Impressionen einer Italienreise - Felix Mendelssohn-Bartholdy: Sinfonie Nr 4 in A-dur "Italienische"

  • Hallo Taminoianer und Taminoesen
    (zweiteres sind die Mitleser :D )


    Mendelssohns 4 Sinfone spiegelt die subjektiven Eindrücke, die Mendelssohn während einer Italienreise 1830/31 zu diesem Werk inspirierten, wider.
    Die Reise diente, nicht wie bei anderen Komponisten, die Italien bereisten, der musikalischen Ausbildung, nein es war eine von Mendelssohns Bildungsreisen, wo er sich bemühte, Landschaft, Geschichte, Kultur und Lebensgefühl eines Landes, einer Region kennenzulernen, eine Bildungsreise sozusagen.
    Das Ergebnis war dann auch kein rein Musikalisch-Italienisches: Lediglich die beiden Ecksätze sprühen förmlich vor "Italianitá", obwohl kein eigentliches
    "Zital" einer italienischen Melodie nachweisbar ist.
    Die Komposition wurde schon während der Reise begonnen und am 13. Mai 1833 in London mit großen Erfolg uraufgeführt.
    Mendelssohn feilte jahrelang an dieser Sinfonie, sodaß es mehrere Fassungen gibt. Üblicherweise wird die Urfassung gespielt, die revidierte Letzfassung fand erst ab 1992 Eingang ins Konzertleben. Die Aufnahme unter J.E. Gardiner bietet alternativ verschiedene Fassungen an.
    (dennoch halte ich diese Aufnahme im Gegensatz zu den meisten Kritikern für nicht gelungen)


    Nein ich frage nicht nach "der Besten" Aufnahme dieses Werkes, vielmehr welchen Stellenwert diese Sinfonie für Euch hat, welche Aufnahmen Ihr davon besitzt (oder gut kennt)


    In meinen Augen (Ohren) ist keine der mir zur Verfügung stehenden 5 Aufnahmen ideal, aber darüber schreibe ich, wenn der Thread sich erst mal eingespielt hat.


    Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alfred schrieb


    [Zitat]In meinen Augen (Ohren) ist keine der mir zur Verfügung stehenden 5 Aufnahmen ideal, aber darüber schreibe ich, wenn der Thread sich erst mal eingespielt hat.[/Zitat]


    Hallo Alfred, Gibt es sie denn überhaupt, die ideale, unantastbare Aufnahme eines Werkes oder ist es nicht viel eher so, daß sich jede Zeit "Ihre" Musik wieder neu und aufs neue erfinden muss ? Ich stelle deshalb hier 3 Aufnahmen der "Italienischen" vor, in verschiedenen Abschnitten des 20. Jh. entstanden, von der jede für sich Referenzcharakter hat.Keine von ihnen möchte ich missen !


    Bei Klemperer gefällt mir der unsentimentale "Zugriff" auf das Werk, der es schlagartig wegrückt
    von aufkommenden Biedermeier und pressblümchenblasser Frühromantik. Hier wird deutlich gemacht, daß Mendelssohn kein "romantischer"
    Komponist war, sondern der musikalische Hauptverteter des Klassizismus, den in der Architektur sein Zeitgenosse Karl Friedrich Schinkel so überzeugend verkörpert:



    Die Aufnahme von Colin Davis aus den spätern 80gern besticht durch ihren wunderbaren Fluss; die Sinfonie ist ein atmender Organismus aber auch die unbedingt notwenige "Leichtigkeit", die nur allzu gerne mit Banalität verwechselt wird, kommt hier nicht zu kurz.



    In Gardiners Aufnahme werden die Akzente schroffer
    gesetzt, ausserdem bringt diese als bislang erste Aufzeichnung die revidierte Fassung aus dem Jahr
    1834 zu Gehör: Gardiner spürt eher den "verschatteten" Klängen des Sinfonikers Mendelssohn nach, eine Lesart, die durchaus legitim ist.


    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo Alfred,


    kurz: ich mag die Symphonie (natürlich) sehr gerne - nicht nur als alter Italien-Liebhaber.


    mein Tip:



    Szell ist jemand, der Mendelssohn (gebührend) ernst nimmt, und nicht nur dahinplätschern lässt. Neben der schon erwähnten Klemperer meine liebste Aufnahme.


    Gruß
    Uwe

  • Uwe schrieb:


    Zitat

    Szell ist jemand, der Mendelssohn (gebührend) ernst nimmt, und nicht nur dahinplätschern lässt. Neben der schon erwähnten Klemperer meine liebste Aufnahme.



    Mit einer Aufnahme von Szell kann man wohl nie etwas "falsch" machen ! Jede Aufnahme, die ich von ihm kenne, war auf ihre Weise in sich stimmig. Soviel gleichbleibende gute Qualität ist mir noch bei keinem anderen Dirigenten begegnet !!

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Ich weiss nicht, woran es liegt, aber die 4. Symphonie von Mendelssohn liegt mir überhaupt nicht. Im Vergleich zu seinen weiteren Symphonien, insbesonders der 2.,3. und 5. paßt die 'Italienische' irgendwie nicht ins Bild und erweckt in mir den Eindruck, sie sei nur geschrieben worden, um zeitgemäß zu wirken, heute würde man sagen um des «Erfolges» wegen.
    Sicherlich ist die 4. von allen wohl die populärste, aber vielleicht ist auch das ein Grund, warum ich ihr äußerst misstrauisch gegenüber stehe.


    Aber wenn ich sie denn mal unbedingt hören will, dann unter Bernstein (NYPO), aber direkt gefolgt von der 5. und der Hebriden-Ouvertüre.


    Gruß,
    Jürgen

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, den Menschen zu sagen, was sie nicht hören wollen. [frei nach George Orwell]

  • jpsa Schrieb:


    Zitat

    paßt die 'Italienische' irgendwie nicht ins Bild und erweckt in mir den Eindruck, sie sei nur geschrieben worden, um zeitgemäß zu wirken, heute würde man sagen um des «Erfolges» wegen.


    Kannst du mir einen Komponisten nennen, der NICHT um des Erfolges willen schriebe ? Es gibt mit Sicherheit niemanden, der nur für die Schublade gearbeitet hat, denn das würde bei einem Medium (Musik), das nur aus der Wechselwirkung Komponist-Interpret-Publikum lebt überhaupt keinen Sinn machen. Denk dir das ähnlich, wenn du dich in deinem Beruf um eine neue Stelle mit der Prämisse bewirbst: "ich möchte gern bei Ihnen arbeiten, um erfolglos zu sein" ? Glaubst du ernsthaft, du würdest den Job bekommen, es sein denn, du bist Politiker ? Für Mendelssohn war es ein Bedürfnis, nach seiner Italien-Reise diese Sinfonie zu schreiben
    und man kann jedem einzelnen Takt anmerken, daß er das sehr gerne getan hat. Hör sie doch mal in einer
    Aufnahme, in der NICHT (wie im Falle Bernsteins) der Dirigent sich zur Zentralfigur des Geschehens macht, sondern wo die Musik selber im Zentrum steht. Die Aufnahmen von Szell, Klemperer und Gardiner kann man diesbezüglich uneingeschränkt empfehlen.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo,


    BigBerlinBear schrieb:


    Zitat

    Hallo Alfred, Gibt es sie denn überhaupt, die ideale, unantastbare Aufnahme eines Werkes oder ist es nicht viel eher so, daß sich jede Zeit "Ihre" Musik wieder neu und aufs neue erfinden muss ?


    Die unantastbare Aufnahme gibt es natürlich nicht, aber es gibt IMO Werke, wo fast alle Einspielungen zufrieden stellen, und andere, wo immer Wünsche offen bleiben.


    Wenn ich mir so Eure Listen ansehe, dann kann ich mir gut vorstellen, daß Klemperer und noch mehr Szell meinem Geschmack entsprechen würden. Genau die beiden habe ich aber nicht X(


    Aber die mir vorliegenden Aufnahmen (Abbado, Solti, Karajan) finde ich zu kompakt und zu weich.
    Auch die vielgepriesen Gardiner Aufnahme vermag mich nicht zu begeistern. Der Klang ist leicht stumpf und synthetisch, DGG Digital eben.


    Die alte CBS Bernstein-Aufnahme ist mir noch die liebste, aber das will nichts besagen, weil das ist jene, die ich als Jugendlicher zuerst gehört habe.


    Mendelssohn hat diese Sinfonie sicher nicht nur um des "Erfolges" willen geschrieben, er hat um sie gerungen, er wollte seine Eindrücke von Italien in Musik umsetzen OHNE italienische Folklore zu verarbeiten, darüber gibt es Notizen in seinen Briefen. Der "Erfolg" war längst vorhanden als er seine Sinfonie erneut beartbeitete, weil er mit Detaillösungen noch immer nicht zufrieden war...


    Gruß


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Da habe ich anscheinend die falschen Worte gewählt.
    Mit 'zeitgemäß' und 'wegen des Erfolges' wollte ich zum Ausdruck bringen, dass ich das Gefühl habe, Mendelssohn stehe nicht voll hinter dieser Symphonie und habe sie komponiert, weil die Verwendung italienischer Musik gerade 'in' war, auch wenn er vielleicht einen anderen Weg in der Musik im Auge hatte.
    Wenn man berücksichtigt, daß er in die auslaufende Zeit der Klassik und beginnende Romantik geboren wurde, die sich u.a. auszeichnete durch die großen Opernreformen aber auch die italienische Konzertmusik und Verwendung von Transkriptionen, ist das vielleicht nicht ganz von der Hand zu weisen.
    Da seine Symphonien bei mir noch recht unterrepräsentiert sind, werde ich zumindest mit der empfohlenen Szell-Aufnahme beginnen. Schade nur, daß er anscheinend die 5. nicht aufgenommen hat oder diese zur Zeit nicht erhältlich ist.


    Gruß,
    Jürgen

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, den Menschen zu sagen, was sie nicht hören wollen. [frei nach George Orwell]

  • Hallo,
    oh Gott - da habe ich ja bisher alles falsch gemacht, ich habe die 3.+ 4. bisher nur mit Masur (wie ich finde "ordentlich", aber unauffällig gespielt) und Bernstein (mit dem Israel PO - gefälliger, farbiger, mitreißender als Masur), und das als bekennender Szell- und Klemperer-Fan! Da muss ich wohl nochmals nachbessern...
    Gruß
    Achim

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Hallo


    die Davis Einspielungen stehen auch noch auf meiner Einkaufsliste.


    Die Abbado-Aufnahme von Sym. 3/4 ist IMO alles andere als OK.


    Empfehlen kann ich (nicht nur des Preises wegen) :



    Grüße TW

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • @TobeyWilson


    Das kann man laut sagen, daß die Abbado-Aufnahme nicht perfekt ist. Allerdings ist da auch die Tontechnik der DGG dran schuld an diesem verwaschenen Klangbrei (so habs jedenfalls ich empfunden.)


    Welser Möst ist interessant für mich, weil ich von ihm bisher sage und schreibe 0 CDs besitze =)


    Grüße
    aus Wien
    Alfred


    (der wenig schreibt, weil er derzeit mit der Installation von http://www.tamino-klassikforum.at beschäftigt ist.)

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo


    über Welser-Möst könnte man ja fast auch einen eigenen Thread eröffnen.


    Quasi : "Ist er nun gescheitert ??? "


    Seine Einspielung gehört IMO zu den Besten der Red Serie :


    Tipp Kaufen !!! (( Die Bernstein Aufnahme (Israel DGG) ist auch nur ... ))


    Schade das der Thread nicht auch über die 3 Sym geht, die finde ich fast noch spannender als die 4'.


    Grüße TW

  • Hallihallo,


    schockierend, wie ein Forum die Kaufabsichten beeinflussen kann :D. Da hätte ich mir doch beinahe die kompletten Symphonien mit Abbado zugelegt, aber vorher zum Glück noch einmal in den Thread geschaut. Und da dieser ja sowieso etwas brach liegt, hier gleich einmal die Frage an die mittlerweile sehr vergrößerte Forumsgemeinde (ich meine die neuen unter uns), wie steht ihr denn zu Mendelssohns Symphonik, hier besonders die 4. und welche Aufnahmen würdet ihr empfehlen?


    Grüße
    nubar

  • Hallo Nubar!


    die vierte habe ich schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr gehört. Aber ganz besonders empfehlen kann ich Dir die No. 2 "Lobgesang", eigentlich keine Symphonie im klassischen Sinne, sondern eher eine symphonische Kantate. Destotrotz ein wunderbares Stück Musik.


    Und gleich die Kaufempfehlung dazu (gemein, ich weiß): Christoph Spering am Pult, Sopran Soile Isokoski. Label reiche ich nach, sobald ich die CD wiedergefunden habe, ich habe vergessen in welchem Stapel sie liegt...


    Grüße,


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Die 4. ist nicht unbedingt meine "Lieblings"-Mendelssohn-Symphonie. Sicher, sie hat sehr schöne Momente ( vor allem im 3. Satz ), mir persönlich gefallen aber die "Schottische" und die "Reformation" besser.


    Bin mit meiner Einspielung mit Abbado und dem LSO äusserst zufrieden:


    B00005ONMP.03.LZZZZZZZ.jpg

  • Die 4. Sinfonie höre ich sehr gern. Sie hat etwas Leichtes und Ungetrübtes, am besten, gleich selbst mal wieder nach Italien zu fahren ... Meine Aufnahmen sind Toscanini und Münch, von denen mir Münch besser gefällt. Die CD (gemeinsam mit der 3. Sinfonie) scheint es jedoch nicht mehr zu geben.


    Grüße,


    Walter

  • Hallo


    Auch ich kann an der Aufnahme Abbados bei der DG nichts verdammenswertes finden. Bei sony gibt es noch einen Mitschnitt mit Abbado und den Berliner Philaharmonikern (Sylvesterkonzert), ich finde beide Aufnahmen Abbados gut.
    Am meisten greife ich zu Gardiner.


    Bei Mendelssohns Vierter gibt es meiner Meinung nach auch nicht so viele spürbaren Interpretationsunterschiede zwischen den Dirigenten.


    In der Doppel-CD-Reihe Great Conductors of the 20th Century gibt es noch eine Vierte mit Celibidache (Berliner Philharmoniker, 9.9.53) und Fritz Busch (Copenhagen RSO, 14.9.50). Die hör ich auch gelegentlich, aber wie gesagt, bei dieser Sinfonie achte ich nicht sonderlich auf dirigentische Visitenkarte sondern möchte eine unbeschwerte, leicht federnde Sinfonie geniessen.


    Was ich mir in den nächsten Jahren vielleicht noch zulegen werde ist Harnoncourt, Toscanini, Karajan.

  • Liebe Taminoianer ,
    für mich bleibt seit ihrem Erscheinen die Einspielung mit Herbert von Karajan mit grossem Abstand d i e Aufnahme des Werkes überhaupt .
    Und auch HvKs "Schottische" ist einfach grandios !!!


    Grüsse
    Frank Georg Bechyna

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Hallo!
    Mir gefällt diese Aufnahme sehr gut:

    Wer könnte die "Italienische" besser dirigieren als ein Italiener? ;)
    Übrigens gefällt mir Toscaninis schwungvolle, kräftige Interpretation aller Symphonien auf dieser Doppel-CD!


    Frage: Gibt es eine Dur-Symphonie älteren Datums als diese, deren Finale in Moll steht?


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo Romantiker,


    ich beuge mich Alfreds Eingangswunsch mit dem Versuch,den Stellenwert dieser Musik für mich zu erläutern.
    Sobald ich die ersten Takte von Mendelssohns 4.höre, überkommt mich gute Laune,gepaart mit dem Wunsch,dem schönen Italien mal wieder einen Besuch abzustatten.Ich werte das als ein untrügliches Qualitätsmerkmal,wird doch die Phantasie beflügelt,etwas Schönes zu unternehmen,wenngleich es meist bei der Wunschvorstellung bleibt.


    Als Aufnahme besitze ich lediglich den Konzertmitschnitt der Jungen Münchner Symphoniker von 2002 aus dem Münchner Herkulessaal,doch der vermittelt mir soviel Frische wie eine Profieinspielung.

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • mendelssohns 4.?


    ganz einfach: ich liebe sie, kann sie immer wieder hören.
    leichtigkeit, eleganz, freude, einfach reinste musik. dazu melancholische eintrübungen, wunderbare instrumentation ... ein absolutes meisterwerk!!!! :jubel: :jubel: :jubel:


    welche meiner ca. 10 einspielungen ich bevorzuge? müßte ich nochmal vergleichen..der geschmack und die einschätzung ändern sich ja bekanntermaßen ...


    gardiner empfehle ich ausdrücklich ..zumal der revidierten fassung wegen, die ich noch lieber höre als die berühmtere ältere. ...


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Interessant. Viele erzählen ja, dass berühmte klassische Melodien zu Tode genudelt wurden und werden. Die üblichen Verdächtigen: Mozarts Nacht(mahr)musik, Beethovens 5.... Für mich sind die Eingangstakte von Mendelssohns 4. so ein Fall. Wobei es nicht ganz stimmt, ich habs nur zwei Mal hören müssen, um zu beschließen, es nie wieder zu tun. Ich hab keine Ahnung, worin diese Abneigung besteht. Ich mag Mendelssohn sonst sehr. Aber diese vermaledeite 4. , ich krieg da Haarausfall... Ich kann, um mein Fehlverhalten einer Toleranz zuzuführen, nur eine Analogie bemühen. Als diplomierter Morgenmuffel kann ich am frühen Tage kein gutgelauntes "Guten Mohorgen" ertragen. Ich krieg da Depressionen. So gehts mir, wenn ich die 4 höre. Als ob um fünf jemand meine Tür aufreißt und sagt: "Guten Mohorgen"... wenn das jetzt keine musikwissenschaftliche Analyse war...

  • Hallo Mendelssohn-Freunde,


    :] was die fantastische Mendelssohn: Sinfonie Nr.4 anbetrifft möchte ich mich ausdrücklich klingsors begeisterndem Beitrag von gestern anschließen ---
    X( ganz entfernen möchte ich mich von dem Vorbeitrag über meinem, den ich nicht nachvollziehen kann und bei dem Text auch gar nicht möchte.


    :yes: Neben Karajan (ist doch klar :D), den ich auch bei Mendelssohn hoch schätze, habe ich die Mendelssohn-Sinfonien Nr.3-5 auch in der luxuriösen, feurigen TOP-Interpretation mit Christoph von Dohnanyi.


    Bei der Sinfonie Nr.4 erreicht Dohnanyi´s Aufnahme die gleiche Spitzenqualität wie bei Dvoraks Sinfonie Nr.8.


    Eine Aufnahme, die ich jedem der die Italienische angemessen feurig hören will ans Herz legen möchte - für mich die Referenz !!!

    Mendelssohn: Sinfonien Nr.3-5
    Wiener PH / C.von Dohnanyi
    DECCA, 1998-99, DDD


    Die Klangqualität hat zudem den üblich hohen Decca-Standard.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • ja, wolfgang, unsere guten geschmäcker sind halt ziemlich gleich :D :P


    und, um im ernst, dohnanyi???? den kenn ich meist nur in ziemlich hölzernen, blutleeren einspielungen so wie masur ?(


    nun ja, werde mal hineinhören, wenn du so schwärmst...wie sind denn die 3. und 5.?


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Auch wenn sie als CD nicht erhältlich ist, so möchte ich doch die Einspielung unter Ernest Ansermet erwähnen. Gerade die beiden Ecksätze versprühen eine wundervolle Italianata, sind leicht und federnd gespielt. Die ganze Interpretation atmet eine bezaubernde Leichtigkeit, hat eine sehr schöne Balannce der Stimmen und wirkt wie eines der zarten Aquarelle, die Mendelssohn angefertigt hatte.


    Bernstein mit dem Israel Philharmoni wirkt da schon emotionaler, wuchtiger, wiewohl ich diese Aufnahme auch sehr schätze.


    Karajan wirkt dagegen behäbig. Es klingt so, wie man sich auf der Loreley vorstellen mag, wie Italien sei (wenn jemand von Euch schon mal St. Goarshausen besucht hat weiß er, was ich meine).


    Die Einspielung unter Abbado hat immerhin noch so viel Temperament, daß ich sie vorbehaltlos empfehle. Bei der 4. hat Abbado die Nase klar vor Karajan, bei Mendelssohn Nr. 1 und 2 ändert sich das.


    Wenn ich mir den Thread-Verlauf so anschaue: Alfred würde wahrscheinlich viel Vergnügen an der Ansermet-Einspielung haben. Da die aber als CD nicht greifbar ist, überspiele ich sie ihm gerne.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Hallo Klingsor,


    Zitat

    den kenn ich meist nur in ziemlich hölzernen, blutleeren einspielungen ...


    Seltsamersweise sind mir von C.von Dohnanyi nur wirklich als positiv zu nennende Aufnahmen auf den CD-Teller gekommen, sodaß ich "hölzern und blutleer" gar nicht mit Dohnanyi verbinden kann. Allen voran die Dvorak-Sinfonien Nr.7-9 mit Dohnanyi eine Wucht, genauso seine R.Strauss-Aufnahmen (Decca) und auch seine Mendelssohn-Sinfonien.


    Bei den Mendelssohn-Sinfonien, die einen ernsteren Charakter haben --- Nr.3 und 5, ziehe ich allerdings Freund Karajan noch vor. Die Nr.5 habe ich nirgendwo besser gehört.
    Das die Sinfonie Nr.4 bei Karajan behäbig klingen soll (Zitat santoliquido) finde ich überzogen ausgedrückt, vielleicht eine Spur zu Ernst, aber Dohnanyi liegt hier klar vorn und läßt dem italienische brio seinen Lauf.
    Um santo´s Zitat aufzugreifen: :D Italien klingt nicht nach Loreley.


    ---------------


    Was mich auch interessieren würde sind die Bernstein-Aufnahmen der Mendelssohn-Sinfonien Nr.3-5 in den Aufnahmen mit den New Yorker PH.
    ;) Ich denke die würden meinen Vorstellungen auch entsprechen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Was mich auch interessieren würde sind die Bernstein-Aufnahmen der Mendelssohn-Sinfonien Nr.3-5 in den Aufnahmen mit den New Yorker PH.
    ;) Ich denke die würden meinen Vorstellungen auch entsprechen.


    Gedacht und nach der Bernstein-Aufnahmen gesucht - bei EBAY gefunden -gekauft.



    Ich habe die Mendelssohn: Sinfonien Nr.3 - 5, Hebriden -Ouvertüre in einer CBS-Doppel-CD-Box erhalten und nicht in den abgebildeten Einzel-CD-Versionen.


    Zuerst habe ich natürlich die Sinfonie Nr.4 - Italienische gehört.
    Was mich gleich von Anfang an gestört hat sind die ungewöhnlich langen Spielzeiten bei Bernstein.
    Die Interpretation hat zwar Temprament und bernsteinsche Klasse, aber der Vergleich mit Dohnanyi und auch gerne Karajan fällt hier zuungunsten von Bernstein aus - man möchte, besonders im ersten Satz zu sehr anschieben - erst im letzten Satz spüre ich italienisches Feuer.


    Hier die Spielzeiten zum Vergleich:
    ................Bernstein.....Karajan.....Dohnanyi
    1. Satz......10:19..........8:02.........7:53
    2. Satz........7:16..........6:26.........5:55
    3. Satz........6:13..........7:59.........6:18
    4. Satz........5:54..........5:37.........5:31


    Bei den Sinfonien Nr.3 und 5 mit Bernstein sieht es anders aus. Diese Aufnahmen haben den Kauf gelohnt, denn Bernstein bereitet hier ein Feuer aus, das der Italienischen gut zu Gesicht gestanden hätte.
    Damit erreicht Bernstein zwar einschränkend nicht die Tiefe der Karajan - Aufnahme bei der Reformationssinfonie, denn bei Karajan höre ich die weihevollen Klange so perfekt, wie man es sich als Deutscher mit "Eine feste Burg..."(4.Satz) vorstellt.
    Bei Bernstein kommt eine Spur amerikanissmus hinzu, die nicht so recht zur Reformationssinfonie passen will und ihr einen völlig anderen weniger ernsten Ausdruck verleiht - auch symphatisch, aber nicht wirklich angemessen.


    :) An der Schottischen gibt es dann auch mit Bernstein nichts mehr auszusetzen, hier zieht er IMO qualitativ mit Karajan und nicht zu vergessen Dohnanyi gleich, wenngleich mit seinen Vorstellungen von Mendelssohn, aber sehr angenehm mit Pepp und nie langweilig.


    Die Hebriden-Ouvertüre habe ich noch nie so fetzig gehört, wie hier mit Bernstein - da kann selbst Abbado mit seiner superklingenden Luxus-Aufnahme einpacken. Hier ist das Feuer zu spüren, das bei bernsteins Italienischer einfach fehlt.



    :yes: Fazit: Die beste Italienische bleibt für mich - Dohnanyi auf Decca !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Bei Mendelssohns 4. Sinfonie bin ich weder so kritisch wie Blackadder ("der Morgenmuffel"), noch so begeistert wie klingsor (der sie immer wieder hören könnte). Ich hatte zwar eine Zeit lang einen totalen Mendelssohn-Hype (er hat mich de facto wieder zur Klassik "bekehrt"), bin dann aber zur Auffassung gekommen, dass mich seine Musik bei Übergenuss eher abstößt. Vielleicht sind es seine "leichteren" Melodien, die wie Schokolade, bei starkem Konsum den Magen verderben.
    Deswegen höre ich die Vierte auch eher seltener. 1-2 mal im Frühjahr, damit ich aus dem Winterschlaf erwache und die Zeit bis zu den Sommerferien überstehe :D. So kann ich das Werk am Besten genießen. Denn bei aller Skepsis ist die "Italienische" doch eine wunderbare Sinfonie: abwechslungsreich, farbig und geistreich. Besonders Karajan hat mich hier überzeugt:



    Penguin Guide: "Karajans Deutungen sind ideal, das Orchester spielt superb, Wärme und Ausdrucksstärke dieser Produktion sind überwältigend."


    Liebe Grüße,
    Gerald

    "Das Höchste in der Kunst - vor Gott besagt's nicht viel.
    Hat doch die Welt zuletzt nur ein moralisch Ziel."
    (Hans Pfitzner)

  • Zitat

    Original von Gerald
    Penguin Guide: "Karajans Deutungen sind ideal, das Orchester spielt superb, Wärme und Ausdrucksstärke dieser Produktion sind überwältigend."


    Eine glatte Untertreibung. Aber so sind sie eben beim britischen The Penguin Guide to Compact Discs.


    :jubel:


    Loge

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