Johann Hermann Schein, ein Jahr nach Heinrich Schütz geboren und 42 Jahre vor ihm verstorben, war ab 1616 in Leipzig Thomaskantor.
Mit Heinrich Schütz verband ihn neben persönlicher Freundschaft die Aufnahme italienischer Einflüsse und das Bestreben, deutschsprachige vokale Kirchenmusik zu schaffen.
Ein Beispiel dieses Schaffen sind seine 26 Madrigale, meist fünfstimmig, herausgegeben unter dem Titel
Israelis Brünnlein.
Davon fiel mir vor ein paar Tagen die Einspielung mit dem Ensemble Vocal Européen unter Philippe Herreweghe
in die Hände.
An der Besetzung fällt besonders auf, dass das Continuo mit Laute, Orgel, Violoncello und Kontrabass (!) besetzt ist - Jonathan Cable bedient den letzteren zu sehr wohlklingendem Effekt, was dem Satz beträchtliche Fülle und Dynamik verleiht, ohne dick zu werden. Kein kleines Kunststück...
Davon abgesehen kann ich die Aufnahme mangels Hörerfahrung in diesem Bereich nicht kompetent beurteilen, mir gefällt sie jedenfalls sehr gut. Sehr homogener, wohlgerundeter Gesang mit guter Textverständlichkeit und lebhafter Gestaltung.
Die Musik als solche steht was die Komplexität angeht wohl deutlich unter dem Niveau von Heinrich Schütz' besten Werken, dafür ist sie auch mit größerer Heiterkeit gesegnet. Ich habe diesen Spontankauf jedenfalls bisher nicht bereut und kann nur hoffen, dass das Beispiel mit dem Kontrabass im Continuo Schule macht (sieht aber nicht so aus)...
Parteiisch grüßt
BBF