Johann Friedrich Fasch, im Schatten seiner Kollegen?

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Gerne möchten wir Johann Friedrich Fasch, ein Zeitgenosse Bachs, vorstellen, der viel zu stark im Schatten von Bach steht.



    Geboren 1688 in Buttelstedt, gestorben 1758 in Zerbst.


    Biografie:
    Geboren am 15. April 1688 in Buttelstedt bei Weimar in ein theologisch-musikalisches Elternhaus, kam er nach dem Tode des Vaters 12-jährig als Discantist in die Hofkapelle des Herzogs von Weissenfels, wo er von Johann Philipp Krieger unterrichtet wurde. Seine unüberhörbare stimmliche und musikalische Begabung beförderten ihn schon ein Jahr später als einen der ersten Schüler Johann Kuhnaus an die Thomasschule in Leipzig, wo er sich alsbald selbst das Klavier- und Violinspiel beibrachte (er konnte sich, wie er selbst mitteilte, den Unterricht nicht leisten), und er begann zu komponieren.
    Noch einer kam 1701 nach Leipzig, der 7 Jahre ältere Georg Philipp telemann, um Jura zu studieren. Er mischte sich bald kräftig in das Musikleben der Stadt ein, worauf die studentischen Musikanten in Scharen vom Thomaskantor Kuhnau zu ihm überliefen. Auch der junge Fasch zählte zu seinen Bewundern. So begann er, Ouvertüren nach Telemanns Vorbild zu komponieren, gab einige sogar als Werke des anderen aus und war vergnügt, dass man ihm diesen Schwindel glaubte und die Stücke vom Collegium musicum mit grossem Erfolg gespielt wurden.
    1708 begann auch er ein Jurastudium in Leipzig, gründete ein zweites Collegium musicum, in dessen Mitgliederverzeichnis so bekannte Namen wie Heinichen, Stölzel und Pisendel zu finden sind, und gelangte durch Abendmusiken zu einigen Bekannt- und Beliebtheit. Dies führte zu öffentlichen Kompositionsaufträgen.
    1712 entschloss sich der Autodidakt zu einer musikalischen Gesellenreise durch deutsche Lande, die ihn über verschiedene Stationen nach Darmstadt führte. Dort wurde er 14 Wochen lang von Graupner und Grünewald unentgeltlich „in der Composition aufs Treulichste informieret“.
    Danach war der inzwischen fertige Jurist von 1714 bis 1719 „Sekretär und Cammerschreiber“ in Gera, anschliessend bis 1721 Organist und Stadtschreiber in Greiz. 1717 heiratete er Johanna Christina Laurentius, die ihm 1720 eine Tochter gebar. Die Geburt eines Sohnes überlebte sie nicht und auch das Kind starb bald. So floh er bald aus diesem Umfeld und trat 1721 in den Dienst des Grafen Morzin in Prag.
    Nach langem Zögern erreichte trat er 1722 die Stelle als Kapellmeister am Anhalt-Zerbster Hof an. Zwei Monate nach dem Dienstantritt in Zerbst wurde er aus Leipzig zur Bewerbung um das vakante Thomaskantorat aufgefordert, was er aber, so kurz erst in neuer Stellung, ausschlug – so bekam schliesslich Johann Sebastian Bach seine Chance.
    Anlässlich eines Studienbesuchs in Dresden lernte Fasch die Pastorentochter Johanna Simers kennen, die er 1728 heiratete. Aus dieser Ehe stammte der Sohn Carl Friedrich Christian Fasch ( 1736 – 1800 ) , der als Begründer der Berliner Sing-Akademie in die Musikgeschichte einging.
    Die Zeit in Zerbst scheint durchwoben zu sein von Versuchen, sich finanziell zu verbessern, und es ist unverständlich, wieso ihm, dem einst viel Gefragten, dies nicht gelang.
    1757 rückten preussische Truppen in Zerbst ein, worauf der Hof floh und eine verödete Residenz zurückliess. Johann Friedrich Fasch, der schon einige Zeit gekränkelt hatte, starb am 5. Dezember 1758. Sein Grab ist verschollen.


    Werk:
    „Einer jener .. Neuerer, welche die Instrumentalmusik ganz auf eigene Füsse stellten....“ sei Johann Friedrich Fasch – so jedenfalls lautete das Urteil Hugo Riemanns über ihn, der neben Guido Adler, Carl Mennicke und Romain Rolland an der Wende vom 19. zum 20 Jahrhunderts erste Hinweise auf diesen verkannten Protagonisten des Übergangs vom Barock zur Klassik lieferte. Mag der Schatten des grossen Johann Sebastian Bach, auch der unter anderen von Fasch selbst heraufbeschworene stilistische Wandel – der schliesslich andere und jüngere Meister favorisierte – oder auch der Umstand, dass Faschs Werke zu dessen Lebzeiten nicht im Druck erschienen sind, dafür entscheidend sein: obgleich seine unmittelbaren Zeitgenossen des Lobes über ihn voll waren und die Überlieferungsbefunde ein hohes praktisches Interesse an seiner Musik bezeugen, ist die erschöpfende Recherche seines reichen Schaffens bis heute ein Desiderat der musikwissenschaftlichen Forschung und musikalischen Aufführungspraxis geblieben.
    Dabei hatte Fasch auf recht eigenständige Weise durchaus Anteil an kompositorischen Neuentwicklungen der Tonkunst und war so zu einem Wegbereiter der musikalischen Klassik und ihrer Formensprache geworden. In steter Wechselwirkung zwischen kompositorischer Intention, ästhetischen Ansprüchen und den gegebenen Möglichkeiten gelangte er zu einer Orchestersprache, die dem klassischen Idiom schon sehr nahe steht. Regelmässig belieferte er die Darmstädter Hofkapelle und die kursächsische Hofkapelle unter Johann Georg Pisendel, eines der brillantesten deutschen Orchester dieser Zeit, mit Instrumentalmusikern. Das Instrumentarium des bereits weitestgehend normierten Orchsterapparates mit Bevorzugung der Blasinstrumente wirkte als klangliche und strukturelle Komponente auf sein kompositorische Schaffen ein.
    Für seine neunzehn erhaltenen Sinfonien – allesamt entstanden um 1740 – bediente sich Fasch sowohl der drei- als auch der viersätzigen Form. Der überwiegenden Teil der 11 dreisätzigen Sinfonien weist die Satzform Allegro – Andante – Allegro auf, den viersätzigen Sinfonien ist – auf diese Form gestützt eine Alla breve-Fuge als dritter Satz oder ein Menuett als Schlusssatz hinzugefügt.
    Die Eingangssätze sind in der Regel in dreiteiliger A-B-A’-Form gehalten. Die Themenwahl gibt zunächst noch die monomotivische barocke Stilistick zu erkennen, bald jedoch werden schon kontrastierende Einzelglieder in moderner, auf die Klassik verweisende Art konstruiert. Die Nebensätze gewinnen an fortspinnenden und überleitendem Charakter, in einigen Fällen ist schon ein zweites Thema im Sinne der Sonatenexposition gegeben. Mittelsätze sind in der Regel mit Andante oder Adagio überschrieben und stehen meist in der Paralleltonart. Die Sätze sind melodisch, rhythmisch und harmonisch an Vielfalt reich. Die nur in den viersätzigen Sinfonien erscheinenden Fugen sind keine streng polyphonen Gebilde, ihre Themen zeigen nur wenig Linearität und sind harmonisch konzipiert – eintsprechend homophon ist der Satz. Die meisten Finalsätze sind ähnlich dreiteilig angelegt wie die 1. Sätze; sie wirken jedoch in harmonischer, melodischer und rhythmischer Hinsicht einfacher strukturiert, einigen ist ein spezifischer Tanzcharakter eigen, zum Beispiel ein Passepied im 3/8 Takt oder ein Menuett im ¾ Takt.
    Befand sich Fasch mit seinen früheren Konzerten noch dicht am Gestus der Vivalischen Form mit ihrer typischen Dreisätzgkeit und Ritornellgestaltung, so setzt ab etwa 1730 eine zunehmende Modifizierung ein: klangliche und thematische Kontraste zwischen Tutti- und Soloepisoden wirken ausbalancierter und werden für motivische Arbeit erschlossen. Mehr und mehr bestimmen entwickelnde Gestaltungsprinzipien den Satzverlauf. Die Soloepisoden repetieren das im Eingangsritornell exponierte motivisch-thematische Material und nehmen so den Charakter einer Durchführung an. Die in Reprisenmanier gestalteten Schlussteile enthalten fast immer eine ausgedehnte, kadenzartige Solopartie.
    Die klopfenden Motive, die Dreiklangsbezogenheit und die motorische Melodik des Allegrosatzes im barocken Concerto grosso weichen zunehmend vor einer galanten, kanablen Linienführung und rhythmisch flexiblen Bässen zurück. Faschs Largosätze lösen sich von der gravitätischen Punktierung und vom Sarabandenrhythmus, werden zu Andantesätzen mit fliessender Melodiegebärde und arioser Entfaltung und nehmen letzlich fast den Allegretto-Charakter klassischer Serenaden an. Insbesondere in den späten Konzerten nähert sich auch die differenzierte Instrumentation stark klassischen Prinzipen.
    Die Anfangssätze von Faschs 86 erhaltenen Ouvvertürensuiten folgen in ihren stilistischen Kriterien und der dreiteiligen Anlage in der Regel dem Vorbild der französischen Ouvertüre. In deren Gefolge lösen verschiedene stilisierte Tänze und tanzfreie Sätze einander ab. Eine gewichtige Position – insbesondere bei der Schlussgestaltung – nimmt das Menuett mit Trio ein, gefolgt von Bourrée, Gavotte, Passepied und Charakterstücken wie Plaisanterie oder Réjouissance. Zunehmende Verwendung erfahren mit „Air“, respektive „Aria“ definierte Sätze, die oftmals sinfonisch ausgesponnen werden.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Liebe romeo&julia,


    vielen Dank für diese interessante und inhaltsreiche Eröffnung des Thread über Fasch.


    Zum ersten Kennenlernen gibt es diese schöne CD, auf der Trevor Pinnock und The English Concert einige Werke auf historischen Instrumenten eingespielt haben.



    Sehr empfehlenswert!


    Freundliche Grüße von Andrew aus der Nähe von Jever, das bis 1793 zum Fürstentum Anhalt-Zerbst gehörte!

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Ebenfalls eine empfehlenswerte Aufnahme stammt vom
    Main-Barockorchester Frankfurt aus dem Jahre 2003.



    Die Scheibe enthält eine gelungene Auswahl von sechs Sinfonien und Solokonzerten. Die Sinfonien sind überwiegend für Streicher gesetzt, seltener treten Bläser hinzu.
    Es ist eine griffige, dynamische, von Musizierfreude geprägte Darstellung, die sich auch durch intelligente Gestaltung und erstklassige Ensembleleistung auszeichnet. Sie meisseln die Akkordschläge zu Beginn der g-Moll-Sinfonie scharfkantig heraus, lassen aber auch das Ätherische eines Siciliano-Satzes zu seinem Rechts kommen und geben den Solokonzerten für Chalumeau und Violine genau das rechte Mass an höfischer Eleganz mit auf den Weg.


    Die CD ist beim kleinen deutschen Label AEOLUS erschienen.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Noch eine Empfehlung:




    Vor allem das "kleine" G-Dur-Konzert für Oboe, 2 Violinen und b.c. liebe ich sehr (da es spieltechnisch nicht sonderlich schwer ist, habe ich es auch schon öfters aufgeführt).


    Viele Grüße


    Bernd

  • Hallo romeo&julia,


    vielen Dank für die schöne und umfangreiche Eröffnung dieses, wie ich finde, wichtigen Threads über Johann Friedrich Fasch. Seine Musik steht bei mir keineswegs im Schatten seiner Zeitgenossen. Ich mag sie ausgesprochen gern.


    Zu den beiden schon hier vorgestellten Aufnahmen, möchte ich auf zwei bei cpo erschienene Aufnahmen hinweisen, die sowohl Instrumentalwerke als auch Kantaten enthalten. Beide CDs halte ich für sehr gelungene Einspielungen.



    Ouvertüre in G;
    Concerto in C für Fagott, 2 Violinen, Viola & Cembalo;
    Concerto in c für 2 Oboen, 2 Violinen, Viola, Fagott&Cembalo;
    Concerto in A für Violine obligato, 2 Violinen, Viola & Bass;
    Concerto in d für Fagott, 2 Violinen, Viola&Bc;
    Concerto in Es für 2 Oboen, 2 Violinen, Viola, Fagott & Bc (Fragment)
    Sergio Azzolini (Fagott), Veronika Skuplik (Violine),
    La Stravaganza Köln




    Kantate "Jauchzet dem Herrn";
    Kantate "Laetatus sum";
    Kantate "Sanftes Brausen, süßes Brausen"
    Ouvertüre in d;
    Konzert für Chalumeau, 2 Oboen, Viola & Bc in B
    Klaus Mertens, Deborah York,
    Accademia Daniel,
    Shalev Ad-El



    Als ganz besonderes Stück ist mir die Ouvertürensuite in d-Moll von der zweitgenannten Aufnahme im Gedächtnis geblieben, nicht nur wegen der exotischen Klangwirkung des Chalumeaus. Auch Klaus Mertens glänzt mit flexibler und mitreißender Gestaltung in den Kantaten, besonders "Sanftes Brausen, süßes Sausen" mit der sehr plastischen Vertonung des Textes.


    herzliche Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

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  • Hallo!


    Heute möchte ich euch folgenden Meister vorstellen:


    JOHANN FRIEDRICH FASCH 1688-1758



    Johann Friedrich Fasch wurde am 15.April 1688 als Sohn des örtlichen Rektors im kleinen Ort Buttelstedt bei Weimar geboren. Er war das erste Kind der Familie. Er erhielt eine gute Gesangsausbildung vom Vater, sodass er im Jahre 1697 im Kirchenchor von Suhl, wohin die Familie inzwischen übersiedelt war, mitsang!


    Das Jahr 1700 sollte für den jungen Johann Friedrich einen Wendepunkt in seinem Leben bedeuten. Zu Jahresbeginn stirbt sein Vater und er wird von einem Freund der Familie nach Teuchern, dem Geburtsort Keisers gebracht, von wo er an die Weißenfelser Hofkapelle kommt. Er singt dort im Chor unter der Leitung von Hofkapellmeister Johann Philipp Krieger (1649-1725) in diversesten Opernaufführungen. Krieger wird auf ihn aufmerksam und fördert ihn.
    Bald darauf bekommt er die Chance an die Thomasschule in Leipzig zu gehen, die von Johann Kuhnau (1660-1722) geleitet wird. Dort lernt er das Komponieren und beginnt auch schon Orchestersuiten zu komponieren.
    1708 beginnt er ein Studium der Juristik und der Theologie und komponiert eifrig weiter. Weiters macht er die Bekanntschaft von Johann David Heinichen, Gottfried Heinrich Stölzel und Johann Georg Pisendel.
    Im Jahre 1711 versucht Fasch erfolglos eine Organistenstelle in Chemnitz zu bekommen!
    Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen-Zeitz erteilt Fasch Opernaufträge zur Peter-Paul-Messe in Naumburg und für den Zeitzer Hof (1711 "Clomire" und "Lucius Verus" und 1712 "Die getreue Dido"). Fasch sucht um eine Studienreisegenehmigung nach Italien an, aber das wird abgelehnt!
    1715 lernt Fasch, nachdem er sein Studium abgeschlossen hat bei Christoph Graupner und begibt sich für die nächsten beiden Jahre auf Studienreise durch ganz Deutschland. Fasch bekommt ein Engagement als Violinist zum Karneval in Bayreuth und komponiert außerdem für diesen Anlass die Oper "Die königliche Schäferin Margeris".
    Im selben Jahr noch nimmt Fasch dann aber eine Stellung als Stadtschreiber zu Gera an und heiratet zwei Jahre später Pastorentochter Anna Christina Laurentius in Roben bei Gera.
    Doch schon im Jahre 1720 stirbt sie nach der Geburt ihres vierten Kindes.


    1721 finden wir ihn in Prag als Kammermusikus des Grafen Morzin.


    Im Jahre 1722 bekommt er dann das Angebot, dass sein Leben verändern sollte: Er wird von seinem Freund Stölzel an den Anhalt-Zerbster Hof als Hofkapellmeister vermittelt und lehnt deshalb sogar das Amt des Leipziger Thomaskantors ab, dass dann ein gewisser JS Bach bekommen sollte.
    Er wird in Zerbst mit Arbeit überhäuft, er muss gleich mehrere Kantatenzyklen schreiben, ebenso die Tafelmusik für die (nicht wenigen) Festivitäten.

    1728 reist er nach Dresden, und komponiert von da an immer wieder geistliche Werke für die Dresdner Hofkapelle, deren Leiter ein gewisser Pisendel war!


    Fasch arbeitet unermütlich weiter und komponiert 1745 eine Serenata anlässlich der Eheschließung der Anhalt-Zerbster Prinzessin Sophie Auguste Friederike mit dem Großfürsten Peter von Russland am 1. September 1745. DieseDame wird später als Katharina den russischen Zarenthron besteigen.


    Im Jahre 1758 flieht der Hof aus Zerbst, Grund ist der 7-jährige Krieg. Auf der Flucht erkrankt Fasch, der sich inzwischen mit CPE Bach angefreundet hat schwer und stirbt am 8.Dezember.


    Fasch hatte in seinem Leben jede Art der Musik komponiert. Opern, geistliche Werke, verschiedenste Orchesterwerke, Concerti und auch Kammermusik.


    Einige CD-Aufnahmen:

    Kantaten und Orchesterwerke.
    Klaus Mertens, Deborah York,
    Accademia Daniel, Shalev Ad-El


    Ich besitze diese CD und bin sehr angetan von ihr. Lediglich dass die Ouvertüre zu Beginn der CD in D-Moll ist, stört mich wahnsinnig!!


    Weitere CDs, die ich mir schon mal angehört habe, wären folgende:

    Kantaten mit dem Kleinen Konzert, der Rheinischen Kantorei und Hermann Max. Das muss einfach gut sein!



    Ouvertüren und Concerti
    La Stravaganza Köln


    Opernaufnahme kenn ich keine von ihm, aber für den Kammermusikfreund habe ich noch folgende CD gefunden:

    Sonaten f. Oboe, Violine & Bc in e & g;
    Sonaten f. Oboe, Violine, Fagott & Bc in d & F;
    Sonate f. Fagott & Bc in C;Kanon f. Blockflöte & Bc;
    Sonate f. Blockflöte, Oboe, Violine & Bc in B
    Epoca Barocca



    Ich hoffe ich konnte euch diesen großen, aber zu Unrecht vergessenen Meister näher bringen!


    LG joschi

  • Zitat

    Original von DonBasilio
    Ich hoffe ich konnte euch diesen großen, aber zu Unrecht vergessenen Meister näher bringen!


    War nicht Fasch etwa im Gegensatz zu Heinichen oder Zelenka schon länger bekannt und immer mal wieder gespielt? Wenn jemand groß aber zu Unrecht vergessen war, dann eher Zelenka. Ich habe das Gefühl, wenn man dieses Prädikat auf Fasch anwendet, kann man es auf fast alle Komponisten seiner Zeit anwenden und dann wird es aussagelos.
    :hello:

  • Hallo,


    Kenne Fasch vor allem von seinem Trompetenkonzert (auch schon mal live erlebt) -
    Eins sehr schönes, knackig-kurzes, virtuoses Konzert mt unglaublichen Höhen für die Trompete...


    Zu hören u.A hier:



    LG
    Raphael

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    War nicht Fasch etwa im Gegensatz zu Heinichen oder Zelenka schon länger bekannt und immer mal wieder gespielt? Wenn jemand groß aber zu Unrecht vergessen war, dann eher Zelenka. Ich habe das Gefühl, wenn man dieses Prädikat auf Fasch anwendet, kann man es auf fast alle Komponisten seiner Zeit anwenden und dann wird es aussagelos.
    :hello:


    Hallo!


    Heutzutage wird Fasch wieder häufiger gespielt, als die von dir erwähnten Heinichen und Zelenka, aber trotzdem war er lange vergessen und wird auch heutzutage kaum wahrgenommen!


    LG joschi

  • meine (bisher einzige) Fasch-CD (OBOENSONATEN v. 1989, u.a. mit B.GLAETZNER)
    war einer der Kandidaten für meinen Beitrag im "BEST BUY 07" - Thread
    (hab dann aber doch was von Telemann vorgezogen...)


    Ich find`s erstmal schade, dass Glaetzner mittlerweile mehr (ausschliesslich gar?) dirigiert - kenn natürlich die Hintergründe nicht...
    Die "Schöpfung", die ich unter ihm mal LIVE habe hören können, war o.k. - aber da dürften doch 3 Dutzend andere Dirigenten mehr rausholen...


    :hello:
    Micha (mal wieder halb OT :D)

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  • Ebenfalls neu erschienen (im April), heute von mir gekauft, und ich bin begeistert! Die Amerikaner aus Philadelphia spielen mit einem federnden Swing, der diese Musik ungeheuer tänzerisch macht. Telemann und Händel in Personalunion fusioniert mit einer barocken Ballerina - das konnte nur Fasch. Alle Stücke sind hochinteressante Mischformen aus Suite und Concerto mit wunderbaren Melodien. So gut wie Fasch hat niemand in seiner Generation für Bläser geschrieben.
    Die Stücke sind alles Ersteinspielungen - die Ensembleleiter haben die wassergeschädigten Noten aus den Dresdner Archiven mühsam restauriert. Die Hornisten des Ensembles agieren manchmal an der Grenze ihrer Fähigkeiten, sonst gibt es nicht auszusetzen. Eine Live-Aufname! Man glaubt es kaum ...


    Die Arbeit hat sich gelohnt - ein sehr empfehlenswerter Beitrag zum Fasch-Jahr!



  • Ich habe noch die erste Ausgabe dieser erstklassigen CD. Das ist praktisch die Camerata Köln, nur ohne ihren Chef, Blockflötist Michael Schneider. Da sie damals einen Vertrag mit der Deutschen Harmonia Mundi hatten, durfte der Name nicht auf der CD erscheinen. Bei diesem Label haben sie eine CD mit Sonaten gemacht (nur noch gebraucht bei amazon), sie waren die ersten, die in den 1980ern neben Telemann und Händel auch Fasch auf dem Programm hatten.

  • Eben habe ich bemerkt, dass wir 2008 Fasch-Jubiläum haben,
    und zwar gleich doppelt:


    320. Geburtstag und 250. Todestag!


    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:
    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:
    :jubel: :jubel: :jubel:
    :jubel: :jubel:
    :jubel:


    Anlaß genug, hier noch ein paar Fasch-Highlights zu benennen.



    Diese CD enthält Faschs Lautenkonzert (ein von ihm umgebarbeitetes Oboenkonzert), das in Dresden mit Silvius Weiss als Solist gespielt wurde. Reinhard Goebel läßt seine Streicher con sordini aber trotzdem mit Pepp spielen, Michael Dücker spielt den Solopart. Für mich die überzeugendste Aufnahme und der Beweis, daß die leise Laute nicht zu solistischer Besetzung zwingt.



    Auf einer CD mit Suiten von Johann Ludwig Bach, Telemann und Zelenka ist auch Faschs Suite C-Dur, gespielt von Freiburger Barockorchester (EMI Baroque Special, meines Wissens bei Virgin Veritas nochmal aufgelegt). In dieser Suite ist das tollste, was ich jemals auf Barockfagotten gehört habe!!!




    Und, leider auch gestrichen, eine tolle Bläsersonaten-CD mit Katharina Arfken:


  • Das Fasch-Jubeljahr ist mir Anlaß, mal wieder in das meines Wissens einzige Buch über den Komponisten zu schauen, das 1994 erschienen, aber noch lieferbar ist:



    Der Autor ist Mitbegründer der Internationalen Fasch Gesellschaft - keine schriftstellerische Großtat, aber ein ausführlicher Bericht über Leben und Werk, von einem der besten Kenner der Materie.

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  • Hmm .... interessiert das Fasch-Jahr so wenig? :( ;(

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von miguel54


    Hmm .... interessiert das Fasch-Jahr so wenig? :( ;(


    Zumindest bei einer Neueinspielung von "Concerti aus Dresden & Darmstadt" mit dem Ensemble Il Gardellino



    bezieht man sich im Produktinfo auf den Jubilar:


    "Anlässlich seines 250. Todestages hat Il Gardellino eine Auswahl von Konzerten eingespielt, die sich als Autographe oder Kopien in Dresden und Darmstadt erhalten haben."


    (Oder gibts noch paar mehr erwähnenswerter neuer Fasch-Aufnahmen ?)


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Weiter oben hatte ich diese CD vorgestellt - vom Jubiläum im Booklet keine Rede, aber Zufall ist die Veröffentlichung in diesem Jahr wohl nicht:


    Eine sehr schöne CD - ich wiederhole es immer wieder gerne, wie begeistert ich von Faschs Schreibweise für Oboen und Fagotte in seinen Suiten bin!
    Die von Tempesta di mare gespielten Werke:


    Ouverture grosso in D, FWV K: D8
    Concerto in B, FWV L: B3
    Concerto in D, FWV L: D15
    Andante in D, FWV L: D15 (bis)


    - alles Orchestersuiten oder -Konzerte, keine Solokonzerte, alles mit wunderbaren Tanzrhythmen.

  • Hier die Konzerte auf der CD von Il Gardellino:


    Konzert d-moll FWV L: d7 für 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Fagotte, Streicher, Bc
    Konzert d-moll FWV L: d4 für Oboe, Violine, Streicher, Bc
    Violinkonzert A-Dur FWV L: A3
    Konzert D-Dur FWV L: D11 für Flöte, Oboe, Streicher, Bc
    Oboenkonzert g-moll FWV L: g1
    Konzert D-dur FWV L: D22 für 2 Flöten, 2Oboen, 2 Fagotte, Streicher, Bc


    Also zwei Solokonzerte, 2 Doppelkonzerte und 2 per molti stromenti.

  • Nach den Hörproben bei jottpeezee zu urteilen ist auch diese schon 2004 erschienene CD von Il Fondamento ein veritables Bläserfest:



    Inhalt:
    Suite d-moll FWV K: d4 für 2 Oboen, Fagott, Streicher, Bc
    Suite G-Dur FWV K: G15 für 3 Oboen, Fagott, Streicher, Bc
    Suite g-moll FWV K: g2 für 3 Oboen, Fagott, Streicher, Bc


    Wenn ich das alles höre, kann ich nicht umhin, das Gros von Faschs Suiten und Concerti per molti stromenti auf eine Stufe mit denen Bachs, Telemanns, Heinichens, Händels, Graupners u.a. zu stellen - einfach großartige Musik.

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  • Einer der Gründe, warum die Stellung Faschs lange Zeit unterbewertet worden ist, dürfte der große Verlust an Werken sein.


    Pfeiffer schreibt auf Seite 116f seines Buches (siehe oben), daß bei den Vokalwerken die Verlustquote bei über 90% angesetzt werden muß, bei den Instrumentalwerken bei etwa 40%.


    305 Werke sollen erhalten geblieben sein. Da ist noch einiges auf CD einzuspielen!


    Ich erinnere mich übrigens, etwa Mitte der 70er Jahre eine der seinerzeit typischen LPs mit Barockmusik gekauft zu haben. Es handelte sich um Trompetenkonzerte, darunter auch zwei Werke von Fasch. Von HIP keine Spur, im Ohr blieben die Konzerte trotzdem. Zumindest diese Gattung scheint immer eine gewisse Rolle bei den Plattenfirmen gespielt zu haben.

  • Guten Abend


    Joh. Friedr. Fasch hat um 1740 -wie bereits hier erwähnt- 19 Sinfonien komponiert und dies noch vor der Sinfonik der "Mannheimer Schule".
    19 Sinfonien verlangen nur Streicher und ein Generalbasscembalo, in drei weiteren Sinfonien kommern zusätzlich noch Hörner und Oboen, beim basso continuo auch ein Fagott, zum Einsatz.
    Sind diese Sinfonien schon eingespielt ?


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat von Original von Bernhard


    Joh. Friedr. Fasch hat um 1740 -wie bereits hier erwähnt- 19 Sinfonien komponiert und dies noch vor der Sinfonik der "Mannheimer Schule".
    19 Sinfonien verlangen nur Streicher und ein Generalbasscembalo, in drei weiteren Sinfonien kommern zusätzlich noch Hörner und Oboen, beim basso continuo auch ein Fagott, zum Einsatz.
    Sind diese Sinfonien schon eingespielt ?


    Auf dieser CD des Main-Barockorchester Frankfurt sind immerhin drei dieser Sinfonien:


  • Zitat von Robert Stuhr

    Ich erinnere mich übrigens, etwa Mitte der 70er Jahre eine der seinerzeit typischen LPs mit Barockmusik gekauft zu haben. Es handelte sich um Trompetenkonzerte, darunter auch zwei Werke von Fasch. Von HIP keine Spur, im Ohr blieben die Konzerte trotzdem. Zumindest diese Gattung scheint immer eine gewisse Rolle bei den Plattenfirmen gespielt zu haben.


    Trompetenkonzerte sind ja nicht gerade im Überfluß vorhanden - da haben sich die Solisten auf die wenigen geradezu gestürzt, wie die von Haydn, Hummel, und eben Fasch.


    Ich habe nur eines auf dieser CD von The English Concert in HIP - der Trompeter muß schon einiges draufhaben, um das Konzert zu spielen!


  • Zitat von Robert Stuhr

    Pfeiffer schreibt auf Seite 116f seines Buches (siehe oben), daß bei den Vokalwerken die Verlustquote bei über 90% angesetzt werden muß [...].


    Zu den 10% erhaltenen Vokalwerken gehört eine Passionsmusik auf den seinerzeit vielvertonten Brockes-Text. Bei Faschs Werk handelt es sich um ein knappes, kaum 50minütiges Werk, das jedoch anzurühren weiß. Die - soweit ich sehe - bisher einzige Einspielung ist in diesem Jahr bei Naxos erschienen (als Lückenfüller ist eine Overtüre in d-moll [FWV K:d5] auf der CD enthalten):



    Die Interpreten: Zoltán Megyesi (Tenor), Péter Cser (Bass) Mária Zádori (Sopran) Schola Cantorum Budapestiensis, Capella Savaria Baroque Orchestra, Leitung: Mary Térey-Smith


    Es wird auf durchaus hohem Niveau historisch informiert musiziert.


    Herzliche Grüße,
    Medard

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  • Die Camerata Köln waren meines Wissens fas erste Barockensemble, das Faschs Sonaten Seite an Seite mit denen Bachs, Händels, Telemanns, Vivaldis und Zelenkas im Konzert spielte - zumindest habe ich damals in einem ihrer Konzerte zum ersten Mal etwas von Fasch gehört. In ihrer Reihe mit CDs barocker Bläsersonaten erschien dann bei dhm diese CD, die später neu aufgelegt wurde, aber leider nur noch gebraucht zu bekommen ist:



    Inhalt unter http://www.camerata-koeln.de/003D.htm - eine nach wie vor empfehlenswerte CD.

  • Gutenn Tag


    Zitat von miguel54

    Auf dieser CD des Main-Barockorchester Frankfurt sind immerhin drei dieser Sinfonien:



    Ich sollte alle Beiträge vorher genau lesen :untertauch:
    Am 26.09.06 wurde hier bereits auf die Einspielung dreier Sinfonien mit dem Main-Barockorchester Frankfurt hingewiesen :yes:
    Kennt wer dieses Ensemble näher ?


    Fasch hat während seiner Zerbster Dienstzeit die Hofkapelle auf zwanzig Musiker, darunter Streicher, Holz- und Blechbläser, ein Gesangsquartett sowie vier Chorsänger und drei Kapellknaben aufgestockt. J.S. Bachs Schwager, Johann Casper Wilcke, war zeitweise ebenfalls Trompeter am Zerbster Hof.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Das Main-Barockorchester Frankfurt sitzt ja nicht weit von mir, aber ihre Konzerte habe ich bisher immer verpasst, oder ich war nicht so scharf auf das Programm - jetzt im Herbst machen sie z.B. die Brandenburgischen - vielleicht gehe ich ja doch mal hin ... gute Rezensionen haben sie für ihre CDs immer bekommen.


    Ihren Fasch habe ich noch nicht - der kommt als nächstes, nachdem gestern diese hier eintrudelte und mein Urteil über Faschs Qualitäten als Bläserkomponist nur bestätigte. Wenn z.B. Hans-Peter Westermann Oboe bläst, kann es ja auch nur gut werden! Fagottist Azzolini legt eine rekordverdächtige Darbietung hin - Faschs Bläser in Zerbst müssen Spitze gewesen sein!


  • Guten Tag


    Zitat von DonBasilio

    Hallo!


    Bald darauf bekommt er die Chance an die Thomasschule in Leipzig zu gehen, die von Johann Kuhnau (1660-1722) geleitet wird. Dort lernt er das Komponieren und beginnt auch schon Orchestersuiten zu komponieren.


    LG joschi


    In der Leipziger Thomasschule brachte Fasch sich selbst das Violin- und Clavierspielen bei, eigenen Angaben zufolge konnte er sich Musikunterricht finanziell nicht leisten. 1708 gründete er als Student ein zweites Collegium musicum , in dessen Mitgliederverzeichnis Namen wie Pisendel, Stötzel und Heinischen zu lesen sind.
    Spass machte es ihm, Suiten nach Telemanns Vorbild zu komponieren, sie auch als von Telemann komponiert auszugeben und mit seinem collegium musicum aufzuführen. Dabei freute er sich diebisch, wenn sie dort als "Telemannsche Suiten" mit Erfolg gespielt wurden.
    In einer Autobiographie schrieb er darüber:


    "Entlich hatte ich gar die Verwegenheit, da die Telemannischen Overturen bekannt wurden, auch eine auf solchen Schlag zu versuchen.
    Da die Primaner ein collegium nusicum hielten, gab ich sie unter dessen Namen zur Probe hin, und sie glaubten, zu meiner Freude, daß solche von ihm wären."


    War bestimmt ein lustiges studentischen Musikleben in Leipzig zu dieser Zeit, und Kuhnau sah zu seinem Verdruß, wie die jungen Musikanten Spass am neuen Musikstil fanden. Eine Eingabe diesbezüglich von Kuhnau an den Rat der Stadt blieb erfolglos. Der alte Kuhnau kann einem Leid tun, da zieht er seine Schüler groß und dann,,,,, !


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard


    Gruß

  • Diese Episode aus dem Leben des alternden Kuhnau fand ich auch amüsant, als ich das Booklet durchlas. War ja eine richtige All-Star-Band in Leipzig ... kein Wunder, daß die später so fleißig miteinander Noten ausgetauscht haben.

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