• Blöde Frage:


    Es gibt die Musik, das Orchester, den Dirigenten, das Libretto, die Sänger, den Regisseur, den Bühnenbildner, etc. etc. und einen Dramaturgen - was macht der eigentlich ?(


    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Diese Frage habe ich mir auch immer gestellt! Ich kenne aber seit längerer Zeit einen Dramaturgen (Musiktheater und Konzert), der gestaltet zum einen Programme, wo er Beiträge schreibt, hat aber auch eine Menge Vermittlungs- und Koordinationsaufgaben (Gastsänger, -musiker und -dirigenten organisieren u. betreuen, Einführungsvorträge, Übertitelungsanlage usw.). Er begleitet auch die Probenarbeit, liefert dort Hintergrundinformationen usw.) Der Aufgabenbereich ist schwer zu umreißen, jedenfalls ist ein D. vielseitig einsetzbar. Sehr interessante Tätigkeit.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Draugur


    also ein besseres "Mädchen für alles"...


    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Irgendwie schon, aber eben ein besseres!
    Abgesehen von dem wackligen Anstellungsverhältnis, in dem man sich heute meistens als Dramaturg befindet, ist das m. E. ein Traumberuf.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Zitat

    Original von Draugur
    Irgendwie schon, aber eben ein besseres!


    Ich hatte das nicht abwertend gemeint, klingt ja absolut nach multi-tasking ;-)


    Zitat

    Abgesehen von dem wackligen Anstellungsverhältnis, in dem man sich heute meistens als Dramaturg befindet, ...


    Und warum ist das wackelig? Müßte die Oper nicht versuchen, jemanden, wenn er gut ist, längerfristig zu binden?


    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Kommt immer drauf an, welche Bedeutung in einem Theater der Dramaturgie zugemessen wird. Es gibt Dramaturgen, die dürfen allenfalls mal das Programmheft zusammenstellen und eine Stunde vor Beginn der Premiere in einer Einführungsveranstaltung den Inhalt der Oper erzählen. Es gibt aber auch Dramaturgen, die einen großen Teil der Arbeit erledigen, die man gemeinhin eher dem Intendanten oder den Regisseuren zuschreiben würde. Also z.B.: Festlegung einer bestimmten "Spielplanpolitik", Auswahl von Regisseuren und Bühnenbildnern, Beratung bzw. intellektuelle Fütterung der Regisseure bei den einzelnen Produktionen usw. Meistens sind das Leute mit entsprechendem Studium (Theaterwissenschaft, Literaturwissenschaften oder inzwischen auch einer dieser neuen Dramaturgie-Studiengänge). Gelegentlich handelt es sich durchaus um hochrangige Intellektuelle.


    Oft werden Dramaturgen nur für einzelne Produktionen verpflichtet, manchmal gibt es aber auch fest angestellte Chefdramaturgen. An manchen Häusern verzichtet man ganz auf einen oder mehrere Chefdramaturgen, an anderen Theatern bilden sie vielleicht nicht das Herz, aber doch eine der Hauptschlagadern des Hauses. Faustregel: einflussreiche Dramaturgen wird man in der Regel eher an Häusern finden, die "Regietheater" bevorzugen. Eines der früheren (frühesten?) Beispiele für einen wichtigen Chefdramaturgen im Opernbereich war Klaus Zehelein, der in der "Ära Gielen" des Frankfurter Opernhauses enormen Einfluss hatte (1977-86). Zehelein ist ja später dann selbst Intendant in Stuttgart geworden, hat aber auch dort immer mal wieder die Dramaturgie für einzelne Produktionen übernommen. Andere Dramaturgen werden für einen bestimmten Regisseur oftmals so wichtig, dass sie auch als Co-Regisseur genannt werden: Sergio Morabito bei Jossi Wieler z.B. Im Schauspielbereich waren viel früher und in viel größerem Umfang als in der Oper einflussreiche Dramaturgen zu finden: Claus Peymann wäre während seiner Intendanzen in Stuttgart, Bochum, Wien und Berlin ohne seinen legendären Chefdramaturgen Hermann Beil ziemlich aufgeschmissen (gewesen).


    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Austria


    Und warum ist das wackelig? Müßte die Oper nicht versuchen, jemanden, wenn er gut ist, längerfristig zu binden?


    Nun ja, die Führungsetage wechselt ja des öfteren, die neuen Intendanten/GMDs usw. bringen dann ihre eigenen Leute mit... Gut sein reicht da leider oft nicht aus, um seine Stelle zu behalten.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Danke Euch beiden - jetzt kann ich mir was drunter vorstellen ;-)


    :hello:
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Zitat

    Eines der früheren (frühesten?) Beispiele für einen wichtigen Chefdramaturgen im Opernbereich war Klaus Zehelein, der in der "Ära Gielen" des Frankfurter Opernhauses enormen Einfluss hatte (1977-86)


    Da fällt mir ein älteres, bekanntes Beispiel ein: Marcel Prawy hat als Chefdramaturg der Wiener Volksoper in den Fünfzigern das Musical am europäischen Kontinent eingeführt (er hat auch einige Übersetzungen selbst gemacht!).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!