Trauermusiken

  • Hallo,


    als Begeisterter von Requiemvertonungen wollte ich eigentlich einen parallelen Lieblingsthread eröffnen. Allerdings scheint mir bei rein orchestralen Trauermusiken die Auswahl nicht so groß zu sein, daß sich das lohnen würde. Also reden wir einfach so über diese eher seltenen Kompositionen.


    Die Trauermusiken, die ich meine, sollten einen entsprechenden Anlass gehabt haben, zu dem sie komponiert wurden. Daher scheidet m. E. Haydns Sinfonie Nr. 44 in e-moll, Trauersinfonie genannt, aus. Oder weiß es jemand besser?


    Am bekanntesten dürfte Mozarts maurerische Trauermusik c-moll KV 477 [479a] sein. Komponiert wurde das Werk im Juli 1785 und wurde anlässlich des jeweiligen Todes der Logenbrüder Herzog Georg August von Meklenburg-Strelitz und Franz Esterházy von Galantha gespielt. Der wahre Anlass der Komposition wird ein Rätsel bleiben müssen, denn die beiden Herrschaften verstarben erst im November 1785 und es ist wohl kaum annehmbar, dass Mozart hier vorausschauend arbeitete. Auch halte ich es für ein Märchen, dass von KV 477 eine unbekannte Chorversion existierte, deren Anlass dann ebenfalls unbekannt bleiben müsste. Was das Werk auszeichnet ist die bei Mozart eher selten verwendete Tonart c-moll sowie die ebenfalls selten verwendeten Instrumente Bassetthorn und Kontrafagott. Markant ist der eingearbeitete Choral, der nach einer Art Introduktion von den Holzbläsern angestimmt und von den Streichern umspielt wird.


    Ganz ähnlich verfährt Joseph Martin Kraus bei seiner Symphonie funèbre c-moll. Diese Trauersinfonie wurde, wie auch die Ouvertüre d-moll aus Anlass des Ablebens des schwedischen Königs Gustav III. im Frühjahr 1792 komponiert. Beide Werke sind eigentlich fester Bestandteil der Begräbnismusik für Chor, Soli und Orchester. Die beiden Werke wurden aber im van-Boer-Verzeichnis separat als VB 148 [Symphonie c-moll] und VB 147 [Ouvertüre d-moll] gelistet und werden auch oft losgelöst vom übrigen Werk gespielt. Die Sinfonie steht ohnehin für sich da, denn sie wurde für die Trauerfeier verwendet. Während die Sinfonie erklang, nahm man Abschied von dem aufgebahrten König. Das Werk hat vier Sätze: [1] Andante mesto [dieser Satz entspricht am ehesten KV 477], [2] Larghetto, [3] Chorale, [4] Adagio. Im dritten Satz instrumentiert Kraus den Choral "Lätt oss then kropp begraven" [Laßt uns diesen Leichnam begraben]. Erst zur eigentlichen Beisetzung wurde dann die Kantate gespielt, zu der die Ouvertüre d-moll VB 147 gehört. Das ist ein sehr aufgewühltes und teilweise recht eckiges Werk.


    Man kann beide Werke in folgenden Einspielungen erwerben:


    [01]


    MUSICA SVECIAE MSCD 4165


    Sorgemusik över Gustav III
    Drottningholms Barockensemble
    Stefan Parkamn


    Hier ist die gesamte [also auch gesungene] Trauermusik in der Abfolge der Darbietung enthalten.



    [02]


    NAXOS CD 8.554777


    Kraus: Complete Symphonies Vol. III


    Swedish Chamber Orchestra
    Petter Sundkvist


    enthält VB 147 und VB 148
    sowie die Sinfonien cis-moll VB 140 und e-moll VB 141



    [03]


    ORFEO C 254921 A


    Kraus: Symphonien / Violinkonzert


    Stuttgarter Kammerorchester
    Martin Sieghart


    enthält neben VB 148 auch die Sinfonie c-moll VB 142 [vgl. NAXOS Vol. I] sowie sein einziges Violinkonzert in C-Dur



    [04]


    CAPRICCIO: 91


    Kraus: Symphonie funèbre


    Concerto Köln


    * * *


    Mich interessieren nun weitere Trauermusiken dieser rein orchestralen Art aus dem 18. Jahrhundert. Wer kennt da Empfehlenswertes, welchem man auch auf CD habhaft werden kann?


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Ulli


    Die Trauermusiken, die ich meine, sollten einen entsprechenden Anlass gehabt haben, zu dem sie komponiert wurden.
    Am bekanntesten dürfte Mozarts maurerische Trauermusik c-moll KV 477 [479a] sein.... Der wahre Anlass der Komposition wird ein Rätsel bleiben müssen, ...


    Du siehst mich verwirrt. Meinst Du in diesem Fall mit Anlaß, daß die Musik allgemein für Freimaurer komponiert wurde?


    :hello:Jürgen

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Salut,


    um Deiner Verwirrung entgegenzutreten: Nein. Weder Kraus noch Gustav III. waren Freimaurer. Mit "Anlass" meine ich einen Todesfall, den es zu Betrauern gab.


    Für den Fall meiner unglücklich gewählten Ausdrucksweise hier die Kriterien:


    1. rein orchestrale Trauermusik
    2. komponiert im 18. Jahrhundert zu einem
    3. im 18. JH zu bedauernden Todesfall, wobei
    4. die Konfession und andere Vereinsmitgliedschafen keine Rolle spielen, derer man
    5. auf CD habhaft werden kann und die ich
    6. noch nicht kenne.


    :hello:


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)