"Große Komponisten und ihre "Doppelgänger"

  • Ein wenig provokativ ist der Titel ja schon - wie bei mir schon fast Usus.


    Was soll das heißen "Doppelgänger" ?
    Sind sie nicht "einzigartig", all die Großen ?


    Offenbar nicht so einzigartig und unverwechselbar, wie uns die Musikwissenschaft immer wieder drastisch vor Augen führt, die Liste der zweifelhaften Zuschreibungen ist gar nicht mal so klein - und wird auch andauernd korrigiert.


    Aber um "zweifelhafte Zuschreibungen" geht es in diesem Thread gar nicht.


    Gefragt ist vielmehr, welchen Komponisten ihr beispielsweise relativ leicht mit Mozart verwechseln würdet wenn euch der Komponistenname unbekannt wäre. Oder mit Haydn.... Oder mit.... oder oder...


    "Brüder im Stile" - das wäre auch ein geeigneter Titel für diesen Thread gewwesen...


    mfg
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    Ähm...Beethoven und Ries?! :D


    Auch wenn die beiden große Feinde waren, es gibt einige Werke von Prokovieff und Schostaowitsch, die ich vom hören her nicht geau zuordnen könnte.


    Ansonsten tue ich mich sehr oft bei den Spätromantikern schwer...ich erkenne da eher nationale Stile. Besonders den "britischen Sound" der Spätromantik.

  • Zitat

    Original von Knusperhexe
    Wehe dem, der hier meinen guten alten Humperdinck stante pede in die Wagnerschublade legt!!!!! :wacky:


    Aber man könnte vielleicht Siegfried Wagner in die Humperdinckschublade legen... :D

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Hallo miteinander,


    als ich letzte Woche das erste Mal seit langem wieder die Symphonien von Friedrich Gernsheim hörte, da dachte ich mir, was der Ries für den Beethoven, das ist der Gernsheim für den Brahms. Klingt jedenfalls sehr nach ihm, aber wie ich schon mal woanders sagte - das muss keine Schande sein.

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

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  • Hallo, miteinander!


    Bei Glasunow, dessen Sinfonien ich jetzt komplett kenne, außerdem die beiden Klavierkonzerte, das Violinkonzert, die "Jahreszeiten", den Konzertwalzer, und dessen melodische Eleganz und Formbewusstsein mich durchaus anspricht, tue ich mich immer noch schwer, den Personalstil zu definieren oder auch nur zu erkennen. Vieles aber klingt nach einer Mischung aus Tschaikowsky, Borodin und Rimsky-Korssakow.


    Besten Gruß, Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Salut,


    ich finde eigentlich, dass die meisten Kompositionen aller Komponisten durchaus unverwechselbar sind - ein schöner Gedanke eigentlich, aber wohl kaum in der Wirklichkeit glaubhaft zu machen, zumal wenn man den Komponisten - dessen Werk man gerade hört - namentlich in diesem Moment kennt. "Das ist eindeutig..." - so gehen die Gedanken. Dennoch ist klar, dass jeder Komponist - zumindest in der Reifheitsphase - seinen persönlichen Stil hat, der keinem anderen anhaftet.


    In der "Lernphase" [Mozarts] könnte man durchaus Joh. Chr. Bach und Mozart verwechseln. Niemals aber Mozart mit Kraus oder Rosetti.


    Ich persönlich verwechsle aber ganz gerne mal Brahms und Mendelssohn, weil ich diese Komponisten nur sehr selten höre und auch die bekannteren Werke nicht beim Namen nennen kann [obschon ich sie melodisch kenne].


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo allerseits,


    die Sinfonien des dänischen Komponisten Niels Wilhelm Gade, die ich gerade höre, erinnern mich irgendwie an Mendelssohn, obwohl da durchaus auch spezifisch Dänisch-Skandinavisches anklingt. Gade war ab 1843 in Leipzig und hat dort mit Mendelssohn bei den Gewandhauskonzerten zusammengearbeitet; Mendelssohn hat ihn offenbar sehr geschätzt.


    :hello: Andreas

  • Das Problem an Alfreds Ansatz ist, dass ein ganzer Komponist als Klon eines anderen angesehen werden soll. In der Regel sind aber nur ein paar Werke zum Verwechseln (Haydn und Mozart z.B.) während die wichtigsten Werke für den Kenner der entsprechenden Komponisten ganz klar den jeweiligen Personalstilen zuzuordnen sind.


    Komponisten ändern nun mal ihren Stil im Lauf der Zeit und somit passt keiner in die Schublade "zum Verwechseln mit ..." wirklich hinein.


    Gernsheim erinnert zum Teil sehr an Brahms, zum Teil kaum (ich spreche jetzt nur von den Symphonien), bei Gade würde ich auch daran zweifeln, dass man alle 8 Symphonien (die einen recht langen Zeitraum abdecken) als "zum Verwechseln mit Mendelssohn" abklassifizieren dürfte.


    Das Ganze kann meines Erachtens nur Sinn ergeben, wenn man von einzelnen Werken sagt, dass sie sehr ähnlich dem Stil eines anderen Komponisten sind. Das hat dann aber mit "Doppelgängertum" überhaupt nichts zu tun.

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  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    bei Gade würde ich auch daran zweifeln, dass man alle 8 Symphonien (die einen recht langen Zeitraum abdecken) als "zum Verwechseln mit Mendelssohn" abklassifizieren dürfte.


    Ich hatte geschrieben, dass sie mich an Mendelssohn erinnern, aber durchaus auch Eigenes haben.


    Ob ein Verwechslung mit Mendelssohn einem "Abklassifizieren" gleichkommt, sei mal dahingestellt - das hängt davon ab, welche persönliche Meinung man von Mendelssohn als Komponist hat.


    :hello: Andreas

  • Zitat

    Original von Fugato
    Ob ein Verwechslung mit Mendelssohn einem "Abklassifizieren" gleichkommt, sei mal dahingestellt - das hängt davon ab, welche persönliche Meinung man von Mendelssohn als Komponist hat.


    Naja, Mendelssohn starb 1847, Gade beginnt seinen symphonischen Zyklus 1843 und schreibt seine letzte 1880 (alle Zahlen ohne Gewähr aus dem Gedächtnis), wenn das alles wie Mendelssohn klingt, hätte er schon ein Problem.


    An Mendelssohn erinnern jedenfalls fast alle nach ihm symphonierenden Komponisten, das wäre nichts besonderes - es gibt kaum einflussreichere Komponisten als eben Mendelssohn in jener Zeit.
    :hello:

  • Zitat

    Original von Fugato
    die Sinfonien des dänischen Komponisten Niels Wilhelm Gade, die ich gerade höre, erinnern mich irgendwie an Mendelssohn, obwohl da durchaus auch spezifisch Dänisch-Skandinavisches anklingt.


    Da Du mich schon zurechtweist, dass ich Dich nicht genau zitiere:
    Was soll denn spezifisch "dänisch-skandinavisch" bei Gade sein?
    Was klingt da an? Ältere, weniger bekannte Komponisten? Oder Volksmusik?
    Mir ist nichts dergleichen bekannt, was aber nicht heißt, dass es solche Einflüsse nicht gäbe.

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    Naja, Mendelssohn starb 1847, Gade beginnt seinen symphonischen Zyklus 1843 und schreibt seine letzte 1880 (alle Zahlen ohne Gewähr aus dem Gedächtnis), wenn das alles wie Mendelssohn klingt, hätte er schon ein Problem.
    An Mendelssohn erinnern jedenfalls fast alle nach ihm symphonierenden Komponisten, das wäre nichts besonderes - es gibt kaum einflussreichere Komponisten als eben Mendelssohn in jener Zeit.
    :hello:


    Also Brahms erinnert mich bspw. nie an Mendelssohn, ist aber vielleicht auch jünger als die Komponisten, die Du im Blick hast. Daher kann ich das hier:


    Zitat

    (Ulli) ich persönlich verwechsle aber ganz gerne mal Brahms und Mendelssohn, weil ich diese Komponisten nur sehr selten höre und auch die bekannteren Werke nicht beim Namen nennen kann [obschon ich sie melodisch kenne].


    wirklich gar nicht nachvollziehen. Die a-cappella-Musik der beiden kenne ich zu wenig oder gar nicht, aber Sinfonien, Kammermusik, auch Klaviermusik finde ich eigentlich nie zum Verwechseln ähnlich. Da könnte ich eher einige Stücke Schumanns mit einem der beiden anderen verwechseln.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Beginnen wir mit Mozart .


    Er gilt als eines der drei Grössten musikalischen Genis der Musikgeschicht.


    Dennoch gibt es zahrlreiche Komponisten, deren Werke fälschlicherweise ihm zugeschrieben wurden. Und es gibt auch zahlreiche, wo der Komponist namentlich bekannt ist -aber dennoch an Mozart erinnert.


    Ich denke da vor allem an Rosetti.


    Aber auch manche Opern von Salieri oder Soler sind sehr nah bei Mozart.....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Er gilt als eines der drei Grössten musikalischen Genis der Musikgeschicht.


    Dennoch gibt es zahrlreiche Komponisten, deren Werke fälschlicherweise ihm zugeschrieben wurden.


    Also erstmal ist zu fragen, wer an "die drei größten der Musikgeschichte" glaubt, die Musikwissenschaftler/theoretiker und geschichtler sicher nicht, höchstens ein paar Klassikliebhaber.


    Zweitens ist das Erarbeiten eines vorbildlichen Stils nichts Besonderes und hat nichts mit dem Infragestellen einer vorrangigen Position des Nachgeahmten zu tun.


    Aber bezüglich dieser Betrachtungsweisen werden wir in diesem Thread noch eine Weile Ping-Pong spielen, denke ich.
    :hello:

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Beginnen wir mit Mozart .


    Er gilt als eines der drei Grössten musikalischen Genis der Musikgeschicht.


    Alfred


    Also, manchmal haust Du Dinger raus, Alfred, die passen ehr in ein anderes Forum - aber eher nicht in dieses, sorry :untertauch:
    Wer sind denn die zwei anderen?? Beethoven und Haydn? Beethoven und Schubert? Ries und Beethoven? :stumm:
    Was ist mit Bach und Händel? Tatsächlich - gibt es eine im deutschen Sprachraum - anzutreffende Glorifizierung der Klassichen Periode - warum wohl? Gleichzeitig erkennt man zwar die Größe voN Monteverdi, Palestrina etc. an, aber im Prinzip auch nur so unter Quarantäne - so habe ich den Eindruck.


    Aber zum eigentlichen Thema: Läßt Dir keine Ruhe, Alfred, oder?? Du willst uns alle RIESsieren :stumm::D


    :hello:
    Wulf

  • Für D gilt: die drei Größten sind Bach, Mozart und Beethoven
    Für die angloamerikanischen Länder gilt: die drei Größten sind Händel, Haydn und Beethoven


    logisch oder? :D


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Zitat

    Original von Barezzi
    Für D gilt: die drei Größten sind Bach, Mozart und Beethoven
    Für die angloamerikanischen Länder gilt: die drei Größten sind Händel, Haydn und Beethoven


    Für mich gilt: Wenn man Größe im Zusammenhang mit Komponisten verwendet, sollte deutlich sein, was man überhaupt darunter versteht.



    Dieses Buch, das leider nur noch antiquarisch erhältlich zu sein scheint, trägt dazu bei, die Relativität von "Größe" zu erkennen und diesen Begriff zurückhaltender zu verwenden. Die Lektüre ist unbedingt empfehlenswert, zumal das Buch sehr unterhaltsam geschrieben ist. Vielleicht gibt es noch Exemplare in Büchereien.


    :hello: Andreas

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    An Mendelssohn erinnern jedenfalls fast alle nach ihm symphonierenden Komponisten, das wäre nichts besonderes - es gibt kaum einflussreichere Komponisten als eben Mendelssohn in jener Zeit.


    Könntest du das erläutern? Dass Mendelssohn als Dirigent einflussreich war, ist mir ja bekannt, aber ich wüsste jetzt nicht, was er als Komponist Neues gebracht hätte. Z. B. hat sich Brahms nicht eher auf Beethoven und Schumann berufen als auf Mendelssohn? Und Bruckner und Mendelssohn in Verbindung zu setzen, fände ich noch weniger plausibel.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

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  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ich denke da vor allem an Rosetti.


    Aber auch manche Opern von Salieri oder Soler sind sehr nah bei Mozart.....


    Fuer mich ist weder Rosetti ein "Reserve-Mozart", noch Kraus ein schwedischer, noch Martín y Soler ein spanischer... sie sind alle sie selbst.


    :hello:


    aus Schwedischmozartholm


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)