Ich tue etwas, was ich eigentlich selbst gern kritisiere (aber der Wegweiser geht ja auch nicht den Weg, den er weist ;)) und eröffne einen thread, den es so ähnlich vielleicht schon gibt (ich habe jedoch keinen eindeutigen gefunden!). Und der Anlaß ist kein nichtiger.
Heute ist der 275. Geburtstag eines der größten und immer noch häufig weniger beachteten Komponisten der abendländischen Musikgeschichte:
(Franz) Joseph Haydn (31. März 1732 in Rohrau; † 31. Mai 1809 in Wien)
Da ich aber zu faul [1] bin, irgendwas zu verfassen, füge ich kurzerhand eines meiner ersten Postings bei Tamino ein, garniert mit einigen Links. Gehört habe ich vorhin die Sinfonie Nr. 102 (Klemperer) und zwei Klaviertrios (18 u. 19)
Zwar als "Vater" der klassischen Sinfonie und des Streichquartetts anerkannt, stand er in der Rezeption bis weit ins 20. Jhd. immer im Schatten von Mozart und Beethoven. Man pflegte das Bild des gemütlichen, etwas biederen "Papa Haydn" (von Mozart noch respekt- und humorvoll verwendet), der zwar den Weg für die Nachfolger bereitet hat, selbst aber doch nicht unter die ganz Großen zu zählen ist. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein! Wenn es eines Beispiel dafür bedürfte, dass Masse keinen Mangel an Klasse bedeuten muß, dann steht Haydn neben Bach und Mozart an erster Stelle. Denn trotz der großen Zahl seiner Werke zeichen diese sich durch einen Abwechslungs- und Erfindungsreichtum aus, der hinter keinem Komponisten zurückbleibt. Ein unübertroffener Meister musikalischen Humors, der aber auch ganz andere Töne kennt wie in der "Vorstellung des Chaos", den 7 letzten Worten oder den stürmischen mittleren Sinfonien.
Den beeindruckendsten Teil seines Oeuvres bilden für mich die Streichquartette, denn ab op. 9 bis op. 77 ist eigentlich jedes Werk hörenswert, um nicht zu sagen ein Meisterwerk; fast unmöglich einen Favoriten zu benennen, daher nenne ich das Werk, das vielleicht als erstes aus dieser Reihe ungeheuren Eindruck auf mich gemacht hat, op. 76,5 D-Dur mit dem unvergleichlichen langsamen Satz. Unter den Sinfonien fällt es mir noch schwerer, einen Liebling herauszuheben, daher verweise ich auf Brahms, der angeblich (lt. Tovey) über das largo der Nummer 88 gesagt haben soll, dass er wünschte, seine 9. möge so klingen...
JR
[1] Von Haydn gibt es sowohl ein "Lob des Fleißes" (in den Jahreszeiten, was er selbst, obwohl er sein Lebtag fleißig gewesen sei, etwas dämlich fand) als auch ein scherzhaftes Lied "Lob der Faulheit" (Hob. XXVIa no. 22):
Faulheit, endlich muß ich dir
Auch ein kleines Loblied bringen!
O!. . . Wie. . . sauer. . . wird es mir
Dich nach Würde zu besingen!
Doch ich will mein Bestes tun:
Nach der Arbeit ist gut ruhn.
Höchstes Gut, wer dich nur hat,
Dessen ungestörtes Leben. . .
Ach!. . . ich gähn!. . . ich. . . werde matt.
Nun, so magst du mir's vergeben,
Daß ich dich nicht singen kann:
Du verhinderst mich ja dran.
(G. E. Lessing)