Joseph Haydn - Streichquartette und ihre Interpreten

  • Hallo zusammen,


    versuche mich so langsam durch alle Foren zu posten. Mir liegen Haydns Streichquartette besonders am Herzen (eigentlich sogar das Genre an sich - Goethes Ausspruch von den vier Herren - sind ja mittlerweile auch viele Damen dabei - stimmt irgendwie schon). Haydn hat 83 Quartette geschrieben, inklusive der sechs aus opus 3, deren Authentizität nicht nachgewiesen ist. Charles Rosen macht die so genannten Russischen Quartette, op. 33 als prägend für den Klassischen Stil an sich (und stellt sie damit auf eine Stufe mit Mozarts Jeunhomme-Klavierkonzert), eigentlich legt Haydn aber schon mit den Sonnenquartetten op. 20 los 8). Welche Favoriten (Kompositionen und Einspielungen) habt ihr? Oder sind die Quartette eher nur Nebensache für Euch? Wenn ja, warum?

    Gruß,
    Gerrit

  • Morgen,


    die Vergangenheit, die Zeit der LP, hatte keine Gesamtaufnahme gezeugt, als ich Derartiges suchte. So blieb es bei Einzelplatten oder Kassetten aus angefangenen Gesamtaufnahmen (englischer Quartett-Vereinigungen, natürlich).


    Für den Gipfel der Haydn'schen Streichquartette halte ich seit Jahrzehnen das so genannte Quintenquartett, op. 76 Nr. 2 (wohl richtig), es ist ein dämonisches Werk. So gespielt vom originalen Quartetto Italiano (drei Herren, eine Dame, die es sehr lang miteinander aushielten, auf Metallseiten musizierend). Das unvollendete letzte Streichquartett hält den Bogen zu Mozart und Beethoven (das britische Aeolian Quartett in seiner Kassette macht es deutlich). Die op. 54 sind auch nicht zu vergessen, insbesondere dann nicht, wenn vibratolos gespielt (gibt's, habe ich, Name der Mitspieler von Simon Standage, ja der Solistengeiger, folgt).


    Von hier aus gehörte sich eingentlich ein Übergang zu den von Mozart komponierten sechs Haydn-Quartetten, von denen Haydn voller Anerkennung gewesen war: "Ihr Sohn ... hat die höchste Kompositionswissenschaft!", zum Vater gewandt.


    MfG
    Albus

  • Morgen,


    was Haydn angeht, wovon ich gesprochen haben wollte, von diesen Schallplatten:
    1. op. 54, Nr. 1-3, Aufnahme April 1966, Juilliard Streichquartett (Mann, Carlyss, Hillyer, Adam), CBS 61549.
    1. op. 71, Nr. 1-3 und op.74, Nr. 1-3, Aufnahmen 1982 und 1983, The Salomon String Quartet (Simon Standage, Micaela Comberti, Trevor Jones, Jennifer Ward Clarke), Hyperion A 66065, 66098, 66124.


    MfG
    Albus

  • Hallo


    Gestern las ich eine abfällige Bemerkung über diese CD:


    Haydn, Streichquartette Op.64 4-6 , Kodaly-Quartet
    Naxos



    da hab ich sofort einen neuen Thread gestartet, bis ich sah, daß es ja schon einen gibt.Daher hab ich meinen wieder gelöscht und häng mich hier dran


    Thorsten Müller schrieb dazu:


    Zitat

    Aber warum die :evil: ? Da gibt es doch viel bessere Einspielungen unabhängig vom Preis ;(


    Also abgesehen davon, daß ich dieses Urteil für sehr pauschal halte, würd mich interessieren was an dieser Aufnahme Kritikwürdig wäre, bzw. welche Alternativen zur Verfügung stünden.


    Auch ich habe nämlich in Zeiten, wo mir Kammermusik noch nicht sehr viel wert war, zu Naxos gegriffen. Später habe ich dann lesen können, daß diese Aufnahmen durchwegs ausgezeichnet seien. Aber auch mit diesem Pausachlurteil bin ich nicht einverstanden: Die Aufnahmen weisen schon allein aufnahmetechnisch große Qualitätsunterschiede auf.
    Es gibt sicher einge Punkte bei der Haydn-Edition auf Naxos, die diskussionswürdig wären, aber sie sind IMO doch eine ernstzunehmende Alternative. Das Kodaly-Quartett genießt einen ausgezeichneten Ruf.


    Über die Einschränkungen der Naxos Aufnahmen von Haydns Streichquartetten gerne demnächst hier, wenn sich der Thread weiter entwickelt hat...


    Beste Grüße



    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    habe mir erlaubt, Deine Replik ein wenig umzustellen, um besser argumentieren zu können ;)


    Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Auch ich habe nämlich in Zeiten, wo mir Kammermusik noch nicht sehr viel wert war, zu Naxos gegriffen.


    Das war bei mir bei Haydn auch der Fall. Vor rund 10 Jahren gab es da ja fast nichts anderes. Ich hab damals gleich 5 CDs abgegriffen, die die opera 64-76 abdeckten. Darunter also auch die allseits von den Profi-Kritikern gelobten Erdödy-Quartette, op. 76/1-6. Mittlerweile habe ich keine dieser CDs mehr und habe es nicht bereut.


    Zitat


    Also abgesehen davon, daß ich dieses Urteil für sehr pauschal halte, würd mich interessieren was an dieser Aufnahme Kritikwürdig wäre, bzw. welche Alternativen zur Verfügung stünden.


    Eine ganze Menge mittlerweile =) Es gibt mittlerweile drei bis vier alternative Komplettaufnahmen. Da ist einmal das Angeles Quartett auf Philips, das Aeolian Quartett auf Decca, das Tatrai Quartet auf Hungaroton und das Quatour Festetics, die für das Label Arcana einen Zyklus einspielen (schon fast rund die Hälfte erschienen). Für die hier von mir kritisierten op. 64 gibt es die von Tatrai und Festetics separat - und alle beide sind, wenn auch zu einem höreren Preis, deutlich besser musiziert als das Kodaly-Quartett.


    Weitere Alternativen für diese Quartette sind die Lindsays auf ASV (die sind Geschmackssache, ich kann sie nicht hören und bin immer fassungslos wenn dieses technisch schlechte Spiel als hohe Einsicht in die Kunst des Quartettspiels gelobt wird) und vor allem das Quatour Mosaiques auf Naive. Die sind wirklich in einer ganz anderen Liga als das Kodaly-Quartett (und scheinen zumindest von op. 20 bis 103 alle Quartette aufnehmen zu wollen). Auch das von Albus gelobte Salomon Quartett hat diese Kompositionen aufgenommen, die sind allerdings (Hyperion) mittlerweile aus dem Katalog gestrichen. Du siehst Alfred, es gibt viele Alternativen und das sogar bei den 64ern, die im Vergleich zu 20/33/54/76 ein stiefmütterliches Dasein fristen :D


    Zitat

    Das Kodaly-Quartett genießt einen ausgezeichneten Ruf.


    Ja, aber der Ruf allein macht sie für mich noch nicht zwingend zu einer Alternative. Die Lindsays bekommen auch viel. Ich finde sie schrecklich - vor allem in Schubert, aber auch in Haydn.


    Zitat

    Über die Einschränkungen der Naxos Aufnahmen von Haydns Streichquartetten gerne demnächst hier, wenn sich der Thread weiter entwickelt hat...


    Ich warte, auch wenn ich befürchte, dass wir (und Albus) da schwarz werden. Aber vielleicht kann Richard (der war's doch?) seine Erfahrungen mit der Scheibe posten.

    Gruß,
    Gerrit

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  • Ich melde mich auch mal zu Wort, da die Bemerkungen ja anlässlich meines Kaufes getätigt wurden und sich deshalb wohl auch irgendwie an mich richten. ;)


    Das es Alternativen zu der Aufnahme gibt, ist unbestreitbar. Das diese höher, schneller, weiter, besser, billiger sind - über so etwas lässt sich trefflich streiten. Ich kann es nicht sagen, kann noch nichtmal eine subjektive Einschätzung mangels Haydn-Kenntnis abgeben - kann nur meine persönlichen Gründe für die Auswahl wiedergeben, falls es irgendwie interessiert:


    Die Anschaffung einiger Haydn-Streichquartette war schon länger geplant. Nur ist mein Budget halt sehr schmal, vieles andere ist teilweise höher priorisiert (die Prioritäten wechseln auch manchmal stündlich :)), die Streichquartette standen da hinten an. Dies nicht aus mangeldem Respekt vor Gattung und Komponist, sondern eher aus Gründen der Vielfalt. Habe ich doch erst vor Kurzem Beethovens Streichquartette komplett angeschafft, Haydns Jahreszeiten und seine späten Sinfonien dudeln regelmäßig in meinem Player.


    Ich hätte nun diese CD nicht ins Blaue hinein gekauft, aber in der Tat findet sich einiges Gute über das Kodaly-Quartet im Allgemeinen und über die Haydnaufnahmen im Besonderen. So bin ich immer noch der Ansicht, keinen Fehlkauf getätigt zu haben, zumal für 4,50€.
    Ein erstes Hören war jedenfalls vielversprechend. In einigen Jahrzehnten kann ich mehr sagen. :D


    Gruß
    Sascha

  • Hallo Sascha,


    Zitat

    Original von Antracis
    Ein erstes Hören war jedenfalls vielversprechend. In einigen Jahrzehnten kann ich mehr sagen. :D


    Ich wollte Dir keinesfalls das Vergnügen vermiesen, und wenn, wäre es mir zum Glück nicht gelungen. Und wenn die CD bei Dir den Wunsch nach mehr Haydn-Quartetten geweckt hat, hat sie ihren Zweck ja erfüllt. Ich weiß nicht wie Du es mit ausländischem Versand hälst, aber die Scheiben des Quatour Mosaiques gibt es bei mdt.co.uk noch zum mid-price - allerdings ist der Wechselkurs momentan nicht so doll.

    Gruß,
    Gerrit

  • Hallo,


    Auch ich bin, ähnlich wie Anti, nicht unbedingt ein Kammermusik-Kenner oder-Liebhaber.


    Jedoch wollte ich zumindet die wichtigsten Haydn-Werke in meiner Sammlung haben - zum Kennenlernen quasi.


    Viel Auswahl hat man ja nicht, wenn man Gesamtaufnahmen ausweichen will. (Wer bitteschön, kauft schon über 80 Streichqartette auf einmal, notabene dann, wenn es nicht gerade sein liebstes Genre ist ????)


    So kam ich auch an die Naxos-Haydn-Einspielungen.


    Der erste Eindruck war seinerzeit nicht berauschend auch tontechnisch nicht,weil etwas hallig, da vieles in einer Kirche aufgenommen wurde.
    Im Laufe der Zeit stellte ich fest, daß es aber auch sehr gute Aufnahmen drunter gab, teils hatte sich mein Ohr den Werken geöffnet (Vor 2 Jahren begann meine Kammermusik-Phase), teis habe ich die durchwegs positiven bis begeisterten Kritiken gelesen.


    Eine negative Überraschung erlebte ich, als ich die Aufnahmen katalogisieren wollte: Ich stellte fest, daß etliche Opuszahlen nicht mit denen anderer Label übereinstimmten.


    Wie gibt es das ?


    Naxos lüftete das Rätsel schnell und bewunderungswürdig offen:
    Es gibt 2 Werksverzeichnisse Haydns: Ein Altes, und das neune Hobokenverzeichnis. Um Lizenzgebühren zu sparen, oder aus welchen Gründen immer, verwendet Naxos eine Zählung die größtenteils von der heutigen abweicht !!!! Ene Frechheit IMO....


    Auf der Suche nach Alternativen (ich müchte keine Gesamtausgabe, lediglich einzelne Cds verschiedener Formationen um Vergleiche anstellen zu können. ICh bin einer von jenen, die bevor sie das Repertoire komplettieren vorerst ein oder zwei Schlüsselwerke mit verschiedenen Interpreten kaufen (und hören !!!)


    Das ist schon schwierig genug, bei mir kommt aber noch dazu, daß ich aucgh noch bestimmte Klangvorstellungen habe: Eher trocken und durchsichtig........


    Immerhin hat dieser Thread (für mich schon einiges gebracht, so würde ich beispielsweise sehr genau in die "Lindsays" hineinhören, bevor ich sie mir kaufe......


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • @Thorsten:


    Keine Bange, hast mir nix vermiest und ich habs auch nicht so aufgefasst. ;)
    Werde auch auf Deine Alternativen zurückgreifen, wenn mal wieder Haydn angesagt ist. Wobei, im Moment hab ich wieder mal mehr im "ToDo"-Regal, als ich eigentlich hören kann..:rolleyes:


    Gruß
    Sascha

  • Hallo,


    Heute hatte ich diese hier in der Hand,



    Haydn, Joseph (1732-1809)
    Streichquartette Nr. 75-80 (op. 76 Nr. 1-6)
    Takacs Quartet



    Schon wollte ich zugreifen, aber ich hab mir gedacht, ich frag mal hier objemand diese Aufnahme kenn, oder wenigstens eine andere mit dieser Formation.



    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Hallo Alfred,


    ich kenne das Ensemble, aber nicht diese Aufnahme: Ein bisschen "googeln" hat zumindest ergeben, dass bei diesen der Klang sehr hallig sein soll.


    Ich habe die alten Hungarton-Aufnahmen der Bartok-Streichquartette, die sagen mir aber nicht besonders zu, aber ich habe ziemlich viele Einspielungen von diesem Repertoire. Wenn aber ihre Aufnahmen der mittleren Quartette von Beethoven ein Maßstab sein können, würde ich an Deiner Stelle zumindest mal reinhören. Der Beethoven ist ziemlich beeindruckend.


    Empfehlen gerade für diese sechs Quartette von Haydn (eigentlich für alle wenn erhältlich) würde ich aber das Quatuor Mosaique auf Astrée.



    Die Mitglieder dieses Ensembles sind übrigens alle mal Mitglieder des Concentus musicus Wien gewesen, das ist ihren Aufnahmen aber nicht unbedingt anzuhören. Das klingt wesentlich kultivierter/zurückhaltender aber immer noch klasse.

    Gruß,
    Gerrit

  • Tag,


    zur Frage nach dem Takács Quartett; ich hatte eine Aufnahme erwähnt: Takács Streichquartett, Georgy Pauk, Zweite Viola, Decca 430 772-2, CD, mit den Streichquintetten KV 515, 516 und dem Adagio und Fuge KV 546 von Mozart - eine gelungene CD mit etwas dunklem Timbre. Die Haydn-CD kenne ich nicht.


    MfG
    Albus

  • Hallo,


    das Thema hier ist zwar schon ein bisschen alt, aber vor mir liegt gerade die meiner Meinung nach beste Einspielung seit Langem:


    HAYDN - collection complette des quatuors / Oevre I [Artaria]
    Les quatuors opus 9 sur instruments d'époque


    Quatuor festetics (István Kertész, Erika Petöfi, Péter Ligeti, Reszö Pertorini).


    Schweineteuer, aber sehr gut. Dieses Ensemble hat im übrigen auch die Mozart-Quartette eingespielt, ebenso gut und auch mit Originalinstrumenten eingespielt. Etwas besonderes - Sehr empfehlenswert!


    Gut's Nächtle!

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo, zusammen,


    ich bin neu hier und gespannt auf dieses Forum.


    Haydn-Streichquartette liebe ich besonders und habe eine Reihe von Aufnahmen durchgehört. Die Kodaly-Aufnahmen sind nicht schlecht und vor allem preiswert. Vor allem die späten Quartette haben mich hier aber nicht befriedigt, manches klingt routiniert und etwas lieblos.


    Unbedingt empfehlen möchte ich für opp. 76/77 das gute alte Amadeus-Quartett, für mich unübertroffen in der selbstverständlichen Gelöstheit, die das scheinbar Leichte in pure Schönheit verwandelt. Diese gibt es (neu aufgelegt?) als Midpreis-CDs.


    Ganz originell für die "Späten" (opp. 77+103) fand ich auch L'Archibudelli.

  • Haydn hat ganz wunderbare Kammermusikwerke geschrieben. Gerade in den Streichquartetten spiegeln sich sein ureigener Humor und seine Originalität besonders gut wieder. Es ist, als würde man ihn vor sich sehen, während er sie sich ausdachte: an so vielen Stellen scheint er sie mit einem Augenzwinkern komponiert zu haben oder man sieht den Schalk in seinem Nacken sitzen.


    Eine m.E. wirklich gelungene Einspielung stammt vom Appónyi-Quartett auf Ars Musici (aber nur diese eine CD, op. 33 ! – es gibt noch eine weitere zu kaufen, die mich aber weniger überzeugte).



    Ansonsten besitze ich noch zwei Aufnahmen des Quatuor Mosaique: die „Sonnenquartette“ (op. 20, sehr schön) und die Streichquartette op. 64. Beide empfehlenswert, aber nicht so mitreißend wie die Appónyis.



    Gruß, Cosima

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  • Zitat

    Original von Cosima
    Eine m.E. wirklich gelungene Einspielung stammt vom Appónyi-Quartett auf Ars Musici (aber nur diese eine CD, op. 33 ! – es gibt noch eine weitere zu kaufen, die mich aber weniger überzeugte).


    Die Untertreibung des Jahres ;) Diese Doppel-CD mit den opera 33 ist *die* Scheibe mit Haydn-Quartetten - wenn man, wie ich, expressive, vitale, forsche Einspielungen mag.


    Zitat

    Ansonsten besitze ich noch zwei Aufnahmen des Quatuor Mosaique: die „Sonnenquartette“ (op. 20, sehr schön) und die Streichquartette op. 64. Beide empfehlenswert, aber nicht so mitreißend wie die Appónyis.


    Stimmt, ist eine wesentlich gemäßigtere Art auf historischen Instrumenten zu spielen. Insgesamt auch sehr empfehlenswert.

    Gruß,
    Gerrit

  • Zitat

    Original von Cosima
    Eine m.E. wirklich gelungene Einspielung stammt vom Appónyi-Quartett auf Ars Musici (aber nur diese eine CD, op. 33 ! – es gibt noch eine weitere zu kaufen, die mich aber weniger überzeugte).


    Nachtrag: Meines Wissens gibt es *nur* die Aufnahmen von opus 33, die einzige andere Veröffentlichung des Apponyi Quartetts ist eine Boccherini-CD. Welche hast Du denn noch gemeint?

    Gruß,
    Gerrit

  • Zitat

    Original von Gerrit_Stolte
    Die Untertreibung des Jahres ;) Diese Doppel-CD mit den opera 33 ist *die* Scheibe mit Haydn-Quartetten - wenn man, wie ich, expressive, vitale, forsche Einspielungen mag.


    Stimmt! Ich musste gerade schmunzeln, erzähle mal eben warum. Diese Appónyi-Aufnahme war seinerzeit eine Empfehlung „meines“ sehr geschätzten (!) jpc-Verkäufers. (Nebenbei: Ich bin fast jede Woche in dem Laden und er hält mittlerweile schon immer ein besonderes „Schmankerl“ für mich bereit, in das ich unbedingt hineinhören muss. Ich schätze ihn übrigens, weil auch er wie Du „expressive, vitale, forsche Einspielungen“ bevorzugt.)


    Nun ja, ich suchte nach den Quatuor-Aufnahmen, als er mir die Appónyis mit den Worten empfahl: „Da fliegt einem das Ohr weg!“. Recht hat er! :]


    Gruß, Cosima

  • Zitat

    Original von Gerrit_Stolte
    Nachtrag: Meines Wissens gibt es *nur* die Aufnahmen von opus 33, die einzige andere Veröffentlichung des Apponyi Quartetts ist eine Boccherini-CD. Welche hast Du denn noch gemeint?


    Ja richtig, sorry. Da habe ich etwas verwechselt. Weil mir die Haydn-CD mit den Appónyis so gut gefiel, hörte ich seinerzeit auch in die Boccherini-CD hinein. Eben jene sagte mir weniger zu.


    Gruß, Cosima

  • Hallo!
    Kann mir jemand etwas zur Urheberschaft der Quartette opus 3 sagen?
    Ich habe gelesen, daß sie gar nicht von Haydn stammen. Das hieße ja, daß die populäre "Haydn-Serenade" (das Andante aus op.3 Nr.5) gar nicht von Haydn ist. ?(
    Viele Grüße,
    Pius.

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  • Die Serenade ist von Luigi Boccherini


    :D

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Die Urheberschaft wird Romanus Hofstetter zugeschrieben, mehr hab ich bis jetzt noch nicht rausgefunden.


    ?( auf der einen Seite stehen 1742-1815, auf der anderen 1757 - 1834 als Daten, weiss jemand was richtig ist??

  • Eindeutig Boccherini

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo, Ulli!


    Zitat

    Original von Ulli
    Eindeutig Boccherini


    Warum bist Du da so sicher? Den Namen Boccherini habe ich in diesem Zusammenhang noch nie gehört.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Zitat

    Original von Pius
    Kann mir jemand etwas zur Urheberschaft der Quartette opus 3 sagen?
    Ich habe gelesen, daß sie gar nicht von Haydn stammen. Das hieße ja, daß die populäre "Haydn-Serenade" (das Andante aus op.3 Nr.5) gar nicht von Haydn ist. ?(


    Ja klar. Das ist seit Jahrzehnten bekannt. Die Quartette op. 3, inkl. Serenade sind sicher nicht von Haydn, sehr wahrscheinlich von Romanus Hofstetter. Ich kenne nur das #5, ist trotzdem ganz hübsch.


    Hiermit beanspruche ich die Entdeckerschaft des
    "Röhlschen Gesetzes der Musikgeschichte":
    Das populärste Stück eines Komponisten ist entweder gar nicht von ihm, oder unter einem falschen oder idiotischen Beinamen bekannt oder doch wenigstens ziemlich untypisch.


    Es gilt in Strenge bei Purcell (trumpet voluntary von Clarke), Bach (Toccata & Fuge d-moll von Anonymus, arr. Bach) und Haydn (Hofstetter-Serenade).
    Abgeschwächte Versionen gelten für Beethoven (Für Therese, Mondscheinsonate), Mozart (Wiegenlied) und Händel (das Weihnachtslied "Joy to the world", ist wohl nicht von ihm, klingt aber durchaus Händelsch)
    Noch schwächere Erfüllung (untypisch) beanspruche ich für Brahms (As-Dur-Walzer), Wagner (Rienzi- und Tannhäuser-Ouverturen, Pilger- und Spinnerinnenchor).


    Korollar:
    Dagegen zeichnen sich weniger großartige Komponisten dadurch aus, dass das populärste Stück genau ihr Wesen trifft, Bsp. Boccherini - Menuett, Grieg Peer Gynt, vielleicht auch Vivaldi - 4 Jahreszeiten


    Ein Spezialfall, der vielleicht unters Korollar fällt, ist Albinoni, dessen "Adagio" ein Fake aus dem 20. Jhd. ist...


    :D
    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Zitat

    Original von Pius


    Warum bist Du da so sicher? Den Namen Boccherini habe ich in diesem Zusammenhang noch nie gehört.


    vermutlich ein Witz, weil in "Ladykillers" das Menuett und die Serenade zentrale Rollen innehaben...beide gibt es auch hübsch von den Comedian harmonists.. :D Hofstetter heißt der Mann.


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Hallo, Johannes!


    Danke für die Antwort!
    Wie man sieht, hast Du in Gießen aufmerksam das Mathematik-Museum besucht! :D


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Salut,


    möglicher Weise habe ich zu später Stunde etwas verwechselt: Das Menuett aus Boccherinis op. 13 Nr. 5 wurde einst Joseph Haydn zugeschrieben. Hier geht es um Haydns op. 3 Nr. 5... Dennoch kommt Boccherini in Frage, denn die Angelegenheit mit Hofstetter ist bei weitem nicht geklärt. Der gesamte opus 3 ist jedenfalls nicht von Haydn, das ist lt. aktueller Forschung sicher gestellt.


    @Joe: Bekannt ist auch, dass Beethovens "Für Elise" offenbar gar nicht "Elise" heißt, sondern sonst wie... die Handschrift ist nicht deutlich lesbar.


    Das Phänomen des "Unterjubelns" denke ich rührt daher, dass man es "anderen Komponisten" außer unseren als Genies bekannten, einfach nicht zutraut, so schöne Werke wie das Wiegenlied, die d-moll-Toccata, ... komponiert zu haben.



    LG
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Bekannt ist auch, dass Beethovens "Für Elise" offenbar gar nicht "Elise" heißt, sondern sonst wie... die Handschrift ist nicht deutlich lesbar.


    Für Therese (Malfatti) !

  • Zitat

    Original von Pius
    Danke für die Antwort!
    Wie man sieht, hast Du in Gießen aufmerksam das Mathematik-Museum besucht! :D


    Ich war zwar einmal da, aber das verstehe ich jetzt nicht?
    Hatte jemand das Gesetz schon vorher entdeckt?
    Oder wird dort das Gesetz, dass mathemat. Sätze meistens nicht nach ihrem eigentlichen Entdecker benannt sind, erwähnt?
    Das ist der "0. Haupsatz der Wissenschaftsgeschichte", der hat mich zugegeben inspiriert, den kannte ich aber schon vor dem Mathematikum...


    viele Grüße


    JR

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    (Bob Dylan)

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