Liebe Forianer,
Wenn ich mir unser Forum betrachte, so stoße ich immer wieder auf Amateurrezensionen die sich hinter denen professioneller Kritiker nicht verstecken brauchen.
Das ist erfreulich. Andrerseits stellt sich die Frage, inwieweit wir alle uns der Verantwortung bewusst sind, wenn wir hier schreiben -eigentlich ist unsere Breitenwirkung beinahe mit einer Fachzeitschrift vergleichbar.
Was wir beanstanden wird (so glaube ich) von etlichen Mitlesern ebenso verworfen, weil sie auf unser "fachliches Urteil" vertrauen, was etliche von uns für gut befinden, das wird gegebenenfalls gekauft.
Sabei bin ich der Auffassung, daß nicht nur Kritiker (seien es professionelle oder solche aus Liebhaberei, das macht IMO da wenig Unterschied) ein sehr subjektiv gefärbtes Bild von einer Aufnahme, oderer einem Interpreten haben - nein auch ein Forum hat so etwas wie ein "kollektives Bewusstsein" - einen kollektiven Geschmack , der sich umsomehr festigt, desto besser die Forianer einander kennen.
Dies verstärkt den Eindruck: "Alle Welt ist der Meinung daß ......" - was aber durchaus nicht der Fall sein muß - Andere "Instanzen", zb. Klassikzeitschriften verschiedener Nationen können bei ihren Beurteilungen zu durchaus unterschiedlichen Ergebnissen kommen.
Ich erinnere mich gut, als vor einigen Jahren ein Vertreter von Hänssler in einer amerikanischen (internationalen) Newsgroup die Frage stellte, ob es Interesse gäbe an Live-Mitschnitten von Beethovens Sinfonien mit Norrington und dem RSO Stuttgart.
Eine Welle von Ablehnung war die Folge. In Deutschen Foren - die wesentlich positiver geantwortet hätten - wurde die Frage gar nicht gestellt. Glücklicherweise ging Hännsler seinen eigenen Weg - und so haben wir eine hochinteressante Deutung der Beethoven Sinfonien geschenkt bekommen - na ja nicht direkt geschenkt....
Man sollte sich, wenn man unsere Meinungen liest, stets dessen bewusst sein, daß Foren mit der Zeit (von Ausnahmen mal abgesehen) "zusammenwachsen" und so etwas wie einen "kollektiven Geschmack" entwickeln.
Zusätzlich ist IMO zu erwähnen, daß es eine spezielle Schicht von Leuten ist, die in Internetforen zum Thema Klassik schreibt:
Es genügt nicht die Musik zu schätzen, man muß seine Eindrücke auch formulieren können, sein Urteil zu untermauern imstande sein.
Daneben sollte man mit Computer und Internet vertraut sein - und willens seine Zeit zu opfern... (bzw sie überhaupt zu haben)
Wie man sieht fallen da schon viele KlassiKbegeisterte aus: Die Schüchternen, die Technikfeindlichen, die Gestressten.
Diese Gruppen kämen möglicherweise zu völlig anderen Beurteilungen als die Taminoianer - jedoch man wird das nie erfahren - weil sie die "schweigende Mehrheit" darstellen.
mfg
aus Wien
Alfred