Bedeutende Interpreten unserer Zeit- Kurzvorstellung

  • 111 Musiker sind zusammengetragen worden, die sicherlich auch die unterschiedlichen Interessen der Taminos und Paminas widerspiegeln. Der Folge-Thread "Und ich kenne sie nicht" zeigt, daß viele Musiker den Mitdiskutanten nicht oder nur dem Namen nach bekannt sind. Da dieses Forum ja nicht nur für dem Austausch unter ähnlich Gesinnten gewidmet, sondern auch Informationsplattform ist, schlage ich vor, den Thread "Bedeutende Interpreten" zu einer Trias zu erweitern. Auch hier sollte nicht diskutiert werden, sondern nachgelesen werden können.


    Da wir ja alle unsere Lieblinge benannt haben sollte es wohl möglich sein, diese auch vorzustellen, idealiter mit Plattenempfehlungen. Auch sollte es Spielregeln geben: Jeder Künstler bekomm einen eigenen Beitrag. Diskussionen über die Künstler sollten in einem anderen Thread geführt werden.


    Ich mache gerne den Anfang und stelle zunächst Aldo Ciccolini vor. Brigitte Engerer wird folgen.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • geboren 1925, französischer Pianist italienischer Herkunft. Gewinner des Long-Thibaud Preises 1949. Seit 1969 französischer Staatsbürger, unterrichtete von 1970 bis 1983 am Pariser Conservatorium. Beging sein 50-jähriges Bühnenjubiläum 1999 mit einem Recital im Théatre de Champs-Elysées. Soviel zu den biographischen Eckdaten.



    Ciccolini ist in Deutschland vornehmlich durch seine Einspielung des Gesamtwerkes von Erik Satie bekannt geworden (meiner Kenntnis nach die erste GA überhaupt). Im Zeitalter der digitalen Aufzeichnung nahm er den gesamten Satie erneut auf. Wiederholt hat Ciccolini auch das b-moll Konzert von Tschaikowsky eigespielt (unter Silvestri und unter Cluytens), die Nächte in spanischen Gärten sogar dreimal). In früheren Jahren sah sich Ciccolini den französischen –auch unbekannten. Komponisten verpflichtet. Das gesamte Klavierwerk von Jules Massenet hat Ciccolini ebenso für die Schallplatte eingespielt wie die Werke von Deodat de Sévérac, einzelnes von Alexis de Castillion und Vincent d’Indy neben den großen Maurice Ravel und Claude Debussy sowie den Klavierkonzerten von Saint-Saens.


    Ich selber habe Ciccolini durch seine Liszt-Einspielungen entdeckt, besonders der „Années de Pélérinage“. Wer in seiner Diskographie der 1970er Jahre stöbert, findet dort auch Brahms, Scarlatti und Rossini.


    Seit den 1990er Jahren widmet sich Ciccolini Beethoven und Mozart, spielt Chopin für die Schallplatte ein und Schumann. 2002 erhielt er den Diapasson d’or für seine Janacek- und seine Schumann-CD.


    Ciccolinis früheren Aufnahmen klingen gelegentlich ein wenig hart im Anschlag, was sich wohl auch mit dem Live-Eindruck deckte, der mir von Freunden berichtet wurde. Bei vielen seiner Platten entpuppt Ciccolini sich allerdings als eine wahrer Meister im erzeugen von Klangfarben.


    Viele seiner EMI-Platten sind mittlerweile wohlfeil als CD erhältlich: die kleine Liszt-Box wäre hier eine Empfehlung. Auch die wundervollen impressionistischen Klavierminiaturen Deodat de Sévéracs sind als CD erhältlich. Neben dem Pianisten Ciccolini gäbe hier überdies noch einen zu unrecht abseits stehenden Komponisten zu entdecken.


    Bei den neueren Einspielungen dürfte seine GA der Beethoven-Sonaten ein Geheimtip sein: die Aufnahmen entstanden in den 1990er Jahren ursprünglich für das Label Bongiovanni und sind jetzt erneut bei Cascavelle veröffentlicht worden.


    Hörenswert auch: die Janacek-Cd und die Lyrischen Stücke von Edvard Grieg.

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • gute Threadidee, eine hervorragende Ergänzung der angesprochenen Themengebiete.


    Mich hat ein wenig erstaunt, wie viele Taminoesen Maria Kliegel nicht kennen:
    - Cellistin, Jahrgang 1952
    - Professorin für Cello an der Kölner Musikhochschule
    - Gewinnerin vieler Musikpreise
    - hat viele CDs eingespielt


    ich hab auf einen Sitz schon 1/2 Dutzend CDs von ihr aus meinem Archiv zusammengekratzt:
    - Marco Polo - Virtuoso Cello Encores (zusammen mit Raymund Havenith, Piano - enthalten ist u. a. eine ganz zauberhafte Einspielung der Vocalise von Rachmaninov, sehr viel besser als das Original !!)
    - Naxos - Die schönsten Cellokonzerte - Hydn, Dvorak, Elgar u.a, einmal quer durch den Garten, 3 CDs
    - Naxos - Brahms - Cello Sonatas
    - Naxos (ja ja, ich bin ein Geizhals) - Shostakovich - Cello Concertos


    Sie spielt ein Stradivari-Cello, ich habe sie mehrfach live erleben dürfen, war jedesmal außerordentlich angetan, sie ist eine große Künstlerin

  • Hallo Thomas,


    also ich finde die Idee mit den (gar nicht so kurzen) Kurzvorstellungen der Interpreten sehr gut! :yes:
    Ausführlicher kann man sie dann ja immer noch in eigenen Freds würdigen...


    Buona notte!
    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

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  • Ich habe Emma Kirkby nominiert und gebe hier einen kurzen Hinweis:


    Emma Carolyn Kirkby wurde am 26. Februar in Cambridge. Sie studierte in Oxford Altphilologie. Dabei beteiligte sie sich am reichen musikalischen Leben in der Universitätstadt. Sie wurde Lehrerin. In ihrer Freizeit sang sie in Ensembles und konzentrierte sich immer auf Alte Musik. Dann begann ihre langjährige Zusammenarbeit mit der 1973 gegründeten Academy of Ancient Music und ihrem Leiter Christopher Hogwood. Trotz ihrer musikalischen Karriere behielt sie immer die Verbindung zur Altphilologie und Altertumswissenschaft. Beide Wissenschaften haben die musikwissenschaftliche Arbeit stark mit geprägt.


    Emma Kirkby kann mit ihrem bescheidnenen und unaufdringlichen Auftreten wohl als Anti-Typus der Primadonna oder der Diva bezeichnet werden. Sie hat viele CDs mit Musik des 16., 17. und 18. Jahrhunderts aufgenommen. Darunter sind Werke englischer Komponisten wie Byrd, Gibbons, Purcell, Arne und anderen. Sie hat CDs mit Arien und Kantaten Bachs aufgenommen und sich besonders dem Werk Händels gewidmet. Sie hat mit Roy Goodman, Christopher Hogwood und anderen Dirigenten, Orchestern und Solisten der historisch informierten Aufführungspraxis zusammen gearbeitet.


    Ausführlicher kann man es hier nachlesen:


    Emma Kirkby - The Queen of Early Music


    Grüße von Andrew :yes:

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Angela Hewitt stammt aus Kanada, man kennt sie primär durch ihre Bach-Interpretationen. Abgesehen davon, dass sie ebenfalls aus Kanada stammt und ausgezeichnet Bach spielt gibt es keine weiteren Ähnlichkeiten mit ihrem Landsmann Glenn Gould: Weder badet sie ihre Hände vor dem Spiel in brühend-heißem Wasser noch spieltsie auf einem angesägten Klavierhocker.


    Hewitt nur auf Bach zu reduzieren greift zu kurz, wie ein Blick auf ihre CD-Veröffentlichungen zeigt: Sie spielt ausgezeichnet Ravel oder auch Messiaen. Inzwischen hat sie mit einem Beethoven-Zyklus begonnen. Das Angela Hewitt keine blutarme Tastentante ist, zeigt ihre Einspielung der Appassionata. Wer sich für barockes Repertoire auf dem modernen Konzertflügel begeistern kann, für den ist Angela Hewitt eine lohnende Entdeckung. Ihre CD´s erscheinen bei Hyperion- und in der Regel verfasst sie die Begleittexte zu ihren Aufnahmen selbst. Ebenso eloquent wie kompetent.


    Angela Hewitt



    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Ich bin etwas verwirrt: Fast alle genannten Interpreten wurden im "Nominierungsthread" bereits kurz vorgestellt, inklusive Begründung für die Nennung und CD-Empfehlungen.
    Wer beim besten Willen nichts Besseres zu tun hat, kann das natürlich hier im thread alles nochmal wiederholen...
    Normalerweise dürften aber die bereits gegebenen Informationen fürs Erste ausreichen, zumal zu gar nciht so wenigen der genannten bereits threads im Forum existieren...
    Das Fourm besitzt eine Suchfunktion!


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Nicht jeder Künstler ist vorgestellt worden. Freilig gibt es Künstler, die hier im Forum schon ausführlicher vorgestellt wurden, etwa Paul van Nevel durch den dankenswerten Einsatz von Thomas Salisburgensis. Auch verstehe ich unter Kurzvorstellung nicht , daß ein Künstler x vorgestellt wurde, weil die Cd y besonders toll ist.


    Wenn bereits über einen Künstler ein Thread existiert, kann man ja einen Link setzen (was freilich Annjuscha N. nicht eben zieführend wäre).


    Wenn sich aus den Künstlervorstellungen eigene Threads entwickeln, umso besser. Wenn sich hier ein Thread zum stöbernden Nachschlagen entwickelt, fein, so ist's beabsichtigt.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • französische Pianistin, geb. 27.10.1952. Nach einer Grundausbildung in Tunis tritt sie 1963 in die Klasse von Lucette Descaves am Pariser Konservatorium ein. 1969 gewinnt sie den Long-Thibaud-Preis, studiert 1970-1975 bei Stanislaw Neuhaus in Moskau. 1974 Tschaikowsky-Wettbewerb und 1978 Concours Reine-Elisabeth in Brüssel. Ihre Karriere startet 1979, als Herbert von Karajan die junge Pianistin entdeckt und sie einlädt, mit den Berline Philharmonikern Konzerte zu geben.



    Ihre aktive Konzerttätigkeit führte zur Zusammenarbeit mit namhaften Musikern wie Barenboim, Metha, Chilly, Dutoit, Rowicki oder Tate.


    Ihr Repertoire ist vornehmlich der Romatik verpflichtet (wenngleich sie im Schostakowitsch-Jahr 2006 des Klavierpart des Klavier-Quintettes aufgeführt hat).


    Brigitte Engerer zählt zu den stillen Künstlern, die offensichtlich nicht nach maximalem Plattenerfolgen und Öffentlichkeitswirksamkeit schielt, wenngleich sie von Beginn ihrer Karriere an Plattenaufnahmen gemacht hatte. Die für Philipps gemachten Aufnahmen mit Tschaikowsky’s Jahreszeiten, eine Platte mit Wekren von Schumann sowie eine Schubert-Platte sind vom Makrt verschwunden. Vor allem des Tschaikowsky’s wegen muß man sagen leider. Dessen Klavierkonzert b-moll hat Brigitte Engerer auf CD eingespielt, allerdings für das verschwundene Label Denon. Dafür sind die bei Harmonie-Mundi erschienene CD’s alle greifbar, zu empfehlen besonders die Schumann-CD und die mit kleinen Werken van Beethivens nebst der Sonate op.110.


    Als Kamemusikerin ist Brigitte Engerer auf CD’s in Zusammenarbeit mit Oleg Maisenberg (Klavier vierhändig) Charles Olivier und Regis Pasquier (Violine) zu hören. Die Pianistin widmet sich auf ihren CD’s auch dem wenig Bekannten, wirkte an Einspielungen von Werken von Louise Farrenc (1804-1875) und dem Deutschen Requiem von Johannes Brahms in der Fassung für zwei Klaviere, Soli und Chor mit, spielte auf einer CD die Klavierkonzerte von Robert Schumann und Clara Wieck ein.


    2006 war Brigitte Engerer künstlerische Leiterin des Pianoscope-Festivals in Beauvais, das von ihr ins Leben gerufen wurde. Sie ist verheiratet mit dem Schriftsteller Yann Queffélec, der für ihrer aktuelle Recital-CD „Souvenir d’enfance“ die Texte geschrieben hat.



    Die erwähnte CD mit den Klavierkonzerten Robert Schumanns und Clara Wiecks möchte ich auch als Hörtip empfehlen.



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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