Ohrwürmer und Schlager orchestraler Barockmusik

  • Liebe Forianer,


    Der Thread verdankt sein Entstehen schlicht und einfach der Existenz von zwei anderen Threads nämlich:


    Barockmusik - nein danke (???)


    und


    Wer fürchtet sich vorm Telemann ? - Die Instrumentalkonzerte


    Generell wurde dort über Telemann hergezogen, aber auch andere Barockkomponisen wurden nicht allzu bejubelt. Man mag nun einwenden Bach sei sehr bekannt und beliebt, aber das war erstens nicht immer so, und zweitens sind Bach Händel und Telemann, BBB wies mich einst zu recht drauf hin (und ich habe es nicht vergessen) Meister des SPÄTBAROCK, der Zenit war schon längst überschritten.
    Vivaldi wird ebenfalls diskreditiert, als Vielschreiber wo alles gleich klingt.
    Ich würde das anders sehen: Vivaldi hat einen unverwechselbaren Stil der kaum Nachahmer fand (von Ausnahmen mal abgesehen) - nur aus der Ferne betrachtet klingt alles gleich.


    Ich habe mir nun die Frage gestellt, ob hier nicht eine Ablehnung des Barock generell vorliegt. Im Gegensatz zum negativ titulierten Thread, der mit "nein danke" endet will ich das Thema nun positiv angehen.


    Gesucht sind Instrumentalwerke des Barock mit eingängiger Melodik, sogenannte Ohrwürmer, Dinge die die Tonträgerindustrie unter
    "Die schönsten Melodien des Barock" zusammenfassen würde.


    Jeder Teilnehmer darf bis zu 3 Titel nominieren, es darf aber jeweils nur EINER der drei Namen BACH HÄNDEL und VIVALDI vorkommen, soll heissen : wird beispielsweise ein Werk von BACH gewählt, so dürfen die beiden anderen nicht nominiert werden. etc etc.....


    Somit kommen wir in den Genuss von Empfehlungen weniger bekannter Komponisten.
    WICHTIG: Es ist nicht von Bedeutung wie bekannt oder angesehen ein gewählter Komponist ist - sonder wie sehr das Werk ein breiteres Publiku, begeistern könnte - wenn es bekannter wäre....


    Ein Werk, welches schon ein anderer Mitspieler nominiert hat ist nicht mehr wählbar.


    mfg
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    mein Voting:


    Henry Purcell
    The Fairy Queen


    Ein Ohrwurm nach dem anderen, richtig zum mitsummen und mitsingen, äußerst abwechslungsreich.




    Händel
    Solomon


    Barock im Breitwandformat. Das größte Orchester mit dem Händel jemals arbeitet. Die Chöre in diesem Werk gehören zu den großartigsten und festlichsten, die Händel jemals komponierte. Aber auch empfindsame und zarte Arien sind hier zu Hause.





    Jan Dismas Zelenka
    Missae ultimae
    (6 letzte Messen)


    Eigenlich sollte es ein Zyklus von 6 Messen werden. 3 wurden vollendet. Eine Symbiose aus alten Kompositiontechniken und modernen italienischen Elementen. In Teilen auch sehr expressiv. Anspieltip: Das Gloria in exelsis Deo aus der Misa Dei Filii.





    Gruß
    Jörg

  • Arietis hat es insofern richtig gemacht, dass er sich nicht auf Instrumentalmusik beschränkte. Man muß sich m.E., wenn man sich mit dem Barock befassen will, als erstes klar machen, dass sie nicht den zentralen Platz hat wie im 19. Jhd.; fast alle "großen" Werke sind Opern oder geistliche Vokalwerke.
    (Ich unterstütze ausdrücklich seine Empfehlungen von Händel und Purcell, die Werke, die Einspielungen kenne ich nicht)


    Dennoch versuche ich es mal mit Instrumentalstücken:


    Corelli: Sonate op.5,12 (Follia-Variationen)
    Telemann: Konzert e-moll f. Blockflöte, Traversflöte, Streicher & b.c.
    Rameau: Balletsuite aus Les Indes galantes (besonders Air pour les sauvages)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich würde gerade sagen, dass der Barock sehr von Instrumentalmusik geprägt ist. Viel Kammermusik wurde gespielt unendlich viel. Zur Berieselung!

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Guten Abend !


    Also hinsichtlich des Solomon stimme ich voll zu. Tolle Melodien und ganz große Chöre !


    Auch die Aufnahme mit McCreesh kann ich nur wärmstens empfehlen. Gefällt mir ausgezeichnet. Vor allem, weil das Orchester auch wirklich ein Orchester ist, und nicht nur eine Ansammlung von Instrumentalsolisten.


    Allerdings befinden wir uns hier bei den Ohrwürmern und da möchte ich meinen Lieblingsohrwurm empfehlen: Die Feuerwerksmusik von Händel. Fetzige Rhythmen, eingängige Melodien, was will man mehr.


    Aufnahmen gibts wie Sand am Meer. Besonders gefällt mir die Aufnahme mit La Stravaganza Köln unter Andrew Manze. :jubel:


    Ciao und viele Grüße :hello:


    Andreas

    Johann Sebastian Bach ist Anfang und Ende aller Musik (Max Reger)

  • Zitat

    Gesucht sind Instrumentalwerke des Barock mit eingängiger Melodik, sogenannte Ohrwürmer, Dinge die die Tonträgerindustrie unter
    "Die schönsten Melodien des Barock" zusammenfassen würde.


    Wenn es danach geht, was auf diversen Samplern drauf ist, nominiere ich


    1. Bach - Air aus der D-Dur-Orchestersuite
    2. Charpentier - Prélude aus dem Te Deum und
    3. Pachelbel - Canon.


    Ich bin gespannt, wieviele Ohrwürmer mir noch unterkommen werden, wenn ich mich mit barocker Musik beschäftige.



    Gruß, Peter.

  • Ich bin diesbezüglich im Moment völlig Bach. Ich brauche da auch nicht unbedingt einen Ohrwurm zum Mitpfeifen, so erhebend bzw. erhebt ist diese Musik!


    Für mich stehen ganz weit vorne die Cembalokonzerte.


    Wie will man dieses "erhobene" auf einem Forte Piano rüberbekommen. ?(


    Erst Recht, wenn es mehr als ein Soloinstrument wird, wird es in meinen Augen kritisch.

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Zitat

    Original von Masetto
    Ich brauche da auch nicht unbedingt einen Ohrwurm zum Mitpfeifen


    Das mag ja sein, aber hier im Thread werden aber gerade und ausdrücklich Ohrwürmer gesucht.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Mein Bach-OW ist BWV 1060R III :jubel: :jubel: :jubel:


    Auf einer meiner CD-Hüllen pappt ein Aufkleber: "Empfehlenswert- führende Klassikmagazine empfehlen" - stimmt! Siehe hier:


    Im Alphabet etwas weiter hinten ist das Ab tua ira aus der Litaniae Omnium Sanctorum von Jan Dismas Zelenka - das ist schon ein richtiger Drehwurm.


    [jpc]8372143 [/jpc]


    Und dann - aller guten Dinge sind derer Dreye; wenn Naumann zeitgleich mit Beethovens Fidelio eine ganz klassische - beinahe veraltete - Oper namens "Aci e Galatea"§ komponieren durfte, dann darf ich auch J. A. Hasse als Spät-Hoch-Barocker nennen - also:


    J. A. Hasses Ouvertüre zu Serpentes ignei in deserto



    Von dem Gedudel bin ich ganz Feuer und Flamme... [erscheint zwar erst am Donnerstag, aber ich hab sie schon seit Anfang Dezember :rolleyes: ].


    :jubel: :jubel: :jubel:


    Ulli




    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Natürlich zuerst "mein" Barockkomponist - Vivaldi.
    Oft geschmäht und verkannt - ist er vielfältiger als vermutet.
    Aber darum geht es heute und hier ja nicht - sondern um "Ohrwürmer"


    Und hier bieten sich (nein nicht die Jahreszeiten !) die Mandolinenkonzerte geradezu an - JEDES ist ein Ohrwurm - da kann man blind drauf hingreifen.Aber wenn es nuir EIN Konzert und EIN Satz sein dürfte, dann empfehle ich in den ersten Satz von RV 558 mal hineinzuhören. Wer da nicht begeistert ist, dem wird schwer zu helfen sein......



    Hier würde ich Vivaldi als eindeutigen Vorläufer von Boccherini einstufen - ein Vorgriff auf das "galante Zeitalter" ist zweifellos unüberhörbar - dabei darf man nicht vergessen, daß Vivaldi 7 Jahre vor Johann Sebastian Bach geboren wurde.......


    ________________________________________



    Und nun zu Purcell:



    Die Ode zum Geburtstag der Queen Mary erinnert einerseits an die Händelschen Coronation Anthems - andrerseits an verklungene englische Lautenmusik der Reanaissance


    Hier als Empfehlung zum Hineinhören "Come, ye sons of Art, come away"
    Die abgebildete CD ist übrigens eine Wiederauflage der ausgezeichneten Erato-Aufnahme unter Gardiner, welche ich seit Jahren besitze. Kaum als Ohrwurm zu bezeichnen ist die Begräbnismusik für die gleiche Königin - nur ein Jahr später - aber als mustergültiges Beispiel welche Emotionen Barockmusik auch bei solchen Anlässen freisetzen kann.


    -------------------------------------------------------------------------------------


    Der König wünscht zu speisen ?


    Da bietet sich ein Werk geradezu an:


    "Simphonies pour les Soupers du Roy"



    Wie man sieht habe ich ein ziemliches Faible für Erato-Aufnahmen, welche heute aber zumeist via apex verramscht werden,


    Einfach in den ersten Satz des "Concertes de Trompettes pour le Festes sur le Canaal de Versailles" anklicken........


    ein "Einhören" erübrigt sich IMO in diesem Fall......


    Bitte wie versprochen - Ohne Bach und Händel (ich hätt noch was vom Telemann auf Lager gehabt, aber der ewig nörgelnde Admin schaut mir schon ganz finster über die Schulter ... Erlaubt sind nur DREI !!! ( sorry ;( )


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • wenn ich ohrwurm wörtlich nehme (natürlich nur semantisch) -eine melodie, die sich im kopf festsetzt, dann kann ich nicht ein album posten oder ganze konzerte. andererseits ist die folia keine barocke komposition (mich wundert, dass bruder johannes das noch nicht aufgefallen ist. wahrscheinlich interessiert ihn das thema zu sehr).
    aber wir sind die meisten grenzgänger
    daher nominiere ich:


    hans leo haßler: mein gmüt ist mir verwirret
    (wenn mir den jetzt jr in die renaissance zurückstupst (gest.1612), gibt's eine ersatznominierung*)

    dann

    tommaso albinoni mit dem schrecklichen, bei jedem 2.begräbnis abgespulten g-moll adagio


    sowie


    henry purcell: what powr art thou, dem wohlbekannten frostsong aus king arthur


    *wenn herr schmidt unbedingt einen der 3 (eigentlich 4) großen verlangt:

    bach: bwv208/9


    (tja, bei der instrumentalmusikvorgabe bin ich jetzt etwas daneben, aber nicht als erster)

  • Zitat

    Original von observator
    tommaso albinoni mit dem schrecklichen, bei jedem 2.begräbnis abgespulten g-moll adagio


    Hallo


    Hatten wir uns nicht schon einmal darauf geeinigt, dass dieses Adagio ein Fake aus dem 20. Jahrhundert ist, das nur auf einem Melodieschnipsel von Albinoni basiert?


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • oh, bei dem kongress war ich verhindert.


    dann als ersatz:


    adam krieger: wieviel stunden hab ich wohl gezählet,
    arie (aber immerhin mit orchester)

  • Komisch dass ich hier noch nichts reingeschrieben habe.
    Denn Taminos die sonst außer Bach, Vivaldi und Albonini nichts an Barockmusik hören, sollen schließlich ja auch mal in den Genuss kommen, anständige Barockmusik zu hören :D



    Um Ohrwürmer geht es also, ja da hätte ich gleich 3 Titel die besonders gut gemachte sind - und deren aufgenommene Musik auch ausschließlich aus dem 17.Jahrhundert stammt:




    Les Grands Eaux Musicales de Versailles
    Le Concert des Nations / Savall



    Bei JPC kann man sich die Schnipsel ja reinziehen.


    Die CD ist aus insgesammt 5 älteren CD's von Savall zusammengebastlet worden, und gibt ein wahrhaft schönes Bild der Orchestermusik am Hofe Louis XIV ab. Werke von Dumanoir, Marais, Lully, Sainte Colombe und Couperin werden zu gehör gebracht.
    Und da jagd ein Ohrwurm den nächsten (falls man soetwas wirklich braucht :rolleyes: )



    H.Purcell: Instrumentalmusik
    Freiburger Barockorchester / Hengelbrock


    alle bekannten und unbekannten Ohrwürmer Purcells auf einer CD - was will man mehr ?


    und der dritte Titel:



    J.H.Schmelzer: La Margarita - Sonaten und Balletti für den Keyserhof in Wien und Prag
    Armonico Tributo Austria



    Die CD biete warhaft große Orchestermusik des Hochbarock, im italienischen Stil.
    Sie gehört zu den besten Barock CD's die ich kenne - leider ist sie nur über Armonico Tributo Austria direkt zu ergattern (warum auch immer) aber die Mühe (es ist keine nur eben eine andere Adresse) lohnt sich !



    Die musikalische Interpretation ist natürlich bei allen 3 CD's herausragend und dürfte jeden dazu anstacheln mehr davon zu hören.
    Aber auch das ist ja nur eine kleine Sparte der echten Barockmusik, aufregend wird es, wenn man dann die Oper und ihre vielen Facetten in dieser Zeit entdeckt.
    Dann die viel freiere Kammermusik, angefangen von der Consort Music bis hin zur Vorform der Quartette, die Kirchenmusik, die Kantaten, die Liedkompositionen,
    Orgel und Cembalowerke usw.


    da vergisst man fast dass es noch die Concerti gibt :D
    :hello:

  • ich dachte die Box gibt es schon seit Monaten ?!


    Komisch.


    allerdings sind da auch ziemlich viele "Asbach-Aufnahmen" mit dabei, aber für 19.99 ist das schon alles in Ordnung

  • Wenn es um Ohrwürmer geht, würde ich auch keine Gesamtwerke nehmen. Vielleicht werden die ausgewählten Stücke den unbedarften Hörer dazu animieren, weiteres zu hören und allmählich zum `Barockspezialisten´ zu werden! :yes:


    Gregorio Allegri: Miserere


    H. Purcell: Dido and Aeneas: " When I am laid in earth"


    J.-P. Rameau: Ouvertüre zu " Pygmalion"


    Zu meiner Auswahl:
    Mit dem Miserere habe ich sogar meinen 15 jährigen Sohn begeistert, vor allem die Stelle mit dem hohen C ( soweit ich weiß, gar nicht original so komponiert) hat ihn beeindruckt.


    "When i am laid..." Also, wenn das mal nicht ins Herz und Ohr geht, weiß ich es aber nicht!


    Rameaus Ouvertüre: Absolut prunkvoll!
    So stellt sich der Laie Barockmusik schlechthin vor!


    Juli

    Audio ergo sum

  • OK Rameau kann ja bleiben, dann -


    Arcangelo Corelli: Concerto G-Moll " Weihnachtskonzert"


    Vivaldis Blockflötenkonzerte


    Obwohl mir meine erste Nominierung irgendwie besser gefiel...


    Juli

    Audio ergo sum

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  • Ohje, da gibt es doch soooo viele ......


    Ein paar davon, die mir auf Anhieb einfallen:


    Georg Muffat, Chaconne G-dur aus Armino Tributo, Suite # 5


    Telemann, Konzert F-dur für 3 Violinen aus Tafelmusik, 2ème production


    Telemann, Konzert e-moll für Blockflöte und Traversflöte


    Telemann, fast alles von den Konzerten für 4 Violinen ohne Continuo



    [SIZE=7](Wenn vokales doch erlaubt wäre, dann:
    Händel, diverse Arien aus La Resurrezione


    Händel, Kantate Cecilia, volgi und sguardo (die ersten zwei Arien)
    ... aber so ....)[/SIZE]


    Fortsetzung folgt ...

  • Zitat

    Original von miguel54
    Händel, diverse Arien aus La Resurrezione


    Händel, Kantate Cecilia, volgi und sguardo (die ersten zwei Arien)


    Lieber miguel,


    Schau mal hier.


    LG, Paul

  • Händel als Erfinder der 'Best of'- Compilation



    Hallo,


    in den 3 Concerti a due cori, verwurstet Händel eine Auswahl seiner besten Ohrwürmer aus dem Messias, Belshazzar, dem Occasional- und anderer Oratorien und natürlich aus der Wassermusik - ein Hit nach dem anderen.


    Gruß


    Jörg

  • Hallo,


    ein Ohrwurm der orchestralen Barockmusik sind für mich Bachs gute alte "Brandenburgische Konzerte", die ich in der frischen Interpretation von Reinhard Goebel und "Musica Antiqua Köln" sehr empfehlen kann.


    Ansonsten haben auch die (heutzutage benachteiligten!) Concerti grossi von Francesco Geminiani echte Ohrwurm-Qualität.


    :hello:


    lg Helge


    PS: Bitte guckt mal in den Themen-Block "Buch über Muzio Clementi" :yes: