Liebe Fromme und Unfromme,
um den Pärt-Thread einmal etwas zu entlasten und dieses offenbar sehr brisante Thema auch anderen als den Pärt-interessierten Forumsteilnehmern unter die Nase zu reiben, möchte ich die Frage in den Raum stellen, was ihr von folgendem Statement haltet:
ZitatOriginal von Robert Stuhr
[...]Meiner Meinung nach kann man einen tiefen Zugang zu [...]s Musik nur erlangen, wenn man willens und in der Lage ist, das starke religiöse Element nicht nur rein intellektuell nachzuvollziehen, sondern aus vollem Herzen zu bejahen.[...]
ZitatAlles anzeigenOriginal von Reiner_Klang
Sic! Auf den Punkt formuliert. Ich würde übrigens in diesem Zusammenhang allen voran noch [...] nennen!
[...] Die technische und (schon sehr strittig!) ästhetische Meisterschaft jeder Komposition wird absolut gesetzt und von dem - in diesem Fall geistlich-religiösen - Bezug, der zur Entstehung der Komposition führte bzw. deren Ausführung maßgeblich übergeordnet war, getrennt.
Hier muß - bei aller gebotenen Achtung vor dem andersartigen oder nicht vorhandenen religiösen Hintergrund des Gesprächspartners - der Hinweis auf die genannte zusätzliche Dimension der in Rede stehenden Musik erlaubt sein. Wahrscheinlich wird man dann einfach (!?) damit leben müssen, keine Einigkeit darüber zu erzielen, wie wesentlich diese Dimension für die Erschließbarkeit dieser Musik ist. Aus der Perspektive dessen, der den religiösen Standpunkt des Komponisten teilt, wird diese Dimension zum Kern der Komposition gehören und kein fakultatives Bonuselement darstellen.
(Fettschreibung und Kursivsetzung geändert)
Meiner Ansicht nach muss eine bedeutende künstlerische Leistung unabhängig von etwaiger religiöser Empfänglichkeit des Rezipienten erkennbar oder erfahrbar sein. Wenn ein Werk nicht "nur" herausragende künstlerische Leistung sondern auch Glaubensausdruck/Majestätshuldigung/Agitation/beruhigungsfördernd oder erotisch ist, so sind das "Bonus- (oder Malus-)Elemente" - je nach Einstellung des Rezipienten.
Zum Threadtitel:
fromm, frömmer (frommer), am frömmsten (frommsten) /Adj./
1. Gott ganz ergeben, gottesfürchtig: ein f. Mensch, Christ, Pilger; ein f. Bruder (Mönch); f. werden, leben; eine f. Einfalt; ein f. Lied, Spruch; einen f. Lebenswandel, f. Reden führen; es lösen / Sich alle Bande frommer Scheu Schiller Glocke; mit f. Gebärde; [ein Mädchen] das / Ihn wieder mit der frömmsten Liebe liebe Lessing Nathan IV 2; übertrieben gläubig, bigott: ein f. Eifer, Trotz; Diesen frommen Starrsinn finden wir nicht selten Carossa Kindheit 256; scheinheilig: ein f. Getue
2. gutherzig: ein f. Bedauern; das Herz voll großen und frommen Gelächters Th. Mann 3,155 (Joseph); f. Augen machen; /von Tieren/ treuherzig, gutmütig: ein f. Hund; der Rappe ist f.; der Gaul ... stand friedlich und fromm daneben Raabe II 1,61; der Bulle ist f. wie ein Lamm; in guter Absicht gewollt: ein f. Betrug; eine f. Täuschung; das waren nur f. Wünsche; Eine fromme Lüge hätte vielleicht für den Augenblick Erleichterung geschafft Werfel Musa Dagh 616; in gärend Drachengift hast du / Die Milch der frommen Denkart (friedlichen Gesinnung) mir verwandelt Schiller Tell IV 3
3. veralt. rechtschaffen, tüchtig: ein f. Bürger, Bergmann; Es kann der Frömmste nicht im Frieden bleiben, / Wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt Schiller Tell IV 3; Rel. der f. (gerechte) Gott ; hist. ein f. (tapferer) Landsknecht
Gemeint ist Bedeutung 1, vor dem ersten Doppelpunkt.