Tagesform der Ensembles

  • Hallo,


    früher dachte ich, es hätte keinen Sinn, so viel Geld für Premieren auszugeben, weil die Musiker und Sänger da eh nicht besser als sonst wären, umgekehrt, bei einer späteren Aufführung hätten sie eher mehr Routine. Inzwischen habe ich auch schon Premieren gesehen: Die Mehrausgabe hat sich bisher gelohnt. Mögliche Gründe:


    - Bei der Premiere wird in Bestbesetzung gespielt.
    - Oft ist volles Haus, das spornt an.
    - Überhaupt ist man nach der langen Proberei bei der ersten Aufführung besonders motiviert.


    Meine eigentliche Frage ist jetzt die:


    Gibt es irgendwelche Indizien, an welchen Wochentagen oder zu welchen Terminen die Aufführung besonders gut oder besonders schlecht ist?


    Beispiele:


    - Vorstellung an einem bestimmten Wochentag.
    - Vorstellung an einem Festtag.
    - Vorstellung vor halbleerem Haus.
    - Vorstellung an einem Tag mit bestimmten Publikum (Touristen; Abonnenten; Senioren; Studenten; ...).
    - Letzte Aufführung des Oper in der jeweiligen Spielzeit.


    Habt ihr da schon irgendwelche Erfahrungen gemacht?


    Man hat ja nicht immer die Gelegenheit, zur Premiere zu gehen...



    Thomas Deck

  • Hallo Thomas


    • Premieren sind meist sehr gut besucht und es herrscht eine beondere Stimmung. Die Erwartungshaltung überträgt sich auf die Ausführenden, man will es besonders gut machen.
    • Zweit- und Drittvorstellungen sind musiklisch zumeist besser, oft deutlich!
    • Spätere Vorstellungen in einer Aufführungsserie können einen zusätzlichen Reiz erhalten, wenn einzlne Rollen neu besetzt werden, oder gar der eine oder andere Gast auftritt.
    • Ganz späte oder letzte Vorstellungen sind oft deswegen reizvoll, weil die Akteure ein wenig freier agieren, bzw. sogar ein wenig improvisieren (hängt vom Werk ab).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Theophilus hat recht.


    Ansonsten:


    Es wird eigentlich immer übersehen, daß Musiker auch mal müde werden.
    Werden die ersten zwei oder drei Aufführungen noch aus einem Guß gespielt, d.h. nach intensiven Proben fast nur mit dem jeweiligen Werk inklusive der Haupt und Generalprobe und kurz hintereinander, liegen alle anderen Aufführungen irgendwo verstreut herum.
    Es ist dann völlig egal, ob morgens z.B. eine anstrengende Tannhäuser-Probe war, abends gibt man zwar natürlich sein bestes, ist aber nicht mehr so frisch.
    Manchmal liegen die Opern auch mal eine oder mehrere Wochen ohne Aufführung herum, dann ist es natürlich nicht unbedingt gegeben, daß alles direkt wieder so präsent ist.
    Eine Mozart-Oper Repertoire-Vorstellung profitiert nicht unbedingt davon, wenn ansonsten in der Woche Wagner und Strauß geprobt wurde.
    Diese Einschränckungen gelten auch für den Chor und auch für die Solisten, welche zumindest in mittleren Häusern einen knochenharten Job machen.


    Die Beispiele von Thomas, gesehen aus dem Orchestergraben:

    Zitat

    Vorstellung an einem bestimmten Wochentag


    Ist eigentlich egal, hängt eher davon ab, wie der Probenplan aussieht, wenn Zeit zur Regeneration gegeben war, müßte alles gut laufen.

    Zitat

    Vorstellung an einem Festtag


    Na ja, man hat sich daran gewöhnt, als Musiker solche Festtage normalerweise nicht zu haben, eher beflügelt die Stimmung an solch einem Tag, z.B. Weihnachten, da die gelöste Stimmung des Publikums sich auch auf uns überträgt.

    Zitat

    Vorstellung vor halbleerem Haus


    Das ist nicht so schlimm, solange das Haus nicht total leer ist. :D
    Es wird jeder trotzdem sein bestes geben, glaubt mir!

    Zitat

    Vorstellung an einem Tag mit bestimmten Publikum (Touristen; Abonnenten; Senioren; Studenten; ...).


    Auch dies hat zumindest für mich fast noch nie eine Rolle gespielt...außer es handelt sich um ein äußerst undizipliniertes Publikum, dann ärgere ich mich auch.

    Zitat

    Letzte Aufführung des Oper in der jeweiligen Spielzeit


    Die Derniere ist immer etwas besonderes und es gehört einfach dazu, daß irgendetwas unvorhergesehenes oder komisches passiert, was so eigentlich nicht gedacht war.


    Das mit der Bestbesetzung ist Unsinn.
    Im Orchester spielt die Besetzung der Generalprobe, also die Musiker, die dort eingeteilt waren, das ist jedenfalls bei uns so.
    Es ist ein großer Fehler und auch irgendwie beleidigend zu denken, daß eine sogenannte B-Besetzung schlechter spielt oder die "besten" zur Premiere ausgewählt werden.
    Natürlich gibt es in fast jedem Orchester Totalausfälle, aber zu 99,9% ist jeder ein sehr gut ausgebildeter Profi, der seinen Part beherrscht.
    Mir gefallen fast immer die Sänger der sog. B-Besetzung genau so gut.


    Richtig ist dagegen, daß man in der Premiere besonders motiviert ist!
    Problematisch wird es dann, wenn alles gut läuft und man spätestens in der dritten Aufführung denkt, jetzt kann nichts mehr schief gehen.


    Genau dann passieren die unmöglichsten Fehler.


    Meistens ist die zweite Vorstellung die bessere.


    Trotzdem gibt es schon mal wirklich schlechte Aufführungen.
    Wir sind alle nur Menschen und von der Tagesform abhängig.
    Das gilt auch für den Dirigenten-auch der kann einen rabenschwarzen Tag erwischen und alles läuft schief........


    Ich spreche jetzt natürlich erst mal über das Haus, an dem ich angestellt bin und wie ich die Situation dort empfinde.
    Ich bitte deshalb, meine Ausführungen deshalb durchaus kritisch zu sehen, da sehr subjektiv.


    Schöne Grüße,
    Michael

  • Ich bin früher oft und gerne zu PR gegangen (Gier auf etwas Neues), gehe jetzt aber kaum mehr:
    * manche Sänger (auch routinierte) sind bei PR extrem nervös, bersonders wenn es sich um ein Debut handelt
    * Das PR-Publikum reagiert manchmal recht seltsam...
    Ob der berühmte Funke überspringt, aus einer "normalen" Aufführung eine Sternstunde wird, hängt von so vielen Faktoren ab, die einfach nicht zu berechnen sind. Sehr oft sind die letzten Vorstellungen einer Serie die besten, weil das Ensemble aufeinander eingespielt ist. Repertoirevorstellungen werden ja bekanntlich nicht oder kaum geprobt, da kann es am Anfang schon zu Verständigungsproblemen kommen. Bei unser vorjährigen "L'Italiana"-Serie z.B. konnte man das sehr gut beobachten. Florez agierte in der 1. recht steif, konzentrierte sich eher auf den Schöngesang, aber Agnes Baltsa lockte ihn immer mehr aus der Reserve und die letzte Auführung war dann einfach umwerfend. Mir kommt auch oft vor, dass das Ensemble gerade bei der letzten Vorstellung noch einmal alles geben will, vielleicht spielt auch ein gewisser "Abschiedsschmerz" mit.
    Das Publikum...... Ich hasse in Wien die Monate Mai/Juni, denn da fallen die "Pakettouristen" über die Staatsoper her (3 Tage Wien + Besuch der Staatsoper) Da kann es dann schon vorkommen, dass sich die verdutzten Sänger beim 3. Vorhang einem halb leeren Haus gegenüber sehen, weil schon alles zu den Bussen rennt - schließlich wartet noch der obligate Heurigenbesuch. Und auch während der Vorstellung ist die Stimmung oft entsprechend (Noch zwei Stunden bis zum Backhendl....) Aber auch das kann man natürlich nicht verallgemeinern.
    Ein schwieriges Thema!
    lg Severina

  • Hallo severina,
    das ist sehr interessant, vor allem Dein

    Zitat

    Ein schwieriges Thema!


    Bei uns gibt es für Repertoirevorstellungen überhaupt keine Proben mehr.
    Anders sieht es bei Wiederaufnahmen aus, also wenn eine Oper in die nächste Spielzeit übernommen wird oder aus anderen Gründen eine monatelange Pause zwischen den Aufführungen liegt.Dann gibt es ausgiebige Neuproben.
    Das mit dem "Abschiedsschmerz" bei Dernieren stimmt in jedem Fall!
    Es sei denn, es handelte sich um eine wirklich saublöde und indiskutable Oper.
    Wir hatten heute Derniere von solch einem Kaliber, dessen Name "Fintenzauber" ist und von uns leider auch uraufgeführt wurde.
    Eine Oper mit Mozart-Zitaten und ansonsten nichtssagender, lästiger, sich selbst wichtig nehmender Musik, in der das Publikum sich bis auf heute abend(lag es an der Tatsache, daß es die Derniere war?) nach der Pause durch Abwanderung mindestens halbierte.
    Es war dann eher "Abschiedsfreude", selbst der Dirigent war ganz aus dem Häuschen, daß es endlich vorbei war :D :D :D :untertauch:


    LG,
    Michael

  • Na, da gratuliere ich dir aber, dass du jetzt erlöst bist! ;)Wer ist der Komponist dieses Meisterwerks?
    Ich bin leider kein insider, weiß also nicht genau, ob bzw. wie intensiv bei uns geprobt wird, man hört immer nur "Viel zu wenig!" So wirkt es leider oft. Jene "L'Italiana" z.B., eine Ponelle-Inszenierung, verluderte von Jahr zu Jahr mehr, die Serie 2005 erzeugte bei mir nur mehr gähnende Langeweile. Im Vorjahr nun dürfte sich jemand erbarmt und die alten Regiebücher hervorgekramt haben, denn plötzlich erinnerten die szenischen Abläufe wieder an Ponelle, zündeten die Gags wieder. Vielleicht lag das aber auch nur an Agnes Baltsa, die schon bei der PR dabei gewesen war und deshalb wusste, wo's lang geht.
    lg Severina

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    Name "Fintenzauber" ist und von uns leider auch uraufgeführt wurde.
    Eine Oper mit Mozart-Zitaten und ansonsten nichtssagender, lästiger, sich selbst wichtig nehmender Musik, in der das Publikum sich bis auf heute abend(lag es an der Tatsache, daß es die Derniere war?) nach der Pause durch Abwanderung mindestens halbierte.


    Komisch,


    so ein Stück wurde im 18. JH nicht mal mehr zum dritten Male gegeben. Es wurde schnellstmöglich gegen ein anderes [beliebtes oder vielversprechendes] ausgetauscht. Ich verstehe solche selbstquälerischen Aktionen nicht... warum wird etwas gespielt, wenn es weder dem Publikum, noch den Ausführenden inkl. dem Dirigenten gefällt?


    :no:


    Fragen über Fragen...


    Abgesehen davon: "Fintenzauber" [ich kenne das Werk nicht] würde mich allein schon deswegen nicht reizen, weil hier der Titel eine Zusammenstellung aus Mozarts [beiden?] Finten zumindest suggeriert. Beide können mir auch bereits im Original gestohlen bleiben... 8)


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Liebe severina,
    den Namen des Komponisten dieses "Meisterwerkes" möchte ich nicht nennen, da wir diesen Schrott im November leider doch noch zweimal in Luxemburg spielen müssen.
    Ich freue mich zwar auf den Abstecher in diese schöne Stadt, aber dieses Machwerk war nicht nur für mich der absolute Tiefpunkt einer völlig verkorksten Saison- also erstmal Schwamm drüber.


    LG,
    Michael

  • Zitat

    Original von severina
    Wer ist der Komponist dieses Meisterwerks?


    Salut,


    das lässt sich ruckzuck ergooglen.


    8)


    Viel Erfolg dabei,
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Lieber Ulli,

    Zitat

    warum wird etwas gespielt, wenn es weder dem Publikum, noch den Ausführenden inkl. dem Dirigenten gefällt?


    Ich kann und darf darauf nicht näher eingehen, da mir die Veröffentlichung von Interna eigentlich vom Arbeitgeber streng untersagt ist.
    In diesem Falle habe ich eigentlich auch schon zu viel ausgeplaudert.
    Nur so viel zum Nachdenken:
    Wer hat die Entscheidungsgewalt an einem(unserem) Theater?
    Sicher nicht der 1.Kapellmeister.Auch nicht mehr der GMD.
    Wer sucht die Werke aus?
    Früher war das bei uns der GMD und seine Mitarbeiter, heute sieht das leider anders aus.
    Na, von wem spreche ich?Es ist nicht der GMD, sondern
    der..........
    GENAU, Du hast es erraten!
    Und mit dem legt sich keiner an, der seinen Arbeitsplatz behalten möchte.
    Da gibt es schon so manches RIP.
    Also wird der Mist gespielt trotz vernichtender Kritiken und leerem Haus.


    Bitte verstehe, daß ich nichts weiter dazu sage, ich poste hier unter meinem reellem Namen.


    LG,
    Michael

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  • Salut,


    na klar verstehe ich Dich und es war auch nicht meine Absicht, irgendwelche Interna aus Dir herauszukitzeln. Es war eigentlich eher als Grundsatzfrage angedacht.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Es war eigentlich eher als Grundsatzfrage angedacht.


    Das beschäftigt ja jeden, und auf dieser Schiene können wir ja weitermachen.
    Allerdings fehlt mir hierzu jede Antwort, denn nachvollziehen kann ich das alles und leider noch viel mehr überhaupt nicht.
    Das geht alles viel zu sehr bis in die Kommunalpolitik herein, völlig am Publikum vorbei.....

  • Nachteile einer Premierenvorstellung:


    - kaum Chancen auf Karten, dazu meist höhere Preise (während der Großteil der Anwesenden auf den guten Plätzen gratis sitzt)


    - kein normales Publikum: nicht die wirklichen Liebhaber des Stückes, viele Wichtigtuer, undisziplinierte Banausen, die viel husten und quatschen während der Vorstellung, viele Kritiker (die nicht eben zu enthusiastischer Stimmung beitragen)


    - die Ausführenden sind sehr nervös und meist ist gar nicht genug geprobt worden


    - zeitweise helles Scheinwerferlicht, falls das Fernsehen da ist




    In den Folgevorstellungen sind dann die Ausführenden schon besser eingeübt, die Premierenangst ist weg, das Haus ist voll mit den wirklichen Musikliebhabern, die wegen des Stückes und wegen der Musik gekommen sind und nicht um ihre Kleider auszuführen.
    Die Vorstellungen nach der Premiere sind für mich viel angenehmer.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Zitat

    und meist ist gar nicht genug geprobt worden


    Ich kann eigentlich alles nachvollziehen bis auf dieses.
    Mit der Einschränkung, daß natürlich nie genug geprobt werden kann....
    oder halt, jetzt rede ich ja schon wie der Dirigent :D
    Ich denke eher, daß schon ziemlich viel geprobt wurde, mit Sicherheit genug.
    Aber es kann durchaus sein, daß erst nach vielen wirklichen kompletten Durchläufen eine Produktion wirklich "steht".
    Da helfen dann auch keine Detailproben mehr.
    Vor einer Premiere gibt es höchstens vier Durchläufe mit allem drum und dran(Zwei vierstündige Bühnen-Orchesterproben inklusive Durchlauf, eine Hauptprobe mit Ende offen :kotz: und die Generalprobe, für das Ensemble auf der Bühne noch zusätzlich die "Klavierhauptprobe" ohne Orchester-auch Ende offen sowie noch halböffentliche Komplettdurchläufe durch einen Akt-sogenannte"Kostproben").
    Das sollte eigentlich reichen, aber bei manchen Werken ist es tatsächlich so, daß es einer gewissen Routine bedarf, bis sie richtig laufen.

  • So negativ habe ich das nicht gemeint. Aber ich stelle mir vor, dass Zeit generell knapp bemessen ist und mit jeder weiteren Vorstellungen alles noch besser sitzt.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Hallo Melot1967,
    ja genau auch das kann möglich sein!
    Du hast natürlich vollkommen recht!
    Das Thema ist, wie ja schon severina sagte, sehr schwierig.
    Warscheinlich ist alles möglich!
    Es hängt von so vielem ab:
    Der Tagesform des Dirigenten, der Sänger, des Chores und des Orchesters......wieviele Substitute für Krankheitsfälle da sind(obwohl dies absolut nicht negativ auffallen muß) usw.


    Liebe Grüße,
    Michael



  • Das hört sich ja (mit Ausnahme der höheren Preise, die für Premieren überall gelten) sehr stark nach Erfahrungen mit der Wiener Staatsoper an :D.


    Klar sitzt in vielen Häusern in der Premiere ein höherer Anteil von eher mäßig interessierten Honoratioren etc. Vor allem aber findet sich hier auch ein ziemlich umfangreicher harter Kern von wirklichen Opernfanatikern, die jede Premiere kaum erwarten können und entsprechend begeisterungsfähig sind. Dazu kommen Leute, die Einzelkarten erwerben konnten und oftmals auch aus weiter Entfernung anreisen, um genau diese Premiere anzuschauen (haben wir auch hier im Forum ;) ). Nebenbei bemerkt sind Premieren auch die einzige Möglichkeit, Regisseur und Bühnenbildner Beifall zu zollen bzw. Missfallen kundzutun. Die Publikumsemotionen im Positiven und Negativen kochen auf jeden Fall bei Premieren immer am höchsten (mit Ausnahme bestimmter Debuts, Abschiedsvorstellungen etc.). Für mich ist gerade das ein wesentlicher Bestandteil von Oper. Die schon von Theophilus erwähnte "besondere Stimmung" resultiert ja auch daraus, dass man nicht wirklich weiß, was einen erwartet. Dass übrigens bei Premieren mehr gehustet und gequatscht wird als bei Repertoirevorstellungen, kann ich ebenfalls nicht bestätigen. (Selbst für Wien glaube ich übrigens kaum, dass geschätzte 40-50 Kritiker bei einem Publikum von über 2000 Personen die Stimmung kippen können.)


    Dass Aufführungen manchmal von Vorstellung zu Vorstellung besser werden können, weil dann alles besser sitzt, soll in der Tat vorkommen. Dann ist aber meist schlichtweg nicht genug geprobt worden - es ist ein offenes Geheimnis , dass an manchen Opernhäusern mehr geprobt wird als an anderen. So ist es m.W. in Wien eben immer noch so, dass die Orchesterbesetzung bei Generalprobe und Premiere nicht die gleiche ist. Noch unterschiedlicher sieht es mit der Probendauer und -häufigkeit für die Sänger aus.


    Letztlich ist das alles auch immer eine Frage des Systems - das in Deutschland, Österreich und der Schweiz überwiegend gepflegte Repertoiresystem bringt nun einmal automatisch Einschränkungen mit sich - siehe die Aussage von Michael Schlechtriem:


    Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    Eine Mozart-Oper Repertoire-Vorstellung profitiert nicht unbedingt davon, wenn ansonsten in der Woche Wagner und Strauß geprobt wurde.l


    Viele Grüße


    Bernd