Franz Schubert: Sinfonie Nr 6 in C-Dur D 589

  • Hallo liebe Schubertianer,
    (haben wir hier überhaupt solche ?)


    Wenn man vergleicht wie viele Beethoven-Sinfonie-Zyklen im Laufe der letzten Jahre und wie wenig von Schubert für die Schallplatte, bzw für die CD aufgenommen wurden, dann gibt das schon Anlaß darüber nachzudenken, warum das denn so sein mag .
    Ich jedenfalls weiß darauf keine Antwort, strotzen doch etliche Sinfonien Schuberts nur so von melodischen Einfällen. Kaum je sind sie "sperrig", aber auch nicht "anspruchslos".



    Ein IMO besonders wirkungsvolles Werk ist seine Sinfonie Nr 6 aus dem Jahre 1817 oft auch als "Die Kleine" apostrophiert. den Redakteuten des Harenberg Konzerführers schien sie nicht bedeutend genug: Sie erwähnen sich nicht !!!! X(


    Als Schubert diese Sinfonie schrieb war Wien gerade im Rossini Taumel, der Italiener war als Gast hier und wurde enthusiasstisch gefeiert. Dies hatte offenbar auf Schuberts Arbeit, Rossini hört man in dieser Sinfonie überall durchschimmern, vor allem aber im zweiten Satz, wo zusätzlich auch Haydn Pate gestanden haben könnte (Die Uhr).




    Und immer wieder Rossini auch im 4. Satz.
    Freundlich und strahlend schließt das Werk.


    Nun aber mal an die Tastaturen,
    und Eure Eindrücke zu dieser Sinfonie, oder solltet Ihr die etwa noch gar nicht kennen ?
    Das kann ich mir aber nur schwer vorstellen :)


    Grüße Aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    wieder so ein Kleinod, das bisher meine Ohren nicht richtig erreicht hat. Wenn Schubert-Symphonien, dann habe ich meist die h-moll und "große" C-Dur aufgelegt (und die 3. weil bei der Kleiber-Aufnahme mit dabei :D), aber ansonsten herrschte doch bei den übrigen längst nicht dieser Drang (wie z.B. bei Beethoven) auch noch in die anderen einmal hineinzuhören.
    Die mir zur Verfügung stehenden Aufnahmen (Goodman, Maazel)befriedigen allerdings nicht wirklich, so dass hier wohl offensichtlich eine Neuanschaffung not tut.


    Gruß
    Uwe

  • Hallo Uwe

    Zitat

    Originaltext Uwes zu Schuberts "Sechster" wieder so ein Kleinod, das bisher meine Ohren nicht richtig erreicht hat. Wenn Schubert-Symphonien, dann habe ich meist die h-moll und "große" C-Dur aufgelegt



    Das ist natürlich bedauerlich und IMO "ungerecht", aber natürlich hat das tiefere Ursachen.

    Zunächst wurden Schuberts Sinfonien kaum je komplett ädiquat aufgenommen. Vereinzelte überdurchschnittliche Aufnahmen bezogen sich immer auf die 8. und die 9. (Ihr merkt, ich zähle noch nach der alten Zählung)

    Böhm wäre an sich sehr gut, aber die Aufnahmetechnik der DGG ist allenfalls durchschnittlich. (Man vergleiche mit der DECCA)

    Alle anderen Aufnahmen haben ebenso ihr Manko. Abbado begeisterrt mich inicht, Muti ist mehr als zahm, und somit für viele langweilig.

    Dazu kommen indolente bis abfällige Aussagen in der Musikliteratur, die zig Jahre kritiklos abgeschrieben wurden.

    Wenn man gelegentlich schreibt, Schubert wäre zu Lebzeiten nicht anerkannt worden, stimmt das nachdenklich. War das wirklich so ??

    Es gibt etliche Bilder die uns überliefert sind (Schubert hatte viele Maler als Freunde) wo man ihn inmitten einer Menschenschar (teilweise sogar adelig, man kennt die Namen) in einem eleganten Salon sitzt und seine Lieder bzw Klavierstücke vorträgt.



    Teilweise trägt diese Lieder auch Hofopernsänger Vogel vor (siehe unteres Bild), eine Berühmtheit zu seiner Zeit.



    Auch dieses Bild verträgt sich nicht mit dem Cliché des armen verkannten Schubert. Man betrachte das Interieur, den Luster und die Garderoben der Damen.....



    ABER: NICHT anerkannt, bzw BEkannt waren damals seine Sinfonien !!

    Heute ist das glücklicherweise anders: ;)

    Gleichberechtigt stehen seine hervorragenden Sinfonien, die ersten noch Mozart nahestehend, die mittleren teilweise den Rossini-Boom seiner Zeit widerspiegelnd, die letzten an Beethoven gemahnend, aber gleichzeitlig schon sehr persönlicher Schubert, neben seinem Liedschaffen.

    ODER ?


    Gruß aus Wien

    Alfred


    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Schubertfreunde, Schubertgegner und Schubertskeptiker ;)


    ich hatte gestern das Vergnügen, die sechste Sinfonie (inklusive der siebten + einiger Opernarien mit einem fantastisch aufgelegten Michael Schade) unter Harnoncourt und den Berlinern zu hören.
    Ich kannte die Sinfonie noch nicht und war durchaus begeistert. Neben der erwarteten Melodieseeligkeit auch wundervolle Modulationen und schöne rhythmische Einfälle, die ja auch die letzte Sinfonie auszeichnen.
    Ich kam generell spät zu Schuberts Sinfonien. Lange hörte ich das Klavierwerk und die Lieder, die letzten beiden großen Sinfonien erschloss ich mir allerdings erst im letzten Jahr. In dieses fiel auch das erste Harnoncourt-Schubert-Konzert in Berlin, er führt einen kompletten Zyklus in den nächsten Jahren auf. Im letzten Jahr erlebte ich die Sinfonien Nr. 3 und 4, kürzlich die erste und war ebenfalls sehr angetan. Sicher hebt sich die "Große C-Dur" nochmals merklich von diesen ab, aber das macht die "kleinen" nicht weniger hörenswert.


    Wer die frühen Schubertsinfonien als "Leichtgewichte" abtut, muss schon eine gute Erklärung für die reichhaltig vorhandenen, teils wirklich brutalen "Fortissimo"-zäsuren anbieten können oder er begeht den selben Fehler, wie er vielen Leuten bei der freilich oberflächlichen Betrachtung von Chopin unterläuft:
    Die oft aufrüttelnden, die Idylle zerreissenden musikalischen Fakten sprechen eine eindeutige Sprache gegen belanglose Salonmusik!




    Harnoncourt sieht das offenbar ähnlich und stellte bisher in allen Konzerten die Kontraste schroff heraus. Da wird nichts beschönigt, sondern die Zäsuren kommen in aller Schroffheit heraus. Umso lieblicher wirken die leisen Themen, wenn sie sich wieder geradzu mühsam und den Zuhörer gleichsam erlösend wieder aus dem Dunkel hervorarbeiten konnten.
    Das mag radikal klingen, passt aber zu dieser Musik wesentlich besser als z.B. zu Haydn unter Harnoncourt, der soviel "Kontrastverstärkung" naturgemäß nicht nötig hat.
    Bin mal gespannt, ob der Zyklus letztendlich auf CD erhältlich sein wird, mitgeschnitten wird fleissig.


    Ansonsten werde ich die Tage mal nach einer Sechsten Ausschau halten und in die Empfehlungen von Alfred reinhorchen.



    [edit]Nebenbei bestätigt der mäßige Andrang zu den Konzerten, dass die Werke durchaus unterschätzt werden. Natürlich war die Philharmonie mal wieder fast ausverkauft, aber Steh- und Podiumsplätze waren bisher bei allen Konzerten keine Mangelware. Kein Vergleich zu den "Kassenschlagern" von Mahler und Bruckner.


    Gruß
    Sascha

  • Sagitt meint:


    Wer versteht als Nicht-Wiener, was Mozart, Beethoven und Brahms in Wien festgehalten hat ? Schubert war einfach arm, er musste dableiben. Unbekannt war er icht, aber arm, hatte nie eine eigene Wohnung und konnte sich um seinem letzten Lebensjahr nicht einmal eine Reise leisten. Die Wiener schätzten Rossini, Paganini und, wenn man dem Schubert-Film des Österreichers Lehner" Mit meinen heißen Tränen" trauen darf- den hervorkommenden Stars der künftigen Walzerscene. Natürlich wurde Schubert gespielt, im Freundeskreis, ein einziges öffentliches Konzert hat es in seinem Leben gegeben. Die großen "Stücke", Opern und Sinfonien, blieben ungespielt. Und, ist es eine Legende, dass die Wiener Philharmoniker es ablehnten, die große C-Dur Sinfonie zu spielen und den ( wohl auch armen ) Bruder nicht zum späten Konzert zulassen wollten?


    Nun Alfred, so wird das Thema Schubert und Wien aus der Ferne gesehen.


    Herzliche Grüße aus dem fast winterlichen Bremen


    Sagitt

  • Ich wollte heut eigentlich eine Aufnahme der 6. kaufen, hab mich aber zurückgehalten, da zu wenig Auswahl bestand, die ich vergleichend hören konnte.



    Diese Aufnahme hinterlies eigentlich einen ganz ansprechenden Eindruck, zeichnete sich aber durch ein extremes Grundrauschen und auch sonst eher grenzwertige Tonqualität aus.


    Dann hab ich noch hier kurz reingehört:



    und empfand die Tonqualität trotz DDD doch recht "dünn". Ansonsten ein sehr lebhafter Schubert, hatte dann aber die Nase voll vom Reinhören. Die Samstage der Weihnachtszeit eignen sich doch nicht so fürs entspannte vergleichende Hören. :rolleyes:


    Werde also nach Weihnachten nochmal auf die Pirsch gehen.


    Gruß
    Anti

  • Ja,
    eigenartigerweise ist die Auswahl an Schubert-Einspielungen relativ bescheiden, oder weniger fein formuliert: Es ist eine Schande.
    Sollte ein Klassikeinsteiger Schubert kennenlernen wollen und auch Zugang zu weniger bekannten Sinfonien suche, so ist er auf Gesamtaufnahmen angewiesen. Ich halte dies aus vielen Gründen nicht idea, vor allem wegen der unvermeidlichen Prägung, die der Ersteindruck hinterlässt. Hier ist es von Vorteil von verschiedenen Dirigenten zu hören, etwas das abe heutzutage sehr schwierig ist.


    Dazu kommt, daß kaum eine Aufnahme ideal ist, oder dem Ideal, wie auch immer man das formuliern mag nahe kommt.


    Zur Beecham Aufnahmre: Hier sieht man was die Jahre aus einem machen, war ich in meiner Jugend extrem empfindlich für Grundrauschen so bin ich es heute (Leider?) nicht mehr. Eigenartigerweise dürfte das Gehirn über eine interne Korrekturrputine verfügen, denn ich habe subjektiv nicht den Eindruck, daß ich weniger höhen höre als vor jahren (weiss aber daß es so sein muß).
    Ich muß allerdings sagen daß ich, als ich diese Aufnahme erwarb und abhörte, ich noch meine alte "Schmeichelanlage" besaß, welche die unteren Mittenleicht überbetonte und wie eine Röhre schmeichelnd klang. Meine neue Anlage ist analytischer und legt Aufnahmefehler besser offen (ob das ein Vorteil ist ?). Mit dieser hab ich die CD noch nicht gehört, werd das aber nachholen.
    Ansonst bin ich für die Aufnahme dankbar. Beecham ist ein Dirigent, der eigentlich seine großen Jahre in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts hatte, so auch seine legendäre Zauberflöte. All diese Aufnahmen sind aber technisch wirklich sehr antiqiert, so bin ich dankbar für die wenigen, die Beecham in der Stereo-Ära, bzw deren Steinzeit :D gemacht hat. Die Aufnahmen sind schon aus historischen Gründen interessant, weil Beecham ein "Beschöniger" war, der auch vor "Retouchen" nicht zurückschreckte, wenn er sie für angebracht hielt, etwas das heute nicht mehr dem heutigen Zeitgeschmack entspricht. Heutige Interpretationen suchen Brüche und betonen sie, auch wenn es dem Werk nicht guttut.


    Wenn ich gefragt würde, welche Interpretation der sechsten ich für ideal halte, so müsste ich sagen: Keine.


    Wobei, wenn ich Interpretation sage, ich Tonaufnahme der Interpretation meine, weil ja eine unädiquate Tontechnik genauso störend sein kann wie ein langweiliges Dirigat.


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    ich wollte nur noch mal nachreichen, dass ich auch nicht so empfindlich gegen das Grundrauschen bin. Nur fehlten mir halt zum Vergleich doch noch weitere Einspielungen, z.B. Böhm (dessen Einspielung der "Großen C-Dur" ja auch heftig rauscht, was mich aber auch nicht vom Kauf abhalten würde) , um sich wirklich zum Kauf durchzuringen. ;)


    Gruß
    Sascha

  • Hallo Alfred,


    habe, wie bereits an anderer Stelle erwähnt, Böhms GA der Schubert-Sinfonien erstanden und bin doch angenehm überrascht. Zwar gibts die 9. bei Szell besser, aber die 5. und 6. (und um die geht es hier ja), macht er wirklich sehr überzeugend.
    Und was das Grundrauschen der Aufnahmetechnik betrifft - ich denke, als Plattenhörer gibt es schlimmeres :D...


    Grüße aus dem (besinnlichen?) Hamburg
    Uwe

  • Salut,


    warum nicht auch mal Schuberts Sechste?


    Komponiert in der Zeit von Oktober 1817 bis Februar 1818 - von Schubert eigenhändig im Autograph betitelt mit Große Sinfonie. in C.


    Komponiert also zeitlich zwischen der H-Dur Sonate D575 und dem Deutschen Requiem g-moll D621 [kennt niemand!? - dann die beiden Ouvertüren im Italienischen Stil].


    Die Uraufführung fand - wie so oft - erst nach Schuberts Tod am 14. Dezember 1828 im Redoutensaal zu Wien im Gedenken an den kürzlich Verstorbenen durch die Gesellschaft der Musikfreunde unter der Leitung von Johann Baptist Schmiedel, seines Zeichens Komponist und Dirigent [*4.11.1790 Wien, +14.12.1849 daselbst] anstelle der ursprünglich vorgesehen "Großen C-Dur" D944 statt.


    In Haydnscher Manier beginnt der erste Satz mit einer langsamen Einleitung, um genau so in Erinnerung an eine Sinfonie Haydns [welche? Es will mir nicht einfallen...] im Allegro weiter zu gehen. Auch der zweite Satz und das Finale sind ganz im Geiste Haydns mit Schubertscher Würze gehalten - ABER: das Scherzo könnte von Beethoven sein! Es ist nicht ganz jenes der Siebten. Ich glaube, an dieser Stelle ist Schubert dem verehrten Beethoben wirklich so extrem nahe grückt, wie niemals zuvor - um sich mit der "Unvollendeten" auch gleich wieder um so weiter zu entfernen.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Ein IMO besonders wirkungsvolles Werk ist seine Sinfonie Nr 6 aus dem Jahre 1817 oft auch als "Die Kleine" apostrophiert.


    Hallo,


    da ich immer wieder sehe, dass z. B. auf CD-Hüllen der 6. Sinfonie der Beiname "Die Kleine" und der 8./9. die Bezeichnung "Die Große" zugeordnet wird, wollte ich anmerken, dass ich davon ausgehe, dass diese Beinamen nicht dazu dienen, die eine oder die andere Sinfonie gegenüber den restlichen als klein oder groß zu charakterisieren, sondern dass sie die beiden C-Dur-Sinfonien voneinander abgrenzen sollen (die "Kleine C-Dur", die "Große C-Dur"). Oder erwähne ich damit etwas, was ohnehin allen klar ist?

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Hallo!


    Zitat

    Original von Draugur


    Hallo,


    da ich immer wieder sehe, dass z. B. auf CD-Hüllen der 6. Sinfonie der Beiname "Die Kleine" und der 8./9. die Bezeichnung "Die Große" zugeordnet wird, wollte ich anmerken, dass ich davon ausgehe, dass diese Beinamen nicht dazu dienen, die eine oder die andere Sinfonie gegenüber den restlichen als klein oder groß zu charakterisieren, sondern dass sie die beiden C-Dur-Sinfonien voneinander abgrenzen sollen (die "Kleine C-Dur", die "Große C-Dur"). Oder erwähne ich damit etwas, was ohnehin allen klar ist?


    Also mir ist der Beiname "Kleine" noch nie untergekommen. Und das ist auch gut so, denn er paßt nicht. Schuberts Sechste ist eine "ausgewachsene" Symphonie, die mir gut gefällt und die häufiger Beachtung finden sollte!


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von Draugur
    da ich immer wieder sehe, dass z. B. auf CD-Hüllen der 6. Sinfonie der Beiname "Die Kleine" und der 8./9. die Bezeichnung "Die Große" zugeordnet wird, wollte ich anmerken, dass ich davon ausgehe, dass diese Beinamen nicht dazu dienen, die eine oder die andere Sinfonie gegenüber den restlichen als klein oder groß zu charakterisieren, sondern dass sie die beiden C-Dur-Sinfonien voneinander abgrenzen sollen (die "Kleine C-Dur", die "Große C-Dur"). Oder erwähne ich damit etwas, was ohnehin allen klar ist?


    Salut,


    das ist ganz auf den Umfang bezogen, wie bei Mozarts "kleiner" und "großer" g-moll-Sinfonie.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Die Sechste bringt nach meinem Verständnis erstmals in Schuberts Sinfonien etwas Wienerisches hinein, nachdem die Vorläufer für meine Ohren eher Wiener Klassik-basierend daherkommen. Besonders im letzten Satz scheint mir der Biedermeier bestimmend zu sein. Dass zugleich Einflüsse Rossinis sich bemerkbar gemacht haben, muss dem ja nicht entgegenstehen. Gestehen muss ich allerdings, dass die Sechste nicht gerade meine bevorzugte der frühen Schubert-Sinfonien ist. Oft greife ich lieber zur Fünften, Dritten oder Vierten.


    Eine der für mich schönsten Aufnahmen ist diejenige unter Kurt Weil mit The Classical Band bei Sony:

    Eine Einspielung mit einer grazilen Durchsichtigkeit der Stimmen, die gleichwohl oder auch gerade dadurch eine Anmut und tänzerische Leichtigkeit erreicht, die dem, was ich mir unter dem Wienerischen vorstelle, entspricht.


    Die mir liebste Aufnahme hat allerdings Jos van Immerseel mit Anima Eterna eingespielt:

    oder in der - mir vorliegenden - Sony-Gesamteinspielung. Hier höre ich eine, wie mir scheint, größere Lebendigkeit, einen stärkeren Zugriff, eine größere Lebensvielfalt heraus, als bei den anderen Einspielungen, die ich kenne - erstaunlicherweise habe ich diese Sinfonie, soweit ich es erinnere, bisher nicht im Konzert gehört.


    Kennt über Antracis' flüchtigen Höreindruck hinaus niemand die Aufnahme unter Günter Wand? Anmerkungen hierzu würden mich schon sehr interessieren.


    Liebe Grüße, Ulrich

  • Hallo Schubert-Freunde,


    es könnte sein, das ich hier ins Fettnäpfchen trete, aber macht nichts.
    Was haltet ihr eigendlich von karajan´s Schubert ?


    Hier geht es um die Sinfonie Nr.6 und die habe ich tatsächlich nur in einer Aufnahme mit Karajan (EMI) in der GA von 1976.


    Für die Taminos, die sich als Schubert-Fachleute berufen fühlen die Spielzeiten:
    1.Satz 7:50
    2.Satz 7:16
    3.Satz 6:49
    4.Satz 11:32


    Ich hatte auch nie das Bedürfnis eine andere Aufnahme kennenzulernen, da mir seine beethovennahe, dem Schubertvorbild entsprechende dramatische Sichtweise zusagt. Von den Sinfonien Nr.8 und 9 habe ich hingegen eine Menge Vergleiche.
    :) Ich kann mit dieser Box seit ca. 15Jahren sehr gut leben.


    Da mir schon seine DG-Aufnahmen der Sinfonien Nr.8 und 9 (besonders die Stahlharte Interpretation bei DG) lagen, zögerte ich nicht lange die Schubert-EMI-GA zu kaufen (die hatte ich sogar vorher auf LP).



    Schubert: Sinfonien Nr.1-6,8,9, Rosamunde-Ouvertüre und Ballettmusik
    Berliner PH, Karajan
    EMI, Aufnahmen 1977-1978, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von teleton
    Was haltet ihr eigendlich von karajan´s Schubert ?


    Hallo,


    zur sechsten von Karajan kann ich leider nichts sagen, aber Karajans 1. und 2. waren mir schlichtweg zu langsam. Das war m. W. allerdings auch eine Aufnahme aus den frühen bis mittleren Sechzigern.


    Für mich gehört die Sechste zu den Schubert-Symphonien, die mir am wenigsten sagen, zusammen mit der Vierten. Ich meine da eine Art klassische Sterilität zu hören, die mich in negativer Weise an die Symphonien Mozarts erinnert - mehr als die früheren Symphonien Schuberts. Der Ausdruck "klassische Sterilität" charakterisiert natürlich nur mein subjektives Empfinden.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Teleton fragte:


    Zitat

    Was haltet ihr eigendlich von Karajan´s Schubert ?



    Ich zitiere mich hier selbst (Original im Thread über alle Schubert-Sinfonien)


    Zitat

    Die Karajanschen Schubert Sinfonien sind durchaus respektabel.
    Auch ich habe oft gelesen, sie seien nicht erstklassig - Dieses Urteil konnte ich jedoch Abhören einiger Sinfonien aus dieser Reihe nicht bestätigen.


    Zitat

    zur sechsten von Karajan kann ich leider nichts sagen, aber Karajans 1. und 2. waren mir schlichtweg zu langsam.


    Schubert war Wiener - Karajan immerhin Österreicher.


    Es sei an dieser Stelle allen, die das noch nicht wissen gesagt:


    Österreicher im allgemeinen - und Wiener im besonderen - sind nicht schnell.


    Ich schiebe hier eine Anktdote ein, eigentlich ich belauschtes Gespräch vor ca 25 Jahren, das 2 Deutsche am Wiener Stephansplatz - dem Zentrum Wiens führten. Mir ist lediglich EIN Statement in Erinnerung:

    "Kuck mal wie langsam sie daherkriechen. Als ob hier noch das 19. jahrhundert wäre.- Und mit diesen Leuten willst Du Geschäfte machen ???- Neee mein Lieber, das wird nichts!


    Ganauso ist es in der Musik - man will Schuberts Tempi "international" anpassen - Ein Zerrissener soll er werden der Herr Schubert - ein Schreiender Gehetzter - ganz nach deutscher Lesart.


    Nein meine Lieben - Schubert war eher ein Gemütlicher, ein zeitweise Depressiver, ein Melancholiker, ein Resignierender mit der eigenartigen Verquickung von Lebenssehnsucht und Todesahnung, die ich selten woanders als in Wien gefunden habe.

    Zitat

    Ich meine da eine Art klassische Sterilität zu hören, die mich in negativer Weise an die Symphonien Mozarts erinnert


    !!!!!!!!!!
    Schubert hätte sich über dieses Kompliment sicher gefreut


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    !!!!!!!!!!
    Schubert hätte sich über dieses Kompliment sicher gefreut


    Mozart wohl nicht :D


    Im Ernst, die 6. erinnert stellenweise an Rossini (Finale), an Beethoven (Scherzo), an Mozart aber nur bei sehr oberflächlicher Betrachtung (weder positiv noch negativ). Weitaus weniger jedenfalls als die 5., die stellenweise als Mozart oder Haydn-Klon durchgehen könnte.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Österreicher im allgemeinen - und Wiener im besonderen - sind nicht schnell.


    Lieber Alfred,


    über Ostern sah ich Die Deutschmeister, den Film von Ernst Marischka mit der Musik von Robert Stolz und Wilhelm August Jurek, mit Romy und Magda Schneider, Josef Meinrad, Hans Moser - und vor allem mit Paul Hörbiger als Kaiser Franz Josef I., so herzensgut, so liebenswert, so persönlich unkaiserlich, so gemütlich, und ich zerdrückte manches Tränchen ob so viel Herzensgüte. Du magst es glauben oder nicht, ich dachte bei diesem Film sogleich an Dich und an das, was Du so über Schubert und über das Wienerische an sich, die Wienerische Note oder auch über das Biedermeierliche an verschiedenen Stellen sagtest. Franz Josef I. wurde zwar erst Kaiser, als Franz Schubert schon tot war. Trotzdem: diese Szenen strahlten soviel Gemütlichkeit aus - das musste etwas von dem Wienerischen sein, das Du bei Schubert so gerne reklamierst. Und so dachte ich bei mir: was für ein Unrecht :yes: tun die Deutschen doch dem armen Schubert an, wenn sie ihn da, wie Du jetzt schreibst, zum "Zerrissenen", zum "Schreienden Gehetzten" umzumodeln versuchen.


    Liebe Grüße nach Wien, Ulrich


    ps.: Gut, ich mag meinen van Immerseel, Weil und MacKerras zwar trotzdem immer noch, aber ich darf das auch, ich bin ja kein Wiener. Nur versteh'n tu ich's scho', a bisserl.

  • Rene Jacobs mit dem B´Rock Orchestra


    Abgebildete SACD hat mir heute einen riesen Hörspass bereitet:


    PENTATONE, März 2018 Congress Saal Insbruck, DDD


    Die SACD wurde von Alfred im Sinfonie Nr.1-Thread dieser Tag vorgestellt. Rene Jacobs hatte bei Alfred ja höchste Abneigung ausgelöst, was eine Mozart-Sinfonien _ CD angeht (was ich aus seiner Sicht nachvollziehen kann). Ich fand die CD dennoch mit ihren saftigen Pauken sehr kurzweilig.


    Auch hier bei Schubert zeugt das höchst vorbildliche Textheft zu den Sinfonien Nr.1 und 6 von grosser Wertschätzung seitens Rene Jacobs:

    modertato sei noch einmal zitiert !

    Zitat von moderato

    René Jacobs hat einen äusserst detaillierten Booklettext zur Struktur der 1. und 6. Sinfonie (wie zu den anderen bereits erschienenen vier seiner Gesamtaufnahme) verfasst. Der musikalische Verlauf der acht Sätze plus die beiden Introduktionen der ersten Sätze wird genau beschrieben Es lohnt den Text zu lesen. René Jacobs hat sich eingehend mit den Sinfonien Schuberts befasst. ich kenne von keiner CD eine solche Analyse. Eine derart tiefgehende Durchdringung in einem Booklet-Text ist mir noch nie untergekommen. Nur schon dieser Text würde die Anschaffung lohnen. Ich nehme an, andere Dirigenten unterziehen ein Werk einer ähnlichen oder gleichen Analyse, nur machen sie ihre Erkenntnisse nicht schriftlich öffentlich.


    ich habe soeben die Hörsitzung der SACD beendet und bin auch von der Interpretation der HIP ausgerichteten Musikerinnen und Musiker begeistert.

    Seitdem ich nach Kajajan die frühen Schubert - Sinfonien (1-6) mit Kertesz (Decca) und Harnoncourt / GGBO Ansterdam (Warner) hörte, bin ich ohnehin geläutert und muss feststellen, dass mir Karajan zu klassisch und teilweise viel zu langsam interpretiert (ausser Nr. 8 und 9, die ich auf höchste goutiere .. aber das ist eine anderes Thema).


    *** Jacobs und Kertesz liegen tempomässig bei den Sinfonien Nr.1 und 6 etwa auf dem gleichen zügigen Niveau:

    Kertesz: 9:25 - 6:12 - 6:15 - 9:00

    Jacobs : 8:40 - 5:45 - 6:31 - 9:17

    Was die Sinfonie Nr.6 angeht, so kann ich mir die ersten 3 frisch dargebotenen Sätze mit Harnoncourt ja noch anhören.

    :( Doch was den 4.Satz angeht, so ist Harnoncourt mit seinen ausufernden Spielzeit von 11:55 für mich fast unerträglich, wie er den frischen Satz (Sonatensatzuform ohne Durchführung und Entwicklung; in einem fast rhapsodisch freien Raffiniement) leider total dahinschleppt. Karajan mit 11:30 (EMI) leider auch total lahm und nicht besser !


    :) Wie wunderbar frisch gestalten Jacobs und Kertesz diesen Satz ! Dabei in ihrem Raffinement weit vom viel zitierten Rossini (was den Satz angeht) entfernt ... nein, besser als Rosssini !


    Einzig wegen dem etwas dünnen Streichklang des B´Rock Orchestra, würde ich mir jetzt die Sinfonien Nr. 2, 3, 4, 5 nicht zwingend noch mit Jacobs ordern, denn der sinfonische Streicherklang der Wiener PH mit Kertesz (Decca) passt meiner Meinung nach besser zu Schuberts Sinfonien.

    :!:Dennoch hat man die Schubert - Sinfonien nie so detailreich gehört, wie auf dieser SACD mit Jacobs !

    Ich empfinde hier bei Jacobs auch einen ganz anderen frischen Zugang als bei Brüggen (dessen GA mich nie überzeugen vermochte und nicht mehr in meiner Sammlung weilt ...


    Danke für den TOP-Tipp !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Wenig bekannt, aber von natürlicher Frische ist diese Aufnahme:

    Primary

    Lorin Maazel dirigiert die Berliner Philharmoniker (Aufnahme: 1961, Jesus-Christus-Kirche, Berlin).


    Der Dirigent war zum Zeitpunkt der Einspielung 31 Jahre alt. Er hatte einen Exklusivvertrag mit der DGG in der Tasche, und aus dieser Zeit stammen IMO Maazels schönste Aufnahmen, z.B. Beethoven 5 & 6, Brahms Nr. 3, Tschaikowsky Nr. 4, Mendelssohn Nr. 4 & 5, sowie ein nicht vollendeter Schubert-Zyklus (Nr. 2-6, 8). Aus unerfindlichen Gründen fehlen die Nr. 1 und die Große C-dur (Nr. 9). Klangtechnisch sind die Aufnahmen durchweg bestens gelungen.


    Wer Interesse hat, kann sie hier im 10er Pack für wenig Geld erstehen:


    71aA7kXGPvL._SX300_.jpg

    Die Übertragung auf CD ist glänzend geglückt.


    Weiters kenne ich an guten Aufnahmen von Schuberts Nr. 6 die mit Karl Böhm (DGG) und Sir Thomas Beecham (EMI). Karajan (EMI) hat mit den Sinfonien Nr. 1-6 eine Pflichtübung erledigt, zu der er von der Herstellerfirma gedrängt wurde. Man hört es, wie mir scheint.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Für mich gehört die Sechste zu den Schubert-Symphonien, die mir am wenigsten sagen, zusammen mit der Vierten. Ich meine da eine Art klassische Sterilität zu hören, die mich in negativer Weise an die Symphonien Mozarts erinnert - mehr als die früheren Symphonien Schuberts

    Humor ist doch was schönes -auch wenn er gelegentlich unfreiwillig auftritt.

    "Klassische Steritität" - der Begriff werde ich in Hinkunft in mein Srachrepertoir aufnehmen.

    Ich habe gestern die Sechste in 2 Aufnahmen gehört - nein nich von Karl Böhm - ichwollte auch mal andere Lesarten hören, die sich in meiner Sammlung befinden:

    Beide leider nicht mehr lieferbar.

    Im Gegensatz zu Draugur (dessen letzter Beitrag von 2013 stammt) mag ich gerde diese Sinfonie besonders. Insbsondere der Mittelteil des Finalsatzes, der mich irgendwie an eine biedermeierliche Spieluhr erinnert, vermag Glücksgefühle bei mir auszulösen.

    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wem es nur um die Sechste geht:

    Schubert SYMPHONY NO. 3, D 200/Nr. 6, D 589 (RCA Gold Seal, 1984/89)...  [CD] | eBay

    der hat hier die Gelegenheit. Die Aufnahme mit Günter Wand gibt es z.Zt. in dieser Aufmachung günstig bei Ebay.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Der Dirigent war zum Zeitpunkt der Einspielung 31 Jahre alt. Er hatte einen Exklusivvertrag mit der DGG in der Tasche, und aus dieser Zeit stammen IMO Maazels schönste Aufnahmen, z.B. Beethoven 5 & 6, Brahms Nr. 4, Tschaikowsky Nr. 4, Mendelssohn Nr. 4 & 5, sowie ein nicht vollendeter Schubert-Zyklus (Nr. 2-6, 8). Aus unerfindlichen Gründen fehlen die Nr. 1 und die Große C-dur (Nr. 9). Klangtechnisch sind die Aufnahmen durchweg bestens gelungen.

    Lieber nemorino,


    ja, einige dieser ausgezeichneten Maazel-Aufnahmen habe ich noch zur "LP-Zeit" auch kennen gelernt. ES ist Schade, dass er sich später mit den berlinern überworfen hatte !!!

    Zu Deiner Liste gehört auch die Prokofieff: Romeo und Julia Suite Nr.2 .... eine Wahnssinnaufnahme ... zum Glück hat er das ganze Ballett mit dem Cleveland Orchestra ganz aufgenommen.



    Aber zum Thema Sinfonie Nr.6:

    Ich habe gerade auf YT erst mal getestet welche Spielzeit Maazel für den 4.Satz der Sechsten benötigt: saubere ~ 8-9Min erfeulicherweise und eine frische Herangehensweise. Deshalb und da ich weiterhin schon viel positives über Maazels Schubert gelesen habe , habe ich die abgebildete DG-Doppel-CD mit den Sinfonien 2-6 und 8 gerade für 4,88€ bei den Medimöpsen "geschossen". Auf die Unvollendete bin ich auch gespannt !


    41HBHEX205L.jpg

    DG, 60er, ADD


    Danke nemorino für den Hinweis auf diese Maazel-Aufnahmen ... für den heissen Preis nehm ich sie ....

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hinweis auf diese Maazel-Aufnahmen ... für den heissen Preis nehm ich sie ....

    Gratulation, lieber Wolfgang, Dur wirst nicht enttäuscht sein! In einer alten Rezension (von 1962!) - die Sechste war da noch gar nicht auf dem Markt - heißt es über Maazels Schubert: ".... die beste Aufnahme der Vierten, voller Elan und Intensität, ist diejenige von Maazel, die mit einer ausgezeichneten 'Unvollendeten' gekoppelt ist. Auch da gefällt mir von allen neueren die intensive, klangliche herrliche von Maazel am besten."

    Zu Deiner Liste gehört auch die Prokofieff: Romeo und Julia Suite Nr.2 .... eine Wahnssinnaufnahme

    Die habe ich leider nicht, dafür aber diese mit Musik des 20. Jahrhunderts:

    Der Liebeszauber/Feuervogel-Suite/+

    und, auf einer Sammel-CD der "Favorit-Reihe", eine feurige Darlegung von Rimsky-Korsakovs "Capriccio espagnol".


    Zurück zu Schubert: Es gibt eine Box von Lorin Maazel mit allen Schubert-Sinfonien, mit dem SO des Bayerischen Rundfunks, aufgenommen 2012/13. Ich selber habe und kenne sie nicht, doch ich erinnere mich an Rezensionen, die sie im Vergleich mit seinen frühen DGG-Aufnahmen nicht sonderlich gut beurteilten.


    LG nach Bonn,

    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Entgegen meinen Vorsätzen habe ich mir heute die Aufnahme mit den Berlinern Philharmonikern unter Karl Böhm angehört.

    Und sie klang tontechnisch besser als ich sie in Erinnerung hatte - vermutlich dank der Wiedergabe über einen Röhrenverstärker (dazu mehr demnächst im HIFI Bereich)

    Die Berliner machen einen guten Job, sie klingen direkt "wienerisch" und lassen keine Wünsche offen. Karl Böhm ist ja in Sachen Schubert sowieso über jeden Zweifel erhaben. Dabei sind es nur Nuance, die diesen Vorsprung ausmachen. Zum einen ist er ein Meister der Binnendynamik. Er gibt den lauten energischen Stellen, das was sie brauchen - übertreibt aber niemals. Der Gesamtansatz geht nicht in Richtung "gigantisch und teilweise aggressiv - sondern in Richtung "Majestätisch und strahlend - triumphierend - mit geradezu traumhaft klangschönen Passagen als Kontrast. Ich würde sagen: Bis heute unerreicht.


    Zeitnah möchte ich mir nun die gleiche Sinfonie mit der "neueren" Maazel Aufnahme mit dem SO des Bayrischen Rundfunks anhören.....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Schließlich habe ich mir - wie angedroht auch die Bayrische Maazel-Aunahme angehört.

    Ich habe mich bemüht herauszufinden was ihr fehlt. Wahrscheinlich garnichts. Lediglich meine Vorstellung von dieser Sinfonie dreckt sich eher mit jener von Böhm,, als jener von Maazel. Wobei letzterer auf mich überzeugender wirkt, wenn man ihm beim Dirigieren zuschaut. Ein eigenartiges Phänomen IMO

    Ich stelle hier den letztn Satz in 2 Interpetatioen ein: einmal von Böhm, einmal von Maazel

    In groben Zügen würde ich den Unterschied so definieren:

    Maazel setzt auf Tempo, harte Kontraste und Rhythmik, und ist gelegentlich auch "brutal" "militärisch"

    Böhm ist eher tänzerisch, melodiös und "angenehm", "wienerisch" (trotz deutschem Orchester !!)




    Hier muss man sich den 4. Satz selber suchen, denn es gibt ihn nicht einzeln....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Karl Böhm ist ja in Sachen Schubert sowieso über jeden Zweifel erhaben. Dabei sind es nur Nuance, die diesen Vorsprung ausmachen. Zum einen ist er ein Meister der Binnendynamik. Er gibt den lauten energischen Stellen, das was sie brauchen - übertreibt aber niemals. Der Gesamtansatz geht nicht in Richtung "gigantisch und teilweise aggressiv - sondern in Richtung "Majestätisch und strahlend - triumphierend - mit geradezu traumhaft klangschönen Passagen als Kontrast. Ich würde sagen: Bis heute unerreicht.

    ..... zumindest nicht übertroffen! Ich möchte Böhm lediglich als gleichwertig Sir Thomas Beecham (EMI) an die Seite stellen, leider aber hatte der keine sonderlich gute Tontechnik zur Verfügung.


    Maazels späten Schubert mit dem SOdBR München habe ich mal im TV verfolgt, so recht begeistert war ich nicht. Dagegen sind seine DGG-Aufnahmen von 1960/62 um Klassen vorzuziehen.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ja - Beecham war seinerzeit auch für mich eine Überraschung. Da ich mir auf Grund des Aufnahmedatums bei Beecham (die 6. wurde November/ Dezember 1955 !!! im Abbey Road Studio Nr 1 aufgenommen mit dem besten Tonmeister seiner Zeit, Christopher Parker(1925-2021) keine großen Hoffnungen auf akzeptablen Klang machte, war ich angenehm überrascht, vor allem weil völlig unerwarteter Weise die Aufnahmen in Stereo waren......

    Heute natürlich wieder gestrichen. Die 3 Sinfonien auf der gezeigten CD sind die einzigen von Schubert, die Beecham in Stereo aufgenommen hat.

    Hier ein kann man kurz hineinhören. Jede der hier enthaltenen Sinfonien wurde in einem anderen Jahr und anderer Location aufgenommen.

    Diese war eine Wiederverweretungs-Neuauflage von 1999 , welche in den a.r.t. Studios digital remastered wurde. Inwieweit das eine Verbesserung mit sich brachte oder eine Modeerscheinung war, kann ich mangels Vergelichsaufnahmen nicht beurteiilen...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Schließlich habe ich mir - wie angedroht auch die Bayrische Maazel-Aufnahme angehört.

    Ich habe mich bemüht herauszufinden was ihr fehlt. Wahrscheinlich gar nichts. Lediglich meine Vorstellung von dieser Sinfonie dreckt sich eher mit jener von Böhm,, als jener von Maazel.

    Ich habe mir auch erst mal die Spielzeiten mit Maazel angesehen, bevor ich mich für den Kauf entschieden hatte. Ich kenne und habe von den Böhm - Aufnahmen (DG) nur die Sinfonien Nr. 8 und 9.

    Aber ohne den Rest zu kennen, wird mir Böhms Sechste wohl nicht ganz so wenig liegen, wie Harnoncourts katastrophales dahinschleichen im 4.Satz mit 11:55. Böhm braucht aber auch noch 10:33.

    :love: Wie höchst tempramentvoll erfrischend mit Maazel (DG) = 7:40 !!!


    Maazels späten Schubert mit dem SOdBR München habe ich mal im TV verfolgt, so recht begeistert war ich nicht. Dagegen sind seine DGG-Aufnahmen von 1960/62 um Klassen vorzuziehen.

    Lieber nemorino,


    vor Jahren hatte ich den Bayern-Zyklus mit Maazel auch mal im Auge ... nun bin ich Dank Deiner Empfehlungsauffrischung froh die fantastischen DG-Aufnahmen der Sinfonien Nr. 2 - 6 und 8 mit Maazel zu haben.


    Ich habe mich für diese schöne DG-Doppel-CD-Ausgabe entschieden, da ich die Werke in der Membran - Box schon habe, oder von den entsprechenden Werken meine Favoriten bereits eingeschworen sind ...


    Die Sinfonie Nr.6 auf dieser Doppel-CD ist der Hammer !

    41HBHEX205L.jpg

    DG; 1961-62, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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