Tschaikowsky: Ballette

  • Hallo Forianer,


    zu den schönsten Werken Tschaikowskys gehören seine Vertonungen der drei großen Ballette "Schwanensee", "Dornröschen" und "Der Nußknacker".


    Welches sind hierbei eure liebsten Einspielungen dieser Werke auf CD bzw. richtig in Szene gesetzt auf DVD?


    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Beim Nussknacker hatte ich früher zwei Einspielungen alternierend gehört: Ernest Ansermet und Gennadi Rohzdestwenski. Mit der letzten war ich aber nicht ganz glücklich. Die Ansermet-Einspielung wirkte deutlich klarer, rhytmischer. Hinreissend: der Tanz der Schneeflocken. Zu den beiden anderen Balletten mag ich mich nicht äußern: da habe ich nur die jeweiligen (unvollständigen) Ansermet-Einspielungen, von beiden immerhin noch Querschnitte unter Walter Goehr.


    Wenn die Querschnitte auch ein Thema sind, so rangiert beim Nussknacker da auf Platz eins derjenige von Rudolf Moralt. Und in technischer Perfektion: Ansermet, diesmal mit dem London Philharmonic in einer Eispielung für RCA.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Hallo Liebestraum,


    die Tschaikowsky-Ballette sind in iherer Musikalität Werke, die ich hoch einschätze.
    Ich möchte jedoch einräumen, dass das Hören eines gesamten Ballettes auf CD (ohne Bild) schon ein gehöriges Maß an Durchhaltungsvermögen erfordert. Deshalb höre ich gerne die vergrößerten Suitenfassungen der 3Ballette oder stelle diese mir selber aus den GA zusammen.


    Der Hinweis auf DVD-Aufnahmen mit Bild ist interessant. Ich habe bisher einmal Schwanensee live erlebt. Auf DVD mit Bild wäre es auf jeden Fall kuzweiliger, als bei den GA auf LP oder CD.


    :) Eine Aufnahme hat mein Tschaikowsky-Bild entscheidend und zuerst geprägt:
    Tschaikowsky: Der Schwanensee-Ballett-GA
    Jewgenij Swetlanow / Orchester des Bolshoi Theaters Moskau (Eurodisc 3LP)


    Swetlanow ist auch erste Adresse für die Ballette Nussknacker und Dornröschen, diese habe ich selber nicht, könnte diese aber bei meinen Eltern ausleihen, wenn widermal Bedarf wäre (ebenfalls die Ansermet-Decca-Aufnahme von Dornröschen).


    Mein Bedarf wird aber durch die folgenden Aufnahmen voll zufriedenstellen abgedeckt:


    :) Auf CD habe ich die 3Ballette Schwanensee, Nussknacker und Dornröschen als Gegenpol zu Swetlanow in je drei großen Suitenfassungen mit Ormandy / Philadelphia Orchestra (CBS 3CD). Ormandy hat diese Suiten selbst zusammengestellt; diese gehen zeitlich weit über die von Tschaikowsky zusammengestellten Suiten. Trotz des amerikanischen Orchestersounds (es passt hier), der unverkennbar da ist, gefällt mit diese Fassung sehr gut und höre diese mit Begeisterung lieber als andere. Es werden einem direkt die Sätze "vorgesetzt", die wirklich interessant sind, ohne die zeitlich nervenzehrenden Füller beim Gesamt-Ballett -
    für CD-Hörer Klasse so. Auf DVD muß es die GA sein.
    Ormandy läßt alles packend und außerst frisch tönen - so machts Spaß.


    Die Ormandy-Aufnahme von Schwannensee ist erst jetzt Mitte 2006 in der ESPRIT-Serie als Neuauflage erschinen. Die beiden anderen Ballette habe ich jetzt nicht gefunden.

    SONY Esprit, CBS-Aufnahme 1974 ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo,


    es sei angemerkt, dass es zum Nussknacker-Ballett bereits einen Thread gibt. Über die anderen beiden kann ja hier geschrieben werden.


    Komplett gehört habe ich bis jetzt nur den "Schwanensee" an der Staatsoper Berlin. Es war schon sehr lang, aber stellenweise mitreißend und sehr schön.
    Ich habe eine Aufnahme mit den Brandenburger Symphonikern unter ihrem Chefdirigenten Heiko Matthias Förster.




    Gruß, Peter.

  • Hallo,


    die Ballette gehören bei mir in den letzten Jahren zum meistgehörten Tschaikovskij-Repertoire. Allerdings keine Gesamtaufnahmen auf Platte - hier nur die Suiten. Der Grund ist einfach - komplette Ballette sind einfach die Domäne der DVD (und auch älterer Video-Formate), und es war eine interessante Tatsache, dass in der Frühzeit der klassischen Musik-DVD Ballettaufnahmen überproportional verteten waren. Man konnte fast das gesamte klassische Ballettrepertoire auf DVD kaufen, ehe ein vergleichbares Opernrepertoire abgedeckt war.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,


    ich habe den Thread eröffnet, in der Hoffnung, nicht nur CD-Empfehlungen zu erhalten, sondern auch DVD-Aufnahmen. Welche würdest du empfehlen... ?



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Hallo Liebestraum,


    generell einmal kann man bei Bolshoi und Kirov bedenkenlos zugreifen. Bei Schwanensee sollte man irgendwann auch die alte Aufnahme mit Margot Fonteyn und Rudolf Nurejew kennenlernen. Nicht als Referenz, sondern mehr als historisches Dokument früherer Tanzkunst. Den Nussknacker gibt es auch in interessanten "modernen" oder zumindest neuartigen Sichtweisen. Da kann man nicht empfehlen, da muss jeder selbst entscheiden, ob ihm das zusagt.


    Noch ein Nachtrag zu Platteneinspielungen. André Previn hat recht gute gemacht. Falls man ein Schnäppchen machen kann, durchaus nehmenswert. Deutlich besser, ja vielleicht sogar in der Topkategorie sind die Aufnahmen von Richard Bonynge. Der Mann hatte ein Händchen für Ballette, und verständlicherweise von der Oper her Sinn für Dramatik.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zwar geht es hier eigentlich nur um die Musik von Tschaikowsky, aber da wir kein eigenes Kapitel für das Ballett haben, hier mein Hinweis auch die TV-Aufführung des "Dornröschen"-Balletts von Tschaikowaksy im ZDF-Theaterkanal im März 2010:


    Dornröschen
    Ballett nach Charles Perrault von Marius Petipa
    Musik von Peter Tschaikowsky


    Der König Gennady Babanin
    Die Königin Nina Mikhailova
    Prinzessin Aurora Larissa Lezhnina
    Prinz Florimund Farukh Ruzimatov
    Die Fee Carabosse Vadim Guliayev
    Die Fliederfee Zhanna Ayupova
    Catalabutte Gennady Seliutsky
    u.a.
    Kirow-Ballett St. Petersburg
    Bühnenbild: Simon Virsaladze
    Kostüme: Simon Virsaladze
    Musikalische Leitung: Viktor Fedotov
    Inszenierung: Oleg Vinogradov
    Fernsehregie: Bernard Picard
    Place des Arts, Montréal 1989


    Zitat

    In der Fassung des französischen Romantikers Charles Perrault heißt Dornröschen Aurora, und in dieser französischen Kunstmärchenversion, die als Vorlage für das Libretto von Tschaikowskys Ballett gedient hat, sind es
    auch keine 13, sondern nur sieben Feen, die Böse mit eingeschlossen, die hier Carabosse heißt. Auch die Gute Fee der Grimmschen Version hat bei Perrault einen blumigen Namen: es ist die Fliederfee.
    Das Ballett, das Petipa 1889/90 auf der Basis dieser französischen Version schuf, besteht aus vier großen Teilen:
    einem umfangreichen Prolog und drei Akten. Jeder dieser vier Teile schildert eine andere Art von Fest: der Prolog
    Auroras Tauffest, der 1. Akt die Feier ihres 16. Geburtstages, der 2. Akt ein festliches Picknick im Rahmen eines höfischen Jagdausflugs des Prinzen Florimund, und der 3. Akt schließlich die Hochzeitsfeier der beiden.
    Bei allen Veränderungen ist der Handlungskern des Balletts jedoch immer noch mit dem des Märchens identisch.


    Die Sendetermine im ZDF-Theaterkanal:


    Mittwoch, 3. März
    Montag, 8. März
    Samstag, 20. März
    Donnerstag, 25. März
    Dienstag, 30. März
    jeweils um 10.45 Uhr


    Sonntag, 7. März
    Freitag, 12. März
    Mittwoch, 17. März
    Montag, 22. März
    jeweils um 16.45 Uhr


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ein gesamtes Tschaikowsky-Ballett auf CD zu hören ist mir ohne Bildeindrücke zu langweilig. Dazu müßte man die DVD haben oder das Ballett LIVE ansehen.


    Ich habe die GA der drei Ballette mit Ozawa und Pletney (DG, 5CD). Wirlich auch ordentliche Aufnahmen. Diese aber noch nie komplett gehört.


    Das liegt daran, dass mir nach wie vor sind die großen Suitenfassungen von und mit Ormandy zum Hören auf CD noch die kurzweiligsten und interessantesten Fassungen sind (ich berichtete 2006 bereits hier und liefere jetzt auch die Abb zu den favorisieten Aufnahmen). Die großen Ballett-Suiten sind für jedes Ballett in der Länge einer CD zusammengefasst.
    :yes: Feuriger hat diese Musik keiner besser abgeliefert als Ormandy:


    Dornröschen - große Ballettsuite Spieldauer 51Minuten

    SONY, 1968, ADD


    Nussknacker - große Ballettsuite Spieldauer 49Minuten

    SONY, 1974, ADD


    Schwanensee - große Ballettsuite Spieldauer 53Minuten

    SONY, 1974, ADD


    Mit Ormandy gibt es auch die von Tschaikowsky vorgegebenen Suitenfassungen. Daher nicht mit diesen verwechseln.
    Schwanensee und Nussknacker sind bei mir in noch auf der uralten Doppel-CD-Version des Labels DUETT zusammengefasst (ein ehemaliges Budget CD-Label mit CBS-Aufnahmen). P 1988 steht auf den CD´s.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Der Klassiker schlechthin:



    Tschaikowsky: Schwanensee
    (Margot Fonteyn, Rudolf Nurejev, Ballett der Wiener Staatsoper, Wien SO, John Lanchberry / 1966)


    :jubel: :jubel: :jubel:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • 4. März 1877:
    Das Ballett
    Schwanensee von Pjotr Iljitsch Tschaikowski
    erlebt am Moskauer Bolschoi-Theater seine Uraufführung.
    Da das Bolschoi-Ballett zu diesem Zeitpunkt noch nicht das Niveau hat, das Stück zu tanzen, werden die schwierigen Teile durch einfachere Musikstücke ersetzt und das Ballett fällt beim Publikum durch.



    Das Libretto stammt von Wladimir P. Begitschew und Wassili Geltzer und entsprach ganz der Vorstellung des Komponisten Tschaikowski. In Schwanensee lassen sich häufige Motive zahlreicher Märchen nachweisen: Insbesondere die unglücklich verzauberte Prinzessin, die durch die Liebe eines Prinzen erlöst wird. Auch das unglückliche Ende des ursprünglichen Librettos ist ein bekanntes Märchenmotiv des Schwanenmädchens.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald,


    ich schlage vor, dass du uns nicht nur an den 135., 161., 142.,... usw. Jahrestag der Uraufführung erinnerst, sondern gleich noch pro Halbjahr oder besser noch je Vierteljahr... - Was soll dieser Schwachsinn hier und in den anderen Threads?


    :hello: LT

  • Lieber Harald,


    ich schlage vor, dass du uns nicht nur an den 135., 161., 142.,... usw. Jahrestag der Uraufführung erinnerst, sondern gleich noch pro Halbjahr oder besser noch je Vierteljahr... - Was soll dieser Schwachsinn hier und in den anderen Threads?


    Das ist aber starker Tobak! Ich kann jedenfalls an diesen Postings nichts bemängeln. :thumbdown:
    Wieso Schwachsinn? Hier offenbart sich das geballte Wissen eines verdienstvollen Forenmitglieds. Es gibt sicherlich viele andere Beiträge, auf die man verzichten könnte...


    Liebe Sonntagsgrüße vom

    .


    MUSIKWANDERER

  • Also ich werde auch immer wieder gern erinnert. - Warum auch immer. Den Schwanensee hatte ich lange nicht mehr gehört, obwohl mir der Blumenwalzer immer wieder einmal als Ohrwurm beschäftigt.
    Wenn ich es unwichtig finden sollte, lese ich es einfach nicht mehr.
    Also Harald: Weiter so!
    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Lieber Harald, ich lasse mich durch Dich außerordentlich gern erinnern. Und wenn es der 137. Jahrestag wäre! Wie oft bin ich durch Deinen Kalender auf Stücke aufmerksam geworden, die ich lange nicht gehört habe und mir nun mit größter Freude wieder vornehme. Bitte weiter so, wünsche auch ich mir.


    Herzlichen Dank sagt Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo Harald,


    lass Dich nicht entmutigen - :hello: weiter so !


    Ich will mal die Gedankengänge allgemein so formulieren:
    Man öffnet TAMINO - sieht die "Neusten Beiträge". Tschaikowsky´s Ballette ist ein Thema was mich davon interessiert - klicke es an und denke: "Huch, was hat der Opernfreak Harald denn da zu schreiben" - lese dann 135.Jahres-Jubiläum. Ernüchterung kommt auf, weil das inhaltlich wenig zu den Balletten, Aufnahmen oder Sonstigem beiträgt. Denke: "Sch... , verdammt, ist das schon 135 Jahre her - :D wat´n alter Kram das mittlerweile schon ist. Man wird alt !"

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Sagt mal: Welches der drei großen Tschaikowskij-Ballette ist euch eigentlich am liebsten?


    Das bekannteste ist ja vielleicht "Der Nußknacker", aber ist es auch das beste?


    Ich jedenfalls höre die "Nußknacker"-Suite bei weitem am öftesten, wieso auch immer.


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Sagt mal: Welches der drei großen Tschaikowskij-Ballette ist euch eigentlich am liebsten?


    Dornröschen (allerdings sind die Abstände minimal!)



    Zitat

    Das bekannteste ist ja vielleicht "Der Nußknacker", aber ist es auch das beste?


    Gibt es ein berühmteres oder bekannteres Ballett als Schwanensee?



    Zitat

    Ich jedenfalls höre die "Nußknacker"-Suite bei weitem am öftesten, wieso auch immer.


    Das liegt in der Natur der Sache. Die vollständigen Ballette anhören ist auch nicht mein Ding. Die schaue ich mir an...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Josef, die drei Ballette habe ich in der GA-Box (5CD) mit Ozawa und Pletnew (DG).


    Aber am liebsten höre ich (als Konzertmusik ohne Bild) die grossen Suitenfassungen von Eugene Ormandy (CBS/SONY), die ich Beitrag 9 vorstellte.
    Du hast recht, der Nussknacker steht wegen fabelhaft Instrumentierten der Ohrwurmsätze vorne - bei mir gleichauf mit dem dort bei Ormandy sehr sinfonisch klingenden Schwanensee.
    Erst dann folgt Dornröschen in der grossen Suite, die ich dann gerne durch Resphighis Zauberladen (auf der Ormandy-CD gekoppelt) ergänze.


    :thumbup: Ormandy gibt den Werken mit seinem Philadelphia Orchestra einen Schuss Amerikanität, der mir für diese Ballette unheimlich gut gefällt: Saftige Blechbläser, detailreiches Klangbild; das ganze mit Feuer und damit absolut kurzweilig präsentiert. Diese grossen Ballettsuiten dauern alle so um die 40-50Minuten und sind in diesen Aufnahmen von Ormandy hervorragend aus den drei Gesamtballetten ausgewählt.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Jetzt haben wir fünf themenfremde Beiträge, die einen, der immerhin eine plausible Entschuldigung hat, den thread nach vorne geholt zu haben, kommentieren. Bitte überlasst doch die Entscheidung, ob ein Beitrag passt oder nervt, den Moderatoren.


    @Joseph: Die üblichen Suiten sind, soweit ich sie kenne, nicht repräsentativ für die Ballette. Die Nussknacker-Suite ist ein besonders extremer Fall, weil mehr als die Hälfte der Stücke aus einem einzigen Abschnitt des Balletts kommen und die ganze erste Hälfte in der üblichen Suite fehlt (außer der Ouverture).


    Schwanensee und Dornröschen sind insgesamt dramatischere, romantischere Stücke als der stellenweise (besonders eben in den Tänzen der Suite) etwas niedliche Nussknacker. Auch wenn die kompletten Ballette (Nussknacker ist das kürzeste) ein paar Längen aufweisen mögen, zumal wenn als reine Musik gehört, lohnen sie sich auf jeden Fall. (Ich habe ja schon in anderen threads die Außenseiterposition vertreten, dass es bessere Stücke sind als die "ernsthaften" Sinfonien Tschaikowskys)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich mag am liebsten und mit riesigem Abstand den Schwanensee. Und zwar die lange Fassung. Die Walzerseeligkeit, herrlich. Ich habe das dann noch tagelang im Ohr.


    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Deutlich besser, ja vielleicht sogar in der Topkategorie sind die Aufnahmen von Richard Bonynge. Der Mann hatte ein Händchen für Ballette, und verständlicherweise von der Oper her Sinn für Dramatik.


    Wohl wahr! Jetzt, nach über zehn Jahren, kann ich das absolut bestätigen.



    Man kann ja heutzutage mittels Spotify und Co. leicht vergleichend komplette Sätze hören. Jedenfalls hat mich Bonynge beim "Schwanensee" (1975) von allen westlichen Aufnahmen tatsächlich am meisten überzeugt. Mit dem National Philharmonic Orchestra hatte er für die drei Ballette auch ein Top-Ensemble zur Verfügung, bestehend aus den besten Spielern der führenden Londoner Orchester.


    Als einer der ganz wenigen gibt es bei Bonynge auch keinerlei Kürzungen. "Schwanensee" kommt hier auf stattliche 165 Minuten, allerdings nur in der oben links gezeigten 6-CD-Box aller drei Ballette. In der einzeln erhältlichen Doppel-CD (oben rechts) wurde der optionale Pas de deux (vier Nummern, insgesamt 8:50 Minuten) gestrichen, um es auf zwei CDs unterbringen zu können. Dabei enthält dieser mit die schönste Musik im dritten Akt.



    Die beste russische Aufnahme muss auch genannt werden: Swetlanow mit dem Staatlichen Symphonieorchester der UdSSR (1988). Das einzige, was man hier bemängeln könnte, ist der fehlende Pas de deux. Er kommt trotzdem auf eine Gesamtspielzeit von 154 Minuten ist schlägt somit insgesamt ähnliche Tempi an wie Bonynge. Es gibt von Swetlanow noch eine Einspielung der Suite (1987), bei der ich jedoch einige wichtige Nummern vermisse (allerdings ein generelles Problem der "offiziellen" Suite).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Für mich ist der König aller Ballette der Schwanensee.


    Ich hatte das große Glück, dieses Ballett aller Ballette 1987 in Perm zu erleben. Was man da an Qualität und Tradition auf die Bühne stellte, das ist in unseren Gefilden kaum nachvollziehbar. Kein Choreograph würde auf die Idee kommen, an den Originalbewegungen etwas zu verändern, kein Bühnenbilder würde sich um die Strafe der Steinigung erlauben, die Akte im Schloß oder am See (mit einem wunderbaren angedeutetem Schloß im Hintergrund) irgendwohin zu verlegen und kein Kostümbildner würde dort je einen Gedanken daran verschwenden, Kostüme aus einer anderen Zeit zu entwerfen.


    Die Russen leben und lieben ihre Tradition, und das ist gut so.


    Das Permer Ballett hat noch dazu eine beachtliche Tradition. Während des 2. Weltkrieges hat die sowjetische Regierung das Leningrader Theaterensemble in sichere Gefilde gebracht und sie so vor der Belagerung gerettet. Das Leningrader Ballett mit allen Stars wurde an das Tschaikowski-Opernhaus in Perm verfrachtet (Tschaikowski ist im etwa 400 km enfernten heutigen Wotkinsk geboren), und hier wurde eine jahrhundertealte Tradition fortgesetzt. Bis heute gehört das Ballettensemble Perm zu den besten russischen Kompanien mit zahlreichen Gastspielen in der ganzen Welt. Von den in Perm erlebten Ballettaufführungen (auch noch Dornröschen und Giselle) und Opern (u.A. Troubadour, Othello, Traviata, Butterfly) träume ich heute noch wegen ihrer realistischen Darstellung und hervorragenden Interpretationen.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Für mich ist der König aller Ballette der Schwanensee.


    Das würde ich mittlerweile auch so unterstreichen wollen. Natürlich müsste man neben den drei Tschaikowski-Balletten noch zumindest jene von Léo Delibes in Betracht ziehen. Diese scheinen aber im Vergleich völlig an den Rand gedrängt worden zu sein.


    Du bist wirklich zu beneiden, lieber La Roche, dass es Dir vergönnt war, das schönste Ballett noch zu Sowjetzeiten in Perm zu erleben. Damals gab es fraglos noch den charakteristischen alten russischen Orchesterklang, den man mittlerweile nur mehr ganz vereinzelt bei den wenigen verbliebenen großen Alten (Roschdestwenski, Fedossejew) findet.


    Gestern hörte ich mir erstmals "Dornröschen" komplett an, und zwar in der oben bereits gezeigten Gesamtaufnahme von Jewgeni Swetlanow. Dass Tschaikowski dieses sein zweites Ballett als sein bestes einstufte, führe ich nicht zuletzt auf die ungerechtfertigte Ablehnung des "Schwanensees" zurück, dessen Siegeszug er ja leider nicht mehr erlebte. Ja, auch "Dornröschen" ist ein brillantes Werk. Allerdings muss ich persönlich sagen, dass es für mich nicht ganz an "Schwanensee" heranragt. Natürlich gibt es bezaubernde Stellen. Aber der einzige richtige Ohrwurm ist m. E. der berühmte Walzer im ersten Akt. Anders als "Schwanensee" hat "Dornröschen" ein eindeutig positives Finale, eine regelrechte Apotheose.


    Obwohl ich solch pompöse Musik durchaus schätze, muss ich sagen, dass eine gewisse Monotonie am Ende kaum zu bestreiten ist. War das gewollt und implizite Kritik am russischen Kaisertum? Ich lehne mich vielleicht weit aus dem Fenster, aber in gewisser Weise kam es mir vor wie der Prototyp des hohlen Pomps zur finalen Selbstbeweihräucherung, den Schostakowitsch Jahrzehnte später so meisterhaft zur Schau gestellt hat, besonders in seiner 5. und 12. Symphonie. Wir wissen ja durch Tschaikowskis persönliche Aussagen, dass er gerade seinen prunkvollen Werken wie "1812" oder der 5. Symphonie später eher ablehnend gegenüberstand. Die Reaktion von Zar Alexander III., der den Komponisten nach der Uraufführung in seine Loge bat, war angeblich ein "Sehr schön", was Tschaikowski einigermaßen verwirrt haben soll, da er sich noch mehr erwartete.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Der deutsch-französische Kultursender Arte bietet das Ballett Schwanensee bis 18. März 2021. Es ist eine Produktion der Ukrainischen Staatsoper aus dem Jahr 2019.


    Eine Aufführung im besten klassischen Sinn. Dekor und Handlung otientieren sich am Original. Einige Überraschungen hat Valery Kovtun in die Inszenierung eingebaut. Zwei zusätzliche Walzer und schwarze Schwäne. Die Tänzerinnen und Tänzer liefern eine makellose Performance.


    Die Lichtregie in der Schlussszene ist hervorzuheben, wenn der Zauberer und die hinzugefügten schwarzen Schwäne im roten Lichtkegel tanzen und das Blau in Weiss sich ändert.


    Mykola Dyadura kennt die Partitur und leitet das Orchester der Ukrainischen Staatsoper durch die Partitur.


    Man kann nachvollziehen, wenn am Schluss das Publikum Standing ovations gibt.


    https://www.arte.tv/de/videos/098147-000-A/schwanensee/


    Die Qualität am Fernsehflachbildschirm ist vorzuziehen.

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928