Legendäre Tontechniker, Produzenten, Studios und Locations der Klassikbranche

  • Liebe Forianer,


    Wenn wir hierr über Tonaufnahmen sprechen, bzw schreiben, dann fallen viele Namen von Interpreten.
    Selten, nur allzu selten werden jedoch Produzenten und - imo noch wichtiger - Tontechniker erwähnt.
    Dabei war es speziell in der Anfangszeit von HIFI und Stereo sehr wichtig WER da die Hand an den Reglern hatte und welches Studio zur Verfügung stand.


    Ich ge so weit zu behaupten, daß der Tontechniker von einst (gemeint sind hier speziell die 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts) fast ebenso großen Anteil am Gelingen einer Produktion hatte, wie die aktiv Ausführenden. Manche Toningenieure haben den Aufnahmen, die sie machten ihren unverwechselbaren Stempel aufgedrückt - das konnte beglückend - aber auch frustrierend sein.


    Ich kenne einige wenige Namen im Klassikbereich, deren Tonaufnahmen bis heute unerreicht sind - zumindest nach meinem Dafürhalten.


    Mich würde interessieren, ob auch ihr solche "Stars" der Tontechnik kennt, bzw ob es solche noch heute gibt. Ich habe rein subjektiv den Eindruck, daß bei leicht gehobenem Allgemeinlevel (negative Aussreißer sind selten geworden) die Individualität der "Götter am Reglerpult" nachgelassen hat. Sie sind beliebig ersetzbar. (??)


    mfg


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Guten Abend,


    Ich hätte zu dem Thema eine Frage: Weiss jemand, wer für die m.E. ausserordentlich gute Qualität de Philips Klavieraufnahmen, insbesondere derer Alfred Brendels, verantwortlich ist ?


    Beste Grüsse,


    Jürgen

  • Ich hab grade nachgeschaut.


    Unterschiedliche Locations, unterschiedliche Toningenieure quer durch die Serien.
    Der spezielle Philips Klang, klar - hell und schlank - er kommt Klavier generell entgegen - dürfte auf das verwendete Tonaufnahme-Equipment zurückzuführen sein.


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    für den Klang zuständig ist normalerweise hauptsächlich der "Toningenieur" ("sound engineer" oder "balance engineer"). Die Begriffe Produzent, Tonmeister, Aufnahmeleiter, Toningenieur, Tontechniker sind leider nicht eindeutig definiert, teils werden sie von den einzelnen Labels sehr unterschiedlich benutzt. Vor allem im deutschen Sprachbereich herrscht eine ziemliche Begriffsverwirrung, u.a. weil es hier die unklare (und unübersetzbare) Bezeichnung "Tonmeister" gibt, die sowohl Aufnahmeleiter als auch Toningenieur als auch eine Personalunion von beidem bedeuten kann.
    Im Zweifelsfall sind die englischen Bezeichnungen aussagekräftiger.


    Als "Tontechniker" wird im allgemeinen der reine Techniker bezeichnet, der für den reibungslosen Ablauf, aber nicht für den Klang einer Aufnahme verantwortlich ist.


    Dies nur damit ihr in den Booklets nicht nach den falschen Leuten sucht...



    zu Philips:
    Das Equipment würde ich eher nicht für einen typischen Klang verantwortlich machen, auch wenn die großen Labels regelmäßig in das Innenleben der Geräte "von der Stange" eingegriffen haben, um einen noch besseren Klang herauszukitzeln.
    Für Brendel verantwortlich war jahrzehntelang der Philips-Startonmeister Volker Straus. Sofern er nur als "Producer" aufgeführt ist, darf man davon ausgehen, daß ebenso die Klangeinstellung auf sein Konto geht, auch wenn ein "sound engineer" mit von der Partie war. Straus wurde irgendwann nach 1990 pensioniert.


    Gruß, Khampan

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  • Hallo,


    ich bin eigentlich nicht besonders audiophil veranlagt, aber es gibt doch noch den einen oder anderen Namen, der mir einfällt:


    - Georges Kisselhoff, der viel für Calliope gearbeitet hat (und immer noch arbeitet ?)


    - René Gambini, Gründer und Tonmeister des Labels Lyrinx, das ganz ausgezeichnete Klavieraufnahmen macht.


    - Die Herren Dabringhaus und Grimm machen, nach den CDs von MDG, die ich besitze (z.B. die Liszt-Aufnahme von Bavouzet) einen guten Job.


    Naja, "Legenden" sind das wohl keine, aber Leute die für kleinere Labels mit viel Liebe und Sachverstand bei der Sache sind.


    Beste Grüsse,


    Jürgen

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Ich hab grade nachgeschaut.


    Der spezielle Philips Klang, klar - hell und schlank - er kommt Klavier generell entgegen - dürfte auf das verwendete Tonaufnahme-Equipment zurückzuführen sein.


    Lieber Alfred,


    Ich habe bereits einmal hier im Forum geschrieben, kann es aber leider nicht zurückfinden, daß jene Philips Klang kam, weil Philips damals ein besonder guten Tontechniker hatte. Die Name habe ich vergessen, aber ist in meinem Beitrag zu finden. Der mann (und sein Team) war einmalig.


    LG, Paul

  • Hallo Paul,


    über die Suchfunktion kommt man auf deinen früheren Beitrag. Da tauchen folgende Namen auf:
    Jaap van Ginniken / Wilhelm Hellweg / Volker Strauss / Onno Scholtze


    Jaap van Ginniken kenne ich nicht. Hellweg (selbst Pianist) war der Gegenspieler von Straus (in Holland schrieb er sich ohne -ss) und etwas mehr fürs "grobe". Scholtze entwickelte eine eigene, mehr "abgerundete" Klangphilosophie, und kam überhaupt etwas später dazu, oder?


    Gab es vielleicht Ginniken + Straus als Team?
    Als Holländer kannst du ja mal unverbindlich beim Philips-Nachfolger Pentatone Classics anrufen. Die alten Kollegen dürften an keine Schweigepflicht mehr gebunden sein...
    (Interessant, wenn man auf die Hompage von Pentatone geht, wird einem gleich das DSD-Remaster einer alten Straus-Aufnahme präsentiert, Schumann mit Inbal, darunter der Hinweis: Producer: Volker Straus †)


    Gruß, Khampan

  • ist unter Plattensammlern wegen der hervorragend klingenden Mercury-LPs (u.a. mit Kubelik, Dorat, Starker,...) ziemlich bekannt. Es bestand aus Robert ("Bob") Fine und Wilma Cozart Fine. Hier nähere Infos:


    http://www.soundfountain.com/amb/mercury.html


    Von der EMI dürften Suvi R. Grubb und Christopher Parker recht bekannt sein. Bei der DECCA natürlich Culshaw als Produzent.


    Freundliche Grüße


    Heinz

  • Hallo Khampan,


    Es waren meist Jaap van Ginniken und Straus. Sie waren ein Unikum.
    Was ihn so unterscheidete, war offenbar ihr Gehör oder ihr Vorstellungsvermögen.
    Jedenfalls erkannte man sofort ein Werk, wo sie Toningenieure waren, zusammen sowie vereinzelt.


    LG, Paul

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  • Zitat

    Original von JuergenB
    - Die Herren Dabringhaus und Grimm machen, nach den CDs von MDG, die ich besitze (z.B. die Liszt-Aufnahme von Bavouzet) einen guten Job.


    Auf Dabringhaus und Grimm bin ich - warum auch immer - erst vor kurzem gestoßen durch die bereits in einem anderen Thread erwähnte Gesamtaufnahme von Regers Orgelwerk durch Rosalinde Haas.
    Ich weiß gar nicht, ob man hier so öffentlich sagen sollte, aber bis dahin dachte ich ja, dass DG ein (audiophiler) Ableger der Deutschen Grammophon ist.
    Die Aufnahme von Regers Orgelwerk fand ich zum größten Teil ziemlich gut, habe mir daraufhin noch die CD mit Brahms' Op. 116-119, gespielt von Elisabeth Leonskaja, gekauft und war über diese Aufnahme sehr positiv überrascht. Als ich sah, dass eine Aufnahme von Tschaikowskys Jahreszeiten ebenfalls dort erschienen ist, habe ich letzte Woche gleich zugegriffen und der gute Eindruck hat sich nur verstärkt. Vor allem die beiden Klavieraufnahmen bestechen durch einen sehr klaren, aber nicht aufdringlichen Klang.


    Mit durchschnittlich fast 20 Euro sind die CD's zwar in einem höheren Preissegment, aber solange die Aufnahme sich hören lassen kann, zahle ich den Preis gerne.


    Viele Grüße,
    Benjamin

  • Zitat

    Ich weiß gar nicht, ob man hier so öffentlich sagen sollte, aber bis dahin dachte ich ja, dass DG ein (audiophiler) Ableger der Deutschen Grammophon ist.


    Das kommt von den vielen Kürzeln, bzw von deren falscher Auslegung


    DG = Deutsche Grammophon
    DGG = Deutsche Grammophon Gesellschaft (obsolet , ich verwende es noch gelegentlich, weil es eindeutiger ist , und eleganter)
    MDG = Musikproduktion Dabringhaus und Grimm


    mfg
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Einer der legendärsten Tonmeister ist der mittlerweile verstorbene, zeitlebens für DECCA tätige Kenneth Wilkinson gewesen.
    Er ist maßgeblich an der Entwicklung des DECCA-Sounds beteiligt gewesen und alle seine Aufnahmen gehören zum feinsten, was es gibt.


    Gruß,
    Michael

  • Ein Tonmeister, den ich für sehr begabt halte ist Michael Brammann. Er ist z.B. für die Aufnahmen von N. Harnoncourt verantwortlich, die ich allesamt für tontechnisch exzellent halte (interpretatorisch eigentlich auch... :D).


    Gustostückerl sind IMO N.H.s Schubert, Beethoven und Brahms, die alle durch die Technik nocheinmal einen Pluspunkt bei mir haben.

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

  • Zitat

    Original von Michael Schlechtriem
    Einer der legendärsten Tonmeister ist der mittlerweile verstorbene, zeitlebens für DECCA tätige Kenneth Wilkinson gewesen.
    Er ist maßgeblich an der Entwicklung des DECCA-Sounds beteiligt gewesen und alle seine Aufnahmen gehören zum feinsten, was es gibt.


    Lieber Michael,


    Ich kann Deine Aussage völlig bestätigen. Und auch die Taminos, die jene berühmte Ferrieraufnahme der Bach/Händelarien (8-10 Oktober 1952) haben.


    LG, Paul

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  • Zitat

    Original von georgius1988
    Ein Tonmeister, den ich für sehr begabt halte ist Michael Brammann. Er ist z.B. für die Aufnahmen von N. Harnoncourt verantwortlich, die ich allesamt für tontechnisch exzellent halte (interpretatorisch eigentlich auch... :D).


    Gustostückerl sind IMO N.H.s Schubert, Beethoven und Brahms, die alle durch die Technik nocheinmal einen Pluspunkt bei mir haben.


    Dvorak 9. nicht zu vergessen.
    Ich finde die Brahms Sinfonien allerdings tontechnisch nur normal gut, nicht überragend. Etwas flach (stark gestützt), nichtsdestotrotz viele Huster aus dem Publikum (die sich, wie wir wissen, eigentlich beseitigen ließen). Dvorak ist wohl dank Concertgebouw sehr viel besser, da kann womöglich Herr Brammann gar nix für :untertauch:


    Gruß, Khampan

  • Und wer ist verwantwortlich für die eisig harschen, digital klirrenden Mozartsinfonien Harnoncourts aus dem Concertgebouw? :rolleyes:
    Fantastisch (und m.E besser als das meiste bei Teldec, was ich kenne, vielleicht mit Ausnahme der Dvorak sinfonischen Dichtungen) klingen die RCA/harmonia mundi-Aufnahmen NHs, frühe Mozartsinfonien, Haydn, Bartok.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • In der goldenen Zeit der Stereoschallplatte gab es einige Studios, Konzertsäle und andere Locations, die geradezu einen legendären Ruf genossen. Ähnliches ist über einige verantwortliche Toningenieure zu sagen. Man ging davon aus, daß diese Studios und Tontechniker eine Art Gütesigel für akustisch gelungenene Aufnahmen galten. Die Mehrheit der Plattenkäufer nahm davon indes kaum Notiz, und ob diese Namen heute noch bekannt sind, das vermag ich nicht zu sagen. Dieser Thread wird es zeigen. Auch heute git es noch solche Tontechnikikonen, da aber das Niveau insgesamt angestiegen ist, so stehen sie nicht so im Mittelpunkt wie ihre berühmten Kollegen aus der Vergangenheit.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • jIch war jetzt doch ganz erstaunt, als ich sah, dass das autobiographische Buch des EMI-Produzenten Suvi Raj Grubb nicht nur auf dem secondhandmarkt sondern auch noch ganz regulär auf dem ersten Markt und als Massenprodukt Taschenbuch erhältlich ist. Spricht doch für eine anhaltende Wertschätzung und Bekanntheit legendärer Produzenten des goldenen Zeitalters der Musikindustrie.


    Er hat Jehova gesagt!

  • Günter HERMANNS


    Einer der berühmtesten Tonmeister der Deutschen Grammophon Gesellschaft war Günter Hermanns. Er war für die meisten Tonaufnahmen mit Herbert von Karajan verantwortlich. Soweit ich weiß stammen all 3 Beethoven Zyklen mit Karajan und den Berliner Philharmonikern von ihm. Karajan schätzte ih sehr, böse Zungen behaupteten, der Grund für diese Wertschätzung sei, daß er Karajan in Spezialfällen sebst ans Mischpult ließ. - Böse Zungen..........


    Die deutsche Wikipedia würdigt ihn keines Wortes, wohl aber die englische

    Zitat


    Günter Hermanns was a Classical recording engineer and producer. He recorded and worked with Herbert von Karajan and the Berliner Philharmoniker very closely. He worked exclusively for the German DGG record company from the late 1950s until the 1980s. He has also recorded Claudio Abbado, Mstislav Rostropovich, Karl Böhm, Plácido Domingo, Anne-Sophie Mutter, Wilhelm Kempff, Carlo Maria Giulini, Rafael Kubelik, and others.


    Durch den Einsatz unzähliger Stützmikrophone erzielte er einen transparenten Klang auf Kosten der realen Räumlichkeit

    ER idt sozusagen Mittäter oder Hauptverantwortlicher für den berühmt-berüchtigeten -Karajan-Breitwandklang


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ich weiß nicht, ob ich die Intentionen von Alfred richtig einschätze, möchte hier aber eine kleine Liebeserklärung für ein besonders gutes "Aufnahmestudio" einbringen: Die Christuskirche in Berlin-Oberschöneweide (Ortsteil mit früherem Sitz der AEG). Meinen Text habe ich zum großen Teil der Web-Site der Kirche entnommen.


    Ich kenne aus eigenem Erleben während meiner Jahresurlaube in Berlin von 1962 bis 1965, die mich aus persönlichen Gründen täglich nach Oberschöneweide führten, dieses Gotteshaus. Damals war es schon keines mehr, weil es Kriegsschäden gab, die nicht zu beheben waren. Ich habe damals die Organistin kennenlernen dürfen, eine bewundernswerte ältere Dame, die sich traurig über den Zustand "ihres" Instrumentes äußerte, mich aber mal auf der Orgel spielen ließ - natürlich nicht professionell, nur laienhaft. Das aber reichte zur Vorstellung, dass dieses Instrument sehr gut war, sich aber in einem bedauernswerten Zustand befand.


    Die besonders gute Akustik dieses Gotteshauses hat seit Anfang der 60-er Jahre die ETERNA nach Oberschöneweide geführt, weil die Toningenieure hier ideale Voraussetzungen für Klassikaufnahmen vorfanden. Die akustischen Vorzüge der Kirche überwogen die vorhandenen Mängel (desolate Heizungsanlage, defekte Kirchenfenster und keine Chance für einen Telefonanschluss). Die relativ ruhige Lage der Kirche konnte allerdings Anfangs empfindlich durch Flugverkehr gestört werden, weil in den ersten Jahren der Flughafen Tempelhof noch regelmäßig angeflogen wurde und die Einflugschneise genau über der Kirche verlief.


    Zu den Orchestern und Chören, die sich für ETERNA hier regelmäßig einfanden, gehörten z. B. die Akademie für Alte Musik, das Berliner Sinfonie Orchester, das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach, das Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin, das Orchester der Komischen Oper und die Staatskapelle Berlin. Dirigiert haben hier u.a. Paul Dessau, Claus Peter Flor, Heinz Fricke, Hartmut Haenchen, Günther Herbig, Bernhard Klee, Helmut Koch, Kurt Masur, Heinz Rögner, Kurt Sanderling und Otmar Suitner. So wurden u.a. unter Otmar Suitner und der Staatskapelle Berlin alle Sinfonien von Beethoven, Schubert, Schumann, Brahms und Dvorak hier eingespielt, Kurt Sanderling nahm mit dem BSO alle Sibelius-Sinfonien, eine Auswahl von Sinfonien von Mahler und Schostakowitsch auf. Peter Rösel spielte als Solist alle Klavierkonzerte Beethovens und Rachmaninoffs. Bei Opern und Oratorien wirkten u.a. Theo Adam, Eberhard Büchner, Dietrich Fischer-Dieskau, Helen Donath, Sylvia Geszty, Jochen Kowalski, Siegfried Lorenz, Edith Mathis, Kurt Moll, Dagmar Schellenberger, Peter Schreier (auch als Dirigent), Reiner Süß, Siegfried Vogel und Bernd Weikl mit.


    Neben Sinfonik, Kammermusik und Oratorien wurden auch zahlreiche Operngesamtaufnahmen für ETERNA produziert u.a. "Die lustigen Weiber von Windsor" (Nicolai), "Alfonso und Estrella" (Schubert), "Der Wildschütz" (Lortzing) oder "Puntila" (Dessau). Alles Aufnahmen die noch heute von BERLIN Classic vertrieben werden.



    (Copyright für die Fotos: Hans-Joachim Beeskow (2007).

    .


    MUSIKWANDERER

  • Ja es trifft meine Intentionen genau !!
    Es muß in Berlin allerdinmgs ZWEI Kirchen mit ähnlichem Namen gegeben haben, wo noch dazu BEIDE als Aufnahmestudio genutzt wurden.
    Im Internet fand ich dazu folgendes Statement, als ich gestern (erfolglos) nach den Lebensdaten von Günter Hermanns suchte:


    Zitat

    die Berliner Jesus-Christus-Kirche galt für die Tontechniker als problematisch halliger Aufnahmeraum mit div. Echos. Karajans DG-Tonmeister Günter Hermanns begegnete dem tückischen Klang u.a. durch eine Vielzahl an Stützmikrofonen


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ja, es gibt noch die berühmte Jesus-Christus-Kirche Dahlem .....


    Zitat


    Nutzung als Tonstudio


    Dank der hervorragenden Raumakustik wird die Jesus-Christus-Kirche auch als Tonstudio genutzt. Seit fünf Jahrzehnten dient die Kirche führenden Orchestern, Chören, internationalen Solisten und Dirigenten, wie auch weltweit marktführenden Schallplattenunternehmen, Rundfunk- und Fernsehfirmen als Produktionsort.


    Hier der Wiki Beitrag


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Günter HERMANNS


    Ich halte die Jesus-Christus-Kirche in West-Berlin für einen exzellenten Aufnahmeort, der ja heute auch immer noch rege genutzt wird. Wenn ich bedenke, wie viele hervorragende Aufnahmen dort entstanden sind - unglaublich.


    Günter Hermanns ist sicherlich kein besonders herausragender Tonmeister. Er hat sich eben Karajans Wünschen unterworfen und war diesem stets "zu Diensten". Das dürfte sein ganzer Verdienst gewesen sein.

  • Christopher PARKER


    "Die Nachwelt flicht dem Mimen keine Kränze" - so sgt ein altes Sprichwort aus der Zeit vor ver Ton und Videoaufnahme, weil diese Kunst ja eine flüchtige war, die nicht festgehalten werden konnte.
    Generell neigt die Nachwelt - auch heute noch - dazu vergangene Großen zu vergessen. So geschehen mit einem der "Star-Tontechniker" der EMI, Christopher Parker, der für zahlreiche Klassik-Aufnahmen der EMI in den 50er, 60er und 70er Jahren verantwortlich zeichnete, genauere Daten sind mir nicht bekannt.
    Aufnahmen, er als Tontechniker gennt wurde, konnte man aust tontechnischer Sicht bedenkenlos kaufen, der Mann war ein Könner ersten Ranges.


    Ganz vergessen dürfte er indes doch nicht sein, denn bei den Amozon Bewertungen schreibt ein Leser-Rezensent namens K.K. Friedgen über die MONO Aufnahme von Beethoven Sinfonien unter Klemperer aus dem Jahre 1954/55:

    Zitat

    Zusammen mit einer majestätischen Eroica wurden sie (1954/55) noch in Mono-Klangqualität aufgenommen. Ohne Wissen Legges hat der Toningenieur Christopher Parker in einem separaten Kontrollraum von der Siebten allerdings experimentell eine Stereo-Version erstellt, die hier statt der originalen Mono-Aufnahme zur Veröffentlichung herangezogen wurde.

    Für "Nichteingeweihte" erkläre ich dazu, daß Walter Legge ein erklärter Gegner der Stereotechnik war - DESHALB musste Parker sein Experiment GEHEIM halten....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Günter HERMANNS

    Günter Hermanns ist sicherlich kein besonders herausragender Tonmeister. Er hat sich eben Karajans Wünschen unterworfen und war diesem stets "zu Diensten". Das dürfte sein ganzer Verdienst gewesen sein.

    Diesen Ruf hat er immer gehabt, aber es ist hier zu hinterfragen ob nicht das Ergebnis die Methode rechtfertigt. Herbert von Karajan schrieb in einem Dankesbrief an Frau Prof. Elsa Schiller (damals einflußreiche Produzentin für die Deutsche Grammophon-Gesellschaft), daß er über den erfolgreichen Aschluß des Projekts (Beethoven Sinfonien 1961/63) dankbar sei und er erwähnt vor allem das Aufnahmeteam, in welchem sich einige zutiefst musikalische Menschen befänden. Letzteres war unmißverständlich eine Anspielung auf günter Hermanns, was dadurch erhärtet wurde, daß er ihn auch für alle späteren Neuaufnahmen der Beethoven Sinfonien heranzog.
    Meiner Meinung nach hätte es bei Karajan nicht ausgereicht, ihm "zu Diensten" zu sein, es musste sch perfekte Arbeit sein, die da abgeliefert wurde. Daß der Beethoven Zyklus vo 1961/63 heute noch immer im Programm ist und eine ernstzunehmende Konkurrenz für andere Aufnahmen darstellt, zeigt , daß hier wirklich perfekte Arbeit - von allen Beteiligten - geleistet wurde..


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Manfred EICHNER


    Hallo,


    das label "ECM", Gründer und Chef Manfred Eichner, hat nicht nur bei Jazz-Aufnahmen einen hervorragenden Ruf; man hört, dass Eichner selbst zuweilen die Aufgaben des Tonmeisters und -ingenieurs übernahm; das Ergebnis der Aufnahmechnik ist überragend, besonders die ausgeklügelte Ton-/Klangbalance.


    Wenn ich Zeit finde, gehe ich meine CDs nach Klassikaufnahmen bei ECM durch und poste.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Es ist schon komisch, wenn man vor ganz kurzer Zeit die gleichen Gedanken hatte und jetzt diesenThread hier liest. Wunderbar.
    Normaler weise mache ich eine großen Bogen um Kirtchen und Gotteshäuser. Doch vor ein paar Wochen war ich in Holland in Delft. Was mich gerissen oder bewegt hat dort idie Kirche in der Stadmitte zu betreten kann ich mir nicht erklären. Jedenfalls bin ich dort rein und mir kam aus einer fast leeren Kirche eine Musik entgegen die mich gefangen nahm. Ich schlich mich unauffällig duch das Kirchenschiff und lauschte der Musik von allen Seiten und war einfach nur zu tiefst berührt.
    Später, viel später ging mir durch den Kopf wie es wäre in dieser, genau in dieser Kirche Tonaufnahmen zu machen. Besetzt mit Statisten, nämlich bekleidete Schaufensterpuppen. Die Husten und Prusten nicht. Jedoch sie erzeugen durch die Besetzung eine Klangfarbe die zauberhaft sein muß. Ich bekam bei dem Gedanken eine Gänsehaut.


    https://www.youtube.com/watch?v=Ex9bXcQLd_k


    L.G. Dirk

    Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben. Bewahret sie. Sie sinkt mit euch, mit euch wird sie sich heben.

  • Kenneth E. Wilkinson:


    Ich möchte auf eine wahre Tonmeisterlegende hinweisen, nämlich den Begründer der Decca-Tonmeisterschule, Kenneth E. Wilkinson:


    220px-Kenneth-Wilkinson.jpgKenneth E. Wilkinson (rechts) mit Sir Malcolm Sargent


    Geboren am 28. Juli 1912 in London


    Gestorben am 13. Januar 2004 in Norwich


    Er war von 1937 bis 1980 bei Decca (das muss man sich mal vorstellen - heute undenkbar) und kreierte nicht nur den legendären "Decca-Tree" (stereofones Mikrofon-Aufnahmesystem), sondern bildete auch Generationen von Decca-Tonmeistern aus.
    Er hatte exakte Vorstellungen davon, wie die Musiker im Aufnahmeraum platziert werden sollten und muß ein absoluter Detailfetischist gewesen sein. Von Kollegen und Produzenten wurde er bewundert und geachtet und wurde immer bei seinem Spitznamen "Wilkie" gerufen. Er hatte ein unglaubliches Gespür dafür, die bestklingenden Aufnahmesäle zu finden, so die Kingsway Hall oder die Walthamstow Assembly Hall. Er bevorzugte historische Säle, da diese wärmer und natürlicher klingen würden als moderne Zweckbauten.
    Einem breiten Publikum wurde er bekannt durch seine Zusammenarbeit mit Charles Gerhardt (Produzent und Dirigent) für Readers Digest und RCA ("Classic Film Scores Series"). Auch für das englische Label "Lyrita" wurde er von dessen Chef, Richard Itter, immer angefragt. Er nannte Ihn "a wizzard with mikes".
    Angeblich hat Wilkinson mit über 150 Dirigenten zusammengearbeitet. Bei Decca wirkte er hauptsächlich mit den Produzenten John Culshaw und Ray Minshull zusammen.
    Tätig war er auch in Bayreuth, wo er den Live-Stereo-Ring mit Joseph Keilberth von 1955 betreute (erschienen auf Testament).
    Eine seiner Lieblingsaufnahmen ist wohl Brittens "War Requiem" unter der Leitung des Komponisten, das er zusammen mit Culshaw aufnahm.
    Er verließ Decca im Jahr 1980, als die Firma von der "Poly Gram-Gruppe" absorbiert wurde.
    Ich kann nur sagen, daß Wilkinson-Aufnahmen das Beste sind, was der Markt überhaupt zu bieten hat (neben Living Stereo und Mercury Living Presence). Man schaue nur mal, für wieviele legendäre Decca-Aufnahmen er verantwortlich war - dann erkennt man seine unvergängliche Größe.

  • Fritz Ganss und Gerd Berg.


    Ältere Musikfreunde werden sich vielleicht noch an die ELECTROLA-Serie "Musik in alten Städten und Residenzen" erinnern. Eine wunderbare Reihe. Sie erschien zwischen 1961 und 1966. Einige LPs wurden sogar auf CD überspielt. Die Box ist mit ein bißchen Glück noch gebraucht zu ergattern:

    Musik in Alten Städten & Residenzen


    Hier noch ein paar Abbildungen der Original-LPs, die zuerst unter dem "COLOMBIA"-Label und später auf ELECTROLA und EMI veröffentlicht wurden:


    Musik in alten Städten und Residenzen: Dresden - Am sächsischen Hofe [Vinyl LP] [Schallplatte] Leipzig - Musik in alten Städten und Residenzen [Vinyl] Musik in alten Städten und Residenzen: DÜSSELDORF - Am Hofe Jan Wellems [Vinyl LP] [Schallplatte]



    Leider wechselte Fritz Ganss, der u.a. auch für die berühmten Opern-Querschnitte der Kölner ELECTROLA verantwortlich zeichnete, 1962 von seiner Stammfirma zur ARIOLA, Gütersloh, die unter dem Etikett EURODISC unter seiner Führung eine riesige Anzahl von klassischen Aufnahmen machte, die leider nur noch zum kleinen Teil auf CD erhältlich sind. Sein Tonmeister war Gerd Berg, der bei ELECTROLA das "zweite Ohr" von Ganss und auch selber als Produzent tätig war.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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