Salut Compagnon!
ZitatOriginal von Khampan
P.S. was um aller Welt ist eine "Spart"?
Dieser Begriff war allgemein gebräuchlich für die [wohl handschriftliche] Partitur.
ZitatUnd wo gibt es Informationen zur Wiederholungs-Option in der Frühklassik? Davon wußte ich noch nichts. Auch im Barock?
Überall und nirgends. Das heißt, man "darf" sich das aus allerlei "zeitgenössischer" Literatur zusammenklau[b]en und sich ein Bild davon machen bzw. eine Tendenz erkennen.
Beispielsweise schreibt Carl Philipp Emanuel Bach im "Versuch":
[...] Wenn ein Satz wiederholet wird, so kann man ihn durch eine Abwechslung mit dem ungetheilten und getheilten Accompagnemente angenehm machen [Teil II, §10]
Dieser Aussage ist m. A. zu entnehmen, dass eine Wiederholung nur dann "Sinn" macht, wenn man in der Wiederholung eines Satzes [er meint damit auch Teile eines Satzes] Veränderungen, also Auszierungen, vornimmt.
Bereits in Teil eins weist er darauf hin:
Man weiß aber aus Erfahrung, daß überhaupt in der Musik das vernünftige Wiederholen gefällig macht.
"Vernünftig" kann demzufolge nur das Vornehmen von Auszierungen sein, damit eine Wiederholung einen Sinn ergibt - ganz anders natürlich immer besonders dann, wenn es unterschiedliche Voltenklammern am Ende der Exposition z.B. gibt [Beethoven, insbes. Schubert, aber auch gelegentlich bei Mozart zu finden --> KV 540].
Fast ungeklärt muß die Frage der Wiederholungen bei Menuetten bleiben: Ewige Zeiten lang wurden die Wiederholungen im ersten Durchlauf gespielt, im zweiten nicht mehr. Heute spielt man sie im zweiten durchlauf wieder mit, weil's halt so schön ist... Bei "echten" Menuetten [solchen also, die zum Tanz bestimmt waren], wird die Wiederholung vermutlich auch gespielt worden sein, ganz einfach, damit das Tanzvergnügen länger andauerte.
Ein interessantes Beispiel bietet Mozarts Menuett II aus dem Divertimento di sei pezzi [Streichtrio Es-Dur KV 563]: Nach dem Trio I verlangt Mozart ausdrücklich Menuetto da capo, le repliche piano - nach dem Trio II Menuetto da capo, senza replica e poi la Coda.
Nach dem ersten Trio also sollen die Wiederholungen gespielt werden, allerdings leise; somit nimmt er in gewisser Weise Bezug auf CPE's Aussage. Nach dem zweiten Trio sind die Wiederholungen im Menuett nicht zu spielen, stattdessen schliesse man die Coda an.
Der einzige mir bekannte Fall, in dem eine Wiederholung tatsächlich nicht gespielt werden soll, ist Mozarts Haffnersinfonie, erster Satz: Denn hier hat Mozart [???] die Wiederholungszeichen ausgestrichen:
Der Thread ist dazu da, Material über [nicht] zu spielende Wiederholungen zu sammeln und um über den Sinn und Unsinn von Wiederholungen zu diskutieren. Ich werde es begrüßen, wenn sich auch "Subjektivis" [= Nurhörer] mit Ihrer Meinung beteiligen, denn diese interessiert mich ebenso.
Viele Grüße
Ulli