Der Klang der Labels

  • Hallo,


    letzte Woche hatte ich ein interessantes Gespräch mit einem Kollegen.
    Innerhalb des Gespräches kam es zum o.g. Thema, und auch hier kamen schon einmal Äußerungen in diese Richtung bzgl. "Klang eines Labels"


    Natürlich ist dies schwer zu beschreiben, aber würde mich jemand fragen, so könnte ich schon sagen welches Label mir eher positiv, welches negativ auffällt bzgl. der Klangqualität.


    Pauschal würder ich Telarc, Decca, Denon und HMF als gut klingende Labels nennen.
    Wenn ich die alten RCA Aufnahmen höre muß ich auch diesem Label meist einen guten Klang attestieren, zumindestens wenn man bedenkt wann viele Aufnahmen entstanden sind.
    Mit dem Klang der DG und Philips bin ich auch meist zufrieden und die wenigen EMC Aufnahmen, die ich kenne, sind auch ordentlich!


    Naxos ist sehr durchwachsen!


    Ein negativ Beispiel wäre meiner Meinung nach EMI!
    Irgendwie gefällt mir der "EMI Klang" nicht so gut und spontan fällt mir kein Musterbeispiel ein!
    Ein negativ Beispiel wäre da für mich die Aufnahme von Verdis Requiem.
    Auf der Guilini Einspielung hört man leider sehr deutlich das es übersteuerte Stellen gibt!


    Ist aber alles reines "Bauchgefühl"!


    Was ist eure Meinung?


    Was sind eine Top-Labels ?

  • Hallo, ein interessantes Thema,


    ganz so pauschal kann man da wohl nix sagen, man muß auch die akustischen Eigenschaften des Aufnahmeorts berücksichtigen und vieles andere.


    Mir ist aber neulich was anderes in den Kopf geschossen, ich wollte da auch schon eine Frage zu formulieren, wollte dann aber doch nicht recht rausrücken damit. Ich habe einige der digitalen DGG aufnahmen des greisen Karajans. ("Karajan Gold") einige Aufnahmen klingen vollkommen unaktzeptabel, In der Alpensymphonie gibt es Pfusch im Blech und das fernorchester ist auch kein fernorchester. Die Synchronisation der Orgelaufbahme zur Orchesteraufnahme in saint-saens orgelsymphonie ist sehr schlecht gelungen und einiges mehr. Nur: wer ist da schuld??? Karajan, weil er so ungeduldig bei der Aufnahme war und nicht genügend alternativ-takes gemacht hat, oder trägt die schuld der "recording producer" michel glotz??? ich vermute, daß glotz eine große mitschuld an einigen verdorbenen Aufnahmen karajans trägt. Bin mal gespannt, wie ihr reagiert und ob ihr vielleicht sogar mal speziell glotz-aufnahmen einer prüfung unterzieht.
    tut mir leid, herr glotz, daß ich sie hier namentlich nenne, ich weiß natürlich nicht, wie es bei den aufnahmen zu ging, aber ich finde ihre aufnahmen suboptimal.


    Gruß aus frankfurt

  • Hallo,


    Das Thema ist in der Tat interessant.
    Es kann allerdings nur verallgemeinernd behandelt werden, da ja jedes Label mehrerer Aufnahmeteams hatte die es in der Welt herumschickte.


    Dann müssen wir streng unterscheiden zwischen der Stereo-Ära (ca ab 1960, bei manchen etwas früher und der DIGITAL-Ära.


    Für die Stereo-Ära würde ich folgendes behaupten:


    Deutsche Grammophon Gesellschaft:


    Ein sehr sauberer Klang, jedoch wenig räumlich in die Tiefe, eher schlank mit wenig Baß. Optimal bei Opern, wegen ihrer Durchhörbarkeit, Kammermusik und ideal bem Sublabel "Archiv-Produktion". Manches klingt jedoch zu dünn und der räum,liche abbildung errinnert mich manchmal an Ausscheidebögen oder Pappkulissen



    DECCA


    Sehr fülliger machmal auch "dicker" und aufgeblasener Klang, ideal für großes Orchester und Werke der klassischen Moderne




    CBS


    Warm und weich, mit sehr tiefer Raumabbildung, dafür nicht sehr analytisch, relativ hohes Grundrauschen, Neigung zu leicht topfiger Verfärbung, was aber nicht als unangenehm empfunden wird, da diese Verfärbung auch in kleinerern Theatern auftritt.




    EMI


    Wer die Tontechnik der EMI der 60er Jahre kritisiert, der hat noch nie
    Aufnahmen von Christoipher Parker gehört.
    Eher Ausgewogen, sehr räumlich und Nnatürlich. die Abbey Studios waren weltberühmt und sind es immer noch.



    Philips


    Noch höhenbetonter als Deutsche Grammophon


    ---------------------------------------------------------------------------------------


    überall werden sich Gegenbeispiele finden lassen, aber tendenziel sollte es stimmen.




    Mit Einführung der Digitaltechnik war alles ganz anders.
    Man hatte keine Erfahrung mit der neuen Technik und nahm scheinbar auf, so wie man es gewohnt war. Die Ergebnisse waren unterchiedlich, aber niemals gut.


    Die DGG Aufnahmen klangen noch Flacher als bisher, man versuchte Ihnen die digitale Schärfe zu nehmen, mit dem Ergebnis, daß sie jetzt stumpf klangen, EMI klang unangenehm und schrill, und brachte das Kunststück zuwege das Quantisierungsrauschen deutlich hörbar zu machen. Aber das ist jetzt nicht gehässig, de facto jedes Label büsste an Qualität ein, die Räumlichkeit wurde flacher...


    Ein Teil dieser Fehler ging jedoch auch Konto der CD-Player, auf meinem NAD 541 klingen viele CDs viel natürlicher, als auf 150 Euro Playern......


    Naxos ist deshalb durchwachsen, weil sie sehr opft aus Kostengründen einlokales Studio mit der Aufnahme betrauen, so konnte sich ein typischer Naxos-Klang nie etablieren


    Beste Grüsse


    Alfred


    Beste Grüße
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Richard,


    soetwas wie "Label-Klang" konnte ich eigentlich bisher nicht feststellen, ist es doch Sache des Tonmeisters in Verbindung mit den Vorstellungen des Dirigenten, wie eine Aufnahme zu klingen hat.


    Ich für meinen Teil habe eher die Erfahrung gemacht, dass solche Reproduktions-Eindrücke meist durch übel gesoundetes Hifi-Equipement oder durch miese Raum-Akkustik zustande kommen. Kommt dann noch beides zusammen, hat man dann nur noch Klangbrei. Oft genug bekommt dann zu hören, dass die Aufnahme nichts tauge. Ein leider immer wieder kehrerender Trugschluss. Womit ich allerdings nicht behaupten will, dass es keine schlechten Aufnahmen gibt. Gerade bei Übertragungen von alten Analog-Aufnahmen auf CD geht mit so manchem Tontechniker der künstlerische Gaul durch und verschlimmbessert das Ursprungsmaterial noch. Diese Fälle sind aber nach meinen Erfahrungen die Ausnahme.

    Beste Grüße aus Bonn
    Matthias


    Ich tu', was meine Pflicht gebeut, doch hass' ich alle Grausamkeit (ROCCO)

  • Eine interessante Frage, die ich erast jetzt entdeckt habe...


    Generell kann ich sagen, dass ich subjektiv das Empfinden habe, manche Labels klängen besser als andere, ohne das - anders als Alfred - wirklich begründen zu können...


    Ich habe durchweg eine persönliche Affinität zur Deutschen Grammophon und zu EMI, auch zu BMG/RCA.


    Bei Decca empfinde ich den Klang oft als mittelmässig und bei Philips empfinde ich den Klang z.T. als sägend und penetrant mit wenig Mitten und Bass aber sehr viel Höhen.


    Wie gesagt, das Ganze fußt aber eher auf subjektiver Wahrnehmung und bestimmt auch auf Hörgewohnheiten und dadurch entstehenden Vorurteilen...


    Grüsse, Moritz

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

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  • Bei Aufnahmen von den 50ern bis in die 80er ist für mich als eigentlich an Klang recht uninteressierter ein Klang des Labels zumindest ansatzweise auszumachen (hängt natürlich auch mit den von den jeweiligen Künstlern favorisierten Produzenten und Tonmeistern zusammen; das folgende bezieht sich daher nicht auf neuere Aufnahmen der letzten ca. 15 Jahre. Die DG hatte (jedenfalls in manchen Kreisen) den Ruf eher mäßiger Klangqualität. Das kann ich bei Orchesteraufnahmen insofern nachvollziehen, dass nach meinem Eindruck der Klang der frühen Stereo-Aufnahmen kurz nach 1960 wesentlich besser ist als der der mittleren 60er bis 70er und das kann eigentlich nicht nur an der Jesus-Christus-Kirche liegen. Tiefpunkt dürfte ein Multimiking-Horror wie Kleibers 7. sein, die auch durch remastering offenbar nicht zu retten war (auch der Freischütz ist klanglich nicht toll, IMO klingt Jochums, der mehr als 10 Jahre vorher eingespielt wurde, besser). Ein Bekannter sagte mal, das klänge wie auseinandergenommen und schief wieder zusammengesetzt. Beispiele für erstklassigen DG-Sound bietet dagen z.B. das legendäre Dvorak-Konzert mit Fournier/Szell oder Maazels frühe Aufnahmen. Auch der Klang von DGs Mono-Aufnahmen ist IMO meistens sehr gut, ebenso Kammermusik, egal welcher Epoche, Klavier mitunter etwas direkt, tendenziell brutal, besonders wieder bei frühen DDD.


    In der frühen Digitalzeit wurden viele grauenvoll klingende Aufnahmen produziert, wieder ist die DG IMO einer der Hauptsünder: flach, brutal, überanalytisch oder im Gegenteil nicht durchhörbarer Brei (aber auch zB Teldec; ich bin ja ein großer Fan von Harnoncourts Mozart mit dem Concertgebouw, aber die klingen teilweise derart "glasig" und schrill)


    Decca hat ab der Stereozeit (gerade auch bei LP-Sammlern) von den heute noch aktiven Majors vermutlich den besten Ruf, gemeinsam mti "Living stereo und "Mercury living presence" (letzer beide sind mir oft zu harsch und analytisch). Ich kenne hier zu wenige Einspielungen aus der Analogzeit, was bei Decca Legends erschienen ist, ist in der Tat oft sehr gut; auch scheint Decca eine der wenigen zu sein, deren frühe Digitalaufnahmen meist sehr gut klingen.
    Philips-Aufnahmen aus der Analogzeit gefallen mir i.d.R. sehr gut, vielleicht manchmal sogar etwas zu warm (z.B. Davis Sibelius); habe einige Boxen und viele "Duos", da kann man meist nicht meckern. Aus der Digitalzeit sind mir hier aber auch fast unangenehm trockene Sachen bekannt (Gardiner, mag aber auch an Live-Bedingungen, etwa der Göttiger Festspiele liegen).
    (Es kann sein, dass manche von diesen genannten frühen DDD-Aufnahmen, inzwischen nochmal neu gemischt auf den Markt gebracht wurden und die Probleme gemildert sind)


    CBS war ebenfalls ein Multimiking-Meister. Das führt zwar bei einer recht frühen Aufnahmen eines Riesenwerks wie Mahler 3 (Bernstein) zu erstaunlicher Durchhörbarkeit, aber man merkt doch, dass das künstlich errreicht wurde.
    Hier muß man allerdings vorsichtig sein. In der frühen CD-Zeit hat CBS (oder schon Sony) einige der IMO übelst klingenden CD-Überspielungen auf den Markt gebracht, spätere CD-Ausgaben klingen oft sehr viel besser; die leider inzwischen eingegangenen Reihe mit den Papphüllen hatte einige spekatulär klingende Mono-Aufnahmen aufzuweisen, die ihr Entstehungsdatum nicht verrieten.
    Bei Kammermusik (Juilliard Q.) eher trocken-analytischer Klang, mit dem ich mich gut anfreunden kann.
    Bei EMI gefallen mir ältere Stereo-Aufnahmen meist sehr gut; die haben sich aber speziell in der GROC-Reihe anscheinend auch wirklich Mühe mit der Aufbereitung gegeben, ältere CDs sind nicht so einheitlich wohlklingend. Zu neueren EMI-Aufnahmen habe ich keine Meinung, weiß gar nicht recht, was ich da habe.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Sagitt meint:


    Ich möchte auf die Firma Virgin hinweisen. Die haben klanglich hervorrangende Aufnahmen auf den Markt gebracht, zB eine Unvollendete mit Mackarras oder Brahms-Kammermusik mit Domus. Unglaublich transparent, sehr natürlich im Klang- konnte ich mit einem recht hochwertigen Stax-Kopfhörer überprüfen. Teilweise erscheinen diese Aufnahmen inzwischen bei EMI. Ich weiss nicht, ob dies zu Qualitätsveränderungen führte. Sollte bei Digitalaufnahmen ja eigentlich ausgeschlossen sein.

  • Hochinteressanter Threat!


    Ich mache mal auf Veröffentlichungen aufmerksam, die unter dem Label Sony-SEON in den 70ern die Aufmerksamkeit des geneigten Hörers erregt haben. Seinerzeit wurden, soweit ich orientiert bin, überwiegend oder sogar ausschließlich, barocke Werke mit Interpreten wie Leonhardt, Brüggen, den Kuijkengeschwistern und anderen sehr präsent und sehr direkt mit historischen Instrumenten aufgenommen. Durch diese Aufnahmen wurden, wie ich finde, Maßstäbe gesetzt.

  • Hallo,


    zwei Dinge, die mir zu Alfreds Artikel einfallen:


    Die Beschreibung von Decca klingt fast ein wenig negativ, doch ist gerade das Gegenteil der Fall. Der voluminöse, runde, aber dennoch gut durchhörbare Klang von Decca (und teilweise auch von der Schwesterfirma RCA) war vom Feinsten und vor allem bei Opernproduktionen fast konkurrenzlos. Ring, Salome und Elektra waren Meilensteine, wenn nicht sogar Gipfel der Aufnahmetechnik für Opern.


    DGG Archiv war wirklich sehr gut, aber noch deutlich besser in Erinnerung habe ich die Konkurrenz-Reihe "Telefunken: Das Alte Werk". Klanglich ganz ausgezeichnete Aufnahmen alter Musik (da stellt sich lediglich die Frage, ob diese Aufnahmen heute musikalisch noch bestehen können, oder zum Teil gar schon kurios wirken).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus


    DGG Archiv war wirklich sehr gut, aber noch deutlich besser in Erinnerung habe ich die Konkurrenz-Reihe "Telefunken: Das Alte Werk". Klanglich ganz ausgezeichnete Aufnahmen alter Musik (da stellt sich die Frage, ob diese Aufnahmen heute musikalisch noch bestehen könnten, oder zum Teil gar schon kurios wirken würden).



    Hallo,


    wieso "kurios"? Die Telefunkenaufnahmen (Das Alte Werk) ab 1964 sind für mich mit Namen wie Harnoncourt/Leonhardt verbunden. Deren Darstellung würde ich nicht als "kurios" bezeichnen, es sei denn, man begibt sich auf die Suche nach Kuriositäten, wie die Besetzung mit Knabensopranen, was vielleicht in der zeitgenössischen Studio-Aufnahmepraxis (heute werden wohl eher gestandene Countertenöre verwendet) nicht mehr möglich wären. Kurios mag vielleicht sein, daß eine doch ziemlich indiskutable Leistung des Knabensoprans in BWV 172 ("Erschallet, ihr Lieder") veröffentlicht worden ist. Kurios, im positiven Sinne, mag sein, daß die LP-Kassetten der Kantateneinspielung durch Harnoncourt/Leonhardt usprünglich mit den vollständigen Partituren versehen waren.


    Beste Grüße

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  • Hallo tom,


    nocheinmal mein Satz:


    Zitat

    da stellt sich die Frage, ob diese Aufnahmen heute musikalisch noch bestehen könnten, oder zum Teil gar schon kurios wirken würden


    In den drei oder vier Jahrzehnten hat sich gerade der Sektor alte Musik sehr viel weiterentwickelt. Einige dieser Aufnahmen mögen heute noch so gut sein wie damals, einige andere dürften durch neue Erkenntnisse zwar überholt, aber ansonsten immer noch präsentabel sein, doch möglicherweise gibt es noch eine dritte Gruppe, die vollkommen Out of Date ist. Ich weiß es nicht, halte es aber für möglich.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • @ Theophilus


    Hallo,


    der Begriff "kurios" stört mich ein wenig. Wie ich schon geschrieben habe, mag es kuriose Einzelheiten in den Telefunkenaufnahmen geben. Du aber sprichst von Aufnahmen, die "Out of Date" sein sollen, meinst deshalb, so vermute ich, Gesamtaufnahmen, die sich für Dich als kurios darstellen. Das kann ich nicht so recht nachvollziehen. Wenn wir von Bach reden, würde ich, jeweils aus unterschiedlichen Gründen, Gesamtaufnahmen, wie Mengelbergs (1939) oder Karajans (1972) Matthäuspassion nennen oder Guilinis h-Moll Messe (1994). Mit Blick auf "Das Alte Werk" fällt mir beim besten Willen keine Einspielung ein, die ich insgesamt als "kurios" bezeichnen würde. Wäre nett von Dir, wenn Du ein paar Beispiele nennen könntest.


    Besten Dank und Grüße aus Hannover

  • Paßt vielleicht nicht in diesem thread, aber Theophilus hat wohl recht, dass "Originalklang" auch dem Wandel der Zeiten unterliegt und dieser Umstand hier dadurch zugespitzt wird, dass man (manchmal) besonders hervorgehoben, es nun "richtig" zu machen und dass man natürlich inzwischen wirklich mehr weiß und Spieltechniken perfektioniert hat usw. Dennoch finde ich, soweit ich sie kenne viel der frühen HIP-Aufnahme erstaunlich gut. Die erwachsenen Solisten der Harnoncourt/Leonhardt-Kantaten z.b. (Esswood, Equiluz, van Egmond usw.) dürften selten übertroffen worden sein, auch die Knaben sind keineswegs immer Ausfälle. Insgesamt zeigen diese (und sicher auch einige andere Einspielungen der Zeit) mitunter eine Hingabe und ein engagement der Beteiligten, dass ich zumindest bei späteren, vielleicht wohlklingenderen, aber auch etwas glatten Aufnahmen oft vermisse.


    viele Grüße


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Hallo tom,


    ich meinte primär nicht die von dir angeführten Aufnahmen, sondern jene, die sich mit Musik vor Bach, ja bis zurück ins Mittelalter hinein beschäftigt. Ich bin völlig überfragt, aber da wäre es schon möglich, dass die Sicht von vor 30, 40 Jahren zumindest teilweise völlig überholt ist.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von sagitt
    Sagitt meint:


    Ich möchte auf die Firma Virgin hinweisen. Die haben klanglich hervorrangende Aufnahmen auf den Markt gebracht, zB eine Unvollendete mit Mackarras oder Brahms-Kammermusik mit Domus. Unglaublich transparent, sehr natürlich im Klang- konnte ich mit einem recht hochwertigen Stax-Kopfhörer überprüfen. Teilweise erscheinen diese Aufnahmen inzwischen bei EMI. Ich weiss nicht, ob dies zu Qualitätsveränderungen führte. Sollte bei Digitalaufnahmen ja eigentlich ausgeschlossen sein.


    Hallo!


    Virgin ist ein EMI-Sublabel ohne Eigenständigkeit.
    Der Norrington-Zyklus mit dem LCP erschien bspw. zunächst bei EMI, bevor er bei Virgin wiederveröffentlicht wurde. Dito. seine "Fantastique".


    Grüße


    Frank :)

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  • Das war aber nicht immer so. Virgin war ursprünglich eigenständig, wurde dann aber von EMI aufgekauft, laut Wikipedia im Jahre 1992.

  • Ich bin ein ausgesprochener Freund des EMI-Klangs der 1970er Jahre. Einige LPs mit Paavo Berglund und Ida Haendel (Britten!) finde ich klanglich kaum mehr zu uebertreffen. Ueberhaupt nicht leiden kann ich die RCA-Klangauffassung der 1950er Jahre. Der trockene, harsche und scharfe Klang hat meiner Meinung nach viele herrliche Opernensembles regelrecht zu Grunde gerichtet. Ich denke da an viele Aufnahmen mit Jussi Bjoerling: Pagliacci und Cavalleria, Trovatore, Aida - alle mit Zinka Milanov und Leonard Warren und fuer mich nahezu ungeniessbar. Als Bjoerling 1957 in einem Joint-venture fuer Decca die Cavalleria mit Renata Tebaldi und Ettore Bastianini erneut einspielte, klang ploetzlich alles viel besser. Manchmal bin ich versucht, die vermeintliche Stimmkrise Bjoerlings Mitte der 1950er Jahre lediglich auf die fuerchterlichen RCA-Aufnahmen zurueckzufuehren, denn Bjoerling klang auch in diesen Jahren gut - wenn er nicht von RCA aufgenommen wurde. Dass "Living Stereo" sehr analytisch und hart sei, finde ich auch. Dennoch gefaellt mir die Abkehr vom staubtrockenen Klang der 50er Jahre, die RCA eben mit LS vollzog. Deshalb kann ich die Turandot mit Bjorling und Nilsson mehr geniessen als alles andere, was Bjoerling zuvor fuer dieses Label aufgenommen hat. Schade, dass die Wende so spaet kam.


    :hello:
    M.

  • Hallo Mengelberg,
    da gebe ich Dir uneingeschränkt recht!
    Es sind legendäre Namen wie Christopher Bishop, Christopher Parker, Suvi Raji Grubb u.v.a , die für diese wunderbaren Aufnahmen verantwortlich zeichneten.


    Der Britten mit Ida Haendel unter Berglund ist auch für mich wohl die ewige Lieblingsaufahme dieses Werkes.


    Allerdings gefallen mir die orginalen Schallplatten weitaus besser als das irgendwie eingeschränkte Klangbild der EMI-CD-Überspielungen.


    Suvi Raji Grubb hat ein überaus informatives Biuch über seine Zeit als Produzent bei EMI geschrieben mit dem Titel:


    "Kann der Partitur lesen? Fragte Otto Klemperer"


    Leider ist es nicht mehr erhälltlich, aber dieses sehr lesenswerte Buch ist ein Schatz.


    Natürlich bin ich auch ein sehr großer Liebhaber des typischen, mit dem legendären "DECCA-TREE" erreichten, Klangbildes der DECCA.


    Mit Aufnahmen des legendären Kenneth Wilkinson z.B. werde ich wohl bis an das Ende meiner Tage glücklich sein.


    LG,
    Michael

  • Ein spannender Thread!


    Ihr verbalisiert, wo ich bisher nur nach dem "Bauchgefühl" des "gefällt mir klanglich oder eben nicht" geurteilt habe, ohne meine Gründe dafür genauer beschreiben zu können. Wobei ich zugebe, dass ich den ein oder anderen Tonmeister schon gerne mal "erwürgt" :D hätte. Das hatte dann meistens damit zu tun, dass für mein Empfinden Mikrofone nicht richtig positioniert waren oder mir die Abmischung "gegen den Strich" ging.
    Aber: läßt sich das wirklich immer am Label festmachen?


    Ich werde jedenfalls in Zukunft genauer darauf achten!


    :hello:
    Elisabeth

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  • Hallo,


    was den "Decca-Klang" anbelangt, den ich vor allem von Opernaufnahmen der 60er Jahre kenne (Ring, Aida, Don Carlo von Solti und diverse Sutherland-Aufnahmen, die Karajan-Tosca etc.), so ist der schon gut, aber m.E. werden verschiedene Werke und Interpreten zu sehr über einen Kamm geschoren und es kommt immer der gleiche Breitwandsound heraus. Es klingt eben zu sehr nach Decca.


    An neueren Decca-Opernaufnahmen habe ich den Don Giovanni von Solti (mit Bryn Terfel und Renée Fleming), und der klingt bemerkenswert schlecht, selbst für eine Liveaufnahme (man vergleiche mit der excellenten Zauberflöte von Abbado bei DG). Ist das Know-how bei Decca flöten gegangen ?


    Als Negativbeispiel möchte ich auch noch DG Klavieraufnahmen aus den 70ern anführen (von Argerich und Pollini zum Beispiel), die oft schlimm metallisch scheppern.


    Heute scheint mir die Excellenz oft bei kleinen Labels wie MDG oder Lyrinx zu liegen. Auch Pentatone, von ehemaligen Philips-Leuten gegründet, soll sehr gut klingen, habe ich aber noch nicht gehört.


    Beste Grüsse,


    Jürgen

  • Ich verstehe nicht, warum keiner erwähnt, daß im Anfang der Stereo-Ära es einen großen Unterschied gab zwischen amerikanischen und europäischen Pressungen.


    Schau mal hier.


    LG, Paul

  • Für mich ist der Spitzenreiter in der (analogen) Stereo-Ära ziemlich unangefochten die DECCA (man denke an den Solti-"Ring" 1958-1965, wo selbst das mittlerweile 51 Jahre alte "Rheingold" schon klingt wie 20 Jahre später aufgenommen).


    Auch die EMI hat z. T. eine sensationelle Klangqualität (z. B. Karajans "Meistersinger" von 1970 oder - schon digital - Goodalls "Parsifal von 1984), manchmal in der frühen Digital-Ära aber auch streibare Ergebnisse geliefert (Karajan-"Holländer").


    Bei der Deutschen Grammophon gibt's auch viele positive Beispiele, ich nenne in dem Zusammenhang mal nur den 60er- und 70er-Beethoven-Zyklus unter Karajan - der (digitale) 80er klingt dagegen eher schlechter.


    Von Philips und CBS habe ich kaum Aufnahmen, von daher zu wenig Vergleichsmöglichkeiten.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Leider hat sich inzwischen der Klang ein wenig nivelliert - und ebenfalls leider - wird gerne nachträglich durch erneutes "Remasterung" "verbösert".
    Manche Firmaen, so beispielsweise Naxos - lagern gelegentlich aus, soll heissen die geplante Aufnahme wird von einem Tonstudio in der näheren Umgebung gemacht, welches zu diesem Zweck - mit Personal - angemietet wird. Auf diese Weise kommen oft gute Aufnahmen zustande - aber eine klangliche Prägung des Labelsd ist meist nicht zu erkennen.


    Manche Label bekommen das Prädikat "audiophil" verpasst - ohne daß man eigentlich erkennen kanm -warum.


    Ein Label, dem ich dieses Prädikat aber zugestehen würde ist TACET.
    Im Rahmen der Präsentation von Marcus Schirmers neuester Beethoven CD hatte ich das Vergnügen den Klavierklang der Aufnahme mit dem Original vergleichen zu können -über eine Superanlage.


    Natürlich gab es einen Unterschied - aber er war nur bei genauem Hinhören zu bemerken, der Flügelk war mustergültig eingefangen.
    Daheim bei mir schlug sich die CD immer noch tapfer, soll heissen sie klang fantastisch (über zwei Canton Vento 890, einen Verstärker Technics SU 8600 und einen NAD 541 CD Player) - Allerdings war hier kein Fazioli zum Vergleich im Raum.....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !