Klassik für Einsteiger (3) - Klassik im Alltag

  • Es wird ja immer wieder gejammert, daß die junge Generation deshalb keinen Zugang zur "klassischen Musik" habe, weil die musikalische Erziehung fehle - oder weil die Bekleidungsregeln in Konzertsälen zu streng seien - oder weil die Eintrittskarten zu Konzerten zu teuer seien - oder oder oder.


    Zunächst - ich persönlich habe kein allzugroßes Problem damit wenn klassische Musik von Generationen, Gesellschafts - und Bildungsschichten abgelehnt wird, weil meinem Dafürhalten nach, klassische Musik immer
    etwas für eine Minderheit war - und auch bleiben wird..


    Man kann meiner Meinung nach vom Klassikpublikum nicht verlangen, daß es sich verändert - nur um neue Hörerschichten zu erschliessen.


    Darum geht es mir also nicht.
    Worum dann ?
    Wir sollten versuchen jene potentiellen Hörerschichten zu erreichen, welche tendenziell zwar Klassikhörer wären - aber eigentlich nie Gelegenheit hatten dies festzustellen.


    Wie ist das zu verstehen ?
    Jemand hört eine Melodie und möchte gerne wissen worum es sich überhaupt handelt. Früher konnte man dies - wenn man sich traute - idealerweise im Klassikladen erfragen - wenn der Herr Verkäufer Zeit, lust und Laune hat - und auch sonst gnädig gestimmt war.


    Heute gibt es weder den klassischen Klassikladen, noch Verkäufer, die ihre Ware kennen. Zudem wird solches Wissen von den Geschäftsinhabern, meist Großmärkte, werder gewünscht, noch honoriert.


    Somit ist eine Möglichkeit des Kennenlernens verbaut.


    Musikunterreicht halte ich für kontraproduktiv - Vieles, das mit "Schule" assoziiert wird, wird a priori abgelehnt.


    Popmusik braucht letztlich auch keinen Unterricht, sie wird einfach verlangt.


    Woran liegt das ?


    Ich habe dazu eine (übrigens recht radikale) eigene Meinung - möchte aber eure Meinungdazu wissen. Vielleicht ergänzend dazu, warum aber ausgerechnet WERBUNG sich immer noch klassischer Musik als Medium der Werbebotschaft bedient ????



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich denke es wäre mal ein Versuch wert einen öffentlichen TV Kanal zu eröffenen wie VIVA oder MTV auf dem es nur klassische Musik zu sehen und zu hören gibt.



    Classica gibt es ja schon, aber nur gegen Gebühr.



    Eine weitere sehr erfolgreiche Inovation ist die "Yellow Lounge", eine Initiative die aus Berlin kam (von wem weiß ich nicht mehr)


    Da wird in öffentlichen Diskotheken an einem bestimmten Tag ausschließlich klassische Musik gespielt - und das funktioniert, die Läden sind brechen voll.
    Und das Modell wird auch von anderen Städten mit Erfolg übernommen.


    Der Bedarf ist sicher da und ich glaube das klassische Musik allgemein schon gerne gehört wird, nur wir, die "Extremisten" bleiben immer in der Minderheit.


    Was sich ebenfalls ändern muss, sind die Inszenierungen der Opern, ich glaube nicht, dass man damit neues Publikum gewinnt.


    Eine Freundin von mir war im Ballett mit ihrer kleinen Tochter, die unbedingt mal ballett sehen wollte.
    Das ende vom Lied das Kind plärrte vor Angst und wollte nach Hause... gerade Kinder kann man mit etwas Phantasie sofort begeistern - nur haben die wenigstens Regisseure soetwas.
    Aber das ist ein anderes Thema.


    Ich glaube dass es auch an einem Vorurteil liegt, dass nicht ganz unbegründet ist:
    Es geht um die Personen die Klassik hören !


    Denn was bekommt man denn mit ?
    Bayreuth und den Wiener Opernball, Leute die massenweise denken sie wären es und die die Musik nur als Statussymbol mißbrauchen.
    Viele verabscheuen dieses Gebärden.


    Dann gibt es noch weitere Klischees, von alten Männern mit dicker Hornbrille und Halbglatze, die den Kindern das spielen verbieten und im Konzert einem "den Blick des Todes" zuwerfen wenn man sich nur bewegt...


    Das ganze hat den Habitus von Anstrengung, gesellschaftlichem Zwang und Alte Leute Unterhaltung.


    Zumindest ist es das was ich so mitbekommen habe und auch ich kann das teilweise bestätigen, wenn ich ins Konzert gehe dann könnte man meinen der Mumienexpress ist in der Stadt...

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Musikunterricht halte ich für kontraproduktiv - Vieles, das mit "Schule" assoziiert wird, wird a priori abgelehnt.


    Popmusik braucht letztlich auch keinen Unterricht, sie wird einfach verlangt.


    Lieber Alfred,


    Hier muß ich entschieden NEIN sagen. Nicht der Unterricht ist kontraproduktiv, sondern die Art wie es gegeben wird.
    Nehm eine Weihnachtsvorstellung einer Schule. Die Kinder sind aktiv daran beteiligt. Haben fleißig geübt. Eltern und andere Verwandten sind da. Schon Wochen davor brennen die Kinder von Ungeduld.
    Warum ist Popmusik zum Teil so populär? Weil es soviel kleine Gruppen von youngsters gibt, die irgendwo auftreten können.


    Gib also Kindern die Möglichkeit als Klasse/Schule Musik zu üben und zu präsentieren. Und laß soviel Schüler wie möglich daran beteiligt sein. Spielen sie Gitarre, laß dann ein klassisches Werk bearbeiten für Gitarren. Gibt es Schüler, die nichts können, sogar nicht singen, laß sie dann am Abend auch daran beteiligt sein. Hinter der Bühne und im Saal.


    LG, Paul

  • Original von Alfred

    Zitat

    Zunächst - ich persönlich habe kein allzugroßes Problem damit wenn klassische Musik von Generationen, Gesellschafts - und Bildungsschichten abgelehnt wird, weil meinem Dasfürhalten nach, kllassische Musik immer


    Dies ist auch meine Erfahrung. Ich habe in meinem Berufsleben insgsamt mit ungefähr 200 Menschen (Akademiker oder zumindest Hochschulreife) zusammen gearbeitet, mit denen ich sehr gute Kontakte hatte, von diesen haben sich gerade mal 4 für klassische Musik interessiert.


    Zu der Klassik in der Werbung habe ich ein schönes Beispiel aus meiner Familie. Eine Schokolade wurde mit dem Anfangs- und Schlusschor aus der Carmina Burana beworben, meine Tochter fand die Musik ganz toll. Als ich ihr erzählte, dass dies eine Komposition von Carl Orff sei und weiter ausholen wollte mit Kloster Beuron usw. und ob sie sich denn nicht einmal die ganze Carmina anhören wolle, wurde mir erklärt, dass das ja nicht stimmen könne, denn das sei die Filmmusik von (jetzt weiß ich den Filmtitel nicht), jedenfalls ein Film mit Arnold Schwarzenegger.


    Warum sollte man also Liebe zur klassischen Musik erzwingen wollen. Wer interessiert ist, kommt von alleine dahin. Alle Anderen mögen sich am breiten Angebot von Pop etc. bedienen und damit glücklich werden.


    Dir Alfred, jedenfalls Dank, dass es dieses Forum gibt, das ich fast seit Bestehen regelmäßig als Gast besuche und mich eigentlich aus Schwellenangst ob des großen Musikverständnisses der Forianer erst vor kurzem registrieren ließ.


    Freundliche Grüße


    Emotione

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Musikunterreicht halte ich für kontraproduktiv - Vieles, das mit "Schule" assoziiert wird, wird a priori abgelehnt.


    Das mag in vielen Fällen zutreffen, in vielen anderen aber auch nicht. Ein guter, engagierter Musiklehrer kann sicher auch genialen Unterricht machen. Ob das heutzutage eine Seltenheit ist, ist eine ganz andere Geschichte und eher ein generelles Problem des Schulsystems.




    Zitat

    Original von der Lullist
    Zumindest ist es das was ich so mitbekommen habe und auch ich kann das teilweise bestätigen, wenn ich ins Konzert gehe dann könnte man meinen der Mumienexpress ist in der Stadt...


    Ja, das ist mir auch schon aufgefallen. Ich hatte vor knapp zwei Monaten Gelegenheit Red Priest mit ihrem Programm "Nightmare in Venice" im Konzert zu erleben. :jubel: :jubel: :jubel: Mit ihrer unkonventionellen Herangehensweise übrigens ein geradezu idealer Kandidat um Leute auf den Geschmack zu bringen, die sonst mit klassischer Musik, speziell Barock, nichts am Hut haben. Aber man möchte es kaum glauben, im Publikum dominierten wirklich die grauen Panther. Die Älteren unter den Taminos und den stillen Mitlesern mögen mir die Bemerkung nachsehen, es geht hier rein um die Altersstruktur der Besucher. ;)





    :hello:

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor

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  • Zitat

    Original von der Lullist
    Das ganze hat den Habitus von Anstrengung, gesellschaftlichem Zwang und Alte Leute Unterhaltung.


    Stimmt teilweise... Klassische Musik ist Anstrengung.


    Das Problem liegt im Konflikt zwischen Res Severa Verum Gaudium und Gib Gas ich will Spass


    "Klassik" zu spielen und zu hören erfordert Zeit, Konzentration, Selbstdisziplin (gilt meines Erachtens auch für die sogenannte "leichte Klassik"). Daran fehlt es doch in der Regel bei einem Personenkreis, für den der "Fun" und der "Event" im Vordergrund stehen. Leider sehe ich keine Patentlösung, wie man hieran etwas ändern könnte.


    Viele Grüße
    Frank

  • Original von Lullist

    Zitat

    Zumindest ist es das was ich so mitbekommen habe und auch ich kann das teilweise bestätigen, wenn ich ins Konzert gehe dann könnte man meinen der Mumienexpress ist in der Stadt...


    Das kann ich nur bestätigen. Ich fühle mich auch nicht getroffen, obwohl ich selbst schon ein Staubi bin. Es ist tatsächlich so, besonders in Wiesbaden. Dessen ungeachtet freue ich mich aber auch, wenn ich im Konzert oder in der Oper junge Menschen sehe.


    Freundliche Grüße


    Emotione

  • Ich bin kein Kulturpessimist, aber dort, wo die Beschallung mit Klassischer Musik nicht zum Hausgebrauch gehört, wird man nicht viel neue Hörerschaft heranziehen. Und leider leben wir in einer lärmverseuchten Welt, die ohne Musikbeschallung nicht auskommt. Jeder Sender klingelt einem seine Jingles um die Ohren, sämtliche TV-Sendung haben Hintergrundmusik, im Kaufhaus dröhnt einem belangloses Gedudel entgegen, in Elektronikfachgeschäften wird man mit Gangsta-Rap zwangsbeschallt, während man die dürftige Klassik-Abteilung nach einer falsch etikettierten CD durchstöbert. (Eigentlich müsste ich vom hiesigen Media-Markt Geld bekommen dafür, dass ich unentwegt die CDs richtig einordne, weil irgendein Praktikant es nicht schafft, Beethoven bei „B“, nicht bei „V“ einzuordnen. Mindestens einmal die Woche muss ich da für Ordnung sorgen, das ist echt schlimm…) Man entkommt nicht einer gewissen Einheitssoße, die sich die meisten eben zu eigen machen. Was permanent herumschallt, muss eben gut sein. Warum aktiv zuhören, wenn es passiv so viel einfacher geht.


    In der Werbung kann man Klassik ertragen, weil ein Spot nicht lange dauert. Und immerhin schwingt mit der Klassik jener Elite-Vorbehalt mit, der in kleinen Dosen dem zu bewerbenden Produkt eine gewisse Seriosität vermittelt. Ich denke da mal an die Jeans-Werbung mit Händels Sarabande, die vor einigen Jahren bei einigen Jugendlichen mächtig Eindruck schindete.


    Ich weiß nicht, ob sich Kulturschaffende oder Kulturkonsumenten, die sich in eigenen Kreisen bewegen, über Hörergewinnung Gedanken machen. Möglicherweise ist für sie die Welt völlig in Ordnung. Da wird zuhause noch Hausmusik praktiziert, die Kinder heißen nicht Kevin und Justin, da wird mal ein Auge zugedrückt, wenn die Lütte nach Shakira tanzt, wenn sie anschließend noch mal die leichte Mozartsonate übt, während Papa, seines Zeichens Hirnchirurg, Mama die neue Schneidetechnik anhand des Grapefruitlöffels verdeutlicht, bevor es geschlossen mit dem Rotary-Club zur Opernaufführung geht. Da ist noch ein verblassendes Ideal humanistischer Bildung zu vermuten, was sicher nicht komplett verschwínden, aber zunehmend kleiner wird; wo Bildung, auch musische, zweckfrei betrachtet wird als Menschenbildung und nicht sofort einer beruflichen Ausbildung sich unterwirft, damit der Mensch in unserer Gesellschaft funktioniert. Nicht weit davon wäre ein Threadtitel: Wie subversiv ist Klassikhören?


    Wie gesagt, ich bin Kulturpessimist…

  • Die Altersstrukturen sind natürlich auch durch das geboten bestimmt:


    Ein kesser 60ig jähriger macht sich nun mal in einer Disco nicht grade gut.
    Auch 55 jährige am Fussbalfeld sind nicht gerade ideal. Das Leben hat in allen Lebensaltern was zu bieten - wenn man es annimmt.


    Ich gehe auch nicht zwangsweise davon aus, daß ein Klassigneuling ein Teenie sein muss: Man kann auch mit 30, 40 oder mehr Jahren erstmals die prächtige Oper mit all ihre Suggestivkraft, oder die elegante Kammermusik, den Zauber des Ballets oder die Wucht von Sinfonien kennenlenrnen. Man kann in Schuberts Liederkreise eintauchen und darin versinken - ohne sich je in der Jugend damit befasst zu haben


    Schon wie ich diese Werkgattungen beschreibe sollten sich bei Leuten, die sich nie mit Klassik befasst haben ein bestimmtes Vorstellungsbild einstellen, eines das neugierig macht.


    Ich finde es nicht bedeutend einen hohen Prozentsatz an Jugend zu begeistern - aber ich dränge auch keine Jugend von der Klassik weg.


    Gutes Benehmen im Konzert ist keine Frage des Alters, sondern eine der Erziehung und des Weltbildes.


    Aber an sich ist das alles ja nur eine Ausrede. Eine CD kann durchaus in Turnpatschen und kurzen Hosen genossen werden.


    Es geht mir eher un den Konsum von Tonträgern und um den Ruf der Klassischen Musik in der Öffentlichkeit - als um den Konzertbesuch an sich.


    Wenn heute in Internetforen irgendwo über "MUSIK" geschrieben wird, hat man den Eindruck, eine Disziplin "Klassik" gäbe es überhaupt nicht.


    Während für das Konzert irgendeines Gröhlfritzen locker an die 100 (und mehr) Teuro hingeblättert werden, jammert man über die "unerschwinglich teure Klassik"




    Zudem wird immer wieder beklagt, wie schwierig es sei Klassik zu verstehen - über dieses Thema wird im Teil 4 dieser Serie geschrieben werden...



    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Blackadder
    Ich bin kein Kulturpessimist, (...)


    Wie gesagt, ich bin Kulturpessimist…


    Hallo Blackadder,


    das hört sich eher nach humanistischem Gymnasium (nebst altsprachlichem Zweig) mit sozialistischer Unterwanderung an. :D


    Aber Klassik im Alltag ist doch sowieso nur für Spätberufene ein Lockmittel.
    Solange Kindergarten und Schule keinen qualifizierten musischen Unterricht in ausreichendem Maß anbieten, wird die Gemeinde der Klassikhörer immer kleiner und älter und älter und älter...
    Vom Elternhaus wollen wir da gar nicht erst anfangen. :beatnik:

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  • Zitat


    original Blackadder


    während man die dürftige Klassik-Abteilung nach einer falsch etikettierten CD durchstöbert. (Eigentlich müsste ich vom hiesigen Media-Markt Geld bekommen dafür, dass ich unentwegt die CDs richtig einordne, weil irgendein Praktikant das nicht schafft. Beethoven bei „B“, nicht bei „V“. Mindestens einmal die Woche muss ich da für Ordnung sorgen, das ist echt schlimm…)


    ach du auch - dazu kommen dann immer noch die ängstlichen Blicke der zufällig vorbeieilenden Verkäufer. Ich kann jedesmal ihre Angst lesen. "Hoffentlich fragt die mich nichts."


    Die Musikerziehung in der Familie ist nicht ganz so einfach. Ich habe versucht, unsere Tochter sehr früh für das Erlernen eines Instruments zu begeistern. Ich denke, daß intensives Auseinandersetzen mit der Musik am ehesten, möglicherweise sogar am leichtesten duch das selbst musizieren erlernbar ist.


    Sie begann sich sogar auch durch den Schulunterricht angeregt für Klassik zu interessieren, doch leider nicht sehr lange. Warum die Initialzündung ausblieb weiß ich nicht, aber genau das ist der Knackpunkt, entweder es passiert oder eben nicht. Erzwingen kann man nichts.


    Ich, oder ich will nicht alle Schuld auf mich nehmen, wir haben in diesem Punkt der Erziehung genau wie andere Eltern versagt. Nur möglicherweise ist es gar kein Versagen, denn wichtig ist meiner Meinung nach auch, den Kindern viele Möglichkeiten der Freizeitgestaltung anzubieten und einzuräumen. Durch Zwang hat sich nie und wird sich nie eine Liebe entwickeln.


    Eventuell erinnern sich die Kinder, Jugendlichen oder später die Erwachsenen daran, dass sie das eine oder andere sehr schön fanden und gehen diesen dann ihren Interessen selbstständig nach.


    Ich glaube auch, dass es mehr Freunde der klassische Musik gibt, als allgemein angenommen, nur der Prozentsatz ausgesprochener Klassikliebhaber dürfte leider sehr gering sein.


    LG


    Maggie

  • Zitat

    Original von Maggie
    Durch Zwang hat sich nie und wird sich nie eine Liebe entwickeln.


    Hallo Maggie,


    diesen Satz kann man gar nicht dick genug unterstreichen. Ich habe leider im Bekanntenkreis schon viele Fälle erlebt, wo sich durch Zwang eine ausgeprägte Abneigung gegenüber klassischer Musik entwickelt hat. Die Kinder wurden mehr oder weniger von den Eltern zum Unterricht gezwungen - und haben ihr Instrument sofort in die hinterste Ecke gepackt und nie wieder angerührt, als der elterliche Druck dann nicht mehr da war.


    Wir haben unserer Tochter entsprechende Angebote gemacht - parallel zum Kindergarten hatte sie musikalische Früherziehung, ab Beginn der Grundschule dann Blockflötenunterricht. Dabei war es uns in erster Linie wichtig, dass sie Spass an der Musik hat; instrumentale Höchstleistungen haben wir niemals erwartet. Bis jetzt macht ihr die Musik immer noch Spass, die nächste Hürde ist dann die Pubertät :wacky:


    Zitat

    Eventuell erinnern sich die Kinder, Jugendlichen oder später die Erwachsenen daran, dass sie das eine oder andere sehr schön fanden und gehen diesen dann ihren Interessen selbstständig nach.


    Darauf hoffen wir als Eltern auch - mehr kann man nicht tun. Mit Zwang erreicht man wie gesagt das Gegenteil.


    :hello: Andreas

  • Zitat

    Original von Emotione
    Zu der Klassik in der Werbung habe ich ein schönes Beispiel aus meiner Familie. Eine Schokolade wurde mit dem Anfangs- und Schlusschor aus der Carmina Burana beworben, meine Tochter fand die Musik ganz toll. Als ich ihr erzählte, dass dies eine Komposition von Carl Orff sei und weiter ausholen wollte mit Kloster Beuron usw. und ob sie sich denn nicht einmal die ganze Carmina anhören wolle, wurde mir erklärt, dass das ja nicht stimmen könne, denn das sei die Filmmusik von (jetzt weiß ich den Filmtitel nicht), jedenfalls ein Film mit Arnold Schwarzenegger.


    Warum sollte man also Liebe zur klassischen Musik erzwingen wollen. Wer interessiert ist, kommt von alleine dahin. Alle Anderen mögen sich am breiten Angebot von Pop etc. bedienen und damit glücklich werden.


    Hallo Emotione,
    ich denke, dass bei Deiner Tochter Hopfen und Malz noch lange nicht verloren sind. Zumindest kennt sie jetzt ja schon den Anfang der Carmina Burana und findet ihn außerdem toll. Wenn Du es jetzt noch schaffen solltest, Deine Tochter zu einer Live-Aufführung mitzuschleppen, wird sich bestimmt bei ihr früher oder später der Wow!-Effekt einstellen.
    Dann braucht's auch keinen Zwang, mit dem man ohnehin nur das Gegenteil erreicht (Fugato).


    Viele Grüße
    Frank

  • Zitat


    Original von Frank Pronath
    Ich denke, dass bei Deiner Tochter Hopfen und Malz noch lange nicht verloren sind. Zumindest kennt sie jetzt ja schon den Anfang der Carmina Burana und findet ihn außerdem toll. Wenn Du es jetzt noch schaffen solltest, Deine Tochter zu einer Live-Aufführung mitzuschleppen, wird sich bestimmt bei ihr früher oder später der Wow!-Effekt einstellen.


    Danke für den Tipp. Das wird jetzt nicht mehr fruchten. Meine Tochter ist inzwischen 36 Jahre alt.


    LG :hello:


    Emotione


  • Und? Meine Mama ist 63 und erweist sich gerade als begeisterte Anfängerin in Sachen Oper. Don Giovanni und Don Carlos hat sie schon gesehen und wartet sehnsüchtig auf den nächsten Opernbesuch mit mir.


    Gruß
    Rosenkavalier

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  • Zitat

    Original von Gentilhombre
    Ich hatte vor knapp zwei Monaten Gelegenheit Red Priest mit ihrem Programm "Nightmare in Venice" im Konzert zu erleben. :jubel: :jubel: :jubel: Mit ihrer unkonventionellen Herangehensweise übrigens ein geradezu idealer Kandidat um Leute auf den Geschmack zu bringen, die sonst mit klassischer Musik, speziell Barock, nichts am Hut haben.


    Also mich hätte man damit effektiv verschreckt... :rolleyes:
    Stattdessen haben mich konventionelle quattro stagioni gelockt (von i musici)
    Daran sieht man mal wieder, wie schwer es ist, die Leute richtig zu ködern...


    :hello:
    Stefan


    @ Blacky: in Niederbayern hießen meine Schüler Gott sei Dank noch "normal" :jubel: und die jungen Leute, die Dir den Beethoven verstecken - das sind meine Einzelhändler und keine Praktikanten :baeh01:
    (selbst in einigen Wörterbüchern werden die "vons" und "vans" manchmal unter "v" reingesteckt... ?( )

    Viva la libertà!

  • Zitat

    Das kann ich nur bestätigen. Ich fühle mich auch nicht getroffen, obwohl ich selbst schon ein Staubi bin. Es ist tatsächlich so, besonders in Wiesbaden. Dessen ungeachtet freue ich mich aber auch, wenn ich im Konzert oder in der Oper junge Menschen sehe.


    Freundliche Grüße


    Emotione



    ich glaube das kam etwas altenfeindlich von mir rüber, aber so war es nicht gemeint.
    Nur glaube ich einfach dass sich Jugendliche nicht sonderlich wohlfühlen, wenn sie unter sovielen älteren Leuten sitzen.
    Besonders dann nicht wenn sie so mißtrauisch beäugt werden, wie das oft der Fall ist.
    Mir ist das selbst schon in der CD Abteilung passiert, ich musste erst gar nichts ins Konzert gehen.


    Und wenn ich mich mit meinen Mitstudenten unterhalte, dann kommt das eben auch häufig zur Sprache, wenn es um die Thematik geht:
    Die alten Leute lassen die jungen häufig spüren, dass sie nur "geduldet" sind.
    Ich kann es schon verstehen, dass man sich da lieber fernhält und Spaß hat.


    Das erste Mißverständnis:
    Klassik ist ernste Musik


    diese Bezeichnung mag auf einen Teil zutreffen, aber auf den größten Teil wohl eher nicht, diese sau-dumme (Entschuldigung) Bezeichnung hat sich irgendwer ausgedacht der absolut keine Ahnung hatte - und das hat meiner Meinung nach, dieser Form der Musik mehr geschadet als alles andere.
    Ich weigere mich meine geliebte Musik als "E-Musik" zu bezeichnen.



    Tja und dann kommt eben noch dieses Getue um Bayreuth hinzu, das ich ja schon angesprochen habe.
    Man hat einfach das Gefühl - und ich spreche jetzt auch von mir - das man da als armer Student einfach nicht erwünscht ist, allein schon weil man den Bekleidungstandard nicht halten kann.
    Viele Klischees sind es eben die Abschreckend wirken: dort verkehren nur Doktoren und hohe Tiere mit ihren Gattinen, es wird gefachsimpelt, und Champagner geschlürft.


    Und Bayreuth bestätigt ja auch immer wieder diese Vorurteile - man versucht sich Elitär zu geben, und das auf dem Rücken der Musik - weil man was besonderes ist, wenn man Klassik hört.
    Mir wird es bei solchen Leuten steifschlecht :kotz: :kotz: :kotz:




    Aber der Großteil der über 50jährigen geht sowieso lieber in den Musikantenstadl als in die Oper - und das ist viel erschreckender, als dass sich die Jugend nicht für Klassik interessiert.


    Übrigens ich komme aus Wiesbaden :hahahaha: in der Stadt werden um 22:00 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt - aber in Kassel ist das nicht anders.

  • heiter das leben und ernst die kunst ...



    ..oder war's doch umgekehrt, herr schiller?? :D



    ich finde, ein wening druck kann nicht schaden..ich hättr gerne viel mehr davon gehabt ..so kam ich viel zu spät zum instrumenterlernen ... ;(

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Werter Lullist,


    so schlimm ist es doch auch nicht oder?
    Bin seit Jahren immer einer der Jüngsten in den Konzerten, denk mir aber da nicht viel dabei - einige Leute kenne ich ja, die meisten Älteren achten gar nicht auf mich und den Rest kann man prima ignorieren. Und Bayreuth wäre ja für mich auch nichts: so ein riesiger Wagner-Fan bin ich auch wieder nicht, dass ich so viel ausgeben würde und das Schicki-Micki ist nicht meine Welt; positioniere mich da lieber in die lockere Ecke (auch kleidungsmäßig Typ halb-alternativ-intellektuell :D ). Würden die Leute nicht zum Hügel pilgern, dann halt Richtung Golfplatz oder sonst was...
    Mit der Musik hat das nicht viel zu tun...


    Und zum Thema U/E-Musik: sicherlich nicht glücklich, da ich zu sehr E auch nicht mag (staubtrockenes); aber das, was man meist als U bezeichnet (Kiddie-Sch**ße; volkstümliche M. etc.) ist meist nicht das Meine...


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Also ich sehe das völlig anders als der Lullist


    Als ich jung war wurden mir von Seitren älterer Musikliebhaber alle Brü+cken gebaut, damit ich günstig ins Konzert gehen konnt. (Freikarten, etc)


    Was allerdings stets unterbunden wurde und auch wird, das ist, daß sich eine "Lockerung der Sitten" breitmacht.


    In diesem Forum ist mir aufgefallen, daß einige nur Wagner akzeptieren, wenn er sich "politisch links" inszenieren lässt.


    Das ist die andere Seite der Medaille.


    Klassische Musik aus meiner Sicht ist weltanschaulich wertfrei - und sollte es IMO auch bleiben. Desgleichen sollte man ihren mittlerweilen musealen Status belassen und nicht versuchen sie zu heutigem Zeitgeist kompatibel zu machen.


    Dennoch ist die Stimmung in einem "klassischen Konzert" heute anders als vor eta 40 oder mehr Jahren....


    Aber es geht mir eigenetlich in diesem Thread nicht um "Konzert- oder Festivalbesucher - sondern um "Klassikhörer" - in welcher Form auch immer



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Hallo Alfred,
    wer Klassik kennenlernen will, hat auch heute seine Möglichkeiten dazu.
    Mangelndes Interesse bei der Jugend kann an der sonst gebotenen oberflächlichen Informationsvielfalt, an der Erziehung und Wertevermittlung im Elternhaus und letztlich auch an der Intelligenz der unterschiedlichen Individuen liegen.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von Der Lullist: Zumindest ist es das was ich so mitbekommen habe und auch ich kann das teilweise bestätigen, wenn ich ins Konzert gehe dann könnte man meinen der Mumienexpress ist in der Stadt...


    Nur glaube ich einfach dass sich Jugendliche nicht sonderlich wohlfühlen, wenn sie unter sovielen älteren Leuten sitzen.
    Besonders dann nicht wenn sie so mißtrauisch beäugt werden, wie das oft der Fall ist.


    Hallo Lullist,
    vielleicht würden die älteren Leute etwas weniger misstraurisch äugen, wenn sie nicht so selbstverständlich als "Mumien" bezeichnet würden?
    Ich habe mich mit 38 an der Uni immatrikuliert und mich ohne Vorurteile in den Hörsaal bzw. den Seminarraum gesetzt.
    Neben zahleichen Studenten, die mich ebenso vorurteilsfrei auf mich zugegangen sind, gab es leider auch andere, die in meiner Gegenwart bevorzugt von "Mumien" oder "Kalkleisten" sprachen und die sehr deutlich auch mich in diese Kategorie mit einbezogen.
    Derartige Vorurteile, die allerdings, da hast du vollkommen recht, auch andersherum funktionieren (die ständigen Klagen über "die Jugend" sind genauso nervig!) übertragen sich vielleicht auch auf die Musikrichtungen, die den einzelnen Generationen "zugeschrieben" werden - schade!

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Als ich jung war wurden mir von Seitren älterer Musikliebhaber alle Brü+cken gebaut, damit ich günstig ins Konzert gehen konnt. (Freikarten, etc)


    Was allerdings stets unterbunden wurde und auch wird, das ist, daß sich eine "Lockerung der Sitten" breitmacht.


    Als ich jung war :D, durfte ich mein Taschengeld als Kartenkontrolleur und Platzanweiser beim damals einzigen Kulturveranstalter meiner Heimatstadt aufbessern. Das reichte vom krawalligen Rockereignis bis zur dreimaligen Erduldung von „La Boheme“ auf Provinzniveau – auch keine unbedingt nachhaltige Werbung – beides nicht.



    Zitat

    Klassische Musik aus meiner Sicht ist weltanschaulich wertfrei - und sollte es IMO auch bleiben. Desgleichen sollte man ihren mittlerweilen musealen Status belassen und nicht versuchen sie zu heutigem Zeitgeist kompatibel zu machen.


    Einspruch, Euer Ehren. Schon die geistliche Musik ist aus einer weltanschaulichen Sicht entstanden, dazu kommen die ganzen panegyrischen Erzeugnisse, die alle möglichen Herrscher samt deren Geburtstagen affirmativ bejubeln. Dazu kann man Freimauerermusiken ebenso zählen wie Weill oder die Musik im Ostblock usw. usf. . Aber da kommen wir auf ein weites Feld; das gehört jetzt nicht hierher.
    Jedenfalls steckt Weltanschauung sehr oft auf irgend eine Weise mit drin.
    Auch die Zuweisung der klassischen Musik an eine Minderheit setzt voraus, dass es sich um ausgemachte Heiden handelt. Denn wenn auch immer weniger werdend, gibt es die Gottesdienstbesucher immer noch. Und die werden, so sie einen rührigen Kantor/Organisten in ihrer Gemeinde haben, regelmäßig mit solcherlei Sachen beschallt, sind also schon wenigstens vorgeprägt. Natürlich war das früher ein wesentlich einflussreicherer Faktor als heute, dennoch bekommen Kirchgänger immer noch oft erstaunlich kompositorisch wie interpretatorisch Gutes geboten.
    Warum wirkt sich das kaum aus?



    Zitat

    Dennoch ist die Stimmung in einem "klassischen Konzert" heute anders als vor eta 40 oder mehr Jahren....


    Aber es geht mir eigenetlich in diesem Thread nicht um "Konzert- oder Festivalbesucher - sondern um "Klassikhörer" - in welcher Form auch immer


    Wenn man sich aktiv missionierend an die Arbeit macht, muss man halt aufpassen, dass man Zwang und Langeweile vermeidet. Vielleicht hilft ja oft die zufällige Begegnung. Zum Beispiel interessierte sich mein Filius auf einmal für Bachs Cello-solo-Sachen, nachdem sie in einem Film vorgekommen waren. Ein völlig unbeabsichtigter, aber wirksamer Zugang.


    Schöne Grüße
    Hildebrandt

  • Zitat

    Original von der Lullist
    [QUOTE]
    Aber der Großteil der über 50jährigen geht sowieso lieber in den Musikantenstadl als in die Oper - und das ist viel erschreckender, als dass sich die Jugend nicht für Klassik interessiert.


    Welche Statistik nährt denn deine irrigen Annahmen? ?(

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von Siegfried


    Welche Statistik nährt denn deine irrigen Annahmen? ?(


    Glaube ich so auch nicht, wenn ich mir das mehrheitliche Hörverhalten der Unter-50-Jährigen betrachte. :rolleyes:

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  • ganz einfach: das Angebot in den öffentlich rechtlichen Sendern - soviele Leute habe ich noch in keiner Oper gesehen.
    Zumal gehe ich jetzt auch von meinem Bekanntenkreis aus - ich bin der einzige der sich auch nur im entferntesten dafür interessiert.
    Da sind natürlich die Freunde die ich hier im Forum gefunden habe nicht mitgezählt.



    Selbst meine Eltern ( ;( ) sind schon auf dem Trip und waren schon beim Musikantenstadl.


    Und ja ich gebe es zu, ich habe sowohl im Konzert als auch in der Uni mit älteren Leuten oft schlechte Erfahrungen gemacht was eben bestimmte Reaktionen nach sich zieht.
    Niemand ist ohne Sünde...


    Auch wenns jetzt langsam off topic wird, aber gerade in der Uni ist es doch nicht ganz so angenehm:
    Die Älteren Herrschaften sitzen meist in den Vorlesungen für Kunstgeschichte, aber nicht nur um sich fortzubilden, was ja legitim und erfreulich ist.
    Sie sitzen da als "Kontrolleure", die den Dozenten mit fiesen Fragen in die Enge treiben möchten, das funktioniert zwar nur in den seltensten Fällen, aber allein die Tatsache finde ich schon abstoßend.



    Allerdings habe ich auch sehr viele positive Ereignisse erlebt.
    Für die "Mumien" muss ich mich wohl aber doch nochmal entschuldigen :O

  • der Lullist schrieb:

    Zitat

    Das erste Mißverständnis:
    Klassik ist ernste Musik


    Genau das ist eines der Probleme, das so manchen am Zugang zur Klassik hindert.
    In unserer Gesellschaft herrscht immer noch dieses Schubladendenken, das zwischen E- und U-Musik unterscheidet. Ich will das mal - wenn auch etwas überspitzt - an folgenden Gegenüberstellungen verdeutlichen.


    [Klischeemodus an]


    Aus der Sicht eines Jugendlichen, der nichts anderes als HipHop auf seinen MP3-Player läßt.


    E-Musik .......................................... U-Musik


    E = ernst, elitär.................................U = unterhaltsam
    ist was für Ältere..............................ist was für Jüngere
    ist mir zu schwierig...........................ist eingängig
    da kenne ich mich nicht mit aus........da muss ich mich nicht mit auskennen
    da muss man was von verstehen.....da muss man nichts von verstehen
    ist nur was für Fachleute..................ist was für jedermann
    ist altmodisch...................................ist modern, aktuell
    ist langweilig....................................macht Spaß
    ist uncool.........................................ist cool
    verschwendet Speicherplatz............hab schon 5 GByte runtergeladen
    hört aus meiner Klicke keiner............hören alle aus meiner Klicke
    hier finde ich keine Idole...................hier finde ich Idole
    die Musiker sind steif.......................die Musiker sind flippig, eben cool
    die Musiker sind mir fremd..............die Musiker sind wie du und ich
    die Musiker sind Gruftis...................die Musiker sind jung
    die Komponisten sind alle schon tot..wozu braucht man Komponisten?



    Aus der Sicht eines betagten Klassikhörers.


    E-Musik ......................................... U-Musik


    E = Edelklasse..................................U = Unterklasse
    ist was für Gebildete........................hören nur Ungebildete
    hat Stil..............................................ist Stilbruch
    ist Kunst...........................................ist künstlich
    ist komplex.......................................ist primitiv
    ist zeitlos..........................................ist neumodischer Kram
    ist (wert)beständig...........................ist eine Eintagsfliege
    ist angenehm, harmonisch................ist laut, macht Krach
    ist klangstark....................................ist geräuschvoll
    kenne einige Komponisten...............das sind doch keine Komponisten
    kenne einige Werke.........................die Titel kann/braucht sich eh keiner merken
    kenne einige Interpreten...................kann man nicht interpretieren
    im Konzert geht es geordnet zu........das sind Chaos-Veranstaltungen
    habe eine stattliche CD-Sammlung....sowas kommt mir nicht ins Haus!


    [Klischeemodus aus]


    Bevor ich jetzt gesteinigt werde möchte ich betonen, dass dies nicht meine Meinung ist, sondern nur die Bandbreite der gegenseitigen Intoleranz darstellen soll.


    Ich finde, man sollte überhaupt keinen Unterschied zwischen E- und U-Musik machen. Letztlich ist es das emotionale Empfinden, das den Hörer in den Bann zieht, egal ob es sich dabei um Klassik, Jazz oder Pop handelt. Für den Musik-Einsteiger - in unserem Fall für den Klassik-Einsteiger - ist es wichtig, dass er dieses emotionale Schlüsselerlebnis erfährt, das in ihm das Interesse auf mehr weckt.


    Wie man das erreichen kann, das ist hier schon in einigen Ansätzen aufgezeigt worden. Aber bei aller Missioniertätigkeit sollte uns auch klar sein, dass nicht jeder Zugang zur Klassik finden kann. Es findet auch nicht jeder den Zugang zum Jazz oder Pop. Und letztendlich gibt es Menschen, die finden überhaupt keine Beziehung zur Musik. Die Gründe hierfür können sehr vielfältig sein. Das wäre dann ein Thema für einen weiteren Thread.



    Gruß
    Tresor

    Diese Sprache, die wir Musik nennen, ist eine Sprache, die aus einem Raum kommt, den wir Seele nennen. GIORA FEIDMAN


  • :jubel: :jubel:

  • Zitat

    Original von Maggie


    Die Musikerziehung in der Familie ist nicht ganz so einfach... Erzwingen kann man nichts.


    Mein Onkel ist ein sehr schönes Beispiel: das jüngste der fünf Kinder - und das einzige, das kein Instrument erlernen durfte. Resultat: er hat sich Gitarre und Klavier selbst beigebracht und ist der einzige der ganzen Sippe, der heute noch spielt. Jetzt hat auch sein Sohn aus eigenem Antrieb angefangen, Gitarre zu lernen.


    Übrigens: ich sortiere Tag für Tag meine Eloquence - und Naxos-CDs alphabetisch - durcheinander bringen die diverse andere Leute. Soll ja tatsächlich auch Kunden geben, denen es zu lästig ist, Sachen wieder dort einzusortieren, wo sie sie her haben. Ich gebe Euch aber recht, daß die Sortierung in manchen Läden ein Graus ist.


    Zitat

    Original von Lullist


    Nur glaube ich einfach dass sich Jugendliche nicht sonderlich wohlfühlen, wenn sie unter sovielen älteren Leuten sitzen.
    Besonders dann nicht wenn sie so mißtrauisch beäugt werden, wie das oft der Fall ist.
    Mir ist das selbst schon in der CD Abteilung passiert, ich musste erst gar nichts ins Konzert gehen.


    Ich habe selbst erlebt, wie Jugendliche angestarrt werden, wenn sie mit baumelnden Beinen auf ihrem Stuhl sitzen. Von den "PSSST"-Machern ganz abgesehen, die bestimmt schon so manchen Nach-dem-ersten-Satz-Klatscher davon abgehalten haben, sich jemals wieder mit dieser Musik zu beschäftigen.


    Zitat

    Original von Alfred Schmidt


    Klassische Musik aus meiner Sicht ist weltanschaulich wertfrei.


    Da hat sich dann wohl nicht jeder Komponist dran gehalten. Oder meinst Du, daß weder Komponist noch Musik etwas dafür können, wenn sie instrumentalisiert wurden?


    Und noch kurz zur "ernsten Musik":
    so wird klassische Musik aber auch schwerpunktmäßig vermarktet! Ernste Mienen auf den Covern, alte Gemälde, gesetzte Schriftarten. Und wehe, die Cover werden ein wenig dem aktuellen Geschmack angepasst: groß ist der Aufschrei, daß sich der Künstler als Pinup vermarkten läßt.


    Zitat

    Original von Lullist


    Eine weitere sehr erfolgreiche Innovation ist die "Yellow Lounge", eine Initiative die aus Berlin kam (von wem weiß ich nicht mehr).


    Die Initiative stammt ursprünglich aus Hamburg und stammt vom bösen, bösen Major Universal. Bei ihrem Umzug nach Berlin haben sie das Konzept gleich mitgenommen. Bei allem Gemosere über die Majors muß man ihnen doch wirklich mal zugute halten, daß sie versuchen, neue Hörer zu begeistern. Natürlich geht's in erster Linie um neue Käufer, aber das halte ich für legitim. Und ich finde es wahnsinnig schade, daß ich bisher nie in Berlin war, wenn die "Yellow Lounge" einen ihrer Veranstaltungsabende hatte.


    :hello:Jürgen

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Zitat

    Original von Blackadder
    ... während man die dürftige Klassik-Abteilung nach einer falsch etikettierten CD durchstöbert. (Eigentlich müsste ich vom hiesigen Media-Markt Geld bekommen dafür, dass ich unentwegt die CDs richtig einordne, weil irgendein Praktikant es nicht schafft, Beethoven bei „B“, nicht bei „V“ einzuordnen. Mindestens einmal die Woche muss ich da für Ordnung sorgen, das ist echt schlimm…)


    Werter Blackadder,


    ich nehme alle Schuld auf mich. Ich bin derjenige, der immer wieder die Klassik-CDs durcheinander bringt.


    Beim Durchstöbern halte ich in der einen Hand alle CDs, die mich interessieren und bevor sie ein anderer erhascht. In der Natur nennt man das Futterneid. Wenn die Handsammlung zu umfangreich wird, verstecke ich die CDs irgendwo im Regal, wo sie keiner vermutet. Zum Schluß treffe ich dann aus der Vorauswahl (ca. 10 CDs) die Endauswahl (z.B. 3 CDs). Den Rest lasse ich dann an dem geheimen Ort stehen. Könnte ja sein, dass ich nächste Woche wieder komme.


    Eigenartigerweise sind die CDs beim nächsten Besuch wieder eingeordnet. Ich wollte schon den Praktikanten ob seines Sachverstands loben. Dass du sie ständig einordnest, konnte ich nicht wissen. Ich verspreche Besserung.


    Gruß
    Tresor

    Diese Sprache, die wir Musik nennen, ist eine Sprache, die aus einem Raum kommt, den wir Seele nennen. GIORA FEIDMAN

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