Reger: Das Klavierwerk

  • Liebe Forianer,


    in Vorbereitung auf meine Klavierprüfung in anderthalb Jahren habe ich mir gedacht, warum nicht mal etwas abseits der bekannten Pfade wandeln und etwas von Max Reger spielen.
    Und so spiele ich seit einigen Tagen an seinen Sonatinen rum und finde sie so entzückend, dass ich sie hier einmal kurz vorstellen möchte.


    Der Begriff Sonatine für diese Werke ist vielleicht im ersten Moment etwas irreführend, da sie nicht den (Übungs-)Charakter haben wie die Beiträge von Clementi oder Kuhlau.
    Eigentlich sind es verkappte Klaviersonaten mit voll ausgebildetem Sonatenhauptsatz.


    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wandelte sich der Begriff der Sonatine von den bereits erwähnten "anspruchslosen" Stücken zu einer Gattung, die vornehmlich als Gegenstück zur Sonate aufgefasst werden kann. Bezeichnende Werke sind z.B. die Sonatine von Maurice Ravel (1905) oder die Sonatina seconda von Ferrucio Busoni (1910).
    Und in diesem Stil kann man auch Regers Sonatinen sehen.


    Sie entstanden als op. 89 in den Jahren 1905 und 1908.
    Die ersten beiden sind auch vom Anspruch etwas leichter zu spielen als die letzten beiden Sonatinen.
    Dass Reger ein sehr guter Pianist war, ist bekannt. Er hat demnach auch eine Vielzahl von Kompositionen für das Klavier verfasst. Es sind aber keine Klaviersonaten dabei, wohl findet man aber Sonaten fü etliche andere Instrumente (Cellosonaten, Violinsonaten u.a.).
    Vermutlich steckt eine ähnliche Scheu Regers vor der Gattung dahinter, wie er sie zur Sinfonie hatte.
    Bezeichnend demnach auch, wie er die Sonatinen in einem Brief an Karl Straube kommentierte:


    "Nun hab' ich zwei Sonatinen für Klavier geschrieben; urputzige Dinge, ganz à la Mozart, fidel mit Witz und Behagen!"


    Und genauso empfinde ich die Sonatinen auch. Leicht und locker, aber nicht anspruchslos. Die Sonatinen von 1908 sind aber schon etwas verwobener und strenger.



    Auf dem Vol. 3 der Gesamteinspielung des Reger-Klavierwerks von Markus Becker findet man die Sonatinen.


    Da es aber auch noch etliche andere Klavierwerke gibt, die ich noch nicht kenne, mich aber auch interessieren (z.B. "Aus meinem Tagebuch"), würde ich mich freuen, wenn andere Taminos berichten können.



    Liebe Grüße, Peter (dieses Mal mehr als 5 Sätze :O ).

  • Hallo...


    So, wenn jetzt keiner eine Antwort auf diesen Thread schreibt, dann mach ich das einfach. Auch wenn ich die Klavierwerke von Reger eigentlich (noch !) gar nicht kenne. Ich habe schon öfter gehört, dass Regers Klaviermusik seinen Orgelwerken (vor allem diese kenn ich) in nichts nachstehehn soll. Werde das in geraumer Zeit auch unbedingt überprüfen ;).


    Möchte mich vielleicht mal an eine Sonatine wagen und auf jeden Fall mal ein bisschen Musik aus der Konserve hören. Dann kann ich anschließend vielleicht auch mehr (fachlich) dazu schreiben ;).


    Hiermit wollte ich Dir einfach nur sagen: Ich habe Deinen Thread zur Kenntnis genommen und freue mich auf dieses Thema!! *g* :)


    Viele Grüße ;)

  • Hallo Benjamin,


    das freut mich, dass doch noch etwas Resonanz gekommen ist.
    Ich kenne ja bisher auch noch nicht viel mehr als die Sonatinen, deswegen war ich auf Vorstellungen von anderen lohnenden Werken gespannt.


    Noch mal kurz zu den Sonatinen: Sie sind eine gute Blattspielübung (zumindestens die ersten beiden), da sie relativ gut in der Hand liegen und immer wieder diese regerschen Raffinessen auftauchen.
    Lohnt sich bestimmt, mal reinzuschauen.



    Gruß, Peter.

  • Ich persönlich kenne nur die beiden Großwerke, also die Variationen und Fuge über ein Thema von J.S. Bach und die Variationen und Fuge über ein Thema von Telemann. Die Bach-Variationen erfordern eigentlich einen längeren Beitrag. Hier sei jetzt nur gesagt, dass der rund 30-minütige Zyklus eines der größten Werke von Reger überhaupt ist und gleichzeitig einer der größten Variationszyklen der gesamten Musik. Die Variationen, denen ein Oboensolo in h-moll aus Bachs Kantate "Auf Christi Himmelfahrt allein" zugrunde liegt, entfalten ein enormes chromatisches Potential, eine erstaunliche Ausnutzung aller auf dem Klavier denkbaren polyphonen Möglichkeiten und eine großartige Virtuosität vor allem im Bereich der Doppelgriffe, Lagenwechsel- und Sprungtechnik und der vielstimmigen Akkorde. Die Stimmung der Stücke enthält alles zwischen weiträumigen Nachtstücken, bizarren Scherzi und Lisztscher Etüdenpracht. Die Schlußfuge, eigentlich vierstimmig angelegt, erweitert sich zum Schluß mittels Pedaltechnik zu Akkkorden mit bis zu zwanzig Tönen übereinander. Eigentlich ist diese Fuge etwas für den Thread "Die schwierigsten Stücke überhaupt" und mit der Klavier-Orgiastik des Herrn Kaikhosru Sorabji vergleichbar.


    Die Telemann-Variationen sind genau so lang, aber einfacher. Das fröhliche Menuett aus irgendeiner Tafelmusik wird in einem Spiel mit den Effekten des Klaviers beleuchtet, aber trotz ausgiebiger Nutzung von Akkordtechnik und Lagenwechseln liegt der Schwierigkeitsgrad nicht höher als irgendwo zwischen der ersten Sonate und den Händel-Variationen von Brahms. Es handelt sich um ein Stück, das Spielern und Hörern viel Freude bereiten kann.


    Es gibt von beiden Werken eine ganze Reihe von Einspielungen, auch zusammen. Ich habe gerade von den Bach-Variationen mehrere Aufnahmen, jedoch noch nicht diejenige, deren Pianist mir in Zusammenhang mit Konzerten und anderen CDs für diese Musik am überzeugendsten erscheint, nämlich dem Hannoveraner Pianisten Markus Becker. Becker hat alle Werke von Reger aufgenommen, und hier sind die beiden CDs mit den Variationen.
    Am 18. März möchte er übrigens die Telemann-Variationen in Karlsruhe vortragen.

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  • Die Aufnahme von Markus Becker kenne ich und finde sie die beste von den dreien, welche ich kenne, nämlich Hamelin, Rudolf Serkin und eben Becker.


    Kennt jemand die Aufnahme von Andras Schiff?

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

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  • Zitat

    Original von bubba
    Die Aufnahme von Markus Becker kenne ich und finde sie die beste von den dreien, welche ich kenne, nämlich Hamelin, Rudolf Serkin und eben Becker.


    Kennt jemand die Aufnahme von Andras Schiff?


    Bei der Aufnahme von Andras Schiff handelt es sich um einen Livemitschnitt aus dem Concertgebouw Amsterdam, zusammen mit Brahms´Händelvariationen. Mir persönlich gefällt die Einspielung ausgesprochen gut. Gut, das Thema das Reger für seine Variationen ausgewählt hat, ist weniger eingängig als das Thema das Reger für die Mozartvariationen gewählt hat, aber für mein Empfinden widerlegt Reger mit den Bach-Variationen so manches Vorurteil über Reger. Und man merkt, dass Schiff viel Bach gespielt hat. Zudem ist sie derzeit ausgesprochen günstig zu haben:



    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Caesar73


    Bei der Aufnahme von Andras Schiff handelt es sich um einen Livemitschnitt aus dem Concertgebouw Amsterdam, zusammen mit Brahms´Händelvariationen. Mir persönlich gefällt die Einspielung ausgesprochen gut. Gut, das Thema das Reger für seine Variationen ausgewählt hat, ist weniger eingängig als das Thema das Reger für die Mozartvariationen gewählt hat, aber für mein Empfinden widerlegt Reger mit den Bach-Variationen so manches Vorurteil über Reger. Und man merkt, dass Schiff viel Bach gespielt hat. Zudem ist sie derzeit ausgesprochen günstig zu haben:


    Ich kann mich dem anschließen. Die Händel-Variationen von Brahms beginnen gleich nach der Suite von Händel! Bei dem Recital wäre ich gerne dabei gewesen - aber zum Glück gibt es diese CD!

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Hallo zusammen,


    die Bach-Variationen kenne ich in Aufnahmen von Schiff, Oppitz und Hamelin.


    Mir gefällt hier Hamelin am besten (auch unterstützt durch die beste Klangtechnik ). Zudem höre ich die Teleman-Variationen ebenfalls sehr gerne:


    Max Reger (1873-1916)
    Variationen & Fuge ü.ein Bach-Thema op. 81; Variationen & Fuge über ein Telemann-Thema op. 143; 5 Humoresken op. 20
    Künstler: Marc-Andre Hamelin, Klavier
    Label: Hyperion , DDD, 98


    Klavierstücke zu 4 Händen gibt es noch in folgender genialen Aufnahme:


    Max Reger (1873-1916)
    Klavierstücke zu 4 Händen
    6 Burlesken op. 58; 12 Walzer-Capricen op. 9; Mozart-Variationen op. 132a; Introduktion & Passacaglia d-moll
    Künstler: Duo Tal & Groethuysen
    Label: Sony , DDD, 90


    Die Mozart-Variationen in dieser Klavierfassung sind einfach eine Wucht!


    Die Markus-Becker-Aufnahmen kenne ich leider noch nicht. Bei 12 CDs hat Reger ja noch reichlich mehr für Klavier komponiert, als nur die "berühmteren" Variations-Zyklen. Gibt es auch hier weitere Schlüsselwerke oder auch Werke mit größerem thematischen Zusammenhalt? Oder handelt es sich um unzählige kürzere Stücke?
    (wobei auch letzteres mir Freude beim Zuhören bereiten kann - z.B. bei Karg-Elert)


    Viele Grüße
    Frank

    From harmony, from heavenly harmony
    this universal frame began.

  • Hallo,


    die Klavierwerke REGERs scheinen bisher wirklich relativ wenig beachtet worden zu sein. Deshalb hier von mir drei CD-Empfehlungen:



    1. Ein hervoragenden Einstieg biete die dritte CD. Sie hat eine schöne Programmzusammenstellung und der Pianist M. Pawlik spielt die Werke sehr überzeugend, zumal der Preis bei Naxos ja auch immer stimmt.
    Schön, dass das Programm zwischen einfach ( Improvisationen) übermutig (Humoreksen op.20) und melancholisch (Träume am Klavier) wechselt. Besonders dieser letzte Zxklus aus den späten Schaffensjahren (1915) gefällt mir sehr gut. Ob es neben der Aufanhme aus der GA mit M. Becker noch eine weitere Aufnahme gibt?


    - Improvisationen op. 18;
    - Humoresken op. 20;
    - Träume am Kamin op. 143;
    - In der Nacht
    M. Pawlik (rec. 1995)


    2. R. Serkin hat sich sein ganzes Leben lang für diei Musik von REGER eingesetzt, und kann auf dieser CD mit einer Liveaufnahme (1973) der Variation über ein Thema von BACH op.81 (wieder einmal) voll überzeugen.
    Achtung diese Aufnahme unterscheidet sich von der Studioaufnahme aus der Serkin-Edition!


    - J. S . BACH Capriccio In E-Dur, Bwv 993
    - M. REGER Variations And Fugue On A Theme Of J.s. Bach, Op 81
    - L.v. BEETHOVEN Klaviersonate Nr. 24 In Fis-Dur
    - L.v. BEETHOVEN Klaviersonate Nr. 21 In C-Dur Op 53, "Waldstein"
    R. Serkin (1973)
    (auch die "Nicht-Reger-Werke/Interpretaionen" dieser CD lohnen sich sehr!)


    3. Natürlich sollte man auch die CD des Labels TACET beachten! Hier sind Aufnahmen von Klavierrollen ("Welte") mit M. REGER selber am Klavier zuhören, bzw. mit einer anderen Interpretin aus seinem Umfeld.


    - Variationen und Fuge über ein Thema von G. Ph. Telemann op. 134, F. Kwast-Hodapp (1920)
    - Silhouetten op. 53 Nr. 2 & 3
    - Aus meinem Tagebuch op. 82, Band I: 3, 5, 6,10 & 11
    - Fünf Humoresken op. 20 Nr. 5
    - sechs Intermezzi op. 45 Nr. 3: & 5
    M. Reger (1905/)


    Von den 12 CDs der GA mit M. Becker kenne ich bisher nur die oben erwähnte CD mit den vier Sonatinen und die zwei CDs mit den vier Bänden des Werkes "Aus meinem Tagebuch", allesamt überzeugend- doch es fehlt (mir) der Vergleich.


    Gruß pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Was ist eigentlich das Thema der Bach-Variationen? Wo kommt es her? Mich erinnert der Anfang an die Melodie von "Wer nur den lieben Gott lässt walten".


    Edit: Ich habe es oben im Thread gefunden:

    Zitat

    Die Variationen, denen ein Oboensolo in h-moll aus Bachs Kantate "Auf Christi Himmelfahrt allein" zugrunde liegt

    Das ist BWV 128.

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