Sind Internet-Klassikseiten eine Bedrohung für Klassikzeitschriften ?

  • Liebe Forianer,


    der Titel sagt ja eigentlich schon alles.
    Glaubt ihr, daß mittel- bis langfristig die Klassik-Websiten die einschlägigen Klassikzeitschriften ablösen werden - oder meint Ihr, dies seien zwei paar Schuhe ?


    Immerhin bieten Zeitschriften PROFESSIONELLE Kritiken, man kann sie nach Jahren noch aus dem Schrank holen und nachlesen etc etc.


    Kauft Ihr Klassikmagazine, lest Ihr lediglich geliehene, oder sammelt Ihr sie ? Im letzteren Falle: Wie lange bewahrt Ihr sie auf ?



    LG


    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Also ich habe ein "Fono Forum" Abo und bin sehr damit zufrieden.


    Ich habe eine tolle Prämie dafür bekommen die mehr wert war als der Preis für das Abo :D


    Ich lese die Zeitschrift gerne, weniger wegen der Kritiken - da ist mir doch das Forum mitlerweile lieber, aber da sind eben immer schöne Berichte dabei, Komponisten und Musikerportraits etc. und jedesmal noch eine schöne CD - also ich möchts darauf im Moment nicht verzichten.


    Es sei denn Du schickst mir jeden Monat eine neue CD :lips:



    :hello:

  • Salut,


    ich glaube nicht, dass eine große Konkurrenz zwischen Internet und Printmedien gegeben ist, das betrifft nicht nur den Klassikmarkt. Es sind schon zwei unterschiedliche Paar Schuhe: Die einen - wie ich - hassen Zeitungen und Zeitschriften wie die Pest, weil sie immer überall im Weg herumliegen, unpraktische Formate haben, meistens zu teuer sind für das, was sie "bieten" und man den "Gesprächspartner" nicht anschreien kann. Das sollte man natürlich auch in einem Internetforum vermeiden... :rolleyes:


    Kritiken lese ich ohnehin selten bis nie, vielleicht nur mal aus Langeweile [die wird aber dadurch nicht vertrieben, sondern eher stärker]. Manchmal sind sie auch zum Totlachen - hat aber bisher auch noch nicht geklappt, sonst würde ich hier jetzt nicht schreiben.


    Es wird immer Papierfetischisten [an sich bin ich auch einer: Bücher, Manuskripte, Karten, Briefmarken - aber eben KEINE Zeitungen/Zeitschriften] und Internetgegner geben: Meistens beides gleichzeitig in einem Haushalt. :D


    Ich frage mich, ob eine "professionelle Kritik", die man nach 43 Jahren aus dem Schrank holt, noch immer das aussagt, was sie intendierte?


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich denke, das sind wirklich zwei paar verschiedene Schuhe, ähnlich wie bei CD und Download. Ich blättere sehr gern sonntags nach dem Frühstück und zur zweiten Tasse Kaffee im FF. Wie blöd sähe das aus, säße ich da mit dem Notebook. :wacky:


    Im Moment habe ich noch alle meine Hefte zum Thema, aber ich glaube, so langsam muß ich mir aus Platzgründen überlegen, was damit wird. Neue Nahrung hat diese Überlegung durch das online-Archiv von FF erhalten, wenn man was gezielt sucht ist das einfach praktischer als die Hefte. Und, wenn ich ganz ehrlich bin, in ältere Hefte schaue ich kaum rein. VIelleicht miete ich mir irgendwo 'ne Lagerhalle 8):D

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Hallo Alfred,


    zur Professionalität von Zeitschriftenkritiken meine ich: Auch eine professionell präsentierte Meinung bleibt eben nur eine Meinung. Entscheidend für den Reiz von Zeitschriften, ebenso wie beim Buch, ist die vielgerühmte "Haptik" sowie dass man sie auch mal mit aufs Örtchen nehmen kann. Auch blättere ich gern beim Probehören im Mediengroßmarkt in der einen oder anderen Postille. Meiner Ansicht nach werden Internetseiten das nicht ersetzen können. Jedoch wird gerade in diesem Forum z. B. von so qualifizierten und auch stilistisch sicheren Teilnehmern Stellung bezogen, dass es eben beim gelegentlichen Blättern bleibt und ich keine Klassikzeitschrift abonnieren würde. Insofern ist schon was dran an der These.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

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  • Ich habe nie mehr als eine vereinzelte Klassikzeitschrift gekauft. Als Schüler und teils auch noch Student war mir das schlicht zu teuer (nur im Laden, wenn das ging, das Interessante gelesen ;)). Für den Preis eines Fono-Forum kriegt man ja fast eine Naxos-CD. Ich würde vermutlich drin lesen, wenn ich es abonniert hätte (obwohl mich vieles wohl gar nicht besonders interessiert).


    Mir fällt gerade ein, dass ich mal ein Probeabo (drei Ausgaben?) des BBC magazines hatte, mit CD, das war damals (ca. 10 Jahre oder mehr her) noch was besonderes (wg. der CDs habe ich sogar zweimal Scala, was sonst eher schrottig war, gekauft). Habe ich aber auch nicht verlängert (die normalen Kritiken waren dort auch eher noch kürzer und oberfächlicher als im FF).
    Rondo für umsonst habe ich früher immer mitgenommen, habe ich jetzt auch schon lange nicht mehr gesehen und nicht vermißt.
    Seit über 10 Jahren nutze ich das Internet, hier kriegt man natürlich viele unprofessionelle und widersprüchliche Meinungen. Aber es gibt auch Leute, die in ihren Nischen so kompetent wie Profis sind. Und man kann (in Diskussionsgruppen) nachhaken und nachfragen.
    Selberhören ist letzlich eh nicht zu ersetzen.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Alfred,


    mir geht es da ähnlich wie mit der Tageszeitung. Zwar schaue ich auf die Webseiten verschiedener Zeitungen, um mich zu informieren. Dennoch ersetzt mir das nicht die Zeitung am Frühtückstisch. Dieses Ritual gehört für mich ebenso dazu, wie das Füße-Hochlegen und in Zeitschriften blättern nach dem Feierabend auf dem Sofa.
    Zwar bieten diverse Internet-Seiten schnell die gewünschten Ergebnisse auf eine gezielte Suche, doch das Blättern in Zeitschriften stößt mich doch öfter auf Themen, nach denen ich gezielt nicht gesucht hätte, die mich dann aber auf bisher Unbekanntes stoßen lassen.
    Die Frage ist natürlich: Von welchen Webseiten reden wir hier und von welchen Zeitschriften? Alles, was mir bislang bekannt ist, bestärkt mich in meiner Meinung, dass sich beide Formen gut ergänzen, die eine die andere aber nicht adäquat ersetzt. Wenn es schnell gehen soll, wähle ich das Weltnetz, wenn ich gleichzeitig etwas Lebensqualität haben will, lümmel ich mich mit Zeitschriften auf die Couch.


    Gruß
    B.

  • Welche Seiten sollten denn Musik- oder sonstige Zeitschriften überhaupt verdrängen können?
    Zeitschriften kann man immer schnell nachschlagen und hat man griffbereit.
    Klassikseiten sind etwas schwieriger zu handhaben.
    Und ich glaube, daß es immer noch Menschen gibt (und auch in Zukunft), die lieber ein Abo nehmen als ne Internetseite(n), wo sie für den Inhalt bezahlen müssen.
    Da müssten Klassikseiten wirklich was bieten, was die Zeitschriften nicht bieten können, daß ich gänzlich auf sie verzichte.


    Ich bewahre Zeitschriften IMMER auf. Egal wie alt wie sind.
    FonoForum sowieso, aber auch kostenlose wie ************* und ***** .

  • Ich selbst kaufe keine Klassikzeitschriften - ich glaube auch nicht, daß mir Rezensionen von Kritikern, mit denen ich nicht über ihre Meinung reden kann, irgendetwas bringen würden. Zeitschriften sind eben ein Einbahnstrassen-Medium - dem Leser wird eine Meinung präsentiert, er ist aber nicht (oder zumindest sehr selten) in der Lage, mit dem Rezensenten über die Meinungzu diskutieren. Daher finde ich solch ein Forum hier wesentlich sinnvoller, in dem man sich gegenseitig austauschen kann...

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  • Zitat

    Original von Ulli
    Die einen - wie ich - hassen Zeitungen und Zeitschriften wie die Pest, weil sie immer überall im Weg herumliegen, unpraktische Formate haben, meistens zu teuer sind für das, was sie "bieten" und man den "Gesprächspartner" nicht anschreien kann.


    :yes:
    ich habe überhaupt noch nie in eine klassik-zeitschrift hineingesehen.
    was ich habe, sind (nicht mehr aktuelle) cd-kataloge.
    :D

  • Hallo,


    für mich sind Internetseiten zum Thema "klassische Musik" grundsätzlich eine Ergänzung, aber kein Ersatz für die einschlägigen Zeitschriften, wobei man da aber wohl zwischen Internetforen und den Internetauftritten der jeweiligen Magazine unterscheiden muss.


    Internetforen sind für mich so etwas wie die "Gegenöffentlichkeit" zur offiziellen Vermarktungsmaschinerie der Phonoindustrie, wo man mit etwas Glück und Geduld auf viele kompetente Hörer treffen kann, die es auf ihrem Gebiet teilweise durchaus mit professionellen Musikjournalisten aufnehmen können. Diese Rolle spielen die heutigen Rezensionszeitschriften leider immer weniger, es scheint der Trend eher hin zu einer Art "Medienpartnerschaft" zu gehen (Feature-Artikel über den Musiker und seine neue CD, gleichzeitig eine (oftmals positive) Rezension im redaktionellen Teil, begleitet von ganzseitigen Vierfarbanzeigen des Labels und einer Gratis-CD mit Ausschnitten). Da liegt manchmal der Verdacht in der Luft, dass die redaktionelle Unabhängigkeit zu Gunsten wirtschaftlicher Vorteile kompromittiert wird.


    Ich selbst habe seit 12 Jahren die alle zwei Monate erscheinende Zeitschrift "Fanfare" aus den USA abonniert, die seit 1977 auf dem Markt ist (für ca. 40 Euro im Jahr incl. Porto). Die hat zwar auch Werbung, aber zumindest nicht im redaktionellen Teil und auch nur soviel, dass sich das Projekt wirtschaftlich trägt. Die teilweise sehr renommierten Autoren (oft selbst ausübende Musiker und Hochschullehrer) bekommen meist nicht mehr als die CD, die sie besprechen, tun das also weitgehend aus Enthusiasmus für die Sache selbst. Ich schätze an der Zeitschrift vor allem die Fülle an Rezensionen (ca. 200 pro Heft), die Weite des besprochenen Repertoires (gerade auch durch Einbeziehung von kleinen und spezialisierten Labels) sowie das fast vollständige Fehlen von nationalen Vorurteilen und Präferenzen, wie man sie etwa bei "The Gramophone" finden kann. Erfreulich ist auch das Fehlen von "Noten" oder anderen Bewertungssymbolen sowie die Ausführlichkeit, mit der vor allem Unbekanntes vorgestellt wird (das kann dazu führen, dass manche Artikel mehrere Seiten lang werden).


    Vor einiger Zeit ist dann auch noch eine Website hinzugekommen, auf der ich als Abonnent Zugang zum Inhalt bereits erschienener Hefte habe und dank sehr komfortabler Suchoptionen sehr schnell das Gewünschte finden kann. Geplant ist die schrittweise Digitalisierung aller Jahrgänge, mittlerweile ist man bis zum Jahr 1998 gelangt. Insofern kann ich die alten Hefte jetzt peu a peu beruhigt im Keller verstauen.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Habe selbst nur punktuell Musikzeitschriften gekauft - für meine Belange sind sie dann doch nicht interessant genug; dann doch lieber Bücher über Musik im allgemeinen oder Komponisten im besonderen :D
    Sie würden dann auch nur irgendwann den letzten Rest verfügbaren Platz wegnehmen, der mir noch bleibt (als schlimmer Sammler). Vielleicht abonniere ich später ja mal eine Zeitschrift (Phono Forum gefällt mir prinzipiell gut), wenn Inhalt, Einkommen und Platzangebot im Wohnraum stimmen...
    Über kurz oder lang werden sich die Verlage wohl schwer tun - die Zahl der Klassikfreunde nimmt ab und auch der Printmarkt stagniert (zu meiner Zeit als Praktikant im Presse- und Buchbereich konnte ich ja sehen, wie wenig wir davon verkaufen konnten - wie übrigens auch von anderen qualitativ hochwertigen Kunst- und Kulturmagazinen :( ); das Internet stellt IMO durchaus eine Konkurrenz dar - wenn man bedenkt, welche Unmengen an interessanten Informationen man hier bei uns hier im Forum finden kann 8)


    Persönlich hoffe ich natürlich, dass sie überleben und die Qualität beibehalten kann...


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Mir geht's ähnlich wie Stefan.


    Ein Kandidat, der mir durchaus zusagen würde, wäre das Goldberg-Magazin:



    Ich hatte allerdings noch keine Ausgabe in den Händen und das (Auslands-)Abo mit €69 für sechs Ausgaben ist mir derzeit einfach zu teuer. :wacky:

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor

  • Zitat

    Original von Barezzi
    die Zahl der Klassikfreunde nimmt ab und auch der Printmarkt stagniert


    Ich hab eher den gegenteiligen Eindruck [ohne Begründung].


    Sicher, es wird den einen oder anderen geben, der Internet den Printmedien vorzieht und ander herum - aber das ist nicht die Masse, oder? Ich denke, dass es beim Internet prinzipiell um die schnelle Info und um Kommunikation geht. Bei Printmedien fällt die Kommunikation absolut flach [von Leserbriefen mal abgesehen :D ], und die Information ist meinstens sehr viel ausführlicher [wobei es auch da sicherlich bedeutende Ausnahmen gibt]. Meiner Meinung nach sind es nach wie vor zwei Paar [nicht paar, Rheinhard :rolleyes::stumm: ;)] Schuhe, die sich selbstverständlich mehr als nur gelegentlich überschneiden.


    Das, was es trotz erheblicher Erfindungen seit nachweislich mehr als 2.000 Jahren gibt, ist: Das Buch.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Es ist gut ,dass Alfred diese Frage stellt. Ich glaube nicht, dass Internet klassik - Seiten eine Bedrohnung für Klassikzeitschriften sind. Ich denke eher , dass sich beide Medien, symbiotisch zu einem Ganzen ergänzen können.Eine gute Zeitschrift, ersetzt keine Internetseite.
    Viele Grüße
    Padre

  • In meiner ersten Klassik-Sammelphase - als ich noch jung und hübsch war - habe ich regelmäßig die Fonoforum gelesen. Einige Zeit hatte ich auch Gramophone und Fanfare abonniert.


    Jetzt habe ich nur den Classical Record Collector abonniert, eine quartalsmäßig erscheinende englische Zeitschrift, die sich schwerpunktmäßig mit alten bzw. älteren Aufnahmen befasst (aber schon bis etwa 1970). Neben CD-Kritiken werden auch Bücher, DVD, Vinyl- und gelegentlich sogar Schellackplatten besprochen, dazu jede Menge fundierter redaktioneller Artikel.


    Ansonsten beschaffe ich mir die Informationen im Internet, vorzugsweise hier im Forum.


    Letztlich werden die Printmedien IMHO nicht wegen des Internet untergehen. Jedenfalls nicht in dieser und auch nicht in der nächsten Generation. Erst wenn es selbstverständlich geworden sein wird, seine Musik aus dem Netz herunterzuladen, dann wird das auch mit den Informationen der Fall sein.

  • Ich glaube nicht, dass Internetseiten eine "Konkurrenz" für Klassikmagazine und Zeitschriften sind, geschweigen denn eine solche sein wollen. Beide richten sich- wie weiter oben schon bemerkt wurde- an unterschiedliche Adressatengruppen.


    Regelmäßig Fono Forum und die Pianos News. Ersteres zum einen aus Gewohnheit, zum anderen finden sich doch immer wieder lesenswerte Artikel und Reportagen. Der Kritikteil hatte früher für mich eine wichtigere Funktion als heute. Eine Orientierung bietet er allemal. Die Piano-News lese ich gerne, da ich anerkanntermaßen ja ein wenig pianophil bin :D


    Gelegentlich kommt in letzter Zeit "Partituren" dazu- um mir die Zeitschrift regelmäßig zu kaufen ist sie mir allerdings zu teuer. Aber die Idee, ein Heft jeweils komplett einem bestimmten Thema zu widmen finde ich sehr ansprechend umgesetzt.
    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • In Zeiten vor dem Internet-Boom habe ich manchmal regelrecht dem Erscheinen der nächsten Ausgabe der gängigen Klassikzeitschriften entgegengegefiebert. Insbesondere (noch als Schüler) vor 1983 der guten, alten HifiStereophonie, später vor allem dem FonoForum. Das hat allmählich nachgelassen und nur für längere Bahnfahrten (die allerdings öfter vorkommen) kaufe ich mir zum Zeitvertreib das FonoForum.


    Was ich da lese, begeistert mich allerdings wenig. Viele profillose Kritiken, oft so kurz, dass außer den Aussagen "findichgut", findichschlecht" oder (am häufigsten) "findichsolala" nix rüberkommt. (An die fürchterlichen - natürlich unberechtigten - Verrisse von Bernsteins Mahler-Aufnahmen oder die ausführliche Würdigung von C. Kleibers "Tristan" in HifiStereophonie erinnere mich dagegen noch heute gut.) Durchschnittlich ein guter redaktioneller Beitrag pro Heft, ab und zu ein interessantes Interview. Ansonsten gerne Fragen wie: "Maestro x, ihre neuen Mahler-Aufnahmen loten für mich noch tiefer als ihre frühen, warum?". Oder Musikerporträts: "Cellistin y bekennt: Bach ist für mich der Größte, da trau ich mich jetzt noch nicht ran". Der in Ehren ergraute Sänger z plaudert über die unbeschreiblichen Zeiten, als Furtwängler noch seine magischen Blicke um sich warf und Walter Legge an den Knöpfen drehte. Im Editorial ein ungeheuer mutiges Plädoyer gegen den Kulturverfall. Eine nette CD, meist vom Klavierfestival Ruhr, als Beilage. Mal besser, mal schlechter, aber gerne im redaktionellen Teil beworben. Usw. usw.


    Vielleicht verkläre ich die Vergangenheit. Und sicher sind Rondo, Crescendo & Co noch schlechter. Aber auch wenn ich die erwähnte Zeitschrift "Partituren" in der Bahnhofsbuchhandlung durchblättere: meinen Zug habe ich deswegen noch nie verpasst. Brav. Sehr brav. Und das war's dann. Eine wirklich gute und profilierte Klassikzeitschrift würde ich abonnieren. Ist aber wohl nicht in Sicht. Gut, dass es das Internet gibt.


    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Eine wirklich gute und profilierte Klassikzeitschrift würde ich abonnieren. Ist aber wohl nicht in Sicht. Gut, dass es das Internet gibt.


    Ich hatte immer davon geträumt eins solche Zeitschrift mal gestalten zu dürfen - aber das Problem wäre gewesen, daß mich keiner gekannt hätte, ich kein Musikstudium absolviert habe, und auch keines der Publizistik. Irgendwann durch etliche Zufälle gründete ich dann Tamino. Heute wäre mein Bekanntheitsgrad kein Problem mehr - aber ich neige zur Ansicht, daß Klassikzeitschriften in unserer Zeit aus verschiedenen Gründen nicht profitabel geführt werden können.....


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Mir hat eine dieser Seiten,die noch die Mozart-Collection von Brillant Classics als Gewinn ausgelobt hatte,einen passablen Virus eingeschleust. Vorsicht ist also immer geboten! 8o

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Vielleicht verkläre ich die Vergangenheit. Und sicher sind Rondo, Crescendo & Co noch schlechter. Aber auch wenn ich die erwähnte Zeitschrift "Partituren" in der Bahnhofsbuchhandlung durchblättere: meinen Zug habe ich deswegen noch nie verpasst. Brav. Sehr brav. Und das war's dann. Eine wirklich gute und profilierte Klassikzeitschrift würde ich abonnieren. Ist aber wohl nicht in Sicht. Gut, dass es das Internet gibt.


    GRAMOPHONE
    Nach wie vor das Maß auf diesem Sektor. Dass sie eine gewisse Heimtendenz haben, ist verständlich, und die Bewertung des deutschen Repertoires muss man einschätzen lernen. Aber sonst zumeist sehr sachlich und fundiert (und viele Rezensenten mit jahrzehntelanger Erfahrung).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    GRAMOPHONE
    Nach wie vor das Maß auf diesem Sektor. Dass sie eine gewisse Heimtendenz haben, ist verständlich, und die Bewertung des deutschen Repertoires muss man einschätzen lernen. Aber sonst zumeist sehr sachlich und fundiert (und viele Rezensenten mit jahrzehntelanger Erfahrung).



    Ja, stimmt. Ich habe die Zeitschrift gelegentlich in der Hand gehabt und schaue auch ab und zu auf die Website - muss allerdings bekennen, dass ich die "Heimtendenz" schon sehr stark ausgeprägt finde und mir auch die Bewertungen und Empfehlungen (Top 10 Recordings) reichlich oft gegen den Strich gehen. Andererseits kann ich mich nicht über unprofiliertes Wischiwaschi beschweren und dann gegenteilige Meinungen nicht zu Kenntnis nehmen...


    Ich werd's mir überlegen - zumal man für ein Jahresabo z.Zt. wohl nur 51,20 GBP zahlen muss.


    Viele Grüße


    Bernd

  • Wobei man allerdings anmerken sollte, dass das Niveau bei "Gramophone" in den letzten Jahren doch reichlich nachgelassen hat. Der Werbeanteil ist stark gestiegen, man ist wesentlich "bunter" und bilderreicher (zu Lasten der Textbeiträge) geworden und es gibt ziemlich anrüchige "Features", die als scheinbar unabhängige redaktionelle Beiträge daherkommen. Und dann noch die vielen "Werbepartnerschaften" bei den "Gramophone Awards"... Bei "Gramophone" wird eben sehr viel "Politik" gemacht, insbesondere, was die Förderung von britischen Labels und Musikern betrifft. Da heißt dann die Parole: "Let the flag fly high..."


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)