Kammermusik mit Horn

  • Hallo!


    In diesem thread sollen Kammermusikwerke vorgestellt werden, in denen das Horn eine besondere Rolle spielt. Ich denke da an Werke für Horn solo, für Horn und Klavier oder für Horn und Streicher. Um Bläserensembles soll es hier nicht gehen, es sei denn, das Horn tritt dort besonders hervor.


    Ich hoffe, Ulli schreibt etwas zu Mozarts Hornquintett; und Brahms' Horntrio müßte eigentlich auch populär genug sein, damit es der ein oder andere hier kennt und etwas dazu sagen kann... :rolleyes:
    Ich werde gleich den Anfang machen mit Beethovens Hornsonate und dann abwarten, ob vielleicht auch noch einige interessante Werke genannt werden, von denen ich noch gar nichts weiß. Also traut Euch und schreibt! :hello:
    Ich habe dann auch noch einige Werke im Ärmel...


    Viele Grüße,
    Pius.





    Ludwig van Beethoven: Sonate für Horn und Klavier F-dur op. 17


    Diese relativ kurze Sonate entstand 1799 in großer Eile. Beethoven hatte sich bereit erklärt, für den Hornisten Wenzel Stich dieses Werk zu komponieren, hat sich aber bis ganz kurz vor dem Konzert, in dem es aufgeführt werden sollte, nicht damit beschäftigt. Dann ist das Werk quasi in zwei Nachtschichten entstanden, und Beethoven hatte bei der Uraufführung den Klavierpart teilweise improvisiert.


    Der erste Satz, Allegro moderato, beginnt mit einem Hornsignal, dann folgt ein kurzer recht standartisiert wirkender Sonatenhauptsatz.
    Das anschließende kurze Poco adagio, quasi andante in f-moll kann man als langsame Einleitung zum spritzigen, unterhaltenden Rondo: Allegro moderato ansehen.


    Alles in allem ist das sicher kein Meisterwerk Beethovens, aber eine bessere Hornsonate gibt es wohl nicht - oder etwa doch?

  • Ein schönes Thema, da es um ein schönklingendes Instrument geht.


    Ich denke bei diesem Thema sofort an ein Hornquartett (4 Hörner) aus dem Jahre 1985 von Marc Monnet mit dem Namen RIGODON. Das Stück des von mir geschätzten Marc Monnet ist auf folgender CD, eingespielt vom "Ensemble 2e2m":


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    Es handelt sich zwar um ein Stück dieses Jahrhunderts, es ist dennoch hörenswert :). Ich finde, es taugt auch dazu, das Horn besser kennenzulernen; auf dieser CD eine sehr saubere und klare Aufnahme. Es ist technisch ein sehr anspruchsvolles Werk mit Höhen, Trillern u.s.w., aber irgendwie immer "im Rahmen", so dass es von einer Einheitlichkeit durchzogen scheint und gemäßigt-harmonisch klingt.


    (Übrigens: auch die anderen Werke auf dieser CD sind sehr schön und abwechlungsreich; eine CD, deren Kauf ich trotz des damals hohen Preises nie bereut habe).


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Hallo,


    hier der Hinweis auf zwei sehr reizvolle spätromantische Raritäten:



    Beide Trios für Oboe, Horn und Klavier verfügen über erstaunlich viel musikalische Substanz, und in dieser Aufnahme werden sie für meinen Geschmack ebenso klangschön wie ausdrucksvoll interpretiert.


    Leider nicht ganz billig, aber für Freunde der Kammermusik mit Bläsern dürfte sich die Anschaffung lohnen.


    Beste Grüße


    Bernd

  • Salut,


    Kammermusik mit Horn ist immer etwas Besonderes.


    Zunächst möchte ich ein völlig unbekanntes werk nennen, auch die Besetzung ist eher selten:


    Franz Xaver Süßmayr [1766-1803]: Sonate pour le Piano-Forte et un Corn de chasse SmWV 612. Das Werk ist zwischen 1792 und 1800 in Wien entstanden, besteht [leider] nur aus einem Satz und der blieb Fragment; bis vor Kurzem jedenfalls. Mit Genehmigung vor Dr. Erich Duda habe ich den fragmentarischen Satz aus dem vorgelegten Skizzenmaterial von Süßmayr selbst sowie unter Verwendung von Mozartischem Material [es bot sich thematisch an] ergänzt. Eigene Zutaten von mir waren zum Glück verzichtbar, abgesehen von einer variierten Hornstimme in der Reprise, wobei es sich lediglich um einen Vorschlag zur Ausführung handelt. Der Sonatensatz ist ganz wunderbar und in musikalischer Nähe zu Mozarts Violinsonate KV 454 anzusiedeln.


    Auf eine professionelle Einspielung warte ich noch :rolleyes:


    Neben den allseits bekannten Hornkonzerten komponierte Wolfgang Amadeus Mozart für den selben Hornisten Leutgeb ein Quintett für Horn, Violine, 2 Violen und Violoncello [KV 407; 386c]. Das Werk entstand etwa Ende 1782 in Wien und ist dreisätzig; ein eigentlich in diesem Genre typisches Menuett fehlt. In der ersten Druckausgabe des Verlages Artaria wurde KV 407 um das 2. Menuett aus KV 375 [in einer Bearbeitung] erweitert. Ein anderer Druck fügt das 2. Menuett [ebenfalls in einer Bearbeitung] aus Kv 563 ein.


    KV 407 ist einfach ganz typisch "hornistischer" Mozart, eigentlich [auch aufgrund der Satz-Anlage] eher ein Concertino als ein Quintett. Durch die Verwendung zweier Violen anstelle der üblichen 2 Violinen [vgl. KV 581] bekommt das Werk die nötige und so schöne warme Klangfarbe, welche jene des Horns nocheinmal unterstreicht.


    Das erste Allegro beginnt mit einem für Mozart typischen Marschrhythmus von hohem Wiedererkennungswert - sogleich aber setzt das Horn regelrecht singend ein, es ist zum Heulen schön.


    Als Mittelsatz folgt ein reizendes Andante, eigentlich im Charakter der durch die Hornkonzerte bekannten Romanzen und als


    Schlußsatz folgt ein im Gavottestil komponiertes lustiges Rondo Allegro.


    Es ist sicher kein Fehler, dieses Kleinod in der CD-Sammlung zu haben: Ich liebe es jedenfalls sehr.


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ich möchte das (im Thread "Besetzungen in der Kammermusik" auch schon erwähnte) Horn-Trio von Brahms noch mal erwähnen: Klavier, Violine und Horn! Es beginnt mit einem feierlichen Andante ...



    Beim Scannen sind grüne Streifen hineingeraten.


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    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

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  • Hallo!


    Zunächst möchte ich nochmals kurz auf die wenigen Beiträge Robert Schumanns zur Kammermusik mit Horn hinweisen.


    Nun zu Richard Strauss:


    Auf dieser CD kann man neben der Alpensymphonie auch drei hübsche, kleinere Kammermusikwerke für Horn hören:



    Zunächst ist da ein recht harmloses Andante für Horn und Klavier, aber immerhin, es gefällt mir.
    Selbiges gilt auch für das Alphorn op. 15 Nr. 3 für Sopran, Horn und Klavier. Es ist ein Lied mit Klavier- und Hornbegleitung, das gerade durch diese Besetzung sehr reizvoll ist. Leider steht der Liedtext weder im booklet noch in meinem dicken Lieder-Buch.
    Am interessantesten und vielseitigsten ist sicher das dritte Stück - Introduktion, Thema und Variationen Es-dur für Horn und Klavier. Nach einer kurzen sich steigernden Klaviereinleitung stellt das Horn das schöne Thema vor, es folgen Variationen verschiedenen Temperaments.


    Alles nur kleine Stücke, keine "große" Musik, aber schön anzuhören.


    Die Interpreten: Vladimir Ashkenazy, Klavier; Barry Tuckwell, Horn; Marie McLaughlin, Sopran


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo!


    Heute gehört habe ich zwei weitere kleinere Werke für Horn und Klavier, nämlich:
    Ferdinand Ries: Introduktion und Rondo op. 113
    Carl Czerny: Andante e Polacca E-dur op. posth.


    Besonders zweiteres Werk hat mich sehr positiv überrascht. ich ziehe es Beethovens Sonate vor. Es ist lebendiger und interessanter komponiert, schön anzuhören. Der Ries kann sich aber auch hören lassen...



    Melot1967:


    Zitat

    Ich möchte das (im Thread "Besetzungen in der Kammermusik" auch schon erwähnte) Horn-Trio von Brahms noch mal erwähnen: Klavier, Violine und Horn! Es beginnt mit einem feierlichen Andante ...


    Das klingt nach einer Fortsetzungsgeschichte. Du darfst gerne mehr dazu schreiben! :yes:



    Viele Grüße,
    Pius.

  • Morgen.


    ein Großmeister für das meisterlich geblasene Horn war wohl Anton Reicha. Da sind zuerst die Trios für drei Waldhörner (op. 82, Opuszahl sollte stimmen); gewagte Passagen, sowohl in Tempo als auch Verlauf der Melodik sowie in Höhe und Tiefe. Dann Duprat (Vornahme nicht präsent); noch Trios für Hörner, weniger experimentell, dafür mit feiner Geläufigkeit.


    Eine CD-Produktion gibt es von Calig, darauf sind die Trios vonb Reicha und zwei Trios von Duprat vereint. Die drei münchener Hornisten sind wohlerprobte Orchestermusiker, sicherlich mit Solisten-Verpflichtung.


    Es ist eine Freude, zuzuhören.


    Freundliche Grüße
    Albus

  • Morgen,


    eine Richtigstellung: Dauprat, nicht Duprat. Und, es handelt sich um Hornisten des Sinfionieorchesters des Bayrischen Rundfunks (die CALIG-Produktion geschah in Kooperation mit dem BR).


    Freundlicher Gruß
    Albus

  • Hallo!


    Der Vollständigkeit halber sei auch noch Beethovens Sextett Es-dur op. 81b für zwei Hörner und Streichquartett erwähnt.
    Das Stück ist dreisätzig (allegro con brio - adagio - rondo.allegro) und IMO nichts besonderes. Das Streichquartett begleitet meist nur die beiden Hörner, für die Beethoven aber auch nichts allzu Inspiriertes geschrieben hat.
    Wie es zu der Doppelbelegung der Opuszahl kam, weiß ich nicht. Vielleicht hatte ein Verleger versehentlich zweimal etwas als Beethovens op. 81 veröffentlicht, nämlich eben dieses Werk und die Klaviersonate Es-dur, die nun op. 81a ist. Man sollte das Sextett (übrigens 1795 komponiert, aber erst 1819 veröffentlicht) im WoO verramschen und der Klaviersonate die Opuszahl 81 geben.


    Übrigens hat Mozart ein Werk in ähnlicher Besetzung geschrieben, das genauso wie bei Beethoven nicht gerade eine Glanzleistung des Komponisten darstellt. Es hat sogar einen eigenen thread: hier.


    Viele Grüße,
    Pius.

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  • Zitat

    Original von Pius
    Übrigens hat Mozart ein Werk in ähnlicher Besetzung geschrieben, das genauso wie bei Beethoven nicht gerade eine Glanzleistung des Komponisten darstellt. Es hat sogar einen eigenen thread: hier.


    Heute schon gebeichtet?


    Ich kenne keinen Komponisten, dem es außer Mozart gelungen ist, Laienorchester derart aufs Korn zu nehmen. Es IST eine kompositorische Meisterleitung, exakt das aufzunotieren, was ein Laienorchester bei richtiger Schreibweise falsch gespielt hätte. Deswegen muß aber das Werk niemandem gefallen. Ich habe, glaube ich, um die 10 verschiedene Interpretationen davon... kannst ja mal reinhören bei Gelegenheit. Jene, welche Du vermutlich auch haben wirst [Academy of St. Pius usw...] ist m. E. die beste, da nichts übertrieben wird.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Das Trio op. 40 in Es für Klavier, Violine und Horn von Brahms wurde zwar schon erwähnt, ich möchte dieses von mir sehr geliebte Werk aber gerne etwas ausführlicher vorstellen. Es entstand im Mai 1865 und wurde im gleichen Jahr in Karlsruhe mit Brahms als Pianisten uraufgeführt, 1866 folgte die Publikation des Trios und eine Leipziger Aufführung unter Beteiligung Clara Schumanns. Brahms hat ausdrücklich ein Naturhorn in Es verlangt, die relativ neuen Ventilhörner schätzte er überhaupt nicht (zu diesem Thema gibt es auch eine interessante Vorbemerkung Wagners zur Erstausgabe von "Tristan und Isolde"). Bereits nach der erwähnten Leipziger Aufführung schrieb Clara Schumann allerdings an Brahms: "Dein Trio hatten wir schön einstudiert und der Hornist war vortrefflich! Ich glaube, er hat nicht einmal gekiekst, und das will doch viel sagen; freilich hatte er das Ventilhorn, zum Waldhorn war er nicht bringen."


    Das Werk wurde insbesondere wegen seines düsteren dritten Satzes (Adagio mesto) oft als Reaktion Brahms' auf den Tod seiner Mutter (Anfang 1865) gedeutet. Der frühe Brahms-Biograph Kalbeck machte darauf aufmerksam, dass Brahms in seiner Jugend neben Klavier und Violoncello vor allem das Waldhorn gespielt habe. Beweisen lässt sich die "Requiem"-Hypothese nicht, aber sie hat viel für sich: Im Gegensatz zu aller anderen mir bekannten Kammermusik mit Horn ist Brahms' Trio in durchgehend ernstem, manchmal feierlichem, manchmal leidenschatlich erregtem, im Adagio auch düsterem Tonfall gehalten - fast schon Bekenntnismusik.


    Das Werk beginnt ungewöhnlicherweise mit einem Andante, das nicht in Sonatensatzform komponiert ist. Ein feierlich schreitender, fast meditativer Teil, der sich bald zu gemäßigter melodischer Emphase aufschwingt, alterniert mit einem etwas schnelleren und dynamisch kontrastreicheren Abschnitt - insgesamt ergibt sich eine ABABA-Form. Schon in diesem Satz wird unverkennbar jener im besten Sinne "tiefe" romantische Tonfall angeschlagen, der mich an Schumanns Eichendorff-Liederkreis erinnert und dem bei Brahms am ehesten wohl der Kopfsatz der zweiten Symphonie nahekommt.


    Das folgende Scherzo lässt natürlich jagdmäßiges anklingen, wirkt aber weniger heiter als schroff-energisch. Das Trio (in Moll) lässt wieder den Eichendorff-Tonfall hören, man könnte es mit Richard Strauss "Eintritt in den Wald" überschreiben.


    Herzstück des Werkes ist das Adagio mesto in es-moll. Nicht nur in der Vortragsbezeichnung (mesto = traurig), sondern auch im Hauptthema wird ein Bezug zu Beethovens "Largo e mesto" in der Klaviersonate op. 10 Nr. 3 hergestellt. Der Satz, grundiert von einem trauermarschähnlichen Motiv des Klaviers,wartet mit einer von Brahms' schönsten melodischen Erfindungen auf. Gelegentlich klingt fast volksliedhaft Schlichtes an, aber insgesamt ist der Satz in düsterster Trauerstimmung gehalten. Zum Schluss schwingt sich das Hauptthema zu einer gewaltigen dynamischen Steigerung auf, einer ergreifenden Klage, die dann wieder verklingt.


    Im Adagio fällt eine volksliedhaft schlichte Dur-"Insel" auf, die unversehens im Tempo gesteigert zum Hauptthema des Finales (Allegro con brio) wird. Dieses ähnelt in seinem Gestus dem Scherzo, ist allerdings in Sonatensatzform komponiert. Auch hier kein fröhlicher Kehraus, sondern erregte, fast trotzige Stimmung mit einigen Moll-Eintrübungen.


    Meine beiden Lieblingsaufnahmen:


    Mit der 1968 entstandenen DG-Aufnahme mit Eduard Drolc (Violine), Gerd Seifert (Ventilhorn) und Christoph Eschenbach (Klavier) bin ich aufgewachsen. Sie vermittelt m.E. am schönsten die Bedeutung des Stücks, ist meines Wissens aber leider nie auf CD aufgelegt worden (?).






    Auch diese Einspielung mit Naturhorn kann ich sehr empfehlen: Stephanie Chase (Violine), Lowell Greer (Horn) und Steven Lubin (Klavier), erschienen 1991 und nochmals 2001 bei der amerikanischen harmonia mundi (Classical Express). Etwas fragilere Klanglichkeit als bei der o.g. Aufnahme - eine sehr schöne Alternative. Wenn Greer den letzten Sforzato-Ton des Adagios gestopft spielt, vermeint man fast schon Mahler zu hören.


    Viele Grüße


    Bernd

  • wenn es vor allem darum geht, das Horn in allen Lagen auszukosten -
    ist "Carl Czerny, Music for horn and fortepiano" aus dem Label helios eine gute Gelegenheit:



    Czernys Stücke, insbes. Introduction et Variationes concertantes op.248 und Andante und Polacca sind wie gewohnt brillant, das Horn wird in allen Lagen geradezu exhibitionistisch dargestellt. Und wer - so wie ich - die Aufnahme mehr aus einem Gelüste nach dem obertonreichen Hornklang anschafft und nicht so sehr aus musikalischem Interesse, der wird mit Naturhorn (gestopft und ungestopft) und Ventilhorn ausreichend bedient, wenn nicht sogar überfüttert.
    Meine Einschränkung, mein caveat sozusagen liegt in der musikalischen Dünne dieser Klangsuppe, die nach mehrmaligem Hören nicht mehr fesselt. Insbesondere die Brillante Fantasie op.339 (Schubertlieder in der Bearbeitung für Horn und Klavier) leidet an einem Syndrom, das jeder Liederfreund kennt: sobald gesungener Text durch ein Instrument ersetzt wird, gehen die 3 Dimensionen von Text, Stimme und Begleitung verloren und das Thema verkommt zu einem banalen Geleier.
    Aber - Horn wolltest du haben und es konnte nicht genug sein. Das Ergebnis ist verdient...

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt.


    Arnold Schönberg

    Einmal editiert, zuletzt von Stentor ()

  • Schubert: Auf dem Strom


    Wunderschönes Stück für Horn, Gesang(hoher Sopran oder hoher Tenor) und Klavier.
    Geht auch mit Cello, ist mit Horn aber eindrucksvoller.
    ich kenne Aufnahmen mit Ian Bostridge oder Barbara Hendricks.
    Besitze sie leider aber nciht.
    Die Noten aber schon, falls jemand Fragen dazu hat.


    Fairy Queen :angel:

  • Mir scheint, daß sich Mozart in seinem Hornquintett Es-Dur KV 407 auch einige "musikalische Späße" erlaubt hat, was ja nicht gar so fern liegt, wenn man bedenkt, daß Widmungsträger - wie bei allen Werken mit Solo-Horn bei Mozart - Leutgeb war, den Mozart bekanntlich als "Esel, Ochs und Narr" bezeichnete.


    Im Hornquintett KV 407 aber scheint der Witz in weitaus subtilereren Gefilden aufspürbar zu sein, als beim offensiven "musikalischen Spaß" KV 522 oder dem Hornkonzert, welches Mozart mit entsprechenden Anmerkungen versah. Das Autograph von KV 407 ist leider verschollen, so daß es auf evtl. Anmerkungen nicht mehr überprüft werden kann. Fraglich bleibt, ob Leutgeb es überhaupt verstanden hat, wie Mozart ihn hier "aufzieht"...


    Beispielsweise klingt es im ersten Satz [T. 49-51] so, als kämen Horn und Streicher nicht zusammen, bis das Horn nach einer größeren Pause einfach erneut zur Schlußfloskel ansetzt. Am Schluß des Satzes verkompliziert sich die Sache nochmals [T. 126ff]: Das Horn verpasst mehrfach den Einsatz, bis es schließlich - wiederum nach einer Art "Generalpause" [die aber keinen ganzen Takt beansprucht] endgültig zur Schlußfloskel einsetzt [T. 129].


    Der zweite Satz beinhaltet eine Stelle, bei der ich jedes Mal ins Grübeln komme. Ob - und wenn ja - was damit gemeint sein könnte: Es handel sich um die Takte 56ff., welche einer Stelle im "Idomeneo" ähneln - und zwar der Scena ultima vor dem Schlußchor N° 31 [T. 51ff] zu den Worten Oh! Creator funata! Oh me felice! - auch die Tonart ist zufälliger Weise identisch [!].


    Im dritten Satz findet sich als markanteste Stelle erst am Schluß des Werkes in den letzten Rondotakten die Tatsache erneut, daß das Horn zu spät einsetzt und das Streicherritornell um zwei Takte versetzt spielt.


    Es ist natürlich Sache der Auslegung, ob solche Stellen bewußte Komik, bewußt hineinkomponierter Humor sein soll, oder nicht. Allerdings weist Alejandro E. Planchart in seinem Essay "Mozarts Ein musikalischer Spaß" [acta mozartiana: 55. Jahrgang 2008 | Heft 1/2 | S. 37ff] darauf hin, daß es Stellen in Mozart Werk gibt, die für uns heute "normal" klingen, für das Publikum des 18. Jahrhundert hingegen nicht. Außerdem behauptet Planchart, das erste Erscheinen des 2. Themas in der Sinfonie Nr. 61 [Haydn], eine Reihe bloßer Streicher-Pizzikati, deren harmonischer Verlauf denkbar simpel als schlichte I-IV-V-I-Kadenz angelegt ist, sei ein richtiger Scherz: Die unmittelbar darauf folgende Wiederholung ergänzt er [Haydn] um eine darübergelegte süße Flötenkantilene, Haydn hat also eine Passage komponiert, in der der Flötist sozusagen seinen Einsatz vergaß [...].


    So unglaubwürdig dies von Planchart klingt, mir sind in diesem Zusammenhang nach einer langen Hörpause bei Wiederaufnahme des Hörens von KV 407 die genannten Stellen im ersten und Final-Satz sofort ins Ohr gesprungen, so daß ich schallend lachen mußte.


    Ich empfehle:



    Wolfgang Amadé Mozart [1756-1791]


    Quintett für Horn, Violine, 2 Violen und Violoncello Es-Dur KV 407
    Pierre-Yves Madeuf, Horn Raoux, frühes 19. Jahrhundert]
    Sigiswald Kuijken, Violine Giovanni Grancino, Milano, c1700]
    Marleen Thiers, Viola anonymous, Norditalien, Ende 18. Jahrhundert]
    François Fernandez, Violia II owA
    Wieland Kuijken, Violoncello [Andrea Amati zugeschrieben, Cremona, c1570]


    aufgenommen: 19./20.05.2003, Academiezaal St. Truiden


    :hello:


    Ulli

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  • Kammer-Musik für vier Hörner hat Friedrich Constantin Homilius (1813-1902) komponiert. Musik, die man sehr selten im Konzert hört. Waldhorn zählt zu den schwierig zu intonierenden Blechblasinstrumenten. Etwas für Könner ihres Faches wie das Deutsche Hornensemble.


    Es ist das Quartett in B-dur, Op. 38


    I. Alla Marcia

    II. Andante

    III. Presto


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Beethoven schrieb in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu seiner 1. Symphonie op. 21 das Septett Es-dur op. 20, das ich auch schon im in der Ehrentagschronik am 7. Januar zum 42. Geburtstag der Geigerin Janine Jansen gepostet hatte: Geige, Bratsche, Cello, Kontrabass, Horn, Fagott, Klarinette:



    Ich kopiere hier in Ausführenden in holländischer Sprache:


    Uitvoerenden:

    Janine Jansen, viool
    Dana Zemtsov, altviool
    Jens Peter Maintz, cello
    Stacey Watton, contrabas
    Martin Fröst, klarinet
    Jasper de Waal, hoorn
    Fredrik Ekdahl, fagot


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lennox Berkeley (1903-1989) hat ein Trio für Violine, Horn und Klavier komponiert. Es ist sein Opus 44. Es entstand im Kriegsjahr 1944.


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    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Das Horntrio Es-Dur Op. 40 von Johannes Brahms kommt in diesem Thread kurz erwähnt im Eröffnungsbeitrag vor. Das muss geändert werden.


    Der Komponist forderte ausdrücklich, dass seine Komposition mit dem ventillosen Naturhorn gespielt werden soll.


    Wikipedia klärt uns auf:


    Brahms entschied sich dafür, das Werk für Naturhorn statt für Ventilhorn zu schreiben, obwohl das Ventilhorn immer häufiger verwendet wurde. Der Klang des Naturhorns ist düsterer und melancholischer als der des Ventilhorns und erzeugt eine ganz andere Stimmung. Brahms selbst glaubte, dass die offenen Töne des Naturhorns voller seien als die von Ventilen erzeugten. Zuhörer des 19. Jahrhunderts assoziierten den Klang des Naturhorns mit der Natur und den Rufen der Jagd. Passenderweise sagte Brahms einmal, dass ihm das Eröffnungsthema des ersten Satzes bei einem Spaziergang durch den Wald eingefallen sei. Brahms lernte als Kind auch Naturhorn (sowie Klavier und Cello), was möglicherweise ein weiterer Grund dafür war, dass er sich nach dem Tod seiner Mutter entschied, für diese Instrumente zu schreiben.


    Es spielen in dieser vom Komponisten gewünschten Fassung Alexander Melnikov (Fortepiano), Isabelle Faust (Violine) und Teunis van der Zwart Naturhorn)




    Auf dem Ventilhorn tönt es so, in einer Aufnahme, die ich empfehlen kann. Es spielen Barry Tuckwell (Waldhorn), Brenton Langbein (Violine), Maureen Jones (Klavier).




    I. Andante - Poco più animato




    II. Scherzo: Allegro - Molto meno allegro - Allegro




    III. Adagio mesto




    IV. Finale: Allegro con brio


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  • In letzter Zeit wurde hier im Forum häufiger über Ligetis Horn-Trio gesprochen. Hier wird es von begeisterten Instrumentalisten vorgeführt. Ich überlasse es den Spielern, etwas zum Stück zu sagen.


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  • Paul Hindemith hat einges an Sonaten für Bläser geschrieben. Insbesondere entstand 1939 seine Sonate für Horn und Klavier.


    Wir hören Glenn Gould und Mason Jones in einer Aufnahme aus dem Jahr 1975


  • Wikipedia klärt uns auf:


    Brahms entschied sich dafür, das Werk für Naturhorn statt für Ventilhorn zu schreiben, obwohl das Ventilhorn immer häufiger verwendet wurde. Der Klang des Naturhorns ist düsterer und melancholischer als der des Ventilhorns und erzeugt eine ganz andere Stimmung. Brahms selbst glaubte, dass die offenen Töne des Naturhorns voller seien als die von Ventilen erzeugten. Zuhörer des 19. Jahrhunderts assoziierten den Klang des Naturhorns mit der Natur und den Rufen der Jagd. Passenderweise sagte Brahms einmal, dass ihm das Eröffnungsthema des ersten Satzes bei einem Spaziergang durch den Wald eingefallen sei. Brahms lernte als Kind auch Naturhorn (sowie Klavier und Cello), was möglicherweise ein weiterer Grund dafür war, dass er sich nach dem Tod seiner Mutter entschied, für diese Instrumente zu schreiben.


    Es spielen in dieser vom Komponisten gewünschten Fassung Alexander Melnikov (Fortepiano), Isabelle Faust (Violine) und Teunis van der Zwart Naturhorn)

    Wikipedia führt eher in die Irre: Die benötigte Luftmenge beim (damaligen) Ventilhorn ist größer als beim Naturhorn, was zu einem voluminöseren Klang führt, der sich möglicherweise mit der Violine nicht gut balancieren ließ. Brahms hat auch die Verwendung des Naturhorns nicht von vornherein vorgesehen sondern die Stimme nachträglich entsprechend korrigiert. Und wie weit sein Pragmatismus in solchen Besetzungsfragen ging, kann man daran sehen, dass auf dem Titelblatt des Erstdrucks als mögliche Alternative ausdrücklich ein Violoncello anstelle des Horns genannt wird.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Britten, Serenade für Tenor, Horn und Streicher, op.31




    Für mich hat dieses Stück eine besondere Bewandnis. 2009 suchte ich nach einer Aufnahme dieser Serenade und wurde fündig - im Tamino-Klassikforum. In der gleichen Woche ein sehr schönes Interview mit Alfred, dann war ich Mitglied.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Naturhörner haben keine Ventile. Durch einsetzen verschiedener Bögen, kann die Stimmung verändert werden. Durch Stopftöne, das Einführen der Hand in den Schalltrichter, werden die Tonhöhen zudem verändert.


    Mozart hat sich in seinen Hornkonzerten in den Streicherstimmen hörbar lustig gemacht über die damaligen Unzulänglichkeiten der Instrumente, mit denen sich die Hornisten auseinandersetzen mussten. Der mit Mozart eng befreundete Solist Joseph Leitgeb, für den die Konzerte geschrieben wurden, hat's mit Humor genommen. Leitgeb liess die derben Spässe seines Freundes gerne über sich ergehen, wenn nur ein Konzert für ihn geschrieben wurde.


    Die Balance mit den anderen beteiligten Instrumenten zu erzielen ist eine zusätzliche Schwierigkeit.


    http://www.engelbert-schmid-ho…dex.php/hoerner/naturhorn


    Auf die Liste mit 6 verschiedenen Modellen unterschiedlicher Epochen klicken.

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  • Naturhörner haben keine Ventile.

    Ja natürlich, deshalb heißen sie ja auch "Natur"-Hörner, weil auf ihnen ohne weitere Hilfsmittel nur Naturtöne geblasen werden können.


    Andreas Dorschel hat 2005 in Band 14 der Brahms-Studien einen Artikel veröffentlicht, in dem er die Frage "Was heißt konservativ in der Kunst?" anhand des Horntrios behandelt. Das Naturhorn hat wegen der benötigten Stopftechnik einen vergleichsweise dunklen, gedämpften Klang, während das Ventilhorn (zumindest das der Brahms-Zeit) wegen der größeren benötigten Luftmenge voluminöser klingt. Für die Wikipedia-Behauptung, dass Brahms angeblich das Gegenteil geglaubt habe, kenne ich keinen Beleg. (Auch sonst ist in dem Abschnitt einiges unsauber, z.B. werden Horntöne nicht "von Ventilen erzeugt".)

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  • Allzu viel Kammermusik mit Horn gibt es nicht. Wenn man etwas entdeckt, sollte man zugreifen, wenn man den Klang dieses schwierig zu spielenden Instrumentes liebt.


    Camillo Schumann (1872-1946) hat für Waldhorn und Klavier einiges in spätromantischem Gestus komponiert. Auf einer CD des Labels Naxos sind drei Weltersteinspielungen enthalten: 2 Sonaten für Horn und Klavier sowie drei Vortragsstücke für Waldhorn mit Klavierbegleitung.


    Vom Luxemburger Laurant Ménager (1835-1902) gibt es eine kurze Zugabe.


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  • Charles Wuorinen (*1938-†2020) war eher ein Vertreter der streng reinen Lehre. er schrieb im Jahre 1985 sein Double Solo für Horntrio


  • Der bedeutende, wenn auch unbekannte, Klavierkomponist und Virtuose Adolph Henselt (*1814-†1889) schrieb ein Duo für Horn und Klavier (gibt es auch für Cello und Klavier) als sein Op. 14