Wikipedia schreibt:
Sie ist Voraussetzung für die seit dem 19. Jahrhundert zunehmende Verehrung des Komponisten als „Genie“, für die Überlieferung eines wachsenden Kanons an „Meisterwerken“ und schließlich für die immer striktere Trennung und Spezialisierung von Komponist und Interpret. Paradoxerweise führten aber gerade diese Entwicklungen im 20. Jahrhundert zu einer abnehmenden Bedeutung des Komponisten gegenüber dem Interpreten, da jener auf den Kanon an allgemein anerkannten „Meisterwerken“ zurückgreifen kann, zu denen der zeitgenössische Komponist in Konkurrenz treten muss. „Klassische Musik“ bedeutete damit zunehmend die Wandlung von historisch überlieferter Musik in ein aktuelles Musikgeschehen und der Interpret wurde ihr eigentlicher Träger. Die Komponisten fanden ihre Nischen nur noch im sich vom historischen Material immer weiter unterscheidenden Experiment (die auch die o. g. Merkmale es „Komponierens“ betrafen und gelegentlich in Frage stellten), waren damit aber in spezialisierte Konzertreihen und Festivals abgedrängt. Als Folge davon hat sich auch das Publikum in Hörer „Klassischer„ und „Neuer Musik“ aufgespalten (vgl. Musikgeschichte). Da die Schallaufzeichnung wiederum einen „Kanon“ an „Meisterinterpretationen“ überlieferbar macht, sehen sich die Interpreten heute in einer den Komponisten vergleichbaren Situation, welche die gesamte „Klassische Musik“ in eine Stagnation führt, von der fraglich ist, ob sie sich daraus befreien kann.
Eine sehr wichtige Frage, die man sich heute stellen muss: hat die klassische Musik Überlebenschancen außerhalb des bloßen Konsums? Zwar wird uns die Musik ewig begeistern - aber weder Komponisten noch Interpreten werden eine Chance auf Bedeutung haben, wenn es so weitergeht wie bisher. In der Komposition wird nur noch experimentiert, die begrenzte Anzahl der wirklichen klassischen Meisterwerke wurde zuhauf aufgenommen, so dass für jedes Werk bereits eine Meisterinterpretation vorhanden ist und so auch neue Interpreten unnötig werden.
Zur Interpretation schreibt Wikipedia auch:
In den nachfolgenden Generationen kam es nicht mehr zu solchen alles überragenden Karrieren, da sich der Entfaltungsraum jüngerer Interpreten immer mehr einschränkte: Einerseits liegt dies an einer gewissen Stagnation im Repertoire - die Werke der zeitgenössischen Komponisten etablierten sich ebensowenig in den Konzertprogrammen wie die "Entdeckung" weniger bekannter Komponisten früherer Epochen (z.B. Muzio Clementi) - andererseits an der unbegrenzten Verfügbarkeit mustergültiger Interpretationen als Schallaufzeichnung, die ihrerseits gewissermaßen in den Rang von "Meisterwerken" erhoben wurden (z.B. Einspielungen von Artur Schnabel (Klavier) oder Arturo Toscanini (Dirigent). Die historische Aufführungspraxis, (Harnoncourt, John Eliot Gardiner), die es sich zur Aufgabe machte, in einer Interpretation auch die zu einer entsprechenden Epoche gehörenden stilistischen und spielpraktischen Bedingungen zu rekonstruieren, sorgte da nur vorübergehend für einen neuen Anschub.
Wie finden wir einen Ausweg aus dieser Misere? Eins steht fest: es ist Aufgabe der Komponisten. Es muss ein neuer Weg zu komponieren gefunden werden, der künstlerischen Anspruch und Gefälligkeit miteinander verbindet - die klassisch-romantische Kompositionsweise liefert ein Musterbeispiel dafür.
Bei diesen Überlegungen gelangt man selbstverständlich wieder zu der Frage zurück, ob es wirklich richtig ist, musikalischen Fortschritt dadurch zu erzielen, dass die Fundamente der Musik (Kadenzharmonik, Rhythmik, Melodik) aufgegeben werden. Aber dann wären wir wieder im anderen Thread...