Mich würde interessieren, ob Bach nicht seinen Fugenzyklus ganz bewusst unvollendet gelassen hat. Vielleicht, weil er nicht so vermessen sein wollte, seinen Fugenkosmos als etwas Endgültiges, Abgeschlossenes und damit statisch Totes zu hinterlassen, vielleicht, weil er - wie Zoltán Göncz mit seiner Permutationsmatrix gezeigt hat - davon ausgehen konnte, dass sich für Kundige dieser letzte Teil logisch aus dem Vorhergehenden erschließen lässt: eine Art Rätselkanon auf höchstem Niveau also, der als Fragment nach Vollendung ruft, möglicherweise sogar mit pädagogischen Ambitionen: Nun versucht es selbst ...
Dafür spräche das Auftauchen der Tonfolge b-a-c-h "im Contrasubject" (wie sein Sohn Carl Philipp Emanuel berichtet), bevor das Werk abbricht. Das liest sich eher wie eine bewusste Abschlussunterschrift ("bis hierher!") und sieht nicht nach der von der Romantik verklärten rührseligen Geschichte mit der plötzlichen Blindheit und dem vermeintlichen Abschlusschoral aus.