Queen of Pianissimo - Caballé

  • Sagitt meint:


    Die Caballé hat eine über vierzig-jährige Karriere absolviert, Debut 1962 in Basel. Ob dies ein Vorteil ist, steht dahin, aber von ihr gibt aus den siebziger Jahren einige Aufnahmen, die ich mindestens in bezug auf die Sopranpartie zur Spitzenklasse zählen möchte.
    Soweit zart-lyrischer Gesang gefordert ist, steht Caballé ziemlich konkurrenzlos da. Dabei ist sie zugleich durchaus zu kraftvollem Forte fähig,das ist aber nicht ihr " Markenzeichen". Das Pianissimo war ihre Spezialität. Sie ist eine überzeugende Mimi und eine überzeugende Violetta - beides Frauenfiguren, die zerbrechlich sind und zerbrechen.
    Wäre Callas nicht so dominant bei der Lucia, würde man die Interpretation der Caballé auch goutieren.
    Sie hat ein wunderbares Verdi-Requiem gesungen.


    Insgesamt hat sie ein sehr großes Repertoire.


    Aber man sollte sich auf die Aufnahme der siebziger Jahre beschränken und sich nicht durch ihre Ausflüge in den Massenkonsum irritieren lassen.
    Die Bohème mit Solti ist ebenso gut anzuhören wie die Lucia mit Jesus Lopez-Cobos.


    Ich freue mich, dass sie die Werke so kunstvoll interpretieren konnte und ihre Stimme bringt mir die Frauenfiguren sehr nah.

  • Endlich mal jemand, der die "Zwitterhaftigkeit" der Caballé ähnlich sieht:
    So erscheint Ende der 60er Jahre eine geradezu überragende Sängerin auf der internationalen Bühne, die mit einem Recital seltener Verdi-Arien und einem Donizetti-Recital zwei Platten vorlegt, die ebenso wunderbar sind, wie ihre Gesamt-Aufnahme der "Traviata" und der "Lucrezia Borgia". Die "Traviata" würde ich sogar als eines der besten Portraits der Rolle der Violetta bezeichnen (die "Borgia" auch, aber da ist auch die Konkurrenz deutlich kleiner). Insofern eine Sängerin (am Beginn ihrer internationalen Karriere), die sehr Großes erwarten ließ.
    Leider begann sie bald darauf ihren Vortragstil einzuebnen und mehr und mehr "nur" Noten zu singen und den Ausdruck zu vernachlässigen. Zum einen verständlich, da sie nicht die Erste wäre, die sich durch Emphase ihre Stimme ruiniert hätte, andererseits...
    Monserrat Caballé war nie in der Gefahr ihre Stimme durch übermäßig realistische Vortragsweise in Mitleidenschaft zu ziehen - eben dies macht ihre Interpretationen der Violetta und der Lurezia Borgia so wundervoll, dass sie ihren Ausdruck aus der Musik beziehen und nicht aus Stöhnen, Schluchzen und ähnlichen außermusikalischen "Ausdrucks-Gesten".
    Wenn aber eine Norma nicht viel anders klingt, wie eine Butterfly, dann kann man nicht mehr von "Ausdruck aus der Musik heraus" sprechen, sondern nur noch von nicht vorhandem Ausdruck! Warum man dann noch meint Opernsingen zu müssen, weiß ich nicht.
    Alles in allem würde ich sogar noch weiter gehen: Alle Aufnahmen der Caballé ab ca. 1970 sind mit Vorsicht zu genießen, ab Mitte der 70er Jahre nur noch ein L'Art pour l'art einer schönen Stimme, die mit den entsprechenden Opern-Rollen nicht mehr viel gemein haben.
    Die Aufnahmen vor 1970 aber sind - soweit sie mir gekannt sind - alle grandios und teilweise unerreicht.

  • Zitat

    Original von sagitt
    Sie ist eine überzeugende Mimi und eine überzeugende Violetta- beides Frauenfiguren, die zerbrechlich sind und zerbrechen.


    Lieber Hans,


    Gerade Caballé ist eine Sängerin die mir nicht gefällt. Teils, weil sie als ausgezehrte Violetta fast lächerlich auf mich wirkte. Aber teils, weil ich finde, daß sie manieriert und routiniert singt. Einmal schrieb ich "Wie ein Robot". Sie kann alles, aber ich finde es so seelenlos. Ich sah so gerne etwas von Callas' Pathos darin.


    LG, Paul

  • Hallo,


    natürlich ist ein Piano sehr schön, wenn es denn angebracht ist. Wenn aber ein Piano gesungen wird, weil kein Forte mehr da ist, sieht die Sache anders aus. Das war so bei Zinka Milanow, und auch bei E. Schwarzkopf, in späteren Jahren. Das ist eine Flucht in's Piano. M. Caballe hatte auch eine Stimme, die im Lauf ihrer Karriere immer matronenhafter wurde.
    Das ist meine subjektive Meinung.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Ich wundere mich. Denn obwohl ich kein Fan von Caballé bin, glaube ich doch, daß sie nicht mir nichts, dir nichts bejubelt wurde. Sie muß also etwas haben, daß Menschen rührte. Gibt es außer Sagitt denn keiner, der etwas positives über sie schreiben will/kann?


    LG, Paul

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  • Hallo!


    Meine erste CD mit Opernaufnahmen aus italenischen Opern begann mit einem Stück, das von Cabelle gesungen wurde.
    Ihre Stimme und ihre Art zu singen gefallen mir aus nicht näher definierbaren Gründen. Es ist einfach so. Die Caballe erkenne ich mit ziemlicher Sicherheit, wenn sie singt. Vielleicht auch deswegen, weil sie mir sozusagen als erste bewuste Hörerfahrung über den Weg lief. Live habe ich sie leider nie erlebt.
    Einzelne machen ihr ihre Fülle im Bezug auf die Rollenauswahl zum Vorwurf. Aufgrund der falschen Vorstellung in jungen Jahren über OpernsängerINNEN, habe ich kein Problem mit einer Caballe als Violetta. Hier kann Ignoranz auch einen positiven Effekt haben. Der Zuseher kann sich in die Figuren einfühlen, die Geschichte verfolgen, die erzählt wird.
    Hat einer der Taminos/Taminas den chinesischen Film "Tiger&Dragon" gesehen?
    Da spielt für die Meister der Kampfkunst die Schwerkraft beinahe keine Rolle. Viel Kinobesucher hat das gestört. Wer sich mit der chinesischen Geschichte und den Mythen beschäftigt, weiß, dass für die Meister mehr können als der gemeine Mensch, sonst wäre er ja kein Meister. Wer das akzeptiert, kann so richtig in die Geschichte, die Choreographie und die Farben eintauchen.
    Ähnlich sehe ich das für die Oper. Es ist doch relativ neu, dass Primadonnen auch schlank sein können. In der Unterstufe wurde noch verzapft, dass für die Stimme eines Opernsängers oder Sängerin die Leibesfülle wichtig ist. Je dicker desto mehr Volumen. Inzwischen weiß man, dass das nicht stimmt. Insofern war Caballé für mich eine Zeit lang, mangels Wissen, der Inbegriff einer Opernsängerin.
    Ich werde also mir den Luxus leisten, dass ich die Caballé auch in Zukunft ganz gerne hören werde.

    Sagt nicht:"Ich habe die Wahrheit gefunden", sondern:"Ich habe eine Wahrheit gefunden." (Khalil Gibran; Der Prophet, dtv, 2002)

  • Zitat

    Original von musicophil
    Ich wundere mich. Denn obwohl ich kein Fan von Caballé bin, glaube ich doch, daß sie nicht mir nichts, dir nichts bejubelt wurde. Sie muß also etwas haben, daß Menschen rührte. Gibt es außer Sagitt denn keiner, der etwas positives über sie schreiben will/kann?LG, Paul


    Ganz so schlimm ist's ja nicht, aber ich tue es trotzdem gern, wobei ich mich weitestgehend unserem Neuling tancredi anschließen kann.


    Meine erste Begegnung mit der Caballe geschah in den 60er Jahren mittels ihrer stupenden Aufnahmen von (damals noch viel unbekannteren) Rossini-, Donizetti- und Verdi-Arien, die noch heute staunen machen. Zum Glück gibt es sie, im Gegensatz zu fast allen guten Einspielungen ihrer Frühzeit, noch immer auf einer Doppel-cd:



    Seither bin ich ein Fan der - notabene frühen - Caballe, nicht nur, aber auch wegen ihrer musterhaften Pianissimos, die sie erst ab den 70er Jahren viel zu häufig als Rattenfängertrick eingesetzt hat. Leider gleicht sie der Sutherland insofern, als auch sie fast ausschließlich Wert auf brillante Klangproduktion Wert zu legen schien und schon eines Dirigenten wie Giulini bedurfte, um z. B. der Elisabetta im DON CARLOS ein nicht nur musikalisch eindrucksvolles Profil zu verleihen. Aus gemeinsamen Hörabenden eines interessierten Kreises erinnere ich auch eine beeindruckende SALOME unter Erich Leinsdorf, aber bevor ich die heute noch lobe, sollte ich sie lieber noch einmal hören, denn die Aufnahme habe ich mir nie besorgt.


    Man darf sie wirklich nicht nur nach ihren späteren, divenhaften Auftritten bewerten und sollte ihr auch nicht vorwerfen, dass sie gern isst. Warum sollte man ihr nicht gönnen, was Pavarotti nur bedingt geschadet hat? Natürlich wirkt sie als schwindsüchtige Traviata nicht sehr überzeugend, aber GEHÖRT habe ich sie in der Pretre-Aufnahme lange Zeit sehr gerne. Natürlich hat sie darüber hinaus ein Problem, das sie mit vielen Starsopranistinnen teilt: in praktisch allen ihren Rollen gibt es bessere Vertreterinnen, die nicht nur gut singen, sondern auch Rollen gestalten. Deshalb höre ich sie heute noch am ehesten in den Aufnahmen, in denen sie wenig Konkurrenz (zu fürchten) hat, etwa der bereits von tancredi angeführten Donizetti-Oper LUCREZIA BORGIA unter Jonel Perlea oder Rossinis ELISABETTA, REGINA D'INGHILTERRA unter der abführung von Gianfranco Masini.


    Insgesamt aber, so grotesk es angesichts ihrer Gewichtigkeit klingen mag, liegt ihr eigentlich das leichte Repertoire mehr. Sehr eindrucksvoll komisch (und zwar absichtlich!) fand ich sie zum Beispiel in einer Fernsehaufzeichnung von Rossinis IL VIAGGIO A REIMS unter Abbado. Deshalb mag ich auch nur eine spätere Platte mit ihr nach wie vor, in der sie allerdings fast konkurrenzlos ist, nämlich Zarzuela-Arien und Duette mit ihrem Mann Barnabe Martti:



    Wenn man sie auf das Klischee der fülligen Diva reduziert (no pun intended), tut man ihr schon sehr Unrecht.


    :hello: Rideamus

  • Bei Kurier online findet sich heute ein Gespräch mit der Sängerin anläßlich ihres 75. Geburtstags.
    "http://www.kurier.at/kultur/138626.php"


    Herzlicher Gruß
    Alexander

    Freundlicher Gruß
    Alexander

  • Am 12. April 2008 konte Montserrat Caballé ihren 75. Geburtstag feiern.
    Wer jedoch glaubt, sie würde irgendwo als Rentnerin ihren Ruhestand genießen, der itrrt sich: Die alte, nicht ganz schlanke Dame ist auf größer Geburtstags-Gala-Tournee!


    Ihre Plattenfirma RCA (heute zu Sony/BMG gehörend), der sie 1965 ihren ersten Plattenvertrag verdankt, hat zu dem Jubiläum eine Kassette mit 15 CDs herausgebracht:



    Montserrat Caballe -
    Original Jacket Collection

    15 CDs


    Erscheinungstermin: 4.4.2008


    Box mit den legendären Einspielungen Montserrat Caballes
    aus den Jahren 1965-1972 für RCA Victor. Jedes Album
    beinhaltet die originale LP-Einspielung in der Optik
    der damaligen LP-Hülle. Die Aufnahmen wurden neu gemastert.


    In der Box enthalten:
    "Presenting Montserrat Caballe";
    "Montserrat Caballe sings Zarzuela Arias";
    "A Richard Strauss Song Recital";
    "Verdi Rarities";
    "Rossini Rarities";
    "Zarzuela Love Duets";
    "Great Operatic Duets";
    "Donizetti Rarities";
    "Great Operatic Heroines";
    Bellini "Norma" (Aufnahme 1972 mit Domingo,
    Raimondi, London PO, Cillario);
    Strauss "Salome" (Aufnahme 1968 mit Resnik, Milnes, King, London SO, Leinsdorf)


    Label: RCA ,
    ADD, 1965-1972


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich liebe Montserrat Caballe


    und man kann es nicht glauben, dass sie 75 ist.


    Heute war im ORF 2 eine 30 Minuten-Sendung mit ihr und auch ihrer Tochter - und die Nichte, ihre Sekretärin.
    Auszüge aus Tosca, Il vaggio, Norma und Regimentstochter waren dabei und natürlich Barcelona mit Freddy Mercury (1992).


    Welche Aufnahmen mir gefallen und die ich habe:


    Verdi - Giavanno d'Arco,
    Gounod - Margarete,
    die frühen Verdi Opern die sie ja gemeinsam mit Katja Ricciarelli eingesungen hat (einmal sie und einmal Katja R.),
    Il vaggio Reims, grandios, habe leider nicht mehr die Aufzeichnung, Norma aus 1977, hoffentlich gibt es die beiden auf DVD.


    Aber sie hat eine derartige Heiterkeit in sich, dass sie noch 100 Jahre alt wird.


    Liebe Grüße Peter

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  • Montserrat Caballe gehört auch zu meinen absoluten Lieblingen.
    Ich durfte sie in den 90er Jahren mehrmals live erleben. Obwohl sie damals ihren Höhepunkt bereits überschritten hatte, konnte sie mich noch grenzenlos begeistern.
    Mir gedenkt ein Liederabend in Duisburg, der einfach wundervoll war und auch ein Konzert in Frankfurt mit Marylin Horne.
    Ich erinnere mich auch an "Il vaggio a Reims". Ihre Rolle verkörperte sie dort mit viel Humor.
    Natürlich besitze ich sehr viel Aufnahmen von ihr. Deshalb möchte ich mich hier auf meine beiden Lieblingsaufnahmen beschränken.




    Liebe Grüße
    Jolanthe

  • Hallo!


    Ich möchte mich hier als Fan natürlich auch einfügen und gerne meine Meinung kundtun, dass Caballe ab spätestens ca 1975 nur mit Vorsicht zu genießen ist. Als Fan leidet man natürlich darunter, wenn man so wundervolle Werke wie Traviata oder Lucrezia hört und paar Jahre später die Studio-Turandot... allerdings gibt es krasse Ausnahmen; zb kann ich nicht nachvollziehen, warum die Turandot aus Paris 1981 so excellent von ihr gesungen wird. Leider ist aber diese Aufnahme kaum geläufig, die Masse beschränkt sich auf die Studio Turandot bzw. auf die Turandot aus San Francisco mit Pavarotti, wo sie meiner Meinung nach ebenfals nicht überzeugen kann.


    Das was mich an Caballe aber so beeindruckt sind allerdings nicht ihre pianissimos sondern ihr Temeperament sowie ihre hohe Tessitura in F bis FFF. Dazu musss man allerdings unbedingt die Live-Sachen hören. Meines subjektivne Empfindens feurig und eben temeperamentvoll. Ich kann es eigntlich nicht verstehen, warum man immer nur von Ihren pianissimos spricht, sie hatte doch viel mehr.. bin jedenfalls immer auf der Suche nach neuen Live-Aufnahmen mit Caballe, für einen Tip bin ich also immer dankbar :)

    2 Mal editiert, zuletzt von GregorAnton ()

  • Zitat

    Original von GregorAnton
    ...
    Ich kann es eigntlich nicht verstehen, warum man immer nur von Ihren pianissimos spricht, ...


    Sie konnte die Pianissimi eben besser als jede andere Sängerin der jüngeren Geschichte und sie waren eben ihr Markenzeichen...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Es gibt aus USA eine schöne Zusammenstellung mit Szenen aus ihren besten live-Auftritte auf einer Doppel-CD (auch zum download als MP3):



    hier sind die einzelnen Titel:




    GregorAnton


    Hier ist - vom gleichen Label - noch etwas für Spezialisten:



    Montserrats erster Auftritt als "Salome" mit 23 Jahren in Basel!



    Seltener Mitschnitt aus dem Jahr 1957!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Harald Kral
    ...
    Montserrats erster Auftritt als "Salome" mit 23 Jahren in Basel!
    ...


    Eigentlich unglaublich. Im ersten jahr ihres ersten Engagements schon die Salome. Eine Rolle, die sie über 100 Mal gesungen haben soll. Fast rekordverdächtig...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • zu der Salome Aufnahme: Kaum zu fassen !!! von dieser Aufnahme hab ich ja noch nie gehört !!! da muss ich mich unbedingt schlau machen, ob sie irgendwo zu erwerben ist... wie ist sie denn als Salome mit 23 Jahren ?!?!?

  • Zitat

    Original von GregorAnton
    zu der Salome Aufnahme: Kaum zu fassen !!! von dieser Aufnahme hab ich ja noch nie gehört !!! da muss ich mich unbedingt schlau machen, ob sie irgendwo zu erwerben ist... wie ist sie denn als Salome mit 23 JAhren ?!?!?


    ich gehe mal davon aus, dass sie da noch etwas schlanker war....


    Bestellen (bzw runterladen) kannst Du sie hier.


    LG


    :pfeif: :pfeif:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • .. habe ich Montserrat Caballé immer gefunden, abgesehen davon, daß sie mir mit ihren Pianissimi und ihrem schier endlosen Atem (NEID!!!) bei jedem Hören Schauer über den Rücken gejagt hat.
    Allerdings mag manchen Hörer, insbesondere in späteren Aufnahmen, das starke - ich übertreib's mal - Glucksen gestört haben, wenn die Stimmer bei Registerübergangen hörbar "anschlägt" - Kesting meint, das sei eine Eigenart spanischer Sängerinnen, aber ich glaube, es kommt eher von einem Nachlassen der Kräfte, wenn man sie jahrelang doch recht stark strapaziert hat.
    Caballé adelt selbst Schmachtfetzen wie "Io son l'umile ancella" aus "Adriana Lecouvreur", enthalten auf vielen "Best of..." - Zusammenstellungen - wenn man hört, wie sie die erste Phrase bis zum Ende von "del genio creatore" auf einem einzigen Atem singt oder besser verströmt, schnurrt man wie ein Kätzchen beim Öffnen der Futterdose - das ist reines Manna für die Seele.

    "...and suddenly everybody burst out singing"
    Busman's Honeymoon

  • Ach ja; hier weiß es vielleicht jemand... Ich hab bei Amazon und co geschaut, ob man Caballes neues Buch (leider nur italienisch) bestellen kann. Leider hab ich keine Möglichkeit gefunden! Hat denn jemand hier eine leise Ahnung wo man dieses Buch bekommen kann??


    Liebe Grüße!!

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  • Zitat

    Original von Honoria Lucasta
    .. habe ich Montserrat Caballé immer gefunden, abgesehen davon, daß sie mir mit ihren Pianissimi und ihrem schier endlosen Atem (NEID!!!) bei jedem Hören Schauer über den Rücken gejagt hat.


    à propos Schauer... richtig schauerlich ist dies.


    Das geht ja wohl garnicht :no:


    So muß das klingen. :jubel: :jubel: :jubel: :faint:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich bin mit Herbert einer Meinung. Matronenhaft ist die perfekte Beschreibung. Caballé klang für mich außerdem oft sehr trocken (ich halte den Titel "Queen of dry singing" für angebracht) - außerdem hatte sie die unterschiedlichesten und teilweise unpassendsten Fächer bedient. Ich habe sie als Sieglinde - ein Mitschnitt von 1977... auf Deutsch... orrore! Dann sang sie gleichzeitig Belcanto, und zwar um einiges besser, wenn sie denn in Form war.


    Ich mag ihre Aufnahme von den Pirata von 1967 aus Florenz. Da singt sie wirklich hervorragend.


    :hello:
    M.

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Hallo,
    natürlich ist ein Piano sehr schön, wenn es denn angebracht ist. Wenn aber ein Piano gesungen wird, weil kein Forte mehr da ist, sieht die Sache anders aus. Das war so bei Zinka Milanow, und auch bei E. Schwarzkopf, in späteren Jahren. Das ist eine Flucht in's Piano. M. Caballe hatte auch eine Stimme, die im Lauf ihrer Karriere immer matronenhafter wurde.
    Das ist meine subjektive Meinung.


    :hello:Herbert.


    Piano oder Pianissimo zu singen, ist sehr, sehr schwer und nicht so zu sehen, wenn kein Forte mehr da ist.
    Ich habe mal aufgrund meines guten pianos in der Höhe beim Vorsingen eine Vakanz an der Oper bekommen, obwohl dort einige waren, die viel mehr Erfahrung hatten als ich, aber eben Schwierigkeiten beim piano.


    Deshalb können Chöre z.B. wirklich selten piano singen, beim forte kommen sie ganz groß raus. Das will halt gelernt sein.

  • Zitat

    Original von musica
    Piano oder Pianissimo zu singen, ist sehr, sehr schwer und nicht so zu sehen, wenn kein Forte mehr da ist.
    ...
    Deshalb können Chöre z.B. wirklich selten piano singen, beim forte kommen sie ganz groß raus. Das will halt gelernt sein.


    Liebe Musica,


    Meine Lehrerin fand damals, das ich es sehr gut konnte. Was ihrer Meinung nach aber fast unvermeidlich war um piano zu singen, war eine sehr gute Artikulation. Und, so behauptete meine Lehrerin, daran mangelt es sehr oft.


    LG, Paul

  • sehr lehrreich, die Ausführungen! Wie schön, dass ich mich hier angemeldet hab! :yes:


    Entgegen den oben geschriebenen Beiträgen habe ich schon mal gehört, dass Caballe die pianissimos aus "Fluchtgründen" gesungen hat, weil sie die Höhen nicht mehr forte singen konnte... Das stimmt dann wohl nicht?!?


    Ich bin leider kein Sänger, lediglich Pianist, daher meine weitere Frage an hiesige Sängerinnen und Sänger:


    Ist es schwieriger hohe Noten zu singen? Wenn ja, warum? ?( Ist ein hohes D tatsächlich so schwer? Und ist das tatsächlich verwerflich, wenn man hohe Noten in Finalenden faszinierend findet? Und an dieser Stelle an die Kenner: Kennt jemand Aufnahmen der Caballe mit einem hohen D/E ?


    Ich freue mich schon jetzt auf die Antworten! =)


    liebe grüße!

    4 Mal editiert, zuletzt von GregorAnton ()

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  • Das mit den hohen Tönen kommt ganz auf die Stimme an.


    Zwei Faktoren spielen für mich bei hohen Tönen die entscheidende Rolle: Stimmgewicht und Klangeinheit.


    Ein Leichtgewicht (Juan Diego Floréz) hat in keiner Lage eine "fette", schwere Stimme. Sie ist in der Mittellage wir ein Florett, unten eher dünn und braucht daher auch in der Höhe nicht "bombig" daherzukommen. Kann sie in der Regel auch gar nicht. Das heißt: Floréz kann mit einem ausgeglichenen Klang von der Mittellage in die Höhe gehen, wenn er die Höhe leicht singt. Das paßt, wie wir wissen, auch ganz gut zu seiner Stimmnatur. Für ihn ist das hohe C, wenn er es leicht singt, kein Problem.


    Umso schwerer die Stimmen werden, umso mehr Gewicht muß auch nach oben gehievt werden, wenn ein einheitlicher Klang gewollt wird. Hier beginnt das Problem. Hier ist große Technik gefragt, wenn man seine Stimme nicht durch gewaltsames Singen gefährden will (di Stefano ist so ein Fall. Auch Carreras ist hier gestolpert). Caballé war kein stimmliches Leichtgewicht, gehörte aber auch nicht in die schwerste Kategorie (wie etwa Tebaldi oder Dimitrova). Für sie war es aber gewiß schwieriger, ein hohes D zu singen als für ein Leichtgewicht wie Roberta Peters.


    Wenn keine Einheit des Klangs gewünscht wird, dann ist es nicht allzu schwer, hohe Noten zu singen - die dann allerdings nicht in den Rest des Vortrages passen. Die meisten Sänger versuchen, das zu vermeiden. Pavarotti etwa sang zu schwere Rollen und machte deshalb eine künstlich-dicke Mittellage - seine relativ dünne Höhe fiel dagegen immer ab (zu hören in Turandot oder Aida).


    Fazit: leichte Stimmen haben es viel einfacher sofern sie in ihrem Fach bleiben. Dramatische Stimmen haben ein größeres Gewicht zu heben und haben es schwerer, hoch zu singen, wenn ein einheitlicher Klang gewünscht wird.
    Deshalb ist es ein Gänsehaut-Ereignis, wenn man Maria Callas hört, die wirklich alles andere als eine leichte Stimme hatte, wenn sie im Schluß des 2. Aktes von Aida ein hohes Es schmettert... ein Ton, der in den Sphären eines Koloratursoprans liegt, der aber mit der Wucht eines Wagner-Soprans daherkommt...!


    :hello:
    M.

  • Ich kann da mal aus meiner eigenen Erfahrung berichten. Ich hatte immer sehr gute Kopfstimme, je höher desto besser und wirklich im ppp.


    Ich war zu einem Vorsingen an einem Opernhaus und sang meine beiden Arien, in Duell mit einer anderen Sopranistin.


    Nach den Arien musste zuerst die Kollegin wieder in den Saal und ich hörte auf einmal Tonleitern singen, immer höher und höher und beim höchsten Ton aushalten und das alles im Pianissimo. Es klappte wohl nicht so recht bei der Kolleging und dann kam ich an die Reihe. Tonleiter.....höher und höher...ppp und aushalten. Das war meine Stärke und obwohl die Kollegin viel mehr Erfahrung hatte, bekam letztendlich ich die freie Vakanz.


    Klar ist es bei dramatischen Stimmen viel schwerer ein ppp zu singen und Tenöre haben da oft ihre Probleme. Auch den dramatischen Sopranen geht es nicht anders. Leichte, lyrische Stimmen mit einer guten Technik haben da weniger Probleme.


    Die Caballe hat eine gute Technik und gerade sie mit ihrer Fülle muss das auch haben.


  • Die spanische Sopranistin Montserrat Caballé hat während eines Aufenthaltes in Moskau einen leichten Schlaganfall erlitten und sich dabei einen Arm gebrochen. Zur Zeit liegt sie in Barcelona in der Klinik Sant Pau.

    Die 79-jährige werde noch rund eine Woche im Krankenhaus verbleiben müssen.
    Gute Besserung!

    (Quelle: cf)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Heute begeht eine der größten und bedeutendsten Sopranistinnen des vorigen Jahrhunderts
    ihren "80. Geburtstag".
    Herzlichen Glückwunsch und alles Gute



    Maria de Montserrat Viviana Concepción Caballé i Folc (* 12. April 1933 in Barcelona) ist eine spanische Opernsängerin in der Stimmlage Sopran. Sie gilt als eine der bedeutendsten Opernsängerinnen des 20. Jahrhunderts.


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Sagitt meint:


    Ja, was für eine Karriere. Seit 1959 auf der Bühne.Aber ist es ein Segen? Ich meine nein. Ich habe den thread ja vor vielen Jahren eröffnet, weil ich ihre Befähigung des pp Singens so überaus schätzte und schätze.
    Aber die hat so vieles, zu vieles und zu lange gemacht.


    Schade.


    Hoffentlich erlebt sie noch eine erfreuliche Zeit als älterer Mensch und nicht als viel zu alte Sängerin.

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