Johann Ludwig Krebs - "es sey in einem Bach nur ein Krebs gefangen worden"

  • Hallo!


    Dieser Thread soll einem, wenn nicht dem Lieblingsschüler Johann Sebastian Bachs gewidmet werden.


    Über die Biografie von Johann Ludwig Krebs kann man sich an anderer Stelle ein gutes Bild machen. Nur die Eckdaten: getauft wurde er am 12. Oktober 1713 in Buttelstedt, verstorben ist er am 1. Januar 1780 in Altenburg).


    Die Schlosskirche Altenburg war auch sehr lange seine Wirkungsstätte, die dortige Orgel ist erhalten und wurde vor mehreren Jahren sehr gut restauriert. Es ist nicht überraschend, dass sie für einige Krebs-Einspielung als "authentisches" Instrument verwendung fand.


    Krebs war mehrere Jahre Thomas-Schüler in Leipzig und war da nicht nur Schüler von Bach, sondern wurde auch sein Freund und Mitarbeiter (als Notenkopist). Bezüglich der engen Verbindung von Meister-Schüler und Lehrer sowie des Talentes des Schülers übermittelt der Bach-Biographen Forkel folgendes zeitgenössisches Urteil:


    Zitat

    Zur Bezeichnung seiner Vortrefflichkeit sagten zu seiner Zeit die witzigen Kunstliebhaber: es sey in einem Bach nur ein Krebs gefangen worden.


    Ein schöneres Kompliment kann man sich wohl kaum vorstellen.


    Momentan sind im Fachhandel drei abgeschlossene Gesamteinspielungen der Orgelwerke von Johann Ludwig Krebs habbar, von einer weiteren Gesamteinspielung ist erst eine Folge erschienen (bei Naxos *g*):


    Motette
    Gerhard / Beatrice Weinberger
    6 CDs (damit abgeschlossen?)
    Orgeln:
    - Abteikirche Neresheim
    - Basilika Weingarten
    - Pfarrkirche Weissenau
    - Riepp-Orgeln Basilika Ottobeuren


    Priory Records
    John Kirchen
    6 CDs (abgeschlossen)
    Orgeln:
    - Canongate Kirk Edinburgh
    - St. Salvator's Chapel
    - Greyfriars Kirk Edinburgh
    - Reid Concert Hall Edinburgh,
    - St. Barnabas Dulwich
    - St. Peter Mancroft Norwich


    Querstand
    Felix Friedrich
    10 CDs (abgeschlossen)
    Orgeln:
    - Hildebrandt-Orgel St. Wenzel Naumburg
    - Stadtkirche St. Otto Wechselburg
    - Schlosskirche Altenburg
    - St. Petri Kirche Freiberg
    - Silbermann-Orgel Frankenstein
    - St. Walpurgiskirche Großengottern
    - Silbermann-Orgel Ponitz


    Naxos
    Gnann (u.a.?)
    bisher 1 CD
    Orgeln:
    - Abtei Weingarten



    Felix Friedrich hat die umfangreichste Einspielung vorgelegt, die auch Werke für Orgel und andere Instrumente bzw. Chor umfasst. Er nahman Orgeln aus Krebs Umfeld auf.


    Insbesondere Gerhard Weinberger hat Krebs Werke herausgegeben und ist damit ebenso wie Friedrich ein herausragender Krebs-Kenner. Er nimmt ebenfalls an klangschönen und berühmten historischen Instrumenten auf, allerdings in Süddeutschland.


    John Kitchen spielt an Orgeln die in Schottland stehen, zwar keine historischen Orgeln, aber stilistische Kopien (Frobenius, Ahrend...) Diese Aufnahme scheint momentan die günstigste zu sein und ist als Box erhältlich.


    Standardfrage: Wer kennt diese Aufnahmen, ganz oder teilweise und kann Empfehlungen geben?


    Gruß
    Karsten

  • Salut!


    Zitat

    Zur Bezeichnung seiner Vortrefflichkeit sagten zu seiner Zeit die witzigen Kunstliebhaber: es sey in einem Bach nur ein Krebs gefangen worden.


    Die liegen mit ihrem Witz ganz auf meiner Wellenlänge. Hat er denn dann auch in der Konsequenz Fugen über das Thema H-C-A-B komponiert?


    ?(


    Viele Grüße
    Ulli [SIZE=7]der keine einspielungen nennen kann[/SIZE]

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Die liegen mit ihrem Witz ganz auf meiner Wellenlänge. Hat er denn dann auch in der Konsequenz Fugen über das Thema H-C-A-B komponiert?


    :hahahaha: :hahahaha:...hat etwas gedauert, aber dann kam er umso besser...!


    Ich kenne Krebs übrigens auch nur von hören/sagen...gehört habe ich noch keins seiner Werke und folglich habe ich auch keine Einspielungen...ich sollte das vielleicht mal ändern... :D :pfeif:


    LG
    RL

  • Zitat

    Original von Ulli
    Salut!



    Die liegen mit ihrem Witz ganz auf meiner Wellenlänge. Hat er denn dann auch in der Konsequenz Fugen über das Thema H-C-A-B komponiert?


    Ich weiß nur, dass Krebs zumindest eine Fuge über B-A-C-H geschrieben hat. Ob er das Thema dabei nach allen Regeln der Kunst durchexerziert hat, also auch als Krebs, kann ich mangels Kenntnis des Werkes nicht sagen.:)


    Gruß
    Karsten



  • Inzwischen ist Folge 7 als Abschluss der Serie erschienen - kann ein orgelkundiges Tamino-Mitglied etwas zu der Weinberger-Aufnahme sagen? Wenn ich an seinen Bach bei CPO denke, kann sein Krebs ja nicht schlecht sein ....

  • Ich bin im Besitz einiger Krebs-Aufnahmen unter Felix Friedrich aus dem Hause "Querstand".


    Die Gesamtaufnahmen der Krebsschen Werke werde ich mir wohl NICHT zulegen, dafür sind die Kompositionen einfach zu ungleichgewichtig und der Bach zugeschriebene Spruch "vom eynzigen Krebs in meinem Bache" wirft eher ein Schlaglicht darauf, wie grundlegend sich Geschmack und Orgelkultur in Deutschland nach ca. 1740 gewandelt hatten. Krebs ist hin-und hergerissen zwischem dem, was Bach als "letzter Vertreter der norddeutschen Orgelschule" aus dem Stylus Phantasticus eines Buxtehude und Reinken zu erlesener später Blüte brachte, und dem Vokabular des zur "Empfindsamkeit" hin gewandelten musikalischen Geschmackes. Der Versuch, beide Stilrichtungen zu vereinigen, muss als gescheitert angesehen werden, denn die Kraft, das sozusagen "unvereinbare zu vereinen" ist bei Krebs nicht vorhanden, dazu hätte es eines Genies bedurft


    Ungeachtet dessen gibt es, sowohl im alten, wie auch im neuen Stil schöne Stücke, die die sichere Hand des Profis verraten, aber mir persönlich ist keine Stelle bekannt, wo sozuagen "der Geist über Krebs" kommt und sich das Gute zum Ausserordentlichen erhebt.


    Die Friedrich-Aufnahmen sind für mich vor allem interessant wegen der verwendeten Orgeln, wie z.b. hier die wundervolle Orgel Johann Jacob Schramms in der Stadtkirche zu Wechselburg in Sachsen, eines Meisterschülers von Johann Jacob Donati, der mit diesem Werk die fast 300jährige Tradition im Orgelbau der Familie Donat/Donati an die Schwelle des 19. Jahrhunderts führte.


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zitat

    Original von BigBerlinBear
    dafür sind die Kompositionen einfach zu ungleichgewichtig und der Bach zugeschriebene Spruch "vom eynzigen Krebs in meinem Bache" wirft eher ein Schlaglicht darauf, wie grundlegend sich Geschmack und Orgelkultur in Deutschland nach ca. 1740 gewandelt hatten. Krebs ist hin-und hergerissen zwischem dem, was Bach als "letzter Vertreter der norddeutschen Orgelschule" aus dem Stylus Phantasticus eines Buxtehude und Reinken zu erlesener später Blüte brachte, und dem Vokabular des zur "Empfindsamkeit" hin gewandelten musikalischen Geschmackes. Der Versuch, beide Stilrichtungen zu vereinigen, muss als gescheitert angesehen werden, denn die Kraft, das sozusagen "unvereinbare zu vereinen" ist bei Krebs nicht vorhanden, dazu hätte es eines Genies bedurft


    Gemach! Da liegt schon wieder so ein Kleinmeister-Genialitäts-Geschimpfe in der Luft, und damit täte man Krebs doch ein bisschen Unrecht.
    Lssen wir ihn doch als Lord-Siegelbewahrer der hohen Kontrapunktik gelten, über den die Zeit ein bisschen drübergefahren ist.


    Zitat

    Ungeachtet dessen gibt es, sowohl im alten, wie auch im neuen Stil schöne Stücke, die die sichere Hand des Profis verraten, aber mir persönlich ist keine Stelle bekannt, wo sozuagen "der Geist über Krebs" kommt und sich das Gute zum Ausserordentlichen erhebt.


    Das exakte Finden solcher Stellen ist ein logistisches Problem. :D


    Zitat

    Die Friedrich-Aufnahmen sind für mich vor allem interessant wegen der verwendeten Orgeln, wie z.b. hier die wundervolle Orgel Johann Jacob Schramms in der Stadtkirche zu Wechselburg in Sachsen, eines Meisterschülers von Johann Jacob Donati, der mit diesem Werk die fast 300jährige Tradition im Orgelbau der Familie Donat/Donati an die Schwelle des 19. Jahrhunderts führte.


    Wobei man bei allem Schönklang dem Erbauer dasselbe vorwerfen kann wie Krebs: Originalität ist nicht die erste Vokabel, die einem in den Sinn kommt angesichts der Silbermann-Klone, die auch von anderen bis ins 19. Jh. hinein in Sachsens Dorfkirchen errichte wurden – Trampeli ist auch so ein Name.


    Hingegen ist die 10. CD von der klanglichen Seite betrachtet ein absolutes Muss für alle, die eine gelungene Aufnahme der Orgel suchen, die bei Weinberger lange nicht so gut eingefangen ist.
    Und für Krebs-Verächter gibt es ein bisschen richtigen Bach zwischendurch und am Schluss eine große BACH-Fuge von Krebs, die sich gewaschen hat. :yes:

  • Oh wie liebe ich doch den Widerspruch um des Widerspruchs willen !
    Auf Krebs trifft das zu was auch für andere gilt: das Bessere ist und bleibt nun mal der Feind des Guten und ich denke, ich konnte ausreichend und nachvollziehbar begründen, warum ich KEINEN Lobgesang auf den eben doch nicht genialen Krebs anstimmen konnte, auch wenn Du mir unterschwellig unterstellst, daß ich Krebsens Leistung in irgendeiner Weise mindern möchte.


    Was bei Krebs das Finden sogenannter "blitzdurchfahrender" Stellen angeht, ist das weniger ein logistisches, sondern eben doch ein qualitatives Problem.


    Mir gefällt er genau dann am besten, wenn er vergisst, daß er eben jetzt und sofort einen ganz gewissen Zeitgeist bedienen muss, sondern ohne sich selber permanent zu hinterfragen, "darauf los komponiert". Überzeugend hat das Irmtraut Krüger in ihrer Auswahl eingefangen, die unmittelbar nach der Wende in Altenburg entstand und von der ich meine, daß sie genau das enthält, was ein interessierter Hörer von Krebs kennen sollte. Wem das nicht ausreicht, der kann immer noch auf die diversen Gesamteinspielungen nach seinem Gusto zurückgreifen. Hier also meine persönliche Krebs-Empfehlung:



    Die Schramm-Orgel in Wechselburg als "Silbermann-Klone" abzuwerten, wird weder Donati/Schramm noch Silbermann gerecht, vielmehr verweist die ausgesprochen herbe Klanglichkeit dieses Instrumentes auf die Orgeln die Christoph Donat im Altenburger/Leipziger Raum baute. Ich weiss nicht, welche der Trampeli-Orgeln Du gespielt oder gehört hast, mir persönlich ist die Orgel der Kirche in Markersbach (Landkreis Aue-Schwarzenberg) besonders vertraut.


    Wesentliche Bereiche aus der Silbermannschen Mechanik übernahmen fast alle Orgelbauer Sachsens, bis hin zu Mende (gest. 1852) oder Schubert, (gest. 1901), der sich übrigens makabrerweise im Gehäuse der Silbermann-Orgel in Reichenbach/Voigtland erhängte. Klanglich jedoch knüpft Trampeli nicht an Silbermann an, gäbe es eine sogenannte "empfindsame" Orgel, das Markersbacher Insturment verdiente dieses Prädikat.


    Die Krebs-CD Nr. 10 ist wirklich empfehlenswert aber ich hatte mich bewusst für die 9 entschieden, weil weder Orgel noch Orgelbauer hinlänglich bekannt waren, das Naumburger Instrument dagegen sich großen (verdienten) Ruhmes erfreut !

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Oh wie liebe ich doch den Widerspruch um des Widerspruchs willen !
    Auf Krebs trifft das zu was auch für andere gilt: das Bessere ist und bleibt nun mal der Feind des Guten und ich denke, ich konnte ausreichend und nachvollziehbar begründen, warum ich KEINEN Lobgesang auf den eben doch nicht genialen Krebs anstimmen konnte, auch wenn Du mir unterschwellig unterstellst, daß ich Krebsens Leistung in irgendeiner Weise mindern möchte.


    Oha, da bricht wieder der Berliner Charme durch. :D


    Zitat

    Was bei Krebs das Finden sogenannter "blitzdurchfahrender" Stellen angeht, ist das weniger ein logistisches, sondern eben doch ein qualitatives Problem.


    Wie man die Stellen nun nennt, die man mit dem Genie-O-Meter misst, bleibt sich letztlich gleich.
    Sicher kann man an Krebs eine Diskussion über Epigonentum aufhängen und seine Zwiespältigkeit thematisieren. Es bleibt aber immer noch genügend musikalische Substanz, die seine Werke über bloßes Kunsthandwerk hinausheben. Dazu kommt immerhin auch noch, dass er die Choralbearbeitung für ein Melodieinstrument und Orgel für sich quasi neu entdeckt hat.
    Darüber, dass er offensichtlich 50 Jahre zu spät geboren ist, muss man nicht streiten. Auf alle Fälle bekommt man kurzweilige und qualitativ hochwertige Musik geboten. Das ist für die Orgelmusik in dieser Zeit mehr, als man über manche seiner Zeitgenossen sagen kann.


    Zitat

    Die Schramm-Orgel in Wechselburg als "Silbermann-Klone" abzuwerten, wird weder Donati/Schramm noch Silbermann gerecht, vielmehr verweist die ausgesprochen herbe Klanglichkeit dieses Instrumentes auf die Orgeln die Christoph Donat im Altenburger/Leipziger Raum baute.


    Na gut, den Schramm lasse ich noch gelten.


    Zitat

    Klanglich jedoch knüpft Trampeli nicht an Silbermann an, gäbe es eine sogenannte "empfindsame" Orgel, das Markersbacher Insturment verdiente dieses Prädikat.


    Das aber nicht mehr. Wenn es Marketing-Könner im Orgelbau gegeben hat, die sich als Marken-Kopisten eine goldene Nase verdient haben, dann waren es (keine Chinesen, sondern) die Orgelbauer Trampel, die ja sogar das „i“ als verkaufsfördernde Maßnahmen ihrem Namen hinzufügten.
    Einmal abgesehen von den Prospekten, die sie fast exakt nach Silbermannschen Plänen gebaut zu haben scheinen, kopieren sie nicht nur die Mensuren bis aufs i-Tüpfelchen. Von der Disposition bis zur Zungenkehle wird in fast jedem Vertrag darauf hingewiesen, dass es sich um möglichst exakte Silbermann-Nachahmungen handelt. Und die Verträge haben sie eingehalten, denn handwerklich waren sie topfit.
    Dass bei der Intonation dem Zeitgeist ein kleiner Tribut gezollt wurde, ist wohl mehr dem Unterbewusstsein und der Haltung, dass man da noch Verbesserungen an Silbermann anbringen könnte, geschuldet als der klaren Absicht, eigenständig zu arbeiten.
    Das alles lässt sich an den erhaltenen Instrumenten und Dokumenten durchaus auch so nachvollziehen.
    Im Vergleich zu dem meisten ihrer Zeit- und Zunftgenossen schneiden die Trampels ganz klar als zwar saubere, aber eben doch einspurige und unoriginelle Nachahmer ab, die den Namen und die Bauweise Silbermanns gezielt für sich verwerteten.
    Unter dem Stichwort „empfindsam“ fällt mir diese Familie jedenfalls nicht als erstes ein.


    Zitat

    Die Krebs-CD Nr. 10 ist wirklich empfehlenswert aber ich hatte mich bewusst für die 9 entschieden, weil weder Orgel noch Orgelbauer hinlänglich bekannt waren, das Naumburger Instrument dagegen sich großen (verdienten) Ruhmes erfreut !


    Einverstanden. Die Naumburger Krebs-Aufnahme halte ich auch deshalb für besonders hörenswert, weil sie die Orgel im Vergleich zu anderen Einspielungen mit dem Instrument am besten wiedergibt und Friedrich auch Registrierungen einsetzt, die etwas seitab vom Mainstream liegen.

  • Hallo Hadubrand, für meinen ungwönlichen Charme bin ich berüchtigt, ob der aber etwas spezill berlinisches hat, weiss ich nicht, denn schliesslich bin auch ich, wie fast alle Berliner, "nur ein Zugereister" ! :D


    Mit einer leichten, aber durchaus werbewirksamen Veränderung ihres Nachnamens waren die Trampel(i) keinesfalls die ersten, sondern begonnen hatte dieser Spaß schon mit dem Erbauer der sogenannten "Sonnenorgel" zu Görlitz, Eugen Caspar, der sich wohllautend Eugenio Casparini nannte, worauf sich Johann Jacob Donat sagte: "was der kann, kann ich schon lange" und seinem halbwegs geeigneten Nachnamen ein klitzekleines "i" anhing. Auf diesen ungebremsten Zug der Modetorheiten sprang schliesslich auch der alte Trampel auf ! :D


    Die Orgelbauer Sachsens hatten nach dem erfolgeichem Auftreten Silbermanns, der seinen "Start" in seinen Geburtslanden ausserordentlich werbewirksam in Szene setzte, folgendes Problem: nach etwa 20 Jahren Bautätigkit des Freiberger Meisters hatte sich allenthalben herumgesprochen, daß seine Orgeln einfach weniger reparaturanfällig seien als die der Konkurrenz
    und genau da setzen jene Orgelmacher wie Oehme, die Donatis der dritten Generation und eben auch die Trampels an:


    Noch Carl Eduard Schubert behauptet, daß seine im Jahr 1879 vollendete Orgel für die St. Marienkirche zu Marienberg "streng nach Silbermann" gebaut sei, was aber lediglich auf den Bereich der Materialien und der Mechanik zutrifft; natürlich wurde dieses Instrument nicht mehr modifiziert mitteltönig gestimmt, sondern man kann darauf, wenn man dergl. Musik schätzt, auch wunderbar Reger oder Rheinberger spielen. Auch sind fast alle Orgeln dieser "Silbermann-Clone", um sich eines gehobenen wissenschaftlichen Terminus zu bedienen, insgesamt grundtöniger
    angelegt als vergleichbare Werke Silbermanns.


    Auf der Steinmüller-Orgel zu Wolkenstein (ca. 1810) kann man ganz hervorragend romantisches Repertoire spielen, auch die Orgeln Oehmes, eines Silbermann-Schülers, eignen sich hervorragend zur Wiedergabe von Musik NACH 1750. Unter den Trampeli-Orgeln befinden sich sehr ungleichwertige Instrumente mit z.T. nur noch bescheidnener originaler Substanz.


    Ich generalisiere meine meine Einschätzungen übrigens nicht, sondern beschränke mich auf mir persönlich bekannte Istrumente und die Aussagen ihrer Restauratoren, (bei den hier gelisteten überwiegend die Fa. Wegscheider Dresden).


    Wenn Dich das Thema, wie ich fast befürchte, wirklich brennend interessiert: Darüber kann man gut nachlesen bei: Oehme: Orgeln im Königreiche Sachsen (4 Bd.) und Dähnert: Historische Orgeln in Sachsen. Ob die Trampels in Leipzig, wie immer wieder kolportiert wird, wirklich "Schrott" gebaut haben, wird sicht nichtmehr beweisen lassen können, da diese Instrumente samtsonders verschwunden sind. Ob sie wirklich so gute Marktstrategen waren
    wie Du hier glauben machen möchtest, kann auch angefochten werden, spricht doch die mir bekannte Firmengeschichte eine andere Sprache.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Hallo Hadubrand, für meinen ungwönlichen Charme bin ich berüchtigt, ob der aber etwas spezill berlinisches hat, weiss ich nicht, denn schliesslich bin auch ich, wie fast alle Berliner, "nur ein Zugereister" ! :D


    Das erste, was sich die Zugereisten aneignen, ist immer die geschätzte Berliner Freundlichkeit. :D


    Zitat

    Wenn Dich das Thema, wie ich fast befürchte, wirklich brennend interessiert:


    Tut es eher nicht. :no:


    Zitat

    Darüber kann man gut nachlesen


    Tatsächlich? :D


    Zitat

    wie Du hier glauben machen möchtest, kann auch angefochten werden, spricht doch die mir bekannte Firmengeschichte eine andere Sprache.


    Betrachtet man die Anzahl der Neubauten, kommt man schon zu dem Schluss, dass zumindest die Akquise nicht schlecht funktioniert hat.
    Aber lass gut sein, Trampel-Orgeln sind hier wirklich OT.

  • Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Mir gefällt er genau dann am besten, wenn er vergisst, daß er eben jetzt und sofort einen ganz gewissen Zeitgeist bedienen muss, sondern ohne sich selber permanent zu hinterfragen, "darauf los komponiert". Überzeugend hat das Irmtraut Krüger in ihrer Auswahl eingefangen, die unmittelbar nach der Wende in Altenburg entstand und von der ich meine, daß sie genau das enthält, was ein interessierter Hörer von Krebs kennen sollte. Wem das nicht ausreicht, der kann immer noch auf die diversen Gesamteinspielungen nach seinem Gusto zurückgreifen. Hier also meine persönliche Krebs-Empfehlung:




    Hallo!


    Felix Friedrichs Einspielungen sind, was Krebs betrifft, sicher das non-plus-ultra. Auch die Beihefte der Gesamteinspielung sind überaus informativ. Dummer- bzw. clevererweise ist die Krebs-Biografie häppchenweise auf Volumina 1-8 verteilt *g* In den Volumina 9-10 findet man dann Aufsätze über Krebs' Orgeln und seine musikgeschichtliche Stellung. In allen Bookelts findet man die jeweiligen Registrierungen, Infos zu den Orgeln sowie Werkkommentare.


    Einen schönen Krebs-Querschnitt, von ähnlicher Zusammenstellung wie derjenige von Frau Irmtraud Krüger für MDG, hat auch Felix Friedrich vorgelegt:



    Johann Ludwig Krebs
    Ein Fest Der Sinne
    - Toccata und Fuge a-Moll
    - Trio a-Moll
    - Trio d-Moll
    - Trio C-Dur
    - Präludium und Fuge c-Moll
    - Fuge c-moll
    - Fuge Es-Dur
    - Fuge f-moll
    - Fuge B-Dur
    - Präludium udn Fuge D-Dur
    - Wie schön leuchtet der Morgenstern (Choralbearbeitung)
    - Meinen Jesum lass ich nicht (Choralbearbeitung)
    - Zeuch ein zu deinen Toren (Choralbearbeitung)
    - Fuge B-Dur über Bach
    Friedrich, Felix , Trost-Orgel Altenburg
    QUERSTAND , 2005 , DDD


    Gruß
    Karsten

  • Ich bin immer dankbar für meinen Band Orgel+Soloinstrument (hg. Weinberger)
    Eben triomässige Orgel und nicht "nur Generalbaß". Ersteres gibts sonst wenig (oder gar nicht?) aus dem Barock...