Marin Marais geb. am 31. Mai 1656 in Paris, gest. am 15. August 1728 in Paris.
Vielleicht hat der Eine oder Andere ja den Film "die siebente Saite" (im Original Tous les matins du Monde) gesehen. Dann hat man natürlich auch schon eine wage Vorstellung...
Marin Marais war Sohn eines Schusters zusammen mit Michel Richard Delalande sang er im Kirchenchor. Durch seine hohe musikalische Begabung erhielt er Gambenunterricht bei Mugar und später bei dem berühmten Mr. de Sainte Colombe.
Dieser entließ ihn aber, weil er merkte dass sein Schüler ihn überflügelte. Eine Episode ist überliefert:
Sainte Colombe ließ sich in den Zweigen eines Maulbeerbaums eine kleine Hütte errichten um dort ungestört die Viola spielen zu können. Marais schlich sich unter besagte Hütte um die neusten Verzierungen seines Meisters zu hören.
Er bekam Kompositionunterricht bei Lully und 1676 wurde Marais in die königliche Kammer aufgenommen, die höchste Auszeichnung für einen einfachen Musiker.
Ein Jahr später wurde er Sologambist.
Bald nannte man ihn königlichen Kammervirtuosen für Gambe. Lully übertrug ihm sogar immer öfter die Orchesterleitung von 1695 bis 1710 spielte er im Opernorchester und schwang nicht selten selbst den Taktstock.
Nach Lullys Tod und der Neubesetzung der Stelle des Surintendanten übernahm er zusammen mit den beiden Söhnen Lullys, Jean und Louis das Amt, bis Delalande offiziell eingesetzt wurde.
Marais war der größte Gambenspieler seiner Zeit und weit über die Grenzen Frankreichs bekannt. Er verfasste etw 650 Stücke für Gambe mit Generalbassbegleitung, eine Idylle Dramatique für die Gemächer in Versailles 1686, 4 Opern 1693 Alcide in zusammenarbeit mit Louis Lully, Arianne et Bacchus 1696, dann sein erfolgreichstes Werk Alcione 1704 und Sémélé 1709 die leider floppte. Daraufhin zog er sich von der Bühne zurück.
Marais war ein strenger Lehrer und er verbot seinen Studenten italienische Sonaten zu spielen. Kurz vor seinem Tod erlag er jedoch selbst der Versuchung und komponierte eine eigene Sonate.
Sein schärfster Konkurrent war Antoine Forqueray (1672-1745) Zeitgenossen verglichen die beiden Gambenvirtuosen und man sagte Forqueray spiele wie der Teufel, Marais wie ein Engel.
Am bedeutensten sind seine 5 Bücher mit Gambenstücken, erschienen in den Jahren 1686 bis 1725.
Um den ersten Eindruck von dieser überweltigenden Musik zu bekommen sollte man vielleicht sowohl den oben angesprochenen Film bzw. dessen "Soundtrack" genießen.
Tous les Matins du Monde Band Originale du Film
Jordi Savall / erschienen bei Astrée bzw. jetzt bei Alia Vox
Jordi Savall hat aus allen 5 Büchern Gambenstücke eingespielt, alle erschienen bei Astrée
Ebenfalls gibt es eine CD mit Orchestersuiten aus der Oper Alcione
wieder mit Jordi Savall und dem Concert des Nations (Astrée)
Die komplette Oper gab es mal bei Erato ist aber schon lange gestrichen, leider handelt es sich hierbei um eine der besten Tragèdies überhaupt und das macht die ganze Sache recht schmerzhaft.
Interpretiert wurde sie von Marc Minkowski / Les Musiciens du Louvre.
Für den schmalen Geldbeutel gibt es noch zwei Einspielungen von Naxos, fast so großartig wie die Einspielungen von Savall.
Marais - Sainte Colombe : Greatest Masterworks
Spectre de la Rose (Naxos)