Die Bachkantate (043): BWV200: Bekennen will ich seinen Namen

  • BWV 200: Bekennen will ich seinen Namen
    Kantate zum Fest Mariae Reinigung (evtl. Leipzig, 2. Februar 1742)




    Lesungen:
    Epistel: Mal. 3,1-4 (Der Herr wird zu seinem Tempel kommen)
    Evangelium: Luk. 2,22-32 (Darstellung Jesu im Tempel)



    Einsätziges Fragment, Aufführungsdauer: ca. 5 Minuten


    Textdichter: unbekannt


    Besetzung:
    Soli: Alt; Violino I/II, Continuo




    1. Aria Alt, Violino I/II, Continuo
    Bekennen will ich seinen Namen,
    Er ist der Herr, er ist der Christ,
    In welchem aller Völker Samen
    Gesegnet und erlöset ist.
    Kein Tod raubt mir die Zuversicht:
    Der Herr ist meines Lebens Licht.





    Eigentlich ist dieses Fragment ja nur eine Arie, aber selbige muss einmal Teil einer Kantate gewesen sein, so die Bachforschung.


    Diese Arie, deren erst 1924 aufgefundenes Autograph (somit steht zumindest Bachs Autorschaft einwandfrei fest) im Jahr 1935 der Öffentlichkeit präsentiert wurde, ist aufgrund ihres Textes aller Wahrscheinlichkeit nach dem Festtag Mariae Reinigung zuzurechnen, da ein Teil des Lobgesangs des Simeon hier variiert aufgegriffen wird. Und dieser Lobgesang wiederum ist liturgisch eindeutig dem heutigen Festtag zuzuordnen -> siehe auch die Erläuterungen zu BWV 83


    Aber sicher ist diese Einordnung natürlich nicht.


    Die Entstehungszeit kann auch nur ungefähr angegeben werden, man vermutet mit relativer Sicherheit eine Zugehörigkeit zum Spätwerk Bachs - ich habe Angaben gefunden, die eine Entstehungszeit nach 1735, in den 1740er Jahren und -ganz konkret- den 2. Februar 1742 in Spiel brachten....


    Man möge es sich also aussuchen ;)


    Grund für diese zeitliche Einordnung ist übrigens die Tatsache, dass Bach für diese Arie keine Dacapo-Form verwendet (was er ja in den meisten -aber längst nicht allen!- Arien tut, die im Zeitraum von ca. 1707-1735 entstanden sind).
    Diese Einschätzung klingt meines Erachtens relativ gewagt und ist letztlich auch nur ein Hilfsmittel, das der Einordnung dieses Fragments dienen soll.


    Interessanter ist für mich persönlich die Tatsache, dass es in dieser Arie -ganz im Gegensatz zu allen anderen Kantaten, die für Mariae Reinigung entstanden sind - zur Abwechslung mal nicht ausschließlich um die typisch-barocke Todessehnsucht geht, sondern die Textaussage sich auf einen anderen Teil des "Canticum Simeonis" bezieht: Nicht das "Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren", sondern der Aspekt des Bekenntnisses zu Christus, dessen Licht für alle Völker (auch die Heiden) leuchten soll, steht im Vordergund - ein Teil des "Nunc dimittis", der in den anderen Kantatendichtungen irgendwie keine große Rolle zu spielen scheint.


    Es wäre interessant, hier zumindest die Texte der anderen Sätze zu kennen, um zu überprüfen, ob sich die Grundaussage der Dichtung hier gewandelt hat und man damit evtl. auf ein deutlich späteres Entstehungsdatum der (leider verlorenen) Kantate schließen kann.

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Guten Tag


    diese kurze, reizvolle Arie wurde von Magdalena Kozena auf dieser



    CD, begleitet von der musica antiqua Köln eingespielt.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von MarcCologne
    BWV 200: Bekennen will ich seinen Namen




    Eigentlich ist dieses Fragment ja nur eine Arie, aber selbige muss einmal Teil einer Kantate gewesen sein, so die Bachforschung.


    Erwogen wird auch, dass diese Arie als "Einlagearie" für ein geistliches Werk eines anderen Komponisten gedient haben könnte.
    Peter Wollny sieht als Vorbild für diese Bacharie eine Arie aus dem Passionsoratorium "Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld"
    des von Bach geschätzten Gottfried Heinrich Stözel mit dem Titel "Dein Kreuz, o Bräutigam meiner Seelen" an.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard