Zwei ungleiche Schwestern - kleine und große Terz im Wechselspiel

  • Der Wechsel zwischen kleiner und großer Terz ist nicht erst seit gestern ein beliebtes musikalisches Ausdrucksmittel.


    Mich hat dieses Spiel in der Musik immer gereizt - so z.B. bei Mahlers 6. Symphonie.


    Was kennt ihr für musikalische Besipiele, in denen das Spannungsfeld zwischen kleiner und großer Terz zu einem tragenden Element der musikalischen Struktur bzw. der musikalischen Semantik wird??


    :hello:
    Wulf

  • Einer fällt mir auf Anhieb ein, da heute morgen gehört


    der 1. Satz aus der 6. Symphonie von Malcom Arnold. Der ganze erste Satz baut auf diesem Spannungsfeld der Terzen auf - diese werden quasi zur Keimzelle sich daraus entwickelnder musikalische Ideen - solche die auf der kl. Terz basieren tragen einen bestimmten Charakter, die auf der gr. Terz basieren ebenfalls.

  • Zitat

    Original von Wulf
    Was kennt ihr für musikalische Besipiele, in denen das Spannungsfeld zwischen kleiner und großer Terz zu einem tragenden Element der musikalischen Struktur bzw. der musikalischen Semantik wird??


    Harmonisch, melodisch oder beides? Mir ist noch nicht klar, worauf Du genau hinauswillst...


    :hello: Andreas

  • Hallo Fugato, du schlauer Fuchs ;)


    Na - wie Dir beliebt. Ich nehme an, Du meinst mit harmonisch, wenn die Töne, die Bestandteil der Terz sind, einen Akkord ergeben??


    LG
    Wulf.

  • Hallo Wulf,


    Schuberts G-dur-Streichquartett D 887 ist ein markantes Beispiel: Das Hauptthema besteht aus dem unmittelbaren Übergang eines piano gespielten G-dur-Dreiklangs zu einem Fortissimo-g-moll-Akkord. Diese Komplementarität prägt den ganzen Kopfsatz - in der Reprise wird das Hauptthema harmonisch umgedreht (aus Moll wird Dur). Faszinierend ist hier, wie Schubert den Dur-Moll-Gegensatz mit anderen Polaritäten (z.B. - wie erwähnt - mit der Dynamik) kombiniert - nie starr, sondern immer fantasievoll variierend. In der Coda gibt es einen regelrechten Ringkampf zwischen der Von-Dur-nach-Moll- und der Von-Moll-nach-Dur-Fassung des Hauptthemas, den letztere für sich entscheidet. Im Finale wird dieses exzessive Spiel mit der großen und der kleinen Terz wieder aufgegriffen (zyklischer Gedanke!).


    Die von Dir schon genannte sechste Symphonie Mahlers wäre mir wahrscheinlich auch zuerst eingefallen: hier ist der Übergang von Dur nach Moll (und zwar grundsätzlich nur in diese Richtung!) eine regelrechte Klangchiffre, die das ganze Werk prägt (zyklischer Gedanke!) - und bezeichnenderweise erklingt das harmonische Klangsiegel meistens (vor allem beim ersten Erscheinen) nicht isoliert, sondern wird mit einem "Leitrhythmus" der Pauke kombiniert (und ist zudem mit einer Umfärbung der Instrumentation verbunden: die Oboen lösen die Trompeten ab).


    Viele Grüße


    Bernd

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  • Zitat

    Original von Wulf
    Ich nehme an, Du meinst mit harmonisch, wenn die Töne, die Bestandteil der Terz sind, einen Akkord ergeben??


    Genau das meine ich: grosse Terz ergibt einen Durakkord, kleine Terz ergibt einen Mollakkord (Terz jeweils vom Grundton).


    :hello: Andreas

  • Ja, können ja aber auch nacheinander erklingen. Also Du meinst dann vertikal oder horizontal - sozusagen.


    Nenn einfach Beispiele, die Dir einfallen - melod. oder harm.


    :hello:
    Wulf

  • Smetana, Aus Böhmens Hain und Flur (Mein Vaterland)


    häufiger Moll/Dur-Wechsel ist überhaupt ein kennzeichen der böhmischen Musik (Dumka etc.), dazu noch Elemente aus der Zigeunermusik mit ihren großen und kleinen Terzen an unerwarteter Stelle.
    In dem genannten Stück bedient sich Smetana prominent aus der Zigeuner-Molltonleiter c-d-es-fis-g-as-h-c (Zigeuner-Dur: c-des-e-f-g-as-h-c).
    Diese Kreisbewegung am Anfang macht mich schon high.


    Gruß, Khampan

  • Ja, Smetana ist auch ein gutes Beispiel. Gibt es nicht auch bei Schostakowitsch prägnante Beispiele??


    :hello:
    Wulf