforderung der besonderen Art. Es gibt Einsätze, die nichts, aber auch gar nichts mit dem allgemeinen Hörempfinden zu tun haben und wo dir nichts anderes übrigbleibt, als die Töne absolut hören zu lernen bzw. den Sitz in der Stimme" in Millimeterarbeit" lfixiert zu haben. Irgendwann war es mir zu viel, immer nur so etwas zu machen :)


    Trotzdem, da gebe ich dir gerne Recht, klingt vieles nach aussen nicht atonal. Die Nuancen sind vielfältigst. Und ein rein gesungener Cluster eines Chores ist einfach ein Gedicht! ;) 8) *schwelg*


    Frage zum Schluss: Was hat es mit Henzes Orchestrierung der Wesendonck - Lieder genau auf sich?



    LG



    Ulrica

  • Zitat

    Original von Ulrica
    Frage zum Schluss: Was hat es mit Henzes Orchestrierung der Wesendonck - Lieder genau auf sich?


    Liebe Ulrica,


    es handelt sich um eine Bearbeitung für Alt und Kammerorchester, die eine Alternative zu der überlieferten von Mottl für Sopran und (großes) Orchester ist, dazu sehr reizvoll instrumentiert!


    LG Peter

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