Interessante Neuaufnahmen - Gibts die noch?

  • Liebe Forianer,


    die Jüngeren unter Euch werden die Frage vielleicht gar nicht verstehen. Aber es gab mal eine Zeit, da wurden die Schallplattenkataloge von Jahr zu Jahr dicker, trotz einer immer schon rigorosen Streichpolitk der Firmen. Jedes Jahr im Herbst erschienen Prospekte, die Klassikzeitschriften, waren um ein Drittel umfangreicher, weil die Werbeseiten, wo jeder Hersteller seine Neuaufnahmen anpries, soviel ausmachten, und jeder Klassikfreund freute sich schon darauf.
    Tempi passati.
    Heute ist aus der Tonträgerindustrie eine Umverpackungsindustrie geworden, und manche als "Neuerscheinung" angepriesene CD hab ich schon (mindestens) seit 20 Jahren in der Sammlung.


    Die Anzahl der Neuaufnahmen ist IMO drastisch zurückgegangen, teils aus Schuld der Konzerne, teils mangels an charismatischen Künstlerpersönlichkeiten, teils aus Indolenz des Kunden, der einfach kein Interesse hat.


    So stellt sich nun die Frage: Welche NEUAUFNAHMEN der letzen 2 Jahre haben Euch beeindruckt, waren Euch wichtig und können mit den alten Einspielungen konkurrieren? Diesmal gibt es keine Begrenzung.
    Wer also den Server mit 6000 wichtigen Neuerscheinungen vollpfropfen möchte: Nur zu !
    Es wird ihm schwer gelingen. Ach ja, vielleicht doch eine Einschränkung: Derjenige, der solch eine wichtige Aufnahme empfiehlt, sollte sie wenn schon nicht besitzen, somindest gehört haben :)


    Meine kleine Liste folgt noch heute.


    Gruß
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo


    Spontan fällt mir da ein :


    Mahler-Sym. : Chailly (Decca)


    Bartok, Konzert f. Orch. : Kocsis (hungaroton)


    Liszt, h-moll : Li (DGG)


    bis auf seine neueste Schubert-Einspielung,
    alle Kissin-Aufnahmen (BMG)


    Für eine ausführlichere Antwort, muss ich noch mal in Ruhe überlegen.

  • Da gabs es zum Glück einige - und viele Gute sind sicher an mir vorbeigegangen
    und werden erst später endeckt werden. ;)









    Um nur mal einige zu nennen und den Server nicht überzustrapazieren. :)


    Gruß
    Anti

  • Alfred schrieb:


    [zitat]
    die Jüngeren unter Euch werden die Frage vielleicht gar nicht verstehen. Aber es gab mal eine Zeit, da wurden die Schallplattenkataloge von Jahr zu Jahr dicker, trotz einer immer schon rigorosen Streichpolitk der Firmen. (...) Tempi passati..[/zitat]


    Entschuldigung, aber das ist Unsinn. Jeden Monat bringt BIS fünf oder mehr CDs heraus, Chandos etwa 10, hyperion auch nochmal fünf, Naxos mindestens zehn, Ondine zwei usw. Das sind alles Neuerscheinungen!


    Was passiert ist, ist viel weniger spektakulär: die "großen" Anbieter haben sich geändert. So wie Boeing in den 60ern den Flugzeugmarkt von Douglas übernahm und jetzt an Airbus abgeben muss, passiert es in jeder nicht monopolisierten Industrie.


    Das Jammer über die schlimme Situation mag zwar nett und "wienerisch" sein, weniger überflüssing und daneben ist es dadurch noch lange nicht.


    Jan

  • Dorcy Duck schrieb:


    [zitat]
    Entschuldigung, aber das ist Unsinn. Jeden Monat bringt BIS fünf oder mehr CDs heraus, Chandos etwa 10, hyperion auch nochmal fünf, Naxos mindestens zehn, Ondine zwei usw. Das sind alles Neuerscheinungen![/zitat]


    Hallo Jan,


    Prinzipiell kann ich Dir beipflichten, allerdings gibt da schon ein paar Schönheitsfehler.


    Mein prinzipielle Konsumverhalten wird sich sicher nicht änderen, und meine verzopfte Eigenwilligkeit besteht lediglich darin, daß wenn ich Lust auf eine CD habe, die sofort haben will. d.h ich geh ins Plattengeschäft, sag meinen Wunsch, bzw bedien mich selber. Nicht aber daß ich per Postversand bestelle und dann abwarte ob in 3, 4 Tagen oder einigen Wochen das Bestellte dann gnädigst einlangt.
    Und so gesehen gibt es wirklich ein Problem: Die meisten von Dir genannten Label findet man nirgends auf Lager. Zu Naxos hab ich einen guten Draht, ein kleiner elitärer Händler im Herzen Wiens hat die Generalvertretung übernommen, in jener Zeit als noch jeder lachte. Der gleiche Händler hat auch die Vertretung von Hyperion und Chandos. Leider hat aber auch er nur eine relativ kleine Auswahl auf Lager.BIS, da hab ich im Leben höchstens fünf CDs in der Hand gehabt.Aber weder Repertoire noch die Künstler lagen auf meiner Linie =) Was man in der Regel in den Regalen findet sind jene CDs, die schon seit Jahren keiner mehr will.
    DGG hat Thielemann, Levine, Gardiner (jetzt bei Philips) unter Vertrag aber es kommt einfach nichts.
    Operngesamtaufnahmen erster Güte aus dem Studio mit Diego Juan Flores etc, das wäre was ich gerne hätte.


    BTW:
    Vielleicht möchtest Du eine Labelvorstellung von BIS machen ?
    Labelvorstellungen mach zumeist ich, aber bei BIS bis Du prädestiniert.


    Gruß aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Alfred schrieb:


    [zitat]
    Die meisten von Dir genannten Label findet man nirgends auf Lager.
    [/zitat]


    Da sieht man mal wieder wie provinziell Wien ist. 8)
    Vor zwei Jahren hätte ich dasselbe geschrieben, aber seit dem aht sich die Situation hier geändert. Mindestens 50% der CDs sind von den kleinen Labels. Ich habe keine Probleme die gesamte Bach-Kantaten Serie auf BIS zu bekommen, Murray Perahias Goldbergvariationen waren aber über Wochen ausverkauft.


    Was verstehst du unter Labelportraits?


    Jan

  • Hallo Jan,


    Unter Labelportraits verstehe ich einen Thread (oder zumindest den Versuch, einen zu beginnen :) wo ein Label aus Sicht des wohlmeinenden Autors vorgestellt wird, mit Firmenphilosophie, Künstlern und vielleicht einigen Beispielen, was es Besonderes an CDs gibt, keine
    Werbekampagne, sondern eine Empfehlung an gute Freunde.
    Dies soll auf Label aufmerksam machen, denen man sonst eher reserviert gegenübersteht. Da Du die "skandinavische Welt" hier repräsentierst, kann ich mir vorstellen welche Label für Dich in Frage kommen. Bisher hab das im alten Forum sowieso ich gemacht,die Resonanz ist eher träge, bei einem solchen Beitrag, das heisst aber nicht, daß er nicht gelesen wird.


    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sicherlich ist daran etwas wahres, lieber Alfred. Es erweckt nicht nur den Eindruck (durch die ehemals vorherrschende Stellung der 'Großen'), daß weniger Neuaufnahmen produziert werden, sondern ist es in der Tat so.
    Das aber, was zB bei Universal (DGG, Philips, Decca...) weniger neu produziert wird, versuchen die kleineren, auch viele neue und unbekanntere Label, zu kompensieren - jedoch nicht in der Masse, wie noch vor 10 Jahren. Wie ich finde, allerdings mit großem Erfolg.


    Na ja, mit welcher Aufnahme fange ich mal an... ?



    Julian Evans - Liszt

    *** Sonate h-moll - Fantasie & Fuge über B-A-C-H - Variationen über Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen - Les jeux d\'eaux à la Villa d\'Este - Bénédiction de Dieu dans la solitude ***]


    Bekanntermaßen liebe ich die Lisztsche Klaviermusik, bin aber nicht bereit, alles, was neu auf den Markt geworfen wird, auch zu kaufen, da ich diverse Aufnahmen besitze, die bei mir Referenzstatus haben.
    Der englische Pianist dürfte vielen noch unbekannt sein. Ich hatte ihn in den 90er Jahren mehrfach im Konzert gehört und befunden, er müsse 'beobachtet' werden. Beim kleinen Label La Vergne Classics erschienen zwischen 1995-97 insgesamt 5 CDs mit unterschiedlichem Repertoire, die ich zu einem Niedrigpreis erwerben konnte. Allerdings empfand ich die meisten der Aufnahmen nicht so überzeugend wie die Darbietung während der Konzerte.
    Einige Jahre vergingen und man hörte überhaupt nichts mehr von Julian Evans, bis vor kurzem die o.a. CD bei dem neuen Label Organum Classics erschien.


    Wo hat man, gerade bei Liszt, überhaupt die Möglichkeit, auf einer CD (übrigens mit einer Spielzeit von 81:01 Minuten), die wichtigsten Solowerke zusammen verereint zu finden ?
    Das war für mich Grund genug, diese CD zu kaufen.
    Alleine schon der hervorragend eingefangene Klang ist bemerkenswert. Wie an den einzelnen Titeln erkennbar, handelt es sich zwar um äußerst virtuose Werke, jedoch erkennt Evans mit seiner Interpretation korrekt, daß nicht die Virtuosität im Vordergrund stehen darf. Trotz teils recht schneller Tempi durchleuchtet er die einzelnen Stücke und legt größten Wert auf die Umsetzung im Vergleich zu den Originalkompositionen (bei den beiden Bach-Werken). Die Wasserspiele perlen nur so vor sich hin, daß es ein reines Hörvergnügen ist. Gottes Segen in der Einsamkeit ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Segen, denn Evans nimmt dem Werk etwas von der süßen Schwermut, die zB von Brendel - obwohl hervorragend gespielt - etwas überzeichnet wurde.
    Für die h-moll Sonate benötigt der Pianist knapp 30 Minuten und verbindet die einzelnen 'Sätze' dieser Abenteuerreise derart geschickt, jedoch nicht, ohne die Dramatik und Nachdenklichkeit auszukosten.


    Alles in allem eine bemerkenswerte Neuproduktion, die sich auszeichnet durch die Zusammenstellung der Werke, den präsenten Klang, eine nicht alltägliche Interpretation und eine bis an die Grenzen der Möglichkeiten ausgeschöpfte Spielzeit.


    Gruß,
    Jürgen

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, den Menschen zu sagen, was sie nicht hören wollen. [frei nach George Orwell]

  • hi,
    ich möchte mich vorerst auf zwei meiner meinung nach beeindruckende klavier-solo neueinspielungen beschränken


    bach - goldberg-variationen - martin stadtfeld (guter kontrast zu andras schiff)


    beethoven - diabellivariationen - peter anderszewski (obwohl die mit afanssiev und sokolov auch nicht zu vergessen sind - aber alle besser als pollini)

  • Aber hallo, und ob es die gibt! Kommt allerdings ein wenig darauf an, auf welchen Bereich man schaut. Die Wiener Klassik und die Romantiker sind natürlich alle im Lauf des 20. Jahrhunderts so oft aufgenommen, dass man hier wenig aufregende neue Perspektiven erwarten kann.
    Doch lenkt man seinen Blick auf die sogenannte "Alte Musik", sieht die Lage ganz anders aus. Vor Bach, dem famosen J.S., ist soviel faszinierende Musik geschrieben worden, die heute kaum bekannt ist und erst allmählich wieder aus dem Dunkel der Geschichte auftaucht. Etwa ein Komponist wie Biber, der findet in diesem Forum bislang überhaupt keine Erwähnung, dabei war der Mann zweifellos ein Genie, und zwar ein ausgesprochen extrovertiertes, so dass seine Musik - obacht!- auch all jenen gefallen sollte, die sonst für Spätromantik schwärmen. Ihr Liebhaber von Mahler, Bruckner & Co, hört Euch doch mal Bibers "Requiem" an (am besten in der Aufnahme unter Savall) oder seine Violinsonaten von 1681 (congenial gespielt von Andrew Manze, bei Harmonia Mundi, derzeit fast umsonst) - das sind Kompositionen, die jedem Verächter von angeblich monotoner Barockmusik in einen glühenden Verehrer umwandeln können!
    Auch die Musik von - um nur einige Namen zu nennen -Zelenka oder Sainte Colombe oder Brumel: alles Werke von staunenswertem Genie, die erst im Lauf der letzten zwei Jahrzehnte wiedernetdeckt worden sind. Und die Reise geht weiter, wie Rene Jacobs umjubelte Einspielung der Barockoper "Croesus" von Reinhard Keiser zeigt.
    Wer Ohren hat, der höre. Man muss sich nur mal von den romantischen Schmachtfetzen 8) lösen (bitte keine Tomaten werfen, natürlich war Mahler ein ganz Großer!)... dann gibt es so viel zu entdecken, dass auch im 21. Jahrhundert keine Langeweile aufkommt.


    In aller Demut, Buxtehude

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  • Es ist Zufall, dass ich gerade auf diesen Thread stoße, doch gerade darum eine schnelle Antwort:


    Aber selbstverfreilich gibt es sie noch. Anderes zu behaupten, ist IMO wohlfeiler Kulturpessimismus ;)


    In letzter Zeit denke ich etwa an Gidon Kremers zweite Aufnahme der Sonaten und Partiten für Violine Solo bei ECM (die nebenbei auch noch den interessanten, mir aber noch nicht bekannten Startschuss zu einem Zyklus der Beethoven-Klaviersonaten mit Andras Schiff geben, eine Aufnahme, die ich aber - noch? - nicht kenne)



    Diese CD ist zweifellos das Geld wert, das sie kostet: Eine völlig eigenständige, gewiss sehr persönliche, manuell keinesfalls zweitklassige Wiedergabe der so oft schon eingespielten Bach-Stücke. Sie schafft es trotz der großen "alten" Konkurrenz, diese Stücke "wie neu" erklingen zu lassen. Was will man mehr.


    Sehr ähnliches, um einmal bei Bach zu bleiben, gelang auch Hidemi Suzuki mit den Suiten für Cello Solo:



    Vielleicht nicht so extrem wie Kremers Sicht auf die Violinsonaten, aber doch: eine gerade neben den alten gültige und beachtenswerte Version der Suiten.


    Warum sollte es heute wirklich anders sein als früher? Sicher, die Kataloge werden nicht dicker, es wird gestrichen. Aber dennoch gibt es sie von Jahr zu Jahr: Interessante, bemerkenswerte Neuaufnahmen, auf die man mit Spannung wartet - und die man gelegentlich sogar wirklich direkt haben will - ich denke jetzt einmal an die nächste Woche erscheinende "Großherzogin von Gerolstein" unter Minkowski...



    Ich höre für's erste auf - die Frage des Threads beantworte ich, eindeutig, mit: Ja.


    In diesem Sinne,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Zum einen gibt es ziemlich viel Musik die im "goldenen Zeitalter" sträflich vernachlässigt wurde, oder wo man doch inzwischen tatsächlich "weiter" ist (Barock und Alte Musik). Da gibt es viele wirklich interessante und maßstäbliche Neuaufnahmen, selbst bei einem durchaus bekannten und relativ häufig gespielten Werk, z.B. diese hier:


    Außerdem sollen sich ja gerade "Klassiker" dadurch auszeichnen, dass man sie immer wieder neu entdecken muß, in diesem Sinne enthält meine "kürzlich bestellt"-Liste auch Dinge, von denen ich eigentlich (mehr als) genug Einspielungen :wacky: besitze:



    Und schließlich hätte man, wenn man sich an "Früher war alles besser" gehalten hätte, spätestens 1960 aufhören müssen, Wagner aufzuführen (eher sogar schon 10 Jahre vorher) :D


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Die Anzahl der Neuaufnahmen ist IMO drastisch zurückgegangen, teils aus Schuld der Konzerne, teils mangels an charismatischen Künstlerpersönlichkeiten, teils aus Indolenz des Kunden, der einfach kein Interesse hat.


    Lieber Alfred,



    Darf ich bitte darauf bestehen, daß die Tonträgerindustrie erst diesen Einfluß auf die Musiker genommen hat -


    Ich sehe das Problem historisch folgendermaßen:


    Mit Entstehen neuer Tonträger ging die Aufnahmetätigkeit parallel, d.h.
    es eröffnete sich der neue Markt, das Betätigungsfeld für die Künstler


    Schon auf LP ist im großen und ganzen alles erhältlich...
    die CD Produktion ist mittlerweise so billig, daß es wahrscheinlich kein Problem wäre, wenn jeder Klavierabsolvent sein Abschlußprogramm in einer Doppel CD rausbringt - ist finanziell und technisch sehr einfach...


    Gott sei Dank bleiben uns solche Überschwemmungen erspart... der Markt ist gesättigt - oder?


    Indolenz des Kunden - sag doch selbst: wieviele Apassionata Aufnahmen braucht der Durchschnittskonsument??
    Ich nehme das niemandem übel, daß die Schmerzgrenze des gekauften bereits erreicht ist... wie soll man denn das Neue aufnehmen - vor allem geistig - können, wenn man schon 20 Aufnahmen im Ohr hat?


    Dann bleiben für die heutigen Künstler nur mehr Nischen wie Live-Konzerte oder sehr persönliche Selektionen oder Raritäten? Wie soll man denn so einen Ruf als charismatischer Interpret aufbauen können? Mir fällt hier Till Fellner ein, den man als Österr. Nachwuchs -Mozartinterpreten bezeichnen kann...(Konzerte im Musikverein sind schon ein Kriterium... aber sagt das nicht auch etwas über seine Agentur aus?)


    Z.B: Stefan Vladar ist IMO eher ein biederer Hochschulprofessor als ein schillernder Interpret, oder?


    Was erwarten wir uns von charismatischen Persönlichkeiten?
    Sollten sie nicht unverwechselbar sein? Wie ist das möglich, wenn wir so von "Vorbildern" beeinflußt sind, daß wir zuerst mal hunderte Maßstäbe anlegen?
    Wir können zwar beschreiben, was wir uns erwarten, aber es sollte dann doch anders sein, sonst wäre es nur eine Kopie, ein Epigone...


    Liegt es vielleicht daran, daß wir keinerlei Schwächen akzeptieren, weil wir überall nur Referenzqualität erwarten?
    Liegt es daran, daß die Voraussetzungen für eine Laufbahn eigentlich nicht zu beschreiben sind - im Sport gibt es Bestleistungen und Rekorde, wer die 100 Meter in 9,5 Sekunden läuft, wird weltberühmt....in der Musik gibts das nicht - wie wäre der neue "Beethovenrekord" aufzustellen..d.H. die Leistungen gäbe es vielleicht, aber sie werden nicht honoriert.
    Gute Interpretationen gibt es sicher, aber sie können gar nicht mehr entsprechend vermarktet werden.



    Habe ein ziemliches Problem mit der Aussage, da ich mich auch persönlich angegriffen fühle,


    diese Hinweise, es gebe heute keine charismatischen Künstlerpersönlichkeiten mehr, hängen mir zum Hals raus :kotz:


    Sorry

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Liebe Forianer,


    die Frage: Gibt es noch interessante Neuaufnahmen möchte ich uneingeschränkt bejahen. Und gibt es noch charismatische Künstler? Aber sicher. Natürlich haben die großen Alten ihre Meriten aber deswegen in den Kulturpessimismus eines Oswald Spengler verfallen wäre auch verkehrt. Der Künstler von heute hat ein Problem: Aufgrund der Tatsache, dass heute eine ungeheure Masse an Tonmaterial verfügbar ist und der Hörer deswegen vergleichen kann- einem Concour dem man sich vor 30 oder 40 Jahren in dieser Form noch nicht stellen musste. So, jetzt aber einige "meiner" interessanten Neuaufnahmen:


    Julia Fischer´s Bach:



    Angela Hewitt´s Couperin:



    York Kronenbergs Schubert:



    Herzliche Grüße,:hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Salut,


    ich wollte mal an diesen eigentlich sehr interessanten Fred erinnern.


    Nach der Dorati-GA sicher sehr empfehlenswert:



    Joseph Haydn
    Orlando Paladino


    Patricia Petibon, Malin Hartelius, Elisabeth von Magnus,
    Markus Schäfer, Werner Güra, Christian Gerhaher


    Concentus Musicus Wien
    Nikolaus Harnoncourt


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Ooooooh ja!




    Eybler: Die vier letzten Dinge
    Elisabeth Scholl, Markus Schäfer, Peter Kooij,
    Rheinische Kantorei, Das Kleine Konzert, Hermann Max
    erschienen 2005 bei cpo





    Tomas Louis de Victoria
    Requiem "Officium defunctorum" (1605)
    +Salve Regina; Ave Regina caelorum a 5 & a 8; Nigra sum;
    Quam pulchri sunt; Trahe me post te
    The Sixteen, Harry Christophers
    erschienen 2005 bei Coro





    Emilio de Cavalieri
    Rappresentatione di Anima e di Corpo
    Beasley, Zomer, Visse, L'Arpeggiata Ensemble, Christina Pluhar
    erschienen 2005 bei alpha



    liebe Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • JA, die gibt es noch.


    Heute im Saturn:


    Nachdem ich bitter enttäuscht von Julia Fischers Partiten und noch bitterer
    enttäuscht von den gruslichen Brandenburgischen Konzerten von NH wurde,
    habe ich mir mit Begeisterung Martin Stadtfelds neue Bach-CD angehört:


    Und siehe da: Schon das erste Klavierkonzert zog mich in den Bann.
    Ich dachte, ich hätte mit Gould und Lipatti schon meine Referenzen
    ausgemacht. Und dann kommt der junge Mann aus Koblenz, der in
    diesem Forum ja schon ruppig angegangen wurde, daher und spielt
    den ersten Satz fast so schnell wie den dritten Satz des Italienischen
    Konzertes und im Stile des schnellen Gould. Völlig neu erscheinen
    die kontrapunktischen Verwebungen, ich höre neue Zusammenhänge
    heraus; es klingt so neu und anders. Ich schwebe auf Wolke sieben
    und mache schon fast meinem Avatar alle Ehre, so dass mich schon
    die gepiercten-die-neue-von-Sharkira-anhörenden mich anstarren und sich
    fragen, was ich denn wohl genommen hätte. So stelle ich mir eine gute Platte
    vor. Überraschungen stellen sich zwar immer seltener dar,
    aber sie gibt es noch.


    :jubel:

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Ein interessanter Thread, den ich bislang übersehen hatte.


    Meine Position ist ziemlich klar: ich beabsichtige, nach meiner Rückkehr auf die gottwohlgefällige Seite des Weißwurstäquators den allergrößten Teil meiner CD-Sammlung aufzulösen, weil ich feststellen muss, dass Interpreten wie


    Richard Egarr
    Christine Schornsheim
    Ronald Brautigam
    Christian Gerhaher
    Jos van Immerseel
    Midori Seiler
    Philippe Herreweghe
    Rinaldo Alessandrini
    René Jacobs
    das Freiburger Barockorchester
    Concerto Köln
    neben einigen anderen


    oder ein genialer Einzelgänger wie


    Peter Jan Marthé



    meinem Musikempfinden viel eher entsprechen als die meisten der großen Namen der Vergangenheit.


    Ich preise mich glücklich, in einer Zeit zu leben, wo es so viele kleine und größere Labels gibt, die mit einer enormen Findigkeit und Liebe viele wundervolle Aufnahmen produzieren, vor denen mancher Lorbeerkranz zu Staub zerfällt.


    Gibt es heute noch starke Künstlerpersönlichkeiten?


    Wahrscheinlich gibt es heute weniger starke Künstlerpersönlichkeiten, dafür aber eine hocherfreuliche Vielzahl an Künstlerpersönlichkeiten, bei denen das Werk im Vordergrund steht und nicht die Weihrauchduftende Aura des Hohenpriestertums der im Qualm kläglich vor sich hinröchelnden Kunst.


    Schon Wagner wünschte sich doch in seinem Testament: "Deutlichkeit!"


    Wirklich, m.E. gibt es überhaupt keinen Grund zum Kulturpessimismus, ganz im Gegenteil. Es spricht vieles dafür, dass sich eine nie dagewesene Vielfalt entwickelt, in der ungeahnte Reichtümer zu entdecken sind.


    Es gibt ja sogar wieder Geiger, die die post-Kreisler und post-Heifetz-Vernichtung der alten Tradition überwunden haben und die Geige wieder in ihr altes Recht als das der menschlichen Stimme ähnlichste Instrument einsetzen - und da soll man Trübsal blasen?


    Ich jedenfalls blase mitnichten Trübsal sondern preise mein Glück.


    :hello:
    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Zitat

    Original von SMOB
    JA, die gibt es noch.


    Heute im Saturn:


    Nachdem ich bitter enttäuscht von Julia Fischers Partiten


    Lieber SMOB,


    könntest Du im einschlägigen Thread kurz berichten, was Dir an der Aufnahme nicht gefallen hat?


    Bei Stadtfeld ging es mir übrigens genau andersherum: Ich finde es schade, dass Stadtfeld ein so enges Repertoire pflegt. Es wäre schön ihn einmal mit anderen Stücken zu hören. Bach´s "Klavierkonzerte" auf dem Steinwayl? Das gibt es schon mit Perahia und Hewitt.


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Doch, auch ich finde immer wieder für mich interessante Neu-Aufnahmen. Allerdings eher im Bereich von unbekannteren Werken - und im grossen Gebiet der sog. "Alten Musik".


    Beim gängigen Repertoire finde ich kaum Kaufanreize... Mit grossem Interesse hatte ich das Thema, wieviel Mahler auf CD wir Hörer eigentlich brauchen, verfolgt. Vergleichbares findet sich auch im Bereich der Operngesamtaufnahmen. Um eine neue "Traviata" oder "Bohéme" auf den Markt zu bringen, bräuchte es gewichtige Gründe. Die Kataloge sind voll mit sehr guten Aufnahmen - und auch unterschiedliche Geschmäcker werden perfekt bedient. Gründe für eine Neuafnahme kann ich z. Zt. nicht erkennen.


    Um ein Ensemble herauszugreifen dessen Neuaufnahmen absolut lohnend sind: "Cantus Cölln", zuletzt mit einer phänomenalen Einspielung von Buxtehudes "Membra Jesu nostri" hervorgetreten, aber auch ihre "h-moll-Messe", die "Weihnachtshistorie" von Rosenmüller oder die Stücke des "Altbachischen Archives" sind tolle Neuaufnahmen, die sicher nicht nur mich begeistern.


    Johannes Roehl hat René Jacobs erwähnt (das hast mich gewundert...), aber auch dessen Aufnahmen finde ich spannend genug, um auch diese als echte Bereicherung meiner CD-Sammlung zu empfinden.

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  • Zitat

    Original von Alviano
    Um ein Ensemble herauszugreifen dessen Neuaufnahmen absolut lohnend sind: "Cantus Cölln", zuletzt mit einer phänomenalen Einspielung von Buxtehudes "Membra Jesu nostri" hervorgetreten, aber auch ihre "h-moll-Messe", die "Weihnachtshistorie" von Rosenmüller oder die Stücke des "Altbachischen Archives" sind tolle Neuaufnahmen, die sicher nicht nur mich begeistern.


    Johannes Roehl hat René Jacobs erwähnt (das hast mich gewundert...), aber auch dessen Aufnahmen finde ich spannend genug, um auch diese als echte Bereicherung meiner CD-Sammlung zu empfinden.


    Ich habe eine konkrete Aufnahme unter seiner Leitung erwähnt. Das ist ein kleiner, aber nicht völlig unwichtiger Unterschied. ; ) Zwar begrüße ich es, wenn interessante Künstler auch gängigeres Repertoire einspielen, dennoch bringt es mehr, wenn Jacobs Händel, Monteverdi oder gar Cesti, Alessandro Scarlatti einspielt als Mozart.


    Wo ist meiner Ansicht nach noch Luft, und teils gar nicht so wenig, für spannende Neuaufnahmen?


    - bis einschließlich 17. Jhd. natürlich noch einiges, obwohl ziemlich sicher die diskographische Situation bezüglich Mittelalter, Renaissance und Barock noch nie so gut war wie heute


    - Aber auch im 18. Jhd.:
    Händels Opern und Oratorien liegen zwar fast alle irgendwie vor, aber hier ist häufig noch sehr viel Luft für Verbesserung. Diese Opern wurden seinerzeit für die 4 besten Sänger der Welt geschrieben und heute allzuoft mit quetschigen Countertenören und Chormädchen besetzt.
    Im anderen Thread ergab sich gerade, dass es von den Chandos Anthems exakt eine (dem vernehmen nach inde sehr gute) Einspielung gibt.


    Bei Haydn, Mozart und CPE Bach sieht es inzwischen ziemlich gut aus, aber es ist gerade bei weniger bekannten Werken auch noch Luft.


    -Es folgt Beethoven: es gibt noch keine einzige komplette HIP-Aufnahme der Quartette, meines Wissens auch noch keine überzeugende der Violin-
    oder Klaviersonaten auf alten Instrumenten


    -Mainstream des 19. Jhds. scheint gut bedient, aber geht man an die Ränder: Was ist z.B. mit den Opern von Rimsky-Korssakoff? Ich bin hier nch so firm, aber häufig werden hier immer noch klanglich geradeso akzeptabel russische Mono-aufnahmen empfohlen...


    im 20. Jhd. gibt es dann wieder kuriose "Lücken". Mir ist keine (ich kenne allerdings nicht alle, aber doch einige) befriedigende Einspielung der bekanntesten Bühnenwerke von Kurt Weill bekannt, Mahagonny und Dreigroschenoper (und ich fürchte, bei den weniger bekannten, sieht es noch ärger aus). Sehr seltsam, bei einem Komponisten, der doch mir eingien Werken sehr breit bekannt ist. Es scheint unmöglich, den Typ singenden Schauspieler zu besetzen, den etwa die Dreigroschenoper fordert und denen dann klar zu machen, dass sie sich stilistisch an den Schellacks der frühen 30er orientieren sollen, nicht an den skurrilen Übertreibungen, die seit den 50ern dominieren. Und sobald man, etwa in Mahagonny, gut ausgebildete Sänger benötigt, wird es noch dürftiger...


    Aber da herrschen letzlich wieder die im "Zuviel Mahler?"-thread erwähnten Überlegungen und es wird entweder was eingespielt, was es schon zigmal gibt, oder eine in Teilen sehr gute Produktion wie die Dreigroschenoper unter Gruber durch Nina Hagen entwertet


    Und es gilt ja auch für historische Wiederveröffentlichungen, dass teils Lücken klaffen, während anderes jetzt, nach Ablauf des Copyrights zum Überfluß nochmal auf Naxos erscheint. Kürzlich zB Goulds Goldbergvar. von 1955 und die Boheme unter Beecham. Aber wer sitzt auch all den Westminsteraufnahmen mit Scherchen u.a., auf die ich seit Jahren warte...?


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von Alviano
    Doch, auch ich finde immer wieder für mich interessante Neu-
    Um ein Ensemble herauszugreifen dessen Neuaufnahmen absolut lohnend sind: "Cantus Cölln", zuletzt mit einer phänomenalen Einspielung von Buxtehudes "Membra Jesu nostri" hervorgetreten, aber auch ihre "h-moll-Messe", die "Weihnachtshistorie" von Rosenmüller oder die Stücke des "Altbachischen Archives" sind tolle Neuaufnahmen, die sicher nicht nur mich begeistern.


    Zumindest vom "Altbachischen Archiv" hat Reinhard Goebel mit seinemr Musica antiqua Köln schon 1985 für die Archiv Produktion die Kantaten aus dem Altbachischen Arvchiv aufgenommen. Besonders beeindruckte mich die Kantate "Es erhub sich ein Streit" von Joh. Chr. Bach und die Kantate ""Siehe wie fein und lieblich" von Georg Christoph Bach. Damals waren diese Werke kaum bekannt.



    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    -Es folgt Beethoven: es gibt noch keine einzige komplette HIP-Aufnahme der Quartette, meines Wissens auch noch keine überzeugende der Violin-
    oder Klaviersonaten auf alten Instrumenten


    -Mainstream des 19. Jhds. scheint gut bedient


    Steht man (wie ich) auch im 19. Jahrhundert auf alte Instrumente (die klanglichen Unterschiede wird jeder hören können), so sieht es noch sehr mager aus. Hier ist VIEL Platz für neue Referenzeinspielungen!

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    Nun, zumindest was die Klaviersonaten betrifft, ist ja Abhilfe in Aussicht: Ronald Bräutigam spielt ja gerade die Klaviersonaten ein, also wird in absehbarer Zeit eine Gesamteinspielung vorliegen. Die Teile, die bisher erschienen sind, sind sehr gelungen.


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

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  • Zitat

    Original von Caesar73


    Nun, zumindest was die Klaviersonaten betrifft, ist ja Abhilfe in Aussicht: Ronald Bräutigam spielt ja gerade die Klaviersonaten ein, also wird in absehbarer Zeit eine Gesamteinspielung vorliegen. Die Teile, die bisher erschienen sind, sind sehr gelungen.


    Ja, ich habe inzwischen auch eine CD dieser Reihe und finde sie besser als alles, was ich bisher in dem Bereich gehört habe. Aber dennoch erstaunlich, oder? Es gibt bestimmt ein halbes Dutzend HIP-Versionen der Sinfonien, auch einige der Klavierkonzerte, aber bei der Kammermusik, wo es eigentlich näher läge und man weniger Musiker benötigt, sieht es recht mau aus. Es gibt meines Wissens zweimal op. 18 a la HIP und zwei oder drei weitere einzelne CDs mit Quartetten, eine der Klaviertrios (Castle Trio) und einige Einzel-CDs der Violinsonaten, aber zwei oder dreimal die Cellosonaten komplett...


    Was ich oben noch vergessen habe: Händels Kammermusik gibt es in recht ordentlichen Aufnahmen, aber bei den Cembalowerken wird es ziemlich dünn. Ein wirklich überragende Einspielung, wenigstens der 1720 und 1733 Sammlungen, von einem improvisationsfreudigen Cembalisten, steht meinem Eindruck nach noch aus (wobei ich allerdings nicht alles gehört habe, was es gibt)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Was ich oben noch vergessen habe: Händels Kammermusik gibt es in recht ordentlichen Aufnahmen, aber bei den Cembalowerken wird es ziemlich dünn. Ein wirklich überragende Einspielung, wenigstens der 1720 und 1733 Sammlungen, von einem improvisationsfreudigen Cembalisten, steht meinem Eindruck nach noch aus (wobei ich allerdings nicht alles gehört habe, was es gibt)


    Kann es nicht sein, dass es da Aufnahmen seit den 60er Jahren gibt, die aber gegenwärtig nicht verfügbar sind (Leonhard und co.)?

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl


    Ja, ich habe inzwischen auch eine CD dieser Reihe und finde sie besser als alles, was ich bisher in dem Bereich gehört habe. Aber dennoch erstaunlich, oder?


    In jedem Fall. Nur denke ich, dass im Falle der Klaviersonaten der Schatten, den die großen Alten werfen, ein Hindernis darstellt. Aber vielleicht bewirkt Bräutigam hier so eine Art Initialzündung, obwohl ich persönlich nicht glaube, dass jetzt Gesamtaufnahmen auf historischen Instrumenten in Serie entstehen werden. Dazu laufen im Augenblick einfach zu viele andere Gesamteinspielungen. Was die Violinsonaten angehtn: Andreas Staier hat ja gerade mit Daniel Sepec die Violinsonaten Nr. 4 und 7 aufgenommen. Warum man sich niemand an Händels Cembalowerke traut? Eine gute Frage.
    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Bernhard
    Zumindest vom "Altbachischen Archiv" hat Reinhard Goebel mit seinemr Musica antiqua Köln schon 1985 für die Archiv Produktion die Kantaten aus dem Altbachischen Arvchiv aufgenommen. Besonders beeindruckte mich die Kantate "Es erhub sich ein Streit" von Joh. Chr. Bach und die Kantate ""Siehe wie fein und lieblich" von Georg Christoph Bach. Damals waren diese Werke kaum bekannt.


    Sicher, Stücke aus dem "Altbachischen Archiv" wurden immer wieder mal aufgenommen. Am bekanntesten ist vielleicht das Lamento "Ach, das ich Wassers genug hätte".


    Aber zum einen gibt es von dieser Sammlung kaum allzuviele Aufnahmen, noch würde ich um einen weiteren Versuch eines anderen Ensembles selbiges einzuspielen einen Bogen machen.


    Vergleichbar ist bestimmt "Selva morale" von Monteverdi. Einzelne Stücke waren immer bekannt (auch eine ältere Gesamteinspielung unter Corboz bei Erato existiert), aber trotzdem war die Neuaufnahme mit "Cantus Cölln" eine echte Bereicherung des Angebotes. Ich habe mir gerade kürzlich eine weitere Einspielung gegönnt, diesmal unter dem von mir hochgeschätzen G. Garrido (habe ich allerdings noch nicht gehört).


    (...)


    Siehste, lieber Johannes Roehl, gerade bei Mozart und Jacobs finde ich, dass man viel interessanntes zu hören bekommt, so dass ich hier sagen würde, da lohnt sich selbst eine Neuaufnahme von bekanntem - oder allzubekannten: so frisch, spannend und spielfreudig habe ich Mozart lange nicht gehört, wie unter der Leitung des belgischen Sängers und Dirigenten René Jacobs.


    Wenn ich mich recht erinnere, hattest Du sinngemäss über den "Messiah" unter Jacobs gesagt, dass der Dir so schnell nicht ins Haus käme. Da fand ichs doch gut, dass Du just einen Händel unter Jacobs als "interessante Neuaufnahme" erwähnst (zumal "Saul" eher zu den bekannteren Werken von Händel gehört und McCreesh eine sehr gelungene Aufnahme vorgelegt hat).


    Finde es immer schön, wenn sich doch gemeinsames findet.


    Grüsse gen Süden (Bernhard) und gen Norden (Johannes)

  • Guten Abend


    Zitat

    Original von Alviano



    Vergleichbar ist bestimmt "Selva morale" von Monteverdi. Einzelne Stücke waren immer bekannt (auch eine ältere Gesamteinspielung unter Corboz bei Erato existiert), aber trotzdem war die Neuaufnahme mit "Cantus Cölln" eine echte Bereicherung des Angebotes. Ich habe mir gerade kürzlich eine weitere Einspielung gegönnt, diesmal unter dem von mir hochgeschätzen G. Garrido (habe ich allerdings noch nicht gehört).


    Diese Aufnahme mit Garrido



    und seinem Ensemble Elyma kann ich nur empfehlen und sie als
    Alternative zur Aufnahme des Cantus Cölln und des Concerto palatino stellen.
    Vor Jahren hat auch Frieder Bernius mit dem Kammerchor und Barockensemble Stuttgart u.a. mit Emma Kirkby schon die "Selva morale" eingespielt. Bei dem ebenfalls auf dieser CD herrlich eingespielten Psalm 121 "Laetatus sum" meint man sich schon in Monteverdische Opern versetzt.


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

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