Liebe Forianer,
Da der Thread über Hans Pfitzner allmählich abzudriften droht , weil dort in Hauptsache über die Frage inwieweit Epigonentum die qualitavie Einschätzung eines Komponisten mindert, bzw mindern darf - andrerseits das Thema aber hoch interessant ist - habe ich diesen Thread ins Leben gerufen.
Ich beginne mit einigen Zitaten:
Gerald schrieb:
ZitatWarum sollte man den Wert eines Komponisten, ja Künstlers allgemein, an seinen fortschrittlichen Leistungen ablesen können?
ZitatDas kann man nicht zuletzt, weil eines der zentralen Kriterien von Kunst das Innovatorische ist, die Neu-Erfindung. Das ist mit "fortschrittlich" nicht deckungsgleich, der "Fortschritt" in der Kunst ist ein sehr komplexes Thema, aber - um es etwas vereinfacht zu sagen: jede Komposition ist die Lösung eines ästhetischen Problems, je anspruchsvoller die Lösung und der Lösungsweg sind, umso bedeutender ist die Komposition. Wenn man sich nicht die "Mühe" macht, nach immer neuen Lösungen zu suchen, ist man ein Epigone. Das macht eben den Unterschied zwischen Klinger und Goethe und Pfitzner und Schönberg. Bei dem letzten Namen ist anzumerken, dass Schönberg nach dem Krieg für Pfitzner eingetreten ist, ein bemerkenswertes Beispiel einer künstlerischen Redlichkeit gegenüber einem Mann, der ihn über Jahrzehnte mit Schmutz beworfen hat.
Ich stimme NICHT mit Peter überein, daß eines der "zentralen Kriterien der Kunst" das innovatorische ist.- vielmehr sehe ich jene Eigenschaft, welche eine mit "Kunstfertigkeit" beschrieben wurde, als das Maß aller Dinge an. Diesen Begriff zu beschreiben ist schwierig - ich bersuche ihn so zu definieren: Die exzessive Verfeinerung handwerklicher Kunst.
Natürlich ist ein origineller Einfall begrüßenswert - solange er nicht die vorgegebene Form sprengt. Und wenn es sie sprengt- dann zum "Entzücken aller"
Kunst jedoch, in welcher der Künstler sich selbst zu verwirklichen sucht - und welche beim Publikum für welches diese Kunst gedacht ist - nicht ankommt - muß IMO als de facto gescheitert betrachtet werden.
Natürlich gibt es verschiedene Publikumsschichten - jeder ihre Kunst.
Kunst sollte ferne keiner Erkärung bedürfen.
Wir verstehen mache Anspielungen alter Kunst heute nicht mehr - dennoch überzeugt der ästhetische Anspruch.
Zum "Epigonentum"
Letztlich kann man in der Kriminalliteratur auch Agatha Christie zu den Epigonen zählen, war doch ihr "Hercule Poirot" (und sein Gehilfe - welcher aber in späterer Zeit imer seltener auftrat) nichts anderes als eine Kopie von Sherlock Holmes (und Dr Watson) - Aber welch eine erfolgreiche- welche das Original weit hinter sich ließ.
Ring frei - für diesen Thread
Alfred