Lehars Land des Lächelns -"neu inszeniert"

  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    Wie hat Euch denn gestern Abend die Übertragung von "Das Land des Lächelns" gefallen? :wacky:


    Konnte ich leider nicht empfangen ;(

  • Liebe Musika,


    ehrlich gesagt, ich hab's ausgemacht. Das war nix für mich, im 1. Akt standen ein paar Modelle der Synonyme für Wien nichtsnutzig rum: ein halbes Riesenrad, der Stefferl u.s.w. Von oben hing unmotiviert ein Kronleuchter, unter dem arges overacting betrieben wurde. Lisa kam ganz in Schwarz und nahm ihre Geburtstagsgrüße wedelnd entgegen, was ungemein albern wirkte. Da habe ich dann erstmal umgeschaltet. Als ich dann immer mal wieder rüberzappte, hielt's mich nie lange. Zu laut, zu grell, zu unästhetisch. Alles zusammengeschnürt von dem roten Möchtegernfaden "Ausländerfeindlichkeit". Da watschelte dann mal ein Cowboy über die Bühne und überreichte klischeehaft eine Minibombe und parallel zückte ein Nazi den gelben Stern u.s.w. Ich habe "Das Land des Lächelns" leider noch nie gesehen. in Köln fristet die Operette seit dem Krieg ein arg stiefmütterlich behandeltes Dasein - vorher gab's drei Operettentheater - , aber so, wie gestern möchte ich's beim ersten Malnicht erleben. Uäh, da wendet sich der Gast mit Grausen!


    LG,


    Knuspi


    OT: Joschi, hast Du in Wien eigentlich "The Sound of Music" gesehen?

  • Liebe Knusperhexe,


    dann habe ich ja nichts verpasst, nach deinen Schilderungen hätte ich auch lieber etwas anderes gesehen.
    Ich verstehe das nicht, all diese modernen Inszenierungen, die nur von wenigen akzeptiert werden, warum macht man das? Bin ich mit 65 wirklich schon zu alt um damit umgehen zu können?


    Schade....


    liebe Grüsse

  • Liebe Musika,


    nee, da mach Dir mal keine Sorgen: Du hast Geschmack!!!! Und ich sehe es auch so: Das ist im Grunde eine Minderheit, die derartige Inszenierungen goutiert, aber die ist dafür umso rabiater. Ich find's auch sehr, sehr schade!!!!


    Liebe Grüße,


    Knuspi

  • Liebe Musika,


    Auch ich bin bald aus der Übertragung des "Land des Lächelns" ausgestiegen. Armer Lehár! Operette wurde da nicht ernst genommen, und als Parodie oder sonst was war's - falls so gemeint - auch sauschlecht. Als Vergraulung und Anti-Libretto-Produktion war es perfekt. Auch musikalisch fand ich es ziemlich uninteressant, ebenso die Sänger (die Lisa schien immerhin ein bißchen Stimme zu haben, aber aufregend war's nicht).
    Schade um die Zeit (und wie traurig, daß gerade Berlin so ein Armutszeignis liefern mußte); ich zog mir als Trost eine "Carmen"-DVD ein und fand mein seelisches Gleichgewicht wieder.


    LG


    Waldi

  • Danke Knuspi und Waldi,


    aber kann mir mal jemand erklären warum das so ist? Wie reagieren die Zuhörer vor Ort wenn sie es live miterleben? Wer geht in solche Vorstellungen, die jüngere Generation hält doch eh nix von Operette.


    Liebe Grüsse von einer kopfschüttelnden musika.... ?(

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  • Liebe Musika,


    du, ich glaube, das ist gar nicht so, dass die jüngere Generation nichts von Operette hält. Kollektiv belächelt man es vielleicht ein wenig als verlogen, aber schwelgen tut man doch trotzdem gerne und auch generationsübergreifend - aber dann auch richtig. :]Wenn's dazu nicht Opulenz auf der Bühne gibt, dann sehe ich stets - zu Recht - lange Gesichter im Publikum.


    Wobei ich sagen muss: Einen Tag vor dem "Land des gequälten Lächelns" gab's eine Übertragung von der Seebühne. Uah, also "Der Graf von Luxemburg" dort hat mir aber auch nicht gefallen, obwohl mehr oder weniger werktreu. Ich kann mich mit diesen Riesenbühnen einfach nicht anfreunden. Das war genauso arg bemüht, hölzern und unfreiwillig komisch bzw. traurig wie Konwitschny's Lehar-Überstrapazierung . Lag für mich aber wirklich an den Dimensionen der Seebühne, wo kleine Szenen, von denen es gerade in dieser Operette viele gibt, gnadenlos und im wahrsten Sinne des Wortes baden gehen. Optisch war's aber ein schöner Badegang. :D


    Liebe Grüße,


    Knuspi


  • Genau so habe ich das auch empfunden, wie ich schon an anderer Stelle geschrieben habe. Diese Operette passt nicht in so einen großen Rahmen, sie ist besser auf einer Bühne aufgehoben.
    Die Operetten REVUE ist zwar sehr schön anzusehen, doch es ist nicht mehr das, was eigentlich für die Bühne geschrieben wurde.


    Ich hätte mir es auch nicht angesehen, wenn nicht eine ehemalige Schülerin von mir mit von der Partie gewesen wäre.


    Für mich ist nach wie vor die Bühne für Operette viel besser geeignet, sie ist anheimelnd, persönlicher, mehr mit dem Publikum verbunden.
    Doch wenn es dann so ist wie aus Berlin das Land des Lächelns, dann verzichte ich lieber. :no:


    Wo ist sie geblieben, die schöne Operettenzeit. Ich glaube, sie ist immer noch in Wien zuhause.


    LG

  • Liebe Musika,


    Mit Inszenierungen à la Konwitschny werden einfach die falschen Vorurteile gegen die Operette bestätigt und zementiert, weil die Neulinge natürlich nicht wissen können, daß man ihnen da nur verballhornte Ware serviert.
    Für mein Gefühl haben die Verantwortlichen bewußt oder unbewußt schreckliche Minderwertigkeitskomplexe und Angst, mit der Qualität der Werke verglichen zu werden. Also greift man zum erprobten Mittel und macht die Konkurrenz schlecht. Wenn man jungen Leuten Operette in guter Qualität und ohne verfälschenden Quatsch bietet, gefällt's ihnen meist ausgezeichnet! Aber geschultes Qualitätsempfinden ist für unsere Möchtegern-Bühnenherrscher wie das Weihwasser für den Teufel (ich will nicht pauschalieren, aber in vielen Fällen ist das einfach so!).


    LG


    Waldi

  • Zitat

    Original von musika
    Wo ist sie geblieben, die schöne Operettenzeit. Ich glaube, sie ist immer noch in Wien zuhause.


    Wir hatten zeitweise hier ein freies Operettentheater, das immer sehr gut besucht war, aber letztendlich doch - auf grund mangelnder Subventionen - die Waffen strecken musste. Schade! Wie gesagt, früher, da war die Operette in Köln der Renner. Laut vieler Kritiker, Librettisten und Sänger soll das Kölner und das Wiener Theaterpublikum sehr ähnlich sein, zumindets hinsichtlich der Liebe zum Theater, wobei man uns den wahren Kunstverstand abspricht 8o und unterstellt, der Rheinländer wolle hauptsächlich was für's Auge und für's Herz. Schlechte Zeiten für uns beim gegenwärtigen Trend.


    LG

  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    der Rheinländer wolle hauptsächlich was für's Auge und für's Herz. Schlechte Zeiten für uns beim gegenwärtigen Trend.


    LG


    Jaaaaaaa, das kann ich gut verstehen, ich bin Rheinländerin und zwar ganz nahe von Köln. Ich glaube, das freie Operettentheater kenne ich, falls es das ist von "Jung" geleitete.


    Liebe Grüsse

  • Zitat

    Original von Walter Krause
    Für mein Gefühl haben die Verantwortlichen bewußt oder unbewußt schreckliche Minderwertigkeitskomplexe und Angst, mit der Qualität der Werke verglichen zu werden. Also greift man zum erprobten Mittel und macht die Konkurrenz schlecht.
    Waldi


    Eine gewagte These angesichts dessen, dass in der Komischen Oper Berlin die Operettenaufführungen regelmäßig im Spielplan gut vertreten sind und einen Pfeiler des Repertoires des Hauses bilden.
    Vielleicht will man ja aber auch nur die von Knuspi beschworene rabiate Minderheit an sich binden, um die musikalische Weltherrschaft anzustreben. :D


    Gruß
    Sascha

  • Zitat

    Original von Antracis


    Vielleicht will man ja aber auch nur die von Knuspi beschworene rabiate Minderheit an sich binden, um die musikalische Weltherrschaft anzustreben. :D


    Ja, Berlin ist echt ein Phänomen, antracis: Selbst Freunde und Bekannte, die zu den Anhängern des Regietheaters zählen, äußern sich nie positiv über die Inszenierungen am Homoki-Haus. Aber warten wir mal alvianos Bericht ab.


    Hat es DIR denn ganz offen und ehrlich gefallen?


    Und: Musikalische Weltherrschaft? Mal nicht den Teufel an die Wand - mir reicht schon die optische Gewalt - und Schreckensherrschaft, wenn's sich jetzt auch noch auf die Tyrannei der Partitur hinausläuft - und Ansätze habe ich dafür auch schon erlebt, s. Düsseldorfer "Onegin" und Kölner "Entführung" - dann aber wirklich "Gute Nacht!"


    Freundliche Grüße,


    Knuspi

  • Zitat

    Original von DonBasilio


    Grausam! :kotz:


    LG joschi


    Die Schmähung entehrt nur den, der sie ausspricht (Konfuzius). Bitte ein paar weniger dieser widerwärtigen Dinger da und etwas mehr Konstruktivität in der Darstellung von Unbehagen. Danke!


    Zur Aufführung, die ich im Fernsehen gesehen habe: Ich war verblüfft, das Land des Lächelns mit Deutung versehen zu sehen. Ich gebe zu, daß man sich die Operette anders vorstellt und daß ich sie 1993 in Dortmund auch anders gesehen habe. Aber das ist nicht der Punkt.


    Konwitschny überspitzt unstreitig alles, was das Libretto an Vorlage bietet. Fehlanzeige, wer Wienerisches auf der Bühne erwartet. Daß die Operette selbst bei ihrer UA rückwärtsgewandte Zeiterinnerung atmete, sei der guten Ordnung halber allerdings kurz erwähnt. Das Land des Lächelns spielt 1912, stammt aber aus 1929, einer Zeit also, als die KuK-Monarchie nicht mehr existent war, das ehemalige Riesenreich zersplittert, der Opium-Krieg in China beendet und Chinoiserieen und Japonerien nicht mehr wirklich modern waren.


    Inmitten von Wirtschaftkrisen und sich abzeichenendem Nationalsozialismus komponiert Lehar so etwas wie den Tanz auf dem Vulkan, für die prächtige Stimme Richard Taubers, der seinerseits wiederum Erfolge garanieren würde.


    Konwitschnys Blick auf dieses Gesellschaft im Jahre 2007 gibt sie als fiese Fratze wieder. Daran hatte ich mich schnell gewöhnt. Die Regie blickt hinter die Maske der Courtoiserie und stellt eine adlige Vorbildsgesellschaft bloß, die kein Vorbild war (den Leutnant Gustl wird Konwitschny aufmerksam gelesen haben). Das Schminken des Sou Chong auf der Bühne zum chinesischen Gesandten verdeutlichte dieses Konzept sehr aufschlußreich. Persönlich empfinde ich es allerdings mehr als schmerzlich, wenn so ein bezauberndes Duett wie der "Teé à deux" durch Blödeleien unterbrochen wird, aber sei's drum.


    Der Fortgang der Geschichte ist bekannt: Sou muß zurück nach China, Lisa erklär sich ihm und begleitet ihn als seine Gemahlin und Gustl (nein, nicht der von Schnitzler!) schaut in die Röhre. Immerhin holt er mit einem Pistolenschuß noch den Kronleuchter von der Decke (das hatte ich auch schon mal im "Phantom der Oper" gesehen)


    Bei dem dann folgenden Ballett anläßlich der Verleihung der Gelben Jacke an Sou habe ich mich köstlich amüsiert: Es marschierten auf: nein, nicht die vorgesehenen Mandarine des chinesischen Reiches, sondern die sattsam bekannten Dikatoren Cäesar, Stalin, Hitler, Napoleon, der Afrikaner könnte Idi Amin gewesen sein, wenngleich ich den dicker in Erinnerung habe, und der amerikanische Präsident. Gut, ich hätte so meine Anstände, Caius Julius und Napoleon in diese Reihe zu setzen, aber das Ballett war einfach köstlich. Daß die dann auch noch mehrfach Hipphipphurraaaaa.... gerufen hatten, als Sou Chong die gelbe Jacke....


    Die Bühne von Akt zwei und drei war funktional: übereinandergestapelte Container, die durch Lichtechnik noch ein chinesisches Pagodendach aufgesetzt bekommen hatten. Vorn durch Lamellenrollos geschlossen und je nach Szenenwechsel zu öffnen. Konwitschny lässt Chinesen in sozialistischer Einheitskleidung der 1950er aufmarschieren und führt in diversen Balletteinlagen eine ziemlich frauenfeindliche Gesellschaft vor, ausgelöst durch Mi, die Schwester von Sou Chong, die ihren Auftritt so ganz unzüchtig in Tenniskleidung hat und von Onkel Chang zurechtgewiesen wird. Die Verballhornung traditioneller Mandschukleidung in dem Klassiker "Im Salon zur blauen Pagode" war toll, nicht zuletzt auch dank des Petrenko-Dirigates. Einzig störend auch hier: es wird mittendrin unterbrochen, die klassische Mitklatschstimmung bei diesem Stück darf nicht aufkommen.


    Ab jetzt nimmt das Schicksal seinen Lauf: der gelbgefrackte Sou willigt ein, vier Mandschufrauen zu heiraten wie das Gesetz es befiehlt, lässt aber keinen Zweifel daran, daß er dennoch Lisa in seinem Hause halten will. Zwischenzeitlich ist Gustl in China eingetroffen, bandelt mit einem Eunuchen, sodann mit Mi an. Die verhält sich ihm gegenüber ungewohnt emanzipiert, streckt in mit Handkantenschlägen nieder, bevor beide das bekannte "Meine Liebe, Deine Liebe, die sind beide gleich" anstimmen, er sich nach einem Leberhaken am Boden windend (die schauspielerische und sängerische Leistung des Gustl war schon beeindruckend). Mi wird wohl geahnt haben, daß Gustl Lisas wegen in China ist, und auch hier ist die Deutung dieser Figur Mi durch Konwitschny ausgesprochen plausibel.


    Und Konwitschny dividiert dieses Personenterzett auch nicht auseinander. Mi und Lisa halten zusammen Gustl steht quasi als Fremdkörper außen vor. Immerhin kommt er dazu, Lisa die Sache mit den vier Mandschufrauen zu petzen. Und diese österreichische Adelstochter verwandelt sich nun in eine Domina. Zugegeben, die Szene in der sie Sou zur Rede stellt, hat nichts operettenhaftes mehr. Am Boden rollend und ihren Peitschhieben ausweichend, betont er einmal mehr, aus welch unterschiedlichen Kulturkreisen bei stammten um dann die minderwertige Position der Frau in China ins Spiel zu bringen. Lisas Liebe schlägt um in Hass, Sou wll sie festsetzen und nicht gehen lassen.


    Die folgende Schauspieleinlage mit den Frauen, die einer Frau ein Herz herausoperieren wollen und dort einen Ziegelstein finden habe ich nicht verstanden. Muß aber nicht an der Regie liegen.


    Es geht nun dem Ende zu: Mi hat sich vom Chinagirl in ein Indianermädchen verwandelt, sitzt mit Lisa auf gepacktem Koffer, verrät einen angeblich unbewachten Geheimgang aus dem Palast, der zum Hafen führen soll, allein: Lisa und Gustl werden bekanntlich entdeckt. Die Schlußszene hat eigentlich eher etwas von Mozarts Bassa Selim: Die Einsicht in die kulturelle Verschiedenheit gibt dem Einem wie dem Anderen die Größe, die Frauen, hier Konstanze, da Lisa freizulassen. Konwitschny Deutung hat mich in diesem Punkte allerdings vollständig ratlos zurückgelassen. Nach dem bekannten Wortwechsel "Sou, was gedenkst Du nun zu tun?- Hälst Du mich kleinlicher Rache für fähig? Wie wenig kennst Du mich. Ich gebe Dich frei. Herr Graf, bringen Sie mein Liebstes zurück nach Wien" werden die beiden im Hintergund erschossen, während Sou ganz ungerührt das Schlußlied "Liebes Schwesterlein, lass sie glücklich sein" anstimmt.


    Dieser Punkt war für mich ebensowenig schlüssig wie die Deutung der Rolle des Gustl. Aus dem wird ein lächerlicher Trottel gemacht, der von den Frauen vor allem gefoppt und getreten wird. Eigentlich habe ich den Gustl immer als herzensgut empfunden, in seinen Gefühlen echt und das Verliebtheitsintermezzo Mi-Gustl als eine weitere tragische Verstrickkung, die in ihrer Gesamtaussage kulturelle Verschiedenheit über die Kraft der körperlichen Liebe stellt. Dieser Gustl war bei Konwitschny nicht existent.


    Alles in allem aber ein sehr unterhaltsamer Operettenabend vor dem Fernseher, der auch mit tadellosen Musikern überzeugen konnte (gutgut, Wiener mögen das ganz anders sehen, zugegeben...). Am ehesten noch ließe sich über Sou Chong diskutieren (habe keinen Besetzungszettel und kein TV-Programm vorliegen, daher die Sänger in ihrem Rollennamen). Über die strahlenden Höhen eines Richard Tauber, eines Rudolf Schock oder eines Nicolai Gedda gebot er nicht, ging seine Rolle eher lyrisch an, was zum einen Kompensation gewesen sein mag, zum anderen aber der Rolle auch unter der strahlenden Oberfläche viel Nachdenklichkeit gab. Die Lisa war tadellos besetzt, sowohl sängerisch als auch schauspielerisch. Und Gustl: ja der hat seine Rolle gut gespielt und gesungen. Im stillen Kämmerlein hätte ich aber auch ganz gerne so einen Sänger wie Willy Hofmann.


    Lehars Land des Lächelns: in Berlin Nachdenklichkeit statt rückwärtsgewandtem Erinnerungsrausch an alte Zeiten. Das wird nicht jeder mögen, das kann nicht jeder mögen, mit den kleinen Einschränkungen fand ich's ausgesprochen überzeugend und gelungen. Die eher konventionellen Inszenierungen wird's ja auch weiterhin geben.


    Nun bin ich auf Alvianos Eindrücke aus der ersten Reihe gespannt (zumal es für den ja ein Erstkontakt mit Lehar, dem Land des Lächelns und Operette auf der Bühne ist, wie er schrieb).


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Komische Oper Berlin: Das Land des Lächelns


    Musikalische Leitung ... Kirill Petrenko
    Inszenierung ... Peter Konwitschny
    Bühnenbild ... Jörg Koßdorff
    Kostüme ... Michaela Mayer-Michnay
    Choreographie ... Enno Markwart
    Lichtdesign ... Franck Evin
    Chöre ... Robert Heimann
    Graf Ferdinand Lichtenfels ... Hans-Martin Nau
    Lisa ... Tatjana Gazdik
    Graf Gustav von Pottenstein ... Tom Erik Lie
    Prinz Sou-Chong ... Stephan Rügamer
    Mi ... Karen Rettinghaus
    Tschang ... Jens Larsen
    Obereunuch ... Peter Renz
    Excellenz Hardegg ... Barbara Sternberger


    Der Fernsehsender 3sat sendete die Premiere am 1. Juli 2007 ab 20:15 Uhr.


    Eine Koproduktion mit dem Theater Basel


    Das Positive der Aufführung in einem Satz:
    Lisa und Mi waren gut bei Stimme, wenn sie sangen.
    Leider wars das schon.
    Ihre männlichen Gegenparts waren mehr mit ihrer eigenen Karikatur als mit ihren Gesangsrollen beschäftigt.
    Genervt hat das ständige Auf und Ab der Perücken, die Schminkerei auf der Bühne, des Prinzen exhibitionistische Einlage und insbesondere im 2. Akt die bunte Ansammlung von Stalin, Hitler, J.R.Ewing, Neandertaler & Co.
    Das war nicht Operetten-, sondern Tollhaus. Nur 2 Beispiele hierfür:
    "Bei einem Tee en deux" endet als Gebalze mit Kleider-vom-Leib-reißen und Sich-auf-dem Boden-wälzen, was Hohn und Spott der asiatischen Zurückhaltung gegenüber ausdrückt.
    Mi als Indianersquaw und mit lesbischen Anwandlungen beim Duett "Du bist so lieb". Statt bei Gustl schmachtet sie an Lisas Busen.
    Eine Verballhornung von A-Z. Spätestens für diese Inszenierung gehört Konwitschny in die Anstalt der Glückseligen verdammt.

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • Ich hatte gestern schon meine Meinung zu dieser typischen Eurotrash-Inszenierung im Wagner-Forum abgeben, womit ich mindestens einen Konwitschny-Anhänger ziemlich empört habe. Zugegebenermassen freut mich das doppelt und gebe hier meine Stellungsnahme von gestern Nacht gerne nochmals wieder:
    Wenn auch dies keine "Opernaufführung" war, gehört es, da vom "ernstzunehmenden" Regisseur Konwitschny inszeniert, sicher in diesen Bereich. Kurz gesagt, vermochten sowohl das Dirigat, wie auch die sängerischen Leistungen dieser Berliner-Aufführung durchaus zu befriedigen. Bei der Regie bin ich einfach nur froh, dass der Regisseur diesmal kein wichtigeres Werk verballhornt hat, aber sogar hier triumphiert die (zugegebenermassen recht seichte) Musik!
    Nun, Konwitschnys Fans werden sich (wie üblich) recht begeistert zeigen, aber für jeden, der an der Lehàr-Operette auch nur halbwegs interessiert ist, lässt sich nur ein Beschreibung der Regie finden: K. inszeniert, was ihn interessîert, ungeachtet (auch hier wie üblich), ob es mit dem Original etwas zu tun hat. Bei seinem Balletaufmarsch der Potentaten habe ich übrigens Breschniev und Honecker vermisst, aber zugegeben war der der brutale Schluss recht hübsch. War es wirklich seine Absicht darzustellen, dass die Machthaber im heutigen China (Mao-Uniform des Onkels von Sou-Chong) sämtlichen Widerstand (wenn auch unter Maske des Gnade erweisenden) durch Mord entgelten??? Nun ja... Konwitschny.

  • Tja, für jemanden der diese Operette zum ersten Mal sieht, ist das wohl eine arge Zumutung. :faint:
    Als "Wiederhloungstäter" würde ich es mir allerdings schon allein deshalb zumuten, um mal eienn ganz anderen Blick auf das Ganze zu bekomen. Das was Santoliquido da so ausführlich (danke!!!!) beschreibt, klingt zumindest interessant und zum Weiterdenken anregend.
    Ich hatte das Glück, das Land des Lächelns(mein bisher einzige Live-Operette) letztes Jahr in einer serh schönen Inszenierung in Koblenz zu sehen. eine Provinzbühne aber mit serh geschmackvollen und kiensfalls nur provinziellen Aufführungen.
    Dort war zwar auch nicht Friede Freude Eierkuchen auf der Bühne, aber Ambiente und Kostüme folgten dem Libretto.
    Leider hatte die Lisa eine unangenehm kreischende und metallische Stimme und das hat mir schon Einiges verleidet, aber umso besser waren Mi, SouCHong und Gustl besetzt. Ich habe diese Operette als thematisch aktuell empfunden und kein bisschen verstaubt und war serh froh, dass meine erste Operettenerfahrung so positiv verlief. Das machte zumindest Lust auf mehr. :yes:
    Hier bei uns in Lille gibt es zwei eigene Operettentheater, wo aber natürlich auch Lehar nur in französcischer übersetzung auf die Bühne kommt.


    F.Q.

  • Den Entsetzten zum Trost möchte ich an die Verfilmung des "Land des Lächelns" mit Jan Kiepura und Marta Eggerth erinnern. Das ist zwar auch kein Film, der mich wirklich zufriedenstellt, aber wenigstens hat man sich damals ernsthaft bemüht. Auf alle Fälle sehenswert.
    Und als ganz sicheres Audio-Hausmittel: Die Ackermann-Einspielung mit Gedda als Sou-Chong. Große Klasse!


    LG


    Waldi

  • Danke Waldi,


    das tröstet mich.... :yes: alte Aufnahmen, aber immerhin sehenswert.


    Ansonsten denke ich gerne an die Inszenierung meines Theaters mit Land des Lächelns.... :yes:


  • Und Elisabeth Schwartzkopf als Lisa. Grandios. In dem Punkt sind wir uns einig.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Es ist kein Wunder daß diese Operette "verrissen wird" - sie mu ß gewissen Leuten ja geradezu ein Dorn im weltanschaulischen Auge sein.


    Denn an sich ist "Das Land des Lächelns" schon ein tendenziell "fremdenfeindliches Stück"


    Was ist denn die Quintessenz des Stückes ?: "Andere Länder- andere Sitten"


    Lisa muß drastisch am eigenen Leib erfahren, wie wenig aufgeklärt die Umgebung ihres modernen chinesischen Bräutigams ist, wie geradezu mittelalterlich sich dieses Land entpuppt, wenn man nur genauer schaut.


    Der chinesische Botschafter in Wien sagte anlässlich einer Aufführung im Theater an der Wien im Jahre 1930 (sie war prunkvoll ausgestattet):" So chinesisch wie hier sieht es in ganz China nicht aus …“.


    Natürlich ist den Globalisierern ein Werk mit dieser Grundtendenz ein willkommenes Ziel. Man braucht es nur entsprechend inszenieren - und es wird von den Spielplänen verschwinden.....


    Aber diese Rechnung wird nicht aufgehen.



    mfg aus Wien


    Alfred




    PS: Da der Thread einen anderen Verlauf genommen hat wird er diese Nacht getrennt und der zweite Teil mit einem neuen Titel versehen....

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von musika
    Danke Knuspi und Waldi,


    aber kann mir mal jemand erklären warum das so ist? Wie reagieren die Zuhörer vor Ort wenn sie es live miterleben? Wer geht in solche Vorstellungen, die jüngere Generation hält doch eh nix von Operette.


    Liebe Grüsse von einer kopfschüttelnden musika.... ?(


    Liebe Musika,


    hierauf nun doch eine Antwort: der Schlußapplaus war frenetisch (3Sat hat nicht ausgeblendet). Die Intensität des Applauses spiegelte in ungefähr die vor dem Bildschirm wahrgenommene Leistung der Musiker wieder. Der Applaus für Konwitschny war ebenfalls frenetisch; man hörte die obligaten Buhs, die aber von lauten Bravos übertönt wurden. War wohl doch nicht ganz so schlimm.


    Merkwürdig, daß hier darüber gerichtet wird, obwohl die Vorstellung erklärtermaßen weder in der Oper, noch vor dem Bildschirm verfolgt wurde. Sprechen über Aufführungen, die man nicht gesehen hat ist halt doch wie Turmspringen in ein Becken ohne Wasser.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
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  • Zitat

    Original von musika
    Ohhh, ich bin entsetzt....sprachlos...wütdend und auch traurig.
    Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.


    LG ?(


    Ich auch !!!!!!!


    Wenn ich aber die Lobeshymnen in den bisher erschienenen Kritiken lese,
    denke ich, dass meine Intelligenz nicht ausreicht, die Werkinterpretation von Herrn Konwitschny zu würdigen. :D :D


    LG


    Emotione

  • Zitat

    Original von Emotione


    Wenn ich aber die Lobeshymnen in den bisher erschienenen Kritiken lese, denke ich, dass meine Intelligenz nicht ausreicht, die Werkinterpretation von Herrn Konwitschny zu würdigen.


    Äh,hm. Ich würde doch meinen, daß vielleicht deren Intelligenz nicht ausreicht dafür. :pfeif:


    Wien bleibt Wien (manchmal ist das sogar gut)!


    LG


    Waldi

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