Gustav Mahler: Sinfonie Nr 8 "Sinfonie der Tausend"

  • Hallo Forianer.


    Angeblich eine plötzliche Eingabe veranlasste Mahler zu Komposition seiner 8 Sinfonie die 1906 (nach anderen Quellen 1907) komponiert wurde.
    Die Uraufführung war am 12. September 1910 in München. Mahler schreibt :
    "Es ist das Größte was ich bis jetzt gemacht habe und so eigenartig in Inhalt und Form, daß sich gar nichts darüber schreiben läßt. Denken Sie sich, daß das Universum zu tönen und klingen beginnt. Es sind nicht mehr menschliche Stimmen, sondern Planeten und Sonnen welche kreisen"
    In der Tat würde eine Sinnvolle Beschreibung den Rahmen diese Einführungstextes bei weitem sprengen.


    Eine der IMO schönsten und eindrucksvollsten Aufnahmen ist jene aus den Wiener Sofiensälen, unter Sir Georg Solti, welche jetzt bei DECCA in der Serie \"Legends\" zum Midprice zu haben ist, sowohl in künstlerischer, als auch in tontechnischer Hinsicht.




    Ich bin aber überzeugt , Ihr habt Alternativen anzubieten.


    Freundliche Grüße
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich muss mich sicher an dieser Stelle NICHT als Mahler-Fan outen, der ich nun mal bin. Aber mit dieser Sinfonie tu ich mich immer noch schwer. Mahler selbst bezeichnete sie, wohl ein wenig voreilig, als die Krone seines Schaffens.
    Mich stören allerdings die operhaften Einschübe gewaltig; andrerseits gehört der Hymnus "Veni creator spiritus" ganz sicher zu Mahlers großartigsten Eingebungen.Die erwähnte Aufnahme von Solti ist immer noch Referenz ! Positiv bewerte ich jedoch auch die Aufzeichnungen Michael Gielens und Claudio Abbados,; an Intensität jedoch kann es keiner mit Solti aufnehmen. Gielen sorgt für eine bestmögliche Durchhörbarkeit des gewaltigen Klangapparats, Abbado entwickelt abgerundete Orchesterkultur, die den "leiseren" Stellen der Sinfonie sehr guttut, BEIDE können jedoch mit Solti nicht konkurrieren, der sämtliche Ausbrüche, die
    dem Werk innewohnen, bis an den Rand der Raserei genüsslich auskostet ! Ganz wichtig: die 8. MUSS man live gehört haben, sie entzieht sich von allen Mahler-Sinfonien am widerborstigsten der Aufbereitung als Konserve.


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    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Ich kann dem großen Berlienr Bären was Gielen angeht gar nicht zustimmen - die Frankfurter Aufnahme hat mich nur gelangweilt.
    Sehr schön ist die Tennstedtsche, zu der ich leider kein Cover abbilden kann. Da ich immer für "billige Effekte" zu haben bin, mag ich diese Aufnahme vor allem wegen der großartigen Orgel, ich kenne keine Aufnahme die vergleichbar ist.


    Ganz anders, aber trotzdem schön ist:

    Im Gegensatz zu Gielen verzichtet Chailly nicht auf den Bombast, stellt aber trotzdem den Intellekt in den Vordergrund. Ausserdem ist die Tontechnik einer der glaubhaftesten Versuche mit diesem Monstrum umzugehen.


    Jan

  • Die Aufnahme Tennstedts besticht durch einen schönen, warmen Ton, aber die Solisten, die einen wesentlichen Teil für die Wirkung des Ganzen beizutragen haben, sind denkbar ungeeignet, das zu leisten, wofür Dirigent und Orchester sich kompetent einsetzen. Das sage ich mit aller gebotenen Nachsicht. Über diese Kluft hilft auch kein
    schöner Einsatz der Orgel beim "Veni creator spiritus" hinweg. Sosehr ich Klaus Tennstedt sonst als Mahler-Interpreten schätze, seine 8. ist in dem Falle NICHT 1. Wahl. Die Aufnahme Gielens dagegen beginnt eher etwas "schlaff", steigert sich aber vor allem im 2. Teil. Demnächst werde ich mir noch die 8. unter Kubelik anhören und bin schon jetzt auf das Ergebnis gespannt.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Ja, das mach ich doch gerne: Zum einen liegt es daran, daß mit dn Solisten Conell, Denize, Versalle
    Protagonisten aufgeboten wurden, die keinensfalls mit den einfach um Welten besseren Wiens,Lott,Schmidt, Hynninen, Sotin mithalten können. Dies geschieht sicher auch anderswo, wenn z.b. vertragliche Dinge eine Rolle spielen. Der für eine akustische wie auch geistige Durchdringung erforderliche Grad der "Verschmelzung" des Solistenensembles quasi "ineinander" findet nicht statt. Wie so etwas im günstigsten Fall klingen kann, ist in der von mir ebenfalls erwähnten Abbado-Aufnahme nachzuhören.
    Eine Kritik der Tennstedt-Aufnahme, der ich allerdings nur in Teilen zustimmen würde, findest du hier: http://ccins.camosun.bc.ca/~dbarker/gm/Eighth.html
    Grüsse aus dem frühwinterlichen Berlin

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Ich gestehe dass, obwohl ich eigentlich fast ein fanatischer Mahlerliebhaber bin, sich mir diese Sinfonie noch nicht erschlossen hat. Ich habe die Abbado-Aufnahme im Schrank zu stehen, habe sie glaube ich einmal gehört und dann nie wieder. Auch jetzt, wo ich drüber lese, regt sich nicht das Bedürfnis, sie in den Player zu legen. Das ist vor allem deshalb merkwürdig, weil ich sonst alle anderen Sinfonien und auch die Lieder von Mahler sehr oft höre. Vermutlich muss ich erst mal ein Konzert in Aussicht haben, um ´gereizt´ zu werden.


    Woran das aber liegt, weiß ich echt nicht. ?( :)


    Gruß
    Anti

  • Hallo Antracis, also mir geht es mit Nr. 8 genauso.
    Ich höre alle anderen Mahlersinfonien mehr oder weniger regelmässig, die 8. jedoch vielleicht 1, 2 mal im Jahr und vor meinem 1. Livekonzertmit diesem Werk im Jahr 1999 auf der BUGA in Magdeburg (keinesfalls eine ideale Aufführung) garnicht.
    Die Solti-Aufnahme ist vor allem deshalb Referenz, weil sie als einzige der hier erwähnten dieses Live-Fludidum vermitteln kann, obwohl sie eine Studioproduktion ist.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Mir hat sich vieles an dieser Sinfonie (wie häufiger) erst erschlossen, als ich sie im Chor II mit einstudierte. Ein Erlebnis, das man kaum ersetzen kann.


    Aber eigentlich wollte ich fragen, ob schon jemand Gelegenheit hatte, in die neue Aufnahme unter Rattle hineinzuhören?



    Würde mich über Stellungnahmen freuen!


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Hallo


    Ich hatte noch nicht die Gelegenheit Rattles neue Achte zu hören, aber sie ist die "Gramphone CD of the month" - das verpflichtet mich zum shoppen gehen.
    Dummerweise werde ich Colin Davis Achte aus München gleich mitshoppen.


    nicht vergessen: alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis

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  • über die Achte (Riesenschwarte oder so ähnlich) teile ich allein deswegen nicht, weil sie ausgesprochen 'schön' ist ;)


    Von den mir bekannten Aufnahmen schätze ich die mit Wyn Morris, Bernhard Haitink (ja, doch) und eine Rundfunkaufnahme mit Riccardo Chailly. Nicht so prickelnd finde ich ausnahmsweise Michael Gielen, und ich wundere mich, daß hier von guter Klangtechnik die Rede ist. Gemeint ist doch die Aufführung zur Wiedereröffnung der Alten Oper in Frankfurt?


    Kennt Ihr auch den Witz von Hans Pfitzner über den Hymnus 'Veni creator'? Nicht? Na denn: und wenn er nun nicht kommt...

  • Zitat

    Original von ThomasBernhard
    Hallo


    Ich hatte noch nicht die Gelegenheit Rattles neue Achte zu hören, aber sie ist die "Gramphone CD of the month" - das verpflichtet mich zum shoppen gehen.
    Dummerweise werde ich Colin Davis Achte aus München gleich mitshoppen.


    nicht vergessen: alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis


    Hallo,


    hoffentlich lautet das Urteil nach dem Anhören nicht: "Das Unzulängliche, hier wird´s Ereignis." ;)


    Bei "Gramophone" muß man ja immer ein bißchen vorsichtig sein ("Beware of British Bias!").


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Bei Mahler bin ich auf Bernstein fixiert, d.h.


    Leonard Bernstein/Wiener Philharmoniker/Price-Blegen-Schmidt-Baltsa-Riegel-Prey-van Dam

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Hallo C.Huth


    Ich habe jetzt Rattles neue Achte gekauft und bin sehr zufrieden damit.
    Vorweg: meine Vergleichsaufnahmen sind: 2 x Bernstein (Sony + DGG) und Gielen (Sony, live aus FfM).
    Nicht gerade viele Vergleichsaufnahmen, ich hätte gerne noch mindestens Solti (London) und Davis (München).
    Rattles Performance dauert an die 77 minuten, alles auf eine CD gepresst. (hm, hatte irgendwo was von 83 min gelesen... war das die Davis-Aufnahme, naja, egal)
    Rattle dirigiert sehr entspannt und entspannend, Sänger (Soli + Chöre) sind top, Orgle und orchester sind top, Aufnahmequalität ist gut, klingt mir aber etwas trocken, musste man vielleicht so machen, um Störgeräusche des Publikums loszuwerden??? also Klngqualität ist gut, es entsteht aber kein akustisches Raumklangfeeling. (wobei ich sagen muß, daß meine anlage denkbar suboptimal ist)
    Rattle hat für mich ein optimales Tempo, genau richtig um auch mal schnell anziehen zu können, aber auch mal gemächlich machen zu können an den eher kammermusikalischen Stellen, die dann aber auch wirklich tip top geprobt und musiziert sind (ich denke an die Stelle, an der sich zum Chor solo die erste Geige solo dazugesellt.)
    Bernsteins Aufnahmen sind mir oft gefährlich nahe am auseinanderfallen, ausserdem ist der klang bei der Dg-Aufnahme mitunter zu schwammig, das alles ist bei Rattle top.
    Wie gesagt, ich kenne soltis aufnahme noch nicht, vielleicht sind seine solisten noch besser, aber ich denke Rattle hat eine wünderschöne, warme Einspielung abgeliefert die mich voll überzeugt.
    kost ja nur 15-18 euro, zugreifen
    Gruß, markus

  • Hallo


    ich muß mich korrigieren, bevor es jemand anders tut.
    Bernsteins salzburger aufnahme klingt nicht schwammig und droht auch nicht auseinanderzubrechen.
    ich höre mir jetzt in ruhe nochmal alle aufnahmen an.
    Gruß, markus

  • Tja, zu der Rattle-Einspielung hat sich ja nun noch Kent Nagano dazugesellt, der wohl bessere Kritiken geernetet hat... hat schon jemand gehört?


    aber eine andere Frage: Ich habe nun Soltis Wiener Aufnahme mit dem Chicago Symphony Orchestra gekauft ("Decca Originals"). Das ganz wurde in den Wiener Sofiensälen aufgenommen. Weiß jemand, wie die satte Orgel da reinmanipuliert wurde und um welche Orgel es sich handelt. Finde ich schade, daß sich das Booklet da ausschweigt...


    Kann noch jemand was zu Horenstein und Mitropoulos sagen?

  • In dieser Sinfonie braucht man acht gute Gesangssolisten,


    und sehr gute Chöre.Hier ist meiner Meinung nach R.Kubelik


    der absolute Spitzenreiter.


    Kubelik hat auch das Sinf. Orch.des BR. zur Verfügung.


    Die Aufnahme entstand 1970.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Mir ist dennoch am wichtigsten, daß der Dirigent und das Orchester wissen, worum es geht. Wir sind ja nicht in einer Donizetti-Oper, wo die Spitzentöne wichtiger sind als das Gesamtwerk.
    Daher schätze ich Nagano sehr, übrigens auch Colin Davis. Bernstein hat leider sowohl in der Sony- als auch in der DG-Aufnahme die Tontechnik gegen sich, die auch bei Horenstein etwas zu wenig hergibt.
    Eine sehr gut gesungene und hinreißend musizierte Einspielung hat Swetlanow vorgelegt - bessere Chöre hat keine Aufnahme, und das Orchester ist so explosiv wie immer.

    ...

  • Hallo Edwin,


    ich habe den Eindruck,Du denkst,daß Kubelik keine Ahnung von Mahler


    hat,und das Symphonie Orchester des Bayerischen Rundfunks auch


    nicht.Kubelik ist für mich auch nicht die Nummer 1 als Mahler-


    Dirigent.Aber ich habe Plus und Minus abgewogen,und dann bleibt


    bei Kubelik ein größerer Teil auf der Plusseite,als z.B.bei Solti oder


    Bernstein.Swetlanow schätze ich auch,aber nicht unbedingt als


    Mahler-Dirigent.


    (Übrigens singen bei Kubelik die Chöre des BR,des WDR und des


    NDR.Ich glaube,da kann man nicht meckern.)


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Herbert,
    ich denke keineswegs, daß Kubelik keine Ahnung von Mahler hat. Ich halte ihn nur nicht für den Non-plus-ultra-Mahlerinterpreten. Er ist für meinen Geschmack wesentlich zu kulant, zu freundlich, zu musikantisch. (Übrigens ein Zug, der auch bei Neumanns IMO den Kubelik-Einspielungen überlegenen Aufnahmen auffällt - wenn man nicht gerade die "Fünfte" mit dem Gewandhaus Orchester nimmt, die sicherlich eine der Spitzeneinspielungen dieses Werkes ist.)

    Außerdem halte ich bei Kubelik die Solisten keineswegs für ideal: Arroyo etwa oder Fischer-Dieskau finde ich ebenso störend wie Donald Grobe.
    Und warum?
    Nun, weil sie genau das tun, was die 8. Mahler nicht ist: Sie singen Oper.
    Nun ist aber Mahlers Musik absolut nicht opernhaft. Die Relation Singstimme-Orchester ist nicht die von Hauptstimme-Begleitung, sondern die Singstimmen sind motivisch mit dem orchestralen Gewebe verzahnt. Eben Symphonie, nicht Oper.
    Kubelik geht nun Mahlers scheinbarem klanglichen Luxus auf den Leim - und macht aus der VIII. Mahler eine Art Über-Strauss, indem er die Singstimmen trägt anstatt sie einzuflechten und zu umranken.
    Was die Chöre betrifft: Doch, ich meckere. Und zwar über die Bässe, die sehr, sehr röchelig stumpf klingen und in keiner Relation stehen zu den Sopranen (offenbar haben bedeutend weniger Bässe die tiefen Töne drauf gehabt als Soprane die hohen), ich meckere weiter, daß ich den Chorklang im "Veni creator spiritus" ziemlich schwammig finde und daß der Chor kein wirkliches pianissimo zusammenbringt, was beim Anfang von "Alles Vergängliche" zumindest mich stört. Sowohl bei Davis als auch bei Nagano und Swetlanow agieren die Chöre wesentlich souveräner.


    Wenn es nur um die Solisten geht, hat IMO Solti die beste weil homogenste Besetzung; kann man den Sound des Chicago Symphony und die etwas aufgebauschte Klanglichkeit, die Solti bei Mahler in allen Symphonien bietet (ich kann mich da zurückhalten), akzeptieren, ist man sicherlich mit Solti am besten bedient, wenn man einen der angeblichen Mahler-Spitzeninterpreten hören möchte.


    Andernfalls würde ich eher zu Nagano und Davis raten, zumal Nagano eine wirklich interessante, zwischen Analytik und Emotion klug disponierte Lesart wählt und Davis mit seinem Gefühlsüberschwang überwältigt.


    Ad Swetlanow: Um das konkreter diskutieren zu können, wüßte ich gerne, welche Mahler-Symphonien Du unter seiner Leitung kennst.


    :hello:

    ...

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  • Hallo Edwin,
    ich halte ja Kubelik auch nicht für das Non-plus-ultra in Sachen
    Mahler,aber in der 8.war es die Gesamtheit der Mitwirkenden
    die mein Urteil bestimmte.
    In Sachen Swetlanow muß ich gestehen,daß er er mir als
    Mahler-Dirigent noch nie begegnet ist.Ich kenne ihn haupt=
    sächlich als Interpet russischer Werke.
    Selber habe ich mit ihm :Tschaykowsky-Sinfonien,Rimsky-Korssa=
    kow's Scheherazade und Schostakowitsch's 7 und 8.Sinfonie auf CDs.
    Ich habe mir, aus dem was ich mit ihm gehört habe ein (Fehl)Urteil gebildet. Kannst Du mir evetuell verzeihen?


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Herbert,
    man soll sich eben kein vorschnelles Urteil bilden. :D
    Ich dachte auch, als ich Mahlers 6. unter Swetlanow kaufte, man muß das eben auch einmal gehört haben und war extrem skeptisch (wie auch bei Kondraschin, ehe mir bei seinem Mahler der Mund offen blieb). Und dann wuchs mein Interesse immer mehr.
    Vor allem, weil er die emotionalen Exzesse keineswegs übertreibt, sondern alles unter struktureller Kontrolle hält und sehr vernünftige Tempi wählt. Abgesehen davon befreit er die Werke vom übertriebenen Kitsch, den manche Dirigenten geschmackloser Weise immer wieder hineinlesen. Wobei die "Wunderhorn"-Symphonien nicht so ganz ideal sind, für meinen Geschmack etwas zu streng. Aber zumindest 5, 6 und 8 sind Erlebnisse und für die 9. lasse ich sehr viele gefeierte Einspielungen dieses Werkes stehen.


    Bei der 8. ist IMO extrem problematisch, daß der erste Teil ein so ungeheures Gewicht hat, daß der zweite Teil es lange Zeit nicht auszubalancieren vermag. Wenn nun aber der erste Teil etwas weniger exzessiv dirigiert wird und leichtere Strukturen bekommt, fällt dieses Ungleichgewicht weniger in die Waagschale. Daher sind mir eben Nagano, Davis und Swetlanow diesbezüglich sehr sympathisch.


    Was Kubelik angeht: Für mich ist er wunderbar in der 2. - das ist sicherlich eine der schönsten 2. Mahler, die ich kenne, ungeheuer intensiv mit dem richtigen Schuss Naivität dazu. Für mich steht diese 2. unter Kubelik auf einer ähnlichen Stufe wie die 5. unter Neumann (mit dem Gewandhaus - die andere ist auch noch sehr gut, hat aber nicht mehr diese Ausdruckswut).


    :hello:

    ...

  • hallo,


    wer mal eine "witzige" aufnahme hören möchte, greife zu tabakov.
    dessen solisten agieren teilweise an der grenze zur komik - unfreiwillig freilich. allen voran janos bandi, der tenor: diese "interpretation" muß man gehört haben. :no:


    dabei finde ich tabakov gar nicht schlecht, die 3., die 5., die 6. und die 9. sind echt gut. nur wenn gesungen wird, wird's meist grausam...


    greetings, uhlmann

  • Diese Sinfonie geht einfach nicht auf CD :wacky:


    Hätte ich so richtig dick Geld auf dem Konto, würde ich eine Konzerthalle nur für diese Sinfonie konzipieren und bauen lassen :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Preisfrage, ;), von wie vielen Menschen wurde der Hymnus "Veni, creator spiritus" bei der Uraufführung durch den Saal geschmettert?


    LG florian

    Gustav Mahler: "Das Wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten."

  • mußte gestern die Baritonpartie korrepetieren, bin furchtbar gelangweilt von der ganzen Sache.
    wenns mir wenigstens Spaß machte, würde ich sämtliche Bruckner Zitate raussuchen...


    die Chorstellen im Veni Creator scheinen mir großteils ident zu sein... keine Lust, das näher zu untersuchen.
    harmonisch gabs kaum einen Takt, der mich interessiert hätte...


    meine Assoziation beim ersten Anhören war: wie beim Orgelspielen bei einer Hochzeit, wenn der Brauteinzug länger dauert als erwartet und man immer dasselbe vor sich hinspinnt.


    reine Zeitverschwendung


    und wozu die ganze Gigantomanie - bei sowenig Inhalt?

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Hi , Tastenwolf!


    Ist das nicht ein bisschen voreiliger Schluss ?(


    Oder heißt es bei Mahler wie bei Wagner: "Entweder man hasst oder man vergöttert ihn" :no:


    LG Florian


    :hello:

    Gustav Mahler: "Das Wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten."

  • Eine unglaubliches Werk, das ich bis heute gar nicht kannte. :jubel: :jubel: :jubel:


    Könnte meine neue Lieblings-Sinfonie werden. :angel:


    Kenne sie durch diese Aufnahme:



    Ich finde sie großartig. Was sagen die Mahlerianer zu ihr verglichen mit Solti und Co.?


    Die Solti-Aufnahme ist bereits vorgemerkt, sieht mittlerweile übrigens so aus:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die Mahlerianer scheinen sehr gespalten zu sein, was die sog. Sinfonie der Tausend angeht. Hier im Forum liest man oft eher sehr abwertende Reaktionen auf diesen Giganten der Sinfonik. Die Bewertung bei der Uraufführung war dagegen weitestgehend positiv: "Die Uraufführung sowie eine zweite Aufführung am folgenden Tag waren ein überwältigender Erfolg – der größte, der einem Werk Mahlers zu dessen Lebzeiten zuteil wurde." (Zitat Wikipedia)
    Ich selbe würde sie vielleicht als die Krone der Sinfonik bezeichnen. Der Bezug zu Goethes Faust ist schlichtweg genial in meinen Augen. Ist dies vergleichbar mit Beethovens Bezug auf Schiller?


    Tastenwolf schrieb hier etwa:


    Zitat

    wozu die ganze Gigantomanie - bei sowenig Inhalt?


    Im Thread "Die Besten von Mahler" vernahm man auch:


    Zitat

    Die Sinfonie Nr. 8 ist allerdings lediglich der Vollständigkeit halber dabei. Ich schätze sie weniger als die anderen und höre sie selten.


    Mich würde interessieren, wieso gerade bei der Achten die Meinungen so gespalten sind.


    P.S.: Nicht einmal Karajan nahm sie auf, was mich verwundert.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Felipe II.
    P.S.: Nicht einmal Karajan nahm sie auf, was mich verwundert.


    "Nicht einmal Karajan" trifft imo den Punkt nicht ganz. Karajan hat überhaupt recht wenig und dazu recht spät Mahler aufgenommen: nur die 4., 5., 6. und 9., wenn ich korrekt informiert bin.


    Seine erste Mahleraufnahme war die der 5. in 1973 -als Karajan fast jugendliche 65 Lenze zählte...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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