Michael Praetorius

  • Als ein mögliches Wunschthema wird ein Thread über Michael Praetorius genannt. Da ich eine CD mit seiner Musik in meinem persönlichen Kanon etwas ausführlicher vorstelle, will ich gern den Anfang machen:



    Das genaue Geburtsdatum von Michael Praetorius wissen wir nicht. Häufig wird als Jahreszahl 1572 genannt.


    Michael Praetorius (Schulteis) wuchs Creuzburg an der Werra in einem Pfarrhaus auf, das von streng konservativer lutherischer Theologie und Frömmigkeit (= lutherische Orthodoxie) geprägt war. Er studierte nach dem Besuch der Lateinschule in Zerbst einige Semester Theologie an der "Viadrina" in Frankfurt an der Oder, wo er als Organist an der Marienkirche wirkte. Dann brach er das Studium ab. Über die Zeit von 1589-94 weiß man nichts, deshalb nehmen einige Biografen an, dass Prätorius schon in dieser Zeit im Dienst von Herzog Heinrich Julius gestanden hat.


    Ab etwa 1594 ist er als Musiker im Dienst des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig-Lüneburg. Hier wurde er 1604 Hofkapellmeister und Hoforganist und lebte die meiste Zeit in Wolfenbüttel. Reisen, zum Teil auch im Dienst seines Herzogs, führten ihn nach Bückeburg, Kassel, Regensburg, Prag und Dresden. Nach dem Tod des Herzogs war er in Dresdner Diensten. In den Folgejahren war er als Musiker und musikalischer Berater an einigen Höfen tätig und hat für einzelne Projekte u.a. mit Schütz und Scheidt zusammen gearbeitet, z.B. bei der Neuorganisation der Magdeburger Dommusik, kehrte dann aber nach Wolfenbüttel zurück, wo er 1621 verstarb.


    In seiner relativ kurzen Schaffenszeit hat Prätorius eine große und weitreichende Wirkung entfaltet. Ihm verdanken wir nicht nur bedeutende und wirkungsreiche musiktheoretische Schriften, sondern auch eine große Fülle von Kirchenkompositionen. Mit seinem Wirken hat er wesentlich dazu beigetragen, dass der protestantische Norden Deutschlands mit den Entwicklungen der Musik in Frankreich und Italien bekannt gemacht wurde.



    Prätorius sah seine Aufgabe darin, die Musik der Reformation an seine Zeit weiterzugeben. Das geschah unter anderem in seinem, Sammelwerk „Musae Sioniae“ mit 1244 Liedbearbeitungen. Gemeinsam mit Heinrich Schütz (und Samuel Scheidt) gehört er zu den prägenden Musikern der evangelischen Kirchenmusik im Zeitalter des Konfessionalismus (etwa zwischen Reformation und Dreißigjährigem Krieg). Aber auch weltliche Musik, wie z.B. die bekannte Sammlung von Tänzen unter dem Namen TERPSICHORE verdanken wir ihm.


    Bekannt ist er heute vielen Menschen durch sein Lied: „Es ist ein Ros’ entsprungen. In Niedersachsen wird ein nach ihm benannter Musikpreis vergeben, dessen unterschiedliche Kategorien der Vielseitigkeit von Praetorius entsprechen sollen.


    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Hallo Andrew,


    vielen Dank für die schöne Thread-Eröffnung!


    Zwei Einspielungsempfehlungen habe ich hier schonmal gegeben, darauf verweise ich der einfachheit halber per link. Da wäre zum einen eine Einspielung mit Stücken aus der Sammlung Terpsichore Musarum, gespielt von den Ensembles Ricercar Consort & La Fenice:





    Und zum Zweiten Auszüge aus der Sammlung Polyhymnia caducaetrix et panegyrica mit Roland Wilson und seinen Ensembles:




    herzliche Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Hallo Andrew,


    auch meinen Dank für diesen Thread!


    Neben dem wichtigen Terpsichore Musarum liebe ich schon sehr den weihnachtlichen Prätorius. Eine meiner liebsten weihnachtlichen Platten ist daher:



    Ich schätze McCreesh ohnehin sehr, aber gemeinsam mit der Epiphaniasmesse ( Bach) halte ich diese Platte für sein Meisterstück!! :jubel: :jubel: Wer nur ein klein wenig Freude an der Musik von Prätorius hat, sollte sie sich zulegen!!


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Allerdings sollte man erwähnen, dass die Tänze aus der Sammlung "Terpsichore Musarum musicum" die ja Heute recht bekannt und beliebt sind, nur zu einem äußerst geringen Teil von Praetorius selbst stammen.
    Er stellte diese Sammlung mit dem frz. Geiger Francois Caroubel (+1610) zusammen.
    Somit ist diese "deutsche" Sammlung kurioser Weise eine der wichtigsten Quellen für Tanz und Ballettmusik des französischen Hofes zu Zeiten Henri IV. neben der "Philidor Sammlung".


    :hello:

  • Hallo Stefan, ich sehe, wir sind nicht nur in Fragen der Tee-ologie nicht weit von einander entfernt. Diese Platte ist eine meiner absoluten Lieblings-CDs.



    Unverzichtbare Klassikaufnahmen - Andrew



    Ähnliches gilt auch für die von Dir erwähnte Epiphanias-Messe. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit! Freundliche Grüße aus dem Land der Teetrinker, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

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  • Hallo Andrew,


    darauf sollten wir anstoßen: Du vielleicht mit einem Kopke Heeleakah,SFTGFOP s.f.,ich fülle mir meinen Zhong mit einem Huang Xi Xiang Dancong aus Guangdong. Meine Assam- Zeit kommt erst mit den rauen Abenden!


    Es ist doch ein schöner Nachmittag, wenn man einen Teeologen- Kollegen bei den Taminos trifft...!


    Sei herzlich gegrüßt aus dem Land, wo die Mehrheit meint, Tee sei etwas in Beuteln mit Faden dran, was man trinkt wenn man krank ist... :hahahaha: :hahahaha:


    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Jetzt haben sowohl Andrew als auch Stefan "Oolong" die Christmette in oben erwähnter Einspielung sehr nahe gelegt. Da ich jedes Jahr vor Weihnachten zwei bis drei neue Weihnachts-CDs zulege (feierliche Musik unter dem Weihnachtsbaum), habe ich hier die Ohren gespitzt.


    Da ich überhaupt keine Ahnung und Vorstellung von Praetorius und seiner Christmette habe, möchte ich fragen: Wie lange ist das Stück? Wie ist es besetzt? Und vielleicht: Was macht den besonderen Reiz aus?


    Vielen Dank,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Hallo Uwe


    Ich kenne die CD zwar leider nicht, kann es Dir aber wahrscheinlich trotzdem erklären. Praetorius hat keine "Christmette" geschrieben. Die "Christmette" ist keine musikalische Gattung sondern der Gottesdienst in der nacht des 24.12.


    McCreesh stellt gerne CDs mit Werken aus einem gottesdienstlichen Zusammenhang zusammen (quasi ein Hörspiel). So hat er eine CD aufgenommen, wie die Totenmesse von Fillipp dem Zweiten von Spanien geklungen haben könnte. Darauf befindet sich dann halt nicht nur das Requiem von XY sondern auch noch andere Werke, die innerhalb dieser Messe vorstellbar sind. Zudem lässt er auch Lesungen, Evangelium, Hochgebet, Vater Unser (alles gesungen naturgemäss) und der gleichen vortragen.


    Mit dieser Christmette-CD simuliert er wohl eine "Christmette" zur Zeit Praetorius´, dier er mit entsprechenden Werken zusammenstellt.


    Oder irre ich?


    Gruß, Markus

  • Hallo Uwe und Markus,


    ich antworte in Etappen, weil ich heute nicht so viel Zeit zum Posten habe.


    Es ist so, wie Markus schreibt: Mccreesh stellt ein Gottesdienstprogramm für eine ev.-luth. Weihnachtsmesse zusammen, wie sie um 1620 in einer deutschen Stadt hätte gefeiert werden können. Texte, die heute im Gottesdienst gesprochen werden, werden hier gesungen. (In der aus Bachwerken zusammengestellten Epiphanias-Messe wird sogar ein Stück Predigt - leider keine sehr gute Textwahl - gesprochen). Dabei orientiert McCreesh sich an Lüneburg als Prätorius' Wirkungsraum. Mit dabei sind natürlich Stücke von Prätorius aber auch Werke von Luther, Schein, Scheidt sowie traditionelle Stücke, deren Komponisten unbekannt sind (Z.B. Orgelnoten aus dem Lüneburger Stadtarchiv).


    Zunächst einmal die Übersicht der einzelnen Tracks:


    1) Christum wir sollen loben schon
    2) Puer natus in Betlehem
    3) Kyrie (Missa: gantz Teudsch)
    4) Gloria (Missa: gantz Teudsch)
    5) Collect: Der Herr sei mit euch
    6) Epistle: So schreibt der heilig Propheten Jesajas
    7) Praeambulum (Orgelvorspiel)
    8 ) Vom Himmel hoch da komm ich her
    9) So schreibt der heilige Lukas
    10) Wir glauben all an einen Gott
    11) Resonet in laudibus
    12) Quem pastores laudavere13) Padouana a 5
    14) Vater unser, der du bist im Himmel
    15) Jesaja dem Propheten das geschah
    16) Wie schön leuchtet der Morgenstern
    17) Wie schön leuchtet der Morgenstern (Mottete)
    18 ) Uns ist ein Kindlein heut geboren
    19) Der herr sei mit euch
    20) Der Herr segne dich und behüte dich
    21) Puer nobis nsacitur
    22) Nun lob mein Seel
    23) In dulci jubilo


    Gesamtspielzeit: 79 Minuten (in einem protestantischen Gottesdienst dieser Zeit kam eine Predigt von nicht kurzer Dauer noch hinzu!)


    Ein andermal mehr davon! Grüße von Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Zitat

    Original von Andrew
    Gesamtspielzeit: 79 Minuten (in einem protestantischen Gottesdienst dieser Zeit kam eine Predigt von nicht kurzer Dauer noch hinzu!)


    Lieber Andrew,


    Wenn es mein seeliger "Dominee" war, hätte das eine gute 30 Minuten gedauert.


    LG, Paul

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  • Lieber Paul,


    für so kurze Predigten (30 Minuten) hätte man im 17. Jahrhundert in einer Stadtgemeinde mit gebildeteten Stadtbürgern kaum Verständnis gehabt. Eine gute Stunde war das normale. Naja, das ist genauso wie mit Musik. Langweiliges ist auch langweilig, wenn es nur zehn Minuten dauert. Und wenn eine Rede oder ein Musikstück interessant und packend ist, kommt es auf die Minute nicht an.


    In einer Gemeinde bei Cuxhaven hat man einen Gottesdienst aus dem 17. Jahrhundert aufgeführt und gefeiert. Dabei wurde in Auszügen eine Predigt vorgelesen, die jemand vor etwa 300 Jahren in einer Kirche der Region gehalten hat.


    Freundliche Grüße, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Hallo Uwe,


    die Instrumente der Gabrieli Players auf Englisch, denn ich weiß nicht, ob ich jedes Wort richtig übersetzen kann. Das können vielleicht diejenigen, die mehr Ahnung von Instrumentenkunde (und Englisch) haben:
    violin & viola, viola, tenor violin, bass violin, violone, flutes, recorders, shawms, dulcians, rackets, crumhorns, cornett & mute cornett, sackbut, trumpet, drums, theorbo, harp, organs, regals, harpsichord, virginals.


    Ein Beispiel für die Besetzung eines Stückes:


    „Vom Himmel hoch da komm ich her“


    Strophe 1: baritone
    Strophe 2: congregation, strings, shawms, cornett & sackbuts, full continuo, cathedral organ
    Strophe 3: choirboys, strings, harpsichord
    Strophe 4: congregation, strings, cornett & sackbuts, full continuo, cathedral organ
    Strophe 5: bass, shawms & dulcians (16’), organ
    Strophe 6: congregation, strings, shawms & dulcians, full continuo, cathedral organ
    Strophe 7: choirboys, cornett & sackbuts, organ
    Strophe 8: congregation, strings, shawms, cornett & sackbuts, full continuo, cathedral organ
    Str. 9 – 12: congregation, strings, soprano recorder, shawms, cornett & sackbuts, full continuo, cathedral organ


    Freundliche Grüße aus nordwestlich von Lüneburg, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Hallo Uwe,


    diese Christmette kann auch ich sehr empfehlen!


    Andrew und TB haben schon sehr viel zur Aufnahme geschrieben. Ich möchte noch hinzufügen, dass die Stücke in dieser Zusammenstellung sehr abwechslungsreich sind. Es ist kein durchkomponiertes Werk wie beispielsweise das WO von Bach, sondern Paul McCreesh hat aus verschiedenen Veröffentlichungen von Michael Praetorius (meist aus Polyhymnia caduceatrix et panegyrica 1619 und Musae Sioniae 1610) passende Werke ausgewählt, einige Stücke von anderen Komponisten hinzugefügt (Samuel Scheidt & Johann Hermann Schein) und das Ganze mit liturgischen Zutaten zu einem Gottesdienst verbunden, wie er - laut booklet - um 1620 hätte gefeiert werden können. Lediglich auf die Predigt wurde verzichtet (die zu der Zeit eine gute Stunde gedauert hätte).


    Die Besetzung der einzelnen Stück ist höchst unterschiedlich und reicht von einfacher Orgelbegleitung des Chores oder der Gemeinde bis hin zum prächtigen 5-chörigen In dulci jubilo mit extra Trompeten-Pauken-Fernchor.


    herzliche Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Hallo Uwe,


    die lieben Tamino- Kollegen haben schon alles bestens erklärt. mit der Aufnahme kannst Du auch als Praetorius- Neuling nichts verkehrt machen! Sie ist sooooo toll... :jubel: :jubel: ! Und ich bin immer wieder fasziniert, wie sehr mein frühes Weihnachtsklanggedächtnis von von Meister Michaels Werken geprägt ist - mehr als von Bach!
    Du wirst es merken und uns ewig dankbar sein für diesen wunderbaren Tipp! :D


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Sehr schön ist auch diese Aufnahme mit dem Huelgas-Ensemble:



    Wenn ich das richtig sehe, sieht das aktuelle Cover allerdings so aus:



    Obwohl Praetorius und Schütz im Geburtsjahr nur etwa 15 Jahre auseinander liegen (circa 1571 und 1585), klingt für mich Praetorius vor allem im Magnificat doch fast noch mehr nach Renaissance- als nach Barockmusik. Beim darauf folgenden "Aus tiefer Not schrei ich zu dir" sieht das freilich schon wieder anders aus.


    Dass das Huelgas-Ensembe auch auf dieser CD wunderbar singt, wird hier vermutlich niemanden überraschen.


    Mit Gruß von Carola

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  • Guten Tag


    Zitat

    Original von der Lullist
    Allerdings sollte man erwähnen, dass die Tänze aus der Sammlung "Terpsichore Musarum musicum" die ja Heute recht bekannt und beliebt sind, nur zu einem äußerst geringen Teil von Praetorius selbst stammen.
    Er stellte diese Sammlung mit dem frz. Geiger Francois Caroubel (+1610) zusammen.
    Somit ist diese "deutsche" Sammlung kurioser Weise eine der wichtigsten Quellen für Tanz und Ballettmusik des französischen Hofes zu Zeiten Henri IV. neben der "Philidor Sammlung".


    :hello:


    Von der Sammlung "Terpsichere" gibt es einige hervorragende Einspielungen, hinweisen möchte ich auf diese



    CD mit dem Ensemble westra aros pijare


    und diese



    CD mit dem new london consort .


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag



    Zitat

    Original von Oolong
    Hallo Uwe,


    Und ich bin immer wieder fasziniert, wie sehr mein frühes Weihnachtsklanggedächtnis von von Meister Michaels Werken geprägt ist - mehr als von Bach!
    Gruß
    Stefan


    Wer gerne weihnachtliche Musik aus dem Umfeld und in Bearbeitungen von M. Praetorius hört, dem kann ich diese



    wärmstens empfehlen. Viele bekannte Weihnachsweisen wie "O Jeusulein süß", "Nunn komm der Heiden Heiland", "Vom Himmel hoch", "Es ist ein Ros entsprungen" und " In dulci jubilo" sind hier vom new london consort mustergültig im Stil dieser Zeit aufgenommen :jubel: :jubel:


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Andrew
    Das können vielleicht diejenigen, die mehr Ahnung von Instrumentenkunde (und Englisch) haben:
    violin & viola, viola, tenor violin, bass violin, violone, flutes, recorders, shawms, dulcians, rackets, crumhorns, cornett & mute cornett, sackbut, trumpet, drums, theorbo, harp, organs, regals, harpsichord, virginals.


    Gerne:
    violin - Violine
    viola - Viola=Bratsche
    tenor violin - Tenor Violine (eine Art Viola in C, also etwas tiefer, sn Stelle eines Cello)
    bass violin - Kontrabass (allerdings andere Größen als heute)
    violone - Violone (auch eine heute nicht gebräuchliche Form des Kontrabass
    flutes - Querflöten
    recorders - Blockflöten
    shawms - Schalmeien
    dulcians - Dulziane
    rackets - Rankette
    crumhorns - Krummhörner
    cornett & mute cornett - Cornetto (also Zink) und gedämpfter Zink)
    sackbut - Sackbutt (eine frühe Posaunenform)
    trumpet - Trompete
    drums - Trommeln (wahrscheinlich ähnlich der Landsknechtstrommeln)
    theorbo - Theorbe
    harp - Harfe
    organs - Orgelpositiv
    regals - Regal
    harpsichord - Cembalo
    virginals - Virginal


    Ein Lexikon der Instrumente der Renaissace kann ich hier allerdingsnicht erstellen ... man lese in Praetorius' Syntagma Musicum nach, da gibt es auch schöne Bildchen von allem. :beatnik:


    Zitat

    Ein Beispiel für die Besetzung eines Stückes: ...


    congregation

    - das ist der singende Gemeindechor, falls sich das jemand gefragt hat ...

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von miguel54
    Ein Lexikon der Instrumente der Renaissace kann ich hier allerdingsnicht erstellen ... ...


    Könnte eins empfehlen :hahahaha:


    Montagu, Jeremy: "Geschichte der Musikinstrumente in Mittelalter und Renaissance";


    Herderverlag 1981.


    Könnte man evtl. noch antiquarisch erhalten ?)
    (Es gibt auch eine Fortsetzung über die Musikinstrumente des Barocks).


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernharrd

  • Zitat

    Original von miguel54


    cornett & mute cornett - Cornetto (also Zink) und gedämpfter Zink)


    Ganz korrekt heißt der mute cornett auf deutsch stiller Zink und ist von der Bauweise her leiser als der normale, krumme Zink, wird also nicht beim Spielen gedämpft – nur um Missverständnissen vorzubeugen.


    Die besten derzeitigen Zinkenisten sind wohl Bruce Dickey und Roland Wilson.


    Der Montagu (Bernhard Empfehlung) ist wirklich gut. Gehört in jedes Bücherregal.


    Das Syntagma musicum sollte man sowieso auswendig hersagen können. :D
    Für die Instrumentenkunde ist allerdings nur Band 2 wichtig.

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  • Zitat

    Original von Hildebrandt



    Das Syntagma musicum sollte man sowieso auswendig hersagen können. :D
    Für die Instrumentenkunde ist allerdings nur Band 2 wichtig.


    Na, da bin ich ja beruhigt - wenn ich jetzt auch noch Band 1 auswendig lernen müsste... :D


    Mit Gruß von Carola

  • Hallo Bernhard,


    die Einspielung der Terpsichore Dances unter Pickett besitze ich auch, gefällt mir auch recht gut. Obwohl das Instrumentarium meinem Eindruck nach nicht so prächtig und farbig ist wie bei der Einspielung von Susatos Danserye. :yes:


    :hello:
    Wulf

  • Zitat

    Original von Carola



    Na, da bin ich ja beruhigt - wenn ich jetzt auch noch Band 1 auswendig lernen müsste... :D


    Band 1 ist eine sehr theoretische Betrachtung der geistlichen Musik.
    Auf Lateinisch :D


    Band 3 dann wieder deutsch über die damals gebräuchliche Vokalmusik und deren aufführungspraktische Fragen.


  • Lieber Bernhard,
    die Fortsetzung habe ich und schätze sie sehr - muß mal nach dem Renaissance-Band Ausschau halten.


  • Danke für die Korrektur/Ergänzung, der Terminus "stiller Zink" wollte mir einfach nicht einfallen, habe das alles außer der Tenor violin aus dem Hut übersetzt - da rächt es sich, dass ich mein mehrsprachiges Wörterbuch musikalischer Termini an einen Freund verliehen habe (das muss er mir nächste Woche wieder mitbringen :motz: ).

    Einmal editiert, zuletzt von miguel54 ()

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  • Brandneu, heute gekauft, und läuft gerade:



    Eine solche Übereinstimmung von Musik, Instrument und Interpret habe ich schon lange nicht mehr gehört! Auf meiner Lieblingsorgel, einem Instrument von Hans Scherer jr. aus dem Jahre 1624, in der St. Stephanskirche in Tangermünde an der Elbe, der einzigen Orgel des Frühbarock mit originalen Bleipfeifen, die im Aussehen einer von Praetorius abgebildeten verblüffend ähnelt - und die Musik passt wie angegossen auf diese Orgel und ihre mitteltönige Stimmung.


    (Über die Scherer-Orgel werde ich nächste Woche einen Thread eröffnen, habe ich beschlossen.)


    Wie immer bei ALPHA erstklassige Tonqualität und sehr gute Begleittexte. Meine Empfehlung des Monats! Hervorragend, um diese eher unbekannte Seite des Komponisten kennenzulernen - man sollte nicht vergessen, dass er als Organist begann und immer wieder tätig war.

  • Eine sehr vielversprechende Praetorius-Neuerscheinung, eine Michaelisvesper, die mit großem Aufwand wieder zum Erklingen gebracht wurde:



    Auf SA-CD.net ist eine begeisterte Rezension zu lesen. Bessere Klangbeispiele als bei jottpeezee gibt es auf der Internetseite des Labels: "http://www.rondeau.de/" - Der Preis ist bei ersteren aber im Moment einführungsgemäß niedriger, die CD soll ca. am 1. April erscheinen .... Scherz beiseite.

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von miguel54
    Eine sehr vielversprechende Praetorius-Neuerscheinung, eine Michaelisvesper, die mit großem Aufwand wieder zum Erklingen gebracht wurde:



    die CD soll ca. am 1. April erscheinen .... Scherz beiseite.


    Ich habe diese CD bereits (und höre sie jetzt gerade :yes: )


    Die Rekonstruktion der Michaelisvesper folgt der liturgischen Praxis wie sie in Norddeutschland um diese Zeit unmittelbar nach der Refemation üblich war.
    Eine ganze Truppe ausgezeichneter Interpreten wird in dieser neuen CD aufgeboten:
    Der Knabenchor Hannover, eine Choralschola und die Vokalsolisten Hennig Voss, Hans-Jörg Mammel, Nils Ole Peters und Michael Jäckel,
    sowie die Instrumentalisten des Rosenmüller Ensemble das die zeittypischen Streich,- Blas- und Tasteninstrumente verwendet,
    Hille Perl und The Syrius Viols und der Bremer Lautenchor.
    Es wird auf einem hohen Nuveau musiziert, schön der Wechsel zwischen den Solisten, dem Favoritchor und dem "großen Chor".
    Die Aufführung der Vesper mit Knabenstimmen entspricht Praetorius eigenen Klangvorstellungen,
    die von ihm geleiteten Hofkapellen waren ausschließlich mit Knaben- und Männerstimmen besetzt .
    Seine Sammlung "Polyhymnia Exercitatrix" diente ausdrücklich zur Schulung von Kapellknaben,
    in einigen Werken waren einfache unverzierte Stimmen für die wenigererfahrenen Knaben,
    als auch reich verzierte, viruose Solostimmen für bereits versierte Könner notiert.
    Ich hätte diese 21 Nummern umfasstende Vesperrekonstruktion
    noch gerne mit einige Orgelstücken Praetorius
    (oder von anderen Zeitgenossen) und einigen Instrumentalsätze z.B. von Schein etc. ergänzt gehört.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard


  • Mit dieser CD mit weihnachtlichen Sätzen möchte ich auf einen seltenen Fall in den Erinnerungen an Geburtstage und Todestage erinnern. Mir jedenfalls ist er noch nit untergekommen. Ich habe deswegen diese CD gewählt, weil sie einen Satz enthält:" Nun komm der Heiden Heiland", den wir noch am 3. Adventssonntag mit unserem Stammchor aufgeführt haben.


    Michael Praetorius ist am 15. Febrauer 1571 geboren und am 15. Februar 1621 gestorben.


    Heute ist sein 444. Geburtsttag und sein 394. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Seit heute besitze ich diese CD mit Tänzen aus "Terpsichore", einer Sammlung von 312 - überwiegend französischen - höfischen Tänzen von Michael Praetorus. Wie man schon vermuten kann enthalten all die am Markt befindlichen Aufnahmen nur einen kleinen Teil des Gesamtwerks, sodass man leicht 4 oder sechs CD unter diesem Namen erwerben kann, die jedoch völlig andere Stücke enthalten können. Der Inhalt dieser CD entspricht wohl der in Beitrag 16 empfohlenen CD. Sie ist weniger plakativ, als andere Aufnahmen in meiner Sammlung. Ihre besonderen Vorzüge wie Elegance und höfische Authenzität bemerkte ich erst nach einiger Zeit des Hörens, dann aber war das Zuhören pures Vergügen.
    Angesichts des günstigen Preises - aber nicht nur deshalb - ist diese CD eine heisse Empfehlung wert.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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