Perfekte Aufnahmen?

  • Hallo miteinander,


    also im Mahler-Thread wurde ja nach jeweils einer perfekter Einspielung pro Symphonie gefragt. Meine Meinung habe ich ja schon kundgetan - dass es für mich unmöglich ist, "nur" eine Einspielung auszuwählen. Und das ist nicht nur bei Mahler so. Eigentlich kenne ich kein Werk, dessen Substanz oder Potenzial sich mir nur in einer Einspielung erschließt - in der klassischen und romantischen Musik allein weil es ja HIP und moderne Einspielungen gibt. Aber auch bei Musik des 20. Jahrhunderts oder zeitgenössischer Musik kann (viel mehr will) ich mich nicht auf eine Einspielung beschränken - und sei sie auch noch so gut. Natürlich habe ich Aufnahmen, die meiner Meinung nach in keiner Sammlung fehlen sollten - die werde ich auch noch bekannt geben. Wie seht ihr das? Gibt es perfekte Einspielungen, die alles offenbaren, was ein Werk enthält? Bei Gesamtaufnahmen halte ich es übrigens für schlechterdings unmöglich - zu verschieden sind die Charaktere der einzelnen Kompositionen als das ein Interpret wirklich alle Facetten erkennen und offenlegen könnte.

    Gruß,
    Gerrit

  • Hallo Thorsten,


    "Perfekt" ist natürlich ein großes Wort, gut zu vergleichen mit "Unendlich". Selbst wenn wir davon ausgehen, daß es die beiden Begriffe gibt, es ist unmöglich sie zu erreichen, weil es ja nur Definitionen unfassbarer Dinge sind.


    So könnte beispielsweise die Gruppe hier eine Interpretation mehrheitlich als "perfekt" empfinden , was noch lange nicht gesagt ist, daß Du dies so siehst. Aber sellbst wenn alle heut lebenden Menschen etwas als perfekt bezeichnen, wäre es möglich, daß die nächste Generation dies nicht so empfindet, und nach meiner Definition von perfekt waär damit der eigentlich Anspruch nicht erfüllt.


    So gesehen müssen wir es hinnehmen, daß "Perfekt" jeweils nur in einem zeitlich, räumlich und auch sonst limitierten Rahmen möglich ist.
    Die Aufnahme einer (theoretisch) perfekten Wiedergabe eines Werke muß bereits Abstriche in vielerlei Hinsicht hinnehmen, sei es die verfälschte Klangwiedergabe, die eingeschränkte Dynamik, die der Klirrfaktor, die Nivellierung der Räumlichkeit. (Da gäbe es noch etliches dazu zu sagen)


    Aber auch von rein künstlerischen: Nach meinem Dafürhalten ist die Partitur lediglich ein festgeschriebenes Rezept einer "Idee"
    Allein hier tritt schon ein Verlust gegenüber dem (gedachten) Original auf. die Idee wird irgendwie quantisiert.


    Die Kunst des Interpreten besteht nun darin, zu erahnen wie sichder Komponist das vorgestellt hat, jedoch immer unter Wahrung des originalen Notentextes. Wie groß hier der Spielraum ist, wissen alle "Vergleichshörer" zu Genüge. (Gott sei dank ist das so !!!)


    Nun wäre es aber theoretisch möglich, daß der interpretierende Künstler den Komponisten völliig mißverstanden hat, und dennoch[/] oder[I] gerade deshalb etwas Besonderes schafft. (Es kann auch sein, daß er den Komponisten gar nicht verstehen WOLLTE !)


    Nehmen wir hier als gutes Beispiel die Herren Karajan, Kleiber und Harnoncourt und ihre Aufnahme von Beethovens Sinfonie Nr 5 hinzu.
    Jeder dieser Maestri hat seine eingeschworene Fangemeinde, jede empfindet die Einspielung ihres Favoriten als "perfekt"


    Ich liebe jedoch die Vielfalt, die Unterschiede der Auffassungen (wenn auch nicht immer alles) viel zu sehr, um gerade einer Auffassung die Siegespalme überreichen zu wollen.


    Umgangssprachlich verwende ich "perfekt" jedoch schon, auch in Beschreibungen von Musikaufnahmen, allerdings in Sinne von "makellos",
    d.H. ich könnte mir schwer eine Aufnahme (innerhalb unserer technischen Limitierungen) vorstellen, die überzeugender wäre, was nicht heissen soll, daß es nicht zwei oder drei weitere Aufnahmen gibt, die diesen Anspruch auch erfüllten.
    Zumeist ist jedoch nicht einmal eine Aufnahme vorhanden, die makellos ist, zumindest nach meinen Maßstäben.
    Interessanterweise gibt es etliche Werke, wo fast alle, oder zumindet relativ viele Aufnahmen dem Idelfall nahekommen, aber es gibt sicher ebensoviele, die in keiner einzigen mich befriedigenden Aufnahme vorliegen.


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred




    Fazit: "Pefekte Aufnahmen" sind eine Illusion, der man als einzelner erliegen kann, unbeachtet von der Allgemeinheit, weil deren Maßstäbe andere sind - und zwar hat jedes Individuum seinen eigenen.....

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Thorsten,


    allen Einschränkungen zum Trotz, die Alfred auch schon benannt hat: es gibt eine Aufnahme, von der ich restlos überzeugt bin: Carlos Gesualdo - Tenebrae (Karfreitags Responsorien) mit dem Hiiliard Ensemble - unglaubliche Musik (ich bin gerne bereit, das Phrasen-Schwein zu füllen :D ), wunderbar dargeboten in überzeugender Tontechnik. Ich habe mittlerweile diverse Ensembles (mit Ausschnitten) gehört, aber an diese Aufnahme reicht - bisher - niemand heran.




    Grüße aus Hamburg
    Uwe

  • Auch wenn der Verfasser dieses Threads, den ich ja in diesem Forum nie kennenlernen durfte, meinen Beitrag wohl nicht lesen wird, reizt mich das Thema dennoch zu ein paar Zeilen.


    Im Rahmen meiner Auswahl zu den "Unverzichtbaren Aufnahmen" stoße ich vor ein großes Problem: Meine absoluten Lieblingswerke in der Musik sind die späten Streichquartette Beethovens. Diese Werke müssten in der Auflistung an erster Stelle auftauchen. Aber sie sind bisher noch nicht erwähnt. Warum nicht? Ich warte auf die perfekte (bzw. "perfekteste") Aufnahme.


    Im Laufe von 30 Jahren habe ich diese Quartette schon unendlich oft von vielen Formationen, ziemlich häufig von sehr guten, gehört. Es gibt für diese Quartette in der Tat ziemlich viele "sehr gute" Einspielungen, das ist traumhaft. Wir müssen uns freuen, von so viel Luxus umgeben zu sein.


    Aber ein Bestandteil, und zwar ein nicht unwesentlicher, ist auch bei solch hervorragenden Werken nun einmal das Gefühl, die Persönlichkeit, das Variable. Wie soll das perfekt wiedergegeben werden? Es geht nicht! Wer kann gar von sich selber behaupten, sein eigenes Innenleben, in welcher Form auch immer, in perfekter Form zu vermitteln? Geschweige denn von fremden Komponisten..?


    Je länger ich Musik höre und je besser ich meine Lieblingswerke kenne, desto mehr lerne ich bei Interpretationen von Musikwerken anstatt dessen schätzen:


    - Die Klarheit und Transparenz, mit der Pausen, Noten (und wenn sie auch noch so unscheinbar zu sein scheinen) und weitere Vorgaben übermittelt werden und
    - das Verdeutlichen des großen Bogens sowie der kleineren Bögen (Feinde dieser Bezeichnungen mögen mir verzeihen, mir fallen keine besseren ein), die das Leben und Pulslieren der Organismen der Werke ermöglichen, indem sie Struktur verleihen.


    Es scheint mir bei den Beethoven-Quartetten nun so zu ergehen, dass ich, im Gegensatz zu früher, nicht die oberflächlich emotionalsten, sondern eher die genauesten und in sich geschlossendsten Einspielungen in meine engere Wahl ziehe.


    Dies scheinen für mich mehr und mehr wesentliche Kritrien für "perfekte" Wiedergabe zu sein...


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Zitat

    Original von Uwe Schoof
    Auch wenn der Verfasser dieses Threads, den ich ja in diesem Forum nie kennenlernen durfte, meinen Beitrag wohl nicht lesen wird, reizt mich das Thema dennoch zu ein paar Zeilen.


    Salut,


    kann sein, dass Du Dich irrst. Er ist erst vor 10 Tagen hier gesichtet worden und gelegentlich schreibt er auch. Aber zum Thema:



    Aus u.a. diesen Gründen kaufe ich beinahe keine einzige Mozart-CD. Ich meine, die Werke besser zu kennen, als die Interpreten - natürlich ist das teilweise sehr subjektiv, aber so eine gewisse Vorstellung davon, wie es genau zu klingen hat, habe ich - und gehört habe ich es mit Ausnahmen erst arg selten.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Zitat

    Original von Uwe Schoof
    Ich warte auf die perfekte (bzw. "perfekteste") Aufnahme.


    Das ist der Fluch der Schallaufzeichungstechnik! IIRC hat Joachim Kaiser in seinem Pianistenbuch dazu geschrieben, daß sie uns dazu verleitet, immer auf der Suche nach einer perfekten Aufnahme zu sein, die es aber nicht gibt. Man macht sich eine theoretische Vorstellung von der perfekten, ja perfektesten Aufnahme, und vergleicht dann alle existierenden Aufnahmen damit. Ergebnis: Keine ist perfekt oder perfektester. :rolleyes:


    So verbaut man sich den Weg zum Genuß der Werke durch irreale Ansprüche an die Interpretation und Wiedergabe... :hello:

  • Mich wundert sowohl die Suche nach einer "perfekten" Interpretation als auch die fast schon pathologische Folge, dass einem nichts gut genug ist, weil man es selbst besser weiß. Ich habe ja schon in zig anderen threads skizziert, dass dem meiner Ansicht nach ein ziemlich falsches Bild des musikalischen (und theatralischen) Kunstwerks zugrunde liegt, das vielleicht wirklich erst in dieser Form im Zeitalter der Tonaufzeichnung entstanden ist, wie Robert sagt. Was Uwe anzudeuten scheint, dass die späten Quartette (oder irgendeine andere Musik "das Innenleben" Beethovens oder der Musiker selbst oder von wem? wiedergeben sollten, halte ich ebenfalls für völlig verfehlt.
    (All das soll natürlich nicht ausschließen, dass es gar nicht so wenige Werke geben mag, die in keiner einigermaßen zufriedenstellenden, geschweige denn "perfekten" Einspielung vorliegen.)


    Die (semi- und) professionellen Musiker, die ich kenne, sind zwar keine fanatischen Sammler, aber ich habe derartiges in dieser Schärfe noch nicht von ihnen gehört. Sie hören durchaus Musik, die sie selbst spielen, auch in unterschiedlichen Interpretationen.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Aus u.a. diesen Gründen kaufe ich beinahe keine einzige Mozart-CD. Ich meine, die Werke besser zu kennen, als die Interpreten - natürlich ist das teilweise sehr subjektiv, aber so eine gewisse Vorstellung davon, wie es genau zu klingen hat, habe ich - und gehört habe ich es mit Ausnahmen erst arg selten.


    Eine typische Aussage eines musikalischen Egomanen. :D


    Ich gehe davon aus, dass die meisten ernstzunehmenden Interpreten "eine gewisse Vorstellung" davon haben, wie ein Werk zu klingen hat. Es liegt aber in der menschlichen Natur, dass es dabei sehr verschiedene Vorstellungen geben kann. Und wir hatten schon mehrmals Beispiele, wo unterschiedliche Ansätze qualitativ ebenbürtige, überzeugende Wiedergaben lieferten.



    Zur "perfekten" Aufnahme:
    Was ist eine perfekte Aufnahme? Ab einem gewissen, objektivierbaren Niveau der Ausführung wird es sehr schwierig, dies zu definieren. Aber eine mögliche Variante wäre vielleicht die "perfekte Harmonie zwischen interpretatorischer Ausführung und subjektiver Erwartung des Rezipienten".


    Ich glaube, mit dieser Definition könnte man ganz gut leben, wenn nicht...
    Das Problem mit dieser Definition besteht nämlich darin, dass sie sich selbst ad absurdum führt. Der Rezipient ist nämlich eine variable Größe. Was er heute als "perfekt" ansieht, kann in zehn Jahren deutlich anders betrachtet werden. Auch die umgekehrte Entwicklung ist möglich. Die "perfekte Interpretation" ist also auch nur eine Momentaufnahme mit mehr oder weniger befristetem Ablaufdatum.


    Daher könnte man es als weise Entscheidung werten, wenn ein Musikfreund weniger den "perfekten Aufnahmen" hinterherjagt, sondern sich einfach so gut wie möglich am vorhandenen erfreut....


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Mich wundert sowohl die Suche nach einer "perfekten" Interpretation als auch die fast schon pathologische Folge, dass einem nichts gut genug ist, weil man es selbst besser weiß.


    Wie ich meine, muss beides nicht unbedingt miteinander verknüpft sein.


    Die Suche nach der perfekten Interpretation ist für mich das Streben nach einem Ideal, wobei ich immer weiß, dass dieses nicht erreicht werden kann (da es ja "nur" ein Ideal ist). Und dennoch ist das Empfinden des Ideals die Hauptantriebskraft für den Drang des Suchens und der Weiterentwicklung. Das Ziel des Ideals der Perfektion ist dabei keineswegs das Erreichtwerden, sondern das Antriebgeben.


    Konkret: Was macht mich bei einigen Interpretationen der Beethoven-Quartette so zufrieden? Nicht dass die Perfektion erreicht ist (kann sie ja nicht sein), sondern dass ich Schritte in ihre Richtung erkenne.


    Zitat

    Daher könnte man es als weise Entscheidung werten, wenn ein Musikfreund weniger den "perfekten Aufnahmen" hinterherjagt, sondern sich einfach so gut wie möglich am vorhandenen erfreut....


    Dies gilt für mich nicht unbedingt, da ich in obigem Sinne den "perfekten Aufnahmen" sowohl hinterherjage (ist natürlich ein sehr negatives Wort, ich meine natürlich, dass ich Musikstücke mit der Erwartung höre, dass sie möglichst meinen idealen Erwartungen entspricht), als auch an schönen Aufnahmen sehr erfreue.


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

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  • Salut Johannes,


    da Du ja nicht wissen kannst, was "perfekt" für mich bedeutet, kannst Du darüber schwerlich urteilen. Deine Ansicht teile ich hingegen schon. Eine "perfekte" Aufnahme muß z.B. bei mir nicht unbedingt astrein "sauber" gespielt sein: Was vielmehr zählt, ist das Spiel selbst. Beispielsweise erreichen dies für mich die festetics im besonderen Maße - und da sind schon einige Schiefheiten dabei.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Forianer,


    "perfekt" sind für mich sämtliche Aufnahmen aus der Reihe "Living Stereo" u.a. unter dem Dirigenten Fritz Reiner!!!






























    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Ja, viele CD-Cover hat er uns gezeigt ;) .


    Aber, Liebestraum, da es nicht nur um Bilder geht, gestatte mir folgende Frage (mit einer Einleitung): Ich kenne zumindest die Aufnahmen von Verdis Requiem und den Beethoven Sinfonien 5 und 7 gut genug, um mir selbst ein Urteil gebildet zu haben.


    Verdis Requiem ist sehr langsam und imo sehr subjektiv dirigiert (ich hatte mich im entsprechenden Thread ausführlicher zu dieser Aufnahme geäußert), Beethoven ist angenehm straff und "pathosfrei".


    Was macht beide Aufnahmen in Deiner Sicht "perfekt"? Daß Reiner dirigiert ist mir als Verständnis (um das Verstehen oder Nachvollziehen geht es mir) ein wenig zu wenig begründet ;) .

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Er hat technisch perfekt schlicht mit perfekt gleichgesetzt und unterliegt damit einem schweren Irrtum :baeh01:


    Und selbst die technische Perfektion der Living Stereo - Aufnahmen dürfte nicht bei jeder Aufnahme unumstritten sein. Jedenfalls sind zB evtl. etliche frühe Decca-Aufnahmen noch perfekter, die Mercury - Aufnahmen sogar noch perfektester! :hello:

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  • Hallo Robert,


    die Aufnahmen, die ich hier aufgelistet habe, sind produktionstechnisch nicht perfekt, sondern künstlerisch perfekt durch die musikalische Leitung von Fritz Reiner.


    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Und wer glaubt das noch? :hahahaha:



    Bei zB Debussys La Mer rangiert er unter ferner liefen, der perfekteste Wagnerdirigent war er auch nicht, und Beethovens 5 und 7 sind von mindestens einem halben Dutzend anderer Dirigenten (Maestrosi?) deutlich besser interpretiert worden :yes:

  • Immerhin, Robert, stehen Beethoven 5 und 7 auf dem CD-Olymp des Rondo-Magazins und sind auch sonst hoch angesehen.


    Mir persönlich geht's nicht um "richtige oder falsche" Meinungen ("mein Beethoven" ist Reiners auch nicht), sondern ums Verständnis einer anderen Meinung.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ja, allerdings. Hier ist glaube ich jemand ein gaaaanz dicker Reiner-Fan - was ja nicht weiter tragisch ist - aber man sollte sich schon eingestehen können, daß er bei manchen Einspielungen - zumindest auch für mein Verständnis - nicht gaaanz perfekt ist, um es mal milde auszudrücken.


    Sehr gut ist die Bartok-Einspielung. Perfekt? Ich weiß nicht. Sie ist verdammt gut, aber Fricsay und Mravinsky sind IMO ein Quäntchen besser.
    Was ich bei Reiner mag ist das deccelarando (heißt doch so, oder) am Schluss des 2. Satzes - er scheint förmlich rauszustolpern - genial. Dafür gefällt mir der 4. Satz bei Fricsay besser.
    Insgesamt gefällt mir der 2. aber bei Mravinsky am besten - was für eine Wucht.
    Aber ich gestehe, hier sind die Unterschiede verschwindend gering.


    :hello:
    Wulf.

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  • Das die Einspielung des "Verdi-Requiems"unter F.Reiner eine so perfekte


    Aufnahme ist,liegt ja wohl in erster Linie an den großartigen


    Solisten.Das ist nachher nie mehr erreicht worden.


    Dies ist natürlich meine subjetive Meinung.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Robert,


    ich habe nie bestritten, dass es nicht noch andere "perfekte" Aufnahmen der gleichen Werke gibt.


    Außerdem sind das meine Ansichten... Andere mögen das anders sehen.


    In Sache Richard Strauss kommt nur Rudolf Kempe an ihn heran...


    Bei den Beethoven-Sinfonien heben sich seine Interpretationen wohltuend von den Toscanini-Aufführungstraditionen anderer Einspielungen ab.


    Fritz Reiner war ein hervorragender Wagner-Dirigent!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Hallo Herbert,


    du weißt selbst, dass viele Dirigenten auch eine sehr gute Besetzung in vielen Aufnahmen hatten, aber musikalisch hat es denn doch nicht hingehauen...


    Für die Qualität einer Aufnahme sprechen nicht nur die Sänger, sondern auch das Orchester und nicht zuletzt der Dirigent.



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Zitat

    Original von Norbert
    Immerhin, Robert, stehen Beethoven 5 und 7 auf dem des Rondo-Magazins und sind auch sonst hoch angesehen.


    Verständnis ist schon richtig, aber der Thread hat die perfekte Aufnahme als Thema, nicht die persönliche Lieblingsaufnahme oder angesehene Interpretation. Und da rangieren Reiners Aufnahmen zwar weit oben, aber von perfekt kann keine Rede sein. Nur zur Klarstellung: Mein Liebling Furtwängler ist auch nicht perfekt. Die weiteren Beiträge zeigen zumindest eines: Es gibt keine perfekte Aufnahme, allerhöchsten eine, die jemand persönlich als die perfekte empfindet. :hello:


    Und da schlage ich den Bogen zu Uwes Ausgangsproblem, der der imaginären perfekten Aufnahme der Streichquartette Beethovens hinterherjagt: LT braucht, zumindest wenn Reiner am Pult ist, nicht mehr zu jagen, er hat Lieblingsaufnahme gefunden.



    PS: Wen das Rondo-Magazin auf seinen Olymp hievt, ist mir egal. :P
    PPS: Das Rondo-Magazin ist mir ebenfalls egal, ich lese den Classical Record Collector :baeh01:

  • Halo Liebestraum,


    ich denke doch,daß die Wiener Philharmoniker ein sehr gutes


    Orchester sind ,und Fritz Reiner einer der ganz großen


    Dirigenten des 20sten Jahrhunderts war.Seine Aufnahme


    des Verdi-Requiems ist für mich eine Referenz-Aufnahme.



    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Zitat

    Original von Robert Stuhr


    Verständnis ist schon richtig, aber der Thread hat die perfekte Aufnahme als Thema, nicht die persönliche Lieblingsaufnahme oder angesehene Interpretation. Und da rangieren Reiners Aufnahmen zwar weit oben, aber von perfekt kann keine Rede sein. Nur zur Klarstellung: Mein Liebling Furtwängler ist auch nicht perfekt. Die weiteren Beiträge zeigen zumindest eines: Es gibt keine perfekte Aufnahme, allerhöchsten eine, die jemand persönlich als die perfekte empfindet. :hello:


    Mir ist die Fragestellung durchaus bewußt. Auch stimme ich vollkommen mit Dir überein, daß es keine perfekten Dirigenten gab und gibt.


    Bloß mir ist das zu dürftig, wenn Aufnahmen aufgezählt werden, und ab und an nickt jemand oder sagt jemand "nö".


    Mich interessiert die Intention oder Motivation, eine Aufnahme "perfekt" zu nennen.


    Aber wenn das bloße Aufzählen reicht, soll's mir auch recht sein...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Original von Norbert
    Mich interessiert die Intention oder Motivation, eine Aufnahme "perfekt" zu nennen.


    Hallo Norbert,


    Muß ich dies so interpretieren, daß Du damit sagen willst "trotz offensichtlichen Fehler hat jene Aufnahme das nicht zu beschreiben etwas", daß ich schlechthin Funke, Beseelung usw nenne.


    LG, Paul

  • Zitat

    Was ich bei Reiner mag ist das deccelarando (heißt doch so, oder) am Schluss des 2. Satzes - er scheint förmlich rauszustolpern - genial.


    Eher decelerando.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von musicophil
    Hallo Norbert,


    Muß ich dies so interpretieren, daß Du damit sagen willst "trotz offensichtlichen Fehler hat jene Aufnahme das nicht zu beschreiben etwas", daß ich schlechthin Funke, Beseelung usw nenne.


    LG, Paul


    Hallo Paul,


    eine beseelte oder Funken sprühende Aufnahme muß imo nicht "perfekt" sein. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es "perfekte" Aufnahmen überhaupt gibt, denn Menschsein und Perfektion schließt sich imo kategorisch aus ;) :D .


    Ich suche nicht primär nach einer perfekten Aufnahme, sondern nach einer, die mir "etwas sagt", also eine, bei der im Idealfall ein Funke überspringt.


    Es muß in einer Aufnahme noch nicht einmal ein "offensichtlicher Fehler" vorliegen, damit sie nicht "perfekt" ist.


    Bei einer meiner absoluten Lieblingsaufnahmen, Beethovens 7. mit Leibowitz, werden leider nicht alle Wiederholungen gespielt.
    Bei einer anderen, Bruckners 5. unter Gielen, fehlt mir in der Schlußcoda des Finales ein bißchen mehr "Glanz".


    Aber beides nehme ich gerne in Kauf, weil die Aufnahme als Ganzes mich begeistert und in den Bann zieht.


    Ich hoffe, ich konnte meinen Standpunkt verdeutlichen.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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