Rameau ? Rameau !

  • Sagitt meint:


    Die Ausbildung erhielt Rameau durch seinen Vater, der Organist in Dijon war. In seiner Jugend machte er eine Italienreise, die aber nicht weiter als Mailand führte. Er wirkt in verschiedenen Städten Süpdfrankreichs, als Orchestergeiger und Organist im Süden Franreichs: Marseille, Avignon, Albi,Montpellier, Nimes, Lyon und als Organist in Clermont-Ferrand. 1706 zieht er nach Paris und arbeit mit Louis Marchand (1669-1732)eng zusammen. 1706 - 1709 ist er Organist mehrerer Pariser Kirchen, Orgelmusik ist von ihm nicht erhalten.
    1709 übernimmt er die Stelle seines Vaters als Organist der Kirche Notre Dame in Dijon. Anschließend hat er noch Organistenposten in Lyon und später in Clermont-Ferrand inne, bevor er sich 1722 endgültig in Paris niederlässt und dort bis zu seinem Tode verbleibt.
    m 1727 begegnet er seinem Mäzen Alexandre Le Riche de la Pouplinière, einem Generalgutsverwalter (fermier général) des Königs, der Rameau und Familie in seinem Palast wohnen lässt. Für mindestens zwölf Jahre leitet Rameau das Privatorchester seines Gönners, hier kann er wertvolle instrumentale Erfahrungen sammeln und mit dem Ensemble experimentieren.


    Bis zum Alter von fünfzig Jahren beschränkt sich sein kompositorisches Schaffen auf einige Kantaten, Motetten und drei Sammlungen von Cembalo Stücken. Die beiden letzten dieser Sammlungen weisen eine grosse Orginalität auf . Nach mehreren Misserfolgen gelingt es Rameau in 1733 sein erstes lyrisches Werk aufzuführen, das Operndrama "Hippolyte et Aricie". Dieses Werk steht in der Tradition von Jean-Baptiste Lully, aber es übertrifft bei weitem den bisher gewohnten musikalischen Reichtum. Ein Zeitgenosse meinte "diese Oper enthält genügend Musik um daraus Zehn zu schaffen".
    Es gab damals heftige Kontroversen über die richtige Musikrichtung.
    Die "Lullysten" fanden diese Musik zu modern, während hingegen Rameaus Anhänger die "Ramisten" sie genial fanden. Der Erfolg seiner Musik stellte sich unmittelbar ein. Rameau erntete den höchsten Ruhm, und wurde durch Ludwigs XV in den Adelstand erhoben und zum Kabinettskomponisten ernannt und erhält eine Pension von 2000 Livres. Lyrische Tragödien, heroische Werke, Ballettmusiken folgen Werk auf Werk bis zu seinem Tode. Gleichzeitig war er unermüdlich mit theoretischen Arbeiten beschäftigt und bestrebt, seinen Prinzipien, welche später die Grundlage der Harmonielehre bilden sollten, Geltung zu verschaffen.
    Vor seiner Karriere als lyrischer Komponist verfasst er ein theoretisches Werk (le Traité de l'harmonie réduite à ses principes naturels) von 1722, welches die moderne Musiktheorie in Bezug auf die Akkord- und Harmonielehre begründet.


    Soweit eine allgemeine Information über ihn. Unmittelbarer Anlass für diesen thread ist die Wiederveröffentlichung von Rameau´schen Werken zum Billigpreis -ältere Eratoaufnahmen- Durchweg hervorragend, weil eben William Christie mit seinen arts florissants mitwirkt- ein Großmeister der " alten Musik". Immer hat er sehr anhörenswerte Sänger ( es sind auch immer wieder andere, da muss eine grosses Nest sein). Seine Interpretationen sind zuverlassig von großer Lebendigkeit.
    Heute möchte ich nur auf die Ballettoper Les Fetes d´hébé( 1739) hinweisen. Eine phantastische Musik, großartig musiziert. Referenz. Anhören und begeistert sein.

  • Es gibt einige Werke die ganz besonders hervorstechen:


    Die schon erwähnte erste Oper von ihm "Hippolyte et Aricie" ist absolut genial.


    Platée eine eher komische Oper ist nicht so bekannt, aber mit Sicherheit eines seiner Meisterwerke!
    Ich habe eine Aufführung in Wiesbaden miterlebt die wirklich gut war und von der Interpretation es mit der Einspielung von Minkowski locker aufnehmen konnte.


    Dann ganz besonders die Tragögie "Abaris, ou les Boreades" Sie war Rameaus letzte große Oper, sie wurde im 18. Jarhundert nie aufgeführt weil der Komponist während der Proben verstarb.
    Erst in London 1986 unter Gardiner wurde sie uraufgeführt und sie ist wirklich großartig! :yes:

  • Hallo,

    Mein Beitrag kommt relativ spät, aber derzeit boomt das Forum so stark, daß ich kaum mehr zum Hören komme, und das ist aber notwendig, Meine Rameau-Einspielungen sind alle zwischen 9 und 20 Jahre alt, und relativ lange nicht gehört, was eigentlich schade ist, es ist sehr schöne Musik. Allerdings fehlen mir etliche Hintergrundinformationen. Erst seit ich das Forum betreibe wurde ich durch ein Mitglied, dessen Namen ich allerdings nicht nennen will :D wieder "aktiviert".

    In meiner Sammlung befinden sich folgende CDs von Rameau:

    (noch zum Vollpreis gekauft (schluchz)



    Jean-Philippe Rameau:

    Anacréon

    Ballet et un acte

    Ensemble "les Arts Florissants"

    William Christie

    Harmonia Mundi France ( Serie Musique d. abord)

    Ich erinnere mich, daß ich mich seinerzeit sehr für Rameau begeistert habe, sodaß ich 1996 sofort nach ihrem Erscheinen die Alternativaufnahme aus dem Hause Deutsche Grammophon/Archiv-Produktion kaufte

    Jean-Philippe Rameau:

    Anacréon

    Ballet et un acte

    Les Musiciens du Louvre

    Marc Minkowski

    Archiv Produktion

    Soweit ich das verstanden habe handelt es sich um Balletauszüge aus einer Oper "Les Surprises de´l Amour"

    Ich habe lange mit mir gerungen, welcher der beiden Aufnahmne ich die Siegespalme zuerkennen soll, musikalisch ist ein Patt dabei herausgekommen. Durch die Verschiebung der Christie-Aufnahme in den Budget-Bereich, die Aufnahme sollte, so noch erhältlich um ca 6 Euro zu haben sein, ein heisser Tipp für Einsteiger in dieses Genre.

    Klangbeschreibung für Neulinge: Die Musik klingt durchwegs triumphierend Festlich, freundlich optimistisch mit teilweise überraschenden eigenwilligen Effekten (Flöten !!). Nichts ist hier sperrig oder gewöhnungsbedürftig.

    Ich besitzer ferne noch eine Cd mit Auszügen aus "Dardanus" (Erato, wahrscheinlich gestrichen), anhand der sich sehr gut dokumentieren lässt, daß Rameau eine völlig eigenständige Tonsprache hatte, zumindest ist mir keine ähnliche bekannt.

    Beste Grüße aus Wien

    br> Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bei Rameau sollte man aber eines beachten:
    Es gibt zwei unterschiedliche Gattungen die er für die Bühne schuf.


    Zum Einen die Tragédie lyrique, die Opernform in der Tradition Lullys, die musikalische Qualität ist überragend und hier findet man auch kaum seichte Musik.


    Dann die Opernballette. Sie sind weitesgehend "angenehmer" komponiert, ich würde sogar sagen oberflächlich (ich bin Rameau Fan, aber Ehrlichkeit muß sein).


    Dieses Genre wurde von Colasse und Campra im 17. Jahrhundert erschaffen. Es ähnelt auf den ersten Blick dem Balet de Cour, doch anfangs verwendete man keine mythologischen Themen.
    Rameau genauso: Les Indes Galantes ist eigentlich sein bestes Ballett.


    Typisch für diese Werke ist das die sie meist 4 Akte haben die nur bedingt etwas miteinander zu tun haben, der Prolog versucht eine Einheit zu schaffen. So sind die kleinen galanten Geschichten auch schon nach jeweils einer 3/4 Stunde vorbei.
    Oft hat man im 18. Jarhundert auch die Actes de Ballet von verschieden Komponisten zu einem großen Werk zusammengestellt, das wurde damals sehr begrüßt.


    Trotzallem sollte man lieber die "richtigen" Opern Rameaus mal hören:


    Hippolyte et Aricie
    Dardanus
    Castor et Pollux
    Les Boreades
    Zoroastre
    Samson (ist mir bisher allerdings keine Einspielung bekannt)


    Die Musik ist eigentlich leicht zugänglich, Kopmonisten die einen ähnlichen Stil hatten waren z.B.
    Francois Francoeur (1698-1786)
    Jean Joseph Cassanea de Mondonville (1711-1772)
    Joseph Bodin de Boismortier (1689-1755)


    allerdings nur bei den Bühnenwerken


    Rameau revolutionierte den Orchesterklang und seine Instrumentierung war völlig neu. Gerade , wie Alfred schon sagte, spielen die Flöten eine besondere Rolle. Das Orchester ist wesentlich farbiger als die Jahre zuvor und auch der Gesangstil änderte sich - Einführung der Ariette.

  • Hallo Lullist und angehende Freunde der "Barocken Welt"


    Der Lullist schrieb:


    Zitat

    Dann die Opernballette. Sie sind weitestgehend "angenehmer" komponiert, ich würde sogar sagen oberflächlich (ich bin Rameau Fan, aber Ehrlichkeit muß sein)


    Dem soll natürlich nicht widersprochen werden, im Gegenteil, ich möchte das ausgesprochen bekräftigen.


    Was meinen Standpunkt allerdings von Deinem unterscheidet ist, daß ich das hier als Pluspunkt gesehen haben möchte, als Tor gerade zu jener ein wenig vernachlässigten Musik. Es wäre vielleicht ein wenig übertrieben sie als Vorläufer der "galanten" Musik zu bezeichnen, dazu ist sie nämlich zu impulsiv. Es ist Musik die die Forderung nach Repräsentativem mit jener nach melodiösen eingängien (Ohrwurmcharakter)Themen in idealer Weise vereint und als Krönung des Ganzen noch ausgesprochen temperamentvoll ist.


    Ich nehme an, daß diese Werke den Einstieg in diese Gattung Musik relativ leicht machen.


    Es ist IMO schwieriger jemanden dazu zu bringen eine Barockoper aus 3 CDs bestehend, dazu kaum je in Klassikläden vorrätig, zu kaufen, als solch einen barocken Ohrwurm :stumm: ;) :D


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Alfred, Du hast ja so recht,
    ich vergesse immer wieder, dass manche kaum oder gar keine Berührung mit frz. Barockmusik haben.
    Meiner Kunstgeschichtslehrerin sagte einmal ich hätte wohl schon eine gewisse "Hörkultur" entwickelt, weshalb ich leichter Zugang zu diesen Werken habe...
    Heute kam übrigens die Lieferung mit der von Sagitt empfohlenen Ballettoper "Les Fêtes d`hébée".
    Ich war mir zuerst nicht sich ob sich das lohnen würde, denn ich besaß die CD mit dem dritten Entrée "La Danse" in der Interpretation von Gardiner und war um ehrlich zu sein gelangweilt und alles andere als begeistert. Jetzt da ich das vollständige Werk habe weiß ich, es lag mal wieder an der überholten Interpretation.
    Ich bin begeistert und möchte die vollständige Ballettoper (interpretiert von Christie und Les Arts Florissants) auf gar keinen Fall mehr in meiner Sammlung missen - nur zu empfehlen! :yes:

  • Hallo,


    Vor einigen Tagen wurde ich bei Naxos fündig.
    Es gibt dort eine Gesamtaufnahme von Rameaus: "Castor et Pollux" , einen Stoff den bereits Lully vertont hatte.



    Rameaus "Castor et Pollux" wurde 1736 uraufgeführt, war jedoch, trotz überschwenglicher Kritiken, kein rechter Publikumserfolg.
    1754 wurde das Werk umgearbeitet, der Prolog wurde gestrichen, ein völlig neuer erster Akt komponiert.
    Grund soll gewesen sein, daß die Oper "La Serva Padrona" von Pergolesi , aufgeführt von einer Italienischen Wandertruppe (?) ein durchschlagender Erfolg war.


    Wenn meine eher spärlichen Quellen korrekt sind, wurde in jenen Tagen der Streit zwischen Ramisten (=fortschrittliches Lfrz. Lager) und den Lullisten (=konservatives frz. Lager) "begraben" um den gemeinsamen Feind, die italienische Modeströmung zu besiegen.


    ZUr Interpreteation selbst kann ich nichts sagen, da ich das Werk lediglich in dieser einen Einspielung kennte, jedoch verglichen mit den mir bekannten Aufnahmen von Christie ( z.B Anacéon) scheint mir die Wiedergabe etwas weiche, weniger pointiert, die Flöten weniger "giftig" die Pauken weniger aggressiv. Welche Lesart nun dem Original mehr entspricht ? - Ich weiß es nicht.


    Freundliche Grüße


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred


    erstmal mein herzliches Beileid zu deinem vorrübergehend verblichenen Avatar.
    Bezüglich Castor et Pollux
    Ist eine Studioproduktion - oder?
    Sag, wie ist denn die Ausstattung des Booklets - die CD würde mich nämlich interessieren. Ich geh mal davon aus, daß das Libretto nicht - oder jedenfalls nicht zweisprachig - abgedruckt ist. Bietet das Booklet anständige und ausreichende Informationen, wenn ja, dann werde ich die CD kaufen. Andererseits - doch nicht so wichtig, das mit dem Booklet, man hat ja auch noch so seine Opernführer.
    Gruß, Markus

  • Kleine (besserwisserische) Anmerkung:


    Das Thema "Castor & Pollux" wurde nicht von Lully vertont.
    Es war nähmlich ein ungeschriebenes Gesetzt, dass ein von Lully vertontes Thema nicht von einem anderen Komponisten aufgegriffen werden darf, diese Libretti waren genauso "heilig" wie die Musik selbst. Es gab nur eine einzige Gelegenheit in der man in die Muisk Lullys eingriff: Als Marin Marais seine Oper "Alcione" aufführte war der "Sturm" so begeistert aufgenommen worde, dass man ihn in einer Wiederaufnahme der Oper "Alceste" von Lully durch den Orginalsturm ersetzte, allerdings mit Zustimmung des Publikums, der Lullisten und des Königs. Man könnte fast glauben, es ginge um die Änderung eines Bibeltextes oder Gesetztes...
    Aus diesem Grund sind sämmtliche Themen die Lully verwendet hatte (gemeint sind vor allem die Operntexte von Quinault) nie von Rameau oder anderen Musikern aufgegriffen worden, sie waren Tabu!
    Erst Mondonville versuchte sich daran als erster mit seiner Oper "Thésée" ein großer Reinfall, er wurde wegen der Anmaßung verspottet und beschimpft.
    Deshalb sind die ersten Neuvertonungen die Akzeptiert wurden erst bei Christoph Willibald Gluck zu finden (Armide / Alceste).


    Das Aradia Baroque Ensemble ist mir persönlich etwas zu "lasch" Die CD "Lully - Ballettmusic for the Sun King" oder die Weihnachtsmusiken von Charpentier sind zwar ganz gut interpretiert, aber gegen Ensembles wie "Les Arts Florissants" / "La Simphonie du Marais" oder "Les Talens Lyriques" fallen sie schon ab.
    Allerdings für den Preis kann man eigentlich nichts sagen.


    Von "Castor & Pollux" sind mir noch weitere Einspielungen bekannt:
    Version 1737 (mit Prolog und um eine CD umfangreicher) Les Arts Florissants / Christie (in meinem Besitz)


    Die berühmte Aufnahme mit Nicolaus Harnoncourt bei Teldec,
    Dann eine Aufnahme mit dem English Bach Festival Baroque Orchester / Farncom (Erato)


    und die Kammermusik Version, die Rameau für die frz. Königin anfertigte um sie in den Salons von Versailles zu spielen. Allerdings sind mir die Interpreten und das Label unbekannt.


  • Einer meiner bevorzugten Komponisten ist der Franzose Jean Philippe Rameau (1683-1764). Ich werde hier einige CDs vorstellen, die ich schon von ihm habe, ausserdem wäre ich euch sehr dankbar für Rameau-Empfehlungen. Auch kann hier gern alles, was sonst noch mit Rameau zusammenhängt, eingebracht werden.






    (Les boréades habe ich im Opernhaus Zürich gehört - ausgezeichnet.)


    Philippe

    Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die Menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher.
    - Albert Einstein (1879-1955)

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  • Da ich ebenfalls ein leidenschaftlicher Rameau Fan bin (das war nicht immer so) will ich hier nochmal einige Einspielungen die besonders gut sind empfehlen:



    Hippolyte et Aricie
    Les Arts Florissants / William Christie


    die alternative Einspielung der Musiciens du Louvre ist ebenfalls gut gelungen.
    Diese erste Oper von Rameau gehört zu seinen absoluten Meisterwerken. Campra meinte sie enthielte genug Musik für 3 Tragödien.


    Platée und Les Borèades kennst Du ja schon.


    Die Opera Ballets




    Les Indes Galantes
    Les Arts Florissants / Christie



    und die von Sagitt schon erwähnte "Les Fêtes d'Hébée" sind absolut großartig.


    Dann ein Werk das zur Zeit recht günstig ist:



    La Princesse de Navarre
    Musik für die Hochzeit des Sohnes Louis XV, es wurde auch Platée zur gleichen Zeit gegeben.


    Zwei Orchestersuiten:



    Oder hier seine schönsten Ouvertüren auf einer CD:



    Und hier vielleicht noch eine Oper



    Dardanus


    Alle hier vorgestellten Aufnahmen sind großartig interpretiert.

  • Dankeschön für die guten Tips, ich werde im Laden danach Ausschau halten.;)

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  • Es gibt ja noch vielmehr, aber das war erstmal das wichtigste.
    Wenn Les Arts Florissants unter Christie Rameau spielen, dann ist das immer höchste Qualität.
    Christie hat ja für Rameau eine besondere Vorliebe und versucht eben die Werke im besten Licht erscheinen zu lassen.

  • So und hier noch ein paar wunderbare Aufnahmen:



    Zoroastre



    wieder mit Les Arts Florissants / Christie
    Eine wirklich extreme Tragödie - was das Ballett anbelangt, ich glaube kaum ein Werk Rameaus hat soviele Balletteinlagen, aber mir ist das gerade recht :]
    Im übrigen ein nicht ganz so übliches Thema für ein Tragèdie Lyrique.



    zwei weniger bekannte "Actes de Ballet"
    sie sind zwar nicht gerade die umwerfensten Meisterwerke Rameaus, aber durchaus höhrenswert.



    und noch zwei "Actes de Ballet" Pygmalion und Nélée et Myrthis
    Les Arts Florissants mal wieder mustergültig.



    Auch eine Endeckung - Rameau als Komponist Sakraler Musik, allerdings sind die Anleihen an seine Opernmusik kaum zu überhören.
    Dennoch frz. Grand Motets vom Feinsten.


    Mit Sicherheit Rameaus Hauptwerk:



    Allerdings die frühe Fassung mit Prolog und um einiges länger.



    Noch eine Orchestersuite aus einem ganz herrlichen Werk,
    zwar wurden hier einige Tänze aus Anacreon geklaut, aber in dieser Interpretation nochmal eine schöne Erfahrung

  • Eine absolute Entdeckung machte ich Heute:


    Die Pieces de CLavecin en Concerts, sind ja recht bekannt und beliebt, so dachte ich mir bei der Neuaufnahme der Talens Lyriques - warum denn schon wieder?!



    Doch der Titel ist maßgebend: Six Concerst en Sextuor


    Hier wurden Rameaus berühmte Konzerte von einem Laien "Jacques Joseph Marie Decroix 1746-1826) in großangelegte Konzerte transkripiert.
    Zuerst wenig beachtet weil er eben nur ein Hobbymusiker war, sind die Übertragungen, nach Angaben im Bookletts, in der Praxis wesentlich ansprechender als auf dem Papier - naja das wird wohl immer so sein...


    Aber die Konzerte in diesem orchestralen Gewand zu hören ist wahrlich ein Erlebnis, zwar verschwindet der in der O. Fassung starke Cembalopart, doch ich sehe das nicht als großen Verlust.


    Die Konzerte wurden von Rameau öfter mal geplündert und so finden sich einige der Tänze in seinen bekannten Bühnenwerken wieder.


    Außerdem muß ich mal ein Lob über die Covergestaltung bei Decca und insbesondere bei L'Oiseau Lyre loswerden!
    Da hat man endlich mal was für's Auge :D
    Auch wenn wohl alles mit Photoshop gemacht wurde...

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  • hier noch eine CD zum Thema Rameau:



    Darauf finden sich instrumentale Stücke, die aus etlichen anderen Stücken Rameaus stammen und auf der CD zu einer Art Sinfonie zusammengestellt sind. Die Auswahl scheint mir allerdings recht willkürlich, ich kann keinen roten Faden finden, zu unterschiedlich sind die Stücke.


    Das ganze beginnt mit der sehr dramatischen und aufgewühlten Ouvertüre der Zaïs, einer Pastorale-héroique von 1748. Es folgen diverse Stücke aus Les Indes galantes, Castor et Pollux, Dardanus, Les Boréades, Les Fetes d'Hébé usw. Ein Stück fällt, wie ich finde, besonders heraus, nämlich La poule. Es findet sich in der G-Dur Suite in den Nouvelles Suites de Pièces de clavecin von 1728 (siehe von Philippe Duc d'Orléans genannte CD mit William Christie am Cembalo) und wurde in einer anonymen zeitgenössischen Orchestrierung aufgenommen.


    Minkowskis Musiciens du Louvre spielen mitreißend und zupackend. Aber auch die sanften und lieblichen Stücke erklingen angemessen. Man merkt einfach das tiefe Verständnis für diese Musik, erworben durch die jahrelange Beschäftigung damit. Einzig den Danse des Sauvages aus Les Indes galantes finde ich zu schnell. Das hat Christie in seiner Gesamtaufnahme der Oper besser gemacht.


    Für sich genommen sind die einzelnen Stücke wirklich toll, nur beibt bei mir der Eindruck einer beliebigen Zusammenstellung.


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Salut,


    sag mal bitte einer: von wem oder was wurde "Tambourins" aus "Dardanus" von Rameau misbraucht? Ich bin da schwer am Rätseln...


    ?(


    LG
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • meinst Du jetzt bearbeitungsmäßig ?
    Zumindest der Satz "La Poule" wurde von Respighi in seiner Suite "die Vögel" verwendet.


    Die Tambourins aus Dardanus sind öfter mal in schnulzigen pseudo Barockaufnahmen zu finden... ganz grausam.

  • Ich war schockiert 8o


    weil ich die Anfangstakte von "Les Tambourins" kannte und immer glaubte, es gäbe doch einen modernen Komponisten, der mich fasziniert. In irgendeiner Werbung oder Vorspannmusik wird das Stück ziemlich original gespielt. Naja, ich werde mal darauf achten. Es gefällt mir jetzt sehr viel besser, seit ich weiß, dass der Komponist schon tot ist...


    :D


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Sagitt meint:


    nur ein kleiner Verweis darauf, dass es inzwischen einige sehr sehenswerte Aufnahmen von Rameau-Opern gibt,zB les indes galantes mit Christie- Was für eine optische Pracht zu dieser herrlichen Musik. Es muss eine Aufführung, die äussert inspierend war-tanzt doch William Christie in der Schluss-Scene auf der Bühne mit.


    Dazu die Frage: gibt es eine Aufführung von Anacreon auf DVD ?
    Ich glaube, das war meine erste Aufnahme von Rameau, die ich kennenlernte- die Aufnahme von Christie ist ja von 1982. Und glech fand ich die Musik- was Wunder- sehr hörenswert und habe mich immer wieder dafür erwärmt,ohne in irgendeiner Weise darauf spezialisiert zu sein.

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  • Nachdem die Simphonie du Marais unter Hugo Reyne bisher 7 Folgen der Serie "LULLY, ou le Musicien du Soleil" vorgelegt haben (die Serie wird weiter fortgesetzt), plant man nun eine neue Serie:



    "RAMEAU, ou le Musicien des lumières"


    die erste Folge soll im Herbst veröffentlicht werden.


    Auf der einen Seite begrüße ich diese Idee, da es sicherlich schön ist weitere Vergleichsaufnahmen zu bekommen.
    Auf der anderen Seite frage ich mich jedoch warum gerade Rameau, neben Händel Bach und Vivaldi ist er der wohl am meisten aufgenommene Komponist und so gut wie alle Bühnenwerke liegen in großartigen Einspielungen (teilweise mehrfach) vor.


    Wäre es da nicht besser gewesen einen anderen Komponisten so eine Collection zu widmen?


    Delalande, Campra, Mondonville......z.B.


    man kann nur hoffen dass bevorzugt Werke gewählt werden die bisher nur als Suiten aufgenommen wurden bzw. wieder gestrichen wurden.


    (La Naissance d'Osiris, Nais, Le Temple de la Gloire...)

  • Hallo zusammen!


    Mal ne Frage an die Ba-Rocker und Rameau-Freunde:


    Ich besitze folgende Scheibe:


    und bin - vor allem wegen der Zusammenstellung - nachwievor absolut begeistert von dieser Kompaktscheibe, auch wenn ich durch Vergleichhören inzwischen zu der Meinung gelangt bin, daß Minkowski doch ganz schön auf Effekt und etwas undiffrenziert interpretiert. Und genau hier knüpft meine Frage an. Auf der CD befindet sich der berühmte "Danse des sauvages" aus der "Les Indes Galantes"-Suite. Vergleiche ich seine Einspielung mit der unter Franz Brüggen, so fällt auf, daß Minkowski das ganze wesentlich pompöser, staatstragender dirigeiert. Außerdem - und das meine eigentliche Frage - es fehlen die Holzbläser, die man bei Brüggen so deutlich hört, dessen Interpretation sich wesentlich tänzerischer , fast volksnaher gibt.


    Da nun Rameau ja als größter französischer Orchesterkomponist vor Berlioz gelten darf, stellt sich mir die Frage ob Brüggen da nicht mehr im Sinne Rameaus dirigiert.


    Wie seht ihr das??


    :hello:
    Wulf.

  • Hallo Wulf,




    Minkowskis Interpretation ist nicht übel - wenn man den Tanz - so wie er es getan hat - aus dem Werk herausnimmt und ihn als polterndes Ballett präsentiert.



    Aber so würde der Tanz im Werk selbst zu einem Fremdkörper mutieren.



    denn der Tanz ist ja nicht alles, eigentlich folgt noch eine Gesangsszene:


    "Forêts paisibles"


    Das solltest Du z.B. mal in der Gesamtaufnahme von Christie hören, eine ganz andere Welt. Da kommt der Tanz auch nicht so polternd daher, sondern elegant.
    Und überhaupt merkt man an Christies ganzen Rameau-Interpretationen ersteinmal, warum Rameau so berühmt wegen seiner Orchesterbeahndlung war.



    Aber ich mag beide Versionen - nur ich denke wenn es darum geht das Stück so zu präsentieren wie es gedacht war, dann ist Christie oder eben Brüggen wesentlich näher dran als Minkowski.


    (Außerdem lohnt sich sowieso schon die Gesamtaufnahme, weil es aus dem Ballett noch so viele Schöne Episoden gibt, eines der großartigsten Werke Rameaus :yes: )

  • Hallo,


    Rameau ist einer meiner liebsten Barock-Komponisten!
    Ich habe vor einem Jahr Platée in Gelsenkirchen erlebt - es war herrlich!
    Rameau zeigt unglaublich viel Witz und originelle Einfälle bei dieser komischen Balletoper. Ich habe natürlich die Minkowski-Aufnahme...


    Als weitere Oper scheint mit "Les indes Galantes" sehr schön zu sein. Ich habe aber nur eine CD mit auszügen:


    Die letzte Empfehlung gilt den wirklich schönen Pièces de Clevencin en Concerts. Ich habe diese Aufnahme, die mir gut gefällt:


    Viele Grüße,


    Raphael

  • Guten Abend


    Zitat

    Original von der Lullist


    Die schon erwähnte erste Oper von ihm "Hippolyte et Aricie" ist absolut genial.


    "Hippolyte et Arcie" war auch die erste Oper von Rameau die ich "live" sah. Sie wurde 1980 bei den Schwetzinger Festspielen unter der Leitung von Jean-Claude Malgoire, dem Orchester "La Grande Ecurie et la Chambre du Roi" und der Deutschen Oper Berlin aufgeführt. Ich kann mich daher noch gut daran erinnern, weil in der obligatorischen Wind- und Wetterszene einer Barockoper bei dieser Inszenierung zum Erstauen des verdutzten Publikums -und Mißfallen der Putzfrauen- säckeweis trockenes Laub durch ein Gebläse von der Bühne ins Zuschauerhaus geblasen wurde :baeh01: :baeh01: :baeh01:


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

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  • Hallo Matthias!


    Danke für Deine Hinweise. Mit der Christie-Einspielung habe ich auch schon
    desöfteren geliebäugelt, einzig zu meiner Brieftasche stand im krassen Widerspruch. :wacky:


    Musikalisch höchst interessant sind die drei Ausschnitte aus "Les Boreades" - es gibt eine GA unter Gardiner, die ich bei jpc probe gehört habe.


    Kennst Du sie und kannst Du mir diese empfehlen??


    :hello:
    Wulf.

  • Absolut !
    Es gibt zwar noch eine DVD mit Christie, aber die kenne ich (noch) nicht, deshalb weiß ich nicht was da einen erwartete.
    Musikalisch wird's großartig sein ... aber wer weiß was das für eine Inszenierung ist.



    Abaris, ou les Borèades ist Rameau letzte Oper.
    Sie stammt also aus dem Jahr 1764 - aus dem gleichen Jahr wie Gluck's Orfeo ed Euridice !


    Sie ist somit auch die wohl letzte Barockoper.


    Les Borèades wurde aber nie aufgeführt. Rameau starb wärend der Proben (das Werk war für das Hoftheater von Versailles gedacht)
    Und nach seinem Tod fühlte sich irgendwie niemand zuständig.
    Louis XV hatte kein interesse und an der Academie Royal beachtete man dieses Meisterwerk ebenfalls nicht.


    Die Oper ist aber eines der besten Werke Rameaus, normalerweise lassen die meisten Komponisten im Alter nach - oder werden seltsam :stumm:
    Rameau aber wurde beständig besser.
    Die Oper ist absolut hörenswert.



    Allerdings wird sie ohne Libretto geliefert. Da die Besitzer der Partitur es nicht gestatten das Libretto zu verfielfältigen :rolleyes:



    :hello:



    P.S. Diese Programme wie sie Minkowski, Goebel oder Savall von frz. Musik zusammenstellen sind natürlich sehr gut gespielt, kurzweilig und gut ausgesucht - aber die wirkliche Größe dieser Musik erfährt man nur durch den Genuss der ganzen Werke.

  • Zitat

    Original von der Lullist


    P.S. Diese Programme wie sie Minkowski, Goebel oder Savall von frz. Musik zusammenstellen sind natürlich sehr gut gespielt, kurzweilig und gut ausgesucht - aber die wirkliche Größe dieser Musik erfährt man nur durch den Genuss der ganzen Werke.


    Jaaaaaaa doch....... :boese2:



    Ich weiß...und was glaubst Du lieber Matthias, was ich machen würde, täte ich jetzt im Lotto gewinnen, hmm?


    Genau. Erst mal Urlaub.


    Und dann Gardiners "Les Boreades" :D


    :hello:
    Wulf

  • :D



    ich habe mir gerade folgende DVD eingelegt:




    Les Indes Galantes
    Les Arts Florissants / Christie



    ich bin gerade noch im Prolog - aber schon vollkommen begeistert.
    Eine knallbunte, witzige Inszenierung.
    Nicht historisierend und auch kein langweiliger Minimalismus - so muß Oper sein !
    Es paßt wunderbar zu diesem Werk (indem es ja eigentlich um nix geht :D )


    Zirkus mit Perücken - die Tanzeinlagen sind wirklich beachtlich.


    Und Christie am Pult ist sowieso schon eine Garantie für beste Darbietung !
    Ich kann die DVD nur empfehlen !



    :jubel::jubel::jubel:

  • Zitat

    Original von der Lullist
    Allerdings wird sie ohne Libretto geliefert. Da die Besitzer der Partitur es nicht gestatten das Libretto zu verfielfältigen.


    Ist das noch immer so? Wirklich blöd! Ich finde aber, dass das recht gut gemachte Booklet für den fehlenden Stücktext entschädigt.


    Und die Aufnahme ist wirklich lohnend - das ist musikalisch erste Wahl. Und zwar nicht wegen besonders guter Einzelleistungen, sondern wegen des sehr gut abgestimmten Gesamtensembles, die Aufnahme wirkt sehr lebendig, Rameau zum Wohlfühlen.

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