Marcel Cordes, ein singender Charakterdarsteller.

  • Marcel Cordes, am 11.3.1920 in Stelzenberg (Rheinpfalz) geboren hieß eigentlich Kurt Schumacher(der Name war ja schon vergeben). Er studierte 1936-38 am Konservatorium von Kaiserslautern, 1938-40 an der Musikhochschule von Mannheim und bei Fritz Krauss in München. Er debütierte 1941 in Eger (Cheb) als Tenor (Canio in "Bajazzo").Er wurde dann Soldat und konnte seine Karriere1948 erst wieder aufnehmen.1948-50 am Pfalztheater Kaiserslautern, 1950-51 am Nationaltheater Mannheim, 1951-54 am Staatstheater in Karlsruhe und von 1954-1967 war er an der Bayerischen Staatsoper in München engagiert.Dort wirkte er 1957 in Hindemiths "Harmonie der Welt" mit. Set 1951 sang er im Baritonfach. Er trat 1962 an der Städtischen Oper Berlin, 1966 am Staatstheater Zürich und in den Jahren 1967-71 an der Wiener Volksoper auf.Gastspiele führten ihn an die Mailänder Scala, an die Staatsopern von Hamburg und Wien. Er hatte große Erfolge im italienischen Fach (in deutscher Sprache) vor allem in Verdi-Opern: "Rigoletto",Rene im "Maskenball", Germont in "Traviata", Luna im "Troubadour" und Ford im "Falstaff". In diesen Opern und in "Hoffmanns Erzählungen" habe ich ihn selber in Köln auf der Bühne erlebt.Wichtige Rollen waren noch, der "Nabucco", der "Gianni Schicchi", der Faninal im "Rosenkavalier", der Kaspar in der "Zaubergeige" von Egk, den Papageno habe ich auch von ihm gesehen und gehört. Großartig sind von ihm der König, in "Die Kluge" und "Carmina burana"von Orff, beides Referenzaufnahmen auf CD.1962-64 sang er in Bayreuth den Donner im "Rheingold" und den Gunther in "Götterdämmerung".Nachdem er auf einem Ohr ertaubt war, zog er sich von der Bühne zurück. Am 26.11.1992 ist er in Angerberg (Tirol) gestorben.
    Marcel Cordes besaß eine kraftvolle, technisch perfekte, ausdrucksstarke, individuelle Stimme. Ich habe ihn sehr bewundert.Er war ein idealer deutschsprachiger Rigoletto, Bösewicht in "Hoffmanns Erzählungen", oder Tonio im"Bajazzo".


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Wollte an diesen schönen Artikel ein ebenso schönes Foto mit Autogramm anfügen, weiß aber nicht, wie das geht, das System nimmt es nicht an.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo Dieter,


    nein Dieter, es gibt mit Cordes keine Nabucco-Aufnahme.


    Leider gibt es auch keine Gesamt-Aufnahmen von seinen


    Glanzrollen, in denen ich ihn auf der Bühne bewundert habe:


    Rigoletto, Rene im Maskenball, Hoffmanns Erzählungen, Traviata


    und Ford in Falstaff, alles in den 50er 60er Jahren und in


    deutscher Sprache.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Lieber Herbert,


    der WDR hat eine deutsche Gesamtaufnahme des "Fallstaff" Ende der 50er Jahre produziert, mit FiDi in der Titelrolle und Cordes als Ford. Dirigent war Mario Rossi. Wird in Sammlerkreisen sehr geschätzt!


    Viele Grüße
    Harald

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    ich kenne die Aufnahme natürlich, habe sie auch damals im


    Rundfunk gehört, aber die gibt es, soviel ich weiß, noch


    nicht auf CD. wird aber sicher noch kommen.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Ein weiteres Beispiel für die Qualität des Verdi-Baritons Marcel Cordes ist die WDR-Aufnahme von "Die Macht des Schicksals" von 1958.
    Cordes singt den Carlos, sein Partne Alvaro ist Jess Thomas, Gerda Scheyrer die Leonora, Sonja Draksler die Preziosilla. Die Bässe Josef Greindl und Fritz Ollendorf singen Padre Guardian und Fra Melitone. Dirigent ist wieder Mario Rossi.
    Und das alles natürlich in deutscher Sprache (ich gehe schon mal in Deckung....) :stumm:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Und als Hänsel/Grümmer und Gretels/Köth Vater ist er der Beste schlechthin: Bitterkeit über das schwere Leben, vermischt mit angetrunkener Lebensfreude! Hut ab!

  • Wiener Glanzlichter waren seine Auftritte in Verdis Räubern, Lucia di Lammermoor, Ravels Spanische Stunde und als Homonay im Zigeunerbaron.


    Das sind aber nur einige aus seinem Repertoire !


    Eine unheimlich starke Persönlichkeit !


    Dezenter Hinweis : seit kurzem auf You Tube ist der Bajazzo - Prolog
    zu sehen und hören.


    Liebe Grüße :hello: :hello: :hello:

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  • Zitat

    Dezenter Hinweis : seit kurzem auf You Tube ist der Bajazzo - Prolog
    zu sehen und hören.


    Aber auch Ravels "Spanische Stunde" gibt es auf youTube zu sehen (in deutscher Sprache).
    Wurde von einem Mimi-Coertse-Fan da eingestellt.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich habe Marcel Cordes eigentlich mehr als "Schönsänger" in Erinnerung.
    Dabei sei alledings nicht vergessen, dass er auch ein ausgezeichneter Wagnersänger war. Großartig, welches eindringliche Rollenporträt er aus der oft blassen Gestalt des Gunther in dem unvergessenen Bayreuther Ring 1960 -64 unter Rudolf Kempe und Wolfgang Wagner formte. Insofern stimmt die Bezeichnung Charakterbariton. Auf jeden Fall war er neben Josef Metternich einer der bedeutendsten, deutschen Sänger als Bariton in seiner Zeit.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • In der 2. Hälfte der 1950er Jahre hat Marcel Cordes in einer deutschsprachigen Radioproduktion von Donizettis Kurzoper „Il Campanello“ gesungen. Mit von der Partie auch Sari Barabas. Ich wäre sehr dankbar für Hinweise, wer der Dirigent dieser Aufnahme war und wer den Apotheker gesungen hat. Und natürlich auch über das genaue Aufnahmejahr.


    Die Angaben werden für eine bevorstehende Marcel Cordes Edition benötigt. Und noch ein Hinweis: die Aufnahmen satmmen vom ORF, möglicherweise Studio Linz.


    Hinweise gerne hier im Thread oder an mich via PN. Schon jetzt ein herzliches Dankeschön.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Ein kleines frivoles Detail, das hoffentlich den Nachruhm von Marcel Cordes nicht schmälert, ihm aber vielleicht eine pikante Note verleiht.
    Wenn Cordes in Bayreuth sang nächtigte er immer in seinem Wohnwagen, den er oberhalb des Festspielhauses abstellte. In dieser fahrenden "Liebeslaube" soll er zahlreiche Verehrerinnen als Gast empfangen haben. Ob diese Besuche dazu beigetragen haben, dass er an den Aufführungsabenden besonders motiviert und glanzvoll gesungen hat?
    Herzlichst
    Operus
    :hahahaha: :hahahaha:

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • Lieber Thomas !


    Bitte berichte vom Weitergang der Marcel- Cordes-Edition.


    Besten Dank im Voraus !


    P.S. : Der Wohnwagen war auch sehr oft in Wien, er fühlte sich darin wohler als in seinem Stammhotel (****).


    PP.S. : Ich höre gerade seinen "Don Pasquale", wo auch Josef Traxel
    ausgezeichnet die leider nicht so häufig gesungene Arie bewältigt.


    Liebe Grüße


    :hello: Operngernhörer

  • Zitat

    Original von Harald Kral
    Ein weiteres Beispiel für die Qualität des Verdi-Baritons Marcel Cordes ist die WDR-Aufnahme von "Die Macht des Schicksals" von 1958.
    Cordes singt den Carlos, sein Partne Alvaro ist Jess Thomas, Gerda Scheyrer die Leonora, Sonja Draksler die Preziosilla. Die Bässe Josef Greindl und Fritz Ollendorf singen Padre Guardian und Fra Melitone. Dirigent ist wieder Mario Rossi.
    Und das alles natürlich in deutscher Sprache (ich gehe schon mal in Deckung....) :stumm:


    Liebr Harald!


    Da hast Du, wegen der deutschen Sprache, in Wien, einen Verbündeten, schon wegen Cordes und Scheyrer und besonders Sonja Draksler.


    Lieb Grüße sendet Dir Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Einen wunderbaren Charakter zeichnet er auch als Kruschina in dieser Aufnahme:



    Bedrich Smetana (1824-1884)
    Die verkaufte Braut (in dt. Spr.)


    Fritz Wunderlich, Pilar Lorengar, Gottlob Frick, Marcel Cordes,
    Bamberg SO, Rudolf Kempe
    Label: EMI , ADD, 1962





    LG, Elisabeth

  • MARCEL CORDES
    Zu einigen der in diesem Forum-Themenfeld niedergelegten Bemerkungen und Mutmaßungen:


    - Dass Cordes im Wohnwagen gereist wäre und genächtigt hätte, darin in Bayreuth campiert und Damen=Liebespartnerinnen empfangen hätte, muss ich sehr in Zweifel ziehen. Erstaunlich viele Legenden ranken sich um diesen wunderbaren Sänger und harren der Richtigstellung. Also los.


    Ich konnte MC erstmal 1961 für eine westdeutsche Zeitung interviewen, durfte mich mit ihm anfreunden, war bis ca. 1970, seinem Rückzug nach Tirol, in vielfältigem Kontakt mit ihm. So weit ich aus direkter Bekannt- und Zeugenschaft berichten kann, war MC kein Camper, schon gar kein "Ladies Man", vielmehr ein komfortgenießender, eher behäbiger, verharrender, in allen Belangen "sesshafter" Mensch von Zurückhaltung, Wagnis/Risiko-Abgeneigtheit (also Daseins-Vorsicht), bzgl. eigener Körperlichkeit auch von schimmernder, negative Selbstsicht verarbeitender Ironie, mitunter auch Melancholie. Mit guten Gründen, u.a. aufgrund einer Lebens- und Künstlerexistenz-Krise (Scheitern als Tenor und Auferstehung als Weltklasse-Bariton), deren Überwindung er vorrangig der Hilfe und Stützung durch seine Ehefrau und musikalische Intensivpartnerin zuschrieb - war er ein überaus treuer Mensch, der sich im Privaten/Zivilen keine Macho-Rituale gestattete, an solchen gänzlich uninteressiert war.


    Darin wohl lag auch die eigentliche Basis für die Bewältigung einer Sängerlaufbahn, die sich unter extremen physischen Zumutungen - mit an die 200-250 Auftrittsterminen p.a. an dauernd, täglich bis wöchentlich, wechselnden Häusern in ständig zwischen fünf bis acht Standorten - 15 Jahre lang, bis zum definitiven Ausbruch der karrierebeendenden Diabetes-Erkrankung, in nahezu übermenschlicher Belastung ausdrückte (gelegentlich hört man das, wenn auch nur spurenhaft, in Aufnahmen und Mitschnitten).


    Der Wohnwagen-Nutzer in vielen Bayreuth-Spielzeiten - zugleich als eine Art autorisierter Hügel-Gelände-Wachmann im Einsatz - war der Bassist Hans Sotin, Sänger vieler Wagner-Basspartien alldort, ein besonders geneigter WoWa-Konfident, der diese seine, durch Sondergenehmigung gestützte, Extrawurst zu des Hügelherren Image-Nutzen auch gern von TV-Kameras dokumentieren ließ. Aber Cordes? Übrigens: Den Donner und den Gunther gab er dort 1962 bis 1964, als Nachfolger Thomas Stewarts.


    -------


    Es gibt eine Reihe weiterer - und in ihren Wirkungen wichtigerer - Marcel-Cordes-Legenden. Seltsamerweise hat er diese, selbst im direkten Interview-Gespräch, nicht dementiert. Zum Beispiel:


    - Sein Bühnendebüt in Eger, als Wehrmachtssoldat während der Sudetenland-Besetzung, fand nicht in der Spinto-Tenorpartie des Canio im "Bajazzo" statt, sondern als Graf Luna in Verdis "Troubadour", zwei Tage später als Graf Liebenau in Lortzings "Waffenschmied". Die preisenswerte Frau Miriam Dieckvoß in Kaiserslautern, beteiligt an einem journalistisch-biographisch angelegten MC-Projekt, hat für die beim HAfG derzeit vorbereitete CD-Edition Marcel Cordes (mithin für den Unterzeichner) die Kostbarkeit eines Faksimiles der damaligen Zeitungsrezension darüber verfügbar gemacht. Der Beweis ist also erbracht.


    - Der Wehrmachtssoldat Kurt Schumacher hat also nicht als Tenor debütiert. In eine Tenor-Laufbahn wurde er später von seinem (nicht Gesangslehrer, aber) Consultant und Coach in Saarbrücken, dem legendären Hamburger und Wiener Wagner-Tenor der 1920/30er Jahre Richard Schubert, hinein ermutigt und empfohlen. Ein zunächst erfolgsträchtig erscheinender Rat, dem, wie sich in Bälde zeigte, eine unzutreffende Stimmdiagnose zugrunde lag, die den Sänger hätte zugrunde richten können.


    - Woraus sich die Richtigstellung einer weiteren Legende ergibt: Der aus dem Tenor-Engagement in Mannheim scheiternd ausgeschiedene Kurt Schumacher wechselte seinen Bühnennamen keineswegs wegen der dominanten öffentlichen Präsenz des gleichnamigen zweitbekanntesten Politikers der jungen BRD - sondern aus dem profanen Grund (wie auch auf Drängen seiner neuen Karlsruher Theater- und Orchester-Chefs), um einen Steinwurf vom Ort des Scheiterns entfernt im neuen Stimmfach mit anderem, nämlich unbelastetem Namen starten zu können. Eine richtige, gute, durch Effekt und Erfolg gerechtfertigte Entscheidung.


    - Und schließlich ist auch die Lexikon-Version des Karriere-Endes - eine eskalierende Ertaubung - legendär, zumindest nicht die ganze Wahrheit. Mit einer Minderung des Hörvermögens aufgrund rücksichtslosen Tauchens im Bodensee hatte der Sänger schon lange laboriert und dennoch weiter Hunderte von Abenden auf den Bühnen gestanden. Erst eine Zuckerkrankheit, die bei anhaltenden Belastungen der für Cordes spezifischen, also intensiv-raubbauenden Bühnenarbeit seinen gesamten Organismus bedroht hätte, zwang ihn auf ärztliche Anordnung zum Bühnenabschied.


    Dass Marcel Cordes Details seines "ersten Lebens" verschleiert hielt, zumindest den in Lexika und Fachbücher eingegangenen Versionen, mithin: Legenden, nicht korrigierend entgegentrat, mag mit seinen nicht völlig verarbeiteten, nur überwundenen Verletzungen aus der Phase des Scheiterns als Tenor zu tun zu haben - und eben darin den oben geschilderten, eigentlich introvertierten, wägenden, melancholischen Charakter des Menschen zu bestätigen, der seine Kompensationen offenbar in hochdramatischen, exuberanten, ergreifenden und überwältigenden Bühnenaktionen fand und ausdrückte.


    Es scheint dazu zu passen, dass der phantastische Sänger und eigengewichtige Künstler nach seinem vorzeitigen, viel zu frühen Bühnenabschied - unter (un)tätiger Mithilfe seiner ignoranten Plattengesellschaft und inkompetenter Musik- wie auch Archivabteilungen in Rundfunkanstalten - für mehr als drei Jahrzehnte wenn nicht in Vergessenheit, so doch in Unbeachtung und Unterbewertung fallen konnte, bis sich mit Hilfe der Online-Kommunikation, ausgehend von Einzelkümmerern und Wiedererweckungs-Entschlossenen, ein Nachfrage-Publikum zu entwickeln beginnt. Genau das ist eine der großen Altersfreuden Ihres/Eures


    K U S


    -------
    Für etwaig Interessierte im Forum: Eine CD-Edition Marcel Cordes vom Ausmaß und Umfang der vorjährigen Josef-Traxel-Edition, also mit nicht unter 10 CDs und einer Fülle wichtiger Wiederveröffentlichungen, noch mehr aber Entdeckungen, Ausgrabungen, Fundsachen, steht kur vor dem Abschluss. Falls es interessiert und dem Urheber nicht Pro-domo-Interessen nachgesagt werden, erteilt er gern Auskünfte dazu.

    Gilt es des Lebens höchsten Preis um Sang mir einzutauschen ...

  • Lieber Klaus Ulrich,
    mit großem Interesse habe ich Deinen Beitrag gelesen.
    Ich habe Cordes ja auch persönlich kennen gelernt und habe ihn
    auch in vielen Aufführungen in Köln und in Düsseldorf auf der
    Bühne erlebt. Es waren immer Erlebnisse, die für mich bis heute nicht erreicht oder gar übertroffen wurden.
    Die Sache mi dem Wohnwagen hat er allerdings in einer Rundfunksendung selber erzählt.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Lieber Kus,
    lieber Herbert,


    ich habe den Wohnwagen sogar gesehen! Aber lassen wir doch einige liebenswürdige Legenden ungelöst, die Phantasie anregend bestehen.
    Viel wichtiger ist, dass an die fabelhaften Leistungen dieses Baritons erinnert wird, wie das in unserem Forum geschieht.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Kus !


    Ich habe Deinen Beitrag toll gefunden. Manches habe ich von ihm selbst erfahren, aber doch nicht alles.


    Es hat seiner Gesundheit sicher auch eine Tiefschlag versetzt, daß sein letztes Autreten (Bajazzo-Prolog) in der Münchner Oper einer Halsentzündung zum Opfergefallen ist, die er sich bei einer Autopanne (kaputtes, offenes Seitenfenster) am Weg nach MÜnchen eingefangen hat. Das muß nach meiner Erinngerung ca. Jänner 1976 oder 77 gewesen sein.


    Auch die Trennung von seiner Frau hat Spuren hinterlassen.


    Es gibt noch einige nette Anktödchen aus seiner letzten Wiener Zeit.


    Bitte informiere mich über den fortgang am CD-Projekt.


    Liebe Grüße - vom Operngernhörer :hello:

  • @Operngernhörer


    Das Hamburger Archiv für Gesangskunst, für das KUS das Projekt Marcel Cordes betreut, ist auch Werbepartner bei Tamino.


    Rechts unten auf jeder Tamino-Seite findest Du den Button (schwarz mit pinkfarbener Schrift). Wenn Du da klickst, findest Du das Gesamtprogramm, z. B. auch das vorangegangene Projekt (10 CDs von Josef Traxel).


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Danke, Harald für den Hinweis !


    Es ist mir ein persönliches Anliegen, die Erinnerung an Marcel Cordes hochzuhalten.


    Einen schönen Abend noch -


    vom Operngernhörer :hello: :hello:

  • Tschuldjung - da hatte ich (noch forum-untrainiert) versehentlich zweimal gepostet. Vielleicht mag der Webmaster diese Fehlsendung löschen. Dankeschön.

    Gilt es des Lebens höchsten Preis um Sang mir einzutauschen ...

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  • Hallo Freunde!


    Danke für die engagierten Ergänzungen und Hinweise. Um den Kern übern Anlass nicht aus dem Auge zu verlieren: Die Wohnwagen-Nutzung scheint ja historischer Fakt zu sein, war mir bloß gar nicht bekannt und schwer vorstellbar. Sorry + Thanks. Aber die "pikanten" Begleitgerüchte, die scheinen mir dennoch fraglich. Freilich, derlei On-dits gehören ja zur Fanship-Kommunikation, sei's drum. Was andere Ergänzungen angeht (z.B. eine Trennung von der Ehefrau) werde ich bei Tochter Barbara Hillebrand-Cordes nachfragen, wenn sie Ende ds.Mts. aus Übersee zurück ist und die Texte zur CD-Edition freigeben kann.


    Eines allerdings kann nicht zutreffen: Auftritte 1976/77 gab es nicht mehr. Die aktive Bühnen/Podiums-Laufbahn von Marcel Cordes endete mit Beginn des Kalenderjahres 1970. Schon in den Monaten davor hatte er nahezu alle öffentlichen Auftritte gecancelt, jedenfalls extrem reduziert - aus den benannten Gründen: seiner bedrohlichen Diabetes-Erkrankung. Der Wiener Staatstheaterverband war ihm bei der Vertragsauslegung so entgegengekommen (weil eben die objektiven Verursachungen vorlagen), dass ihm eine Zugehörigkeit zum Ensemble der Wiener Volksoper bis Ablauf von 1970 zugebilligt wurde. Dadurch war eine Verrentung nach österreichischem Recht möglich. Und die war sicherlich willkommen, wenn auch nicht existentiell notwendig, denn MC hatte in den 15 Jahren seiner Starkarriere so wahnwitzing viele Auftrittstermine, somit auch Gagen, Honorare, Tantiemen, realisiert, dass er bei seinem Tod außer einem soliden Basisvermögen auch zwei Anwesen (in München-Oberföhring und in Wögl/Tirol) hinterlassen konnte.


    Viel wichtiger als solche biographischen Details sind natürlich die künstlerischen und sängerischen Aspekte. Dazu sammle ich immer noch Fakten, hoffe ich im Rahmen weiterer Interviews mit den Erben noch einiges aufklären zu können. Insbesondere über die Jugend- und Startphasen, die Einzelheiten zu Ausbildung und Tenorlaufbahn, liegt vieles im Dunkel, konkreter: ist leider-leider allzu wenig bekannt, manches anscheinend nicht mehr aufklärungsmöglich. Das Vierteljahrhundert Beschweigungs- und Ignorierungszeit (beginnend schon vor Ende der Venyl-Ära, erst recht nach Einführung der CD) hatte seltsamerweise keine wirklich wirksamen Gegenaktionen seitens der Familie ausgelöst. Das rächt sich jetzt, auch was etwaige Bestände an Tonmaterial und Printdokumenten angeht. Gäbe es nicht Mitstreiter wie u.a. Helge Kramberger, Miriam Dieckvoß, Thomas Pape, Harald Kral und die Begeisterungsfähigkeit des HAfG-Machers Joachim Leufgen - wer weiß, was aus den zornigen Einzelkämpfer-Aktivitäten des KUS geworden wäre ...


    Lasst uns also statt über ciancia personale lieber, weil viel wichtiger, Diskurs über Fragen/Themen wie Gesangskunst, Stimme, Repertoire, Sänger/innen-Umfelder, Medienpräsenzen, Tondokumente halten - vielleicht sogar mit Fernblick auf einen MC-Kreis mit einer MC-Website (?), jedenfalls mit dem Effekt, dass dieser großartige Sänger nie wieder in den Brunnen der Vergessenheit falle!


    Grüße, KUS

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  • Lieber Kus !


    Ich bin die Reste meines Archivs durchgeggangen, aber die genaue Aufzeichnng fehlt mir leider. Im Feber 76 (75?) war ich auf der Rückreise bei Marcel Cordes in Angerberg zu Besuch, wo er mir die Geschichte erzählt hat. Es wäre auch nur ein Auftritt im Rahmen eines Benefizkonzerts o.ä. geplant gewesen.


    Das Übrige habe ich von ihm erfahren, als ich letztmalig im Sommer 1990 bei ihm war. Aber mehr will ich an dieser Stelle nicht berichten.


    Liebe Grüße - vom Operngernhörer :hello:

  • Hallo operus!


    Ich glaube, Du warst es, der hier im Themenfeld "Gottlob Frick, der schwärzeste ..." auf eine Sony/CBS (ursprünglich eurodsc-)Aufnahme, wahrscheinlich Querschnitt, von Lortzings UNDINE - mit Köth, Schock und C o r d e s - hingewiesen hat. Ich arbeit im Finish an der großen CD-Edition Marcel Cordes beim HAfG. Auf der Suche nach verschwundenen, vergessenen, unbeachtet gebliebenen, ignorierten oder gar nie veröffentlicht gewesenen Trouvaillen des "Italienischen Baritons deutscher Zunge" bin ich auf die tollsten Funde gestoßen, so auch auf den soeben wiederveröffentlichten "Wildschütz"-Querschnitt, in dem Cordes mit Verdi-Aplomb eine in der Tat umwerfende "Heiterkeit"-Arie mit eingelegtem Gis' bietet. Aber eine Parallelplatte oder -CD von "Undine" hab ich bisher nirgendwo finden können. - Hast Du die? Oder kannst Du eine Quelle aufzeigen, eine Tür aufmachen? Es eilt inzwischen. Wenn noch eine Cordes-Rarität aufgetrieben werden kann, müsste sofort zugeschlagen werden. In der Hoffnung, dass Du diese Botschaft überhaupt wahrnimmst, bitte ich im positiven Fall sehr um rasche Kontaktaufnahme zu mir:


    eMail: KUS@ku-spiegel.de


    Oder auch telefonisch: Klaus Ulrich Spiegel, 08177 / 9982-02


    (Gegendienste selbstverständlich gern!)


    1000 Dank im voraus! Cordialmente: KUS

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  • Hallo Klaus,
    die "Undine" von Sony/BMG mit Gottlob Frick als mächtiger Wasserfürst Kühleborn gibt es - allerdings taucht Marcel Cordes da nicht auf:



    Albert Lortzing (1801-1851)
    Undine (Ausz.)


    Künstler: Lisa Otto, Ursula Schirrmacher, Rudolf Schock, Ferry Gruber,
    Berlin SO,
    Wilhelm Schüchter
    Eurodisc , ADD, 1962


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Im Wildschütz- bzw. Lortzing-Thread habe ich die Platte schon vorgestellt, hier nochmals als spezielle Hommage an den Sänger des Grafen Eberbach:



    Albert Lortzing (1801-1851)
    Der Wildschütz (Ausz.)

    Erika Köth, Renate Holm, Rudolf Schock, Marcel Cordes,
    RIAS-Chor,
    Berlin SO,
    Dirigent: Wilhelm Schüchter
    Label: Eurodisc , ADD, 1962


    LG



    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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