Agostino Steffani
geb. am 25. Juli 1654 in Castelfranco bei Padua, gest. am 12. Februar 1728 in Frankfurt am Main
Steffani gehört zu den damals berühmtesten Komponisten überhaupt, er war eine der schillernsten Figuren dieser Zeit, sowohl musikalisch als auch politisch.
Einer seiner Lehrer war der münchner Hofkapellmeister Kerll. Steffani viel dem Kurfürsten durch seine bemerkenswerte Stimme auf und so sang er schon mit 14 Jahren in den italienischen Opern die am Hof aufgeführt wurden.
1672 studierte er in Rom bei Bernabei (Kapellmeister in St. Peter)
Bernabei wurde zum Hofkapellmeister in München und brachte Steffani wieder mit. Er wurde Hoforganist.
Dann in den folgenden Jahren besuchte er Paris um bei Lully zu studieren. Bei der Uraufführung von Bellerophon 1679 war er anwesend. Er spielte vor Louis XIV und erhielt ein Jahr später die Priesterweihe.
In der Zwischenzeit war der alte Kurfürst von Bayern gestorben und Maximilian II. förderte die Karriere Steffanis erheblich. Er wurde zum Kammermusikdirektor ernannt und brachte seine erste Oper auf die Bühne (Marcus Aurelius).
Zwischen 1682 und 1684 wurde er mit diversen Geheimaufträgen betraut und wurde so zum Agenten. So verschlug es in auch nach Hannover, einem ebenso schillernden Hof wie München. Als er widererwarten die Stelle des Hofkapellmeisters in München nicht erhielt zog er nach Hannover wo man ihn mit Kusshand aufnahm.
Der Hof in Hannover unterschied sich stark von den anderen Höfen "Deutschlands" - hier wurde zuerst die französische Hofhaltung nach Sonnenkönigart, Sprache und Musik adaptiert.
Jetzt kam Steffanis große Stunde, er hatte bei Lully studiert. Seine Opernaufführungen waren denen in Paris und Versailles vergleichbar.
Er vermochte es wie kein Zweiter, sowohl die italienischen Opern und Kantaten wie auch französische Orchestermusik zu komponieren und diese zu vereinen. Kaum ein anderer schaffte es so dicht an den Stil des Florentiners heranzureichen wie er, er übertraf sogar die Franzosen selbst.
In den 90er Jahre war er sehr mit diplomatischen Aufträgen beschäftigt, er war Gesanter des bayrischen Hofes in Brüssel.
In München ging das Amt des Hofkapellmeisters an Torri da Steffani zu beschäftigt war um weiter Musik zu machen.
Dann kam der spanische Erbfolgekrieg und Steffani spielte in Sachen Diplomatie eine tragende Rolle, doch hatte er nur wenig Erfolg und kehrte nach Hannover zurück.
1703 trat er in die Dienste des Pfalzkurfürsten in Düsseldorf, aber nicht als Musiker, sondern erhielt politische Aufgaben.
Er wurde zum Generalvorsitzenden des pfälzischen Staats ernannt sowie zum rector magnificus und später zum curator der Universität in Heidelberg.
Zwischen 1708 und 1709 vermittelte er in einem Krieg zwischen Papst und Kaiser, er wurde Hausprälat und Thronassistent, ein paar Tage später erhielt er das apostolische Vikariat in Norddeutschland - er war für Missions- Kirchenhäuser in Preussen, der Pfalz und Braunschweig verantwortlich und sollte für deren Unterhalt sorgen, was aus Geldmangel nicht funktionierte und ihn tief enttäuschte.
Steffani war Hofkapellmeister in Hannover und als 1710 Georg Friedrich Händel dort ankam unterstützte der alte Meister den jungen Musiker wo er nur konnte.
1722 kehrte er nach Italien , nach Padua zurück da seine Gönner nach und nach verstarben oder einen neuen Job bekommen hatten (der Kurfürst wurde König von England). erst 1725 kehrte er nach Hannover zurück.
Steffanis Prestige als Komponist schien nie zu verblassen, selbst wenn er Jahre nichts Neues schuf, ein guter Beweis für seinen Ruhm ist die Ernennung zum Vorsitzenden der Akademie der Vokalmusik in London (besser bekannt als Academie of Ancient music).
Mittlerweile war seine Gesundheit angegriffen und die langen Reisen setzen ihm zu. Er beschloss nun seine Tage in Italien zu beschließen, bei einer Rast in Frankfurt starb er dann an einem Gehirnschlag.
Da von seinem Werken mittlerweile einige gute Einspielungen vorliegen will ich hier gleich noch 2CD's empfehlen:
Steffani - Suites Théatrales
Sonatorio de la Gioiosa Marca
erschienen bei Divox - das bisher beste Beispiel für seine frz. Orchestermusik
Steffani - Duetti da Camera
Arcadia
erschienen bei Glossa
italienische Duette die seine Kunst was die Oper betrifft erahnen lassen
Opern gibt es bisher keine vollständige Einspielung, nur von Enrico Leone einen Querschnitt, der aber gestrichen wurde.