Wann wirkt Musik wie Droge?

  • Hallo,


    ich wollte mal fragen wer bei welcher Musik so eine Art "Flash"
    8o bekommt. Ich denke, dass jeder dieses Gefühl kennt, wenn viele Glückshormone ausgeschüttet werden.


    Wenn ich Musik höre passiert mir das eigentlich nie so richtig, eher wenn ich selber auf dem Klavier spiele. Besonders eigentlich bei Bach (WTK und Goldbergvariationen), obwohl ich nicht wirklich gut bin.


    Inwiefern meint ihr, hängt das von der Spielstärke ab, oder davon, ob man mit anderen zusammen spielt, oder halt auch vom Komponisten (Martin Stadtfeld verbringt zum Beispiel Nächte nur mit Mozartsonaten)?


    MfG

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Hallo SMOB


    Der große zeitgenössische Sänger Andre Heller kommt hier in diesem Forum zu Ehren, nicht wegen seiner klassischen Stimme, sondern wegen seiner Texte.
    Unlängst hab ich mich angesichts dest neulich in Berlin "entdeckten " Mozart Portraits über einen Text lustig gemacht ("..und Mozart sartb den Hungertod in Wien")
    Heute zitiere ich jedoch eine sehr klugen und wahren:
    "Die wahren Abenteuer sind im Kopf"
    Hierin hat er vollkommen recht, und natürlich gilt das auch für die Musik, selbstredend auch für die klassische.


    Die Musik dient zur Erreichung des Glücksgefühls lediglich als Mittel (ich würde Medium benützen, wenn das in diesem Zusammenhang nich schon anderweitig besetzt wäre)


    Es wird, allerdings nur wenn der Hörer "bereit" ist eine Art Hypnose erzeugt. Je nach Art der Musik kann das eine vollkommene Enstpannung bringen (als Beispiel sei hier die Indische "Meditationsmusik" genannt, aber auch Orgel funktioniert.)


    Stücke wie Ravels Bolero sind wie geschaffen zur Erreichung eines hypnoseartigen Zustandes.
    Aber auch gregorianischer Choral etc....


    Das hat, wie ich erst neulich beobachtet habe, nicht mal was damit zu tun, ob einem die Musik gefällt oder nicht, man muß sich ihr lediglich "ausliefern"


    Einen anderen Effekt habe ich Musik der Wiener Klassik entdeckt:
    Sie ist uinder gewissen Umständen in der Lage ein "Hochgefühl" ein gefühl des Triuphes zu suggerieren, wahrscheinlich mag ich sie deshalb so gern.


    Wahrscheinlich ist es so, daß man, wenn man selbst musiziert, sich "automatisch" der jeweiligen Musik ausliefert. Deshalb hast Du dann dort Deine Hochgefühle, beim passiven Hören jedoch funktioniert es (bei Dir)offensichtlich nicht so gut.


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo


    "Echte" Musik ist zweifellos eine weit bessere Droge als Konserven, da sind sich wohl fast alle einig - unabhängig davon was Konserven andere Vorteile und Nachteile haben.
    Im zweiten Akt von Tristan und Isolde in Frankfurt hatte ich vor einem Jahr angst schwerelos zu werden und aus dem Sitz zu schweben und dann ins Parkett zu stürzen. Machte mich richtig besoffen die Musik und der ganze Körper kribbelte. In den Pausen und als das dann zu ende war, war ich nicht willens und nicht fähig mit meinen Freunden zu sprechen, hätte mich am liebsten auf dem klo eingeschlossen.


    Bei besonders guten Aufführungen im Frankfurter Konzertsaal "Alte Oper" stellen sich ähnliche Eindrücke ein und das Bild des hell angestrahlten metallischen Orgelprospekts über der Bühne verschwimmt mit dem angenehmen Farbton der Tropenholzvertäfelung des Saals. Wenn sich bei besonders elektrisierenden Aufführungen dieses gefühl bei mir einstellt, entstehen im Saal auch nicht die sonst permanent auftretenden Störgeräusche des publikums - die meisten Zuhörer sind dann nämlich auch atemlos gebannt. Das erste Erlebnis dieser Art hatte ich bei einem Klavierabend mit Radu Lupu (Brahms) und später u.a. bei einem Konzert mit Günter Wand


    Vielleicht ein bisschen dick aufgetragen, aber ich denke es geht einigen von euch genauso.


    gruss

  • Salut,


    mir ist es schon passiert, dass ich in einer absoluten Depressionsphase ausgerechnet Mahler's Sinfoniefragment der 10. angehört habe... endlos... da kann man schon fast bei draufgehen. Ich bin deswegen seit einigen Jahren sehr Vorsichtig bei der "Benutzung" von Musik zur Unterstützung oder Aufbesserung der Stimmung für mich selbst.


    Viele Grüße, Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Ebenfalls zu Depressionen tendierend, meide ich derartige Musik...
    Ich geniese daher auch geistliche Musik nur in kleinen Dosen, da sie mich an die Vergänglichkeit erinnert.


    Gruß


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • @Alfed, Deine Aussage:
    Ich geniese daher auch geistliche Musik nur in kleinen Dosen, da sie mich an die Vergänglichkeit erinnert.
    -------------------------------------------------------------------
    So ist aber das Leben einmal bestimmt.
    Was für eine geistige Inspiration erlebe ich immer wieder in Bach seinen großartigsten Werken, ob Kantaten, Oratorien oder Orgelspiel. Ein wahres Glücksgefühl kann ich bei seiner Musik erleben, einen Gottesdienst ersetzt er allemal mit seiner großartigen Musik.
    Warte nur ein paar Jährchen, dann wirst Du diese Empfindungen ebenfalls erfahren können, vorausgesetzt, wenn Du dich mit geistiger Musik mehr auseinandersetzt....



    Herzliche Grüße
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Zitat von Reklov29:


    Zitat

    einen Gottesdienst ersetzt er allemal mit seiner großartigen Musik


    Naja, diese Meinung teile ich nicht ganz. Vom Musikalischen her vielleicht, aber vom Seelischen? Auf gar keinen Fall.


    Aber wir wollen hier ja keine religiösen Fragen diskutieren.


    Geistliche Musik ist für mich sehr wichtig und sehr schön, weil sie eine Art Gegenpol zur "normalen" Konzertliteratur darstellt. Dabei nimmt die Orgelmusik einen ganz besonderen Stellenwert ein. Diese erinnert ja nun nicht gerade sofort an den Tod. Auch wenn mit der Orgel natürlich immer sofort die Kirche verbunden wird.
    Aber als gläubiger Christ kann man unglaublich viel Kraft aus geistlicher Musik schöpfen, ähnlich, als wenn man in der Bibel liest.
    Zudem hat man ja eine besondere Beziehung zu dieser Musik, wenn man sie sonntäglich nicht nur hört, sondern auch praktiziert.


    Aber wie Droge wirkt diese Musik nicht auf mich. Unter Droge zu stehen, bedeutet ja, fernab der Realität zu sein, und das wird durch geistliche Musik keineswegs hervorgerufen. Man wird eher wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und wird sich bewusst, dass man doch nur eine winzige Kreatur auf dieser Erde ist.



    Gruß, Peter.

  • Hallo Peter,


    ich weiß, dass ich mit dieser Aussage, die Musik Bachs ersetzt für mich einen Gottesdienst nicht
    ungeteilte Zustimmung erwarten kann
    Wenn ich durch hervorragende Interpreten z.B. die Matthäus-Passion höre, ersetzt die Musik und das
    gesungene Wort mir persönlich einen Gottesdienst.



    Herzliche Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Salut,


    zu einer noch nicht allzu gottlosen Zeit darf ich mich da auch noch einklinken...


    Mir ist aufgefallen, dass die Diskussion weitestgehend in die Richtung "Frage nach der Berechtigung geistlicher Musik" gegangen ist, das lese ich zumindest zwischen den Zeilen heraus.


    Ich persönlich finde geistliche Musik sehr schön, finde aber, dass sie mit "Kirche" auch nicht das geringste zu tun hat (wenn man von ein paar Kirchensonaten absieht). Der Komponist, nennen wir ihn der Einfachheit halber BACH, war ein gläubiger Mensch, der seine Gläubigkeit in der Musik auszudrücken vermochte und zwar so, dass jeder es versteht, obwohl das womöglich gar nicht seine Intention war (?).


    Ich verstehe durchaus Meinungen sehr gut, die durchleuchten lassen, dass es "einem" beim Hören von sog. geistlicher Musik "schlecht wird". Leute, vergesst einfach die Institution dabei und glaubt an die Musik...


    Dazu eine kurze Randbemerkung, die schnell wieder vergessen werden sollte: Die Kirche tut meines Erachtens auch viel zu wenig für "ihre" Musik - zumindest finanziell - oder ist es schön, dass ein Organist (Praxisbeispiel, noch gar nicht so lange her...) für einen Gottesdienst 15 Mark bekommt?? Und daran hat sich bis heute nicht viel geändert.


    Für mich ersetzt jedenfalls jedwede Formation von klass. Musik einen Gottesdienst (wobei ich jetzt nicht sagen will, dass ich Bach oder Mozart mit Gott gleichsetzen will, aber immerhin hat ER - oder wer auch immer - sie geschaffen).


    ER wird die Musik schon verstehen.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Zitat

    Original von petemonova
    Aber wie Droge wirkt diese Musik nicht auf mich. Unter Droge zu stehen, bedeutet ja, fernab der Realität zu sein, und das wird durch geistliche Musik keineswegs hervorgerufen. Man wird eher wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt und wird sich bewusst, dass man doch nur eine winzige Kreatur auf dieser Erde ist.



    Gruß, Peter.


    Das habe ich ja fast überlesen... Salut nochmal,


    Wie würdest Du das einschätzen, wenn ich am 05.12. eines jeden Jahres um 0:10 Uhr Mozart's Requiem höre, welches um 0:55 Uhr beendet ist und dabei völlig fernab der Realität bin und permanent in Tränen ausbreche, falls ich überhaupt aufhöre, zu heulen...


    Dass ich ein totaler Spinner und Mozartfanatiker bin, brauchst Du mir jetzt wirklich nicht zu sagen, das ist allgemein bekannt.


    Ich habe diese Frage auch keinesfalls irgendwie böswillig gestellt, sondern einfach wirklich nur als Pendant zu Deiner Aussage.


    Bin sehr gespannt...


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • @ Ulli:


    Das akzeptiere ich voll und ganz.
    Ich weiß zwar jetzt nicht, was am 5.12. um diese Zeit geschehen ist (oder war das nur ein völlig aus der Luft herbeigeholtes Beispiel?), aber ich glaube gut und gerne, dass man auch von geistlicher Musik "abheben" kann. Vielleicht war mein Satzbau unglücklich gewählt.
    Wenn ich Mendelssohns Chorwerke höre, könnte auch ich dahinschweben. Aber es wird halt kein Drogenfeeling aufgebaut.
    Obwohl ich einen Rauschzustand (Alkhol mal abgesehen) nicht kenne und, ich hoffe, auch nicht kennenlernen werde, glaube ich für mich, dass geistliche Musik das nicht erreichen kann.
    Das liegt bestimmt daran, dass ich gläubiger Christ bin und diese Werke vor einem vielleicht etwas anderem Hintergrund sehe.


    Ich möchte es jedenfalls niemandem verdenken, wenn durch solch eine Musik Rauschzustände oder Tränenausbrüche (ist das eigentlich ein "Rauschzustand") hervorgerufen werden.
    Das ist immer so eine Sache, wie man an die Musik im Vorfeld herangeht.


    Zitat

    Dass ich ein totaler Spinner und Mozartfanatiker bin, brauchst Du mir jetzt wirklich nicht zu sagen, das ist allgemein bekannt.


    Ich habe von Anfang auch nicht nur den Hauch eines Gedanken gehabt, dass du ein Spinner sein könntest. Das wirst du von mir garantiert nie hören. :yes: ;)



    Gruß, Peter.

  • Bonsoir,


    also, ob bei Bach der Glaube die Musik prägt, will ich garnicht groß kommentieren, nur so viel, man schaue sich einfach mal einige der umfangreichen Arbeiten zum Thema "Musikalische Textverwirklichung in den bachschen Weihnachtsoratorien " an, und sage mir dann, wie man dies ohne Glauben machen konnte. Nun zum eigentlichen Thema:
    Ich habe im Konzert die Erfahrung gemacht, dass wenn mich Musik besonders bewegte, ich jeglichen Sinn für musikalische Struktur verliere, einfach nur noch genieße und mich hinterher nicht mehr an irgendein Detail erinnern kann. Bei Konserven reißt es mich entweder sofort weg oder nach mehmaligen Hören. Oft tut auch ein halbes Jahr Pause gut.
    Es kann aber auch passieren, dass ein Werk mich mitreißt und dies nach einiger Zeit auf ganz andere Weise wieder vermag, weil sich mein Hrizont und das Verständnis des Werkes erweitert haben. Dies macht sich aber auch negativ bemerkbar, da man jetzt höhere Ansprüche sowohl an das Werk als auch die Interpretation stellt.


    Grüße
    nubar

  • Salut, Peter,


    zur Information bzw. als Antwort auf Deine Frage: Am 05.12.1791 um 0:55 Uhr ist Mozart - soweit man heute es nachweisen kann - für immer von dieser Welt gegangen... :(


    Und übrigens: Ich BIN ein Spinner (frage Alfred!!) und will auch weiterhin einer sein! :)


    Ich bin natürlich auch kein Fan von Drogen, habe damit auch rein gar nichts am Hut (mal von ein paar Fläschchen Wein und ein paar Glimmstengeln abgesehen), aber bei Musik wird's dann doch manchmal sehr kritisch... weil ich wirklich vor lauter Musik manchmal vergesse, dass ich auch noch Arbeiten muss...


    Naja, Danke für Dein Verständnis und auf weitere gute Beiträge!


    Liebe Grüße Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • @ Ulli:


    Zitat

    Am 05.12.1791 um 0:55 Uhr ist Mozart - soweit man heute es nachweisen kann - für immer von dieser Welt gegangen...


    Oh Mann, ich hätte es wissen müssen! :rolleyes:


    Zitat

    Und übrigens: Ich BIN ein Spinner (frage Alfred!!) und will auch weiterhin einer sein!


    @ Alfred: Stimmt das?


    @ Ulli: Ich fühle mich dabei nicht wohl, jemanden als Spinner zu bezeichnen. Ich bleibe bei meinem Standpunkt. Basta. ;) :D



    Gruß, Peter.


    P.S.: Apropos Droge. Schon wieder Schnapszahl. :stumm: :D

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  • Hallo Peter,


    ob Du oder Alfred beurteilen können, in wie weit Ulli ein Spínner ist ist dahingestellt (WIR WISSEN ES ! :jubel: ) Vielleicht verstehen wir uns deshalb so gut...


    Zum Thema: Musik gehört für und zum Leben. Das erste was bei uns zum Laufen gebracht wird, ist der CD "Spieler". Ohne geht es nicht.


    Hin und weg sind wir, wenn Pavarotti "sein" Nessun Dorma singt. Da kommen Gefühle auf, die nicht beschreibbar sind.


    Wenn "wir" Depressiv sind - und das gehört eigentlich zu dem Thema "Kann Musik trösten" geben wir es uns doppelt schwer. Da quälen wir uns mit Ludwig Hirsch. (Dunkelgraue Lieder)


    :stumm:


    Eine Droge ist etwas, dass man TÄGLICH braucht. Und Mozart "läuft" bei uns jeden Tag - jede Minute ...


    Wir erinnern uns an das erste Weihnachten hier, vor fünf Jahren. Umzugsstress . Wir hatten das Restaurant via Zeitungsartikel entdeckt. (Am 10ten Oktober Kurz angerufen. Rohbau besichtigt. Waren begeistert. Zuschlag gegeben. Es stand weder Finanzierung noch sonst was. Wir WOLLTEN das einfach.) Eröffnung sollte am 1ten Dezember sein. Haben wir auch geschafft . Aber wir waren soooo fertig. Haben alles alleine durchgezogen. Und dann kam der 24te. "Weihnachten" Wir wussten, wir mussten für die Weihnachtstage vorbereiten...


    Natürlich taten wir das. Irgendwann um Mitternacht kam der erste tote Punkt. Was haben wir gemacht? - Wir haben die RIESEN Boxen aus der Wohnung geholt, die im Restaurant angesschlossen und (NEIN - NICHT Mozart - sondern die drei Tenöre aufgelegt. Das gab uns wieder den richtigen Schub... - NESSUN DORMA eben.


    Obwohl wir geschuftet haben ( mehr als drei Stunden "Schupfnudeln drehen) das schönste Weihnachten überhaupt. Dank Nessum Dorma und Pavarotti. Das war vielleicht nicht Droge - aber Aufputschmittel ohne Ende...


    Liebe Grüße


    B&W

  • Hallo an alle!
    Der Ausdruck "Droge" hat für mich so einen negativen Klang. Aber ich habe neulich schon von der Theorie gelesen, daß - wenn man z.B. musiziert - sogenannte Glückshormone ausgeschüttet werden und man quasi in einen Rauschzustand versetzt wird. Habe mich schon gewundert, warum ich immer so gelöst und gutgelaunt von der Chorprobe (und insbesondere nach Konzerten erst)nach Hause komme.


    Ich würde klassische Musik mal als "positive Droge" bezeichnen. Letztes Jahr hat es bei mir z.B. eine persönliche Veränderung gegeben und ich wußte nicht, ob es die richtige Entscheidung war. Schließlich habe ich eine Mozart-CD herausgeholt und hörte immer wieder die Symphonie Concertante KV 364, 1. Satz. Danach hatte ich jedesmal einen klaren Kopf und bin entspannter an die Sache rangegangen. Kein anderes Stück versetzt mich so in einen meditativen Zustand, ich setze es mal mit Autogenes Training oder Yoga gleich.


    Für mich gibt es auch sehr schöne Stücke zum Abreagieren: Beethovens Pastorale, Don Giovanni's Höllenfahrt oder das Finale aus der Götterdämmerung. Das tut richtig gut, wenn man auf 180 ist. Danach ist der Puls wieder im Normalbereich (zumindest bei mir).


    Viele Grüße,
    Susanne

    Einmal editiert, zuletzt von Susanne ()

  • Salut, Susanne,


    schön, Dich im Club der "Süchtigen" willkommen heißen zu können!


    Mir geht es übrigens genau so, wenn ich auf 180 bin... dann hilft nur Mozart's c-moll-Klavierkonzert volle Lautstärke oder Mahler's 6. Sinfonie noch lauter...


    Viele Grüße und auf viele interessante Beiträge!


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Gleichgesinnte!


    Mir geht es nicht anders. Ich setzte klassische Musik gezielt ein, um meine seelische Befindlichkeit zu stabilisieren, manchmal atme ich mit dem Auf-und Abstrich einer Geige mit, um mich zu beruhigen. Wenn ich richtig depressiv bin, vertrage z.B. Bach nicht, sehr wohl aber Mahler usw. Ohne Musik könnte ich nicht leben. Auf die berühmte Insel nähme ich daher unbedingt eine Stereoanlage und alle meine CDs mit.

  • Zitat

    Von wikipedia
    Rausch-Drogen bewirken eine Änderung der Aktivität der Nervenzellen in bestimmten Hirnregionen. Dadurch kommt es zu veränderter Wahrnehmung des eigenen Selbst und der Umwelt, die als angenehm empfunden werden kann.


    Hallo allesamt,


    ich hab mich mal schnell nach ner fachkundigen Definition schlau gemacht.


    Wenn ich von ner Definition aus meinem Hirnlein ausgegangen wäre, dann ist für mich ganz klar, dass Musik und auch klassische Musik keine Droge ist. Oder irgendein anderes Rauschmittel!


    Wenn ich mir so manches Klassikwerk anhöre, z.Bsp. Mozarts 41.Sinfonie, und beim anhören einfach nur genieße und im Kopf und auch im ganzen Körper mit der Musik mitgehe, dann fühle ich mich auch gut...da fühlt man sich auch unbeschwert...einfach locker und leicht.
    Ich hätte es nie als Rauschzustand bezeichnet, auch wenn ich in dieser Unbeschwertheit meine Umwelt und meine Menschen überhaupt nicht mehr "wahrnehme", weil ich viel zu sehr in die Musik vertieft bin!


    In der Definition steht, eine Veränderung der Wahrnehmung...aber ist denn gleich ein Glücksgefühl oder eben diese Leichtigkeit, hervorgerufen durch die Musik, eine Droge???


    Dann müsste, meiner Meinung nach, Müdigkeit auch en Droge sein! Denn auch wenn ich damit die Welt nicht gleich als angenehm empfinde, so ändert sich doch meine Wahrnehmung.


    Das die Musik in einem Zustände hervoruft ist für mich absolut normal. Auch Tränenausbrüche wie du sie hast Ulli würde ich nicht mit einem Rauschzustand in Verbindung bringen!
    Wenn ich geistliche Musik höre, das kann direkt von meinem Glauben sein, aber auch Meisterwerke wie von Haydn oder Mendelssohn rufen in mir solche Gefühle hervor. Da kommt es auch bei mir mal vor, dass ne Träne fließet! Du bist also nicht allein Ulli! ;)


    Ich liebe es mich mit der Musik, egal welcher Komponist, regelrecht voll zu drönen! Die Musik einfach auf maximale Lautstärke...da wird einfach mal vergessen, dass ich ja noch zu Haus bei Eltern bin und die vielleicht ihre Ruhe haben wollen...Nachbarn werden nicht beachtet...Mittendrin muss das einfach mal sein, denn ich brauch das manchmal um wieder runter zukommen! Oder einfach weil die Stelle so grandios ist!!!


    Ich hoffe sehr inbrünstig, dass ich von Musik nie in einen wahren Rauschzustand komme...aber letztendlich ist die Musik doch eine Droge, denn jeder braucht sie!!! :D


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

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  • so anachronistisch es klingt: bei mir gibt es musik, die ich kaum mehr höre bzw. kurz vor 'dem' eigentlichen moment abschalte, da ich das (glücks-oder trauer)gefühl, das ich beim hören empfinde (wieder empfinden würde) nicht ertragen kann ...
    kennt das jemand? ;(

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Na, klar...!


    Es ist ein ziemlich bescheurtes Beispiel - den Gefangenenchor aus "Nabucco" kann ich beispielsweise bis heute - 13 Jahre nach einem medizinischen Schwerstvorfall - noch immer nicht hören, ohne mich übergeben zu müssen... [was aber NICHT an der Musik liegt, denn diese habe ich damals über alles geliebt und pausenlos genossen, was mir dann zum Verhängnis wurde].


    P.S. Ich hätte auch besser auf meine Lieblingsspeisen in dieser Zeit verzichten sollen...


    Vergiss es... es gibt noch die Variante II:


    Durch meine "kompositionswissenschaftliche" Befassung mit Werken will ich bestimmte Werke und Stellen zeitweise gar nicht hören, da sie dann zu großen thematischen und harmonischen Einfluß auf mich haben. Manche Stellen höre ich auch deswegen nicht mehr, weil sie einfach "zu gut" sind und ich sie als blanken Hohn [mir gegenüber] empfinde :D


    Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Salut,


    wieder zurück zum Thema:


    Im Alter von ungefähr 10-14 Jahren, wo man[n] üblicher Weise mit diversen Problemen zu kämpfen hat, ist es mir oft so ergangen, dass ich die Musik als Droge misbraucht habe: Sehr oft habe ich mich stundenlang mit Kopfhörern bewaffnet ins Bett gelegt und sehr lautstarke [klassische] Musik gehört, unaufhörlich und bin dabei in eine andere Welt versunken, habe mich voll und ganz dem Gehörten hingegeben - die Außenwelt war für mich nicht mehr existent - nicht mal in der Erinnerung. Andere tun solches mit Alkohol und/oder anderen Drogen.


    Der Vorteil gegenüber Alkohol ist/war: :kotz: entfällt..., dafür ganb's dann heiße Ohren!


    LG
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Mich stört hier auch das Wort Droge, da es gesellschaftlich sehr negativ geprägt ist (Entschuldigung, lieber SMOB). Ganz im positiven Sinne würde ich Musik allerdings schon als Droge bezeichnen. Ich brauche Musik zum Leben. In dieser Hinsicht bin ich wohl ein hoffnungsloser Fall :wacky:

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Klassische Musik ist meine Droge Nr.1 :D


    Ich denke da nur an stellen wie Beethoven 7 - 2. Satz, Brahms - Ein Deutsches Requiem - Denn alles Fleisch es ist wie Gras......, und einiges mehr. :jubel:

    Gustav Mahler: "Das Wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten."

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  • Im Sinne von "Substanz, die sofort völlige Fahruntüchtigkeit hervorruft":


    Wenn ich im Auto Wagner höre, fahre ich wie eine gesengte Walküre. Zum Wohle meiner Mitbürger und meiner selbst habe ich deshalb alle Wagner-CDs auf ewig aus dem Auto verbannt.

  • Ich habe schon ein Auto geschrottet, weil ich mehr bei der Musik, als beim Verkehr war ;( :wacky: :angry: :untertauch:

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Lieber Masetto,


    Zitat

    Masetto schrieb:


    Mich stört hier auch das Wort Droge, da es gesellschaftlich sehr negativ geprägt ist (Entschuldigung, lieber SMOB). Ganz im positiven Sinne würde ich Musik allerdings schon als Droge bezeichnen. Ich brauche Musik zum Leben. In dieser Hinsicht bin ich wohl ein hoffnungsloser Fall wacky


    Du hast schon Recht: Droge ist das falsche Wort. Ich habe schon etwas übertrieben.


    Was sagt Wikipedia dazu?


    Als Droge gilt, nach Definition der Weltgesundheitsorganisation, jeder Wirkstoff,
    der in einem lebenden Organismus Funktionen zu verändern vermag.


    Auch wenn man im übertragenen Sinne Musik als Wirkstoff betrachtet, ist es nicht der Fall,
    dass "Funktionen" verändert werden durch die Musik. Musik ist wohl eher ein Katalysator,
    der die schon vorhanden Funktionenn noch verstärkt.


    Die Trennung zwischen der Person
    an sich und der Musik wurde in der
    Geschichte wohl am Deutlichsten gezeigt, als deutsche Kriegsverbrecher im WW2
    ausgiebig Mozart und Beethoven gehört haben.


    Und bei Ulli war es ja auch eher so, wenn ich ihn richtig verstanden habe, dass seine
    Probleme zum Musikhören geführt haben und nicht die Musik zu seinen Problemen.
    Dieses Ursache-Wirkungs-Prinzip kann man imo nicht einfach umdrehen.

    "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" Gustav Mahler

  • Zitat

    Original von SMOB
    Und bei Ulli war es ja auch eher so, wenn ich ihn richtig verstanden habe, dass seine
    Probleme zum Musikhören geführt haben und nicht die Musik zu seinen Problemen.


    Salut,


    ja, aber das war nur eine verhältnismässig kurze Phase - und keinesfalls eine solche, die mich "erst" zum Musikhören geführt hat. Dies nur zur Verdeutlichung. Musik gehört habe ich vorher auch, nur in dieser speziellen Phase eben etwas exzessiver und nicht zum reinen Vergnügen, sondern zum Ablenken. Heute ist es eher umgekehrt: Da lasse ich gerne mal die blöde und unwichtige Arbeit liegen, um ein wichtiges Musikstück zu Ende zu hören. Dies aber nur aus Prinzip [was definitiv zu Problemen führen kann - wenn man es in diesem Fall übertreibt.]


    Ich denke schon, dass mitunter Hirnfunktionen durch übermässigen Musikkonsum verändert werden können - bedenke allein die Tatsache des "Tinnitus" [in dem Fall ist die Musik ansich natürlich nur Mittel zum Zweck]
    oder ein Verfallen in die Musik. Das ist zumindest denkbar: Jemand der regelrecht süchtig nach Musik ist, dem könnte auf lange Sicht ziemlich alles andere egal sein/werden, nicht? Und das kann durchaus zum krankhaften Realitätsverlust führen...


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Wie meinst Du das jetzt mit dem Tinnitus? Da fängt die Putzfrau doch gleich wieder an mit ihrem hochfrequenten Staubsauger den Konzertsaal zu reinigen ...


    Das mit dem Realitätsverlust lauert überall. Dies droht auch einem, der nur arbeitet und nix anderes mehr im Kopf hat, als seine Arbeit. Soweit würde ich nicht gehen. Zudem kann Musik auch sehr gesellig sein.

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

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