Ferdinand Ries: Sinfonie Nr 1 in D-dur op 23 - Phänomenaler Einstieg in die Welt der Symphonie !!

  • ES ist leicht zu lästern und zu vergleichen - stets das "unerreichte" Vorbild Beethoven vor Augen - äh Ohren. Und auch jene die nie im Leben Ries von Beethoven unterscheiden könnten wenn man ihnen eine Falle stellte ("urplötzlich aufgetauchte Beethoven Manuskripte um 1809" :D) werden freuidig in den Chor jener einstimmen, die da meinen, Ferdinand Ries sei ein "ganz netter Komponist der zweiten Reihe" - mehr nicht.


    Welch grobe Fehleinschätzung !




    Schon Ries erste Sinfonie, geschrieben 1809. da war er grade mal 25 ist IMO äusserst beeindruckend.


    Der dissonante Beginn, des ersten Satzes, das dann folgende Adagio, unterbrochen von Fanfarenstössen (all das am jpc Tonbeispiel NICHT zuhören, der Ausschnitt wurde ungünstig gewählt), bis sich das Thema triumphierend beschleunigt (allegro molto vivace) aber immer wieder werden Tempo und Lautstärke zurückgenommen und gleiten ins Liebliche zurück - immer wieder unterbrochen von fanfarenartigen Einschüben und des triumphierenden Themas, das sich wie ein roter Faden den ganzen Satz hindurchzieht....


    Man wird zwar stets an Beethoven erinnert - im zweiten Satz, dem Trauermarsch gelegentlich auch ans Schuberts Große C-dur Symphonie - die allerdings erst ca 15 Jahre später geschrieben wurde..........


    Im dritten Satz tauschen vereinzelt Stellen auf, die mich entfernt an die "Eroica" erinnern - aber immer wenn man das Thema lokalisieren will zerfliesst es einem wie Sand in den Fingern- Es ist wahrscheinlich auch keine Ähnlichkeit des Themas an sich vorhanden- lediglich eine ähnliche Stimmung wird erreicht.


    Sehr wirkungsvoll auch der letzte Satz. Hier wird besonders deutlich, daß, bei aller Affinität zu Beethoven - Ries Beethoven NICHT zitiert - Er scheint lediglich durch den nahen Umgang mit ihm in die Lage versetzt worden zu sein, mit eigenen Themen beethoven-ähnliche Effekte zu erreichen......



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Sehr wirkungsvoll auch der letzte Satz. Hier wird besonders deutlich, daß, bei aller Affinität zu Beethoven - Ries Beethoven NICHT zitiert - Er scheint lediglich durch den nahen Umgang mit ihm in die Lage versetzt worden zu sein, mit eigenen Themen beethoven-ähnliche Effekte zu erreichen


    Ich kenne Ries nicht, aber was Du schreibst ist doch eher abschreckend. Interessant ist doch das eigene eines Komponisten, den man noch nicht kennt und nicht das, was genausogut von einem Vorbild sein könnte.


    Und gerade, wenn man ihn nicht beim ersten Hören von seinem Vorbild unterscheiden kann, ist das ein Grund zu sagen: ein ganz netter Komponist der x-ten Reihe (die zweite wäre wohl etwas zu weit vorne).

  • guten Abend allerseits,


    angeregt durch diesen Thread habe ich mir die oben abgebildete Scheibe angehört, und in der Tat, ein munteres Werk schallt einem da entgegen.


    In den ersten beiden Sätzen meine ich sogar mehr Schubert als Beethoven herauszuhören, und das ist sicher keine Schande. Ich habe schon Stimmen gehört, nach denen man beim frühen Beethoven einen späten Mozart oder Haydn heraushört, und da beschwert sich auch keiner drüber. Also gönne ich auch dem Ries seine Nähe zu den Großen, auch wenn er sie nicht ganz erreicht. Für mich ist er jedenfalls immer wieder eine willkommene Abwechslung auf dem Plattenteller.


    Seine Zweite, die ich bei der Gelegenheit gleich mithörte, ist auch nicht von schlechten Eltern, Themen mit einem gewissen Wiedererkennungswert und Melodien, die schon von musikalischer Intelligenz zeugen (und nicht nur vom Nachahmungstrieb). Interessant wäre - was würde man von seinen Werken halten, hätte es keinen Beethoven gegeben ?


    :hello: rolo

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • Zitat

    Und gerade, wenn man ihn nicht beim ersten Hören von seinem Vorbild unterscheiden kann, ist das ein Grund zu sagen: ein ganz netter Komponist der x-ten Reihe (die zweite wäre wohl etwas zu weit vorne).


    Hier bin ich ABSOLUT NICHT Deiner Meinung !


    Die "Originalität" eines Komponisten wird IMO HEUTZUTAGE viel zu sehr überschätzt. Es ist ganz leicht etwas zu komponieren was "neuartig" ist - vielleicht "neuartig" weil sich bis zu diesem Zeitpunkt jeder davor gescheut hat, etwas derart "sperriges", "hässliches", "unanständiges", etc etc zu schreiben ?


    Wenn ein Herr Josef Pimpfelmaier es zustande brächte, fünf weiter Sinfonien im "Beethoven Stil" zu komponieren - ohne Themendiebstahl versteht sich - und wenn diese Sinfonien dann beindrucken wären - ich hätte kein Problem damit.


    Beethoven übrigens auch nicht: Er (was man nicht vermuten würde) schätzte Ferdinand Ries ganz ausserordentlich, als Schüler, Als Freund, und als Komponist: Er frage bei Ries an - ob er ihm nicht ein Werk widmen möchte - was Ries dan auch mit seiner zweiten Sinfonie tat. Dieser wird ein eigener Thread gewidmet, aber damit lass ich mir noch Zeit: Gut Ding braucht Weile.


    Zitat

    In den ersten beiden Sätzen meine ich sogar mehr Schubert als Beethoven herauszuhören, und das ist sicher keine Schande.


    ...vor allem dann nicht, wenn man weiß, daß diese Werke schon VOR Schiuberts Werken komponiert wurden, nämlich 1809 (veröffentlicht 1811) !!!



    mfg


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Beethoven übrigens auch nicht: Er (was man nicht vermuten würde) schätzte Ferdinand Ries ganz ausserordentlich, als Schüler, Als Freund, und als Komponist: Er frage bei Ries an - ob er ihm nicht ein Werk widmen möchte - was Ries dan auch mit seiner zweiten Sinfonie tat.


    Das ist so eine Sache, bei dem ich weder Komponisten noch Dichtern traue. Meistens schätzen sie die, die ihnen nicht gefährlich werden können, oder eben jene, die man sofort als Schüler identifizieren kann, sprich dem Einfluss des "großen Meisters" unterliegen...

  • Zitat

    Original von BlackadderDas ist so eine Sache, bei dem ich weder Komponisten noch Dichtern traue. Meistens schätzen sie die, die ihnen nicht gefährlich werden können, oder eben jene, die man sofort als Schüler identifizieren kann, sprich dem Einfluss des "großen Meisters" unterliegen...


    Hallo,


    dein Misstrauen ist durchaus berechtigt. Ries wurde von Beethoven als Schüler und als Helfer in vielen Dingen geschätzt, sein Urteil über den Komponisten war aber korrekt: "Er ahmt mich zu sehr nach".


    LG Peter

  • Zitat

    sein Urteil über den Komponisten war aber korrekt: "Er ahmt mich zu sehr nach".


    Der Ausspruch ist mir bekannt.


    Aber er ist zweideutig: "Welch ein Kompliment" würde ich beispielsweise sagen.....


    Es gab nämlich - sieht man von Ries einmal ab - keinen Komponisten, der das schaffte. - allenfalls noch Czerny - aber ich kenne bis dato nichts,von ihm was darauf schliessen ließe......


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Der Ausspruch ist mir bekannt.


    Aber er ist zweideutig: "Welch ein Kompliment" würde ich beispielsweise sagen.....


    ... wäre da nicht das "zu". Zumindest das alte MGG ist da unerbittlich, da wird Ries als unselbständig abgeurteilt, was sicher ungerecht ist


    Zitat

    Es gab nämlich - sieht man von Ries einmal ab - keinen Komponisten, der das schaffte. - allenfalls noch Czerny - aber ich kenne bis dato nichts,von ihm was darauf schliessen ließe......


    Wie gesagt, es kommt auf den Zungenschlag es "zu sehr" an. Man kann - in einem ganz anderen Sinne - Brahms' 1. Sinfonie als Nachahmung Beethovens sehen - hier aber auf der Höhe von Beethoven. Das macht den Unterschied. Wie wäre es gewesen, wenn Beethoven ein unvollendetes Requiem hinterlassen hätte - hätte da Ries Beeethovens Süßmayr sein können? :)


    Was Beethoven ausmacht, ist ja doch, dass er sich mit jedem seiner großen Werke neu erfindet, Nachahmung ist also zu wenig, um Beethoven zu sein.


    Ansonsten gibt es genug, was für Ries spricht, man sollte ihn halt nicht an Beethoven messen, denke ich. Wie authentisch das Beethoven-Zitat ist, steht auch nicht fest. Falsch ist es allerdings in der Aussage wohl nicht, auch wenn es sich nicht auf den ganzen Ries bezieht. Auf der anderen Seite muss man eben feststellen, dass Beethoven mit dem gereiften Künstler, der aus Paris nach Wien zurück kehrt, durchaus seine Probleme hat - bei gleichgebliebenen Wohlwollen. Spätestens ab 1813 geht er bewusst eigene Wege, wie er auch vorher vor allem an dem mittleren Beethoven anschloss.


    Mit freundlichem Gruß


    Peter

  • Hallo Peter


    Schön, wieder an unser Diskussionen der Vergangenheit anknüpfen zu können.


    Natürlich hat Beethoven gespürt, daß mit Ries ihm ein Konkurrent heranwachsen könnte - (So deute ICH das "ZU sehr" -Beethoven erkannte das Können von Ries - wollte aber andrerseits EINZIGARTIG sein * Es gab auch genug Reibereien zwischen den beiden - die aber letzlich immer wieder mit Versöhnung endeten....


    Brahms - in meiner Jugend konnt ich mit Brahms nur wenig anfangen,seine Sinfonien waren mir zu sperrig und düster. Es fehlt ihen das "strahlende", "triumphierende", das Beethoven (und auch Mozart in seinen spätene Sinfonien) kennzeichnet.


    Ries geht diesen Weg indessen konsequent - wobei ich in meiner Begeisterung über den "Ersatzbeethoven" vielleicht vergessen habe zu erwähnen, daß natürlich auch Ries - bewusst oder unbewusst - seine eigene Tonsprache entwickelt. Aber ich glaube es ist schon viel gewonnen, wenn ich es zustandebringe, das Interesse an Ries wiederzuerwecken, welcher sicher auch durch die Schuld von Musiklexika der Vergangenheit allzusehr in Vergessenheit geraten ist.


    cpo hat hier einen Meilenstein gesetzt - und ich möchte auf ihn hinweisen.


    An sich sollte sich Ries ja doch recht gut verkauft haben - sonst wäre nicht eine ganze Kaskade von Ries-Einspielungen (auch auf anderen Labeln) die Folge gewesen....


    mfg


    aus Wien


    Alfred




    *Ich eröffne heuten einen neuen Thread:
    "Große Komponisten und ihre "Doppelgänger"

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ries geht diesen Weg indessen konsequent - wobei ich in meiner Begeisterung über den "Ersatzbeethoven" vielleicht vergessen habe zu erwähnen, daß natürlich auch Ries - bewusst oder unbewusst - seine eigene Tonsprache entwickelt.


    Sonst würde er heute wahrscheinlich kaum in einem Lexikon auftauchen und schon gar nicht von cpo eingespielt werden.
    :hello:

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  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Schön, wieder an unser Diskussionen der Vergangenheit anknüpfen zu können.


    Ein wenig mit Verzögerung geht das leider erst mal, weil ich die Ries'sche Sinfonie noch nicht kenne. Das hole ich aber nach :)


    Zitat

    Natürlich hat Beethoven gespürt, daß mit Ries ihm ein Konkurrent heranwachsen könnte - (So deute ICH das "ZU sehr" -Beethoven erkannte das Können von Ries - wollte aber andrerseits EINZIGARTIG sein * Es gab auch genug Reibereien zwischen den beiden - die aber letzlich immer wieder mit Versöhnung endeten....


    Die Bekanntschaft mit der Familie Ries ist ja sehr eng, denn bei dem Vater Franz Anton Ries hatte Beethoven selbst ja in Bonn Unterricht gehabt und die Verbindung zur Familie Ries war seitdem nicht abgebrochen. Beethoven hat ja Ferdinand Ries Klavierunterricht gegeben, den Kompositionsunterricht gab Albrechtsberger.


    Vor allem Cecil Hill hat Ries' Bedeutung in einer Reihe von Veröffentlichungen neu bestimmt. Für die 1. Sinfonie (immerhin sein op. 1) wird man einen großen Einfluss Beethovens sicher nachsehen können. Bei dem genannten Autoren müsst der interessierte Musikfreund auf jeden Fall Genaueres und Richtigeres finden als die gerne kolportierte Beethovensche Äußerung.


    Zitat

    Brahms - in meiner Jugend konnt ich mit Brahms nur wenig anfangen,seine Sinfonien waren mir zu sperrig und düster. Es fehlt ihen das "strahlende", "triumphierende", das Beethoven (und auch Mozart in seinen spätene Sinfonien) kennzeichnet.


    Ich fand einen relativ leichten Zugang erst zur 1. Sinfonie, dann zur 4. Für die beiden anderen ließ ich mir allerdings sehr viel Zeit. In Christian M. Schmidt: "Brahms Symphonien" findet man im Kapitel II ("Die Auseinandersetzung mit Beethoven - 1. Symphonie c-Moll, op. 68") eine ausführliche Analyse und Diskussion der strukturellen Beziehungen der 1. Sinfonie Brahms zum Werk Beethovens. Am bekanntesten ist auch dem weniger belesenen Musikfreund sicher der Bezug auf auf das Freude-Thema der Neunten im 4. Satz, über dessen Verwandtschaft sich Brahms ironisch äußerte "Jawohl, und noch merkwürdiger ist, daß das jeder Esel gleich hört". (Das Zitat fand ich auch in der reichhaltigen Beilage, mit der ich damals die 1. Sinfonie kennenlernte - aus dem "Ring der Musikfreunde" von Peter Kelen, dem ich immer noch nachtrauere.)



    Zitat

    Ries geht diesen Weg indessen konsequent - wobei ich in meiner Begeisterung über den "Ersatzbeethoven" vielleicht vergessen habe zu erwähnen, daß natürlich auch Ries - bewusst oder unbewusst - seine eigene Tonsprache entwickelt. Aber ich glaube es ist schon viel gewonnen, wenn ich es zustandebringe, das Interesse an Ries wiederzuerwecken, welcher sicher auch durch die Schuld von Musiklexika der Vergangenheit allzusehr in Vergessenheit geraten ist.


    Jedes Bemühen in dieser Richtung ist nur nachhaltig zu unterstützen.


    Zitat

    cpo hat hier einen Meilenstein gesetzt - und ich möchte auf ihn hinweisen.


    An sich sollte sich Ries ja doch recht gut verkauft haben - sonst wäre nicht eine ganze Kaskade von Ries-Einspielungen (auch auf anderen Labeln) die Folge gewesen....


    Offensichtlich. Ich werde mir den kleinen Umweg zu Ries auch einmal leisten. Schon aus dem Gelesenen wird deutlich, dass dies eine Stimme dieser Zeit zwischen Klassik und Romantik ist, die man wahrnehmen sollte.


    Es grüßt herzlich


    Peter

  • Warum jetzt gerade Ries' Erste ein phänomenaler Einstieg in die Welt der Symphonie sein soll, ist mir nicht ganz klar: Die Sinfonie ist weder besser noch wesentlich schlechter als vergleichbare Werke dieser Zeit. Ich höre da eine Prise Haydn, 2 Eßlöffel gemahlenen Beethoven und sonst noch was. Sehr schön empfand ich den ersten Satz: dieses völlig unerwartet Explosive nach der beinahe zu langweiligen Einleitung!


    Zitat

    Sehr wirkungsvoll auch der letzte Satz. Hier wird besonders deutlich, daß, bei aller Affinität zu Beethoven - Ries Beethoven NICHT zitiert -


    Hm. Wie definiert man "Zitieren"? Ich höre deutlich Rhythmik und Thema des Finalsatzes des Vierten Klavierkonzertes von Beethoven heraus... und das war nun mal zuerst da. Beethovens genialer Finalsatz von opü. 58 muß mindestens als Inspiration für Ries hergehalten haben.


    Als Beethoven-Ersatz kann Ries m. E. nicht herhalten - aber als eigenständige Ergänzung, teilweise [ganz vorsichtig] auch als Bindeglied zwischen Beethoven und Schubert - allemal. Was er wirklich draufhatte, zeigt ja seine fantastische Eroica-Bearbeitung für Klavierquartett...


    :jubel: :jubel:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Immer wieder, wenn ich neue Beiträge in diesem Thread lese fühle ich mich herausgefordert die erste Sinfonie erneut anzuhören.


    Und ich muß sagen - nicht nur, daß sie mir immer besser gefällt - höre ich immer mehr die Schubertnähe heraus.


    Haydn konnte ich bis dato noch nicht lokalisieren.


    Zitat

    Ich kenne Ries nicht, aber was Du schreibst ist doch eher abschreckend. Interessant ist doch das eigene eines Komponisten, den man noch nicht kennt und nicht das, was genausogut von einem Vorbild sein könnte.


    Es ist immer eine Frage wonach man sucht.
    Ich habe es immer bedauerlich gefunden, daß Beethoven nur 9 Sinfonien geschrieben hat, und war hocherfreut als ich den Werken von Ries begegnete. Man muß sie allerdings mehrmals hören um in den vollen Genuß zu kommen. Mir geht es persönlich auch gar nicht darum zu beweisen, daß Ries Werke dieser Gattung jenen Beethovens ebenbürtig seien - sondern lediglich darum eine mir vertraute Tonsprache mit anderen - bisher ungehörten Themen - zu hören, die noch dazu das meiste übertreffen was in frühen 19. Jahrhundert geschrieben wurde. Zudem Instrumentiert Ries sehr farbig - es ist einfach ein Genuss.
    Dies - und nichts anderes möchte ich hier rüberbringen - Aber es ist glaube ich gar nicht mehr notwendig: Von Ries gibt es nunmehr eine ganze Reihe Einspielungen - bis hin zu den Klavierkonzerten, die ich gegenüber seinen Sinfonien als schwächer einstufen möchte - abe ich kenne noch nicht alle.....


    Zum Titel: Auch ich habe heute nachgedacht wie ich zu DIESEM Titel kam. - Aber es ist eigentlich ganz logisch: Während die meisten anderen Komponisten sich an ein Genre oft erst herantasten ist Ries ´erste bereits ein Meisterwerk - Beethoven hin - Beethoven her....


    Ullli beschreibt zu recht die Einleitung als langweilig. Die sit meines Erachtens nach ein genialer Kunstkniff um den Überraschungseffekt der sich nach ca 2.10 Minuten Spieldauer einstellt, besser auskosten zu können.....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Haydn konnte ich bis dato noch nicht lokalisieren.


    Ich konnte ihn im zweiten Satz verorten - also: nochmals hören! :baeh01:


    Zitat

    Und ich muß sagen - nicht nur, daß sie mir immer besser gefällt - höre ich immer mehr die Schubertnähe heraus.


    In der Zweiten deutlicher als in der Ersten. Aber doch dort bereits spürbar, ja.


    Zitat

    Mir geht es persönlich auch gar nicht darum zu beweisen, daß Ries Werke dieser Gattung jenen Beethovens ebenbürtig seien - sondern lediglich darum eine mir vertraute Tonsprache mit anderen - bisher ungehörten Themen - zu hören, die noch dazu das meiste übertreffen was in frühen 19. Jahrhundert geschrieben wurde.


    Das kann ich dick unterstreichen! Zumal wenn Louis Spohr ins Gerede kommt...


    Zitat

    Zudem Instrumentiert Ries sehr farbig - es ist einfach ein Genuss.


    Auch das ist richitg: Nicht umonst habe ich seine [Um-]Instrumentation der "Eroica" so gelobt. :yes:


    Zitat

    Von Ries gibt es nunmehr eine ganze Reihe Einspielungen - bis hin zu den Klavierkonzerten, die ich gegenüber seinen Sinfonien als schwächer einstufen möchte - abe ich kenne noch nicht alle.....


    Tja, leider sind die Einspielungen er Klavierkonzerte auf NAXOS sehr schäbig. Da fehlt's noch ein wenig an guten Interpretationen.


    Zitat

    Während die meisten anderen Komponisten sich an ein Genre oft erst herantasten ist Ries ´erste bereits ein Meisterwerk - Beethoven hin - Beethoven her....


    Je nach Blickwinkel sind auch Mozarts, Beethovens, Schuberts und Haydns "Erste" Meisterwerke...


    Zitat

    Ullli beschreibt zu recht die Einleitung als langweilig. Die sit meines Erachtens nach ein genialer Kunstkniff um den Überraschungseffekt der sich nach ca 2.10 Minuten Spieldauer einstellt, besser auskosten zu können.....


    Anders habe ich es auch nicht gemeint. Jedoch, es gäbe andere Möglichkeiten, diesen Effekt hervorzurufen... :lips:


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo!


    Ich hatte am Wochenende begonnen, Ries' Symphonien-Box zu erkunden im Auftrage des überbeschäftigten TB, der dann meine empfohlene Auswahl nachkosten wird.
    Zunächst mal standen die ersten beiden auf dem Programm:



    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Schon Ries erste Sinfonie, geschrieben 1809. da war er grade mal 25 ist IMO äusserst beeindruckend.


    Also, mich hat sie nicht beeindruckt. Es ist nicht viel hängengeblieben. ich finde auch Beethovens 1. nicht besonders originell, aber diese finde ich noch weit blasser.


    Ich hatte es eigentlich nicht vor, werde aber die Symphonie demnächst nochmals hören und versuchen, Deine begeisterten Anmerkungen zu den einzelnen Sätzen zumindest in Ansätzen nachzuvollziehen.


    Die 2. (in c-moll) hat mir hingegen auf Anhieb gut gefallen. Dort habe nun wiederum ich einiges Eroicahaftes rausgehört (Seitensatz im 1. Satz!). Auch sonst war der erfrischende Pathos der 2. für mich beglückend zu hören.


    Mal sehen, wie es weitergeht...


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Lieber Pius


    Entgegen meinen Gewohnheiten zitiere ich Pressestimmen von der JPC Seite, die ihrerseits Zitate von Fachzeitschriften und Zeitungen zur Zeit des Erscheinens dieser CD sind. Damit will ich mich keinesfalls hinter diesen Meinungen verstecken - ich stehe zu meiner eigenen, aber ich möchte DEIN Urteil ein wenig relativieren, was ich besonders bei einem Komponistenm, dem große Teile der Klassikwelt (IMO zu Unrecht) so skeptisch gegenüberstehen wie Du.


    Ich bin gespannt wie Thomas Bernhard sich äussert und allenfalls noch einige weitere Forianer...


    Bei dieser Gelegenheit erinnere ich mich, daß ich als ich Riess´5. Sinfonie das erste Mal hörte hellauf lachen musste - nämlich darüber wie er Beethoven zitierte ohen ihn eigentlich direkt zu zitieren. Die "eigene" Tonsprache von Ries entdeckte ich allerdings erst, nachdem ich ihn mehrmals gehört hatte.


    Ich kann also Deine mangelnde Begeisterung durchaus nachvollziehen, vor allem dann wenn Du selbst Beethovens 1. Sinfonie nicht für erstklassig einstufst.....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred!


    Heute habe ich mir Ries' 1. nochmal angehört und möchte mein harsches Urteil etwas revidieren.
    Der erste Satz ist wirklich schön anzuhören und das Thema durchaus eingängig. Den zweiten Satz mit dem der Eroica oder Schuberts Großer zu vergleichen, ist dennoch zwei Kategorien zu hoch gegriffen.
    Insgesamt kommt mir das Werk eher vor wie das eines Komponisten, der noch auf der Suche nach seinem Stil ist und daher noch nicht sicher in diesem Element.
    Um so mehr beeindruckt mich dann die 2. Symphonie, bei der eher ein Vergleich mit der Eroica angebracht ist (das ständige Umspielen des Eroica-Motivs in der Durchführung des 1. Satzes wird Dir sicher nicht entgangen sein). Zudem steht die 2. in meiner Lieblings-Tonart.
    Bis jetzt habe ich die Symphonien Nr. 1-6 gehört. ich werde meinen Gesamteindruck über das symphonische Schaffen demnächst im allgemeinen Ries-thread unterbringen.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Ich habe mir verschiedne Hörbeispiele der Riesschen Sinfonien angehört und bin nicht sonderlich beeindruckt. Vielleicht sind die Beispiele auch einfach nur zu kurz.
    Was ich dagegen von Ries aufs herzlichste empfehlen kann, ist der erste Satz aus dem Klavierkonzert As-dur op. 151 - "Gruß an den Rhein". Dieser Satz blüht vor Melodik und tiefer Empfindung und ist herrlich orchestriert!




    Gerd

    "When I was deep in poverty, you taught me how to give" Bob Dylan